Zitat von Logan5
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Darüber hinaus hat aber auch TNG einige Momente, in denen die Lösungen längst nicht so eindeutig sind, wie es gerne dargestellt wird. In Episoden wie etwa "Die Seuche" , "Die Überlebenden von Rana 4", "Auf schmalem Grat", "Yuta, die letzte ihres Clans" , "Die Verfemten", "Die alte Enterprise", "Der Sammler", "Das Recht auf Leben", "Das missglückte Maneuver", "Das Schiff in der Flasche", "Am Ende der Reise" etc. haben die vermeintlich sauberen Lösungen dennoch den einen oder anderen bitteren Beigeschmack, der die Frage erlaubt, ob die getroffene Entscheidung tatsächlich die einzig richtige war. Ich verwehre mich schon ein bisschen dagegen, dass TNG dermaßen simpel gestrickt gewesen wäre. Da gab es schon oft genug mehr als eine Dimension.
Wie gesagt bin ich auch großer Fan von Serien wie Babylon 5, Earth 2 oder Lost, die auch nicht immer saubere Lösungen anbieten. Dass Sheridan die von den Schatten manipulierten Telepathen gegen die Erdschiffe einsetzt ist durchaus fragwürdig und auch Garibaldi stellt Sheridans Verhalten in der 4. Staffel oft in Frage. Franklin ist zeitweise drogenabhängig usw.. In Earth2 gibt es eine Folge, in der ein Grendler erschossen und später von seinen Mördern aufgefressen wird, damit sie überleben können, was schwere ethische Fragen aufwirft. In Lost haben wir es bei Sajid mit einem Folterexperten zu tun, Kate und Sawyer sind Killer usw. - ich meine, die Serie hat ihren Titel nicht allein wegen des Inselabsturtzes.
Das fand ich alles sehr interessant, mitreißend, spannend, tiefgründig, differenziert und es war ebenso uneindeutig. Trotzdem ist es mir bei nBSG einfach zu viel des Guten, denn da habe ich das Gefühl, dass man bei aller Konzentration auf negative Seiten die positiven zu stark vernachlässigt, sodass ich die Figuren eher unsympathisch finde. Da ist es für mich dann tatsächlich zu düster und eben auch langweilig.
Aber das ist auch nur mein Eindruck. Mir ist durchaus bewußt, dass LOST von sehr vielen als eine Perle der TV-Unterhaltung ansehen. Ich sehe das überhaupt nicht mehr und ich war am Anfang echt begeistert von der Serie. Was jetzt nicht heißt das LOST nichts zu bieten hat. Ich denke da kann man auch eine Menge reininterpretieren nur interessiert mich das einfach nicht und bewerte das Ganze dann entsprechend negativ. Ich denke das ist bei dir und nBSG ähnlich.
Was eine gute Serie ausmacht ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und persönlicher Präferenzen. Aus diesem Grund gibt es in diesem Forum diese ständig gleichablaufenden Vergleichsthreads die eigentlich überhaupt nichts bringen.
Das will ich auch gar nicht abstreiten, aber wie gesagt, auch Babylon 5 hatte diese Komplexität und auch bei Lost ist das der Fall. Trotzdem kann ich damit mehr anfangen als mit nBSG. Es liegt bei mir also wirklich nicht daran, dass ich mit komplexeren Strukturen überfordert wäre und auch düster darf es sein. Ich stehe beispielsweise auch sehr auf die Hörspielserie "Gabriel Burns", die überaus komplex und ziemlich finster ist. nBSG spricht mich in seiner Gesamtheit einfach nicht an. Deshalb langweilt es mich.
Natürlich wird da einiges verfremdet, aber gerade auch die bereits diskutierte Nähe zur Gegenwartsrealität verbietet in meinen Augen eine Interpretation, die allzu allgemein gehalten wäre.
Dass es hier sehr deutlich um die USA und terroristische Aktivitäten islamistischer Prägung geht, liegt meines Erachtens auf der Hand. Andernfalls wäre die Verfremdung wesentlich stärker - wie es im alten BSG schließlich auch der Fall war - und würde auf größere Distanz zum deutlich Erkennbaren gehen.
