Inspiriert von der Diskussion im "Star Trek (2009)"-Thread und von der wohl unleugbaren Tatsache, dass der KM-Test seit seinem ersten Erscheinen am Beginn von STII zu den phantasieanregendsten, interessantesten Elementen Star Treks gehört - sowohl innerhalb des Universums als auch auf "Meta-Ebene" - eröffne ich hiermit einen eigenen Thread. (Hoffe, ich hab keinen bereits existenten übersehen.)
Ich nehm mal diesen Diskussionsbeitrag als Aufhänger:
Ich lasse mal den Nutzen innerhalb des Universums außer acht - der sollte klar sein (kurz: 'n Test für Kadetten).
Dramaturgisch leistet der KM-Test in STII einiges:
Der KM-Test etabliert grundlegende Themen des Films.
Saavik verliert ihr (simuliertes) Schiff bei einem Rettungversuch. Hätte sie es nicht versucht, hätte sie im vollen Bewusstsein Hunderte um Hilfe Rufende ihrem Schicksal überlassen. Unabhängig, was jeder einzelne Rezipient als richtig ansieht: Das Thema der "aussichtslosen Lage" wird ihm so illustriert, dramatisiert, ins Bewusstsein geholt. Um ein No-win-Scenario dreht sich der ganze Film bzw. läuft er darauf an seinem Höhepunkt hinaus: Am Ende gibt es keinen Gewinner, weil jeder der Protagonisten viel aufgeben mussten.
Darum webt sich ein vertiefendes Thema: Wie du im Angesichts des sicheren Verlustes reagierst, sagt, wer du bist. Beim KM-Test gibt es "keine korrekte Lösung; es ist ein Charakter-Test". Will heißen, es gibt viele Möglichkeiten, nur dein Gewissen entscheidet, welche die gangbarste - um nicht zu sagen "beste" - ist. Wie dieser Verlust aussieht, ist von Figur zu Figur unterschiedlich; es gibt keine oder kaum Parallelentwicklungen oder Widerspiegelungen. (Das schreib ich auch deshalb, falls ein Kleingeist auf die Idee kommt, den Test und die Situationen der Protagonisten zu vergleichen um dann naseweis festzustellen, dass diese Situationen nicht völlig ident sich - natürlich nicht...)
Kirk kämpft mit dem Verlust der Jugend und seines Kommandos. Die Realität des Alterns (und damit der eigenen Sterblichkeit) möchte er nicht akzeptieren. Wir erfahren, dass er einzigartigerweise den KM-Test in seiner (längst vergangenen) Jugend "gelöst" hatte, doch stellt sich heraus: Er hat geschummelt und sich der eigentlichen Aufgabe nicht gestellt. Tatsächlich trickst und blufft er sich geschickt durch die Bedrohung durch Khan, doch der hat bis zuletzt die besseren Karten in der Hand: Kirk sieht sich (in der Narrative des Films) zum ersten Mal wirklich mit eine aussichtslosen Lage konfrontiert.
Khan kämpft mit vielen Verlusten: Sein Status als "Herrscher" (wie er seiner Intelligenz und seinem Selbstverständnis entsprechen würde) wurde ihm ebenso geraubt wie sein Stolz, seine Geliebte, und er hat nicht einmal annehmbare Lebensbedingungen. Doch auch als er in Freiheit gelangt, mit einem Schiff und sogar der Möglichkeit, ganze lebende Planeten zu schaffen, treibt ihn nur die Rache für die erlittenen Qualen und Verluste. Auch dann, wenn es ihm die eigene Vernichtung bringt.
Spocks Ego hingegen kann man nicht im Mindesten kränken. Seine logische Ethik, wonach das Wohl vieler über das Wohl einzelner steht, rettet die Schiffsbesatzung davor, mit Khan mit in den Untergang gerissen zu werden. Die Reparatur am Reaktor nimmt er mit dem vollen Bewusstsein vor, dabei sterben zu müssen, doch ist dabei frei von jeder Sentimentalität.
Anders als McCoy, der Spock genau aus diesem Grund instinktiv nicht in den Reaktorraum lassen will, obwohl er ihm seine Abneigung den ganzen Film hindurch spüren ließ.
Für jeden deutlich schließt sich die dramaturgische, thematische Klammer, wenn Spock als (fast) letzte Worte sagt, dass dies seine Antwort auf das Dilemma des KM-Tests sei.
Auch darüber hinaus ergibt das Test-Szenario dramaturgisch viel Sinn. Gleich zu Beginn bereitet er den Zuschauer auf das äußerste vor, was bei einem missglückten Einsatz passieren kann. Dass nämlich die ganze (dem Zuschauer bekannte und beliebte) Besatzung dahinstirbt wie die Fliegen. Die Konfrontationen mit der Reliant sind dann entsprechend aufgeladen; wir wissen seit den ersten Filmminuten, dass von einem Moment auf den anderen tödliches Chaos ausbrechen kann. Die Momente des Suspense, auf denen STII mehr basiert als jeder andere ST-Film (erstes Zusammentreffen mit gekaperter Reliant; Mutara-Nebel-Sequenz), können so umso besser inszeniert werden.
Weiters lernen wir einen Großteil der Crew kennen, die für den Film wichtig ist. Wer hat welche Funktion? Wer kennt wen? Und wie sind sie so drauf?
Übrigens lernen wir nicht nur die Crew, sondern auch das Schiff kennen (ohne dass es "wirklich" in Erscheinung tritt - der spätere Auftritt wird umso beeindruckender). Das alles hilft der Handlung des Films enorm, und es macht STII zum einzigen Film in der Reihe, der problemlos auch von Leuten gesehen und verstanden werden kann, die ST zuvor nicht kannten.
