Warum produziert das deutsche Fernsehn (fast) keine SF-Serien? - SciFi-Forum

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Warum produziert das deutsche Fernsehn (fast) keine SF-Serien?

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    Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
    McDonalds ist ein Beispiel dafür, dass es auch in anderen Gebieten so eine Zuspitzung auf weniger, beliebte Formate gibt. Das ist kein Problem des Fernsehens allein.
    Okay. Und wer hat hier diese Tatsache bestritten?

    Natürlich gibt es diese Zuspitzung auch in anderen Gebieten, ob in der Musikindustrie, im Kino, in der Presse, selbst in der Politik.

    Letztendlich sind das alles ja auch nur Symptome des selben gesellschaftlichen Problems, wie Logan5 ja auch schon formuliert hat: Konformismus.
    Waldorf: "Say, this Thread ain't half bad."
    Stalter: "Nope, it's all bad."

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      Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
      Rückblick verzehrt die Wahrnehmung.
      Das gilt für die reine Erinnerungsleistung des Gehirns, ja, da hast du völlig recht. Unsere Erinnerung spielt uns immer wieder Streiche. Manchmal glauben wir uns an Szenen aus unserer Vergangenheit haargenau zu erinnern, obwohl sich in Wirklichkeit in unserem Gedächtnis zwei oder drei verschiedene Ereignisse vermischt haben, an die wir uns als eines erinnern. Unserem Erinnerungsvermögen als verlässliche Quelle können wir tatsächlich nicht trauen.

      Dazu kommt natürlich noch das Phänomen, sich in verklärender Weise an Vergangenes zu erinnern. Man erinnert sich an seine Kindheit oft auch dann, als an eine schöne Zeit, auch wenn dies empirisch betrachtet vielleicht gar nicht der Fall war. Man war damals jünger und hatte mehr freiheiten und konnte sorgloser leben. Deshalb verklärt man sie in beschönigender Weise und blendet das Negative aus.

      Soweit, so gut. Mit dem Gedächtnis ist es eben so eine Sache. Da kann der Rückblick die Wahrnehmung verzerren. Was ist aber, wenn ich ein Buch lese und am Ende nochmal auf Seite 5 zurückblättere, um noch einmal nachzusehen, was da stand? Kann ein solcher Rückblick die Wahrnehmung verzerren? Auf Seite 5 stehen immer noch die selben Sätze und selbst in 20 Jahren werden sie in besagtem Buch genauso an der selben Stelle stehen.#

      Wenn ich jetzt also das gedruckte Fernsehprogramm vergangener Zeiten betrachte - was z.B. hier relativ stressfrei möglich ist: TV-Programme von Gestern und Vorgestern - und es mit dem Programm von heute hinsichtlich kreativer Vielfalt direkt vergleiche, dürfte sich die Verzerrung doch eher in Grenzen halten.

      Wenn ich darüber viele Sendungen, die ich früher gesehen habe, im Internet, auf DVD oder durch alte VHS-Aufzeichnungen wiederholt ansehen kann und dabei feststelle, was für umfassend talentierte Entertainer Showmaster wie Hans Rosenthal, Hans - Joachim Kuhlenkampf, Peter Frankenfeld, Jürgen von der Lippe, Michael Schanze, Rudi Carell, Peter Alexander uvm. damals gewesen sind und was für kreative Showkonzepte sie sich teilweise ausgedacht haben, dann kann ich im Vergleich zu heute mit Recht sagen, dass sich solche Hampelmänner wie Oliver Geißen, Jörg Palawer, Oliver Pocher, Kai Pflaume und wie sie alle heißen dreimal dahinter verstecken können.

