Rezension: TOS - "World without End"
Lange bevor der amerikanische Verlag "Pocket Books" die Rechte zur Veröffentlichung von "Star Trek"-Romanen erhielt, erschienen diese zwischen 1967 und 1981 bei "Bantam Books". Am Anfang handelte es sich bei diesen Büchern nur um Geschichtensammlungen, die die Abenteuer aus der TV-Serie nacherzählten. Sobald die Serie eingestellt war, brachte Bantam aber auch originale Storys heraus (beginnend mit "Spock must die!", die ich bereits vor einigen Jahren rezensiert habe). Ich habe kürzlich in einem englischsprachigen Forum recherchiert, welcher bei Bantam erschienenen Original-Roman denn noch empfehlenswert wäre und stieß öfters auf "World without End" von Joe Haldeman.
Die Enterprise trifft im Weltall auf einen vermeintlichen Asteroiden, bei dem es sich in Wahrheit jedoch um ein Raumschiff handelt, dem langsam aber sicher der Treibstoff ausgeht, wodurch es in der Leere des Alls - weit entfernt von der nächsten Sonne und Energiequelle - stranden wird. Da eine Kontaktaufnahme per Funk nicht beantwortet wird, beamt Captain Kirk mit einem Landetrupp ins Innere des ausgehöhlten Asteroidenraumschiffs. Dort findet man eine Umgebung vor, die an die Innenseite einer miniaturisierten Dyson-Sphäre erinnert. Wie sich herausstellt, sind sich die Bewohner - Angehörige dem aus drei Spezies bestehenden Volk der Chatalianer - überhaupt nicht bewusst, in einem Raumschiff zu leben, kennen ausschließlich die abgeschottete Welt und halten die Eindringlinge von außen nicht nur für Lügner ... sondern gar für Klingonen!
Wie sich herausstellt, ist einst vor Jahrhunderten ein klingonisches Raumschiff auf der Außenseite des Asteroiden abgestürzt und hat seine komplette Crew ins Innere gebeamt. An die folgende kriegerische Auseinandersetzung von damals denken die Chatalianer natürlich nicht gerne zurück, und da sie sich selbst sehr stark von anderen Humanoiden unterscheiden, entgehen ihnen die feinen äußerlichen Unterschiede zwischen Menschen und Klingonen. Der Landetrupp der Enterprise gerät nicht unmittelbar in Gefahr, doch als Kirk beschließt, zur Sicherheit zum Schiff zurückzubeamen, stellt sich heraus, dass die dichte Metallhülle in der Kruste des Asteroiden einen Transport hinein zulässt, aber hinaus unmöglich macht. Zudem droht der Enterprise das gleiche Schicksal wie dem uralten Klingonen-Schiff: Sie verliert rasch Energie und wird von einem feingesponnenen, aus dem dichten Metall bestehenden Netz, an die Außenseite des Asteroiden gepresst. Man bereitet sich auf das Schlimmste vor: die Notfall-Evakuierung der Crew ins Innere des Asteroiden. Doch auch dort gefangen ist das Überleben nicht gesichert, denn das einzige Schiff, das den Notruf der Enterprise auffängt, ist eines der Klingonen. Und das Schicksal des uralten Wracks auf der Asteroidenoberfläche gibt ihnen einen idealen Vorwand, dieses "Hindernis" im Weltall zu zerstören.
Fazit: Obwohl "World without End" keine klassische TV-Episode nacherzählt, ist die Ausgangssituation natürlich bekannt: Bereits in der 3. Staffel der Serie traf die Enterprise auf den Asteroiden Yonada, dessen Bevölkerung sich auch nicht bewusst war, im Inneren einer künstlichen Welt zu leben.
Die ähnliche Ausgangssituation könnte man vielleicht darauf zurückführen, dass 1981 - als der Roman erstmals erschien - die Autoren bei Bantam vielleicht noch nicht so sicher waren, welche Geschichten man im Rahmen von "Star Trek" erzählen kann. Daher hat sich Autor Joe Haldeman wohl für eine bekannte Ausgangssituation entschieden und neben einem wirklich sehr exotischen und fremdartigen Volk auch die Klingonen mitmischen lassen. Die Darstellung der Klingonen weicht aber doch zum Teil von dem ab, was wir davor und nachher über sie erfahren haben. Doch interessanterweise errät Haldeman bereits die erst später etablierte Versessenheit auf das Erringen von Ehre und blutige Rituale. Allerdings unterlegt wird dies alles von einer religiösen Komponente, weshalb neben dem Captain auch eine Art Priester auf jedem Klingonen-Schiff etwas mitzureden hat.
