Rezension: Terok Nor – “Day of the Vipers“ 2318 – 2328
Im Jahr 2008 erschien die „Terok Nor“-Romantrilogie, die die Jahrzehnte andauernde Okkupation Bajors durch die Cardassianer thematisiert, die bekanntlich unmittelbar vor den Ereignissen der Serie „Deep Space Nine“ endete. Im ersten Roman, der die Ereignisse der Jahre 2318 bis 2328 behandelt, wird der formelle Erstkontakt zwischen Bajor und Cardassia behandelt und die Ereignisse, die 10 Jahre später zur militärischen Besetzung Bajors führten.
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„Day of the Vipers“ ist dreigeteilt; im ersten Drittel wird erzählt, wie das unter Ressourcenknappheit leidenden Cardassianer ihre Hand noch auf diplomatischem Wege Richtung Bajor ausstreckt. Eine zurückhaltende Vorgehensweise, da die militärischen Kräfte größtenteils gebunden sind. Federführend beim Erstkontakt auf cardassianischer Seite ist Gul Kell – der Vorgesetzte des jungen Offiziers Skrain Dukat – sowie die vermeintliche Wissenschaftlerin Rhan Ico, die in Wahrheit aber einer anderen Organisation angehört. Und auch Vertreter des Oralianischen Glaubens sind vertreten. Diese Kirche ist auf Cardassia unerwünscht, aber aufgrund der Bedeutung der Religion für die Bajoraner sind auch diese Glaubensvertreter Teil der cardassianischen Abordnung. Und tatsächlich – obwohl die Bajoraner ihre Gäste freundlich empfangen, aber wenig Interesse an einer wirtschaftlichen Kooperation zeigen – sind es die Oralianer, die es schaffen, mit Kai Maressa ein Abkommen über die Errichtung von cardassianischen Enklaven auf Bajor auszuhandeln.
Fünf Jahre später gehören Cardassianer auf Bajor bereits zum Alltagsbild; in allen größeren Städten gibt es Enklaven, die Botschaftsstatus haben und wo die Cardassianer tun und lassen können, was sie wollen. Gul Kell – inzwischen dauerhaft auf Bajor stationiert – lässt über die Enklaven heimlich nach und nach Kriegsgerät nach Bajor schaffen, während Rhan Ico versucht, die Bajoraner gegeneinander auszuspielen. Da die beiden eher gegeneinander als miteinander arbeiten, äußert Dukat – nun ebenfalls im Rang eines Guls – seinen Unmut über deren Ineffizienz und nur langsame Fortschritte und nützt selbst die Gunst der Stunde, die Bajoraner gegen die Tzenkethi aufzubringen, indem er ein Tzenkethi-Schiff kapert und damit Bajor bombardiert. Im Zorn richtet sich die ganze Aufmerksamkeit der Bajoraner auf den neuen Feind und werden von den heimlichen Bestrebungen der Cardassianer, Bajor zu annektieren, abgelenkt.
Weitere fünf Jahre später droht den Cardassianern plötzlich die Zeit davonzulaufen, als die Aktivitäten von zwei Föderationsspionen auf Bajor Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Mit Informationen ausgestattet, die die heimliche militärische Aufrüstung der Cardassianer belegen, drohen sie zu entkommen und die Okkupationspläne aufzudecken.
Fazit: Die „Terok Nor“-Trilogie erzählt Geschichten aus der sogenannten „Lost Era“ – dem Zeitraum zwischen den Jungfernflügen der Enterprise-B und Enterprise-D, über die nur wenig bekannt ist. Insofern ist es sehr willkommen, wenn Romane diese Ära mit Inhalt füllen und Bajors Okkupation ist hinsichtlich „Deep Space Nine“ natürlich ein besonders wichtiges Ereignis und wie es überhaupt dazu kam, sehr interessant – in der Theorie.