      Hinzu kommt, dass ich viele Filme, Serien, Bücher und auch einiges an Musik früherer Jahrzehnte selbst gerade erst kennen gelernt habe und es überhaupt nicht mit meiner eigenen Vergangenheit in Verbindung bringe. Ich war noch nicht auf der Welt, als Belphegor ausgestrahlt wurde, aber vor ein paar Jahren habe ich diese Serie aus den 1960ern auf DVD gesehen und war begeistert. Ich war gerade erst auf der Welt, als in Deutschland der Krautrock aufkam und ich habe diese Musik vor ein paar Jahren erst für mich entdeckt. So etwas Kreatives wie Amon Düül, Eloy, Hölderlin, Can, Kraan, Grobschnitt, Tangerine Dream, Ougenweide, Witthüser & Westrupp findet sich heute doch eher selten - besonders aus Deutschland.

      Ich schreibe hier nicht von Erinnerungen, sondern von nachweisbaren Fakten und die verzerren sich auch rückblickend nicht, es sei denn man schreibt sie rückwirkend um, weil man sie nicht wahr haben möchte!

      Ich kann dir aus dem Ärmel geschüttelt mindestens 20 - 30 verschiedene, aus Deutschland stammende Bands der 1970er nennen, die z.T. heute noch ihrer hohen Kreativität im Ausland bekannter und beliebter sind, als bei uns, die vollkommen unterschiedliche und unglaublich abwechslungsreiche Musik gemacht haben und teilweise heute noch aktiv sind. Jede davon war ein Unikat! Nenn mir mal welche aus den 2000ern, die nicht alle versuchen, wie Juli oder Revolverheld zu klingen. Von den Texten will ich da mal lieber gar nicht erst anfangen.


      Zitat von Taschenmogul Beitrag anzeigen
      @Logan5:
      Ich kann dir eigentlich in allem nur zustimmen.
      Schöne Beiträge, die du hier geschrieben hast, auch wenn mir die gequälte Seele dahinter leid tut. ;-)
      Schön, dass ich das nicht als Einziger so sehe, aber meiner Seele geht es eigentlich prima. Ich bin bloß Lehrer, das ist alles.
      Zuletzt geändert von Logan5; 29.04.2011, 16:10. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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        Vor MacDonalds gab es Aschinger oder die Currywurst. Wenn man weiter in die Geschichte zurückblickt, dann findet man auch Beispiele dafür, dass so ein Phänomen schon immer gab.

        Wenn man so will, ist der Mainstream immer konform, weil sich Änderungen an den Rändern entwickeln und sich in den Mainstream durchfressen. Nischenprogramme darf man nicht im Mainstream erwarten.

        Ich wage es auch behaupten, dass die Meta-Ebene auch früher oft nicht erkannt wurde. Die wenigsten erkennen die Metaebene, das war schon immer so. Manchmal steckt die Metaebene in einem Film, den man so nicht erwartet, beispielsweise in TKKG und die Mindmachine. Besser hätte man in einem Kinderfilm die Thema Leistungsdruck, die Probleme um G8 und Bulimilernen nicht verarbeiten können, auch wenn die Figuren zugegebener reichlich klischeehaft war, was aber auch an der hunsmiserablen Vorlage von Stefan Wolf. Was die Macher des Films aus dieser eher miesen Vorlage entwickelten, nötigt mir Respekt.

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          Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
          Vor MacDonalds gab es Aschinger oder die Currywurst. Wenn man weiter in die Geschichte zurückblickt, dann findet man auch Beispiele dafür, dass so ein Phänomen schon immer gab.
          Dafür hätte ich jetzt aber gerne Beispiele aus der Geschichte. Aus jeder der letzten drei Epochen eines.

          Aber mal im Ernst, natürlich hat es immer Trends und Moden gegeben, denen viele Leute hinterher gelaufen sind. Daran ist zunächst auch mal gar nichts Schlechtes. Der Konformismus unserer Zeit ist aber in vielerlei Hinsicht anders.

          Zunächst spielen dabei die Medien eine immens große Rolle und ein so wirkmächtiges und allgegenwärtiges Medium, wie das Fernsehn gab es in früheren Zeiten schlichtweg nicht. Hier werden Meinungen und Einstellungen in einer Masse und Einheitlichkeit geprägt, wie es davor niemals möglich gewesen wäre.

