Zitat von Xon
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Und deshalb bevorzuge ich es, die Klingonen als verfremdetes, US-amerikanisches Feindbild der Sowjetunion zu sehen. Denn erst das hat es ermöglicht, sie in Episoden so zu verwenden, dass man Aussagen über unsere Gesellschaft treffen kann. Wären sie tatsächlich einfach nur Außerirdische mit keiner Verbindung zur Realität, würden ihre Handlungen keinerlei Bedeutung haben.
Hinzu kommen dramaturgische Aspekte, die mich die klassischen Klingonen den revidierten Klingonen gegenüber vorziehen lassen: Für mich ist eine Geschichte spannender, wenn ich die Motivation der Charaktere nachvollziehen kann. Wenn die Charaktere aus einem seltsamen Gefühl von Ehre heraus handeln, das im Prinzip niemals richtig Sinn ergeben muss (weil es sich ja um die Kultur einer vollkommen fremden Alienspezies handelt ), macht das die Geschichte einfach weniger spannend. Aber wenn die Charaktere im Prinzip wie Menschen handeln, nur eben wie Menschen mit anderen Bedürfnissen und radikaleren Methoden, um diese Bedürfnisse zu stillen, kann ich die Dramatik nachvollziehen und werde mehr unterhalten.
Den Ehrenkodex der Klingonen kann man eigentlich sehr gut nachvollziehen und ein Ehrenkodex ist sehr sehr menschlich. Bei den Klingonen ist es eben wie bei allen anderen Aliens überzeichnet worden. Die TNG-Klingonen sind allerdings ein sehr guter Kontrast zur TNG Menschheit: Während die Menschheit offenbar jedes Geltungsbewusstsein über Bord geworfen zu haben scheint, so gleichen die Klingonen dies mehr als aus.
Auch das ist ein Problem, dass eigentlich erst durch die Überarbeitung des Föderationskonzeptes mit The Next Generation aufgetreten ist: Im Original sind die Charaktere Teil eines quasi-Militärs mit Forschungsauftrag, werden durchaus bezahlt und arbeiten nicht, "um sich selbst zu verbessern". Erst in TNG hat man das unrealistische Paradies entwickelt, das so übertrieben wurde, dass man es in DS9 gleich wieder dekonstruieren musste.
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