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    #31
    Nicht viele können ihrem Schicksal entrinnen. Londo hat es eben nicht geschafft. Er hat sich nie aktiv dafür eingesetzt, Kaiser zu werden. Macht und Einfluss gewinnen, na klar, das ist normal, das macht jeder anständige Centauri. Und als Patriot macht man dies natürlich alles nur für die grosse Republi. Aber das Oberhaupt der grossen Republik selbst werden? Ne, das war schon immer mit düsteren Vorzeichen beladen. Sei es die vorhergesehene Erwürgung durch G'Kar, das Verdunkeln des Himmels bei der Ankunft der Schatten, oder die brennenden Ruinen der Hauptstadt...

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      #32
      Die Darstellung Londos richtet sich eben nach klassischen Dramen, in denen die Helden ihrem vorherbestimmten Schicksal nicht ausweichen können, weil sie sind wie sie sind.

      Londo ist ein Patriot und in dem Zeitpunkt, in dem er anfing sich den Schatten zuzuwenden war es klar, dass er als Patriot sich auf diese Chance die Centauri Republik wiedererstrahlen zu lassen einlassen musste, weil er war wie er war. Er sah noch nicht voraus wie weitreichend die Konsequenzen sein würden und ließ sich von Eitelkeit und Macht korrumpieren.
      Als er dann im Netz gefangen war konnte er nicht ohne weiteres wieder hinaus ohne Centauri zu schädigen. Ohne zu ahnen, dass er der Republik noch viel mehr schädigen würde wenn er es nicht tat. Als Patriot und Opportunist sah er aber nur die kurze Frist und ergab sich dem scheinbar Notwendigen, weil er war wie er war.
      Der einzige Punkt, an dem er auch zu einem etwas späteren Punkt noch durch sich selbst fast ausgestiegen wäre, wurde durch eine fiese Manipulation, in dem seine einzige Liebe ermordet wurde, im Wissen Morgans wie Londos Charakter ist, zunichte gemacht.

      Londo ist nicht schlecht oder böse, aber weil es seine beste und stärkste Eigenschaft ist nur an die Republik zu denken, wurde er zur Hand des Schlechten.

      Die ganze Geschichte ist eben klassisch aufgezogen, dem Menschen wird nicht ein freier Wille unterstellt sondern der Mensch wird wie in den früheren Tragödien als Produkt und Spielball ihres eigenen Charakters und ihrer Umwelt dargestellt, welches sie am Ende in den Untergang führt, der bereits zu Beginn vorhergesagt wurde, dem man aber über die ganzen Akte hinweg immer wieder mit Hoffnungsschimmern versehen glaubte ausweichen zu können, nur um am Ende doch jede Gegenentwicklung als aussichtslos zu kennzeichnen.

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        #33
        Zitat von newman Beitrag anzeigen
        Die ganze Geschichte ist eben klassisch aufgezogen, dem Menschen wird nicht ein freier Wille unterstellt sondern der Mensch wird wie in den früheren Tragödien als Produkt und Spielball ihres eigenen Charakters und ihrer Umwelt dargestellt, welches sie am Ende in den Untergang führt, der bereits zu Beginn vorhergesagt wurde, dem man aber über die ganzen Akte hinweg immer wieder mit Hoffnungsschimmern versehen glaubte ausweichen zu können, nur um am Ende doch jede Gegenentwicklung als aussichtslos zu kennzeichnen.
        Einspruch! Aber ganz entschieden. Ein Weltbild, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man seinem Schicksal nicht entfliehen kann, nur ein Spielball ist, entspricht in keiner Weise der Serie! Das genaue Gegenteil ist quasi die Grundaussage der Serie schlechthin:
        "Babylon 5 was the last of the Babylon stations. There would never be another. It changed the future and it changed us. It taught us that we have to create the future, because if we don't, others will do it for us. It taught us that we have to care for one another because if we don't, who will? And it showed us that sometimes true strength comes from the most unlikely places. Mostly, though, I think it gave us hope, hope that there can always be new beginnings . . . even for people like us."