          Und damit liegt es auch in der Verantwortung solcher Medien, entweder für eine möglichst breite Vielfalt zu sorgen oder alles zu vereinheitlichen. Unsere derzeitigen Medien machen letzeres. Das kann auf Dauer ziemlich gefährlich werden. Nicht der Mensch hat sich geändert, sondern die Technik und damit eröffnen sich neue Möglichkeiten.

          Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
          Wenn man so will, ist der Mainstream immer konform, weil sich Änderungen an den Rändern entwickeln und sich in den Mainstream durchfressen. Nischenprogramme darf man nicht im Mainstream erwarten.
          Die Frage, die sich da stellt ist doch die, ab wann das Nischen-Mainstream-Verhältnis aus der Waage gerät und welche Folgen sich daraus für die Gesellschaft ergeben. Ist der Mainstream ein großer Fluss mit mehreren Nebenarmen, die wieder kleinere Flüsse bilden oder ist er reißender, in rasender Geschwindigkeit in eine einzige Richtung fließender Strom, der alles hinwegspült, was ihm in die Quere kommt?

          Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
          Ich wage es auch behaupten, dass die Meta-Ebene auch früher oft nicht erkannt wurde. Die wenigsten erkennen die Metaebene, das war schon immer so.
          Wenn man sich mal ansieht, wie politisch aufgeladen beispielsweise die 1960er-Jahre waren und welche Bücher, Filme und Musik dort besonders gern konsumiert wurde, wage ich es mal, dir hier zu widersprechen.

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            Vielleicht waren die Sechziger eine Ausnahme und arbeiten uns jetzt noch an manchen Ideen ab. In vielen Dingen sind Ansichten, die in den Sechzigern ihren Anfang genommen haben, Mainstream, auch bei der CDU. Und ich glaube nicht, dass alles politisiert waren. Man darf ja nicht den Erfolg der Hitparade und, und unterschätzen. Und es gibt ja heute mit Attac und so weiter auch viele hochpolitisierte Menschen.

            Und ob damals alle die Metaebene verstanden haben und nicht einfach nur nachgequatscht haben, was andere gesagt haben?

            Davor gab es Radio und Presse und davor die Kirche.

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              @cptfuture79: Naja, mal ehrlich - Ijon Tichy ist doch eher billig produziertes Blödel-"SciFi".
              Klar, immerhin ist es mal ein... ähm... ausgefallenes Konzept, was man so ja auch mal würdigen kann.
              Aber gerade wenn ich mir das von dir zitierte durchlese... also nix gegen Kiffer-TV, aber eine wirklich würdige SciFi-Serie oder überhaupt auch nur eine wirkliche SciFi-Serie ist Ijon Tichy nicht.


              @Apeiron:

              Ob die Leute die "Metaebene" verstanden haben oder verstehen oder nicht, das spielt doch letztlich gar keine Rolle.
              Und daß es auch früher inhaltsleere Sendungen gab, ist ebenso unbestritten.
              So trashig heute solche Shows wie "Geh aufs Ganze!" erscheinen mögen, eigentlich waren sie damals schon schlecht.

              Aber gerade aus dieser Perspektive kann ich eine Veränderung der TV-Landschaft erkennen.
              Schon damals war die Einführung solcher Formate wie Talkshows und Reality-TV bemerkenswert und wurde von vielen als störend empfunden.
              Mit der Zeit wurde die Zuschauer-Verarsche dann immer dreister.
              Als z.B. Rechtsstaats- und Sozialneid-TV in Mode kamen (also sowas wie "Wir begleiten den Ordnungsamtsmitarbeiter Peter Müller bei seinem Kontrollgang durch den Kietz, wo er harmlosen Ladenbesitzern Abmahnungen erteilt, weil deren Kisten 15 Zentimeter zu weit auf den Fußweg ragen." und "Wir begleiten den Grafen von Unterdorf-Rudelsvicken bei seiner Einkaufstour durch Dubai."), da stieß mir das übel auf.
              Als Call-in TV groß wurde, war der Aufschrei hörbar.

