[Buchreihe] Star Trek - TOS (bzw. Classic) - SciFi-Forum

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

[Buchreihe] Star Trek - TOS (bzw. Classic)

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    #16
    Errand of Vengeance - Book 3: River of Blood


    Lieutenant West, Adjutant von Admiral Justman im Sternenflottenkommando und sein Berater in Sachen klingonische Kultur und Verhalten, hat sich kaum von einem Attentat durch einen klingonischen Agenten erholt, als er zusammen mit Admiral Justman ein schnelles Shuttles besteigt um an einer geheimen Unternehmung teilzunehmen.

    Ziel des Shuttles ist die U.S.S. Enterprise, die nach einer feindseligen Begegnung mit einem klingonischen Schlachtkreuzer noch schwer beschädigt und auf dem Weg zu einer Reparatureinrichtung ist (siehe Buch 2). Doch Admiral Justman hat andere Pläne für das Schiff: Die Enterprise soll zur veralteten Starbase 42 fliegen, die eigentlich in Kürze aufgegeben werden sollte. Doch da auf dem Planeten, den die Starbase umkreist, große Dilithium-Vorkommen gefunden wurden, soll der Betrieb der Starbase heimlich fortgeführt werden. Doch es gibt Grund zur Annahme, dass die Klingonen durch Geheimagenten bereits von den Dilithium-Vorkommen erfahren haben und da Captain Kirk selbst erst vor wenigen Tagen daran beteiligt war, ein illegales Dilithium-Bergwerk der Klingonen zu schließen (ebenfalls Buch 2), haben die Klingonen aktuell großen Bedarf, ihre Verluste zu ersetzen. Es hängt von der Enterprise und ihrer Besatzung ab, das Dilithium auf Starbase 42 zu schützen. Denn ohne dieses Dilithium könnten die Klingonen gezwungen sein, ihre Kriegspläne abzusagen, oder zumindest soweit zu verschieben, bis die Sternenflotte vorbereitet ist.

    Der Klingone Kell, der noch immer unentdeckt als Sicherheitsoffizier Anderson auf der Enterprise dient, hat inzwischen gelernt, mit seiner vermeintlichen „Schande“ zu leben. Er hat eingesehen, dass er nicht länger für das Imperium arbeiten kann, das die Menschen völlig falsch einschätzt. Auch wenn das Imperium seinen Entschluss loyal zu den Menschen zu stehen verabscheuen würde, verblasst dies Entscheidung gegenüber jener Schande, die Kell für das gesamte Imperium fürchtet, sollten sie wirklich aus falschen Motiven gegen die Menschen in den Krieg ziehen. Nach einigen Wochen an Bord der Enterprise ist Kell nun völlig davon überzeugt, dass der anstehende Krieg ungerechtfertigt ist und selbst bei einem klingonischen Sieg die Klingonen als Volk schweren Schaden davontragen werden. Seine Absicht, seinen Dienst bei der Sternenflotte und sein Leben unter den „Erdlingen“ fortzuführen, wird jedoch verkompliziert, als sich ihm gegenüber ein weiterer klingonischer Agent auf Starbase 42 zu erkennen gibt, der die Raumstation sabotiert hat. Und so ist es nicht verwunderlich, dass gerade während die Enterprise im Raumdock ist die Energie auf der Station ausfällt und ein klingonischer Schlachtkreuzer Entertruppen auf die Station beamt. Unter ihnen auch Karel, Kells Bruder, der endlich den Moment gekommen sieht, sich an den Menschen für den vermeintlichen Tod seines Bruders zu rächen …

    Fazit: „River of Blood“ trägt den absolut richtigen Titel. Waren die ersten beiden Romane der „Errand of Vengeance“-Reihe schon stark von Kampf und Tod geprägt, schafft der Abschluss dieser Trilogie das Kunststück, dem Gemetzel noch eins draufzusetzen. Mitunter wird an vier, fünf Schauplätzen gleichzeitig gekämpft und an der Wiederherstellung der Kampfkraft gearbeitet. Dabei hat sich Autor Kevin Ryan bemüht, die Orte und Kampfhandlungen möglichst unterschiedlich darzustellen, er hat aber dabei ein Problem, dass sich fast alle Schauplätze auf ein und derselben Raumstation befinden. So kommt es zwangsläufig dazu, dass sich alle ums Überleben kämpfenden Gruppierungen durch Korridore bewegen, auf klingonische Hinterhalte treffen, etc.

    Daher zieht sich die Kampfhandlung dann doch mit der Zeit, aber sie ist definitiv wert, durchgehalten zu werden. Denn das Beste kommt am Schluss. Während des andauernden Kampfes auf der Starbase bekommen wir in diesem Roman im Gegensatz zu den beiden Vorgängern nur wenig Einblick in Kells Gedanken und erleben als Leser auch nicht so häufig mit, was er gerade erlebt. Insofern heißt es zu warten, bis das Unvermeidliche eintritt: Kell und Karel begegnen sich auf der Station. Und eines kann ich schon verraten: Nur einer von ihnen wird die Station lebend verlassen.

    „River of Blood“ funktioniert als Abschluss einer Trilogie nur bedingt. Von einigen Charakteren, denen wir über drei Bücher gefolgt sind, heißt es Abschied nehmen und der Abschluss, wenn der Kampf vorbei ist und die Überlebenden die Situation betrachten, ist schon sehr mitreißend und traurig stimmend. Anderseits wird jedoch auch schon die Tür für eine Fortsetzung offen gelassen. Der Konflikt zwischen Klingonen und Föderation ist noch nicht vorbei. Das Imperium plant noch immer einen Krieg (der unvermeidlich kommen wird, wie Kenner der TOS-Episode „Kampf um Organia“ wissen).

    Aber trotz der düsteren Ausblicke endet der Roman doch mit einem Funken Hoffnung für die Zukunft. Für alle, die gewohnheitsmäßig die letzte Seite eines Buches lesen: Tut es diesmal nicht und lasst euch überraschen. Denn Kevin Ryan durfte nach drei Jahren Pause dann doch noch eine direkte Fortsetzung schreiben, die „Errand of Fury“-Trilogie und ich nehme stark an, dass der Epilog von „River of Blood“ schon damals mit einer eventuellen Fortsetzung mit Hinterkopf von Kevin Ryan geschrieben wurde.

    Bewertung: Das Finale der Trilogie hat viele Gesichter. Einerseits ein sehr bekanntes Gesicht, den Kampf. Das ist ein wichtiges Handlungselement, das sich durch alle drei Bücher zieht. Kevin Ryan bemüht sich wirklich stark, viel Abwechslung rein zu bringen, aber manchmal steht ihm die Natur der Sache im Weg. Nicht immer ist es möglich, kreative Wege des Kampfes zu finden, wenn die Optionen eingeschränkt sind. Für Fans von Gefechten ist die ganze Trilogie aber wahrscheinlich dennoch ein wahres Fest. Ich selbst hätte mir aber eine etwas zügigere Erzählweise gewünscht, die mehr Spannung aufkommen lässt. Denn am Ende ist der starke Teil dieses Buches der dramatische Schluss, bei dem man merkt, dass all das vergossene Blut nur eine Einleitung war. In diesem Fall ist also nicht der Weg das Ziel. Es gibt in „River of Blood“ ein definiertes Highlight, das wirklich großartig geworden ist. Aber die Spannung bis dorthin hätte sicher gesteigert werden können, wäre der Fokus etwas stärker auf Kell und Karel gelegen und hätte der Autor schon vor dem Finale ein oder zwei Begebenheiten geschrieben, bei denen sie sich beinahe getroffen hätten. Denn dass sich die Brüder am Ende wiedersehen steht eigentlich nie in Frage.

    Ich gebe knapp 5 Sterne für das Finale. Das Konzept wirkt nicht mehr so frisch wie im ersten Buch der Trilogie, die Charaktermomente werden aufgrund der Dimension der Geschichte und der vielen beteiligten Personen zwangsläufig reduziert. Und doch kann das Finale sehr viel ausgleichen, weshalb es doch noch für eine 5-Sterne-Bewertung reicht.

    ______________________________________
    Diese und weitere Rezensionen findet ihr auch auf meinem Blog (und auch meine eigenen Romane zum kostenlosen Download):
    | Romane, Treatments, Grafiken und noch ein bisschen mehr
    Angehängte Dateien
    Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

    Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

    Kommentar


      #17
      “Spock muss sterben!“


      Im Gegensatz zu den meisten von mir in den letzten eineinhalb Jahren rezensierten Romanen habe ich „Spock muss sterben!“ bereits gekannt, bevor ich ihn in den letzten Tagen wieder mal gelesen habe. Mir hat der Roman bereits beim ersten Lesen vor rund fünfzehn Jahren schon sehr gut gefallen, aber ich habe erst nachträglich erfahren, welchen besonderen Status unter den Star Trek-Romanen er einnimmt und deshalb habe ich mich entschieden, wieder diesen alten Roman aus dem Regal zu holen und ihm eine aktuell Rezension zu widmen. Noch bevor ich auf den Inhalt eingehe möchte ich daher auch vorab erläutern, unter welchen Umständen der Roman damals im Jahre 1970 entstanden ist.

      Es ist schon seit Jahrzehnten üblich, dass parallel zu vielen TV-Serien auch Romane erscheinen, die Geschichten erzählen, die während der Handlung der Serie stattfinden. Da die Autoren solcher Romane fast nie identisch mit den Verfassern der Drehbücher sind und auch nicht der Wunsch besteht, dass Geschichte aus einem anderen Medium mit der Handlung einer laufenden TV-Serie interferiert, erzählen die Romanautoren in ihren Büchern meistens Geschichten, die unabhängig vom Verlauf der Serie sind. Grundsätzlich muss die Ausgangssituation am Ende eines jeden Romans genau gleich sein wie am Anfang. Keiner der Seriencharaktere darf sterben, an etablierten Machtverhältnissen und Beziehungen darf nichts verändert werden. Unter dieser Voraussetzung sind auch viele Romane der Star Trek-Serien „The Next Generation“, „Deep Space Nine“, „Voyager“ und „Enterprise“ erschienen. Und sogar einen Roman von „The Original Series“ (damals schlicht „Star Trek“ ohne den später zur Unterscheidung notwendig gewordenen Zusatz) gab es, der erschienen ist während die Serie noch im TV lief. Dabei handelte es sich um „Mission to Horatius“, einen Jugendroman aus dem Jahr 1968. (Auf Deutsch stark gekürzt 1970 und erstmals ungekürzt 1999 erschienen.) „Mission to Horatius“ hat sich an die üblichen Regeln gehalten und ein Abenteuer der Crew der Enterprise erzählt, das unabhängig von den im TV erzählten Abenteuern erzählt wurde und an beliebiger Stelle der Serie eingefügt werden könnte.

      Während sich solche Romane also strikt an die Vorgabe halten müssen, nicht der Kontinuität der TV-Serie in die Quere zu kommen, gilt das nicht für Romane, die nach dem Ende bzw. der Absetzung der Serie entstehen. Sehr viele Serien werden nach ihrem Ende auf dem TV-Bildschirm in Form von Romanen oder Comics weitergeführt. Ab dem Ende einer TV-Serie können sich die Romanautoren natürlich deutlich mehr Freiheiten nehmen und müssen nicht mehr auf mögliche Entwicklungen in nicht mehr produzierten TV-Episoden Rücksicht nehmen. Besonders freuen sich Serienfans natürlich darüber, wenn Serien mit offenem Ende zumindest in Romanform fortgesetzt und abgeschlossen werden, so z.B. „The 4400“ (bereits von mir rezensiert) oder „Dark Angel“. Aber auch Serien die nicht mit einem sogenannten „Cliffhanger“ endeten werden als Romane fortgesetzt und so gibt es zu den Star Trek-Serien sogenannte „Relaunch“-Romane, deren Autoren sich durchaus auch mal trauen, größere Veränderungen durchzuführen, Hauptcharaktere über die Klinge springen zu lassen (oder wiederzubeleben) und einschneidende Ereignisse mit Einfluss auf die Machtblöcke des Star Trek-Universums beschreiben. Und „The Original Series“ ist da keine Ausnahme!

      „Spock muss sterben!“ erschien im Jahr 1970, ein Jahr nachdem die TV-Serie „Star Trek“ abgesetzt worden ist. Am Bildschirm war „Star Trek“ somit beendet, es gab keine Aussichten darauf, dass die Serie jemals wieder zurückkehren wird. Nicht einmal der größte Optimist hätte geglaubt, dass die Abenteuer von Captain Kirk & Co in einer Zeichentrickserie (1973/74 und 7 Kinofilmen ab 1979 bis 1994 „Treffen der Generationen“ mitgerechnet) fortgesetzt bzw. dass das Star Trek-Universum innerhalb der nächsten 43 Jahre nach TOS noch in 5 TV-Serien und bald 12 Kinofilmen Thema sein würde. Und ohne die magische Glaskugel, die ihm diese künftige Entwicklung vorausgesagt hätte, schrieb Autor James Blish den ersten Star Trek-Roman, der nach den Ereignissen der TV-Serie spielt, eine wirklich erstaunliche Veränderung beschreibt und dabei natürlich keine Rücksicht auf eventuelle künftige Geschichten im Star Trek-Canon nimmt. James Blish war bereits 1970 ein Star Trek-erfahrener Autor, der vor „Spock muss sterben!“ schon die Romanadaptionen der TV-Episoden von „The Original Series“ verfasst hat.

      „Spock muss sterben!“ ist bei mehreren Verlagen erschienen (auch unter dem Titel „Duell der Träume“). Für diese Rezension greife ich zur Version, die beim Goldmann-Verlag erschienen ist mit der überarbeiteten Übersetzung von Hermann Urbanek, Originalübersetzt von Hans Maeter.

      Inhalt: Die Enterprise ist auf einer Kartographierungsmission in einem weit entfernten Gebiet der Galaxis und langsam macht sich Langeweile breit, was u.a. Doktor McCoy und Mister Scott zu technisch-philosophischen Diskussionen nützen und McCoy sich fragt, ob der Transporter ihn schon vor Jahren bei seinem ersten Beamen umgebracht und durch ein nicht unterscheidbares Duplikat ersetzt hat. Eine Frage, die Scotty mit der Feststellung abtut, dass ein Unterschied, der keinen Unterschied bewirkt, auch kein Unterschied sei. Captain James T. Kirk ist recht froh darüber, auf die Brücke gerufen zu werden um nicht den Schiedsrichter bei der Debatte spielen zu müssen. Doch was ihn sein Erster Offizier auf der Brücke mitteilt, ist noch viel beunruhigender.

      Die Enterprise hat Signale aufgefangen, demnach die Klingonen einen großangelegten Angriff auf die Föderation gestartet haben. Obwohl die mächtigen Organier erst vor ein paar Jahren in einen Konflikt zwischen Föderation und Klingonen eingeschritten sind (siehe Episode „Kampf um Organia“) und Konsequenzen angedroht haben, sollte eine der beiden Parteien gegen den Friedensvertrag verstoßen, scheint sich dieses Volk körperloser Energiewesen nun doch nicht einzumischen, was nur zwei Vermutungen zulässt: Entweder haben die Klingonen die Organier irgendwie töten können bevor sie ihren Angriff auf die Föderation gestartet haben oder es gelang ihnen den Planeten Organia zu isolieren. Hin- und hergerissen zwischen der Möglichkeit, den klingonischen Raum monatelang zu umfliegen und ins Föderationsgebiet zurückzukehren oder stattdessen auf einer Selbstmordmission ins Klingonenimperium einzudringen und hinter den Linien Schaden anzurichten, entscheidet sich Kirk für den Mittelweg: Er lässt Kurs auf Organia setzen, um das Schicksal der Organier in Erfahrung zu bringen und – wenn noch möglich – sie auf die Vertragsverletzung durch die Klingonen aufmerksam zu machen.

      Da auch diese Reise sechs Monate dauern wird, hat Scotty einen Vorschlag: Angeregt durch die Diskussion mit Dr. McCoy hat er den Plan entwickelt, wie er im Transporter von jemanden ein „Tachyon-Duplikat“ erstellen kann, das nur innerhalb eines Dimensionsfelds existiert und das über weite Distanzen gebeamt werden könnte, während die originale Person an Bord der Enterprise bleiben könnte. So wäre es möglich, das Duplikat bereits voraus nach Organia zu schicken, dort Erkundigungen einholen und nach 24 Stunden zum Ausgangspunkt zurückkehren zu lassen, wo das Duplikat seinen Bericht abgeben könnte um sich nach Aufhebung des Dimensionsfeldes wieder aufzulösen.

      Nach kurzer Skepsis ist Captain Kirk schließlich bereit, das Experiment durchzuführen, ist es doch die beste Möglichkeit, schon Monate vor der Ankunft bei Organia mehr über die aktuelle Lage dort zu erfahren. Mister Spock erklärt sich bereit, als Vorlage für das Duplikat zu dienen. Das Experiment verläuft anfänglich gut, doch am Ende des Vorgangs stehen plötzlich zwei Spocks – beide aus Fleisch und Blut und nicht aus Tachyonen – auf der Transporterplattform. Beide sind optisch nicht voneinander zu unterscheiden und beide behaupten, der echte Spock zu sein. Und auch im Verhalten sind beide logisch. Doch während der eine Spock logisch dafür argumentiert, dass beide Spocks sich aus dem Weg gehen sollte, argumentiert der andere Spock genauso logisch für eine andere Problemlösung: Spocks muss sterben!