        Was Londo selbst angeht:

        Der klassisch tragische Charakter (Ödipus bzw. sein Vater Laios anyone?) versucht eben gerade auf Biegen und Brechen seinem Schicksal zu entgehen, das ihn am Ende dennoch einholt.

        Londo hingegen behauptet von Anfang an, keine Wahl zu haben. Er versucht eben nicht, sich den Gegebenheiten entgegenzustellen, obwohl Vir mehrfach versucht ihn dazu zu bringen. Auch Lady Morellas Warnung dringt lange nicht durch: "There is always choice. We say there is no choice only to comfort ourselves with the decision we have already made."

        Erst als er wirklich keine Wahl mehr hat, wird im klar, daß das alles Augenwischerei war: "When we first met I had no power and all the choices I could ever want. And now I have all the power I could ever want and no choices at all. No choice at all." Meinem Empfinden nach bringt dieser eine Satz Londos tragischen Charakter genau auf den Punkt. Und diese Tragik liegt eben nicht darin, daß sein Schicksal unausweichlich war, sondern darin daß er so viele Gelegenheiten ihm auszuweichen ungenutzt gelassen hat.
        B5-Musikvideo gefällig?
        Oder auch BSG?

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          #34
          Die Szene im Zen-Garten im Pilotfilm sagt klar und deutlich, worum es in der Serie geht: "The power of one mind to change the universe".

          Londos "Schicksal" ist zu 100 Prozent selbstgestrickt. Niemand hat ihn angewiesen, sich mit Morden einzulassen, niemand hat ihn angewiesen, Refa nachzugeben, niemand hat ihn angewiesen, sich nach Adiras Tod ein zweites Mal mit Morden einzulassen. Vir und Morella haben ihm deutlich genug gesagt, dass man immer eine Wahl hat. Dieses ganze "ich bin völlig unwichtig" und "ich habe keine Wahl" - Gerede ging schon im Pilotfilm los und ist genau die Haltung, die ihm zum Verhängnis geworden ist. JMS Einstellung zum Thema "unabänderliches Schicksal, dem man ausgeliefert ist" ist eigentlich aus allen möglichen Quellen zu verifizieren, angefangen von B5 über seinen Comic "Midnight Nation" (die Szene, in der alle möglichen gescheiterten Existenzen berichten, dass sie gescheitert sind, weil sie unwichtig sind und keine Wahl haben, ist eins zu eins das Londo Mollari-Problem), das "Never surrender dreams Projekt" bis hin zum grade aktuellen "Changeling"-Film.

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            #35
            Hey, endlich mal jemand mit ner ähnlichen Sichtweise, ist ja kaum zu fassen. Mir geht/ging dieses Schicksal-Gedöns auch etwas auf die Nerven, auch wenn's zu Fantasy-Geschichten 'türlich irgendwo dazugehören muss. Die von Mayan zitierte "Warnung" hat mich damals an der Stelle darum sehr gefreut. (Bin noch nicht wieder so weit.)
            http://www.youtube.com/watch?v=Yle-vAgTJWQ&NR=1
            Grundeinkommen muss man denken können... http://www.youtube.com/watch?v=rTtVHPKt_Gs
            http://www.youtube.com/watch?v=PO7D7n68CYw ...dann dauert es nicht mehr lang.
            Karotten und Menschenbilder: http://www.youtube.com/watch?v=yufIH32Chu4

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              #36
              Zitat von Reginald Barclay Beitrag anzeigen
              Mir geht/ging dieses Schicksal-Gedöns auch etwas auf die Nerven, auch wenn's zu Fantasy-Geschichten 'türlich irgendwo dazugehören muss.
              Was JMS tut, ist bestimmte entscheidende Dinge, die zu Fantasy-Geschichten nunmal gehören, bewusst auf den Kopf zu stellen. Mir ist das im ganzen Ausmaß eigentlich erst durch die Episodenreviews auf space.com (die ich nur empfehlen kann) so richtig klargeworden.

