Rezension: TOS - "In the Name of Honor"
Dieser Roman von Dayton Ward aus dem Jahr 2002 ist während der Film-Ära angesiedelt, wenige Monate nach dem 5. Film „Am Rande des Universums„. Viel mehr ist er inhaltlich aber eine Vorgeschichte zu den Ereignissen im 6. Film „Das unentdeckte Land„.
Nach der überraschend guten Zusammenarbeit mit General Korrd beim Sha’ka’ree-Zwischenfall, keimt Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden zwischen der Vereinigten Föderation und der Planeten und dem Klingonischen Imperium auf, in dem es gerade zu politischen Umstürzen kommt und eine die ehrenvollen Traditionen der Vergangenheit hochlebende Fraktion an die Macht drängt. Auf Sternenbasis 49 werden erste Friedensverhandlungen geführt, die U.S.S. Enterprise unter dem Kommando von Captain James T. Kirk ist ebenso dort präsent wie der klingonische Schlachtkreuzer Gal’tagh, der von einem alten Bekannten Kirks kommandiert wird: Captain Koloth, dem Kirk einst auf der Raumstation K-7 eine Horde Tribbles vermachte.
Doch der Groll des Klingonen darüber ist verzogen, denn dieser hat im Auftrag des neuernannten Ratsherrn Gorkon wichtige Informationen an Kirk zu überbringen, die über offizielle Kanäle nicht kommuniziert werden dürfen: In einem klingonischen Arbeitslager werden Überlebende der vor 8 Jahren zerstörten U.S.S. Gagarin gefangen gehalten, obwohl das Imperium stets leugnete, etwas mit der Vernichtung der Gagarin zu tun gehabt zu haben. Im Zuge der begonnenen Friedensverhandlungen herrscht nun Uneinigkeit unter den klingonischen Ratsherren, wie mit diesen Gefangenen vorgegangen werden solle. Die einen – allen voran Gorkon – bevorzugen es, diese Information inoffiziell an Kirk zu geben, der auch sogleich bereit ist, zusammen mit Koloth und Sulu zu einer verdeckten Rettungsmission aufzubrechen. Doch zur gleichen Zeit arbeitet eine andere Fraktion im Hohen Rat daran, alle Beweise für die Beteiligung der Klingonen an der Vernichtung der Gagarin zu beseitigen – inklusive aller Überlebenden. Für den Rettungstrupp beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit …
Fazit: Bei Dayton Wards jüngeren Romanen, die er ohne seinen langjährigen Co-Autor Kevin Dilmore verfasste, war mir zunehmend aufgefallen, dass es ihm schwer fiel, Spannung aufzubauen, er umständlich formulierte und damit Tempo aus seiner Erzählung nahm. Insofern war ich gespannt, ob das auch bei einem älteren von ihm allein verfassten Roman der Fall ist. Glücklicherweise ist diese Schwäche bei „In the Name of Honor“ kaum merkbar. Wenn es etwas an Spannung hapert, dann liegt das eher an der recht geradlinigen Geschichte, die wenig Überraschungspotenzial hat, aber trotzdem mit einem recht heftigen Schluss aufwarten kann, der sozusagen Kirk gegenüber den Klingonen in genau den passenden Gemütszustand versetzt, um seine Einstellung in „Das unentdeckte Land“ vorzubereiten. Insgesamt gelang es Ward mit dieser Geschichte wirklich sehr gut, eine glaubhafte Brücke zu schlagen zwischen jenem Kirk, der am Ende des 5. Films von Klingonen gerettet wird und dem Kirk, der am Beginn des 6. Films am liebsten alle Klingonen sterben lassen möchte.
À porpos Klingonen: Da der Roman 2002 entstand, entfällt in diesem Roman eine Erklärung für die beiden sehr unterschiedlichen Erscheinungsbilder der Klingonen, die die Serie „Enterpirse“ erst zwei Jahre später nachlieferte. Obwohl beide Varianten auftauchen, wird das Thema von Koloth bewusst umgangen, wobei gerade dieser Kirk vor ein Rätsel stellt. Kirk nahm nämlich an, dass es lediglich zwei dominante Spezies im Imperium gäbe. Eine Theorie, die aber nicht standhält, als plötzlich ein Koloth mit Stirnwülsten vor ihm steht, der vor 20 Jahren noch ganz anders aussah.
Koloth ist in diesem Roman nicht der einzige Gastcharakter aus der klassischen Serie, der wieder auftaucht. Sein damaliger Erster Offizier Korax, der sich in der TOS-Folge „Kennen Sie Tribbles?“ eine denkwürdige Schlägerei mit Commander Scott lieferte, leitet das Gefangenenlager, in dem die Gagarin-Überlebenden inhaftiert sind. Und der ranghöchste der Überlebenden ist der Erste Offizier der Gagarin, der in der TOS-Folge „Tödliche Wolken“ auf der Enterprise unter Captain Kirk als Sicherheitsoffizier diente: Stephen Garrovick.