Die Chatalianer sind wiederum schon fast zu fremdartig. Deren Gesellschaft und Sitten sind teils sehr abstrus konstruiert und werfen einige Fragen auf, die die Auflösung des Romans nur teilweise liefert. Wenn sich Spock die Wahrheit über die Beschaffenheit dieser Gesellschaft offenbart, ist das schon ein ordentliches Aha-Erlebnis, aber es wäre nicht schlecht gewesen, hätte es auf den rund 150 Seiten davor die eine oder andere vage Andeutung gegeben.
Die Originalromane von Bantam sind alle recht dünn, aber "World without End" zählt zu den kürzesten und dennoch weist die Geschichte einige Längen auf. Die Situation der Enterprise außerhalb des Asteroiden ist eigentlich spannender als das, was sich im Inneren abspielt. Die Reise von Kirk und seinem Landetrupp zur "Insel", wo der Steuermechanismus des Asteroidenschiffes vermutet wird, hat Roadmovie-Charakter. Hin und wieder unterhaltsam - auch weil die Figuren, allen voran Doktor McCoy, ganz gut getroffen sind. Aber den Großteil der Zeit sind die Leute einfach nur auf Achse, suchen einen sicheren Weg und haben die überlegene Technologie dabei, so dass es kaum zu brenzligen Situationen kommt. In einer Passage muss man in einem Wald eine ganze Nacht lang Feinde abwehren, was mitunter schon "John Carter vom Mars"-Dimensionen annimmt.
Bewertung: Der Roman ist gar nicht so leicht zu bewerten. Er mixt sehr typische "Star Trek"-Elemente mit sehr abgehobenen Konzepten, die gelegentlich schon fast ins Abstruse abdriften. Die Auflösung funktioniert zwar grundsätzlich, aber als Leser muss man sie halt einfach schlucken à la "Klingt komisch, is' aber so". Die alternative Darstellung der Klingonen fand ich ziemlich interessant, denn trotz einiger auffällige Abweichungen hat Joe Haldeman die ihnen erst später zugeschriebene Mentalität gut vorhergesehen. Ihr Verhalten ist durchaus typisch und auch die Hauptcharaktere der Enterprise-Crew sind ganz gut getroffen. Trotzdem kann ich "World without End" bestenfalls 3 von 6 Sternen verleihen. Trotz der Kürze zieht sich die Geschichte immer wieder mal, wenn das Geschehen im Inneren des Asteroiden in den Fokus rückt, da man als Leser auch erst am Schluss die Möglichkeit erhält, die Verhalten der Chatalianer halbwegs zu begreifen.
Anmerkungen:
Auch die ersten "Star Trek"-Bücher von Bantam sind durchaus interessant. Sie erzählen zwar nur die Geschehnisse von TV-Episoden nach, aber basieren dabei nicht auf den fertigen Folgen, sondern auf den Drehbüchern, da dem Autor James Blish die fertigen Folgen nicht vorlagen. So geben diese Bücher Einblick in nicht realisierte Drehbuchfassungen, die in einigen Fällen durchaus stark von der fertigen Episode abweichen.
Die "Star Trek"-Bücher von Bantam erschienen auf Deutsch beim Goldmann-Verlag; World without End" unter dem Titel "Welt ohne Ende" als Ausgabe Nummer 21. Das Cover der deutschen Ausgabe ist noch unpassender als jenes der englischen Erstauflage. Eine Raumfähre wird nie gestartet.