              Diese Entwicklungen sind eben das - Entwicklungen - und sie wurden schon zur jeweiligen Zeit bemerkt und für schlecht befunden.
              Heute kenne ich nicht eine einzige Person mehr, die das durchschnittliche TV-Programm noch für erträglich hielte, eigentlich ist überall Konsens, daß es schon jetzt unerträglich ist und dennoch immer schlechter wird.
              Die GEZ-Statistik scheint das zu belegen; in den letzten Jahren hat es wohl teils massive Abmelde-Wellen gegeben.

              Und es ist ja auch nicht sonderlich verwunderlich, daß das Fernsehen heute anders ist als noch vor 20 Jahren.
              Mit der Verbreitung von Kabel- und Satelliten-Fernsehen strömte eine immer größer werdende Masse an neuen Fernsehsendern auf den Markt, welcher jetzt entsprechend unter weit mehr Wettbewerbern aufgeteilt werden musste.
              Entsprechend war es schwieriger, viele Zuschauer gleichzeitig zu erreichen, der eigene Anteil schrumpfte.
              Gleichzeitig war Bedarf an immer mehr Füllmaterial, um den Sendebetrieb durchgehend aufrecht zu erhalten, während man sich auf einige wenige Sendungen in der Woche konzentrierte, für die man gute Quoten erreichen konnte.
              Diese Füll-Sendungen sollten dann optimalerweise zusätzliche Einnahmen in die Kassen spülen, zumindest aber sollten sie möglichst wenig Kosten verursachen, also möglichst billig sein.
              Und Science Fiction fällt einfach nicht unter die billig zu produzierenden Serien.
              Hier wird dann eiskalt gewinnorientiert gerechnet, und Science Fiction zieht den kürzeren.
              Was ja eigentlich umso mehr Grund für die ÖR sein sollte, dieses Genre ernsthaft aufzugreifen, wenn das offenbar aus wirtschaftlichen Gründen von den Privatsendern nicht getan wird.

              Ich bin bloß Lehrer, das ist alles.
              Ach, das ist doch fast das gleiche.



              Allgemein muß ich aber auch einfach sagen, daß ich deutsche Produktionen meist enttäuschend finde.
              Gerade neulich habe ich irgend einen östereich-deutschen (?) Streifen über das Vermächtnis der Tempelritter gesehen, welcher zwar mit reichlich pompösen Kulissen aufwarten konnte, großenteils aber einfach lächerlich gemacht war und schauspielerische Leistungen vermissen ließ.
              Bei sowas frage ich mich dann, ähnlich wie bei Uwe Boll Verfilmungen, warum man da einem Unfähigen so ein Projekt anvertraut, und die Chance vertut, das Geld für etwas gutes auszugeben.
              Denn an Nachwuchsautoren, -Schauspielern, -Regisseuren, -Kameraleuten mangelt es sicher nicht, einzig das Geld ist rar.

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                Wenn mir der Name des Belgiers oder Niederländers einfallen würde, der zwei unbedingt lesenswerte Bücher über die Funktionsweise von Erinnerung und Gedächtnis geschrieben hat, würde ich euch mitteilen. Dort wird auch eindrücklich erklärt, woher die Interpretation kommt, dass früher alles besser war. Das Fernsehen hat sich ausdifferenziert und man muss nicht jeden Scheiß sehen, der einem nicht gefällt. Statt Telenovela kann man sich auch die Sendung "Planet Wissen" oder "Nano" auf den Dritten anschauen, die mitunter sehr interessante und lehrreiche Themen und Sendungen.

                Science Fiction kann mitunter sehr teuer werden. Ich stelle mir vor, welchen Aufschrei es gäben würde, wenn das ZDF eine Sci-Fi-Fiction Serie für 40 Millionen für 13 Teile in Auftrag geben würden, die nur 1 Million Leute sehen wollen und deshalb auf ZDF Neo versendet werden muss.
                Zuletzt geändert von Apeiron; 30.04.2011, 13:49.