Der Roman beginnt mit einem enorm umfangreichen Glossar an Charakteren, die im Roman von Bedeutung sind und tatsächlich erlebt man die Ereignisse dieser 10 Jahre aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Hauptfigur ist aber wohl der Constable Darrah Mace, der als hoher Polizeibeamter das Geschehen mit gesundem Misstrauen gegenüber den Cardassianern beäugt. Auch die erwähnten drei Cardassianer sowie Anhänger des Oralianer-Glaubens sind häufig stehen im Mittelpunkt und – zumindest in der Theorie – der Politiker Jas Holza. Und die politische Sichtweise, die erklären würde, warum die Bajoraner im Lauf der 10 Jahre immer mehr Kompetenz an die Cardassianer abtreten und sie auf Bajor Fuß fassen lassen, wäre der interessanteste Aspekt des Romans, aber Jas Holza bekommt sehr viel Zeit, ist aber eigentlich nur Passagier; ein schwacher Repräsentant, der keinen Profit aus der Anwesenheit der Cardassianer hat. Sein Kollege Kubus Oak ist da anders, seine Provinz profitiert als wenige wirtschaftlich vom Zugang zu cardassianer Technologie, aber es gibt kaum eine Szene, die aus Kubus‘ Perspektive geschrieben ist. Auch keine aus der Sicht des neuen, enorm cardassia-freundlichen Premierministers und auch nicht aus der Sicht der ständig bei den Sitzungen anwesenden Generäle.
Die Perspektive der bajoranischen Cardassia-Unterstützer fehlt leider so gut wie vollständig in diesem Roman, was den Erfolg der Cardassianer am Ende irgendwie glücklich, ja nahezu zufällig erscheinen lässt. Denn koordiniert läuft die Okkupation nicht ab – wie Dukat richtigerweise feststellt. Ico erwähnt zwar, hier und da mit Erpressung und Bestechung gearbeitet zu haben und Ereignisse inszeniert zu haben, aber es wird nichts erwähnt, das den beschriebenen Zusammenbruch des kompletten Sicherheitsapparats von Bajor und die Machtübernahme der cardassianischen „Friedenstruppen“ erklären kann. Nichts geht über einige lokale Unruhen hinaus und selbst auf dem zu dieser Mini-Eskalation machen die Cardassianer meiner Meinung nach einige Fehler, die sie in ihren Bestrebungen Jahre zurückwerfen hätte können.
So hätte der inszenierte Anschlag der Tzenkethi zur Bajors massiver Aufrüstung führen können – aber stattdessen wird die Weltraumsicherung einfach so den Cardassianern übergeben, ohne Erklärung, warum das die einzige Alternative sein soll. Auch die aggressive Verfolgung der Oralianer durch die Cardassianer nur fünf Jahre nachdem diese einen erfolgreiche Erstkontakt mit Bajor hergestellt haben, ist bedenklich. Die tiefreligiösen Bajoraner scheinen sich komischerweise nicht daran zu stören, dass die auf Bajor willkommenen Vertreter ihres „Zwillingsglaubens“ vom Oberkommando abgeschlachtet werden. Hier muss als Erklärung der schlechte gesundheitliche Zustand der Kai herhalten, dass hier kein Machtwort gesprochen wird. Aber nach fünf Jahre friedlichem Zusammenleben müssten die Oralianer doch wesentlich mehr Fürsprecher in der Vedek-Versammlung haben.
Den Bajoranern hätte sich so mancher Anlass geboten, die Cardassianer frühzeitig rauszuwerfen, was kein großer Verlust gewesen wäre, denn – wie es der vorangegangene Premierminister offen sagte – hat das ressourcenreiche und erfolgreiche Bajor alles, was es braucht. Die Perspektive jener Bajoraner, die das anders sehen, wäre für diesen Roman schon sehr essentiell gewesen.
Bewertung: „Day of the Vipers“ ist durchaus interessant zu lesen, weil man ein Gefühl dafür bekommt, wie Bajor früher war und was es von jenem befreiten Bajor unterscheidet, das man dann in „Deep Space Nine“ gesehen hat. Auch Darrah Mace gefiel mir als Hauptcharakter ziemlich gut und eine überraschende Offenbarung war sehr wirkungsvoll (auch wenn man den Zeitablauf bis dorthin nicht ganz plausibel erscheint). Aber das Hauptziel – den Weg zu Bajors Okkupation auszuformulieren – verpasst der Roman leider. Der Autor James Swallow hat es sich für meinen Geschmack leider an zu vielen Stellen zu leicht gemacht. 3 Sterne kann ich dem Roman aber dennoch geben und hoffe auf zwei bessere Fortsetzungen, die vom Autorinnenduo S.D. Perry und Britta Dennison stammen.