      Da Kirk zu diesem drastischen Schritt nicht bereit ist, lässt er beide Spocks in unterschiedlichen Schichten arbeiten und hat ein sorgsames Auge auf die beiden um eventuell doch herauszufinden, ob einer der beiden Spocks eindeutig das Original und der andere ein Duplikat ist. Dass sich einer der Spocks vom anderen unterscheidet wird klar, als sich die Enterprise Organia nähert und durch Sabotage unter Warp-Geschwindigkeit fällt und von einem klingonischen Späher-Schiff entdeckt wird. Alles deutet auf Spock als Saboteur hin, aber auf welchen? Jedenfalls scheinen die Verhaltensmuster von einem der beiden Spocks entscheidend gestört worden zu sein und Kirk kann keinem von beiden mehr trauen. Bei der Ankunft in der Nähe von Organia erlebt Kirk die nächste böse Überraschung: Sechs klingonische Schiffe erwarten die Enterprise bereits, verwickeln sie in einen Kampf und zwingen sie, von Organia wieder fort zu fliegen. Aber der kurze Blick auf den Planeten hat schon ausgereicht, um dessen Veränderung deutlich zu erkennen: Eine Art Kraftfeld hat sich um den Planeten gelegt, das nicht nur eine Barriere zwischen ihm und dem restlichen All darstellt, sondern auch jeden Menschen in unmittelbarer Nähe psychisch extrem belastet. Während die Enterprise in einen aussichtslosen Kampf mit einer klingonischen Armada verwickelt wird, muss sich ein Außenteam nach Organia begeben – den dank der Barriere unwirtlichsten Ort der Galaxis. Denn nur dort kann ein Weg gefunden werden, die Barriere aufzulösen und den Organiern ein Eingreifen in den Krieg zu ermöglichen. Und ebenfalls dort entscheidet sich, welcher der beiden Spocks überleben wird und welcher nicht …

      Die Auflösung: Normalerweise vermeide ich in meinen Rezensionen, zu viel über den Schluss einer Geschichte zu verraten, um eventuelle zukünftige Leser nicht die Spannung zu verderben. Aber da die Auflösung der Geschichte ein ganz besonderes Merkmal des Romans darstellt, möchte ich diesmal auch darauf in der Rezension eingehen. Wer nicht wissen möchte, wie die Geschichte ausgeht, sollte den folgenden Abschnitt also am besten überspringen!

      Nachdem die Enterprise erstmals den Zustand Organias festgestellt hat, wird klar, wie der zweite Spock entstanden ist: Der Tachyonentransporterstrahl wurde von der Barriere zurückgeworfen und hat eine spiegelverkehrte Version zurück zur Enterprise geschickt, wo der Transporter diese als lebendige Variante aus Fleisch und Blut materialisiert hat. Als McCoy das erkennt, kann er problemlos feststellen, welcher der beiden Spocks das Duplikat und der Saboteur ist. Doch der falsche Spock kann sich der Gefangennahme entziehen und flüchtet mit einem Shuttle nach Organia. Als der Landungstrupp von der Enterprise eintrifft wird es von Halluzinationen geplagt und der falsche Spock will diesen Umstand ausnützen, um Kirk und Scotty von der richtigen Spur abzulenken. Da aber auch der echte Spock Teil des Landetrupps ist, bekämpft dieser sein Ebenbild in einem telepathischen Duell (daher der alternative Buchtitel „Duell der Träume“ bei anderen Verlagen) und kann das Duplikat töten. Als diese Gefahr beseitigt ist können Kirk, Scotty und der echte Spock erfolgreich Kontakt mit den Organiern aufnehmen und zusammen gelingt es, die von den Klingonen errichtete Barriere aufzuheben. Die Organier haben ihre Macht nun wieder zurückerlangt und schreiten gemäß des Friedensvertrags ein. Und wie! Der Urteilsspruch für das Vergehen der Klingonen ist an Härte kaum zu überbieten: Den Klingonen wird für die Dauert von eintausend Jahren (!) der Raumflug untersagt. Alle ihre Schiffe haben zu den nächstgelegenen Stützpunkten zurückzukehren bevor die Organier für ein Jahrtausend die Antriebe der klingonischen Raumschiffe unbrauchbar machen werden. Die Klingonen sollen diesen Zeitraum als Nachdenkpause benutzen und versuchen, sich zu einem friedfertigen Volk weiterzuentwickeln.

      Diese Konsequenz aus dem Vertragsbruch der Klingonen ist etwas, das nur in einem „Relaunch“-Roman möglich ist. Die Klingonen haben diverse Auftritte in der TV-Serie gehabt, wodurch die Ereignisse dieses Romans wirklich ausschließlich nach deren Ende angesiedelt sein müssen. Und wie hätte Autor James Blish auch ahnen können, dass bereits eine damals noch nicht geplante Zeichentrickserie und der erste Star Trek-Kinofilm die Klingonen als raumfahrende Spezies darstellen sollten. Das Star Trek-Universum hätte in den kommenden vier Jahrzehnten ganz schön anders ausgesehen, wären die Klingonen nie mehr aufgetreten. Aber dem Autor von „Spock muss sterben!“ kann man eigentlich keine Vorwürfe machen. Er hat mit „Kampf um Organia“ wahrscheinlich jene Episode der Classic-Serie ausgewählt, die besonders episch und bedeutungsvoll für die Gestaltung des Star Trek-Universum war und eine Fortsetzung mit den gleichen Eigenschaften geschrieben.

      Fazit: Der Roman „Spock muss sterben!“ ist inhaltlich natürlich längst überholt. Die Serien und Kinofilme der folgenden Jahrzehnte haben die im Roman beschriebenen Ereignisse längst negiert, aber das sollte auch kein Qualitätskriterium sein. Denn auch spätere Romane aus den 80ern und 90ern sind in vielen Details von späteren „On-Screen“-Informationen widerlegt worden. Versetzt man sich zur Einschätzung des Romans fairerweise ins Jahr 1970 zurück, muss man sagen, dass James Blish wirklich eine beeindruckende Story geschrieben hat. Sie beinhaltet sowohl eine typische Science-Ficition-Story mit der der Verdoppelung einer Person und konzentriert sich auf die Interaktion der Charaktere angesichts dieser Erscheinung. Anderseits beschreibt der Roman auch ein Kriegsgeschehen, das von großer Bedeutung für die Föderation und das Klingonische Imperium ist. Und beide Handlungselemente sind sehr gut miteinander verknüpf.

      Wenn man diesen alten Roman liest, fallen einem jedoch schon ein paar Unterschiede zur TV-Serie auf. Vorweg: Die Charaktere hat Blish hervorragend getroffen, aber das verwundert auch nicht, denn immerhin kannte er die Drehbücher der Serie wohl in- und auswendig und einigen eingestreuten Infos nach dürfte er auch Einblick in die Serienbibel, den Leitfaden für die Autoren der Drehbücher, gehabt haben. Auch über die Kurzauftritte der Klingonen Kor und Koloth kann man sich freuen.

      Was von der Serie stärker abweicht, sind gewisse Begriffe. So kommen in diesem kurzen Roman (126 Seiten schmal) wahrscheinlich mehr wissenschaftliche und technische Fachbegriffe vor als in allen Folgen der Original-Serie. Einige von ihnen klingen auch sehr ungewohnt, allerdings gibt es auch immer wieder die Erklärung von Funktionsprinzipien, die in den späteren Serien sogar bestätigt wurden. Der Subraum mag zwar als Hyperraum bezeichnet werden, aber dass ein Warp-Feld (bzw. „Sol-Feld“) einem Schiff die Fortbewegung mit Überlichtgeschwindigkeit ermöglicht, hat James Blish bereits lange bevor dies in „The Next Generation“ festgelegt wurde erfasst.

      Die ausgedehnten wissenschaftlichen Erklärungen sind auch das große Manko dieses Romans. Es gibt einige recht langatmige Passagen, in denen die Charaktere mit sehr vielen Fachbegriffen jonglieren und es dem Leser schwer machen, den Beschreibungen zu folgen. Die Verwendung unbekannter oder unüblicher Termini erschwert dies zusätzlich. Weiters habe ich ein gewisses Problem mit der Erklärung, dass die Energiebarriere ein echtes seitenverkehrtes Spiegelbild von Spock erstellt hat. Die Szene wie sie auf dem Cover des Romans zu sehen ist, könnte so gar nicht stattfinden, denn der falsche Spock hätte sein Uniformabzeichen auf der falschen Seite. Und selbst wenn Vulkanier allgemein einen symmetrischen inneren Aufbau haben sollten (was durch Aussagen in der TV-Serie auch zweifelhaft hat), müsste McCoy ihn schon so oft untersucht haben, um selbst kleinste Abweichungen festzustellen. Als Grundsatzfehler will ich das aber auch nicht werten, die generelle Seitenverkehrtheit ist nicht unbedingt ausschlaggebend für die Handlung und hätte auch gar nicht zwangsläufig erwähnt werden müssen.

      Bewertung: Angesichts des Alters des Romans ist er wirklich sehr unterhaltsam und der Schluss ist natürlich der Hammer! Die ausgedehnten wissenschaftlichen und technischen Erläuterungen schlagen sich aber schon negativ auf den Erzählfluss nieder und bremsen die sonst sehr tempo- und ereignisreiche Handlung. Mit ein paar Vereinfachungen hätte die Geschichte wahrscheinlich sehr gut innerhalb von 50 Minuten (Länge einer TOS-Episode) erzählt werden können, wenngleich eine Umsetzung als TV-Episode das Effektbudget der Serie gesprengt hätte.

      „Spock muss sterben!“ erhält von mir starke 4 von 6 Sterne. Zwar finde ich den Schluss absolut genial, die Charakterzeichnung sehr gut und den Mut von James Blish aller Ehren wert. Aber diese etwas langatmigen Passagen und den gerade für TOS-Verhältnisse etwas anormalen Umgang mit Fachbegriffen kann ich nicht ganz verzeihen.

      ______________________________________
      Diese und weitere Rezensionen findet ihr auch auf meinem Blog (und auch meine eigenen Romane zum kostenlosen Download):
      | Romane, Treatments, Grafiken und noch ein bisschen mehr
      Angehängte Dateien
      Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

      Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

      Kommentar


        #18
        Errand of Fury – Book 1: Seeds of Rage


        Drei Jahre nach dem Abschluss seiner „Errand of Vengeance“-Trilogie durfte Autor Kevin Ryan mit der logischen Fortsetzung beginnen: der „Errand of Fury“-Trilogie. Da „Seeds of Rage“ direkt nach den Ereignisse des letzten „Vengeance“-Romans „River of Blood“ ansetzt, sind die Ereignisse aus der vorangegangenen Trilogie von höchster Relevanz für „Seeds of Rage“, weshalb ich in der folgenden Rezension auch den Ausgang von „River of Blood“ verraten werde. Wer sich also die Spannung auf „River of Blood“ nicht verderben lassen will, sollte besser nicht weiterlesen.

        Was ist am Ende von „River of Blood“ nun eigentlich geschehen? Die Klingonen wurden in der Schlacht um Starbase 42 erfolgreich von der Sternenflotte zurückgeschlagen und daran gehindert, sich große Mengen an Dilithium unter den Nagel zu reißen, was zweifellos zu einem sofortigen Krieg zwischen dem Imperium und der Föderation geführt hätte. Stattdessen mussten sich die Klingonen zurückziehen, unter ihnen auch der Erste Offizier des Schlachtkreuzers D’k Tahg, ein Mann namens Karel, der während der Schlacht einen unverzeihlichen Fehler begangen hat: Er tötete seinen Bruder Kell. Kell – der Hauptcharakter der „Errand of Vengeance“-Trilogie – war natürlich für Karel nicht auf den ersten Blick zu erkennen gewesen, wurde dessen Gesicht doch vom klingonischen Geheimdienst verändert, damit Kell als Ensign Jon Anderson an Bord der Enterprise Sabotage betreiben konnte. Das einzige, was Karel von seinem Bruder blieb, war eine aufgezeichnete Mitteilung, in der Kell beschreibt, wie ihn die Zeit unter den Menschen verändert hat und er eingesehen hat, dass die klingonische Propaganda falsch und die Gründe für den geplanten Feldzug des Imperiums unehrenhaft sind. Ein posthumes Geständnis, das Karel mehr als nur zu denken gibt.

        Sechs Wochen später: An verschiedenen Orten geraten Dinge in Bewegung. Der Föderationsbotschafter erzielt in den Verhandlungen mit den Klingonen einen vermeintlichen Erfolg und kann erstmals konstruktive Gespräche führen. Die Gegenleistung der Klingonen: Sie wollen den Planeten 7348 annektieren, der zwar im Föderationsgebiet liegt, auf dem aber eine unabhängige einheimische klingonische Bevölkerung lebt. Die Föderation gewährt dem Imperium, Verhandlungen mit den Einheimischen zu führen, solange die Föderation die Gespräche beaufsichtigt. Als Schiff vor Ort wird die Enterprise ausgewählt, da die Einheimischen bereits positive Erfahrungen mit Captain Kirk und seiner Crew gesammelt haben. Denn im Interesse der Föderation liegt es keineswegs, dass die Klingonen diesen Planeten rechtmäßig in Besitz nehmen, könnte dieser doch potenzieller Ausgangspunkt einer noch immer drohenden Invasion werden.

        Die Enterprise wird vorab in die Werft abkommandiert um dort Upgrades zu erhalten, die sich in diesem möglichen Krieg als hilfreich erweisen könnten – wenngleich Scotty etwas skeptisch ist, da er fürchtet, die Enterprise könnte nach diesen spezifischen Veränderungen gegen jeden anderen Gegner Probleme bekommen. Auch in der Sicherheitsabteilung gibt es Veränderungen: Einerseits kommt Micheal Fuller als einfacher Sicherheitsoffizier an Bord der Enterprise – sein Sohn Sam Fuller ist bei der Schlacht um Starbase 42 von Klingonen getötet worden. Anderseits muss sich der ihm zugeteilte Sicherheitstrupp vielleicht bald nach einem neuen Leiter umsehen, denn Doktor McCoy stellt bei einer Untersuchung fest, dass die bisherige Truppenleiterin Leslie Parrish schwanger ist. Der Vater des ungeborenen Kindes: Jon Anderson, was das Kind halbklingonisch macht und die Schwangerschaft eventuell gefährlich für Parrish.

        Noch bevor sie eine Entscheidung fällen kann, ob sie das Kind austragen und die Enterprise dafür verlassen will, tritt eine Notsituation ein: Die Klingonen verstoßen gegen die mit Botschafter Fox getroffene Vereinbarung und fliegen nicht mit einem unbewaffneten Schiff nach Planet 7348, sondern mit einem Schlachtkreuzer. Und dieser Schlachtkreuzer ist kein geringerer als die D’k Tahg.

        Fazit: Schon nach dem ersten Buch kann man wohl beurteilen, dass Autor Kevin Ryan die neue Trilogie anders aufbaut, als noch „Errand of Vengeance“. Seine erste Trilogie bestand aus drei eigenständigen Geschichten, die zwar stark aufeinander aufgebaut haben aber dennoch jede für sich eine klare Einleitung, einen Mittelteil und einen Schluss hatten, während die Handlung rund um Jon Anderson/Kell den drei Büchern einen Rahmen gegeben haben.

        „Errand of Fury“ scheint im Vergleich anders aufgebaut zu sein. Einen Charakter wie Anderson/Kell gibt es nicht mehr, dafür geht an den verschiedensten Schauplätzen etwas voran und mehrere Charaktere scheinen gleich wichtig zu sein, wenn auch Micheal Fuller ein bisschen mehr Beachtung bekommt als Parrish, Karel, West oder die Führungscrew der Enterprise. Das liegt vor allem an den in der zweiten Hälfte des Buchs eingestreuten Rückblicken zur Schlacht von Donatu V, an der Fuller vor über 20 Jahren ebenfalls beteiligt gewesen ist. Diese Rückblicke haben sicher auch die Funktion, etwas Action in die Geschichte zu bringen, denn in der Gegenwart passiert eigentlich nichts, außer dass sich sowohl auf klingonischer als auch Föderationsseite die Schiffe und Crews vorbereiten. „Seeds of Rage“ hat also keine in sich abgeschlossene Story, sondern fungiert nur als Einleitung zu dem, was (hoffentlich) noch kommt.

        Unter diesem Aspekt betrachtet funktioniert das Buch auch sehr gut. Obwohl es keine großen Gefechte gibt und der Fokus nicht mehr so stark auf einen Charakter und dessen Rolle als Beobachter liegt, ist auch die Vorbereitung interessant zu lesen. Man hat eigentlich immer das Gefühl, dass etwas vorangeht und auf etwas hingearbeitet wird, wenngleich man darauf offensichtlich noch bis zum nächsten Buch der Trilogie warten muss. (Damals bei Erstveröffentlichung mussten die Leser übrigens vier Jahre warten, bis die „Errand of Fury“-Trilogie komplett war, während die drei Teile von „Errand of Vengeance“ innerhalb eines einzigen Jahres erschienen sind.)

        Unterm Strich als Schwachpunkt kann man dann die Rückblenden selbst bezeichnen. Aber unter Vorbehalt. Denn obwohl man den Ablauf der Schlacht bereits in „Killing Blow“ aus der Perspektive von Lieutenant Justman (an Bord eines anderen Schiffes) erlebt hat, lernt man dadurch Michael Fuller etwas besser kennen.

        Bewertung: Da die neue Trilogie stärker als Gesamtwerk angelegt zu sein scheint als die erste Trilogie, ist eine Wertung für den ersten Teil allein etwas schwierig. „Seeds of Rage“ ist als Einleitung gedacht und als solche kann man dem Buch nicht viel vorwerfen. Das Interesse weiterzulesen ist geweckt, neue Charaktere und Konstellationen wurden erfolgreich eingeführt. In diesem Fall ist der Weg das Ziel und Kevin Ryan beschreibt den Weg interessant und wie gewohnt sehr schnörkellos aber nicht detailarm. Stilistisch konnte ich an seiner ersten Trilogie schon nichts Relevantes bemängeln. Manchmal kam es vor, dass er sich in ein Wort verliebt hatte, das dann auf den folgenden drei, vier Seiten erstaunlich häufig vorkam. Aber davon war in „Seeds of Rage“ nichts zu merken. Da das Buch seinen Job als Einleitung hervorragend erfüllt gebe ich 5 von 6 Sterne. Dass der Geschichte bislang Spannungsspitzen fehlen ist dem Aufbau geschuldet, aber dennoch ist die erzeugte Spannung hoch genug, um unbedingt wissen zu wollen, wie es weitergeht.

        Anmerkungen:

        Schön, dass die Bücher von Ryans zweiter Trilogie vom amerikanischen Verlag „Pocket Books“ bedeutend schönere Covermotive spendiert bekommen haben. Die nichtssagenden Foto-Cover der ersten drei Bücher waren wirklich schlimm und absolut unangemessen für Romane aus dem Jahr 2002.

