Zitat von Logan5
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Mit Programmgestaltung nach Qualitätskriterien hat das, was ARD und ZDF seit etwa 15 Jahren machen, natürlich nichts mehr zu tun. Mit dem Argument, sie dürften keine Marktanteile an die Privaten verlieren, imitieren sie diese überwiegend so stark, dass ich mich echt frage, womit sie die Rundfunkgebühren noch rechtfertigen wollen. Man muss sich nur mal alte TV-Zeitschriften oder Programmübersichten aus den 60er oder 70er Jahren ansehen, um festzustellen, wie weit sich ARD und ZDF seitdem von ihrem Bildungsauftrag entfernt haben. Damals liefen sowjetische Spielfilme mit deutschen Untertiteln, die alten britischen Filme von Hitchcock oder aktuelle polnische Filme selbstverständlich im Hauptabendprogramm im Ersten, Zweiten und Dritten. Heute finden solche Filme höchstens mal bei arte statt, und selbst da eher im Spätprogramm.
Wenn ich dann lese, dass der Verantwortliche für den Serieneinkauf beim ZDF im (neulich im DWDL-Interview) sagt, ihr Publikum sei halt mainstreamaffin, deshalb könne man dem nichts Innovatives zumuten, dreht sich mir der Magen um. Erstens haben sie sich dieses konservative, überalterte Publikum selbst seit Jahrzehnten herangezogen, und zweitens steht im Rundfunkstaatsvertrag bestimmt nicht, dass der Programmauftag nur für das Stammpublikum gilt, sondern dass alle Bevölkerungsgruppen angesprochen werden müssen. Alle US-Serien-affinen, meist jüngeren Zuschauer, haben sich aber doch von ARD und ZDF längst verabschiedet, weil da nur noch deutsche Krimi-, Nonnen-, Bergdoktoren- und Kreuzfahrtserien laufen.
In den 80ern und frühen 90ern wären Serien wie "Mad Men" oder "Six Feet Under" selbstverständlich um 21 Uhr oder 21 Uhr 45 bei ARD oder ZDF gezeigt worden. Heute laufen sie, wenn die Privaten kein Interesse haben, mit viel Glück bei ZDF neo, das Viele gar nicht empfangen können. Und das hat gar nichts mit wirtschaftlichen Zwängen zu tun, die gibt es nämlich für die Ö-R schlicht nicht, da sie abends ja eh keine Werbung ausstrahlen dürfen. Nur haben sie sich leider schon längst von ihrem Programmauftrag verabschiedet und sich in eine künstliche Konkurrenz mit den Privaten begeben (die sie im Übrigen sowieso nicht gewinnen können).
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