              Seine Prophezeiungen sind keine Prognosen unvermeidlicher Schicksale, sondern dazu da, aufzuzeigen, was unvermeidlich geschehen wird, wenn niemand seinen Allerwertesten hochkriegt und die Dinge selber in die Hand nimmt. Seine Auserwählten sind nicht wegen irgendwelcher königlicher Geburt oder übernatürlicher Fähigkeiten oder sonst irgendwelcher Faktoren, für die sie nichts können, Auserwählte, sondern sie werden durch Erfahrungen und ihre eigenen Entscheidungen dazu - sie sind diejenigen, die sich entschieden haben, "die Zukunft schaffen" (Entil'Zha = The One who creates the future).

              Seine "Bösen", die in Fantasy-Geschichten für das Schattenselbst stehen, müssen nicht vernichtet oder überwunden werden mit Hilfe "guter" Mentoren, sondern man muss sowohl die Vorlonen als auch die Schatten loswerden. Der Held, der in die Unterwelt reist und dort normalerweise Drachen und Monster bekämpfen muss, bekommt bei JMS dort von einem freundlichen alten Mann Kamillentee serviert, und kommt mit der Erkenntnis zurück, dass die Guten nicht die Guten und die Bösen nicht die Bösen sind.

              Das ganze Ding ist ein einziges Plädoyer, das man sich von Fremdkontrolle jedweder Art freimachen und sein Leben selber in die Hand nehmen soll. Bezeichnend, dass das selbst Londo am Ende, als er eigentlich wirklich "keine Wahl" mehr hatte, mit der Rettung von Sheridan und Delenn noch gelingt.

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                #37
                Hm, danke für dieses erhellende posting. Allerdings scheinen die Vorlonen schon etwas mehr die Ideale unserer modernen Zivilisation zu teilen als auf der anderen Seite die Schatten. (Inwiefern erstere uns nun im Laufe unserer Geschichte stärker haben beeinflussen können, weiß ich selbstverständlich nicht.) Oder zumindest Kosh. Ich persönlich fands jedenfalls ein bisschen traurig, als sich gegen Ende dann auch die Vorlonen als eher zweifelhafte "Verbündete" herausstellten. ^^
                http://www.youtube.com/watch?v=Yle-vAgTJWQ&NR=1
                Grundeinkommen muss man denken können... http://www.youtube.com/watch?v=rTtVHPKt_Gs
                http://www.youtube.com/watch?v=PO7D7n68CYw ...dann dauert es nicht mehr lang.
                Karotten und Menschenbilder: http://www.youtube.com/watch?v=yufIH32Chu4

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                  #38
                  Zitat von Mayan Beitrag anzeigen
                  Was Londo selbst angeht:

                  Der klassisch tragische Charakter (Ödipus bzw. sein Vater Laios anyone?) versucht eben gerade auf Biegen und Brechen seinem Schicksal zu entgehen, das ihn am Ende dennoch einholt.

                  Londo hingegen behauptet von Anfang an, keine Wahl zu haben. Er versucht eben nicht, sich den Gegebenheiten entgegenzustellen, obwohl Vir mehrfach versucht ihn dazu zu bringen. Auch Lady Morellas Warnung dringt lange nicht durch: "There is always choice. We say there is no choice only to comfort ourselves with the decision we have already made."
                  Stimmt so hab ich das noch nicht gesehen. Ich hab die choices, dass Molari nach Morellas Warnung z.B. erst gar nicht in den politischen Vordergrund rücken will, gar kein Imperator werden möchte, dass er versucht sich von Morgan abzukoppeln um durch dessen Manipulationen am Ende nur wieder bei ihm zu landen, eher in die Richtung gedeutet, dass Molari im Ausmaß seiner beschränkten Sichtweise sehr wohl immer wieder versucht seinem Schicksal so gut er kann zu entgehen um dann aber wieder auf Grund der eigenen Kurzsichtigkeit von diesem eingeholt zu werden.
                  Hab bisher nur die vielen Parallelen betrachtet, ohne JMS bewusste Abgrenzungen zu betrachten.

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