Vielleicht solte der Thread auch heißen: Der zerbrechende Mythos der Serie Babylon 5
Wo fange ich an? Naja, am besten mittendrin:
Als seinerzeitiger TV-Konsument Mitte der goldenen Neunziger Jahre war Babylon 5 für mich mit der dritten Staffel zu Ende. Ja. Zu Ende. Aus und vorbei.
Mit „Z’Ha’dum“ als abschließende Folge.
Mit Sheridans Tod, Garibaldis Verderben und Mollaris androhende Rückkehr nach Centauri Prime.
Mit dem Versagen der Station wie im Staffel 3-Intro ja gesagt wird.
Aus, Ende, Fertig.
Sicher war das ein unbefriedigendes Ende mit vielen offenen Fragen. Aber seinerzeit endeten viele Serien, die ich damals mochte, auf solche Art und Weise: Seaquest DSV (und dann 2030), Earth 2, Space Rangers... es war nicht unnormal, dass eine Serie endete und Fragen und Entwicklungen offen ließ, sondern eher die Regel. Auch Babylon 5 hätte mit dieser dritten Staffel dann so geendet, was ich durchaus akzeptiert habe. Ja, ich hielt Sheridan für endgültig tot, Garibaldi verloren und die Sache um Babylon 5 verloren. Naja, nicht ganz verloren, denn kleine Siege gabs ja trotzdem. Einen Sinn fand ich zudem noch darin, weil wenigstens durch Babylon 4 und die darin einbezogenen Personen von Babylon 5 etwas erreicht wurde. Dennoch hielt ich die Folge Z’ha’dum für den dramatischen Serienendpunkt. Sheridant tot, aber immerhin hinterließ er einen sehr empfindlichen Schlag gegen die übermächtigen Schatten. Die Botschaft: Auch übermächtige Wesen sind angreifbar. Macht was draus. Es war ein akzeptables Ende, wenn auch schwer.
Internet gab es damals noch nicht für den Privatmann. Somit wusste ich auch nichts über einen Typen namens „JMS“, geschweige denn über irgendeinen Storyarc, den er da ausbaldowert hätte. B5 war für mich keine andere Serie als die anderen, naja, nur besser.
Nun ein kurzer Sprung in die Gegenwart:
Mittlerweile scheint Babylon 5 für einige zu einem Mythos aufgestiegen zu sein. Für andere wiederum mitnichten.
Für mich persönlich ist es weiterhin ein Meilenstein in der TV-Unterhaltung, aber das soll hier nebensächlich sein. Denn dennoch (oder gerade deswegen) kann ich die Kritiker nicht weniger verstehen.
Man nehme unseren endar: Ca. 75 % seiner Kritikpunkten muss ich vollkommen zustimmen. Da ist nicht viel dran zu rütteln, wenn man es ganz nüchtern betrachtet. Die anderen 25 % erkenne ich nicht als solche an, aber okay, das sind eben verschiedene Ansichtsweisen.
Ich glaube, der Mythos Babylon 5 wird in Internetforen wie unserem hier zwar auch miterschaffen, aber ebenso schnell und präzise zerstört. Aber das geschieht nicht in erster Linie durch die Kritiker! Und es geschieht wohl auch nicht absichtlich. Aber es geschieht. Erklärung folgt:
Ich wette endar und auch viele andere Neueinsteiger von B5 haben schon massenweise Sachen gelesen wie
- B5 ist die großartigste SciFi-Serie aller Zeiten
- Ein bis ins Detail durchgeplanter Storyarc, der dich vom Hocker reißen wird
- überzeugende Charakterentwicklungen, unerwartete Veränderungen, dramaturgische Brillanz
- Ein Lehrstück über die Menschlichkeit
- Eine Parabel über die Vergöttlichung weiter entwickelter Wesen
- Charaktere mit glaubhafter Vergangenheit und Wirkungsweisen wie man es von Star Trek niemals erwarten könnte
- Ein modernes „Herr der Ringe“ im Weltraum
Sowas und mehr liest man doch überall, wo sich B5-Fans im Netz tummeln. Und klar, es macht andere neugierig. Allerdings kann B5 diese Erwartungen nie und nimmer erfüllen. Nein, kann es nicht. Bei aller Liebe, aber das kann es nicht! Bei mir hat es noch geklappt. Wie gesagt, als damaliger Fernsehkonsument war ich schon überglücklich, als Pro7 verkündete, dass es überhaupt nach der zweiten Staffel neue Folgen geben würde. Ja, schon nach der zweiten Staffel hätte Schluss sein können. Niemand wusste das.