Der gefahrvolle und mühsame Alltag im Gefängnis wird von Ward immer wieder sehr gut wiedergegeben. Zwar durchaus auf einem harten Level, aber auch nicht voller überbordender Grausamkeit, da es sich ja um ein Arbeitslager handelt und auch die Wachleute mitunter Bestrafung droht, wenn sie mit den kostbaren Arbeitskräften zu harsch umgehen. Man konnte sich jedenfalls gut in die Gefangenen hineinfühlen. Der schwächste Part des Romans war hingegen das, was sich auf Sternenbasis 49 ereignet. Als parallelen Plan, um den Gagarin-Zwischenfall unter den Teppich zu kehren, wird auch die Friedenskonferenz selbst sabotiert. Zwar gefällt es, wie es hier auch auf Crew-Ebene zur Zusammenarbeit von Uhura und Chekov mit ihren klingonsichen Gegenstücken kommt, aber die Inkompetenz der Attentäter nimmt an diesem Schauplatz viel Spannung raus.
Bewertung: Ein guter Roman, dem ich 4 von 6 Sterne verleihe. Durch die Platzierung zwischen den Ereignissen zweier Filme war Dayton Wards Spielraum zwar etwas eingeschränkt, aber er machte es richtig, legte den Fokus stark auf die „kleinere“ Rettungsmission, währen die Sabotage Friedenskonferenz eher weniger Raum bekommt, weshalb es auch nicht so tragisch ist, dass mir diese Passagen nicht so gut gefielen.
Anmerkung: In diesem Roman lauter der Vorname von Garrovick „Stephen“, was merkwürdigerweise auch der Vorname ist, den ich spontan genannt hätte. Vermutlich, weil er schon in anderen Romanen verwendet wurde, denn tatsächlich wurde in der TOS-Folge „Tödliche Wolken“ gar kein Vorname genannt. Lediglich ein Türschild war zu sehen, aber 2002 gab es noch ein HD-Remastering der klassischen Serie und selbst heute auf Blu-ray kann man dort „David Garrovick“ nur dann wirklich erkennen, wenn man vorher weiß, dass es dort stehen soll.
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https://rumschreiber.wordpress.com
Dieser Roman von Dayton Ward aus dem Jahr 2002 ist während der Film-Ära angesiedelt, wenige Monate nach dem 5. Film „Am Rande des Universums„. Viel mehr ist er inhaltlich aber eine Vorgeschichte zu den Ereignissen im 6. Film „Das unentdeckte Land„.
Nach der überraschend guten Zusammenarbeit mit General Korrd beim Sha’ka’ree-Zwischenfall, keimt Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden zwischen der Vereinigten Föderation und der Planeten und dem Klingonischen Imperium auf, in dem es gerade zu politischen Umstürzen kommt und eine die ehrenvollen Traditionen der Vergangenheit hochlebende Fraktion an die Macht drängt. Auf Sternenbasis 49 werden erste Friedensverhandlungen geführt, die U.S.S. Enterprise unter dem Kommando von Captain James T. Kirk ist ebenso dort präsent wie der klingonische Schlachtkreuzer Gal’tagh, der von einem alten Bekannten Kirks kommandiert wird: Captain Koloth, dem Kirk einst auf der Raumstation K-7 eine Horde Tribbles vermachte.
Doch der Groll des Klingonen darüber ist verzogen, denn dieser hat im Auftrag des neuernannten Ratsherrn Gorkon wichtige Informationen an Kirk zu überbringen, die über offizielle Kanäle nicht kommuniziert werden dürfen: In einem klingonischen Arbeitslager werden Überlebende der vor 8 Jahren zerstörten U.S.S. Gagarin gefangen gehalten, obwohl das Imperium stets leugnete, etwas mit der Vernichtung der Gagarin zu tun gehabt zu haben. Im Zuge der begonnenen Friedensverhandlungen herrscht nun Uneinigkeit unter den klingonischen Ratsherren, wie mit diesen Gefangenen vorgegangen werden solle. Die einen – allen voran Gorkon – bevorzugen es, diese Information inoffiziell an Kirk zu geben, der auch sogleich bereit ist, zusammen mit Koloth und Sulu zu einer verdeckten Rettungsmission aufzubrechen. Doch zur gleichen Zeit arbeitet eine andere Fraktion im Hohen Rat daran, alle Beweise für die Beteiligung der Klingonen an der Vernichtung der Gagarin zu beseitigen – inklusive aller Überlebenden. Für den Rettungstrupp beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit …
Fazit: Bei Dayton Wards jüngeren Romanen, die er ohne seinen langjährigen Co-Autor Kevin Dilmore verfasste, war mir zunehmend aufgefallen, dass es ihm schwer fiel, Spannung aufzubauen, er umständlich formulierte und damit Tempo aus seiner Erzählung nahm. Insofern war ich gespannt, ob das auch bei einem älteren von ihm allein verfassten Roman der Fall ist. Glücklicherweise ist diese Schwäche bei „In the Name of Honor“ kaum merkbar. Wenn es etwas an Spannung hapert, dann liegt das eher an der recht geradlinigen Geschichte, die wenig Überraschungspotenzial hat, aber trotzdem mit einem recht heftigen Schluss aufwarten kann, der sozusagen Kirk gegenüber den Klingonen in genau den passenden Gemütszustand versetzt, um seine Einstellung in „Das unentdeckte Land“ vorzubereiten. Insgesamt gelang es Ward mit dieser Geschichte wirklich sehr gut, eine glaubhafte Brücke zu schlagen zwischen jenem Kirk, der am Ende des 5. Films von Klingonen gerettet wird und dem Kirk, der am Beginn des 6. Films am liebsten alle Klingonen sterben lassen möchte.