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Diese und weitere Rezensionen - wie auch meine eigenen Star Trek-Romane zum kostenlosen Download - findet ihr wie gewohnt auch auf meinem Blog:
https://rumschreiber.wordpress.com
Im Jahr 2008 erschien die „Terok Nor“-Romantrilogie, die die Jahrzehnte andauernde Okkupation Bajors durch die Cardassianer thematisiert, die bekanntlich unmittelbar vor den Ereignissen der Serie „Deep Space Nine“ endete. Im ersten Roman, der die Ereignisse der Jahre 2318 bis 2328 behandelt, wird der formelle Erstkontakt zwischen Bajor und Cardassia behandelt und die Ereignisse, die 10 Jahre später zur militärischen Besetzung Bajors führten.
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„Day of the Vipers“ ist dreigeteilt; im ersten Drittel wird erzählt, wie das unter Ressourcenknappheit leidenden Cardassianer ihre Hand noch auf diplomatischem Wege Richtung Bajor ausstreckt. Eine zurückhaltende Vorgehensweise, da die militärischen Kräfte größtenteils gebunden sind. Federführend beim Erstkontakt auf cardassianischer Seite ist Gul Kell – der Vorgesetzte des jungen Offiziers Skrain Dukat – sowie die vermeintliche Wissenschaftlerin Rhan Ico, die in Wahrheit aber einer anderen Organisation angehört. Und auch Vertreter des Oralianischen Glaubens sind vertreten. Diese Kirche ist auf Cardassia unerwünscht, aber aufgrund der Bedeutung der Religion für die Bajoraner sind auch diese Glaubensvertreter Teil der cardassianischen Abordnung. Und tatsächlich – obwohl die Bajoraner ihre Gäste freundlich empfangen, aber wenig Interesse an einer wirtschaftlichen Kooperation zeigen – sind es die Oralianer, die es schaffen, mit Kai Maressa ein Abkommen über die Errichtung von cardassianischen Enklaven auf Bajor auszuhandeln.
Fünf Jahre später gehören Cardassianer auf Bajor bereits zum Alltagsbild; in allen größeren Städten gibt es Enklaven, die Botschaftsstatus haben und wo die Cardassianer tun und lassen können, was sie wollen. Gul Kell – inzwischen dauerhaft auf Bajor stationiert – lässt über die Enklaven heimlich nach und nach Kriegsgerät nach Bajor schaffen, während Rhan Ico versucht, die Bajoraner gegeneinander auszuspielen. Da die beiden eher gegeneinander als miteinander arbeiten, äußert Dukat – nun ebenfalls im Rang eines Guls – seinen Unmut über deren Ineffizienz und nur langsame Fortschritte und nützt selbst die Gunst der Stunde, die Bajoraner gegen die Tzenkethi aufzubringen, indem er ein Tzenkethi-Schiff kapert und damit Bajor bombardiert. Im Zorn richtet sich die ganze Aufmerksamkeit der Bajoraner auf den neuen Feind und werden von den heimlichen Bestrebungen der Cardassianer, Bajor zu annektieren, abgelenkt.
Weitere fünf Jahre später droht den Cardassianern plötzlich die Zeit davonzulaufen, als die Aktivitäten von zwei Föderationsspionen auf Bajor Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Mit Informationen ausgestattet, die die heimliche militärische Aufrüstung der Cardassianer belegen, drohen sie zu entkommen und die Okkupationspläne aufzudecken.
Kubus Oak, Gul Dukat und Keeve Falor sind nur ein paar Charaktere in diesem Roman,
die in den Serien „Deep Space Nine“ und „The Next Generation“ in Erscheinung treten.
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die in den Serien „Deep Space Nine“ und „The Next Generation“ in Erscheinung treten.
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Fazit: Die „Terok Nor“-Trilogie erzählt Geschichten aus der sogenannten „Lost Era“ – dem Zeitraum zwischen den Jungfernflügen der Enterprise-B und Enterprise-D, über die nur wenig bekannt ist. Insofern ist es sehr willkommen, wenn Romane diese Ära mit Inhalt füllen und Bajors Okkupation ist hinsichtlich „Deep Space Nine“ natürlich ein besonders wichtiges Ereignis und wie es überhaupt dazu kam, sehr interessant – in der Theorie.
