Der (zerbrochene?) Mythos Babylon 5

[Lope de Aguirre]

Klar, beides hat eine übergreifende Story aber es gibt einen ganz entscheidenden Unterschied:

Bei Seifenopern (und im Prinzip so gut wie allen anderen TV-Serien auch) gibt es keinen Masterplan. Keiner weiß, wie es ab einem bestimmten Punkt weitergehen soll. Das Szenario und die Charaktere werden umrissen und das war es dann. Der Rest wird quasi "on the fly" weitergestrickt, während die Show schon läuft. Unter anderem ist das der Grund, warum bisher jede Star-Trek-Serie seit TOS so lahmarschig in die Pötte kam und erstmal ziellos herummäanderte, bevor es eine klare Linie gab (nur so als Beispiel).

Bei Babylon 5 hingegen war es von vorneherein klar, was passieren sollte. Die Story war fixiert, es stand fest, dass das Ding 5 Staffeln umfassen sollte. Die Geschichte war fertig, bevor mit dem Drehen angefangen wurde. Sie musste dann nur noch umgesetzt werden.

Nein, nicht wirklich, schau mal hier:
Synopsis of JMS's synopsis of the "original arc for B5" **SPOILERS** - The Trek BBS

[garakvsneelix]

Das ist auch überhaupt nicht nötig, gerade Lost in ein hervorragendes Beispiel dass auch ohne hochpräzisen Masterplan Andeutungen ohne Ende platziert werden können.

Ich bin, was LOST angeht, nicht so der Experte, aber ich dachte schon, dass die Autoren wenigstens ein paar Staffeln vorausplanen oder wenigstens soweit vorausplanen, dass sie die Mysterien, die sie einführen, wenigstens schon erklären können und sich die Erklärung nicht erst hinterher irgendwie einfallen lassen.

Alles andere wäre ehrlich gesagt für mich etwas enttäuschend

[Gast]

Das schon, ja. Völlig planlos macht man heute sicherlich keine Serie mehr (naja, außer Bermaga halt. ), aber dass man alles von vornherein von A bis Z durchgeplant haben muss, um etwa mit B5 vergleichbares zu bekommen, ist einfach ein Käse.

Es reicht schon, wenn man Autoren hat, die einfach mal weiter als drei Folgen im Voraus denken und sich untereinander absprechen können.

[Maritimus]

Das schon, ja. Völlig planlos macht man heute sicherlich keine Serie mehr (naja, außer Bermaga halt. ), aber dass man alles von vornherein von A bis Z durchgeplant haben muss, um etwa mit B5 vergleichbares zu bekommen, ist einfach ein Käse.

Niemand sagt, dass man das muss. Aber es ist sicherlich eine Möglichkeit.
Nur bezweifele ich, dass das jemand in der nächsten Zeit versuchen wird.

[endar]

So beeindruckend ist das Resultat auch nicht. Sicher ist das ganz lustig, wenn dieses Winke Winke an Mr. Morgan von Vir dann tatsächlich zwei Staffeln später in die Tat umgesetzt wird, aber das war es dann auch. Ohnehin neigt das ja alles leicht zur Pathetik und das ist dann eben auch schnell zuviel bzw. zu bedeutungsschwanger. Joss Whedon hat das übrigens auch gemacht, allerdings eher selten und auch nicht fünf Staffeln im voraus.

[Gast]

Niemand sagt, dass man das muss.

Ich habe auch nicht behauptet dass das jemand gesagt hat. Aber Laserfrankie hat gerade das in seinem letzten Post als die dolle, große Stärke von B5 dargestellt, dass es eben im Vornherein geplant war. Aber diese angebliche "Vorteil" ist eben völlig bedeutungslos, weil es anders nunmal genauso gut, wenn nicht besser geht.

Dass ist eine Sache der Leute, die dahinter steckt, und nicht wie viel Konzept man vorher schon hat. Deswegen ist es prinzipiell auch vollkommen unnötig, schon beim Dreh des Pilotfilms en detail zu wissen, was in der letzten Staffel passiert.

[Maritimus]

Ich habe auch nicht behauptet dass das jemand gesagt hat. Aber Laserfrankie hat gerade das in seinem letzten Post als die dolle, große Stärke von B5 dargestellt, dass es eben im Vornherein geplant war. Aber diese angebliche "Vorteil" ist eben völlig bedeutungslos, weil es anders nunmal genauso gut, wenn nicht besser geht.

Dass ist eine Sache der Leute, die dahinter steckt, und nicht wie viel Konzept man vorher schon hat. Deswegen ist es prinzipiell auch vollkommen unnötig, schon beim Dreh des Pilotfilms en detail zu wissen, was in der letzten Staffel passiert.

Richtig. Aber ich finde es schon toll, wenn man schon früh Hinweise kriegt, die man erst später als solche erkennt.