        „Errand of Fury“ läuft wieder unter dem Titel „Star Trek“ und nicht wie „Errand of Vengeance“ unter „Star Trek – The Original Series“. Der Versuch, im Jahr 2002 eine Reihe mit diesem Untertitel zu etablieren, hat das Jahr 2003 nicht mehr erlebt. Bekanntlich erscheinen erst 2013 TOS-Romane wieder standardmäßig mit dem Untertitel „The Original Series“.


        ______________________________________
        Diese und weitere Rezensionen findet ihr auch auf meinem Blog (und auch meine eigenen Romane zum kostenlosen Download):
        http://rumschreiber.wordpress.com/
        Angehängte Dateien
        Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

        Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

        Kommentar


          #19
          Errand of Fury – Book 2: Demands of Honor


          Der Planet 7348 liegt im Raum der Föderation, doch seine Bevölkerung besteht aus Klingonen, die offenbar vor Jahrtausenden von einem antiken raumfahrenden Volk dorthin transportiert worden sind. Unbeeinflusst vom Imperium haben sie sich zu einem einfach lebenden Volk entwickelt, das keine Kriege untereinander führt, aber dennoch fähig war, Orioner zu vertreiben, die auf dem Planeten mittels gefährlicher Kernbohrung Dilithium schürfen wollten. Der Bergwerksschacht existiert noch immer und nach erfolgreicher Abwehr der Orioner und Zusammenarbeit mit der Crew der Enterprise beschlossen die auf 7348 einheimischen Klingonen, dass sie keinen weiteren Kontakt mehr mit Wesen von anderen Sternen haben möchten.

          Doch die Ruhe dauert nicht lange an. Eine diplomatische Einigung zwischen der Föderation und dem Klingonischen Imperium sieht vor, dass das Imperium in Kontakt mit den Einheimischen treten darf, die zumindest rein biologisch zum selben Volk gehören. Was die Klingonen als friedliche Annäherung an ihre „Brüder“ verkaufen wollen, wird von der Föderation aber schnell als Versuch durchschaut, sich das Dilithium des Planeten unter den Nagel zu reißen. Ein Grund, warum die Enterprise zur Überwachung der Verhandlungen nach Planet 7348 geschickt wird, vor allem da die Klingonen keinen unbewaffneten Transporter sondern mit einem Schlachtkreuzer anrücken. Doch die Ankunft der Enterprise verzögert sich aufgrund eines Hilferufs und die Klingonen können zuerst Kontakt mit den Einheimischen aufnehmen.
          Doch was die Föderation zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Sowohl auf dem Schlachtkreuzer D’k Tahg als auch auf dem Planeten sind die Machtverhältnisse nicht ganz eindeutig. Ratsherr Duras hat das Kommando über die Mission übernommen und eine große Anzahl ihm loyaler Krieger an Bord geholt, was Captain Koloth und seinem Ersten Offizier Karel gar nicht gefällt. Zusammen mit einem Clan-Führer des Planeten, der auch vor Mord an Seinesgleichen nicht zurückschreckt, will Duras das Dilithium abholen, aber auch auf dem Planeten wächst der Widerstand gegen die Anwesenheit der imperialen Klingonen. Zurecht, denn nicht einmal Duras‘ verbündeter Clan-Führer weiß, dass Duras noch viel mehr plant, als nur das Dilithium zu holen.

          Fazit: Während Autor Kevin Ryan den ersten Roman seiner Trilogie dazu genutzt hat, die weiteren Ereignisse vorzubereiten, geht es in „Demands of Honor“ so richtig zur Sache. Auf dem Planeten und auf der D’k Tahg ist alles auf Konfrontation ausgelegt und die Ankunft der Enterprise fügt der angespannten Situation ein weiteres Element hinzu. Dass nicht jede Partei über die Absichten der anderen informiert ist und der Leser im Gegensatz zu den Protagonisten die offenen Lügen von Duras erkennt, sorgt für hohe Spannung, die am Ende in eine Konflikt mit seltsamen Verbündeten mündet. Bis es soweit ist, dauert es aber einige Seiten. Die verspätete Ankunft der Enterprise ist zwar für die Geschichte eine sehr gute Idee, da nicht sämtliche Konfliktpunkte gleichzeitig eingefügt werden. Allerdings ist der Grund für die Verspätung ohne besonderen Zusammenhang mit der eigentlichen Geschichte. So wird zwar schon am Beginn des Romans eine Action-Sequenz eingeschoben, in der auch wieder der Charakter Michael Fuller im Mittelpunkt steht. Aber eigentlich steht dieses Gefecht gegen Klingonen, an dem Fuller teilnimmt, etwas im Widerspruch zu seinen Taten am Ende des Romans. Selbst im Kampf gegen die Erzfeinde der Föderation erleben wir ihn hier am Beginn der professionell und gnädig, was ihn sehr sympathisch macht. Am Ende des Romans hat Fuller aber sehr viel Sympathie verspielt. Dennoch ist es interessant, wie gut es dem Autor gelingt, eine so spannende und charakterbasierte Story zu schreiben, in denen die Hauptcharaktere aus der Serie eigentlich nur Nebenrollen spielen. Star Trek-Romane, die nicht auf die Seriencharaktere fokussiert sind, findet man selten und noch seltener sind diese Romane so gut, wie die Romane von Kevin Ryan.

          Bewertung: Wie schon bei meiner Rezension des ersten Romans erwähnt, ist „Errand of Fury“ offenbar mehr als Gesamtwerk anzusehen. Zumindest die Bücher 1 und 2 erzählen im Grunde eine Geschichte und als Einleitung hat Buch 1 auch sehr gut funktioniert. Buch 2 steuert bereits auf den Höhepunkt zu und macht das ebenfalls sehr spannend. Alle Handlungsfäden aus dem ersten Buch werden im zweiten verknüpft, was für viel Spannung sorgt. Im Summe also eigentlich ein toller, unterhaltsamer Roman, der aber ein so mancher Nebenfront etwas langatmig ist und ein zwei Handlungsfäden dann doch verloren gehen – die allerdings durchaus im Abschluss der Trilogie wieder aufgenommen werden könnten. Mit dem Ende von „Demands of Honor“ erreicht die Trilogie aber schon mal so etwas wie einen vorläufigen Abschluss und die positiven Aspekte überwiegen schon deutlich, weshalb ich 5 von 6 Sterne vergebe.
          _____________________________________________
          Weitere Roman- und Comic-Rezensionen sowie meine eigenen Star Trek-Romane als Download gibt es auf meinem Blog: http://rumschreiber.wordpress.com/
          Angehängte Dateien
          Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

          Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

          Kommentar


            #20
            Errand of Fury – Book 3: Sacrifices of War


            Im Sommer 2002 wurde Kevin Ryans erster Roman seiner Saga rund um den Krieg zwischen Föderation und Klingonen veröffentlicht. Anfang 2009 fand die Saga mit dem dritten Buch seiner zweiten Trilogie ihr logisches Ende, münden dessen Ereignisse doch direkt in die Geschehnisse der beliebten TOS-Episode „Errand of Mercy“/“Kampf um Organia“. Aber alles schön der Reihe nach …

            Wie die anderen fünf Romane von Kevin Ryan erzählt auch „Sacrifices of War” – zumindest in der ersten Hälfte – von einer Mission der Enterprise, die Kriegsvorbereitungen der Klingonen zu stören. Der industrialisierte Planet Chandra IV wurde von den Klingonen erobert und dessen Bevölkerung versklavt um Waffen zu produzieren. Der Auftrag der Enterprise besteht primär darin, die Waffenfabriken zu zerstören. Nur das sekundäre Ziel ist es, die Okkupation des Planeten zu beenden. Doch bereits bei der vorangehenden Erkundungsmission geht etwas schief: Beim Versuch die orbitalen Kommunikations- und Sensorsatelliten auszuschalten wird das von Captain Kirk gesteuerte Shuttle bemerkt und beschossen. Kirk bleibt keine andere Wahl, als eine Notlandung zu wagen und anschließend zusammen mit dem vom Michael Fuller angeführten Sicherheitsteam auf dem besetzten Planeten unterzutauchen und Möglichkeiten zu suchen, Chandra IV wieder zu verlassen.

            Wie der Captain der Enterprise dieser Bredouille entkommt sei an dieser Stelle nicht verraten, aber seine Erlebnisse auf Chandra qualifizieren ihn dazu, nach Ausbruch des Krieges auf Organia mit den Einheimischen Kontakt aufzunehmen. Mit den Klingonen sind sämtliche diplomatischen Gespräche beendet worden, es gilt nun nur noch, mit den Organiern einig zu werden um gegen einen gemeinsamen Feind vorzugehen. Doch die Organier sind alles andere als gewillt, sich am Kampf in irgendeiner Form zu beteiligten. Als eine klingonische Streitmacht den Planeten erreicht muss die Enterprise den Rückzug antreten. Kirk und Spock bleiben auf dem Planeten zurück, während sich die Enterprise unter Sulus Kommando mit der Hauptstreitmacht der Sternenflotte trifft um den Gegenschlag vorzubereiten.

            Fazit: Die Beschreibung des Inhalts dieses Romans fällt diesmal ziemlich knapp aus, was zwei Gründe hat. Einerseits besteht der Roman aus zwei relativ unabhängigen Geschichten. Das Abenteuer auf Chandra IV dominiert die erste Hälfte des Romans und läuft mehr oder weniger nach gewohntem Schema ab. In Kevin Ryans sechsten Roman zum selben Thema scheint nun wirklich der Punkt gekommen zu sein, an dem jeder Aspekt eines an der Planetenoberfläche ausgetragenen Konflikts zwischen Föderation und Klingonen beleuchtet worden ist. Aus der Kürze dieser Geschichte – die auch unterbrochen wird durch ein Abenteuer, das Lieutenant Parrish parallel auf einem Frachtschiff erlebt – ergibt sich auch, dass Kirk & Co. sehr direkte und überraschungsfreie Wege gehen. Während Parrish in der Parallelhandlung als bisherige Hauptfigur der Saga nochmals in den Vordergrund gestellt wird, sieht man von Michael Fuller kaum noch etwas, das über reine Pflichterfüllung hinausgeht. Der Hauptcharakter der letzten beiden Romane wird in „Sacrifices of War” ziemlich vernachlässigt, was auch die zweite Hälfte des Romans nicht ausbessern kann.

            Denn der zweite Grund, warum die Inhaltsangabe diesmal so kurz ausfällt, ist, dass die zweite Hälfte der Geschichte bereits bekannt ist. Nicht umsonst steht unter Kevin Ryans Namen auch jener von Gene L. Coon auf dem Cover. Denn die zweite Hälfte des Romans ist hauptsächlich eine Novellisierung der von Coon geschriebenen TV-Episode „Errand of Mercy“. Das ist aber absolut legitim, denn immerhin hatten Kevin Ryans Romane alle den Hauptzweck, den Weg bis zum Krieg darzustellen. Dass der letzte Roman schließlich auch den Ausbruch des Krieges und dessen Ende beschreibt, die Fans aus der Serie bereits kennen, ist eigentlich ein logischer Abschluss. Und auch wenn man die Geschichte schon kennt, bleibt sie immer noch unterhaltsam. Für mich zählt „Errand of Mercy“/“Kampf um Organia“ zu den besten Star Trek-Episoden überhaupt und dementsprechend ist auch die sehr werkgetreue Romanfassung toll gelungen. Ryan lässt tatsächlich nichts aus, sämtliche Szenen aus der TV-Folge werden in „Sacrifices of War” wiedergegeben und noch einige mehr. So erlebt man parallel Geschehnisse auf klingonischen Schiffen (die neben Kor und Koloth auch Kang beinhalten) und die Vorbereitungen der Sternenflotte auf die bevorstehende Schlacht – einschließlich eines lustigen Moments, wenn Commodore Bob Wesley mit Commander Giotto von der Sicherheitsabteilung der Enterprise spricht. (In der Serie wurden beide Rollen vom gleichen Schauspieler verkörpert.)

            “Kampf um Organia“ bleibt also sehr gut, egal ob als TV-Episode oder als Roman. Wenngleich ich mir in diesem Fall aber gewünscht hätte, wenn man im Hintergrund stärker auf die neuen Charaktere aus den 5 Vorgängerromanen eingegangen wäre. Ja, natürlich war weder ein Michael Fuller noch eine Leslie Parrish zusammen mit Kirk und Spock auf Organia. Aber in die Vorbereitungen des Gegenschlags hätte Ryan seinen neuen Charakteren durchaus eine größere Bühne geben können. Der Fokus bleibt stattdessen aber auf Kirk und Spock, was für Ryans Romans ziemlich ungewöhnlich ist. Auf klingonischer Seite freut man sich natürlich, dass nach Koloth nun auch Kang und logischerweise Kor auftreten. Aber während der Fokus auf Kor liegt, spielen Koloth und sein Erster Offizier Karel nur noch unbedeutende Nebenrollen im Finale, was wirklich schade ist. Vielleicht wäre es rückblickend besser gewesen, hätte Ryan in seinen 5 vorangegangenen Romanen Karel nicht unter Koloth sondern unter Kor dienen lassen. Der einzige von Ryan erschaffene Charakter, der bei seinem sechsten Auftritt wirklich sinnvoll in den Rahmen der TV-Episode hineingeschrieben wurde, war eigentlich Lieutenant West.

            Bewertung: In letzter Zeit habe ich wirklich das Gefühl, dass ich mir es vermehrt mir besonderen Grenzfällen zu tun habe. Denn auch „Sacrifices of War“ ist nur sehr schwer bewertbar. Vereinfachen kann ich mir die Sache, indem ich die beiden Hälften des Romans mal getrennt beurteile: Teil 1 mit der Mission auf Chandra IV und der Parallelhandlung mit Parrish war routiniert und nicht mehr so spannend wie vergleichbare Begebenheiten in den anderen 5 Romanen. Das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass ich alle 6 Bücher der Saga innerhalb von zweieinhalb Monaten gelesen habe und das ähnliche Schema der Handlungen stärker auffällt, als wenn man die Bücher in größerem Abstand liest. Ich würde daher empfehlen, die beiden Trilogien nicht unmittelbar hintereinander zu lesen. Die Chandra-Story würde von mir daher nur 2 bis 3 Sterne bekommen.

            Teil 2 der Geschichte ist wie erwähnt eine Nacherzählung einer meiner Lieblingsfolgen und damit im Grunde die Höchstnote wert. Allerdings innerhalb der Trilogie(n) wirkt diese Kirk- und Spock-zentrierte Geschichte doch wie ein Fremdkörper. Kevin Ryan kann man wirklich zugutehalten, dass er ganz tolle Nebencharaktere erschaffen hat, denen er gerade im Finale seiner Saga zu wenig Platz einräumt. Ein etwas ausgedehnterer Epilog zu den Schicksalen der wichtigsten Charaktere hätte die Saga schöner ausklingen lassen. Daher tendiere ich für diesen Teil des Romans auch nur eher zu 5 Sternen, weshalb ich „Sacrifices of War“ unterm Strich als Gesamtwerk dann doch noch 4 Sterne geben kann. Sicher überdurchschnittlich – sofern man “Kampf um Organia“ so gerne hat wie ich – aber nicht der schöne Abschluss, den man sich nach 6 Romanen gewünscht hätte.

            _______________________________________________________
            Weitere Roman- und Comic-Rezensionen sowie meine eigenen Star Trek-Romane als Download gibt es auf meinem Blog: | Romane, Treatments, Grafiken und noch ein bisschen mehr
            Angehängte Dateien
            Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

            Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

            Kommentar


              #21
              Devil’s Bargain


              Mit dem im Februar 2013 veröffentlichten Roman „Devil’s Bargain“ erhält ein neuer Autor vom amerikanischen Verlag Pocket Books die Möglichkeit, einen Star Trek-Roman zu veröffentlichen. Erstlingswerke sind aufgrund der damit eventuell verbundenen neuen Stilrichtungen und Ideen natürlich Interessant, aber finden wir das auch in Tony Daniels erstem Star Trek-Roman? Sehen wir nach:

              Die Ausgangssituation des Romans ist schon mal nicht sonderlich neu: Die Enterprise fliegt zum Planeten Vesbius, eine ehemaligen Föderationskolonie, die aber schon vor Jahrzehnten ihre Unabhängigkeit erklärt hat, weil sich die Siedler nicht mehr an die Gesetze, die genetischer Manipulation verbieten, halten wollten. Dennoch ist Vesbius ein wichtiger Handelspartner der Föderation und anderer Planeten im Omega-Sektor geblieben und die Einwohner sind für ihre Gastfreundschaft bekannt, weshalb die Föderation die Enterprise schickt, um die Vesbianer vor einer Katastrophe zu bewahren: Ein gewaltiger Asteroid ist in die Umlaufbahn des Planeten geraten und droht, bei der bevorstehenden Kollision alles Leben auf Vesbius auszulöschen. Eine Ablenkung oder gar Zerstörung des Asteroiden ist aufgrund seiner Größe nicht möglich, die einzige Rettung für die Vesbianer stellt eine Evakuierung dar. Doch zu Captain Kirks Überraschung ziehen die Vesbianer eine Evakuierung nicht einmal in Betracht und wollen ihr Heil lieber in unterirdischen Anlagen suchen. Eine Maßnahme mit geringen Erfolgsaussichten, wie Spock feststellt, denn sofern die Vesbianer den Aufprall des Asteroiden überleben sollten, würden sie ihre Welt danach nicht mehr wiedererkennen und in der neuen Umwelt zugrundegehen.

