Perry Rhodan Neo - Was ist das denn jetzt genau?

[hosch]

Hallo Leute,
bin neu hier und will doch auch mal meinen Senf dazu abgeben.

Als erstes zur Info:
Habe bis Silberband 118 alle Bände (manche schon 2 oder 3mal) gelesen.
Habe mir vor meinem grade beendeten Urlaub die NEO Bände bis zur Nummer 33 als ebup besorgt. und bin jetzt grad mit der 32 fertig. Muß sagen das ich diese Neue Serie gar nicht so schlecht finde.......ist halt mal was anderes......und da ich für ein Buch so max. 2-3 Tage benötige kann mann auch eins welches nicht so spannend geschrieben ist schnell durch den nächsten Band ersetzen.

Ich find es ganz entspannen das hier alles mal etwas anders aufgezogen wird......bis jetzt macht es mir noch Spaß die neue Version zu lesen

[Sternengucker]

Ich kann nicht verstehen dass hier gleich wieder so ein Schwarz-Weiss-Denken einsetzt... NEO entweder gut oder schlecht finden ist doch nicht der Weisheit letzter Schluss. Nach 30 Bänden die ich zur Zeit kenne gab es gute Dinge und schlechte Dinge, letztlich ist es auch nur eine Scifi Serie wie viele andere auch, dieser legendäre Ruf wie ihn die PR Mutterserie nach fünf Jahrzehnten innehat fehlt hier naturgemäß vollkommen und dürfte bei so einem Produkt (zeitgeistgemäß, popkulturtechnisch durchgestylt, sehr nahe an den Urhandlungen angelehnt) auch nicht unverhofft entstehen wenn man nur lange genug wartet. Aber es ist auch nicht prinzipiell unlesbar nur weil hier ein Sakrileg begangen wurde, sich am PR Urstoff "zu vergreifen".

Wie oft wurde schon bemäkelt dass PR in Form der Silberbände nicht mehr besonders zeitgemäß und schon spürbar altbacken ist. Vom ganzen Aufbau, den Charakteren, der Atmosphäre die mitschwingt (besonders Militarismus, Sexismus und ähnliches nicht mehr PC gesehenes wie die Raucherei) her lockt man damit nicht mehr unbedingt die Massen hinter dem Ofen hervor. Ein Angebot für diejenigen zu starten die sich daher schon länger einen "modernen" Perry wünschen muss doch für einen Verlag erlaubt sein, zumal es ja nicht einmal auf Kosten der Originalserie geht, die immer noch weiterveröffentlicht wird.

NEO hat meiner Meinung nach dabei auch viel richtig gemacht und einen guten Mittelweg zwischen sklavischem Festhalten an alten Abläufen, Charakterisierungen und Details und dem vollkommenen Umkrempeln und Neuerfinden der Serie gefunden. Dazu sind die meisten Romane in sich auch noch ziemlich gut geschrieben.
Leider sind sie als Serie ein ziemliches Sammelsurium katastrophaler Kreuz und Quersprünge sehr zerrissen wirkender Handlungsfäden. Das nenne ich einfach mal das "Tolkien-Syndrom", weil es mich stark an den fünften und sechsten Teil vom herr der Ringe erinnert die ebenfalls hübsch nach Handlungsebene sortiert und dadurch grausam zu lesen waren... sooo viel, sooo lange immer an einem Ort, wo das gerade spannende unter Garantie anderswo stattfand, was aber nur im anderen Buch zu stehen kam... Die Filme mit dem gleichmässigeren Mix aller Ebenen waren wesentlich harmonischer vom ganzen Aufbau her. Das hätte ich mir bei Episoden wie dem Zeitreise-Weltenhoppsen oder jetzt gerade (für mich) bei Manoli auf Topsid doch stark gewünscht. Im Zeitalter der Email-Abstimmung zwischen Autoren sollte das doch kein Problem mehr sein und eine gewisse Handlungsfreiheit in Sachen Hauptfiguren hat man dank Mutantencorps und vieler Menschen an Bord eines Raumschiffes ja schon.