Nichtsdestotrotz war für mich Staffel 3 dann das absolute Ende. Ohne Sheridan und Garibaldi glaubte ich auch nicht an eine sinnvolle Weiterführung. Babylon 5 war eine Dystopie, wie man sie schon früher in Spielfilmen oder auch Serien gesehen hat - und Dystopien haben halt kein Happy-End. Aus basta, B5 abgeschlossen! War grandios, wenn auch erschütternd.
Über die Fortsetzung hatte ich mich natürlich umso mehr gefreut. Aber zurück zum zerstörten Mythos:
Diese oben angeführten Schwelgereien kann keine Serie wirklich erfüllen, auch B5 nicht. Die Erwartungen, mit denen endar und andere an die Serie herangehen, KÖNNEN überhaupt nicht erfüllt werden - und nicht nur weil Geschmäcker verschieden sind. Wenn ich mit solchen mythosbehafteten und fast legendenschweren Erwartungen in eine Serie gehe, stechen 0815-Gegenspieler und Logikschwächen natürlich umso deutlicher heraus. Dementsprechend ist man von B5 enttäuscht.
Ich denke deshalb, man kann B5 nur wirklich dann wirklich genießen, wenn man noch nie von einem „überdimensional angelegten Handlungsbogen“ und der „großen Geschichte“ und so weiter gehört hat, und B5 einfach als Unterhaltung annimmt und es halt mal wohlwollend damit versucht. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt innerhalb der ersten 3 Staffeln eine Ahnung,
- dass es ein vorbestimmtes Ende geben würde
- dass sich die Charaktere einen vorgeplanten Schema fügen würden
- dass der Schattenkrieg tatsächlich ein Ende finden würde
- dass auch auf der Erde alles wieder einigermaßen ins Lot kommen würde.
Wie gesagt, ich erwartete weder ein Happy-End noch überhaupt eine Auflösung aller Dinge. B5 war viel düsterer als mein geliebtes Star Trek um Captain Picard. Deshalb akzeptierte ich dieses ebenso düstere Ende mit Staffel DREI. Dystopien enden nun mal nicht gut.
Wobei der fast noch erschreckendere Bestandteil dieser Dystopie nicht die aufziehende Finsternis durch die Schatten war, nein, beängstigender waren die Entwicklungen auf der Erde; wenn auch für die Station weniger gefährlich. Während Staffel 2 und 3 wusste man immer weniger was auf der Erde vorging, man wusste nur DASS etwas vorging, und dass es nichts Gutes war. Ausläufer erreichten B5 und ließen Böses erahnen. Und das Schlimmste: Da war eigentlich gar kein Feid greifbar! Wen sollte man denn bekämpfen, wenn man wollte? Präsident Clark? Ja, okay. Aber der ist auch nur ein Handlanger dieser Geheimdiensttypen, die Psi-Corpse-Funktionäre und rassenhassenden Vereinigungen, die den Staatsstreich gegen Santiago organisiert haben! Es gab diesen Feind auf der Erde nicht - jedenfalls nicht wirklich personifiziert! Und das machte das ganze so beängstigend. Auch darin sah ich den konsequenten Abschluss in Severed Dreams, nämlich dass sich B5 eben konsequenterweise von der Erde getrennt hat. Eine Rückeroberung erwartete ich nicht. Wie gesagt: Dystopie.
Weiß ich nun aber (wie viele Neukonsumenten dieser Tage) im Vorfeld von einen „gewaltigen Storyarc“, einer „durchgeplanten Supergeschichte“ und so weiter, muss mir auch als Neukonsument im Vorfeld klar sein, dass das ganze irgendwie befriedigend aufgelöst wird. Und wie das halt in Serien so ist: HAPPY aufgelöst wird. Das kann ich erwarten.
Und genau damit geht viel Reiz dieser Serie verloren.
Und umso mehr achte ich beim Konsumieren auf die Dinge, die man bei nüchterner Betrachtung ganz einfach als klare Schwächen der Serie betrachten muss. Und damit meine ich nicht die Effekte.
Was ich damit sagen will: Durch die viele Lobhudelei in Foren zerstört sich Babylon 5 letztendlich selbst. Oder zumindest weckt sie (ich kann es nicht oft genug erwähnen) Erwartungen, die nicht erfüllt werden können. Das Resultat ist ein enttäuschter Konsument. Auch wenn endar - ich hoffe, es ist okay, dich schon wieder als Beispiel zu benennen - es meistens durch die Blume ausdrückt: Er ist ein solcher Konsument, der von der Gesamtheit der Serie enttäuscht wurde. Und derer wird es noch weitere geben, wenn die sich vorab von unerfüllbaren, serienspezifischen Lobeshymnen berieseln lassen.
So, das waren meine Weisheiten als „Allererster“ in Bezug auf zu allererst im Fernsehen gesehen.