              Den Hintergrund für die Verweigerung der Evakuierung erfährt Captain Kirk durch die Tochter des Kanzlers des planetaren Rates: Um auf Vesbius überleben zu können, haben die ersten Siedler ihre Genstruktur radikal verändern müssen, denn obwohl die Umwelt des Planeten idyllisch aussieht und perfekt geeignet für den Aufenthalt von Menschen scheint, wehrte sich die Natur gegen die Besiedlung. Durch Genmanipulation sicherten die Siedler die Existenz ihrer Kolonie das Überleben zukünftiger Generationen. Doch zu einem hohen Preis, denn wegen der umfangreichen Manipulation wurden die Vesbianer von Vesbius‘ Umwelt abhängig gemacht. Verließen sie ihren Planeten, würden sie innerhalb von Tagen sterben. Eine Evakuierung steht damit nicht mehr zur Debatte und auch die vage Hoffnung, unterirdisch zu überleben schwindet, als eine der künstlichen Höhlen durch einen Terrorakt unbrauchbar wird. Nicht einmal 30 Tage vor dem Einschlag des Asteroiden gehen der Crew der Enterprise und den Vesbianern die Optionen aus, bis Spock die Idee kommt, den Asteroiden nicht als Ganzes, sondern einfach stückweise abzulenken. Dazu müsste der riesige Felsbrocken aber erst in Einzelteile zerlegt werden, was in dieser kurzen Zeit nicht zu vollbringen ist – gäbe es da nicht die von Natur aus besten Bergleute der Galaxis im selben Sektor, die den Asteroiden vorab an ausgewählten Stellen aushöhlen könnten. Und so bricht die Enterprise zu einem Wettlauf gegen die Zeit nach Janus VI auf, um mit den Horta zu verhandeln und 500 von ihnen zum Asteroiden zu transportieren …

              Fazit: Die Geschichte weckt am Anfang Erinnerungen an die „The Next Generation“-Episode „Das künstliche Paradies“. Wie in der Episode gibt es auch hier eine unabhängige menschliche Kolonie, die mittels Genetik versucht, auf dem Planeten zu überleben. In beiden Fällen hat das recht arrogante Entscheidungsträger hervorgebracht, aber sowohl in der Episode als auch im Roman gibt es auch eine Ausnahme (die sich übrigens auch in beiden Fällen in ein Crewmitglied der Enterprise verliebt ). Das Bedrohungsszenario ist also nicht gerade originell. Positiv sei jedoch vermerkt, dass es eine gute Grundlage ist, um eine Fortsetzung zur TOS-Episode „Horta rettet ihre Kinder“ zu schreiben. Dank der Rückkehr der Enterprise nach Janus VI erfahren wir jetzt, was aus den jungen Horta geworden ist, wie sie gesellschaftlich organisiert sind und welche Fähigkeiten sie außer dem Tunnelgraben noch haben. Diese Stellen des Romans sind jedenfalls schon deutlich interessanter als die Story rund um die abgehobene Gesellschaft auf Vesbius, deren Gründer der Beschreibung der Kolonie offenbar hauptsächlich aus der Schweiz, Österreich und Bayern gekommen sein müssen. Als Österreicher empfinde ich die erwähnten Klischees etwas befremdlich.

              Die allgemeine Handlung hinterlässt insgesamt also einen ziemlich zwiespältigen Eindruck. Und im Detail wird es sie auch nicht besser. So fragt man sich schon, warum die Vesbianer Abgesandte an Bord der Enterprise mit nach Janus VI schicken. Es ist schon früh etabliert, dass eine solche Reise eine Gefährdung für die Gesundheit der Vesbianer darstellt und tatsächlich geht es ihnen schon vor der Ankunft auf Janus VI nicht besonders gut. Und eine echte Rolle bei den Verhandlungen mit den Horta spielen sie auch nicht. Man hat den Eindruck, die vesbianischen Gäste wären eigentlich nur dazu da, um einen Saboteur an Bord zu bringen, der dann auf dem Rückweg für Ärger sorgt. Das ist so ziemlich das größte Dilemma, dem die Enterprise-Crew im Verlauf der Handlung begegnet und es wird noch während des Rückflugs gelöst. So bleiben nach der Ankunft der Horta auf dem Asteroiden nur noch ein Sammelsurium kleiner „Problemchen“ übrig, die nach und nach gelöst werden, aber keine besondere Spannung mehr erzeugen – bis fast ganz zum Schluss, wenn ganz plötzlich alles schief zu laufen droht. Und es geht auch irgendwie am Ende alles schief, aber dann doch nicht. Klingt komisch, ist aber so. Ich weiß nicht so recht, was ich vom Schluss halten soll.

              Der Roman hat also gewisse „Rhythmusstörungen“, wenn ich es mal so ausdrücken darf. Und allgemein ist es kein guter Stil, fast jedes Kapitel mit einem Logbucheintrag des Captains zu beginnen. In einer TV-Serie hat das durchaus am Beginn einer Folge seine Berechtigung, da man nicht so viel Sendezeit hat, um eine Vorgeschichte zu zeigen. Aber ein Roman hat da andere Möglichkeiten, vor allem muss Captain Kirk dem Leser nicht unbedingt am Beginn eines Kapitels zusammenfassen, was im vorangegangenen Kapitel geschehen ist. Als Hommage an die Serie kann man die Logbucheinträge auch nicht wirklich ansehen, dafür sind sie eindeutig zu häufig. Und andere Anspielungen – wie jene auf Captain Kirks Karriereweg bis zum 1. Kinofilm – sind auch nicht gelungen, erscheinen auch ziemlich unrealistisch. Eine gute Anspielung wiederum sei aber auch erwähnt: Der Roman liefert die Erklärung, wie Horta in den Romanen der 80er-Jahre Sternenflottenoffiziere sein konnten.

              Bewertung: Insgesamt ist „Devil’s Bargain“ keine Empfehlung wert. Gerade mal so 2 Sterne sind drinnen, hauptsächlich wegen jenen Passagen, die als Fortsetzung von „Horta rettet ihre Kinder“ angesehen werden können.

              _______________________________________________________
              Weitere Roman- und Comic-Rezensionen sowie meine eigenen Star Trek-Romane als Download gibt es auf meinem Blog: | Romane, Treatments, Grafiken und noch ein bisschen mehr
              Angehängte Dateien
              Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

              Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

              Kommentar


                #22
                The Weight of Worlds


                Nachdem mit „Devil‘s Bargain“ in diesem Jahr von Pocket Books ein TOS-Roman von einem neuen Autor geschrieben wurde, steuert den nächsten TOS-Roman wieder ein wahrer Star Trek-Veteran bei: Greg Cox erfreut sich vor allem dank seiner Khan-Trilogie („The Eugenics Wars Part 1+2“ und „To Reign in Hell“) und der Trilogie „Das Q-Kontinuum“ besondere Bekanntheit und Beliebtheit unter den Fans. Sein letzter TOS-Roman „The Rings of Time“ von 2012 war hingegen ziemlich missglückt und leider ist auch sein neuester Roman nicht viel besser geworden.

                Dabei ist die Story eigentlich ganz klassisch: Die Enterprise folgt einem Notruf der Kolonie auf Ephrata IV, einem abgelegenen Wissenschafts- und Intellektuellenzentrum, das von einer Bekannten von Captain Kirk geleitet wird. Bei Ephrata IV angekommen ist es dort aber verdächtig ruhig – bis sich Kirk, Spock, Sulu und Ensign Yaseen runterbeamen und bemerken, dass sämtliche Bewohner der Kolonie auf sonderbare Weise „bekehrt“ wurden und nun willenlos den Befehlen einer Gruppe religiös motivierter Außerirdischer folgen. Diese entstammen einer Welt namens Ialat, die nicht in unserer Dimension liegt und deren Bewohner in völliger Harmonie leben. Doch mit Entsetzen reagierte vor allem der dort herrschende Gott-König, als die Existenz einer anderen Dimension bekannt wurde und so entsendete er eine Gruppe von Kriegern durch ein Dimensionsportal, um auch unserer Dimension ihre „Wahrheit“ missionarisch und mit Waffengewalt aufzuzwingen.

                Sowohl das Außenteam als auch die Enterprise machen unliebsame Bekanntschaft mit den technologischen Möglichkeiten der Ialatl-Krieger, die meisterhaft lokal die Gravitation beeinflussen können und dies zu ihrem Vorteil nutzen. Während Sulu und Yaseen auf Ephrata IV bleiben und ihre „Bekehrung“ droht, werden Kirk und Spock durch das Dimensionsportal nach Ialat gebracht, wo es allerdings nicht so friedlich zugeht, wie man hätte meinen können. Und auch der Enterprise, die die Ialatl-Krieger in ihre Gewalt bringen wollen, da sie selbst keine interstellare Raumfahrt beherrschen, muss Lieutenant Uhura im wahrsten Sinne des Wortes mit einer zunehmenden Last, die auf ihren Schultern liegt, zurechtkommen.

                Fazit: Wie schon gesagt, das klingt wirklich alles nach schön klassischer Space Opera. Ein Hilferuf, dem die Helden folgen um sich einer extradimensionalen Macht zu stellen, die mit Gewalt in unser Raum-Zeit-Kontinuum drängt um deren „Wahrheit“ zu verbreiten. Dazu noch drei größere Schauplätze: die Enterprise, Ephrata IV und Ialat (letztere Welt ist sehr spektakulär beschrieben). Und noch eine sehr überschaubare Anzahl an Seiten, was angesichts der vielen Schauplätze eigentlich für ein höheres Erzähltempo sorgen sollte. Aber so wirklich mochte der Funke nicht überspringen.

                Die Geschichte ist geradlinig erzählt, sehr schnörkellos, wenngleich die Welt von Ialat durchaus etwas Ausschmückung erfährt und die Einleitung mit einigen Bewohnern von Ephrata IV etwas ausgedehnter ist (und leider für den späteren Verlauf der Geschichte unnütz). Aber das macht die Geschichte auch ziemlich vorhersehbar. Große Überraschungen fehlen, was die Charaktere zum Teil als große Überraschung empfinden, hat mich ziemlich gleichgültig zurückgelassen. Was ebenfalls etwas gestört hat, waren die doch sehr häufig eingeworfenen Anspielungen auf diverse TOS-Episoden. Sie sind nämlich nicht spezifisch, sondern nur allgemein eingeworfen, wenn sich der eine oder andere Charakter an eine Begebenheit eines anderen Abenteuers erinnert fühlt. Der offene Hinweis auf die Unoriginalität einzelner Bestandteile der Geschichte helfen auch nicht gerade, sie besonders zu mögen.

                Betreffend die Charaktere hat mir zumindest gefallen, dass neben Kirk und Spock auch Sulu und Uhura etwas zu tun bekommen. Sulu hat eine Fechteinlage und Uhura darf in einer Krisensituation sogar auf dem Kommandosessel der Enterprise Platz nehmen. Ansonsten gibt es bei der Enterprise-Crew nicht viel Neues, dafür aber auch keine wirklichen out-of-character-Momente. Und was den Roman auf jeden Fall über Cox‘ „The Rings of Time“ hebt, ist die Auflösung, bei der sowohl Kirk als auch Spock etwas für sie ganz Typisches beisteuern, was sich absolut richtig anfühlt.

                Dass die Story mich über weite Teile aber einfach nicht fesseln konnte, lag wohl wirklich an den Ialatl. Da sind zwar viele gute Ansätze drinnen, aber so richtig interessiert haben die mich eigentlich nicht. Das liegt einerseits daran, dass sie bis zur Mitte des Buches immer wieder sagen, dass sie die „Wahrheit“ bringen, aber sonst nicht wirklich redselig sind oder gar genauer erklären, was ihr Problem mit unserer Dimension ist – abgesehen von ihrer reinen Existenz. Auch das Dimensionsportal als Brückenkopf wird nicht wirklich dazu genutzt. Mal abgesehen davon, dass sie die Enterprise unter ihre Kontrolle bringen wollen, scheinen diese extradimensionalen Kreuzritter ziemlich zufrieden mit dem Ist-Zustand nach ihrer Ankunft auf Ephrata zu sein. Mir erscheint es einfach nicht ausgewogen, wenn man einem Gegner solche Möglichkeiten gibt, dieser aber dann – relativ – zahm auftritt.

                Bewertung: Besser als „The Rings of Time“ ist der Roman schon, vor allem weil im Gegensatz zu Cox‘ vorangegangenem Roman die Auflösung wirklich gelungen ist. Aber da der Weg dorthin doch recht mühselig zu lesen war, geht sich nicht mehr als eine Durchschnittswertung aus: 3 von 6 Sterne!

                __________________________________
                Weitere Roman- und Comic-Rezensionen sowie meine eigenen Star Trek-Romane als Download gibt es auf meinem Blog:
                | Romane, Treatments, Grafiken und noch ein bisschen mehr
                Angehängte Dateien
                Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

                Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

                Kommentar


                  #23
                  From History's Shadow


                  Zu den beliebtesten Star Trek-Romanen zählen sicher jene, die unabhängige Begebenheiten aus den Episoden und Filmen miteinander verknüpfen und in einen größeren Kontext stellen. Dayton Wards neuester Roman „From History’s Shadow“ ist in dieser Hinsicht für mich von besonderem Interesse, den der Ausgangspunkt, der die Geschehnisse in Gang setzt, ist der sogenannte „Roswell-Zwischenfall“, dieser angebliche UFO-Absturz im Jahr 1947, der auch noch heute Quelle vieler Verschwörungstheorien ist und in verschiedenen SciFi-Filmen und -Serien eine wichtige Rolle spielt. Daher hat es mich immer gestört, dass „Star Trek“ – genauer gesagt „Deep Space Nine“ – diese Grundlage „nur“ für eine Ferengi-Humor-Folge verwendet hat (Staffel 4, Folge 8, „Kleine, grüne Männchen“) ohne wirkliche Bedeutung für das Star Trek-Universum selbst. Dayton Ward ändert das und erzählt nicht nur eine Geschichte im 23. Jahrhundert, wenn Captain Kirk zwei zeitreisende Eindringlinge auf seinem Schiff entdeckt, sondern erzählt parallel auch von den Geschehnissen, die sich in den folgenden beiden Jahrzehnten nach dem Roswell-Zwischenfall zugetragen haben und dazu führten, dass Captain Kirk diese Entdeckung auf seinem Schiff machen konnte.

                  In der erwähnten DS9-Folge begegnen wir Captain James Wainwright, der damals die Ferengi auf recht unsanfte Weise verhört hat. In den Jahren darauf wird er als Air Force-Offizier zum Verbindungsoffizier zwischen einer von Professor Carlson (siehe ebenfalls besagte DS9-Folge) geleiteten sowie diversen (damals real existierenden) Regierungsprojekten, von Projekt „Sign“ bis Projekt „Blue Book“, die alle gemeinsam hatten, Sichtungen von UFOs und Außerirdischen nachzugehen. Eine solche Sichtung führt Wainwright nach Yuma, wo er mehr zufällig Zeuge eines Kampfes vor einem Lagerhaus zwischen Soldaten wird. Wainwright stellt überrascht fest, dass es sich bei den Angreifern, die einen Mann verloren haben ehe sie flüchten konnten, um Außerirdische handelte. Dies sollte nur die erste heiße Spur sein, die ihn auf die Fährte dieser Außerirdischen führt, die nichts Gutes mit dem Schicksal der Erde im Sinn haben.

                  Über 300 Jahre in der Zukunft stellen die Sicherheitsteams der Enterprise zwei Eindringlinge. Der eine ist ein Vulkanier namens Mestral, der seit 1957 unerkannt auf der Erde lebte (siehe hierzu die Enterprise-Folge „Carbon Creek“) und eine Angehörige des Volkes von Certoss Ajahlan, die aus der fernen Zukunft in die Vergangenheit geschickt wurde, um zu verhindern, dass die Menschheit in Zukunft eine Gefahr für die Erde wird. Durch subtile Manipulation … oder durch Provokation eines allesvernichtenden Weltkrieges.

                  Fazit: Dass sich Autor Dayton Ward ein Beispiel an seinem Kollegen Greg Cox und dessen „Eugenics Wars“-Duologie genommen hat, muss man nicht erst der Danksagung entnehmen. Wer die Duologie kennt, wird dasselbe Schema in „From History’s Shadow“ erkennen. Wie Cox vermengt auch Ward in seinem Roman reale Begebenheiten mit der Star Trek-Fiktion. Dass Wars Roman aber bei weitem nicht so fesselnd wirkt, liegt wohl eher an der Thematik: UFO-Sichtungen sind weiterhin ein Mysterium und während Captain Wainwright über zwei Jahrzehnte lang von einem Schauplatz zum nächsten unterwegs ist dabei tatsächlich auch so manches außerirdische Vehikel findet, sind die meisten dieser Funde aber völlig unzusammenhängend. Die meisten wurden nie in einer „Star Trek“-Episode angesprochen und ob manche dieser Funde wirklich real sind … naja, das wissen wohl nicht einmal die Verschwörungstheoretiker. Dabei ist jener Teil, der die Geschehnisse im 20. Jahrhundert erzählt, ganz sicher der beste Teil des Romans. Wainwright kommt erstaunlich sympathisch rüber wenn man bedenkt, wie er mit den Ferengi in der DS9-Folge umgesprungen ist. Im Roman wird aus ihm wirklich ein guter Charakter.


                  Wainwright wie wir ihn aus der Deep Space Nine-Episode
                  „Kleine, grüne Männchen“ kennen.

                  Was das Bedrohungsszenario durch die Certoss angeht: Dank des sehr frühen Auftritts von Roberta Lincoln kann man sich schnell denken, dass auch das die Ereignisse der TOS-Episode „Ein Planet genannt Erde“/“Assignment: Earth“ hier eine Rolle spielen und hinter dem in dieser Folge behandelten Sabotageversuch eigentlich die Certoss stecken. Vorweg: Ich bin ein großer Fan der TOS-Episode und hätte sehr gerne ein „Assignment: Earth“-Spin-Off der klassischen Star Trek-Serie gesehen. Allerdings ohne die Möglichkeit dieser Agenten, die im Auftrag wohlwollender Aliens im Geheimen versuchen, die Erde vor der Auslöschung zu bewahren, auch Zeitreisen durchzuführen. Dayton Ward ist bei weitem nicht der einzige Autor, der Gary Seven und Roberta Lincoln die technischen Mittel zur einfachen Durchführung von Zeitreisen andichtet. Gary Seven stand in der besagten TOS-Episode doch ein bisschen unter Zeitdruck für jemanden, der eigentlich problemlos eine Zeitreise zu einem besser geeigneten Zeitpunkt in die Vergangenheit hätte unternehmen können. Ich will diese Zeitreisefähigkeit jetzt nicht speziell diesem Roman anlasten, wie gesagt wurde das schon von anderen Autoren vorher etabliert. Aber wirklich sinnvoll ist sie nicht. Und was man sehr wohl diesem Roman diesbezüglich anlasten kann ist, dass Dayton Ward sich zu ein paar unüberlegten Zeitreisen hat hinreißen lassen.


