Nette Theorie(n), aber die Realität sieht anders aus.
Fakt ist, dass Brent Spiner sich mit der Rolle des Data nicht mehr allzu wohl fühlte, weil er so gut wie jeder andere wusste, dass er optisch schon lange nicht mehr der Data von 1987 war. Entgegen den Gerüchten, die manche Fans in die Welt setzen ("Die Sch***-Produzenten haben Data getötet, diese Schweine!!") war Datas Tod aber ausschließlich Spiners eigene Idee.
Nun, Brent Spiner als Schauspieler hat natürlich Kontakte. Einer dieser Kontakte war John Logan, ein in Hollywood sehr be- und anerkannter Storywriter, der sich nicht zuletzt durch "Gladiator" eine gewisse Reputation erwarb. Spiners eigener Kommentar zu Logans Arbeit war der, dass Logan sich "besser mit Star Trek auskennt als ich selbst, wahrscheinlich besser als irgendjemand sonst." Auch LeVar Burton meinte in einem Interview, dass er froh wäre Logan am Script zu haben, weil mit ihm jemand aktiv und massiv am Film beteiligt wäre, der sich mit den Charakteren auskennt.
Und was Logan wichtig war (er IMO aber nicht allzu gut umgesetzt hat), war die Thematik der Familie. 100x kann man ihn in Interviews sagen hören, dass es in Nemesis um die Familie geht, um die Crew und ihre Beziehung und Freundschaft zueinander.
Wie dem auch sei, B-4 (in der Synchro ja lustigerweise "Bevor") war, so weit ich mich erinnere, auch Brent Spiners Idee, und Logan hat das mit Vergnügen ausgeschlachtet. Überhaupt meinte er, es sei für ihn als Autor eine Heidenfreude gewesen, die identischen und doch grundverschiedenen Welten von Picard/Shinzon und Data/B-4 aufeinderprallen zu lassen.
Der Picard vs. Shinzon-Aspekt zielt auf die Frage ab, was Identität und vor allem Individualität ausmacht. Die Data/B-4-Handlung geht aber wieder auf die eine, ultimative Frage ein, für die Figur des Data immer schon massenhaft Stoff lieferte: Was heißt es Mensch zu sein?
LeVar Burton hat es ganz wundervoll ausgedrückt, als er meinte, B-4 und Data in diesem Film zu sehen sei eine bemerkenswerte Bezeugung der Evolution dieses Charakters. Data distanziert sich von seinem Bruder, ist regelrecht enttäuscht davon, dass er so "zurückgeblieben" ist. Was mit Lore noch ganz anders war: Data ließ sich mehr als einmal von Lore einspannen, faszinieren und blenden. Dass er dem B-4 nicht mehr diese "Blindheit" entgegenbringt, ist ein Hinweis auf die "Reiferwerdung" Datas.
Shinzons Part wurde (mir persönlich) erst wirklich verständlich, als Tom Hardy seine Herangehensweise an den Charakter erklärte: Da ist dieser junge Mann, der mit der Tatsache konfrontiert wird, dass es, obwohl er zweifelsfrei ein selbsständiges Individuum ist, schon jemandem vor ihm gab, jemand, der er ist, der seine Existenz quasi nichtig macht, ihn zum sprichwörtlichen "Niemand" macht.
Laut Tom Hardy konnte sich Shinzon nie damit abfinden, dass er nur eine Kopie ist. Der ganze Charakter dieses Mannes fixiert sich auf diese totale Absenz von Identität, noch verstärkt durch die Tatsache, dass Shinzon an einem Ort aufwuchs, wo ihm niemand sagen konnte, was und warum er ist.
Das resultiert letztlich in einer Figur, die nur davon getrieben ist, das auszulöschen, was ihr die Indentität stiehlt und dem Zweck zu dienen, für den sie ursprünglich "entworfen" wurde: die Vernichtung der Föderation.
Tom Hardys Worte machen sehr viel Sinn, allerdings wurde das im Film selbst bestenfalls mangelhaft herausgearbeitet.
Data bringt Picard zu der Erkenntnis, dass Menschsein bedeutet, nach mehr zu streben, sich selbst zu verbessern, mehr zu sein, als man ist. Als Picard Shinzon mit dieser Erkenntnis konfrontiert, lehnt der das natürlich ab, und sein "Ich bin wie ich bin, und deswegen muss ich böse sein!" wirkt viel zu künstlich und unmotiviert.
Das ist überhaupt *die* Schwachstelle des Films: Große Themen, große Emotionen. Aber alles gewaltsamst beschnitten, zusammengepfercht und auf das Minimum reduziert in 90 Minuten gepresst. So konnte das nicht funktionieren, und obwohl Anhänger des Films immer wieder (zu Recht) betonen, dass diese Aspekte, diese wichtigen Aspekte da sind, muss man dem entgegenhalten, dass es alles sehr lieblos und fast schon respektlos abgewickelt wurde.
Hätte man der Story 120 oder 180 Minuten gegeben, um ihre Botschaft(en) zu transportieren, die Charaktere noch einmal ganz genau zu beleuchten und ihr Denken detaillierter und intensiver zu betrachten, wäre Nemesis wohl ein sehr viel besserer Film geworden.
Von mir bekommt er übrigens 4 Sterne, und das auch nur, weil er trotz aller Mängel unterhaltsam und kurzweilig ist. Alles in allem aber kein gelungener Abschied für die TNG-Crew, zumindest aber ein Abschied ohne lose Enden.