Der Roman beginnt mit einem enorm umfangreichen Glossar an Charakteren, die im Roman von Bedeutung sind und tatsächlich erlebt man die Ereignisse dieser 10 Jahre aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Hauptfigur ist aber wohl der Constable Darrah Mace, der als hoher Polizeibeamter das Geschehen mit gesundem Misstrauen gegenüber den Cardassianern beäugt. Auch die erwähnten drei Cardassianer sowie Anhänger des Oralianer-Glaubens sind häufig stehen im Mittelpunkt und – zumindest in der Theorie – der Politiker Jas Holza. Und die politische Sichtweise, die erklären würde, warum die Bajoraner im Lauf der 10 Jahre immer mehr Kompetenz an die Cardassianer abtreten und sie auf Bajor Fuß fassen lassen, wäre der interessanteste Aspekt des Romans, aber Jas Holza bekommt sehr viel Zeit, ist aber eigentlich nur Passagier; ein schwacher Repräsentant, der keinen Profit aus der Anwesenheit der Cardassianer hat. Sein Kollege Kubus Oak ist da anders, seine Provinz profitiert als wenige wirtschaftlich vom Zugang zu cardassianer Technologie, aber es gibt kaum eine Szene, die aus Kubus‘ Perspektive geschrieben ist. Auch keine aus der Sicht des neuen, enorm cardassia-freundlichen Premierministers und auch nicht aus der Sicht der ständig bei den Sitzungen anwesenden Generäle.
Die Perspektive der bajoranischen Cardassia-Unterstützer fehlt leider so gut wie vollständig in diesem Roman, was den Erfolg der Cardassianer am Ende irgendwie glücklich, ja nahezu zufällig erscheinen lässt. Denn koordiniert läuft die Okkupation nicht ab – wie Dukat richtigerweise feststellt. Ico erwähnt zwar, hier und da mit Erpressung und Bestechung gearbeitet zu haben und Ereignisse inszeniert zu haben, aber es wird nichts erwähnt, das den beschriebenen Zusammenbruch des kompletten Sicherheitsapparats von Bajor und die Machtübernahme der cardassianischen „Friedenstruppen“ erklären kann. Nichts geht über einige lokale Unruhen hinaus und selbst auf dem zu dieser Mini-Eskalation machen die Cardassianer meiner Meinung nach einige Fehler, die sie in ihren Bestrebungen Jahre zurückwerfen hätte können.
So hätte der inszenierte Anschlag der Tzenkethi zur Bajors massiver Aufrüstung führen können – aber stattdessen wird die Weltraumsicherung einfach so den Cardassianern übergeben, ohne Erklärung, warum das die einzige Alternative sein soll. Auch die aggressive Verfolgung der Oralianer durch die Cardassianer nur fünf Jahre nachdem diese einen erfolgreiche Erstkontakt mit Bajor hergestellt haben, ist bedenklich. Die tiefreligiösen Bajoraner scheinen sich komischerweise nicht daran zu stören, dass die auf Bajor willkommenen Vertreter ihres „Zwillingsglaubens“ vom Oberkommando abgeschlachtet werden. Hier muss als Erklärung der schlechte gesundheitliche Zustand der Kai herhalten, dass hier kein Machtwort gesprochen wird. Aber nach fünf Jahre friedlichem Zusammenleben müssten die Oralianer doch wesentlich mehr Fürsprecher in der Vedek-Versammlung haben.
Den Bajoranern hätte sich so mancher Anlass geboten, die Cardassianer frühzeitig rauszuwerfen, was kein großer Verlust gewesen wäre, denn – wie es der vorangegangene Premierminister offen sagte – hat das ressourcenreiche und erfolgreiche Bajor alles, was es braucht. Die Perspektive jener Bajoraner, die das anders sehen, wäre für diesen Roman schon sehr essentiell gewesen.
Bewertung: „Day of the Vipers“ ist durchaus interessant zu lesen, weil man ein Gefühl dafür bekommt, wie Bajor früher war und was es von jenem befreiten Bajor unterscheidet, das man dann in „Deep Space Nine“ gesehen hat. Auch Darrah Mace gefiel mir als Hauptcharakter ziemlich gut und eine überraschende Offenbarung war sehr wirkungsvoll (auch wenn man den Zeitablauf bis dorthin nicht ganz plausibel erscheint). Aber das Hauptziel – den Weg zu Bajors Okkupation auszuformulieren – verpasst der Roman leider. Der Autor James Swallow hat es sich für meinen Geschmack leider an zu vielen Stellen zu leicht gemacht. 3 Sterne kann ich dem Roman aber dennoch geben und hoffe auf zwei bessere Fortsetzungen, die vom Autorinnenduo S.D. Perry und Britta Dennison stammen.
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Diese und weitere Rezensionen - wie auch meine eigenen Star Trek-Romane zum kostenlosen Download - findet ihr wie gewohnt auch auf meinem Blog:
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