Auch dass es jetzt nicht mehr um offensichtlich als Roboter zu erkennende Gegner geht legt eine personenbezogenere und weniger ideologiebezogene Interpretation nahe. Dazu kommt dann noch die religiosität der Cylonen. Gerade deshalb finde ich die Babyszene eben doppelt geschmacklos. In einer solchen Darstellung islamistischen Terrors liegt in meinen Augen eine gewisse Rechtfertigung für die Kriege in Afghanistan und im Irak. Das ist mir etwas zu propagandistisch, auch wenn es sich später wohl dann doch noch etwas differenzierter darstellt.
Natürlich sind die Cylons am Anfang erstmal die "Bösen". Die ganze Geschichte wird aus Sicht der Colonials erzählt und ich glaube es kann jeder nachvollziehen warum die Colonials die Cylons erstmal nicht differenziert betrachten wollen. Aber mit dem Helo/Athena Storyarc beginnt schon mit Folge 1 die Aufdröselung dieses in der Miniserie noch eindeutig böses Bildes der Cylons. Das erkennt man nicht sofort, aber diese Linie ist schon von Anfang an vorhanden. Nur traut man Athena als Zuschauer selbst nicht über den Weg.
Das ist gar keine Frage und es ist ja auch nicht die Komplexität der neuen Serie an sich, die mich stört. Zugegeben, ich mag auch die zweifellos einfacher gestrickten Abenteuergeschichten der Originalserie, aber ich hatte für die Neuauflage schon selbst auf eine zeitgemäßere Komplexität gehofft.
Dass man den Figuren und Konflikten untereinander mehr Tiefe geben wollte, weiß ich eigentlich durchaus zu schätzen und auch dass die Cylonen näher beleuchtet werden. Ein handlungsübergreifender Plot ist mittlerweile ohnehin längst Standard und in meinen Augen durchaus zu begrüßen. Nur leider ging das bei nBSG alles in eine Richtung mit der ich wenig anfangen kann.
Und zum anderen Thread, warum z.B. nicht mehr über OldBSG geredet wird: OldBSG ist eine lineare eher episodische Geschichte welche seine Botschaften ziemlich nahe an der Oberfläche ausspricht. Das ist nicht schlecht, es ist aber einfach nur sehr simpel und produziert so auch keine oder kaum Kontroversen oder unterschiedliche Sichtweisen. Ich denke man ist sich, vorausgesetzt man hat sich mit OldBSG auseinandergesetzt, ziemlich schnell einig worum es geht und was damit ausgesagt werden sollte. Das animiert dann auch nicht zu ausschweifenden Diskussionen. nBSG bietet sehr viele unterschiedliche Sichtweisen weil es eben kontroverse Themen anspricht und meistens moralisch nicht eindeutig zu fassen ist.
Eine Modernisierung, wie sie bei STTNG oder bei Doctor Who vorgenommen wurde, hätte ich mir für Galactica gut vorstellen können. Die haben es verstanden, die eigentliche Seele des Ganzen zu bewahren. Bei nBSG ist das eben leider nicht der Fall.
Battlestar Galactica war eine abenteuerlich-phantastische Space Opera für die ganze Familie, in der der es um Freundschaft, Familie, Zusammenhalt und besonders um Hoffnung ging.
Wenn in deinen Kopf nicht hinein geht, wie man das als Etikettenschwindel betrachten kann, weil man mit einem bekannten Namen mehr Zuschauer vor den Bildschirm locken konnte, als wenn man einen völlig unbekannten Titel gewählt hätte, mit dem man an kein bestehendes Franchise anknüpfen konnte, ist das dein Problem, nicht meins.
Ich glaube, dir fehlt es an einem gewissen Respekt gegenüber Leuten, mit denen du diskutierst und das hat nichts mit deinen Ansichten zu tun, sondern mit deiner herablassenden Ausdrucksweise.
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