[garakvsneelix]

Was man halt (meiner Meinung nach) auf alle Fälle wissen muss, ist, wohin die Reise ungefähr geht. Wenn man die Propheten einführt, sollte man auch wissen, was man eigentlich aus ihnen machen will. Am blödesten sind halt Hinweise und Andeutungen, hinter denen nichts steckt, weil man als Autor selbst nicht weiß, was man da überhaupt andeutet.

Genau zu wissen, wie oder was für eine Veränderung welcher Charakter durchläuft, ist nicht nötig. Da ich eben DS9 als ein Negativbeispiel genommen habe (Propheten ), hier jetzt noch ein paar Positivbeispiele: O'Brien und Bashir, die Freunde werden; Worf und Jadzia, die heiraten; Kira und Odo, die ein Paar werden... ich glaube nicht, dass das alles so von den Autoren vorgeplant wurde, aber es passte jeweils einfach.

[endar]

Naja, ich finde die Prophetenstory hat man gegen Ende ganz gut hinbekommen. Ganz im Gegenteil: ich bin ganz zufrieden, dass man den ursprünglich geplanten Bajorkram nicht zu sehr in den Vordergrund gestellt hat. DS9 war ja gewissermaßen von der Situation in Jugoslawien bzw. Bosnien-Herzegowina inspiriert.

[Laserfrankie]

Ich finde, es ist nun gut mit diesem Kreuzzug gegen Babylon 5 und dem Stuss vom "geplatzten Mythos". Und um das zu unterstreichen, möchte ich hier mal die Aufmerksamkeit auf ein paar nackte, unverfälschte, repräsentative Zahlen lenken:



Wie man hier in dieser Grafik sieht, ist Babylon 5 keineswegs eine TV-Serie, die irgendwie polarisiert und daher kontrovers diskutiert werden muss. Der Sachverhalt ist vielmehr glasklar: B5 wird von der überwältigenden Mehrheit sehr geschätzt.

Sollte jemand meinen, dass diese Zahlen durch Faneinfluss geschönt seien, hier zum Vergleich die Grafik für DS9 (die ja dann genauso durch Faneinfluss geschönt worden sein müsste):



Jetzt kommt vermutlich die unvermeidliche Frage der Sturköpfe: "Was willst du damit beweisen?"

Die Antwort: Ich will gar nichts beweisen. Ich will im Gegenteil zeigen, dass ich nichts beweisen muss. Und schon gar nicht mich für irgendwas rechtfertigen (was im Übrigen für alle B5-Fans gilt). Wir Fans müssen nicht begründen, warum wir B5 mögen, denn wir wissen, dass 8 von 10 Leuten die Serie ebenfalls super finden.

Meinetwegen können diejenigen, die B5 nicht mögen, ihre Meinung so oft und vehement kund tun, wie sie wollen. Weder wird dadurch die Welt bereichert, noch ändert es etwas an der obigen Grafik. Davon abgesehen ist es mir im Grunde genommen auch sowas von Banane, was diese Leute denken. Bestenfalls bedauere ich sie dafür, dass sie nicht verstehen, was die Mehrheit begeistert. Und dass die deutliche Mehrheit Babylon 5 einfach klasse findet, lässt sich weder wegdisktutieren, noch niederpolemisieren.

Damit wir uns nicht missverstehen: Natürlich kann jeder seine Meinung äußern. Sicherlich kann man auch die Stärken und (vorhandenen) Schwächen der Serie ernsthaft und sachlich diskutieren - aber bitte dann ohne Sarkasmus, Provokation, Zynismus, Polemik, Ignoranz und Voreingenommenheit.

Sicherlich ist es zu einem Großteil auch Geschmackssache - aber darüber braucht man dann nicht zu diskutieren. Da reicht ein einfaches "Ich mag's halt nicht" und gut isses.

Unterm Strich bleibt, dass letzten Endes kein Mangel schwer genug wiegt, um den "Mythos Babylon 5" (nicht meine Wortwahl!) nachhaltig zu entglorifizieren.

Da nützt auch alle Erbsenzählerei nichts.


Gruß,

Frank

[Gast]

[Maritimus]

Nun, ganz Unrecht hat Laserfrankie nicht. Das hatte hier zwischendurch wirklich schon ein bisschen was von einem Kreuzzug.
Ich gönne jedem seine Meinung, aber ich sehe nicht ein, warum man sich für seine eigene rechtfertigen muss. Diskutieren ja, rechtfertigen nein.

[endar]

Als Sozialwissenschaftlicher kann ich sagen, dass die Zahlen bei IMDB nicht repräsentativ sind. Ansonsten sehe ich das so wie SF-Junky.

[Maritimus]

.

Welch schlagfertige Argumente.
Das bietet ja wirklich Ansätze für eine Diskussion.

[endar]

Das wurde doch schon 15 mal durchdiskutiert.