Gegenteilige Ansichten sind ausnahmsweise zugelassen.
Wo fange ich an? Naja, am besten mittendrin:
Als seinerzeitiger TV-Konsument Mitte der goldenen Neunziger Jahre war Babylon 5 für mich mit der dritten Staffel zu Ende. Ja. Zu Ende. Aus und vorbei.
Mit „Z’Ha’dum“ als abschließende Folge.
Mit Sheridans Tod, Garibaldis Verderben und Mollaris androhende Rückkehr nach Centauri Prime.
Mit dem Versagen der Station wie im Staffel 3-Intro ja gesagt wird.
Aus, Ende, Fertig.
Sicher war das ein unbefriedigendes Ende mit vielen offenen Fragen. Aber seinerzeit endeten viele Serien, die ich damals mochte, auf solche Art und Weise: Seaquest DSV (und dann 2030), Earth 2, Space Rangers... es war nicht unnormal, dass eine Serie endete und Fragen und Entwicklungen offen ließ, sondern eher die Regel. Auch Babylon 5 hätte mit dieser dritten Staffel dann so geendet, was ich durchaus akzeptiert habe. Ja, ich hielt Sheridan für endgültig tot, Garibaldi verloren und die Sache um Babylon 5 verloren. Naja, nicht ganz verloren, denn kleine Siege gabs ja trotzdem. Einen Sinn fand ich zudem noch darin, weil wenigstens durch Babylon 4 und die darin einbezogenen Personen von Babylon 5 etwas erreicht wurde. Dennoch hielt ich die Folge Z’ha’dum für den dramatischen Serienendpunkt. Sheridant tot, aber immerhin hinterließ er einen sehr empfindlichen Schlag gegen die übermächtigen Schatten. Die Botschaft: Auch übermächtige Wesen sind angreifbar. Macht was draus. Es war ein akzeptables Ende, wenn auch schwer.
Internet gab es damals noch nicht für den Privatmann. Somit wusste ich auch nichts über einen Typen namens „JMS“, geschweige denn über irgendeinen Storyarc, den er da ausbaldowert hätte. B5 war für mich keine andere Serie als die anderen, naja, nur besser.
Nun ein kurzer Sprung in die Gegenwart:
Mittlerweile scheint Babylon 5 für einige zu einem Mythos aufgestiegen zu sein. Für andere wiederum mitnichten.
Für mich persönlich ist es weiterhin ein Meilenstein in der TV-Unterhaltung, aber das soll hier nebensächlich sein. Denn dennoch (oder gerade deswegen) kann ich die Kritiker nicht weniger verstehen.
Man nehme unseren endar: Ca. 75 % seiner Kritikpunkten muss ich vollkommen zustimmen. Da ist nicht viel dran zu rütteln, wenn man es ganz nüchtern betrachtet. Die anderen 25 % erkenne ich nicht als solche an, aber okay, das sind eben verschiedene Ansichtsweisen.
Ich glaube, der Mythos Babylon 5 wird in Internetforen wie unserem hier zwar auch miterschaffen, aber ebenso schnell und präzise zerstört. Aber das geschieht nicht in erster Linie durch die Kritiker! Und es geschieht wohl auch nicht absichtlich. Aber es geschieht. Erklärung folgt:
Ich wette endar und auch viele andere Neueinsteiger von B5 haben schon massenweise Sachen gelesen wie
- B5 ist die großartigste SciFi-Serie aller Zeiten
- Ein bis ins Detail durchgeplanter Storyarc, der dich vom Hocker reißen wird
- überzeugende Charakterentwicklungen, unerwartete Veränderungen, dramaturgische Brillanz
- Ein Lehrstück über die Menschlichkeit
- Eine Parabel über die Vergöttlichung weiter entwickelter Wesen
- Charaktere mit glaubhafter Vergangenheit und Wirkungsweisen wie man es von Star Trek niemals erwarten könnte
- Ein modernes „Herr der Ringe“ im Weltraum
Sowas und mehr liest man doch überall, wo sich B5-Fans im Netz tummeln. Und klar, es macht andere neugierig. Allerdings kann B5 diese Erwartungen nie und nimmer erfüllen. Nein, kann es nicht. Bei aller Liebe, aber das kann es nicht! Bei mir hat es noch geklappt. Wie gesagt, als damaliger Fernsehkonsument war ich schon überglücklich, als Pro7 verkündete, dass es überhaupt nach der zweiten Staffel neue Folgen geben würde. Ja, schon nach der zweiten Staffel hätte Schluss sein können. Niemand wusste das.