                Kommentar


                  Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                  Wenn mir der Name des Belgiers oder Niederländers einfallen würde, der zwei unbedingt lesenswerte Bücher über die Funktionsweise von Erinnerung und Gedächtnis geschrieben hat, würde ich euch mitteilen. Dort wird auch eindrücklich erklärt, woher die Interpretation kommt, dass früher alles besser war.
                  Ich nehme an, du meinst die Arbeiten Douwe Draaismas zum Reminiszenzhöcker, also der Zeitspanne zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr, die sich besonders im Gedächtnis festsetzt, weil man dort besonders intensive, nachhaltig prägende Lebenserfahrungen macht. Im höheren Alter, also so ab dem 70. Lebensjahr, kommen die Erinnerungen an gerade diese Zeitperiode besonders intensiv ins Gedächtnis zurück.

                  Einen anderen psychologischen Grund für die Verklärung der Vergangenheit hatte ich ja bereits angeführt.

                  Man kommt nicht durch sein Lehramtsstudium, ohne sich etwas näher mit Gedächtnispsychologie zu befassen. In meinem Fall war es sogar mein Prüfungsthema und ich bilde mir nicht nur rückblickend ein, dass ich mit einer 1 bestanden habe, sondern ich kann es auf meinem Zeugnis nachlesen - genauso wie ich in einem Stapel Fernsehzeitschriften aus den 1970ern und 1980ern nachlesen kann, dass die Vielfalt im deutschen Fernsehn dort trotz geringerer Senderzahl um einiges größer war, als es heute der Fall ist.

                  Sobald ich eine Erinnerung mit Zeitdokumenten vergleiche, kann ich mich auf Fakten berufen, ohne befürchten zu müssen, dass mir mein Gedächtnis einen Streich spielt. Danach kommt natürlich der subjektive Geschmack ins Spiel und der ist selbstverständlich in dem Lebenszeitraum geprägt worden, über den Draaisma referiert.

                  Trotzdem sind Vielschichtigkeit und Anwechslungsreichtum bis zu einem gewissen Grad auch objektiv messbar und selbst wenn man entsprechende Geschmacksurteile mal völlig außen vor lässt, kommt man unweigerlich zu dem Ergebnis, dass es bis in die 1990er hinein eher unüblich war, nur auf die breite Masse zu setzen und permanent die Formate der Konkurrenz zu kopieren. Man muss auch feststellen, dass subversive Elemente, Gesellschaftskritik und Mehrdimensionalität in der damaligen Popkultur weitaus höher vertreten waren und von einer größeren Zuschauerzahl wahrgenommen wurden, als heute. Das hat nichts mit den Eigenarten des menschlichen Gedächtnisses zu tun.

                  Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                  Das Fernsehen hat sich ausdifferenziert und man muss nicht jeden Scheiß sehen, der einem nicht gefällt. Statt Telenovela kann man sich auch die Sendung "Planet Wissen" oder "Nano" auf den Dritten anschauen, die mitunter sehr interessante und lehrreiche Themen und Sendungen.
                  Dieses Argument finde ich immer wieder sehr interessant und ich lese es auch nicht zum ersten Mal. Was du da schreibst heißt doch im Grunde nichts anderes, als dass ich entweder die Möglichkeit habe, mich fiktional unterhalten zu lassen und dabei jeglichen Intellekt vergessen kann oder auf der anderen Seite non-fiktionale Bildungsmagazine ansehen kann und dabei leider auf die Phantasie verzichten muss. Und das nennst du ausdifferenziert? Ich nicht!

                  Wo sind denn die Formate, die beides miteinander verbinden und warum gibt es davon so wenige im deutschen Fernsehn? Gerade Science-Fiction ist ein Genre, dass es sich ja geradezu auf die Fahnen geschrieben hat, diese Art von Unterhaltung zu bieten. So etwas kommt im öffentlich-rechtlichen Fernsehn leider kaum vor.

                  Und wo habe ich im heutigen TV Auswahlmöglichkeiten, wenn ich irgend etwas anderes sehen will, als Krimis, Soaps und Comedyserien? Vor allem, wie groß ist diese Auswahl dann im Verhältnis zu den genannten Formaten?