                  Gary Seven und Roberta Lincoln lernen wir im Season-2-Finale
                  von TOS, "Ein Planet genannt Erde", kennen.

                  Ich weiß nicht genau, was hier schiefgelaufen ist. Aber an zwei Stellen des Roman, kreuzen sich die Wegen von Wainwright und Kirk und Spock, die von Roberta Lincoln jeweils in die Zeit zurückgeschickt wurden, um diese Treffen zu ermöglichen und Wainwrights Arbeit, den Certoss auf die Spur zu kommen, zu beeinflussen. Kann es tatsächlich sein, dass ich es überlesen habe, oder wird wirklich nie erklärt, warum Kirk und Spock sich hier einmischen? Ja, ihre Einmischung sorgt am Ende dafür, dass alles so abläuft, wie man es in „Assignment: Earth“ gesehen hat. Aber ich sehe keinen Anhaltspunkt, warum Roberta Lincoln davon ausgeht, dass sie Kirk und Spock in die Vergangenheit schicken müsste, um diesen Geschichtsablauf sicherzustellen.

                  Natürlich könnte man jetzt als Ausrede auf die „Temporalen Archive“ hinweisen, die selbst bei Veränderung der Zeitlinie die Aufzeichnungen bewahren. Über ein solches Archiv sollen nämlich auch die Auftraggeber von Lincoln und Gary Seven verfügen – und gefühlt so ziemlich die halbe Galaxis. :-D Damit kommen wir auch schon zum Teil der Geschichte, der im 23. Jahrhundert spielt. Nachdem der Vulkanier Mestral und eine Certoss auf der Enterprise ankommen, fordern die Tandaraner die Auslieferung der Certoss, die ihrer Meinung nach gefährliches Wissen über eine alternative Zukunft besitzt, die niemand sonst haben soll, wodurch die Enterprise ins metaphorische Kreuzfeuer gerät. Die Tandaraner kennen wir übrigens auch schon: In „Enterprise“ kamen sie in den Episoden „Detained“ und „Two Days und two Nights“ vor. Sie hatten zwar was gegen die Suliban, aber wirklich beteiligt im „Temporalen Kalten Krieg“ schienen sie nicht zu sein. Tatsächlich wollten sie eher was darüber erfahren und schienen keinesfalls so, als wären sie eine Spezies, die über eines dieser ominösen „temporalen Archive“ verfügt. Auch die Einbindung der Tandaraner war also meiner Meinung nach keine besonders geschickte Entscheidung.


                  Schon Captain Archer machte mit den Tandaranern
                  schlechte Erfahrungen. Captain Kirk ergeht es nicht viel besser.

                  Was relativ gut eingebunden wurde, war Wards eigene Kurzgeschichte „The Aliens are Coming!“. Schon bei meiner Rezension dieser Geschichte kam mir vor, als lese ich nur ein Kapitel eines Buches und nachträglich hat Ward diese Kurzgeschichte auch fast 1:1 gegen Ende von „From History’s Shadow“ eingefügt. Wainwrights Charakter in dieser Geschichte weicht etwas stärker von der sympathischen Figur ab, zu der er im Laufe des Romans geworden ist. Aber das wird nachträglich noch recht gut relativiert. (Noch besser wäre es allerdings gewesen, schon vorher die Erklärung reinzubringen – oder komplett mit seiner eigenen Kurzgeschichte zu brechen.)

                  Bewertung: Die zuvor erwähnten unmotivierten Zeitreisen sind leider nicht die einzigen Ungereimtheiten im Roman. Manchmal hatte ich wirklich den Eindruck, als habe Dayton Ward seinen ursprünglichen Roman sehr stark umgeschrieben und er habe einige Überbleibsel seiner Urversion einfach übersehen, die nun unstimmig wirken. Es sind keine großen Sachen, die nennenswerte Auswirkung auf die Geschichte hätten, aber sie fallen negativ auf. Schade, dieser Roman hätte wirklich toll werden können und bei den Charakterbeschreibungen trumpft Ward auch hervorragend auf. Aber die Story ist unrhythmisch, Teile davon belanglos oder für den UFO-Laien zumindest ohne Zusammenhang mit der zentralen Geschichte. Und nicht jede von Ward getroffene Entscheidung empfinde ich als wirklich sinnvoll.

                  „From History’s Shadow“ ist von den 3 TOS-Romanen, die ich heuer gelesen habe, dennoch der beste, wenngleich sich das nicht in der Wertung ausdrückt: 3 Sterne sind drinnen, aber der Roman hatte von der Story her aber viel mehr Potenzial.

                  Anmerkung: Wer mehr Abenteuer von Gary Seven und Roberta Lincoln lesen will, dem empfehle ich die „Eugenics Wars“-Duologie von Greg Cox sowie John Byrnes fünfteilige Comic-Reihe „Assignment: Earth“.

                  __________________________________
                  Weitere Roman- und Comic-Rezensionen sowie meine eigenen Star Trek-Romane als Download gibt es auf meinem Blog:
                  http://rumschreiber.wordpress.com/
                  Angehängte Dateien
                  Zuletzt geändert von MFB; 08.09.2013, 13:47.
                  Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

                  Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

                  Kommentar


                    #24
                    Garth of Izar


                    Die klassische Star Trek-Folge “Wen die Götter zerstören” zählt sicher nicht zu den allgemeinen Fan-Favoriten. In dieser Episode bringen Kirk und Spock Medizin nach Elba II, wo geistig abnorme Rechtsbrecher gefangen gehalten werden. Unter anderem auch der ehemalige Sternenflotten-Captain Garth von Izar, der zu den großen Idolen von James T. Kirk gehörte, aber eine Meuterei auf seinem Schiff provozierte, als er den Planeten Antos IV zu zerstören versuchte. Aus diesem Grunde wurde er nach Elba II gebracht, wo er sich dank formwandlerischer Fähigkeiten, die er von den Antosianern erlernte, zusammen mit seinen Mithäftlingen befreite, Kirk und Spock als Geiseln nahm, aber schließlich doch überwältigt und geheilt und dank der von Kirk und Spock mitgebrachten Medizin geheilt werden konnte.

                    Soweit eine Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse. Der Roman “Garth of Izar” setzt einige Zeit später an und erläutert vor allem am Beginn nochmal ausführlich, was es mit Garth’ Erstkontakt-Mission auf Antos IV genau auf sich hatte: Durch einen Transporterunfall deformiert behandelten die Antosianer Garth durch ihre formwandlerischen Talente. Eine Prozedur, bei der er einerseits selbst zum Formwandler wurde, anderseits aber auch dem Wahnsinn anheim fiel. Nach seiner Entlassung aus Elba II ist die Sternenflotte natürlich misstrauisch, ob Garth wirklich wieder diensttauglich ist. Eine weitere Mission nach Antos IV soll den Beweis bringen. Denn obwohl Garth’ Mission durch den Transporterunfall nicht so ablief wie geplant, hat der Kontakt mit der Föderation doch politisch viel auf Antos IV verändert. Vor dem Erstkontakt lebten die Antosianer in Frieden und zentralisiert in einer gewaltigen Stadt auf dem einzigen Kontinent ihrer Welt. Doch während Garth auf Elba II inhaftiert war, hat sich auf Antos IV eine Rebellenbewegung aufgestellt, die gegen den obersten Regierenden und dessen Beraterstab opponiert. Dieser möchte nämlich – um gute Beziehungen mit der Föderation herzustellen und zu vermeiden, dass sein Planet (ähnlich Talos IV) unter Quarantäne gestellt wird – sein Volk genetisch verändern, damit sie die Fähigkeit zum Formwandeln verliert. Für die Rebellen kommt das nicht infrage, denn an die Formwandlungsfähigkeit ist auch deren erstaunliche Fähigkeit zur Selbstheilung gekoppelt.

                    Die Enterprise wird nach Antos IV geschickt, damit Garth als eine Art Sonderbotschafter der Föderation im Streit vermittelt. Während Garth das Kommando über die Mission erhält, befehligt Kirk weiterhin das Schiff selbst und ihm kommt die Aufgabe zu, Garth genau zu beobachten und sicher zu gehen, dass er wirklich wieder er selbst ist und seine Heilung nicht nur vortäuscht. Sein Vertrauen in sein langjähriges Idol wird jedoch erschüttert, als Garth auf Antos IV Kirk und eine antosianische Regierungsdelegation in eine Falle der Rebellen lockt.

                    Fazit: Von einem Roman mit dem Titel “Garth of Izar” hätte ich erwartet, etwas mehr über Garth als Person zu erfahren. Mehr Informationen zu seiner Vergangenheit und warum er auf bestimmte Art in “Wen die Götter zerstören” handelte. Der Roman geht aber überhaupt nicht darauf ein und blickt nicht weiter zurück als bis zu Garth’ ursprünglicher Mission auf Antos IV. Damit konkretisiert der Roman zwar auch einige Informationen aus der Episode und gibt zusätzliche Informationen, aber bis auf das letzte Kapitel des Romans ist keine einzige Passage aus der Sicht von Garth geschrieben. Das ist in der ersten Hälfte des Romans noch durchaus vertretbar. Immerhin verschleiert Garth dort seine wahren Intentionen und Kirk muss sich durchaus glaubwürdig fragen, ob Garth ihn wirklich getäuscht hat, oder ob er wirklich einen enorm komplexen und ausgeklügelten Plan verfolgt, um auf Antos IV den von seiner Ankunft verursachten Streit beizulegen. Ohne zu viel über den Inhalt zu verraten will ich aber auf jeden Fall anmerken, dass gerade die Erläuterung von Garth angeblichem Plan einerseits das Herzstück des Romans ist, anderseits kaum schlechter geschrieben hätte sein können. Völlig ohne Dynamik in einer langen Konferenzraum-Szene erklärt Garth auch nur das unwichtigste Detail seines Plans und nicht nur das! Er erläutert in gleichem Maße Variablen seines Plans, die zu diesem Zeitpunkt gar nicht eingetreten sind. Seine Erläuterungen wirken also wahnsinnig komplex, aber wenn es dann an die eigentliche Ausführung geht merkt man, dass die Autoren sich hier locker 10 Seiten hätten sparen können.

                    Und diese Stelle ist nicht die einzige schlecht geschriebene Passage. Vor allem in der ersten Hälfte des Romans scheint es, als ob die Autoren es dem Leser nicht zutrauen, ihren Erläuterungen konzentriert zu folgen. Was auf einer Seite erklärt wird, scheint schon auf der nächsten Seite nochmals in selber Art und Weise im selben Gespräch nochmals erklärt zu werden, damit es der Leser auch ja mitbekommt. Vor lauter Sachlichkeit ist auch kaum feststellbar, ob die bekannten Charaktere Kirk, Spock und McCoy überhaupt gut getroffen sind.

                    Was das Lesevergnügen weiter dämpft sind ganz offensichtliche Fehler am Beginn des Romans, wenn Kirk eine von Garth’ größten Schlachten Revue passieren lässt. Dauernd wechselt der Gegner, einmal sind es Klingonen, dann wieder Romulaner. Und Kirk ist einmal in seinem Quartier und plötzlich während des gleichen Gesprächs im Konferenzraum. Es wirkt, als ob speziell auf den ersten rd. 30 Seiten zwischen verschiedenen Versionen des Romans hin und her gewechselt wurde und dieser Teil vom Lektor völlig ignoriert wurde.

                    Bewertung: Die Bewertung kann nicht besonders gut ausfallen. Einerseits trifft der Roman schon mal nicht meine Erwartungen, was die Charakterisierung von Garth betrifft. Dann sind da grobe stilistische Schnitzer und klare Fehler. Insgesamt also kein angenehm zu lesendes Buch, das aber speziell durch die zweite Hälfte zumindest halbwegs gerettet wird. Sobald Garth’ Plan die unzähligen Schichten unnötig erläuterter Variablen abgeschüttelt hat und etwas geschieht, das selbst für ihn nicht vorhersehbar war, wird die Geschichte zumindest im Ansatz doch noch erzählenswert. Besonders gut ist sie aber auch dann nicht. Daher gibt es von mir nur knapp 2 von 6 Sterne. Eine Vorgeschichte zu Garth hätte ich weitaus interessanter gefunden als diese schwache Fortsetzung der ebenfalls ziemlich schwachen TOS-Episode “Wen die Götter zerstören”.

                    __________________________________
                    Weitere Roman- und Comic-Rezensionen sowie meine eigenen Star Trek-Romane als Download gibt es auf meinem Blog:
                    http://rumschreiber.wordpress.com/
                    Angehängte Dateien
                    Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

                    Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

                    Kommentar


                      #25
                      Music of the Spheres


                      Für alle, die sich vom abgebildeten, amateurhaften Cover des Romans abgeschreckt fühlen sollten die Erklärung vorweg: Bei „Music of the Spheres“ handelt es sich nicht um einen offiziellen Star Trek-Roman. Ja, Margaret Wander Bonanno ist eine bekannte Autorin von Star Trek-Romanen. Und ja, die Geschichte ist unter dem Titel „Probe“ (deutsch „Die Sonde“) auch als Roman erschienen – aber bis dahin beinahe komplett umgeschrieben worden.

                      Zuerst eine kurze Inhaltsangabe, die sowohl für „Music of the Spheres“, als auch für „Probe“ Gültigkeit hat: Kurz nachdem eine unbekannte Raumsonde bei ihrem Versuch, mit Buckelwalen zu kommunizieren die Erde verwüstet hat (siehe hierzu den 4. Star Trek-Kinofilm „Zurück in die Gegenwart“), steht die Föderation vor einer neuen Herausforderung: Der Praetor des Romulanischen Sternenimperiums ist tot und angesichts dieser politischen Veränderung werden Friedensverhandlungen in Gang gebracht. Auf einem Planeten in der Neutralen Zone sollen diese Verhandlungen – geleitet vom früheren Lieutenant Kevin Riley als Föderationsbotschafter – stattfinden. Doch bei diesem Treffen soll es nicht nur um Politik und Diplomatie gehen, denn auch andere Möglichkeiten eröffnen sich durch diese Annäherung der beiden Machblöcke. Einerseits soll es im Rahmen der Verhandlungen zu einem kulturellen Austausch kommen, anderseits sollen Archäologen von Föderation und Sternenimperium die Ruinen auf dem Planeten untersuchen, der durch seine Lage in der Neutralen Zone ansonsten für beide Seiten unzugänglich gewesen wäre. Und so transportiert die Enterprise eine bunte Truppe aus Diplomaten, Musikern und Archäologen zum Treffen in der Neutralen Zone. Die vielversprechende Ausgangssituation wird jedoch erschwert, denn einerseits hat der romulanische Botschafter Hintergedanken bei den Verhandlungen. Und anderseits sorgt das Wiederauftauchen der mysteriösen Sonde für Aufregung …

                      Hintergründe: Soweit so gleich. In ihrer Ausgangssituation sind beide Geschichten ziemlich identisch, wenngleich laut der Autorin es nur eine einzige ca. dreiseitige Passage unverändert in das veröffentlichte Buch „Probe“ geschafft hat. Warum hat sich so viel verändert? Autorin Margaret Wander Bonanno hat ein umfangreiches „Making-of“-Dokument auf ihre Homepage gestellt, in dem sie auf die Entstehungen des Buches und den Einfluss von Verlag und Lizenzgeber auf die endgültige Fassung eingeht. Das Dokument ist 17 Seiten lang, auf Englisch und kann auf dieser Homepage heruntergeladen werden (rechter Bereich unterhalb des ersten Bildes):

                      ABOUT ME - Margaret Wander Bonanno, writer

                      Weiter unten in dieser Spalte seht ihr auch die E-Mail-Adresse, unter der ihr die Autorin kontaktieren und den Roman kostenlos in seiner Urfassung „Music of the Spheres“ anfordern könnt. (Ist aber nicht notwendig. Wer den Roman als Ebook haben möchte, findet ihn auch problemlos über Google im ePub-Format als Download. Sofern kein Geld damit verdient wird darf „Music of the Spheres“ übrigens legal weitergegeben werden.)

                      Ich will hier nicht die kompletten 17 Seiten von Bonannos Dokument übersetzen, aber zumindest einen kurzen Überblick geben, was sich nach der Fertigstellung der Urfassung alles getan hat.
                      • Zuerst eine Erläuterung: Wenn Autoren dafür engagiert werden, einen Star Trek-Roman zu schreiben, dann ist das eine reine Auftragsarbeit, die dem Auftraggeber gehört. Im Falle von „Probe“ ist das das Filmstudio (Paramount), das wiederum die Lizenz an einen Verlag (Pocket Books) mit der Erlaubnis vergibt, Geschichten unter dem Titel „Star Trek“ kommerziell herauszubringen und die Charaktere aus den Filmen und Serien zu verwenden. Sowohl Studio als auch Verlag dürfen vertraglich Eingriffe in eine Geschichte vornehmen, auch wenn es der Autor/die Autorin nicht möchte oder selbst für unvorteilhaft hält.
                      • Schon vor „Music of the Spheres“ hatte Bonanno zwei Star Trek-Romane verfasst, die entweder ohne oder nur mit minimalsten Veränderungen (7 Worte von 125.000) abgesegnet und veröffentlicht wurden. Bei „Music of the Spheres“ war dies anders und das erste, das sich änderte, war der Titel. Aus dem – vom Herausgeber für zu lang befundenen Titel „Music of the Spheres“ wurde „Probe“. (Anzumerken ist hier, dass Bonannos vorangegangene Romane ebenfalls Titel hatten, die aus vier Worten bestanden.)
                      • Trotz ursprünglicher Genehmigung, zwei ihrer Charaktere aus Bonannos erstem Star Trek-Roman wiederzuverwenden, wurden diese Charaktere für die veröffentlichte Fassung „Probe“ wieder herausgeschrieben, da ihre Rollen im Vergleich zu Kirk, Spock & Co. angeblich zu groß gewesen wären.
                      • Ein weiterer Charakter wurde stark umgeschrieben, da er angeblich zu sehr an Gene Roddenberry erinnerte und den Schöpfer von „Star Trek“ in ein schlechtes Licht rückte. Etwas, das Bonanno natürlich laut eigener Aussage nicht beabsichtigte; sie kannte Roddenberry kaum.
                      • Weiters sollten alle Referenzen zum Wal-„Gesang“ gestrichen werden, da laut einem Experten bei Paramount dieser im Roman fälschlicherweise zu stark mit menschlichem Gesang in Verbindung gebracht würde.