Aber genug davon, auch sonst hat man leider jede Menge Sünden der Mutterserie übernommen. Also der aktuellen 2600er nicht der ursprünglichen Hefte die man hier zu rebooten versucht... Die Autoren haben weder Interesse noch Talent daran/dafür Technik zu beschreiben sondern schreiben lieber Social fiction, Gore, Horror und Fantasy. Aus-nahms-los. Wie sowas in einer Scifi Serie passieren konnte, die sich selbst seit ewigen Zeiten "die größte der Welt" nennt ist mir seit langem ein Rätsel. Den einzigen Technoautoren der noch was in Richtung Hard SF gemacht hat haben die Fanreaktionen dafür dann schnell vergrault so das Castor heute nur noch Datenblätter und Kommentare füllt.... die dann in Report und am Ende des Heftes die Erstauflage technisch zumindest mit einem Feigenblatt von technologischer Durchdachtheit versehen. In Neo hat man keine solchen Hilfsmittel, hier müsste der Roman selbst alles nötige vermitteln und da dräut dann nur das große Menetekel... gewogen und für zu leicht befunden.
Außerdem sind die Romane auf frustrierende Weise "in sich abgeschlossen". Das erinnert an schlimmste Sitcom Zeiten als die Maxime "nach der Folge muss alles wieder sein wie vor der Folge" noch als oberste Regel galt und sklavisch eingehalten wurde... das meiste was ein wenig Ähnlichkeit mit Fortschritt oder positiver Entwicklung hat wird zudem gleich im Namen der allmächtigen Dystopie abgeschossen, zerstört, vernichtet, kaputt geschrieben oder weggenommen... Es ist zum Haare raufen. Wie viele Schiffe sind jetzt schon verloren gegangen? Wieviel der Beutetechnik hat bereits versagt oder ist als defekt nie eingesetzt worden? Stattdessen wird mit großem Tamtam und uinglaubwürdigem Aufwand ein Raumfahrstuhl eröffnet, noch dazu in der Wüste Gobi, ein paar tausend km vom Äquator (wo eine geostationäre Umlaufbahn +ber einem fest am boden verankerten Punkt WEIT einfacher aufrecht zu erhalten ist wie mitten in China!) entfernt?

Die letzte Sünde ist dann das kontrazyklische Spannungsbild. Am Anfang wenn sie noch viel Zeit, Raum und Seiten über haben gehen die Autoren, bzw das Team verschwenderisch damit um und zeigen viele nicht direkt verbundene Ebenen, führen Völker der Woche wie die Mehandor ein oder vergeuden auch einmal 100 Seiten eines Romans für einen Unfall auf dem Weg nach Arkon... dafür sind die letzten 2, 3 Bände jedes Pulks (8, 8, 8, 12, wie viel das nach 37 haben soll weiss ich leider nicht mehr) dann vollgestopft mit der eigentlichen Handlungsentwicklung und auch darunter leidet ein Roman, wenn das ganze Timing so stark der Erzählmenge unterworfen werden muss. In der Hauptserie haben wir das gleiche Phänomen in dieser extremen Form seit ca Heft 2000 ebenso. und EIGENTLICh wurde uns versprochen dass es die letzten zwei Zyklen schon nicht mehr vorkommen sollte. Hat ja großartig geklappt wenn es jetzt nicht nur in PR sondern auch in PR NEO passiert.

Das genau ist es was ich mit: kein Schwarz oder Weiss meine! Ich mag fast alle Einzelromane, hasse aber fast alle Storybögen und "Zyklen" in der jetzigen Form. Vom individuellen Stil her sind die Romane fast fehlerfrei, aber als Team arbeiten sie einfach nicht gut genug zusammen um einen überzeugenden und glatt durchzulesenden Zyklus als Endprodukt abzuliefern. Und wer "harte" Science Fiction von der größten SF Serie der Welt erhofft oder erwartet kann sie meistens mit der Lupe suchen, da ist der Schwerpunkt heute so weit von entfernt wie zu den Spitzenzeiten von WiVo mit Vironauten und ähnlichen Visionen... Vielleicht sollte man einmal überdenken dass Voltz damals schon überzeugt war PR hätte sich mit Band 1500 auserzählt und selbst überlebt.... Auf die heutige Lage umgelegt ergibt das schon Zweifel wie es bei Band 3000 oder eben NEO 100 aussehen wird.

Allerdings muss ich dann doch noch EIN Lob loswerden. Die NEO Serie neben ihrer Funktion als Köder für heutige Multimedia verwöhnte Konsuimenten zu benutzen auch noch zum Testbett für neue Autoren zu nehmen war eine gute Idee. Es haut einen zwar nicht jeder Erstlingsroman vom Hocker, aber in einer Umgebung wie NEO stört das dann doch deutlich weniger als in der Hauptserie Zumal hier der Einstieg aufgrund des nochj überschaubaren Hintergrundes deutlich einfacher sein dürfte.

[[OTG]Guy de Lusignan]

Was mir an NEO gefällt, istdie simple Tatsache, dass man sich dort näher mit der Kultur der Völker beschäftigt. Die Fantan wurden hier nicht einfach weggepustet, weil Crest Panik schiebt(Hallo Kalter Krieg) sondern als Volk mit einem etwas kuriosem Hobby dargestellt. Eher was zum lachen^^.
Auch die Darstellung der Topsider und gewisser moralischer Konflikte(soziale Weisungen)sind interessant. In NEO bekamen die einer wunderbar vielschichtige Kultur.Ade tumbe, agressive Echsen, hallo fremdartige und bunte Hochkultur. Daumen hoch!

Mit NEO wird jetzt eine Epoche in PR neu aufgelegt, die aufgrund des Hintergrundes des Kalten Krieges von Fremdenfeindlichkeit und Hass bestimmt war, neu aufgelegt und für heutige neue Leser interessant gemacht.

Ich habe also die Hoffnung wieder ausgegraben^^

Die Dialoge sind angenehmer, die Figruen "normal". Werde ich weiter lesen(neben den Silberbänden und der 1. Auflage)