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Diese und weitere Rezensionen - wie auch meine eigenen Star Trek-Romane zum kostenlosen Download - findet ihr wie gewohnt auch auf meinem Blog:
https://rumschreiber.wordpress.com
Lange bevor der amerikanische Verlag "Pocket Books" die Rechte zur Veröffentlichung von "Star Trek"-Romanen erhielt, erschienen diese zwischen 1967 und 1981 bei "Bantam Books". Am Anfang handelte es sich bei diesen Büchern nur um Geschichtensammlungen, die die Abenteuer aus der TV-Serie nacherzählten. Sobald die Serie eingestellt war, brachte Bantam aber auch originale Storys heraus (beginnend mit "Spock must die!", die ich bereits vor einigen Jahren rezensiert habe). Ich habe kürzlich in einem englischsprachigen Forum recherchiert, welcher bei Bantam erschienenen Original-Roman denn noch empfehlenswert wäre und stieß öfters auf "World without End" von Joe Haldeman.
Die Enterprise trifft im Weltall auf einen vermeintlichen Asteroiden, bei dem es sich in Wahrheit jedoch um ein Raumschiff handelt, dem langsam aber sicher der Treibstoff ausgeht, wodurch es in der Leere des Alls - weit entfernt von der nächsten Sonne und Energiequelle - stranden wird. Da eine Kontaktaufnahme per Funk nicht beantwortet wird, beamt Captain Kirk mit einem Landetrupp ins Innere des ausgehöhlten Asteroidenraumschiffs. Dort findet man eine Umgebung vor, die an die Innenseite einer miniaturisierten Dyson-Sphäre erinnert. Wie sich herausstellt, sind sich die Bewohner - Angehörige dem aus drei Spezies bestehenden Volk der Chatalianer - überhaupt nicht bewusst, in einem Raumschiff zu leben, kennen ausschließlich die abgeschottete Welt und halten die Eindringlinge von außen nicht nur für Lügner ... sondern gar für Klingonen!
Wie sich herausstellt, ist einst vor Jahrhunderten ein klingonisches Raumschiff auf der Außenseite des Asteroiden abgestürzt und hat seine komplette Crew ins Innere gebeamt. An die folgende kriegerische Auseinandersetzung von damals denken die Chatalianer natürlich nicht gerne zurück, und da sie sich selbst sehr stark von anderen Humanoiden unterscheiden, entgehen ihnen die feinen äußerlichen Unterschiede zwischen Menschen und Klingonen. Der Landetrupp der Enterprise gerät nicht unmittelbar in Gefahr, doch als Kirk beschließt, zur Sicherheit zum Schiff zurückzubeamen, stellt sich heraus, dass die dichte Metallhülle in der Kruste des Asteroiden einen Transport hinein zulässt, aber hinaus unmöglich macht. Zudem droht der Enterprise das gleiche Schicksal wie dem uralten Klingonen-Schiff: Sie verliert rasch Energie und wird von einem feingesponnenen, aus dem dichten Metall bestehenden Netz, an die Außenseite des Asteroiden gepresst. Man bereitet sich auf das Schlimmste vor: die Notfall-Evakuierung der Crew ins Innere des Asteroiden. Doch auch dort gefangen ist das Überleben nicht gesichert, denn das einzige Schiff, das den Notruf der Enterprise auffängt, ist eines der Klingonen. Und das Schicksal des uralten Wracks auf der Asteroidenoberfläche gibt ihnen einen idealen Vorwand, dieses "Hindernis" im Weltall zu zerstören.
Fazit: Obwohl "World without End" keine klassische TV-Episode nacherzählt, ist die Ausgangssituation natürlich bekannt: Bereits in der 3. Staffel der Serie traf die Enterprise auf den Asteroiden Yonada, dessen Bevölkerung sich auch nicht bewusst war, im Inneren einer künstlichen Welt zu leben.
Die Beschreibung des Äußeren des Chatalianer-Asteroidenschiffes gleicht
jenem von Yonada in der TV-Folge "Der verirrte Planet" ...
und hat nichts gemein mit der Darstellung auf dem Cover des Romans.
jenem von Yonada in der TV-Folge "Der verirrte Planet" ...
und hat nichts gemein mit der Darstellung auf dem Cover des Romans.
