Da mag ich vielleicht etwas falsch sozialisiert sein, aber ein Gespräch über Filme komplett ohne Wertung kann ich mir so gar nicht vorstellen.
Danach müsste man sich aber davon versuchen lösen zu können, gerade wenn man dann eben in die Analyse gehen will. Viele Aussagen erwecken hier im Forum den Eindruck, als ob irgendwie der tatsächliche Wert eines Films bestimmt werden soll mit absoluten Wahrheitsanspruch und eben kein persönlicher Eindruck mehr wiedergegeben werden soll. Da wird es dann meistens kurios. Entweder ist dann oft kein Hintergrundwissen oder Verständnis für die Besonderheiten der Entstehungsprozess von Medienprodukten vorhanden oder es werden einfach nur Antipathien bedient und auf falsche Wahrnehmungen und falsche Beobachtungen zurückgegriffen. Außerdem werden Zusammenhänge verdreht und sich dann darauf versteift, wiederholt und dann sieht man wie dieser Mist immer wieder von anderen aufgegriffen und wiederholt wird.
Es gibt genügend Leute im Internet, die das hinbekommen und sich nicht auf die Bewertung versteifen. In Foren leider eher nicht, weswegen ich dann auch überlege, ob ich nicht lieber das Medium wechsele.
Ich übertreibe hier natürlich in meinen Formulierungen, aber in meiner Beobachtung nimmt dieses Bewerten (und damit meistens primär die Suche nach dem Haar in der Suppe) überhand. Vor allem habe ich das Gefühl, dass es immer nur darum geht zu beweisen, dass etwas schlecht ist und das entspricht nicht meinen Verständnis von Filmgesprächen.
irony hat z. B. einen weiteren wichtigen Punkt genannt: Gerade in den ersten zwei Staffeln bietet nBSG häufig eine andere (inhaltliche) Mischung als später. Durch den Wegfall von Elementen, die einen besser gefallen und die Fokussierung der Autoren auf andere Dinge, die man nicht so spannend fand, kann sich die Bewertung dann doch auch sehr schnell ändern und der Rat "Dann schau dir die Serie erst gar nicht an" kommt dann meist zu spät.
Das ist in meinen Augen eine natürliche Evolotion welche Serien automatisch durchlaufen und je länger Serien gehen, desto häufiger passieren diese Neuausrichtungen. Deshalb führen meiner Meinung nach auch Serienfinals auch häufig zu Irritationen oder es werden Serienhälften als besser oder schlechter empfunden. Das liegt doch häufig nur daran, dass sich Bedingungen bei der Produktion geändert haben, Autoren wollen Stagnation verhindern und den Zuschauer bei der Stange halten und nehmen im Verlauf der Serie Anpassungen am Serienkonzept vor um sich nicht ständig zu wiederholen.
Wenn man sich das bewusst macht, dann kommt man vielleicht auch besser damit klar, wenn man eine Serie in Gänze versucht zu betrachten. Serien sind selten eine Einheit, sondern bestehen aus vielen Fragmenten welche durch ein narratives Grundgerüst mal mehr und mal weniger stark zusammengehalten werden. Wer sich das bewusst macht, der versteht vielleicht auch eher, warum Serien nachher so aussehen wie sie aussehen und dann kann man auch die tatsächliche Arbeit der Leute hinter den Kulissen besser einschätzen oder eben auch besser zu schätzen wissen. Dann braucht man auch nicht gleich so emotional reagieren und kann dann auch vielleicht eher akzeptieren, dass Serien diese Phasen haben müssen und es einfach unwahrscheinlich ist, dass dir als Zuschauer alle Phasen einer Serie gleich gut gefallen können.
Dann wird vielleicht auch klar, warum der "3000 Minuten Film" stehts nur ein Mythos sein kann. Diese Bezeichnung wird wohl nur verwendet, wenn Laien ein solches Serienkonzept grob beschreiben wollen. Das lässt aber keinerlei Rückschlüsse darüber zu, wie die Serie strukturell aufgebaut ist
Ich kann die Vorwürfe verstehen, wenn jemand falsche Erwartungen weckt. Wie du dich vielleicht erinnerst hatte ich damals bei Inception ja auch das Problem, dass der Hype der Fans und das Endprodukt in meinen Augen nicht viel miteinander gemein hatten. Ich habe hier dann auch vehement schlecht über den Film geschrieben, weil er in meinen Augen nicht das hatte was mir versprochen wurde. Heute denke ich auch anders darüber, weil ich den Hype vom tatsächlichen Endprodukt trenne. Der Film muss sich nicht mehr mit dem Hype messen lassen und ich kann den einfach mal nüchtern betrachten und dann stelle ich fest, dass es verschiedene Blickwinkel gibt unter denen viele der unterschiedlichen, sich teilweise ausschließenden Betrachtungsweisen Ich habe damals versucht dich und die anderen von der Schlechtigkeit von "Die Heilerin" bei Babylon 5 zu überzeugen, was einfach in der Art und Weise schwachsinnig von mir war, weil ich nicht nur meine Betrachtungsweise dargestellt habe, sondern diese durchboxen wollte. Das habe ich bis heute nicht vergessen.