Fakt ist, dass Brent Spiner sich mit der Rolle des Data nicht mehr allzu wohl fühlte, weil er so gut wie jeder andere wusste, dass er optisch schon lange nicht mehr der Data von 1987 war. Entgegen den Gerüchten, die manche Fans in die Welt setzen ("Die Sch***-Produzenten haben Data getötet, diese Schweine!!") war Datas Tod aber ausschließlich Spiners eigene Idee.
Nun, Brent Spiner als Schauspieler hat natürlich Kontakte. Einer dieser Kontakte war John Logan, ein in Hollywood sehr be- und anerkannter Storywriter, der sich nicht zuletzt durch "Gladiator" eine gewisse Reputation erwarb. Spiners eigener Kommentar zu Logans Arbeit war der, dass Logan sich "besser mit Star Trek auskennt als ich selbst, wahrscheinlich besser als irgendjemand sonst." Auch LeVar Burton meinte in einem Interview, dass er froh wäre Logan am Script zu haben, weil mit ihm jemand aktiv und massiv am Film beteiligt wäre, der sich mit den Charakteren auskennt.
Und was Logan wichtig war (er IMO aber nicht allzu gut umgesetzt hat), war die Thematik der Familie. 100x kann man ihn in Interviews sagen hören, dass es in Nemesis um die Familie geht, um die Crew und ihre Beziehung und Freundschaft zueinander.
Wie dem auch sei, B-4 (in der Synchro ja lustigerweise "Bevor") war, so weit ich mich erinnere, auch Brent Spiners Idee, und Logan hat das mit Vergnügen ausgeschlachtet. Überhaupt meinte er, es sei für ihn als Autor eine Heidenfreude gewesen, die identischen und doch grundverschiedenen Welten von Picard/Shinzon und Data/B-4 aufeinderprallen zu lassen.
Der Picard vs. Shinzon-Aspekt zielt auf die Frage ab, was Identität und vor allem Individualität ausmacht. Die Data/B-4-Handlung geht aber wieder auf die eine, ultimative Frage ein, für die Figur des Data immer schon massenhaft Stoff lieferte: Was heißt es Mensch zu sein?
LeVar Burton hat es ganz wundervoll ausgedrückt, als er meinte, B-4 und Data in diesem Film zu sehen sei eine bemerkenswerte Bezeugung der Evolution dieses Charakters. Data distanziert sich von seinem Bruder, ist regelrecht enttäuscht davon, dass er so "zurückgeblieben" ist. Was mit Lore noch ganz anders war: Data ließ sich mehr als einmal von Lore einspannen, faszinieren und blenden. Dass er dem B-4 nicht mehr diese "Blindheit" entgegenbringt, ist ein Hinweis auf die "Reiferwerdung" Datas.
Shinzons Part wurde (mir persönlich) erst wirklich verständlich, als Tom Hardy seine Herangehensweise an den Charakter erklärte: Da ist dieser junge Mann, der mit der Tatsache konfrontiert wird, dass es, obwohl er zweifelsfrei ein selbsständiges Individuum ist, schon jemandem vor ihm gab, jemand, der er ist, der seine Existenz quasi nichtig macht, ihn zum sprichwörtlichen "Niemand" macht.
Laut Tom Hardy konnte sich Shinzon nie damit abfinden, dass er nur eine Kopie ist. Der ganze Charakter dieses Mannes fixiert sich auf diese totale Absenz von Identität, noch verstärkt durch die Tatsache, dass Shinzon an einem Ort aufwuchs, wo ihm niemand sagen konnte, was und warum er ist.
Das resultiert letztlich in einer Figur, die nur davon getrieben ist, das auszulöschen, was ihr die Indentität stiehlt und dem Zweck zu dienen, für den sie ursprünglich "entworfen" wurde: die Vernichtung der Föderation.
Tom Hardys Worte machen sehr viel Sinn, allerdings wurde das im Film selbst bestenfalls mangelhaft herausgearbeitet.
Data bringt Picard zu der Erkenntnis, dass Menschsein bedeutet, nach mehr zu streben, sich selbst zu verbessern, mehr zu sein, als man ist. Als Picard Shinzon mit dieser Erkenntnis konfrontiert, lehnt der das natürlich ab, und sein "Ich bin wie ich bin, und deswegen muss ich böse sein!" wirkt viel zu künstlich und unmotiviert.
Das ist überhaupt *die* Schwachstelle des Films: Große Themen, große Emotionen. Aber alles gewaltsamst beschnitten, zusammengepfercht und auf das Minimum reduziert in 90 Minuten gepresst. So konnte das nicht funktionieren, und obwohl Anhänger des Films immer wieder (zu Recht) betonen, dass diese Aspekte, diese wichtigen Aspekte da sind, muss man dem entgegenhalten, dass es alles sehr lieblos und fast schon respektlos abgewickelt wurde.
Hätte man der Story 120 oder 180 Minuten gegeben, um ihre Botschaft(en) zu transportieren, die Charaktere noch einmal ganz genau zu beleuchten und ihr Denken detaillierter und intensiver zu betrachten, wäre Nemesis wohl ein sehr viel besserer Film geworden.
Von mir bekommt er übrigens 4 Sterne, und das auch nur, weil er trotz aller Mängel unterhaltsam und kurzweilig ist. Alles in allem aber kein gelungener Abschied für die TNG-Crew, zumindest aber ein Abschied ohne lose Enden.
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