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Sachbuch "Star Trek - Lost Scenes"

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    Sachbuch "Star Trek - Lost Scenes"

    "Lost Scenes" - wohl am besten übersetzt mit "nicht verwendete Aufnahmen" - fallen bei jeder Film- und Fernsehproduktion an. Aber während heutzutage solches Material oft als Teil von Bonusmaterial Verwendung findet, wurden in de 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts solche Aufnahmen nach Beendigung der Produktion weggeworfen. Und auch den auf Film gebannten Szenen der klassischen Star Trek-Serie hätte dieses Schicksal gedroht ... wenn da nicht Serienschöpfer Gene Roddenberry gewesen wäre.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: lostscenes_Cover.jpg Ansichten: 1 Größe: 465,0 KB ID: 4508095




    Vorweg möchte ich festhalten: Ich bin nicht mit Doug Drexler, der das Vorwort zu diesem Buch verfasst hat, einer Meinung. Er behauptet wortwörtlich, Roddenberry habe diese Aufnahmen "befreit", indem er sie an sich genommen hätte ... um die Filmstreifen zu zerschneiden und um 1 US-Dollar (entspricht heute ungefähr 7 Dollar) pro 8 Einzelbilder über seine private Firma Lincoln Enterprises per Postversand und auf Conventions zu verkaufen. Ein Vorgehen, zu dem Roddenberry keinesfalls berechtigt war und das zumindest bei einer Folge der dritten Staffel für Probleme sorgte, als der Schnittmeister eine bis dahin ungenutzte Aufnahme des Enterprise-Modells verwenden wollte, aber statt Filmrollen nur einen leergeräumten Tresor vorfand. (Nachzulesen in "Star Trek - Die wahre Geschichte" auf den Seiten 422/423.)

    Unabhängig davon, was man von der Art und Weise hält, über die diese Filmschnipsel in die Öffentlichkeit gelangten: Sie ermöglichen tolle Einblicke in die Produktion der über 50 Jahren alten Star Trek-Originalserie und das Buch "Lost Scenes" vereint Hunderte dieser Einzelbilder, die von den Autoren über Jahrzehnte gesammelt wurden, auf den rund 270 Seiten dieses schönen, 28 x 26 cm messenden Hardcoverbuches. Dabei geht sein Inhalt noch weiter über das hinaus, was der Titel des Buches impliziert. Denn um gefilmte aber schließlich unverwendete Szenen geht es eigentlich nur im mittleren von drei Teilen, in die das Buch gegliedert ist.

    Teil 1: Hinter den Kulissen. Bevor es um konkrete Szenen geht, widmen sich rund 120 Seiten des Buches der Produktion der Serie! Ein umfangreicher Making-of-Bericht, der Einblick in die technische Umsetzung der Serie gibt, unterstützt von jeder Menge detaillierter Aufnahmen. Die verwendeten Modelle, die Landschaftsgemälde, interne und externe Sets, die animierten und optischen Effekte, Make-up und Kostüme! All dies wird nicht nur im Text ziemlich ausführlich beschrieben, sondern auch noch von einer Vielzahl an hochauflösenden Bildern aus den gesammelten Filmsschnipseln belegt. Von den drei Teilen des Buches ist dieser hier eindeutig mein Favorit, weil man viel über die vor 5 Jahrzehnten gebräuchlichen Techniken erfährt und zugleich neues und vertrautes Bildmaterial in bisher ungeahnter Qualität zu sehen bekommt.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: lostscenes_BehindtheScenes.jpg Ansichten: 1 Größe: 426,6 KB ID: 4508094



    Teil 2: Geschnittene Szenen. Diese rund 80 Seiten widmen sich dann dem, was man eigentlich aufgrund des Buchtitels erwarten konnte. Zu 37 Folgen der klassischen Serie sind hier Bildabfolgen aus Szenen zu finden, die schlussendlich in den fertigen Folgen keine Verwendung fanden. Entweder weil die Folge sonst zu lang geworden wäre, aus dramaturgischen Gründen oder womöglich weil die Zensoren etwas einzuwenden hatten. Für den richtigen Kontext der Bilder gibt es zu jeder Szene eine Einleitung, die beschreibt, wann in der Folge sie vorgesehen gewesen wäre, gefolgt vom Drehbuchauszug, der den Dialog zu den Bildern beisteuert. Nicht alle diese Szenen sind interessant, aber manche bauen auf Szenen auf oder bereiten solche vor, die schließlich in der Endfassung der jeweiligen Folge verblieben sind. Manche liefern zusätzliche Informationen und um einige ist es wirklich schade, dass sie nicht berücksichtigt wurden. Beispielsweise die Verjüngung von Captain Kirk in der Folge "Wie schnell die Zeit vergeht". Oder die längere Palastszene im ersten Pilotfilm "Der Käfig". Leider wirkt diese Teil des Buches auch nicht ganz vollständig. Es gibt noch ein paar weitere Dialogszenen, die mir über die Homepage http://startrekhistory.com (betrieben u.a. von den beiden Autoren des Buches) bekannt, aber nicht in "Lost Scenes" zu finden sind.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: lostscenes_DeleteScenes.jpg Ansichten: 1 Größe: 331,8 KB ID: 4508093



