
Stammt aus dem PN Verkehr.
Zitat von Logan5
Zitat von Larkis
Du hast gesagt das du nicht soviel Symbolik und Aussagen in nBSg findest oder dir nicht vorstellen kannst das da mehr drin ist (sehr verinfacht). Einige haben diese Aussage missverstandeninsofern das du dich nur auf Terrorismus beziehst. Aber allgemein gab es dann eine Aufzählung von Botschaften aus nBSG die so auch als Antwort zu deiner eigentlichen These passen.
Der Punkt ist aber gerade, dass diese Deutung meines Beitrags
Du hast gesagt das du nicht soviel Symbolik und Aussagen in nBSg findest oder dir nicht vorstellen kannst das da mehr drin ist (sehr verinfacht).
Symbole sind das, was in einer Geschichte steckt, aber nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennbar ist. Sie verbergen sich unter der Oberfläche und sind oft unterschiedlich auslegbar.
In der alten Galactica - Serie kann beispielsweise die Suche der Überlebenden nach der Erde und die damit verbundene Hoffnung, dort die Zylonen besiegen zu können als Symbol für die Suche der Menschheit nach einem besseren Lebenszustand gedeutet werden, in dem Dinge wie Krieg (repräsentiert durch die Zylonen), Habgier und Falschheit (repräsentiert durch Baltar) ein für alle mal außen vor gelassen werden können.
Die Erde wird dabei ein Symbol der Hoffnung auf Frieden und Freiheit. Die Crew der Galactica symbolisiert dabei Dinge, die für das Erreichen dieses Ziels von großer Wichtigkeit sind. Gewissermaßen stehen sie alle für das Gegenteil von Krieg, Gewalt, Hass und Zerstörung. Apollo und Starbuck stehen für Freundschaft. Adama, Apollo, Athena, Serina, Boxey und später auch Sheeba stehen für Familienzusammenhalt. Die Art, wie sich Apollo um seinen "Stiefsohn" kümmer repräsentiert Menschlichkeit. Adama ist eine idealisierte Vaterfigur und symbolisiert Weisheit.
Diese Figuren könnten so, wie sie dort dargestellt werden, 1:1 in alten Sagen und Mythen zu finden sein. Das klassische Heldentum und die nicht all zu spezielle Charakterisierung der Figuren, die am Original so oft bemängelt werden, sind vermutlich absichtlich so gesetzt, um genau diese Symbolwirkung zu erzielen.
Ein anderes, wichtiges Element ist zudem die Verfremdung des Alltäglichen.
Damit meine ich, dass man etwas Spezielles - wie in der alten Serie etwa den Kalten Krieg - als Grundlage nimmt, aber über das bewusste "Fremd machen" immer weiter von diesem "speziellen" Konflikt "Kalter Krieg" abweicht. oBSG tut das durch fremd wirkende Kleidung, fremd wirkende Bezeichnungen wie Daggit, Lupos, Zentons, Yahrens oder Felgercarb, weniger vertraut klingende Namen wie Adama, Starbuck oder Cassiopeia uvm.. (auch Aliens und Blechzylonen

Durch diese Abweichungen gelangt man zu allgemeiner gehaltenen, generellen Metaphern - nicht nur über den "Kalten Krieg", sondern weit darüber hinaus auch zu Symbolen über den Wunsch nach dem Ende von Gewalt, Hass und Krieg als solche. Je weiter man sich bei solchen Verfremdungen vom Konkreten entfernt, umso "allgemeiner" und breiter auslegbar wird die enthaltene Symbolik.
Natürlich hat auch nBSG eine symbolisch-metaphorische Ebene und die ist in keiner Weise minderwertig oder anspruchslos. Nur finde ich sie weniger interessant, weil sie durch stärkere Realitätsnähe und weniger Verfremdung auch wesentlich spezieller gedeutet werden muss.
Ausgangslage der neuen Serie ist es in meinen Augen, nicht nur die Terroranschläge (das war das andere Missverständnis), sondern eben den gesamten Komplex, der durch 9/11 ausgelösten Ereignisse zu verarbeiten. Dazu zählen zusätzlich zum Anschlag auf das WTC der anschließende Krieg in Afghanistan und im Irak, abartige Folterlager wie in Guantanamo, die paranoide Angst davor, dass jeder ein "Schläfer" sein könnte, aber auch die Frage nach Menschenrechtsverletzungen in besagtem Zusammenhang und auch die Auseinandersetzung mit Religionsfragen, denn was da zwischen den Amis und den Arabern stattfindet, hat sehr stark religiöse Wurzeln. Es ist u.a. ein Krieg der religiösen Ideologien.
Das alles ist durchaus sehr komplex (was ich der Serie auch niemals abgesprochen habe) und beschäftigt sich recht intensiv mit den gesellschaftlichen und vor allem politischen (worauf ich hingewiesen hatte) Fragen.