                  Dieses Verhältnis ist überhaupt das Hauptproblem. Mach dir doch mal den Spaß und stell alle bildungsaffinen Shows den ganzen Reality-TV-Formaten in einer Tabelle gegenüber und guck dir an, welche Spalte länger ausfällt. Oder mach das Gleiche mit realitätsaffinen Serien und phantastischen und historischen Stoffen.

                  Das hat beim allerbesten Willen nichts mit Vergangenheitsverklärung zu tun. Wenn ich in den frühen 1990ern eine Westernserie sehen wollte, konnte ich gleich zwischen mehreren wählen. Wollte ich Science-Fiction, war es kaum anders. Horrorserien? Kein Problem. Auch da gab es verschiedene Auswahlmöglichkeiten. Und alle hatten sie ihre Botschaften und Gedankenanregungen. (Naja, fast alle ) Dazu kommt, dass selbst die phantastischen Produktionen, die heute im deutschen TV laufen, auf Gegenwartsrealismus getrimmt sind, selbst wenn sie - wie nBSG oder SGU - im Weltall spielen.

                  Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                  Science Fiction kann mitunter sehr teuer werden. Ich stelle mir vor, welchen Aufschrei es gäben würde, wenn das ZDF eine Sci-Fi-Fiction Serie für 40 Millionen für 13 Teile in Auftrag geben würden, die nur 1 Million Leute sehen wollen und deshalb auf ZDF Neo versendet werden muss.
                  ARD und ZDF müssen gar nichts, schon gar keine Spartensender betreiben. Gäbe es die (und die ganzen Dritten) nämlich nicht (oder zumindest weniger davon), hätte man locker genug Geld, um eine SF-Serie im Hauptprogramm zu platzieren und dass dann nur 1 Million Zuschauer einschalten würden, ist reine Mutmaßung. Das hinge meiner Ansicht nach schon von der Serie im Speziellen und der Sendezeit ab. Wer weiß, vielleicht könnte man sogar Zuschauer erreichen, die sich vorher nie groß für SF interessiert haben.

                  Darüber hinaus interessieren sich die öffentlich-rechtlichen Sender ja auch einen Dreck dafür, wieviele Leute sich über Volksmusiksendungen beschweren, die ebenfalls kaum einer sehen will. Wenn also Leute zu schreien anfangen, weil ihnen eine SciFi-Serie (die mit 45 min. pro Folge auch noch wesentlich kürzer wäre als ein abendfüllender Musikantenstadl) nicht passt - lass sie halt schreien.

                  Warum muss eine unzureichende Situation nicht nur stillschweigend hingenommen, sondern auch noch verteidigt werden, als wäre sie unabänderbaren Naturgesetzen unterworfen? "Guckst du gerne Science-Fiction?" "Ja." "Findest du es nicht auch doof, dass so etwas im deutschen TV viel zu wenig vorkommt?" "Nein! Auf gar keinen Fall. Die können ja nicht anders und sowieso und überhaupt und außerdem war es ja schon immer so und daran kann man nichts ändern und sollte es auch keinesfalls wollen, weil es ja doch schon immer so war und wo kämen wir denn hin, wenn es plötzlich anders wäre, es war doch schon immer so." Wenn das nicht Konformismus in Reinform ist, dann weiß ich es auch nicht!

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                    Apeiron:

                    Die Kostenfrage hatte ich ja ein paar Seiten vorher schon ausführlich erläutert.
                    Auch z.B. die Möglichkeit, Partnerschaften mit Privatsendern einzugehen, um Kosten aufzuteilen.
                    Die BBC kann das, und hat dabei sogar ausgerechnet ProSieben als Partner.
                    Die BBC kann sogar noch viel mehr, ja, die haben in den letzten 10 Jahren einen ganzen Sack voll Science Fiction und Fantasy produziert; und tun es immer noch.
                    Scheint auch gar nicht so schlecht anzukommen.
                    Gut, die BBC hat auch Monty Python´s Flying Circus eine Chance gegeben und damit einem der bedeutenderen "Ensembles" der bisherigen Fernsehgeschichte den Aufstieg ermöglicht.
                    Bei den deutschen ÖR hätte man da nur herbe gelacht und lieber hunderttausende von Euro pro Jahr in irgendeine weitere Kitsch- oder Krimiserie gesteckt, als den Deppen auch nur eine angeschimmelte Kamera und einen Sendeplatz morgens um drei zu geben.

