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4. Staffel mit deutscher Synchro

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    4. Staffel mit deutscher Synchro

    Seit ein paar Wochen gibt es eine BluRay-Box zu kaufen, die erstmals auch die 4. Staffel in einer auf deutsch synchronisierten Version enthält. Das ist eine ziemliche Überraschung, die für mich beinahe einem Wunder gleich kommt, denn damit hätte ich 20 Jahre nach dem Ersterscheinen der 4. Staffel wirklich nicht mehr gerechnet.

    Aber es ist nicht das erste Wunder in Bezug auf Farscape, das seit der Absetzung dazu geführt hat, dass nicht nur die Story der Serie abgeschlossen werden konnte, sondern nun auch vollständig in deutscher Sprache erzählt wird. Mittlerweile habe ich mir die 4. Staffel auch auf deutsch reingezogen und dabei festgestellt, dass mir tatsächlich einige Aspekte und Gedankengänge in mancher Folge auf englisch immer entgangen waren und ich nun mein Verständnis von Teilen der Handlung nochmal mehr vervollständigen konnte.

    Allerdings hat die Sache auch eine Schattenseite: Außer Crichton hat keine einzige Hauptfigur oder wiederkehrende Nebenfigur mehr ihren Originalsprecher. Die neuen Sprecher sind mal mehr, mal weniger nahe am Original. Dass man immerhin Crichtons alten Sprecher zurückholen konnte, macht aber nach meinem Empfinden locker 50% des Kuchens aus, denn Crichton trägt die Serie nun mal erheblich und Dennis Schmidt-Foß überträgt Crichtons verrücktes Geplärr auch 20 Jahre später mit dem gewohnten Enthusiasmus in die deutsche Sprache.

    Von den anderen Sprechern konnte ich mich am schnellsten mit denen von D’Argo, Chiana und Rygel anfreunden, weil die auch stimmlich am nächsten an ihren Vorgängern dran sind. Bei ihnen konnte ich wirklich nach einer Weile das Gefühl, die falsche Stimme zu hören, abschalten. Am gewöhnungsbedürftigsten fand ich die neuen Stimmen von Aeryn, Scorpius und Pilot. Bei Aeryn finde ich allerdings, dass die neue Sprecherin nach ein, zwei Folgen Anlaufschwierigkeiten einen hervorragenden Job macht und Aeryns gesamtes Gefühlsspektrum sehr gut wiedergibt, viel besser sogar als die alte Sprecherin. Es ist halt trotzdem ungewohnt.

    Der neue Sprecher von Scorpius ist immerhin eine klare Verbesserung zu dem aus Peacekeeper Wars, aber der ursprüngliche Sprecher Klaus Jepsen war halt so genial in der Rolle und hat meiner Ansicht nach einen noch ikonischeren Scorpius geschaffen als Wayne Pygram, deswegen war es nahezu unmöglich da ranzukommen. Lediglich die Sprecherauswahl bei Pilot kann ich gar nicht nachvollziehen.

    Noranti und Sikozu kann man im Prinzip als neue Hauptfiguren der 4. Staffel ansehen, wobei beide in Peacekeeper Wars schon deutsche Stimmen hatten und Noranti auch in der letzten Folge der 3. Staffel. Aber beide hatten nicht so viele Auftritte, dass sich die ursprünglichen Sprecherinnen im Gedächtnis festgesetzt hätten, sodass der Wechsel nicht so viel ausmacht. Und im Falle von Sikuzo fand ich die Sprecherin in Peacekeeper Wars ohnehin unpassend, was aber eigentlich für Sikozus gesamte Rolle in der Miniserie gilt. Und zum Glück hat man darauf verzichtet, die seltsame deutsche Aussprache ihres Namens aus Peacekeeper Wars zu übernehmen, und stattdessen die englische verwendet. Beide neuen Sprecherinnen brauchen etwas, um in ihre Rollen reinzukommen, sind dann aber echt in Ordnung.

    Überhaupt gilt eigentlich für alle neuen Sprecher: Es ist deutlich zu erkennen, dass es etwa drei Folgen dauert, bis alle ihre Rollen richtig verinnerlicht haben. Dummerweise macht das den Genuss der ersten drei Folgen am schwierigsten, wo man ohnehin schon selbst Probleme hat sich umzugewöhnen.

    Mit der Qualität der Übersetzung bin ich auch nicht so ganz zufrieden. Sie ist nach meinem Empfinden fehlerhafter als in den ersten drei Staffeln – wobei das auch meine subjektive Wahrnehmung sein kann. Dazu ist der Einwand sicherlich berechtigt, dass es eine extrem herausfordernde Aufgabe sein muss, wenn man bisher nichts mit Farscape zu tun hatte und auf den fahrenden Zug in diese völlig durchgeknallte und eigenwillige Serie einsteigen und eine Übersetzung der nochmal erheblich durchgeknallteren 4. Staffel erstellen muss. Das ist aber das Seltsame: Die meisten Fehler haben damit gar nichts zu tun. Tatsächlich beweist die Übersetzung sogar ein sehr, sehr gutes Storyverständnis und eine überwiegend sehr große Kontinuität mit der Übersetzung der ersten drei Staffeln. Die meisten Fehler sind stattdessen rein sprachlicher Natur.

    Der wahrscheinlich schlimmste weil sinnentstellendste Übersetzungsfehler findet sich am Anfang von 4.13 Terra Firma:

    Englisch:
    Sikozu: Do you think they pose us a threat?
    Crichton: No, it’s the other way around.

    Deutsch:
    Sikzuo: Denkst du, wir sind eine Bedrohung für sie?
    Crichton: Nein, es ist leider genau andersrum.

    Auch die Regie hat leider nicht sorgfältig genug gearbeitet. Es gibt zu viele Unterschiede in der Aussprache von Namen und Farscape-Begriffen zwischen den verschiedenen Sprechern. Manche sprechen „Pilot“, wenn es der Rufname des Moya-Piloten ist, deutsch aus und manche englisch. Bei Aeryns Nachnamen ist es ähnlich. Chiana wird meistens Kiana ausgesprochen wie in der ursprünglichen Synchro, aber hin und wieder auch Tschiana. Man konnte sich auch nicht auf eine einheitliche Aussprache von „Leviathan“ einigen. Auch sonst hat man nicht immer darauf geachtet, dass die Sprecher ihre Texte auch korrekt wiedergeben. Beispielsweise sagt Pilot an einer Stelle „neutraler Cluster“ statt „neuraler Cluster“, was offenbar niemandem aufgefallen ist.

    Ich weiß noch nicht, in welcher Version ich die 4. Staffel künftig schauen werde. Die eigene Muttersprache ist zwar immer komfortabler, aber ich habe doch etwas zu viel an der Synchro auszusetzen. Immerhin gibt es jetzt zumindest die deutsche Version, was endlich auch eine Ausstrahlung im Free-TV möglich machen würde. Ob das auch passieren wird, ist eine andere Frage, denn selbst Tele5 hat Farscape seit 2018 nicht mehr gezeigt. Andererseits hat Farscape seine Hartnäckigkeit gegen jede Wahrscheinlichkeit jetzt oft genug bewiesen.
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