Natürlich steckt auch eine ganz eigene Symbolik darin, aber sie beschränkt sich zu großen Teilen auf diesen einen, besonderen Zeitbezug, nämlich auf alles, was sich seit dem WTC-Anschlag zwischen den Amis und ihren islamistischen Feinden zugetragen hat.
Man kann sicher auch noch ein paar Symbole über den Krieg und seine Unmenschlichkeit im Allgemeinen dabei herauslesen, aber dadurch, dass das gesamte Setting unglaublich stark an diesen besonderen Konflikt erinnert und sich die Verfremdungen entsprechend stark in Grenzen halten, bleibt auch die Symbolwirkung diesem Komplex ziemlich verhaftet.
Es geht dort vorwiegend um Krieg und auch um Menschenrechte, auch um die nähere Beleuchtung zweier Gegner und auch um religiöse Ideologien, aber in meinen Augen weniger um so allgemeine, ursprünglich-mythische Dinge wie eine "Hoffnung auf Erlösung" oder die Fragen nach dem "Woher und Wohin" des Menschen etc..
Solche Sachen fielen mir erst in Folgen der dritten und vierten Staffel auf, wo man stärker und vermehrt auf den religiösen Aspekt einging.
Meine Frage (es war vor allem eine Frage und keine konkrete Feststellung), was von nBSG bleibt, wenn das "Terroristenthema" nicht mehr aktuell ist - so wie ja auch der Kalte Krieg heute kein Thema mehr ist - ging also eher dahin, dass ich wissen wollte, welche Themen in nBSG stecken, die die Menschen immer schon interessiert haben und auch immer wieder beschäftigen werden.
Dabei ging es mir gar nicht darum, dass die Frage nach dem Umgang mit künstlichen Intelligenzen irgendwann hochaktuell werden könnte, sondern um essentielle Existenzfragen oder eben auch ethische wie gesellschaftliche Bezüge, die jeder Einzelne auf seine eigene Lebenswelt anwenden kann.
In Star Trek war es z.B. immer ein ausgelebter Humanismus, der allen Folgen mehr oder weniger zu Grunde gelegen hat. Jeder in ST gezeigte Konflikt war ein Symbol für die Hoffnung und den Glauben daran, dass die Menschen ihre negativen Ambitionen irgendwann weitgehend hinter sich lassen und ihre Probleme diplomatisch lösen. Es ging dabei um eine Geisteshaltung der Toleraz und des gegenseitigen Respekts. Darin steckt ein Wunsch, der so alt ist, wie die Menschheit selbst.
Die ST-typischen, kleinen Morality Plays über Themen wie Rassismus, Waffenhandel, Vorurteile etc. werden vielleicht irgendwann weniger aktuell sein, aber dieser Mythos vom humanistischen Utopia und den vielen in der Serie gezeigten Möglichkeiten, sich ihm zu nähern, haben in meinen Augen etwas Langlebiges, das auch in 100 Jahren noch eine gewisse Aktualität besitzt.
Von dieser Warte ausgesehen fand ich nBSG bisher einfach weniger interessant, als andere SF-Serien, von deren symbolischem Unterbau ich mich einfach stärker angesprochen fühle.
Das heißt nicht, dass es in nBSG keinen gäbe oder man dort nichts zu deuten hätte. Das hat man sehr wohl. Nur interessiert mich die dortige Thematik weniger, weil sie sich für mich zu speziell mit dem 9/11 - Komplex (also der gesamten Thematik um Anschläge, Irakkrieg, Folterungen usw.) und dem Thema Krieg/Kriegsethik befasst.
Allgemeiner deutbare Geschichten sind mir da einfach lieber. Die alte Galactica war beispielsweise weniger konkret auf ihr damaliges Zeitgeschehen zugeschnitten und machte damit unterschiedliche Deutungen möglich. So konnte man die Galactica - Crew genauso gut als die braven, idealisierten Amerikaner betrachten, die vor den verteufelten Kommunisten fliehen mussten - also auch ein Kampf der Ideologien. Hier sind - dank der stärkeren Verfremdung - mehrere Deutungen möglich.
Bei nBSG bleibt man mehr auf dem Boden und bleibt auf ein bestimmtes Themenumfeld beschränkt deutbar. Dafür wird dieses Feld bei nBSG wesentlich differenzierter behandelt.
Letztendlich sind das natürlich nur die Eindrücke, die ich aufgrund der gesehenen Folgen und der verfolgten Diskussionen und Berichte über nBSG gesammelt habe und selbstverständlich ziehe ich auch in Erwägung, dass mir da etwas entgangen sein kann. Nur muss man sich da nicht gleich angegriffen fühlen und mit irgendwelchen Anfeindungen beginnen. Dann kann ich nämlich genauso stur sein, wie alle anderen in diesem Forum auch

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