Lang ist's her ...

[Ninali]

Schade ist es natürlich schon irgendwie, dass man manche Sachen nicht richtig genutzt hat, wie eben der bereits genannte Marquis-Konflikt. Trotzdem hat mir Voyager gut gefallen und ich habe es gerne angeschaut. Ich habe ja auch nicht gesehen, was man daraus hätte machen können, sondern, was daraus gemacht wurde, und so hat es mir auch gefallen.

Ich finde es auch doof, dass Beltram die Serie, in der er doch selber mitspielt so dermaßen negativ beurteilt.

[berry3]

Für Beltran war es nur ein Job, das hat er zugegeben, auch wenn er damit Fans verletzt.
Er sagt, man muss im Filmgeschäft knallhart sein.
Ja, den Maquis Konflikt hätte man besser nutzen können.
Wie steht ihr eigentlich zur Moralität in VOY?

[HanSolo]

Wie steht ihr eigentlich zur Moralität in VOY?

Was meinst du damit? Janeways amoralischen Entscheidungen in "Tuvox" und "Equinox"? Diese haben mir auch sauer aufgestoßen. Sind aber bei weitem nicht so hart wie Archers Entscheidungen während des Xindi-Konfilkts.

Was den Marquis betrifft, so hätte man hier tatsächlich ST vom Feinsten zeigen können. Anfangs weitaus mehr Konflikte innerhalb der Crew (sprich im Stil von "Die Paralaxe" und "Erfahrungswerte"), welche später zu einer Familie zusammenwächst. IMO hätte das Marquis-Thema während der ersten ein, zwei Staffeln eines DER Hauptthemen der Serie sein müssen und nicht innerhalb von nur zwei Folgen abgehandelt werden.

Klar kann man, wenn man im Delta-Quadranten verschollen ist nicht ständig Feinde bleiben. Anfangs hätte es aber ganz gut gepasst und hätte noch dazu schön zu Roddenberrys Vision gepasst, das Aussöhnen mit früheren Feinden. Auch Chakotay wurde ja bekanntlich zu früh wieder Vorzeigesternenflottenoffizier, ebenso wie B'Ellanna Torres.

[Ninali]

Ja... die Moral in Voyager...
Manchmal habe ich mich das auch schon gefragt: Wie beispielsweise eben in Equinox, wo Janeway ihren persönlichen Rachefeldzug startet.
Ich zitiere sie mal:
Janeway: "Ich will Ransoms taktischen Status. Ich will ihn jetzt."
Lessing: "Oder was? Sie schlagen mich?"

Oder eben auch Tuvix, den sie tötet, nur um Neelix und Tuvok wieder zu haben. Der Doctor lehnt es ja aus moralischen Gründen ab, diese Prozedur durchzuführen, und deshalb macht es Janeway selber.
Janeway: "Nein, Crewman. Ich werde die Schilde um diesen Raum deaktivieren und Ihren kleinen Freunde ihnen einen Besuch abstatten lassen."
Lessing: "Das wäre Mord!"
Janeway: "Sie können es auch poetische Gerechtigkeit nennen."

Oder hier:
Chakotay (zu Janeway): "Ihr Logbuch ist mir völlig egal! Hier geht es nicht um Bestimmungen und Regeln. Hier geht es um richtig und falsch. Und ich warne Sie - Ich werde sie nicht noch einmal jene Linie übertreten lassen."

[MMK]

Es wäre auch unzumutbar, wenn man im 24. Jhd. nicht mehr seine Moral verbessern könnte. Dass jemand nicht als unfehlbar dargestellt wird, sollte man den Serien nicht zur Last legen.
Trotz aller Fehler dürften die meisten Menschen in Star Trek den meisten Menschen von heute wohl ein bitter benötigtes Vorbild darstellen.

[Aramis]

Trotz aller Fehler dürften die meisten Menschen in Star Trek den meisten Menschen von heute wohl ein bitter benötigtes Vorbild darstellen.

Ja und nein...
Die Figuren würden ein wesentlich besseres Vorbild abgeben, wenn sie auch ab und zu etwas mehr eigene Moral zeigen würden... und sich nicht nur auf die oberste Direktive berufen würden... das zeugt von einer gewissen Abhängigkeit... als ob sie (die Offiziere der Sternenflotte) teilweise vergessen hätten, für sich selbst zu entscheiden....
Und eine Politik des Nicht-Einmischens ist auch nicht immer richtig...