Kurz: Eine idealere Einführung in die Welt STs und die des Films gibt es bei keinem anderen ST-Film.
Ich nehm mal diesen Diskussionsbeitrag als Aufhänger:
Zitat von CharlieWilson
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Dramaturgisch leistet der KM-Test in STII einiges:
Der KM-Test etabliert grundlegende Themen des Films.
Saavik verliert ihr (simuliertes) Schiff bei einem Rettungversuch. Hätte sie es nicht versucht, hätte sie im vollen Bewusstsein Hunderte um Hilfe Rufende ihrem Schicksal überlassen. Unabhängig, was jeder einzelne Rezipient als richtig ansieht: Das Thema der "aussichtslosen Lage" wird ihm so illustriert, dramatisiert, ins Bewusstsein geholt. Um ein No-win-Scenario dreht sich der ganze Film bzw. läuft er darauf an seinem Höhepunkt hinaus: Am Ende gibt es keinen Gewinner, weil jeder der Protagonisten viel aufgeben mussten.
Darum webt sich ein vertiefendes Thema: Wie du im Angesichts des sicheren Verlustes reagierst, sagt, wer du bist. Beim KM-Test gibt es "keine korrekte Lösung; es ist ein Charakter-Test". Will heißen, es gibt viele Möglichkeiten, nur dein Gewissen entscheidet, welche die gangbarste - um nicht zu sagen "beste" - ist. Wie dieser Verlust aussieht, ist von Figur zu Figur unterschiedlich; es gibt keine oder kaum Parallelentwicklungen oder Widerspiegelungen. (Das schreib ich auch deshalb, falls ein Kleingeist auf die Idee kommt, den Test und die Situationen der Protagonisten zu vergleichen um dann naseweis festzustellen, dass diese Situationen nicht völlig ident sich - natürlich nicht...)
Kirk kämpft mit dem Verlust der Jugend und seines Kommandos. Die Realität des Alterns (und damit der eigenen Sterblichkeit) möchte er nicht akzeptieren. Wir erfahren, dass er einzigartigerweise den KM-Test in seiner (längst vergangenen) Jugend "gelöst" hatte, doch stellt sich heraus: Er hat geschummelt und sich der eigentlichen Aufgabe nicht gestellt. Tatsächlich trickst und blufft er sich geschickt durch die Bedrohung durch Khan, doch der hat bis zuletzt die besseren Karten in der Hand: Kirk sieht sich (in der Narrative des Films) zum ersten Mal wirklich mit eine aussichtslosen Lage konfrontiert.
Khan kämpft mit vielen Verlusten: Sein Status als "Herrscher" (wie er seiner Intelligenz und seinem Selbstverständnis entsprechen würde) wurde ihm ebenso geraubt wie sein Stolz, seine Geliebte, und er hat nicht einmal annehmbare Lebensbedingungen. Doch auch als er in Freiheit gelangt, mit einem Schiff und sogar der Möglichkeit, ganze lebende Planeten zu schaffen, treibt ihn nur die Rache für die erlittenen Qualen und Verluste. Auch dann, wenn es ihm die eigene Vernichtung bringt.
Spocks Ego hingegen kann man nicht im Mindesten kränken. Seine logische Ethik, wonach das Wohl vieler über das Wohl einzelner steht, rettet die Schiffsbesatzung davor, mit Khan mit in den Untergang gerissen zu werden. Die Reparatur am Reaktor nimmt er mit dem vollen Bewusstsein vor, dabei sterben zu müssen, doch ist dabei frei von jeder Sentimentalität.
Anders als McCoy, der Spock genau aus diesem Grund instinktiv nicht in den Reaktorraum lassen will, obwohl er ihm seine Abneigung den ganzen Film hindurch spüren ließ.
Für jeden deutlich schließt sich die dramaturgische, thematische Klammer, wenn Spock als (fast) letzte Worte sagt, dass dies seine Antwort auf das Dilemma des KM-Tests sei.
Auch darüber hinaus ergibt das Test-Szenario dramaturgisch viel Sinn. Gleich zu Beginn bereitet er den Zuschauer auf das äußerste vor, was bei einem missglückten Einsatz passieren kann. Dass nämlich die ganze (dem Zuschauer bekannte und beliebte) Besatzung dahinstirbt wie die Fliegen. Die Konfrontationen mit der Reliant sind dann entsprechend aufgeladen; wir wissen seit den ersten Filmminuten, dass von einem Moment auf den anderen tödliches Chaos ausbrechen kann. Die Momente des Suspense, auf denen STII mehr basiert als jeder andere ST-Film (erstes Zusammentreffen mit gekaperter Reliant; Mutara-Nebel-Sequenz), können so umso besser inszeniert werden.
Weiters lernen wir einen Großteil der Crew kennen, die für den Film wichtig ist. Wer hat welche Funktion? Wer kennt wen? Und wie sind sie so drauf?
Übrigens lernen wir nicht nur die Crew, sondern auch das Schiff kennen (ohne dass es "wirklich" in Erscheinung tritt - der spätere Auftritt wird umso beeindruckender). Das alles hilft der Handlung des Films enorm, und es macht STII zum einzigen Film in der Reihe, der problemlos auch von Leuten gesehen und verstanden werden kann, die ST zuvor nicht kannten.
Kurz: Eine idealere Einführung in die Welt STs und die des Films gibt es bei keinem anderen ST-Film.
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