                      Vor allem der letzte Änderungswunsch sorgte dafür, dass Margaret Wander Bonanno die Kontrolle über die weitere Gestaltung des Romans verlor. Denn dieser Änderung bedeutete, fast ein Drittel des Romans umschreiben zu müssen. Etwas, für das sie natürlich gerne zur Verfügung gestanden wäre – wenn sie mehr als 6 Tage dafür Zeit bekommen hätte. Das war nämlich die absurde Frist, die ihr gesetzt wurde. Obwohl sie darum bat, einen Monat Zeit zu bekommen, wurde dieser Vorschlag abgelehnt und ein Schreiber zur Überarbeitung eingesetzt – dieser bekam 3 Monate Zeit !!! Und da dieser ein Manuskript (und danach noch zwei weitere) ablieferte, mit dem der Lizenzgeber noch mehr Probleme hatte als mit Bonannos ursprünglicher Fassung, wurde schließlich der erfahrene Star Trek-Autor Gene DeWeese mit einer neuerlichen Überarbeitung beauftragt, die dann schließlich auch wirklich veröffentlich wurde. Wenn ihr den Roman „Probe“ bzw. „Die Sonde“ lest, dann stammt diese Geschichte also eigentlich aus der Feder von Gene DeWeese, der aber im Impressum des Buches nicht erwähnt wird und schon gar nicht auf dem Cover, was Bonanno durchsetzen wollte. (Laut absurder Aussage des Herausgebers wären die Buchumschläge bereits lange Zeit vorab gedruckt gewesen und es wäre zu teuer gewesen, diese neu zu drucken.)

                      Zumindest etwas Gutes ging für Bonanno aus dem Engagement von Gene DeWeese hervor: eine lange, gute Freundschaft. Denn im Gegensatz zum ersten überarbeitenden Autor, kontaktierte DeWeese Bonanno schließlich nach Fertigstellung seiner Überarbeitung und berichtete ihr aufrichtig und professionell, wie er manche Dinge in der Urfassung „Music of the Spheres“ sah wo er Änderungspotenzial sah. (Der erste Brief von ihm an Bonanno ist Teil des 17-seitigen Dokuments.)
                      Das ist also die abenteuerliche Geschichte, wie aus „Music of the Spheres“ schließlich „Probe“ wurde. Es ist natürlich ein normaler Vorgang, dass Auftragswerke überarbeitet werden und absolut das Recht des Auftraggebers. Aber Bonanno hat hier wirklich gut dokumentiert, wie einer Autorin ihr Werk und jede Chance, es selbst den Wünschen des Auftraggebers anzupassen, entrissen wurde.

                      Wer die ganze Geschichte lesen will und ausreichend Englisch versteht, den verweise ich an dieser Stelle nochmals auf Bonannos Homepage, wo das 17-seitige Dokument mit dem Titel „Probed“ im Word-Format heruntergeladen werden kann.

                      ABOUT ME - Margaret Wander Bonanno, writer

                      Nun zum Roman „Music of the Spheres“ selbst: Wie das Dokument „Probed“ aufzeigt, wurde mit der Autorin und ihrem ursprünglichen Werk wirklich unfair umgesprungen. Und aus diesem Grund hätte ich mir sehr gewünscht, die ursprüngliche und allein von ihr verfasste Fassung zu mögen. Leider ist das nicht möglich. Die Entstehungsgeschichte von „Probe“ ist bei weitem interessanter zu lesen als der Roman „Music of the Spheres“. Und wenngleich ich Gene DeWeeses finale Version „Probe“ bzw. „Die Sonde“ sicher zuletzt vor mehr als 10 Jahren gelesen habe, habe ich diesen Roman als bedeutend bessere Version der Geschichte in Erinnerung. Margaret Wander Bonanno wird’s mir aber sicher nicht übel nehmen, dass mir ihr Roman nicht so gut gefällt, wie die veröffentliche Fassung. Sie selbst sagt nämlich, dass „Probe“ ein sehr guter Star Trek-Roman ist – lediglich mit dem falschen Autorennamen auf dem Cover.

                      Nun, was habe ich persönlich an „Music of the Spheres auszusetzen? Nunja, doch eine ganze Menge und es ist auch einiges dabei, was Verlag und/oder Studio damals Anfang der 90er beanstandet hatten, aber nicht ausschließlich:
                      • Grundsätzlich ist Bonannos Stil sehr gewöhnungsbedürftig. Ihre Passagen sind recht kurz, die Handlung springt manchmal nach nur wenigen Sätzen von einem Schauplatz zum nächsten und in die Perspektive eines neuen Charakters. Zudem betreibt Bonanno etwas zu viel Rückschau. Anstatt in der erzählten Gegenwart zu bleiben und dort zu berichten, was vor einer Stunde oder am Tag zuvor geschehen ist, springt sie mit der Erzählung mitten in der Passage in diese Zeit zurück.
                      • Die zusätzlichen Charaktere aus ihrem früheren Roman nehmen tatsächlich zu viel Raum ein. Zudem hat Bonanno sie meiner Meinung nach nicht besonders gut in die Story integriert. Sie haben zwar wichtige Funktionen inne, aber ihr Background ist so beschrieben, als habe man etwas verpasst, wenn man den ursprünglichen Roman nicht gelesen hat. Zu viele Andeutungen sind enthalten. (Ich habe ihren Roman „Dwellers in the Crucible“ bzw. die deutsche Fassung „Geiseln für den Frieden“ vor langer, langer Zeit mal gelesen. An die beiden damals erstmals eingeführten Charaktere Cléante und T'Shael kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern.)
                      • Generell sind auch sehr, sehr viele Anspielungen auf Ereignisse der klassischen Serie enthalten. Egal ob sie gerade passen oder nicht. Vielen TOS-Fans dürfte das wohl gefallen und ich selbst mag solche Anspielungen auch generell. Aber Bonanno übertreibt es einfach. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Hauptcharakteren der Serie tatsächlich durch die „Nebencharaktere“ etwas in den Hintergrund gedrängt werden.
                      • Zudem fällt auf, dass Captain Kirk sehr wenig zur Handlung beiträgt. Er sitzt eigentlich meistens nur rum und wartet ab und beobachtet, was rund um ihn herum passiert, außerhalb seines Einflussbereiches – und das obwohl sich viele Geschehnisse auf seiner eigenen Kommandobrücke zutragen! Zudem ist seine „Stimme“ nicht gut getroffen. Bei kaum einem Satz von ihm hatte ich das Gefühl, dass dies die typische Ausdrucksweise von Captain James T. Kirk sei.
                      • Mit welchem TOS-Charakter Bonanno wohl ebenfalls Probleme haben dürfte, ist Pavel Chekov. Der kommt in der Urfassung nämlich gar nicht vor. Stattdessen hat die Autorin zwei weitere Gastcharaktere erschaffen, die sich an der Navigationskonsole abwechseln und deren Einführung nichts zur Handlung beitragen und nur die Seitenzahl etwas erhöht.
                      • Kein Negativpunkt, nur eine Anmerkung: Dass der Charakter des Sir Rodney Harbinger tatsächlich wie eine Anspielung auf Roddenberry wirkt, ist wirklich nicht zu leugnen. Absichtlich oder nicht, wecken die Beschreibung seines Charakters und der Verlauf seiner Künstlerkarriere wirklich Reminiszenzen an Eugene Wesley Roddenberry. (Die beiden Namen weisen sogar zum Teil gleiche Silben auf.) Wenngleich sich Bonanno an dieser Feststellung zu stören scheint, finde ich selbst aber gerade daran nichts Schlimmes, selbst wenn es Absicht gewesen sein sollte. Dieses bisschen Ironie ist in der Urfassung sogar ganz nett.
                      • Der Fokus auf den Gesang und Musik ist tatsächlich kein besonders guter Aufhänger für die Story. „Instrumentaler Gesang“ (ist eine seltsame Umschreibung, mir fällt aber gerade keine treffendere ein) als Problemlöser in einem literarischen Werk kommt nicht gerade spannend rüber. Mal abgesehen von einer kurzen Konfrontation zwischen Föderation und Romulanern auf den letzten ca. 15 Seiten besitzt der Roman keine Spannungsspitze. Und selbst diese Konfrontation treibt den Puls des Lesers nicht gerade in die Höhe. Tatsächlich gibt es eigentlich im Roman keine wirklich nennenswerte Motivation, warum die Enterprise und der romulanische Warbird den Planeten verlassen und der Sonde folgen und das eigentliche „Abenteuer“ beginnt. Auch das Mysterium, was es mit der Funktion ebendieser Sonde auf sich hat, wird dem Leser schon früh im Roman offenbart. Während die handelnden Charaktere bis ziemlich zum Ende von „Music of the Spheres“ im Dunkeln gelassen werden, hat der Leser schon bis zur Hälfte des Romans mehrere Rückblenden gelesen, in denen es um jene Wesen geht, die die Sonde erschaffen haben. Also auch dieser Teil der Handlung bietet kaum Spannung.


                      Bewertung: Eine Empfehlung für dieses Buch kann ich leider nicht abgeben. Man kann es zwar legal gratis bekommen, aber es zu lesen kostet Zeit. Zeit, die man mit dem Lesen eines wesentlich besseren Star Trek-Romans verbringen könnte. Ich bin mir sicher, dass vielleicht besonders musik-affine Leser, denen das zu bestehende Abenteuer bzw. die mannigfaltigen Herausforderungen die man üblicherweise in Star Trek-Romanen findet, nicht so wichtig sind, durchaus auch ihre Freude an „Music of the Spheres“ haben könnten. Ich denke aber, dass andere Leser mit der veröffentlichen Version von Gene DeWeese mehr Freude haben dürften. Aber natürlich sage ich das mit der Einschränkung, dass ich dies nur anhand von Erinnerungen sage, die zumindest eine Dekade alt sind. Aber zumindest hat „Music of the Spheres“ bei mir doch das Interesse geweckt, den Roman „Die Sonde“ mal wieder zu lesen. Eine frische Rezension nachdem ich jetzt die Urfassung kenne, könnte interessant werden.

                      „Music of the Spheres“ bekommt von mir jedenfalls 2 Sterne von 6. Echt schlimm, wie mit Margaret Wander Bonanno speziell von Seiten des Verlags umgegangen wurde, aber aus Mitleid gebe ich keine höhere Bewertung.

                      __________________________________
                      Weitere Roman- und Comic-Rezensionen sowie meine eigenen Star Trek-Romane als Download gibt es auf meinem Blog:
                      http://rumschreiber.wordpress.com/
                      Angehängte Dateien
                      Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

                      Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

                      Kommentar


                        #26
                        No Time like the Past


                        Nanu, was ist denn da passiert? Hat sich da ein Grafiker aufs Ärgste vertan, als er die Charaktere Captain Kirk und Seven of Nine auf ein und dasselbe Cover gesetzt hat? Mitnichten, denn in „No Time like the Past“ erzählt Autor Greg Cox eine Zeitreisestory, in deren Rahmen die ehemalige Borg-Drohne aus der Voyager Crew aus ihrer Zeit gerissen wird.

                        Im sechsten Jahr der Voyager-Odyssee im Delta-Quadranten beamt sich Seven of Nine zusammen mit einem Außenteam – neben ihr bestehend aus Captain Janeway, Tuvok und Neelix – auf einen namenlosen Planetoiden, um den Ausgangspunkt eines Notsignals zu finden. Kurioserweise handelt es sich dabei um ein Notsignal der Sternenflotte, das jedoch seit rund einem Jahrhundert nicht mehr verwendet wird. Noch seltsamer wird die Angelegenheit, als sie auf dem unbewohnten Planetoiden in die Wand eines Canyons gehauen die gewaltige Skulptur eines humanoiden Gesichts erblicken. Ein Gesicht, das frappierende Ähnlichkeit mit jenem von James T. Kirk hat. Und um die Bezüge zum 23. Jahrhundert und Captain Kirks Abenteuer abzurunden, entdeckt Seven nur dank ihres Okularimplantats auch noch ein leicht aus der Phase gebrachtes, altes Sternenflottensymbol an der Felswand. Eine Markierung, die zu einer unterirdischen Anlage führt, in der ein Sarkophag mit humanoiden Überresten darin aufgebahrt ist. Weitere Untersuchungen können nicht ausgeführt werden, denn ohne Vorwarnung wird eine antike Falle aktiviert, die Janeway, Tuvok und Neelix außer Gefecht setzt. Damit die Verwundeten zur Voyager zurückgebeamt werden können, muss Seven ein Abschirmfeld deaktivieren, das die Anlage umgibt. Doch als sie in einem nahen Kontrollraum in eine Nische mit einem Computer-Terminal steigt, wird sie plötzlich durch Zeit und Raum teleportiert.

                        Ein Jahrhundert zuvor, auf dem Planeten Yusub: Eigentlich hätten Captain Kirk und sein Außenteam lediglich einen Diplomaten der Föderation zu friedlichen Gesprächen mit den Einheimischen begleiten sollen. Ziel der Gespräche: Die Yusubi, die orionischen Piraten bislang einen sicheren Hafen auf ihrem Planeten boten, sollten davon überzeugt werden, ihre Kooperation mit den grünen Freibeutern einzustellen. Doch da die Orioner von dem Treffen zwischen Föderation und Yusubi Wind bekommen haben, erweisen sich diese als echte Party-Crasher und veranstalten ein echtes Massaker, dem Captain Kirk und zumindest ein Teil des Außenteams entgehen, weil wie aus dem Nichts plötzlich eine junge Frau erscheint, die ausgerüstet mit einem leistungsstarken Phaser dabei hilft, die Orioner zurückzuschlagen. An Bord der Enterprise offenbart die Frau – deren Gesicht und Arm mit seltsamen Implantaten versehen sind und die eine Art Sternenflottenabzeichen bei sich trägt – dass ihr Name „Annika Seven“ sei und sie die Hilfe der Enterprise benötigt, um wieder in die Zukunft zurückzukehren. Obwohl sie mit Hinweis auf die Oberste Temporale Direktive nur spärlich Informationen preis gibt, bringt sie die Crew der Enterprise doch auf eine heiße Spur, denn die Zeitreise-Apparatur hat sie offenbar genau an jenen Ort und jene Zeit teleportiert, wo Annika Seven einen Bestandteil eines weiteren Zeitreisegeräts finden konnte. Das auf Yusub gefundene Artefakt weist ihnen den Weg zum nächsten Teil und so beginnt für die Enterprise-Crew eine Reise zurück zu einigen Planeten, die sie in den vergangenen Jahren besucht hat, um das Zeitreisegerät wieder zusammensetzen zu können. Dem Sternenflottenschiff dabei stets dicht auf den Fersen sind die Orioner, die natürlich auch sehr interessiert sind, die „Frau aus der Zukunft“ in ihre Finger zu bekommen und an den Höchstbietenden zu verkaufen.

                        Fazit: Greg Cox zählt zwar aufgrund seiner „älteren“ Romane zu meinen Lieblingsautoren was „Star Trek“-Romane angeht, aber seine letzten beiden Werke (“The Rings of Time” und “The Weight of Worlds”) fand ich nicht gerade gut. Umso erfreulicher, dass „No Time like the Past“ wieder zu seinen besseren Romanen zählt. Gleich der Beginn auf dem Planeten Yusub hat mich sehr begeistert. Hier schwappt eine an sich ruhige, friedliche Szene von einem Moment auf den anderen in ein echtes Massaker um. Großer Paukenschlag und Tempowechsel, originelle Action-Sequenz – wie man es sonst auch vom Autoren-Duo Garfield und Judith Reeves-Stevens kennt. Ebenfalls wirklich spannend aufgebaut ist dann der „Rückblick“ (oder „Vorschau“ je nachdem wie man es sieht) auf die Nachforschungen des Voyager-Außenteams auf dem Planetoiden im Delta-Quadranten. Hier wird ein ziemlich gewaltiges Mysterium aufgebaut, ein großes Abbild von Captain Kirks Gesicht in Fels gehauen? Der Mann war legendär, aber Greg Cox wirft hier wirklich viele Fragen auf, die selbst die zeitreise-erfahrenen Leser von Star Trek-Romanen Rätsel aufgeben.

                        Eine Rätselrally ist dann auch die Suche nach den restlichen drei Teilen der Zeitreisegerätschaft. Nicht nur auf Planeten, die Captain Kirk in früheren Abenteuern aus der TV-Serie besucht hat muss danach gesucht werden, sondern zudem auch noch in deren Vergangenheit. Dass die Enterprise wieder an Orte zurückkehrt, die sie bereits besucht hat, ist zudem ein kleines „Best-of-The Original Series“ (wenngleich hier die Geschehnisse von jenen TV-Folgen aufgegriffen werden, die eher nicht in den gängigen Favoritenlisten der Fans aufscheinen).

                        Der Roman beginnt also spannend und actionreich und legt sich damit die Latte gleich mal besonders hoch. Es ist daher nicht ganz verwunderlich, dass der Roman diese im weiteren Verlauf der Geschichte nicht mehr übertrifft. Bei den späteren Action-Sequenzen, wenn die Orioner wieder die Wege von Kirk, Seven und Co. kreuzen, gibt sich Cox zwar auch Mühe mit dem Ambiente und der Beschreibung des Ablaufs der Action (was in ausschließlich geschriebener Form gar nicht leicht ist), aber zumindest jene Sequenz, in der die Orioner die Enterprise entern ist eindeutig viel zu lang. Auch hier lässt Cox seine Charaktere einen ungewöhnlichen Ort an Bord aufsuchen (die Fitnesshalle, ein Ort an Bord, mit dem Montgomery Scott übrigens nicht sehr gut vertraut ist ), aber wäre die Sequenz nur halb so lange gewesen, wäre sie wohl immer noch zu langatmig und anstrengend zu lesen gewesen. Es wäre mir lieber gewesen, wenn Cox hier weniger Seiten verwendet hätte, dafür mehr für die Auflösung.

                        Man nähert sich schon bedenklich den Buchrücken, wenn Seven und Kirk auf die Suche nach dem letzten Bestandteil der Zeitreiseapparatur gehen und fast erwartungsgemäß muss man sagen, dass die Auflösung zu überhastet dargebracht wird und alles andere als überzeugend wirkt.