[berry3]

Stimmt, nicht immer.
Aber es ist nun mal eine Regel, und hätten die Personen in Star Trek keine schlechte Erfahrung mit dem Einmischen, würde es die Regel ja nicht geben.

[Aramis]

Da gebe ich Dir recht.... aber es gab immer wieder Momente, in denen eine Einmischung notwendig gewesen wäre... z.B. die Folge mit Datas Freundin auf dem Planenten, der von Vulkaneruptionen bedroht war.... da wurde ewig überlegt und dann doch an der obersten Direktive gebogen, damit man sich rechtfertigen kann... und dann gab es genau das Gegenteil, ich erinnere an Janeway, die die oberste Direktive so angewandt hat, wie sie es brauchte....

Wenn so eine Regel da ist, braucht es auch Unterpunkte und geregelte Ausnahmen...

[berry3]

Tja, wie gesagt, es wird schon einen Sinn haben.
Und bei der Folge mit Datas Freundin wurde ja dann eingergriffen.
Wie gesagt, es wird einen Sinn geben. Die Leute in ST haben gelernt, dass es ein Fehler ist, sich in die Evolution einer in der Prä-Warp-Phase befindliche Kolonie bzw. Welt einzumischen.

[Largo]

Lang, lang ist's her. Ich weiß noch, als ich um 1995 die ersten Gerüchte zu der neu anlaufenden Star-Trek-Serie hörte (Internet gab's damals noch nicht). Zu der Zeit war man Interesse an Star-Trek so ziemlich auf dem Höhepunkt und entsprechend war ich auch gespannt wie ein Flitzebogen, was genau mich als Zuschauer eigentlich genau erwartete. Um 1995/1996 herum habe ich mir dann den Pilotfilm "Der Fürsorger" auf Video-Kassette geholt (ungefähr ein halbes Jahr vor der TV-Ausstrahlung) und war ziemlich begeistert von der Idee eines im Delta-Quadranten gestrandeten Förderations-Raumschiffes. Vor lauter Begeisterung kaufte ich mir sogleich von meinem kargen Taschengeld mehrere dieser teuren Videokassetten und relativ rasch stellte sich Ernüchterung bei mir ein.

Ich hatte ein richtiges Abenteuer erwartet, aber es passierte einfach nichts - zumindest nichts, was ich in abgewandelter Form nicht schon in TNG oder DS9 gesehen hatte. Wirklich bitter enttäuscht war ich zwar nicht, aber ich hatte mir einfach mehr erhofft. Ab der dritten Staffel war es dann endgültig vorbei mit meiner Star-Trek-Begeisterung und "Voyager" war einfach nur noch eine Serie von vielen, die ich so nebenbei im Fernsehen verfolgt habe. Den Aufschwung zum Ende der dritten bzw. Beginn der vierten Staffel habe ich zwar durchaus zur Kenntnis genommen, aber es war zu diesem Zeitpunkt einfach zu spät, um nocheinmal (pathetisch gesprochen) so etwas wie eine Leidenschaft zu entfachen. Letztlich bot aber auch die Qualität der letzten vier Staffeln keinen Anlass für übermäßige Euphorie. Trotz einiger wirklich herausragender Folgen, an die ich mich gerne zurückerinnere (z.B. "Ein Jahr Hölle", "Der Virtuose"), waren mittelmäßige bis schlechte Episoden (wie "Das Tötungsspiel" oder "Das ungewisse Dunkel") eben immer noch sehr reichlich vorhanden. Ich bin mir zwar nicht absolut sicher, glaube aber, die letzte Folge von "Voyager" (genauso wie große Teile der letzten beiden Staffeln) niemals gesehen zu haben.

Völlig zu Recht wurde gesagt, dass man bei der Produktion von "Voyager" sehr viel Potential verschenkt habe. Anders als einige meiner Vorredner glaube ich allerdings, dass man "Voyager" nicht später hätte bringen sollen, sondern früher (!). Wenn "Voyager" nicht 1995, sondern schon 1985 gestartet wäre, dann hätte diese Serie mit großer Wahrscheinlichkeit das Zeug zum Meilenstein gehabt.