Das einzige wirklich Spezielle, was dann noch bei nBSG hinzukommt, ist, dass ich persönlich (und vielleicht ging es anderen auch so) lange Zeit nicht ganz genau einschätzen konnte, was die Autoren da wollten - sowohl inhaltlich als auch erzähltechnisch. In meinen Reviews hier kannst du nachlesen, wie mich gerade in den ersten Folgen immer wieder kleine Szenen irritieren und ärgern, die absolut und definitiv nichts mit der Folgenhandlung zu tun haben, sondern losgelöst von der Episode anscheinend etwas "folgenübergreifendes" erzählen oder einfach nur Charakterszenen sind.
Die Botschaft dieser Szenen ist klar: Man will da ein paar Gleichzeitigkeiten zeigen, die das ganze wie auch immer geartet "realistischer" machen sollen. Dass die Folgenhandlung da ist, bedeutet nicht, dass alles interessante, was gerade passiert, auch mit ihr zu tun hat, vielleicht mit der Begründung "... denn im echten Leben überschattet das Problem des Tages auch nicht alle anderen". Es gibt also immer wieder Szenen, in denen man die kausale Ordnung der Episodenhandlung verlässt, durchbricht und weder inhaltlichen noch räumlichen Bezug herstellt. Dass gewisse Szenen gezeigt wurden, hing oftmals wohl nur mit dem Rest so zusammen, dass es eben "gleichzeitig" geschah.
Die Botschaft dieser Szenen ist klar: Man will da ein paar Gleichzeitigkeiten zeigen, die das ganze wie auch immer geartet "realistischer" machen sollen. Dass die Folgenhandlung da ist, bedeutet nicht, dass alles interessante, was gerade passiert, auch mit ihr zu tun hat, vielleicht mit der Begründung "... denn im echten Leben überschattet das Problem des Tages auch nicht alle anderen". Es gibt also immer wieder Szenen, in denen man die kausale Ordnung der Episodenhandlung verlässt, durchbricht und weder inhaltlichen noch räumlichen Bezug herstellt. Dass gewisse Szenen gezeigt wurden, hing oftmals wohl nur mit dem Rest so zusammen, dass es eben "gleichzeitig" geschah.
So etwas ist schön und gut, aber gleichzeitig achtet man irgendwie doch darauf, dass die Folgen ihren eigenen Bogen haben. Es gibt immer wieder Szenen, die diesen Bogen komplett ignorieren, und doch ist er da. Hier fragte ich mich manchmal schon fast, ob nBSG nicht so eine Art missglücktes Serial ist. Und als dann in Staffel 3 genau die entgegengesetzte Richtung anderer Serien gesetzt wurde, von der Serienhandlung hin zu einer Einzelepisodenhandlung, war ich dann auch wieder irritiert: Da durchbricht man zwei Staffeln lang - manchmal geschickter, manchmal sehr ungeschickt - immer wieder die Einzelfolgenstruktur, um dann in Staffel 3 beste "90er-Folgen" zu präsentieren.
Dabei gibt es dann aber immer wieder Situationen, wo man die Auslassung als zu groß empfinden kann. Klar, das SG1-Beispiel in "200" war übertrieben. SG1 muss zum Tor, tausende Feinde dazwischen, Replikatoren, Goa'Uld... in der nächsten Szene kommen sie einfach auf die Erde und es heißt "Schluckt das mal". Da würde ich mir dann auch Ver***** vorkommen, da man hier dann wohl merkt, dass die Autoren selbst keine Ahnung haben, wie sie an diesem Punkt weiterkommen wollten.
Klar, solche Stilmittel funktionieren mal und mal wieder nicht. Aber es ist auch ein wenig der Rahmen, der zählt. Ein Schwarzenegger-Film ist da noch ein anderer Rahmen als der "Pseudo-Realismus" (in Ermangelung eines besseren Wortes) von nBSG, und die Folge "200", wo der entsprechende Drehbuchentwurf als Witz fungiert, ist ein anderer Rahmen als eine Cliffhangerauflösung in SGU, wo so etwas dann leider kein Witz mehr war.
Das kann man dann gut oder schlecht finden, aber Autoren daraus einen Strick drehen zu wollen ist einfach falsch oder zumindest völlig unnötig. Wenn du feststellst, dass ein Stilmittel aus deiner Sicht in der Situation für dich aus dem und dem Grund nicht funktioniert, dann ist das ja OK. Aber das ist einfach relativ, da es da einfach keine Faustregeln dafür gibt, ab wann ein Stilmittel funktioniert oder nicht. Und die Szene um die es hier geht würde natürlich auch besser funktionieren und weniger Raum für Fehlinterpreationen geben, wenn entsprechend im Dialog deutlicher dem entgegen gearbeitet worden wäre.
So jetzt habe ich keine Lust mehr, ich haue das jetzt raus und dann ist das erst mal gut hier für mich.
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