                        Bewertung: Leider gibt es für die sehr mangelhafte Auflösung der Geschichte Abzüge. Der Weg ist das Ziel dieses Romans, denn das eigentliche Ziel ergibt nicht viel Sinn. In diesem Fall ist es vielleicht sogar gut, dass Greg Cox gar nicht versucht, pseudowissenschaftlich die temporalen Paradoxien zu erklären, aber eine schlüssigere Aufklärung wäre mir auf jeden Fall lieber gewesen. Dennoch ist der Roman an sich über weite Teile nicht schlecht. Wie gesagt, beginnt er famos und die Geschichte ist abgesehen von der einen zu sehr in die Länge gestreckte Sequenz auch flüssig erzählt. Die Reise zurück zu den Schauplätzen früherer Abenteuer der Enterprise und ihrer Crew hat außerdem hohen Nostalgiewert für Fans der klassischen Star Trek-Serie. Schon sehr amüsant, wie sich Seven hier im Ambiente der alten Serie wiederfindet, mit den sehr gut getroffenen Charakteren interagiert. Außerdem ist es mal schön, hier keinen Relaunch-Roman zu lesen. Die Ereignisse von TOS sind im letzten Jahr der Fünf-Jahresmission – also vor dem ersten Kinofilm – angesiedelt und die Voyager ist auch noch nicht zur Erde zurückgekehrt.

                        „No Time like the Past“ erhält von mir gute 4 Sterne. Das liegt vor allem daran, dass der Roman immer noch unterhaltsam bleibt, selbst wenn die Auflösung enttäuschend ist. Die Summe seiner Teile machen den Roman so gut, dass es eigentlich nicht stört, wenn das sie zusammenhaltende Konstrukt am Ende zusammenbricht.

                        __________________________________
                        Weitere Roman- und Comic-Rezensionen sowie meine eigenen Star Trek-Romane als Download gibt es auf meinem Blog:
                        Rezensionen zu Romanen und Comics, meine Fan-Fiction zum Gratis-Download und noch mehr ...
                        Angehängte Dateien
                        Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

                        Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

                        Kommentar


                          #27
                          Der letzte Schachzug

                          Ich hatte mal wieder Lust auf einen echten Klassiker unter den Star Trek-Romanen und habe zu einem alten TOS-Roman gegriffen, den ich zuletzt vor ca. 15 Jahren gelesen hatte. John M. Fords "Der letzte Schachzug" stammt aus dem Jahre 1984 und als langjähriger Star Trek-Fan muss man sich bei einem so alten Roman natürlich darauf einstellen, dass nicht alles so dargestellt wird, wie man es aus späteren Inkarnationen von "Star Trek" kennt. Aber gerade das macht auch den Reiz aus, mal zu sehen, was sich Kreative Jahre vorher zu gewissen Themen ausgedacht haben. Das Hauptthema von "Der letzte Schachzug": die Kultur der Klingonen!


                          Man muss sich zuerst einmal die Frage stellen: Was war "Star Trek" im Jahr 1984? Die Antwort darauf: Drei Staffeln einer Fernsehserie, in der die Klingonen als wiederkehrende Konkurrenten von Captain Kirk & Co entsprechend vorrangig die Schurkenrolle spielten sowie zwei Kinofilme, in denen Klingonen eine kleine Nebenrolle hatten. Also nicht sehr viel Material, das den Autor eingeschränkt hätte und so darf es nicht verwundern, wenn die Kultur der Klingonen hier recht unüblich aber äußerst interessant dargestellt wird.

                          Es würde das Ausmaß der Rezension sprengen, wenn ich auf jedes Detail eingehen würde, nur soviel zusammengefasst: Die Klingonen sind hier nicht die klischeehaften Weltraum-Wikinger, die in gefühlt jedem zweiten Satz das Wort "Ehre" einbauen. Stattdessen blickt man etwas hinter die Kulissen und auch ins Zivilleben einer fortschrittlichen Kultur, die sich an Schach-ähnlichen Spielen (in Form eines Brettspiels bis zur Variante in einer großen Arena mit echten Akteuren) erfreut, Bequemlichkeit schätzt und zumindest in ihrer intriganten Führungsriege äußerst dekadent rüberkommt. Dabei aber - unter gewissen Auflagen - nichts gegen Fremde innerhalb der Grenzen des Imperiums einzuwenden hat. Dem gegenüber steht ein imperialer Geheimdienst, der im Hintergrund agiert und Offiziere für seine Zwecke rekrutiert und dem Wirken des einen oder anderen Gedankenadmirals oder -generals zum Wohle des Imperiums entgegenarbeitet.

                          In dieser Welt ist der Waisenjunge Vrenn ein Kämpfer in der Klin Zha-Arena. In der lebensgroßen Variante des klingonischen Schachspiels vollbringt der junge Mann zusammen mit seinem Team erstaunliche Leistungen und erweckt die Aufmerksamkeit von General Kethas. Der General und Klin Zha-Meister adoptiert Vrenn und bringt ihm nicht nur die Feinheiten des Spiels bei, sondern im selben Zug auch die Fähigkeiten, die Vrenn später in der Imperialen Flotte erfolgreich sein lassen.

                          Der Roman erstreckt sich über mehrere Jahre in denen der Leser miterlebt, wie aus Vrenn schließlich Krenn wird, er gezwungen wird, seinen Adoptivvater zu verleugnen und er zu einem erfolgreichen Raumschiff-Captain in den Randsektoren des Imperiums wird, wo er gegen Pseudoherrscher und Kinshaya im Kampf besteht und zur "Belohnung" auf eine einzigartige, mehrere Monate andauernde Mission geschickt wird: Krenn soll mit seinem Schiff zur Erde fliegen und dort den künftigen Föderationsbotschafter auf Klinzhai (der klingonischen Heimatwelt) abholen und selbst während seines Aufenthalts auf der Erde als offizieller Abgesandter des Imperiums bei mehreren Anlässen auftreten. Während der künftige Föderationsbotschafter sich trotz - aus Krenns Sicht - eigenartiger Ansichten mit dem Klingonen anfreunden kann, muss Krenn auf der Erde bemerken, dass nicht alle Menschen den klingonischen Nachbarn gegenüber so aufgeschlossen sind.

                          Fazit: "Der letzte Schachzug" ist ein Roman in einem Roman. Eingebettet in die Zeit der TOS-Movie-Ära ist "Der letzte Schachzug" ein populärer Roman an Bord der Enterprise, der schließlich auch von Captain Kirk gelesen wird. Wie erwähnt oblag es den Klingonen bislang im Star Trek-Universum einfach nur die übliche Schurkenrolle zu spielen und so gefällt es, dass auch Captain Kirk sich am Ende sehr beeindruckt von diesem Einblick in die "wahre" klingonische Lebensweise zeigt und gewisse Ansichten überdenkt. Vor allem da "Der letzte Schachzug" auch kein gutes Licht auf die Sternenflotte wirft. (Hier ähnelt die Geschichte etwas dem sechsten Star Trek-Kinofilm "Das unentdeckte Land".)

                          Der Roman im Roman erzählt eine Geschichte, die um die fünfzig Jahre vor den Ereignissen dieser Rahmengeschichte angesiedelt ist und wenngleich nicht direkt Jahreszahlen genannt werden (die waren damals für TOS auch noch gar nicht definiert) merkt man aufgrund einiger Angaben, dass sich Ereignisse entgegen späterer Festlegung doch deutlich früher ereignet haben, so wie z.B. die Gründung der Föderation. Das verwundert aber nicht, wenn man sich mal die Schiffsklassen ansieht, die John M. Ford hier verwendet. Die Baton Rouge-Klasse oder die Mann-Klasse der Föderation findet man im 1980 erschienen Sachbuch "Spaceflight Chronology", einem aus der Perspektive des Star Trek-Universums verfassten Geschichtsbuch, in dem es um die Entwicklung der Raumfahrt von 1957 bis 2215 geht und die Abenteuer von Captain Kirk & Co zeitlich ganz am Beginn des 23. Jahrhunderts ansiedelt. "Spaceflight Chronology" ist natürlich vom späteren "Star Trek" genauso überholt worden wie "Der letzte Schachzug", aber aus der Perspektive von Ford im Jahr 1984 war es ganz sicher die vernünftige Entscheidung, seinen Roman auf die Basis dieses Sachbuchs zu stellen.

                          Klingonische Kultur und Datierung und Ablauf historischer Ereignisse der Föderation weichen in "Der letzte Schachzug" also ganz schön weit von später etablierten Fakten ab, aber das macht den Roman (und auch "Spaceflight Chronology" neben viele weiteren Star Trek-Büchern der 80er-Jahre) nur umso interessanter. Sofern man nicht grundsätzlich alles ablehnt, was durch den späteren Star Trek-Canon inzwischen "veraltet" ist, ist "Der letzte Schachzug" eine kompakte Zusammenfassung über eine ganz andere Möglichkeit, die klingonische Spezies darzustellen bevor die Film- und Serienproduzenten ihren eigenen Weg eingeschlagen haben um das Star Trek-Universum nach ihren eigenen Vorstellungen zu definieren. Das wertet John M. Fords Version aber meiner Meinung nach nicht ab, denn insgesamt ist "Der letzte Schachzug" ein sehr außergewöhnlicher Roman. Nicht nur aufgrund erwähnter "Roman-im-Roman"-Struktur, sondern auch aufgrund der erzählten Handlung, die sehr biographisch erscheint. Zugegeben: Einen von Anfang bis Ende durchgehenden und aufbauenden Spannungsbogen gibt es nicht. Dafür steht der Charakter Krenn/Vrenn und dessen Entwicklung und Verhalten im Lauf eines längeren Lebensabschnitts im Mittelpunkt. Durch seine Augen lernt man als Leser diese von Ford dargestellte Welt der Klingonen (und auch der Föderation/Erde) kennen, der Autor hat aber ein gutes Gespür dafür, wie viel er offenbart. Man merkt, wie er bewusst einige Dinge einfach nur als für Klingonen normal darstellt, was sie aus Sicht des menschlichen Lesers wiederum fremdartig erscheinen lässt. Seien es kryptische Wortwechsel oder hier und da eine nicht übersetzte Zeile auf Klingonisch, deren Bedeutung man erahnt aber vielleicht nicht ganz sicher sein kann.

                          Bewertung: Die Erwartungshaltung bei diesem Roman ist sicher wichtig. Als ich ihn vor rund 15 Jahre gelesen habe, war ich gerade mal seit ein paar Jahre Star Trek-Fan und habe den Roman wohl völlig ohne Erwartungshaltung gelesen. Obwohl seither so viel Zeit vergangen ist, ist mir der Roman immer als sehr guter Star Trek-Roman in Erinnerung geblieben und beim neuerlichen Lesen im vergangenen Monat war ich doch erstaunt, wie gut ich mich an die Handlung und sogar viele Passagen noch erinnern konnte! Wie damals hat mir "Der letzte Schachzug" auch diesmal wieder sehr gut gefallen und ich bewerte ihn mit 5 von 6 Sternen. Noch besser hätte er mir gefallen, wenn es einen früher einsetzenden Spannungsbogen gegeben hätte, aber der Roman ist trotzdem weit mehr als nur die Biographie eines Klingonen und bedenkt man, welch großen Zeitraum die Geschehnisse abdecken, ist der Roman gar nicht so umfangreich. Man wandert an Krenns Seite schon in hohem Tempo durch die Geschehnisse.

                          Anmerkung: Obwohl die Darstellung der Klingonen in "Der letzte Schachzug" inzwischen überholt ist, haben sich doch auch neuere Star Trek-Romane bei Fords Roman bedient. Vor allem in Keith R.A. DeCandidos KRomanen (I.K.S. Gorkon-Reihe) findet man viele Elemente aus Fords Roman, wie den Imperialen Geheimdienst, den "Schlachtkreuzer Rache", Klin Zha oder die Kinshaya.

                          _______________________________
                          Diese und weitere Rezensionen - wie auch meine eigenen Star Trek-Romane zum kostenlosen Download - findet ihr wie gewohnt auch auf meinem Blog:
                          Rezensionen zu Romanen und Comics, meine Fan-Fiction zum Gratis-Download und noch mehr ...
                          Angehängte Dateien
                          Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

                          Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

                          Kommentar


                            #28
                            Serpents in the Garden

                            Erinnert ihr euch noch an die klassische Star Trek-Folge “Der erste Krieg”? In dieser Staffel-2-Episode besuchte Captain Kirk den Planeten Neural, auf dem er schon einmal vor 13 Jahren als junger Lieutenant gewesen war. Damals schwärmte er von den paradiesischen Zuständen und dem friedlichen Zusammenleben von Hügelbewohnern und Dorfbewohnern. Doch bei seinem neuerlichen Besuch muss er feststellen, dass die Hügelbewohner ihren weiterhin friedliebenden Nachbarn auflauern – bewaffnet mit Gewehren, die die Bewohner des Planeten nach ihrem natürlichen Entwicklungsstand gar nicht haben dürften! Captain Kirk findet heraus, dass die Klingonen heimlich diese Waffen den Dorfbewohnern zur Verfügung gestellt haben. Eingeengt von den Bestimmungen der Nichteinmischungsdirektive, endet die Folge damit, dass Kirk das Gleichgewicht der Kräfte wiederherstellt, indem er den Hügelbewohnern “Schlangen für das Paradies” liefert: Gewehre, mit denen sie sich gegen die von den Klingonen unterstützten Dorfbewohnern verteidigen können.


                            Jeff Mariottes Roman “Serpents in the Garden” erzählt nun die Fortsetzung dieser Folge. Zeitlich angesiedelt ist sie wieder ein paar Jahre später nach Kirks letztem Besuch, in der Zeit zwischen dem Ende der Serie und dem ersten Star Trek-Kinofilm. Während die Enterprise im Orbit der Erde umgebaut wird, kommt Admiral Kirk zu Ohren, dass im Raumsektor von Neural verstärkt klingonischer Raumschiffverkehr registriert wird. Warum die Klingonen schon Jahre zuvor Interesse an der Aufrüstung der einheimischen Dorfbewohner hatten, konnte Kirk damals nicht aufklären. Eine Versäumnis, das er diesmal nachholen will und so bricht er zusammen mit einem kleinen Außenteam – neben ihm noch sein Adjutant und zwei Sicherheitsoffiziere – nach Neural auf. Dort muss Kirk feststellen, dass sich die Lage alles andere als verbessert hat. Die Hügelbewohner und umliegende Stämme haben sich zusammengeschlossen eine Fort-artige Stadt namens “Freehold” erbaut, während aus dem Dorf eine industrialisierte Stadt namens “Victory” geworden ist. Diese lauern den Freehold-Bewohnern auf, verschleppen sie und zwingen sie, in einem Bergwerk zu schuften. Und mit diesem Bergwerk scheint sich auch das Interesse der Klingonen für den Planeten Neural zu erklären.

                            Kirk und seinem Team bleiben nur wenige Wochen, um alles wieder in Ordnung zu bringen. Doch ist es überhaupt möglich, dass der Krieg zwischen den Bewohnern von Freehold und Victory jemals wieder beigelegt werden kann? Zu viel böses Blut scheint – im wahrsten Sinne des Wortes – vergossen worden zu sein.

                            Fazit: “Serpents in the Garden” ist richtig gut zum Entspannen geeignet, die perfekte Sommerlektüre. Für Trekkies bietet die Story eine Fortsetzung einer jener TOS-Folgen, die an ihrem Schluss sehr offen geblieben ist. “Serpents in the Garden” liefert nun den Abschluss der Geschichte nach. Abgesehen zu den natürlich nötigen Verweisen auf “Der erste Krieg” kommt der Roman aber so ziemlich komplett ohne aufdringliche Querverweise zu anderen Star Trek-Serien aus. Das ist eine Seltenheit bei den neueren Star Trek-Romanen und mal wirklich erfrischend. Daher ist Jeff Mariottes Roman auch sehr gut geeignet für Leser, die sonst gar nichts mit Star Trek am Hut haben. Nicht einmal die zugrunde liegende TOS-Folge muss man gesehen haben, da Mariotte sehr früh die damaligen Ereignisse rekapituliert und das Interesse weckt, mal wieder nachzusehen, wie sich die Dinge auf Neural entwickelt haben. Da abgesehen von Kirk kein anderer Hauptcharakter der klassichen Star Trek-Serie eine größere Rolle spielt (Scotty, Uhura und Chekov haben durchaus gelungene aber nicht wirklich relevante Kurzauftritte), verwendet Mariotte ohnedies viel Zeit auf die Vorstellung der Charaktere. Sowohl die Bewohner Neurals als auch Kirks Begleiter bekommen sehr viel Aufmerksamkeit.

                            Dem vielleicht nicht sonderlich Star Trek-kundigen Leser kommt auch zugute, dass die Story wirklich “low-tech” ist. Kommunikatoren und Phaser werden zwar mitgenommen, aber schnell versteckt und zurückgelassen so dass Kirk & Co ausschließlich “altmodische” Methoden zur Kommunikation und Verteidigung anwenden müssen. Was die altmodische Verteidigung angeht, muss allerdings auch Kritik erlaubt sein: Faustkämpfe und Schusswechsel dauern etwas lange an und trotzdem relativ ereignisarm. Während der Großteil des Romans sich auf Erkundung und Nachforschungen beschränkt, gibt es vor allem gegen Ende eine wirklich gewaltige Action-Sequenz. Hier merkt man deutlich, dass es der Beschreibung des Kampfgeschehens an Dynamik fehlt. Eine Kürzung hier und da wäre nicht schlecht gewesen. Am einfachsten hätte sich das durch Herausstreichen einer Parallelhandlung erreichen lassen, in der es um ein an Romeo und Julia erinnerndes Pärchen geht. Für die Haupthandlung spielen die beiden Charaktere keine Rolle. Ich hatte beim Lesen fast das Gefühl, der Autor habe diese Nebenhandlung nur reingeschrieben für den Fall, dass er leicht etwas rauslöschen muss, sollte der Roman zu lang werden.

                            Nicht alle Action-Sequenzen sind jedoch von der langatmigen Sorte. Gegen Ende gibt es auch einen schönen Raumschiffkampf und den hat Mariotte wirklich sehr spannend hinbekommen.