Nichtsdestotrotz war für mich Staffel 3 dann das absolute Ende. Ohne Sheridan und Garibaldi glaubte ich auch nicht an eine sinnvolle Weiterführung. Babylon 5 war eine Dystopie, wie man sie schon früher in Spielfilmen oder auch Serien gesehen hat - und Dystopien haben halt kein Happy-End. Aus basta, B5 abgeschlossen! War grandios, wenn auch erschütternd.
Über die Fortsetzung hatte ich mich natürlich umso mehr gefreut. Aber zurück zum zerstörten Mythos:
Diese oben angeführten Schwelgereien kann keine Serie wirklich erfüllen, auch B5 nicht. Die Erwartungen, mit denen endar und andere an die Serie herangehen, KÖNNEN überhaupt nicht erfüllt werden - und nicht nur weil Geschmäcker verschieden sind. Wenn ich mit solchen mythosbehafteten und fast legendenschweren Erwartungen in eine Serie gehe, stechen 0815-Gegenspieler und Logikschwächen natürlich umso deutlicher heraus. Dementsprechend ist man von B5 enttäuscht.
Ich denke deshalb, man kann B5 nur wirklich dann wirklich genießen, wenn man noch nie von einem „überdimensional angelegten Handlungsbogen“ und der „großen Geschichte“ und so weiter gehört hat, und B5 einfach als Unterhaltung annimmt und es halt mal wohlwollend damit versucht. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt innerhalb der ersten 3 Staffeln eine Ahnung,
- dass es ein vorbestimmtes Ende geben würde
- dass sich die Charaktere einen vorgeplanten Schema fügen würden
- dass der Schattenkrieg tatsächlich ein Ende finden würde
- dass auch auf der Erde alles wieder einigermaßen ins Lot kommen würde.
Wie gesagt, ich erwartete weder ein Happy-End noch überhaupt eine Auflösung aller Dinge. B5 war viel düsterer als mein geliebtes Star Trek um Captain Picard. Deshalb akzeptierte ich dieses ebenso düstere Ende mit Staffel DREI. Dystopien enden nun mal nicht gut.
Wobei der fast noch erschreckendere Bestandteil dieser Dystopie nicht die aufziehende Finsternis durch die Schatten war, nein, beängstigender waren die Entwicklungen auf der Erde; wenn auch für die Station weniger gefährlich. Während Staffel 2 und 3 wusste man immer weniger was auf der Erde vorging, man wusste nur DASS etwas vorging, und dass es nichts Gutes war. Ausläufer erreichten B5 und ließen Böses erahnen. Und das Schlimmste: Da war eigentlich gar kein Feid greifbar! Wen sollte man denn bekämpfen, wenn man wollte? Präsident Clark? Ja, okay. Aber der ist auch nur ein Handlanger dieser Geheimdiensttypen, die Psi-Corpse-Funktionäre und rassenhassenden Vereinigungen, die den Staatsstreich gegen Santiago organisiert haben! Es gab diesen Feind auf der Erde nicht - jedenfalls nicht wirklich personifiziert! Und das machte das ganze so beängstigend. Auch darin sah ich den konsequenten Abschluss in Severed Dreams, nämlich dass sich B5 eben konsequenterweise von der Erde getrennt hat. Eine Rückeroberung erwartete ich nicht. Wie gesagt: Dystopie.
Weiß ich nun aber (wie viele Neukonsumenten dieser Tage) im Vorfeld von einen „gewaltigen Storyarc“, einer „durchgeplanten Supergeschichte“ und so weiter, muss mir auch als Neukonsument im Vorfeld klar sein, dass das ganze irgendwie befriedigend aufgelöst wird. Und wie das halt in Serien so ist: HAPPY aufgelöst wird. Das kann ich erwarten.
Und genau damit geht viel Reiz dieser Serie verloren.
Und umso mehr achte ich beim Konsumieren auf die Dinge, die man bei nüchterner Betrachtung ganz einfach als klare Schwächen der Serie betrachten muss. Und damit meine ich nicht die Effekte.
Was ich damit sagen will: Durch die viele Lobhudelei in Foren zerstört sich Babylon 5 letztendlich selbst. Oder zumindest weckt sie (ich kann es nicht oft genug erwähnen) Erwartungen, die nicht erfüllt werden können. Das Resultat ist ein enttäuschter Konsument. Auch wenn endar - ich hoffe, es ist okay, dich schon wieder als Beispiel zu benennen - es meistens durch die Blume ausdrückt: Er ist ein solcher Konsument, der von der Gesamtheit der Serie enttäuscht wurde. Und derer wird es noch weitere geben, wenn die sich vorab von unerfüllbaren, serienspezifischen Lobeshymnen berieseln lassen.
So, das waren meine Weisheiten als „Allererster“ in Bezug auf zu allererst im Fernsehen gesehen.
Gegenteilige Ansichten sind ausnahmsweise zugelassen.
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