    Teil 3: Verpatzte Szenen. Die Filmschnipsel im abschließenden Teil des Buches zeige von Cast und Crew versehentlich - oder absichtlich - verpatzte Szenen. Diese rund 30 Seiten des Buches sind sicher die entbehrlichsten. Ich selbst schaue mir verpatzt Szenen als Bonusmaterial von DVDs und Blu-rays zwar wirklich gerne an, aber ich denke, dass solche Szenen in Standbildern erzählt nicht so gut zur Geltung kommen. Vieles ist Slapstick und da kommt es vor allem auf das Timing an, ob ein Gag funktioniert oder nicht und gerade das können nur bewegte Bilder vermitteln.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: lostscenes_Bloopers.jpg Ansichten: 1 Größe: 300,7 KB ID: 4508092



    Bewertung: Vorrangig schätze ich dieses Buch als Making-of-Buch zur klassischen Star Trek-Serie. Bücher wie jenes von Bob Justman und Herb Solow haben bereits viel über die Dreharbeiten und ihre Vorbereitung erzählt. "Lost Scenes" hingegen konzentriert sich im "Hinter den Kulissen"-Teil auf die angewendeten Techniken und Tricks und verzichtete dabei weitestgehend auf zu trockene Beschreibungen, sondern stützt sich auf das begleitende Bildmaterial. Das Bildmaterial ist natürlich auch in den anderen beiden Teilen des Buches dominant, aber die geschnittenen Szenen sind unterschiedlich interessant - bestimmt wird hier jeder Leser seine eigenen Favoriten haben - bzw. ist Teil 3 sicher gut gemeint, aber kein großer Knüller. Ich drücke aber ein Auge zu und verleihe diesem Sachbuch als Gesamtes knapp 5 Sterne.

    Anmerkung:

    Wer an nicht verwendeten Szenen aus der klassischen Serie interessiert ist, kommt auch um das Blu-ray-Sets "The Roddenberry Vault" nicht herum. Auf den drei Discs verteilt im Rahmen einer mehrteiligen Dokumentation gibt es noch viele weitere Szenen aus der klassischen Serie zu bestaunen. Und zwar jene, die Roddenberry nicht zerschnitten und verkauft hat. (Der Titel dieses Sets ist schon ironisch, wenn man bedenkt, dass Roddenberry die Filmrollen aus dem Tresor (engl. "Vault") von Paramount mitgehen ließ. ;-) )

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    Zuletzt geändert von MFB; 04.10.2018, 09:29.
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    #2
    Das klingt sehr interessant. Danke für den Tipp!

    Insbesondere die doch recht abenteuerlichen Geschichten um das Entstehen von TOS haben ihren ganz eigenen Reiz. Geht man im Buch auch auf Wah Chang ein? Das ist einer der leider vergessenen kreativen Köpfe (er designte etwa den Romulanischen Bird of Prey (Spock unter Verdacht)).
    Real World article (written from a Production point of view) Wah Chang Birth name: Wah Ming Chang Gender: Male Date of birth: 2 August 1917 Place of birth: Honolulu, Territory of Hawaii, USA Date of death: 22 December 2003 Place of death: Carmel, California, USA Roles: Model and Prop Maker...
    Zuletzt geändert von EA-Loyalist; 03.10.2018, 22:02. Grund: Tippfehler
    "All dies könnte bloß eine aufwändige Simulation sein,
    die in einem kleinen Gerät auf jemandes Tisch läuft."
    (Jean-Luc Picard über das Wesen der Wirklichkeit)

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      #3
      Ja, ich fand Changs Schaffen auch immer sehr interessant und es ist noch immer recht aktuell, wenn man bedenkt, dass das Design seiner TOS-Requisiten so ziemlich das einzige wiederekennbare Designelement aus der klassischen Serie sind, das man in "Discovery" noch findet. Jetzt wo du es erwähnst, fällt mir auf, dass Requisiten in "Lost Scenes" kein eigenes Kapitel haben. Aber zumindest im Artikel zum romulanischen Bird of Prey wird kurz auf Wah Chang eingegangen, ist aber mehr eine Aufzählung von allem, was er sonst noch so für die Serie gemacht hat. Und er wird auch beim begleitenden Text neben den Bilden des Salzvampiers, des Gorn und des Taurus II-Wesens genannt. Im Buch wird eigentlich durchgängig sehr gut referenziert, von wem was stammt.

      Hinsichtlich Wah Chang würde ich "Star Trek - Das Skizzenbuch" empfehlen (auch wenn Wah Chang dort neben Fred Philips, Matt Jeffries und William Ware Theiss die wenigste Seitenzahl eingeräumt bekommt).

      Beim 1998 bei Heyne erschienenen Titel handelt sich um ein tolles Design-Buch, das sich voll und ganz der Classic-Serie und den Künstlern widmet, die im Art Department Woche für Woche daran gearbei…


      Sehr gut gefallen hat mir auch ein Artikel über Chang im Magazin, das dem romulanischen Bird of Prey-Modell von Eaglemoss' Raumschiffsammlung beiliegt.
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        #4
        Zitat von MFB Beitrag anzeigen
        Sehr gut gefallen hat mir auch ein Artikel über Chang im Magazin, das dem romulanischen Bird of Prey-Modell von Eaglemoss' Raumschiffsammlung beiliegt.

        Tatsächlich habe ich diesen interessanten Künstler erst hierdurch kennengelernt. Im Heft stand auch die Geschichte, dass der frustrierte Wah Chang das Originalmodell des Bird of Preys in einem Wutanfall zerdeppert haben soll. Es ist immer wieder erstaunlich, welche Storys selbst hinter den unscheinbarsten Dingen stecken können.
        "All dies könnte bloß eine aufwändige Simulation sein,
        die in einem kleinen Gerät auf jemandes Tisch läuft."
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