                            Bewertung: Es gibt viele Fans, die bei den neueren Star Trek-Romanen die Querverweise und die sogar reihenübergreifenden Handlungen besonders schätzen. Mir persönlich ist das bei den Romanen zu den im 24. Jahrhundert angesiedelten Serien schon zu viel geworden und daher lese ich von den neueren Romanen fast nur noch solche zur klassischen Serie und “Enterprise”. Der Roman “Serpents in the Garden” ist daher wie maßgeschneidert für mich: Er baut zwar auf den Ereignissen einer spezifischen TOS-Folge auf, aber steht ansonsten für sich alleine und funktioniert von Beginn bis (zum vielleicht etwas zu glatten) Schluss. Die Charaktere sind gut beschrieben, vor allem Kirk wird naturgemäß bei dieser Ausgangslage viel Platz gewidmet. Schon “Der erste Krieg” hat uns einen sehr nachdenklichen Captain am Schluss gezeigt und “Serpents in the Garden” beschreibt einen noch etwas reiferen Jim Kirk, auf halben Weg zwischen dem Draufgänger aus TOS und dem Admiral der Movie-Ära, der auf eine Entscheidung zurückblickt, die sich – wie eigentlich insgeheim von ihm erwartet – nicht als die beste herausgestellt hat.

                            Der Roman unterhält ganz gut, mit ein paar erwähnten Abstrichen. Nicht immer ist das Erzähltempo hoch – was auch daran liegt, dass der Roman von Ereignissen erzählt, die sich über mehrere Wochen hinweg ereignen. Aber besonders Fans der alten Serie dürfte “Serpents in the Garden” gefallen. Ich gebe gute 4 Sterne für eine meistens angenehm zu lesende und geradlinig erzählte Geschichte.

                            _______________________________
                            Diese und weitere Rezensionen - wie auch meine eigenen Star Trek-Romane zum kostenlosen Download - findet ihr wie gewohnt auch auf meinem Blog:
                            | Romane, Treatments, Grafiken und noch ein bisschen mehr
                            Angehängte Dateien
                            Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

                            Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

                            Kommentar


                              #29
                              Foul Deeds will rise

                              Man darf Autor Greg Cox durchaus als den Spezialisten für die Classic-Serie bezeichnen. Jedes Jahr erscheint ein Roman von ihm zu dieser Epoche und wenngleich seine letzten Romane nicht die Klasse früherer Werke von ihm aufweisen, sind sie meistens doch recht solide erzählt und das trifft auch auf “Foul Deeds will rise” zu, das mit einer mysteriösen und action-reichen Handlung zu unterhalten versteht. Als Besonderheit ist der Roman zeitlich nicht innerhalb der 5-Jahresmission angesiedelt, sondern 20 Jahre später, in der Zeit zwischen dem 5. und 6. Kinofilm.


                              Die Story ist eigentlich recht typisches Star Trek: Die Sternenflotte vermittelt diplomatisch in einem Konflikt und die Enterprise-A dient als neutraler Verhandlungsort. Föderationsbotschafter Riley (der frühere Lieutenant aus “Implusion in der Spirale” und “Kodos der Henker”, der auch schon im Roman “Die Sonde” als Botschafter tätig war) soll den Frieden zwischen den Pavakianern und den Oyolo aushandeln, deren Planeten sich im selben Sonnensystem befinden und einen langen, erbitterten Krieg geführt haben. Während in Vorfeld der Verhandlungen Mister Spock und Scotty nach Pavak reisen, um dort die Abrüstung von Massenvernichtungswaffen zu beaufsichtigen, bringen Captain Kirk und Doktor McCoy mit einem Shuttle Vorräte nach Oyolo, wo ein Hilfstrupp der Föderation bereits seit längerer Zeit humanitäre Unterstützung bietet. Rein zufällig begegnen sie im Hilfscamp einer alten Bekannten. Sie nennt sich Lyla Kassidy, doch Kirk und McCoy ist sie unter einem anderen Namen bekannt: Lenore Karidian! Die Tochter von Kodos dem Henker, die selbst einige Morde in der Vergangenheit begangen hatte, um ihren Vater zu schützen, den sie vor 20 Jahren selbst aus Versehen getötet hatte. Nach fast zwei Jahrzehnten Therapie will sie sich nun rehabilitieren und für einen guten Zweck arbeiten.

                              Um ihr den Weg zurück in die Gesellschaft zu erleichtern – und weil die romantischen Gefühle, die er Lenore einst entgegengebracht hat noch nicht vergessen sind – lädt Captain Kirk sie ein, ihn zu einem diplomatischen Empfang auf die Enterprise zu begleiten. Hätte er gewusst, dass Lenores Ankunft zwei offenbar perfekte Morde, Geiselnahmen und der Diebstahl eines Protomaterie-Sprengkopfes folgen sollten, hätte Kirk auf diese Einladung sicher verzichtet …


                              Alte Bekannte: Captain Kirk und Lenore Karidian

                              Fazit: Auch wenn die Story in der Movie-Ära angesiedelt ist, spielt mit Lenore Karidian ein in TOS eingeführter Charakter einer Hauptrolle in diesem Roman wobei es interessant ist zu erfahren, was aus ihr geworden ist, seit sie am Ende von “Kodos, der Henker” ihren eigenen Vater erschoss. (Es war reiner Zufall, dass ich am Tag, als ich begann den Roman zu lesen, diese Star Trek-Folge gesehen hatte.) Und auch was die Auflösung der Morde angeht, greift Cox auf eine technologische Lösung zurück, die bereits in der klassischen Serie zur Anwendung kam. Natürlich verrate ich diese Auflösung an dieser Stelle nicht, nur so viel: Mir selbst gefiel sie schon in der damaligen Folge nicht besonders und für die Geschichte von “Foul Deeds will rise” hätte ich mir daher gewünscht, Cox hätte nicht darauf zurückgegriffen.

                              Ansonsten kann ich sagen, dass der Konflikt zwischen den Oyolo und Pavakianern hier wirklich eskaliert, bevor zu viele – der Tendenz nach meistens langatmige – Konferenzraumszenen vorangehen. Dass sich beide Parteien noch immer nicht ausgesöhnt haben und ein weiter Weg vor ihnen liegt ist klar, auch die Schrecken des Krieges werden von Cox sehr gut vermittelt. (Allerdings ist dazu in der heutigen Zeit nicht viel nötig, wir haben wohl alle die aktuellen Bilder aus den derzeitigen Krisenregionen der Erde vor Augen.)

                              Bewertung: Wieder ein unterhaltsamer Roman von Greg Cox. Er nimmt zwar wieder Anleihen an Geschehnissen der Original-Serie, entwickelt sie aber gekonnt weiter, so dass “Foul Dees will rise” nicht wie ein “Best-of” wirkt. Der Kriminalfall, der schließlich von Chekov und McCoy aufgeklärt werden kann, ist interessant, wenngleich ich mir eine andere Vorgehensweise des Mörders gewünscht hätte, aber das ist reine Geschmackssache. Unterm Strich weiß auch Cox’ neuester Roman zu überzeugen, absolut solide und die wie eigentlich immer bei ihm sind die Charaktere sehr gut getroffen. Diesmal nicht nur die Hauptcharaktere aus der Serie, sondern auch Lenore Karidian, was sicher nicht die leichteste Übung war. Der Roman erhält von mir gute 4 von 6 Sterne.


                              _______________________________
                              Diese und weitere Rezensionen - wie auch meine eigenen Star Trek-Romane zum kostenlosen Download - findet ihr wie gewohnt auch auf meinem Blog:
                              Rezensionen zu Romanen und Comics, meine Fan-Fiction zum Gratis-Download und noch mehr ...
                              Angehängte Dateien
                              Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

                              Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

                              Kommentar


                                #30
                                Child of two Worlds

                                Autor Greg Cox hat bekanntlich ja eine besondere Vorliebe für Abenteuer, die zeitlich zur Zeit der klassischen Star Trek-Serie angesiedelt sind. In letzter Zeit weitet er diesen Begriff für sich jedoch etwas weiter aus, so war sein vorangegangener Roman – „Foul Deeds will rise“ – während der TOS-Movie-Ära angesiedelt. Und mit seinem neuesten Roman „Child of two Worlds“ erzählt er eine Geschichte, die noch vor Kirks 5-Jahres-Mission angesiedelt ist, zum größten Teil zu einem Zeitpunkt, während Christopher Pike noch Kommandant der Enterprise war.


                                Liest man den Titel des Buches – „Kind zweier Welten“ – so denken die meisten Star Trek-Fans vermutlich zuerst an Mister Spock, den halbvulkanischen, halbmenschlichen Offizier, der bereits unter Captain Pike auf der Enterprise als Wissenschaftsoffizier diente. Und tatsächlich beginnt der Roman mit einem kurzen Rückblick in seine Kindheit, die den vulkanisch erzogenen Spock bei einigen Schwierigkeiten zeigen, die irdische Rituale – konkret sein Geburtstag – nachzuvollziehen.

                                Danach macht die Handlung einen Sprung 18 Jahre nach vorn. Spock dient erfolgreich unter Captain Pike auf der Enterprise, ihm liegt sogar ein Angebot vor, auf der U.S.S. Interpid – einem nur von Vulkaniern bemannten Raumschiff – Erster Offizier zu werden. Doch gerade aufgrund seiner Herkunft zögert er, dieses Angebot anzunehmen. Auf der Enterprise wäre er weiterhin der einzige Vulkanier unter Menschen. Auf der Intrepid womöglich der einzige Mensch unter Vulkaniern.
                                Die Gedanken an seine Karriereplanung rücken jedoch in den Hintergrund, als die Enterprise gleich mit mehreren Notsituationen konfrontiert wird. Ein Ausbruch rigelianischen Fiebers bedroht die Mannschaft, könnte innerhalb von Tagen zu den ersten Todesfällen führen. Die einzige Hoffnung bildet der neutrale aber nahe der klingonische Grenze gelegene Cypria III, wo die Enterprise hoff, von der dortigen Regierung eine Substanz namens Ryetalyn zu erhalten, um eine wirksame Arznei daraus herzustellen. Die Enterprise hat den Planeten noch nicht erreicht, als sie aus klingonischem Territorium einen Hilferuf empfängt: Ein cyprianisches Handelsschiff wird von einem klingonischen Schlachtkreuzer verfolgt.

                                Während Pikes Erste Offizierin und ein Außenteam mit einer Raumfähre schon nach Cypria III aufbrechen um erste Verhandlungen zu führen, macht sich die Enterprise auf den Weg zur Rettung des Handelsschiffes. Zumindest gelingt es, dessen Insassen in Sicherheit zu beamen, womit der Ärger für Captain Pike aber erst anfängt: Wie sich herausstellt, hat die cyprianische Pilotin des Schiffes eine klingonische Offizierin entführt – ihre Schwester Elzura, die als Kind während eines Überfalls der Klingonen auf Cypria III verschleppt wurde. Elzura ist über ihre „Rettung“ jedoch alles andere als froh, wurde sie doch in den letzten zehn Jahren von Klingonen auf deren Weise und nach deren Sitten aufgezogen. Zudem stellt sich heraus, dass der Kommandant des Schlachtkreuzers, der das Handelsschiff verfolgte, Elzuras Ziehvater ist, der seine Adoptivtochter um jeden Preis zurückhaben will – notfalls über die Leichen der Enterprise-Crew. Allerdings sieht es nicht so aus, als ob die Klingonen dafür auch nur einen einzigen Schuss abgeben müssten: Als die Cyprianer erfahren, dass die Enterprise Elzura an Bord gebeamt hat, fordert auch deren Premierminister deren Rückführung nach Cypria III und droht, ansonsten kein Ryetalyn zur Verfügung zu stellen. Zudem gerät das Außenteam auf dem Planeten in große Gefahr, als sich der Hass der Bevölkerung auf die „unkooperativen“ Neuankömmlinge konzentriert, die bald einem wahren Lynchmob gegenüberstehen.

                                Fazit: Die Crew der Enterprise wird in diesem Roman von den Umständen ganz schön in die Klemme genommen, es gibt eine schleichende tödliche Gefahr auf dem Schiff, der man nur Herr werden kann, wenn man Elzura gegen ihren Willen nach Cypria zurückschickt. Anderseits droht ein zunehmend ungeduldig werdender Schlachtkreuzer-Kommandant mit der Vernichtung der Enteprise, wenn der zunehmend unter der Krankheit leidende Captain Pike dieser Auslieferung zustimmt und weitere Schlachtkreuzer sind als Verstärkung unterwegs. Das auf Cypria III indirekt in „Geiselhaft“ genommene Außenteam macht die Situation noch komplizierter und eine Rettungsaktion durch die Enterprise wird von den Klingonen auch gleich falsch interpretiert, was diese zu einem Angriff samt Enterung veranlasst. Greg Cox versteht es wirklich, eine ausweglose Situation für unsere Helden zu erschaffen und diese eskalieren zu lassen.


                                Spocks frühere Crew-Kameraden auf der Enterprise,
                                Jahre bevor Captain Kirk das Kommando übernahm.

                                „Child of two Wolrds“ besteht aber nicht nur aus der Umsetzung der Bedrohlichkeit der Situation, sondern lässt auch Zeit, damit Elzura – unterstützt zum Teil von Spock, der ihre Position zwischen zwei Welten am ehesten verstehen kann – über ihre Lage sinnieren kann. Aber obwohl Spock auf dem Cover des Romans ist, ist das titelgebende Kind zweier Welten doch eindeutig Elzura, während Spock eine eher begleitende Rolle spielt. Von den Enterprise-Crewmitgliedern fokussiert sich die Handlung auch stärker auf Captain als auf Spock. Pike – so muss ich sagen – gibt in dieser Geschichte einen eher schwachen Captain ab. Die Situation ist natürlich nicht leicht, aber ich glaube ein Captain Kirk hätte beim Anzeichen, dass die Cyprianer das Ryetalyn nicht liefern wollen, das Außenteam zurückbeordert, damit gedroht Elzura den Klingonen auszuliefern – was Elzura ohnehin die ganze Zeit will – und hätte den Sektor ohne das Ryetalyn verlassen und die Cyprianer wären mit leeren Händen dagestanden. Kirk hätte wahrscheinlich geblufft, da keine andere Ryetalyn-Quelle rechtzeitig erreichbar gewesen wäre, aber auch nicht gezögert, es sich einfach ohne die Erlaubnis der Cyprianer zu holen. (Tatsächlich sieht man Kirk in genau dieser Situation am Beginn der Folge „Planet der Unsterblichen.) Pike hingegen versucht eindeutig zu lange, beide Seiten in Schach zu halten, obwohl beide mit dem Status Quo – Elzuras Aufenthalt auf der Enterprise – unzufrieden sind. Spätestens nach den tätlichen Angriffen auf das Außenteam hätte Pike das Ryetalyn einfach einfordern müssen mit dem Hinweis, dass die Klingonen Elzura einfach holen würden, sobald die Crew der Enterprise am rigelianischen Fieber gestorben ist.

                                Das versuchen die Klingonen aber noch vorher und einmal mehr beschreibt Greg Cox eher nur mäßig gelungen eine Enterung der Enterprise durch feindliche Mächte. Eine vergleichbare Passage hatte er auch schon in „No Time like the Past“ und wie damals kann auch die Action-Sequenz in „Child of two Worlds“ keine Spannung erzeugen, ist zu wenig dramatisch und viel zu lang.

                                Zu lang ist auch eindeutig das Herausbeamen von Elzura und ihrer Schwester aus dem Handelsschiff beschrieben worden. Cox hat sich bei der Nomenklatur in diesem Roman streng an die Begriffe aus dem Star Trek-Pilotfilm „Der Käfig“ gehalten, aber für meinen Geschmack dann doch zu oft später eingeführte Begriffe und vermeidbares Technobabble eingefügt. Ganz ähnlich in dieser Hinsicht war der letzte Pike-Ära-Roman „The Children of Kings“, der in der Darstellung der Pike-Ära ein Hybrid zwischen „Der Käfig“ und dem elften Kinofilm war. In „Child of two worlds“ mischt Cox doch ein paar „fremde“ Elemente zu viel hinein, um den Roman als Geschichte darzustellen, die über zehn Jahre vor der klassischen Serie stattfand. Anderseits bietet der Pilotfilm „Der Käfig“ wohl auch zu wenige Anhaltspunkte, um allein darauf eine eigenständige Geschichte aufzubauen, die sich keiner Elemente aus der klassischen Serie oder aus den Spin-offs bedienen muss. Dass Cox diesen Weg nicht gegangen ist, will ich aber nicht als Makel sehen, es wäre aber ein interessantes Experiment, mal einen Roman zu schreiben, der von „Der Käfig“ ausgehend die Geschichte von Pikes Crew unabhängig weitererzählt.

                                Bewertung: Greg Cox liefert wieder einmal einen insgesamt sehr unterhaltsamen Roman ab mit einer Crew, mit der man selbst als Star Trek-Fan nicht besonders gut vertraut ist. Vor allem der Beginn des Romans, wenn Cox die vielen unterschiedlichen aber miteinander im Zusammenhang stehenden Bedrohungen nach und nach hinzufügt, baut sehr gelungen Spannung auf und welchen Weg Elzura schließlich einschlägt, ist wirklich lange Zeit völlig ungewiss. Abzüge gibt es wie erwähnt für die etwas behäbig erzählte Action-Sequenz und für einen Teil der Auflösung, der für Pikes Crew außerordentlich glücklich verläuft. Pike und die Crew der Enterprise verhalten sich im Verlauf des Romans etwas zu passiv, um am Ende eigenständig die Situation aufzulösen, so dass die Hilfe von außen am Ende nicht unerwartet kommt. Gute 4 Sterne sind aber allemal drinnen.

                                _______________________________
                                Diese und weitere Rezensionen - wie auch meine eigenen Star Trek-Romane zum kostenlosen Download - findet ihr wie gewohnt auch auf meinem Blog:

                                Rezensionen zu Romanen und Comics, meine Fan-Fiction zum Gratis-Download und noch mehr ...
                                Angehängte Dateien
                                Alle meine Fan-Fiction-Romane aus dem STAR TREK-Universum als kostenlose ebook-Downloads !

                                Mein erster Star Wars-Roman "Der vergessene Tempel" jetzt als Gratis-Download !

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X