À porpos Klingonen: Da der Roman 2002 entstand, entfällt in diesem Roman eine Erklärung für die beiden sehr unterschiedlichen Erscheinungsbilder der Klingonen, die die Serie „Enterpirse“ erst zwei Jahre später nachlieferte. Obwohl beide Varianten auftauchen, wird das Thema von Koloth bewusst umgangen, wobei gerade dieser Kirk vor ein Rätsel stellt. Kirk nahm nämlich an, dass es lediglich zwei dominante Spezies im Imperium gäbe. Eine Theorie, die aber nicht standhält, als plötzlich ein Koloth mit Stirnwülsten vor ihm steht, der vor 20 Jahren noch ganz anders aussah.
Koloth in TOS (mit seinem Ersten Offizier Korax) und später in DS9
Koloth ist in diesem Roman nicht der einzige Gastcharakter aus der klassischen Serie, der wieder auftaucht. Sein damaliger Erster Offizier Korax, der sich in der TOS-Folge „Kennen Sie Tribbles?“ eine denkwürdige Schlägerei mit Commander Scott lieferte, leitet das Gefangenenlager, in dem die Gagarin-Überlebenden inhaftiert sind. Und der ranghöchste der Überlebenden ist der Erste Offizier der Gagarin, der in der TOS-Folge „Tödliche Wolken“ auf der Enterprise unter Captain Kirk als Sicherheitsoffizier diente: Stephen Garrovick.
Der gefahrvolle und mühsame Alltag im Gefängnis wird von Ward immer wieder sehr gut wiedergegeben. Zwar durchaus auf einem harten Level, aber auch nicht voller überbordender Grausamkeit, da es sich ja um ein Arbeitslager handelt und auch die Wachleute mitunter Bestrafung droht, wenn sie mit den kostbaren Arbeitskräften zu harsch umgehen. Man konnte sich jedenfalls gut in die Gefangenen hineinfühlen. Der schwächste Part des Romans war hingegen das, was sich auf Sternenbasis 49 ereignet. Als parallelen Plan, um den Gagarin-Zwischenfall unter den Teppich zu kehren, wird auch die Friedenskonferenz selbst sabotiert. Zwar gefällt es, wie es hier auch auf Crew-Ebene zur Zusammenarbeit von Uhura und Chekov mit ihren klingonsichen Gegenstücken kommt, aber die Inkompetenz der Attentäter nimmt an diesem Schauplatz viel Spannung raus.
Bewertung: Ein guter Roman, dem ich 4 von 6 Sterne verleihe. Durch die Platzierung zwischen den Ereignissen zweier Filme war Dayton Wards Spielraum zwar etwas eingeschränkt, aber er machte es richtig, legte den Fokus stark auf die „kleinere“ Rettungsmission, währen die Sabotage Friedenskonferenz eher weniger Raum bekommt, weshalb es auch nicht so tragisch ist, dass mir diese Passagen nicht so gut gefielen.
Anmerkung: In diesem Roman lauter der Vorname von Garrovick „Stephen“, was merkwürdigerweise auch der Vorname ist, den ich spontan genannt hätte. Vermutlich, weil er schon in anderen Romanen verwendet wurde, denn tatsächlich wurde in der TOS-Folge „Tödliche Wolken“ gar kein Vorname genannt. Lediglich ein Türschild war zu sehen, aber 2002 gab es noch ein HD-Remastering der klassischen Serie und selbst heute auf Blu-ray kann man dort „David Garrovick“ nur dann wirklich erkennen, wenn man vorher weiß, dass es dort stehen soll.
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