Die ähnliche Ausgangssituation könnte man vielleicht darauf zurückführen, dass 1981 - als der Roman erstmals erschien - die Autoren bei Bantam vielleicht noch nicht so sicher waren, welche Geschichten man im Rahmen von "Star Trek" erzählen kann. Daher hat sich Autor Joe Haldeman wohl für eine bekannte Ausgangssituation entschieden und neben einem wirklich sehr exotischen und fremdartigen Volk auch die Klingonen mitmischen lassen. Die Darstellung der Klingonen weicht aber doch zum Teil von dem ab, was wir davor und nachher über sie erfahren haben. Doch interessanterweise errät Haldeman bereits die erst später etablierte Versessenheit auf das Erringen von Ehre und blutige Rituale. Allerdings unterlegt wird dies alles von einer religiösen Komponente, weshalb neben dem Captain auch eine Art Priester auf jedem Klingonen-Schiff etwas mitzureden hat.
Die Chatalianer sind wiederum schon fast zu fremdartig. Deren Gesellschaft und Sitten sind teils sehr abstrus konstruiert und werfen einige Fragen auf, die die Auflösung des Romans nur teilweise liefert. Wenn sich Spock die Wahrheit über die Beschaffenheit dieser Gesellschaft offenbart, ist das schon ein ordentliches Aha-Erlebnis, aber es wäre nicht schlecht gewesen, hätte es auf den rund 150 Seiten davor die eine oder andere vage Andeutung gegeben.
Die Originalromane von Bantam sind alle recht dünn, aber "World without End" zählt zu den kürzesten und dennoch weist die Geschichte einige Längen auf. Die Situation der Enterprise außerhalb des Asteroiden ist eigentlich spannender als das, was sich im Inneren abspielt. Die Reise von Kirk und seinem Landetrupp zur "Insel", wo der Steuermechanismus des Asteroidenschiffes vermutet wird, hat Roadmovie-Charakter. Hin und wieder unterhaltsam - auch weil die Figuren, allen voran Doktor McCoy, ganz gut getroffen sind. Aber den Großteil der Zeit sind die Leute einfach nur auf Achse, suchen einen sicheren Weg und haben die überlegene Technologie dabei, so dass es kaum zu brenzligen Situationen kommt. In einer Passage muss man in einem Wald eine ganze Nacht lang Feinde abwehren, was mitunter schon "John Carter vom Mars"-Dimensionen annimmt.
Bewertung: Der Roman ist gar nicht so leicht zu bewerten. Er mixt sehr typische "Star Trek"-Elemente mit sehr abgehobenen Konzepten, die gelegentlich schon fast ins Abstruse abdriften. Die Auflösung funktioniert zwar grundsätzlich, aber als Leser muss man sie halt einfach schlucken à la "Klingt komisch, is' aber so". Die alternative Darstellung der Klingonen fand ich ziemlich interessant, denn trotz einiger auffällige Abweichungen hat Joe Haldeman die ihnen erst später zugeschriebene Mentalität gut vorhergesehen. Ihr Verhalten ist durchaus typisch und auch die Hauptcharaktere der Enterprise-Crew sind ganz gut getroffen. Trotzdem kann ich "World without End" bestenfalls 3 von 6 Sternen verleihen. Trotz der Kürze zieht sich die Geschichte immer wieder mal, wenn das Geschehen im Inneren des Asteroiden in den Fokus rückt, da man als Leser auch erst am Schluss die Möglichkeit erhält, die Verhalten der Chatalianer halbwegs zu begreifen.
Anmerkungen:
Auch die ersten "Star Trek"-Bücher von Bantam sind durchaus interessant. Sie erzählen zwar nur die Geschehnisse von TV-Episoden nach, aber basieren dabei nicht auf den fertigen Folgen, sondern auf den Drehbüchern, da dem Autor James Blish die fertigen Folgen nicht vorlagen. So geben diese Bücher Einblick in nicht realisierte Drehbuchfassungen, die in einigen Fällen durchaus stark von der fertigen Episode abweichen.
Die "Star Trek"-Bücher von Bantam erschienen auf Deutsch beim Goldmann-Verlag; World without End" unter dem Titel "Welt ohne Ende" als Ausgabe Nummer 21. Das Cover der deutschen Ausgabe ist noch unpassender als jenes der englischen Erstauflage. Eine Raumfähre wird nie gestartet.
Deutsche Veröffentlichung beim
Goldmann-Verlag.
Goldmann-Verlag.
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Diese und weitere Rezensionen - wie auch meine eigenen Star Trek-Romane zum kostenlosen Download - findet ihr wie gewohnt auch auf meinem Blog:
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