                    Ansonsten kann ich Logan 5 nur wieder zustimmen.
                    Insbesondere sehe ich nicht, wo hier irgendeine "früher war alles besser"-Mentalität zu finden sein sollte.
                    Mal ganz abgesehen davon, daß ich doch altersmäßig noch nicht all zu sehr der Vergangenheit nachtrauern muß, fand ich - wie ja gerade im letzten Beitrag beschrieben - viele Entwicklungen der Fernsehlandschaft schon scheisse, als sie gerade passierten.
                    Könnte natürlich sein, daß ich mir das nur einbilde, weil ich an Frühvergreisung leide, oder so.

                    Und ich verstehe auch nicht, warum man immer akzeptieren soll, was einem eigentlich nicht gefällt.
                    Wie schon gesagt, zumindest die ÖR haben in Deutschland Knete ohne Ende, und schmeissen sie für jeden Scheiß raus.
                    Die zahlen ihren Nachrichtensprechern dann auch mal plötzlich Star-Gagen von mehreren hunderttausend Euro im Jahr (EDIT), nachdem sie denselben Sprecher entlassen haben, damit sie ihn über seine private Produktionsfirma wieder anheuern können, diesmal als Selbstständigen und ohne die sonst eigentlich bestehenden Gehaltsdeckelungen für ÖR-Personal.
                    Ich weiß echt nicht, wie man das noch einfach so hinnehmen kann, ohne wenigstens mal zu meckern?
                    Für das was uns Claus Kleber im Monat kostet, könnte ohne Übertreibung eine recht veritable Science Fiction Serie produziert werden. (EDIT: Nein, das stimmt nicht, da hatte ich mich geirrt. Mehr als ordentlich ist das Gehalt bei etwa 480.000 im Jahr aber doch schon...)
                    Aber hypothetische 40 Millionen pro Jahr für eine SciFi Serie wären da natürlich inakzeptabel...
                    Während völlig sinnfrei verbratene 54 Millionen pro Jahr für Fußballübertragungsrechte ohne Mehrwert natürlich voll in Ordnung gehen.
                    Mal ganz ab davon, daß wir bei deinen 40 Millionen für 13 Folgen schon im absolut oberen Preisgefüge selbst für SciFi-Serien wären; 10 Millionen würden da locker langen.
                    Aber das hatte ich ja auch schon vorgerechnet.
                    Zuletzt geändert von Taschenmogul; 30.04.2011, 17:37.

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                      Die BBC ist sowieso seit Jahrzehnten der Leuchtturm der TV-Serien, sowohl was Bandbreite als auch Qualität angeht.
                      Es ist wirklich unglaublich, wie viele erstklassige Serien aus allen Sparten die produziert haben.
                      "Die Wahrheit ist so schockierend, die kann man niemandem mehr zumuten." (Erwin Pelzig)

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                        Bei historischen Serien wüsste ich nicht, welche ich da nennen sollte. Wahrscheinlich wären Mittelalterserien sogar erfolgreich, aber wollen wir das es so endet, wie die Wandelhure. Aber man sollte Rome, Mad Men, die Tudors, Ken Follett-Kathedralbauverfilmung, Weißensee nicht vergessen. Science-Fiction könnte ich dir mit V, Fringe, Eureka, Warhouse 13, Star Gate Universe und 2012 Das Jahr Null, Doctor Who, Torchwood einige Programme im FreeTv aufzählen. auf Tele Fünf laufen Reruns von Star Trek The Next Generation, Axte X, Babylon 5. Bei Fantasy gibt es True Blood, Vampire Dairies, bei Horror wird irgendein Sender The Walking Dead ins Programm nehmen, auf Pro Sieben lief Supernatural. Im Abenteuerbereich gibt The Leverage, Warhouse 13. Ob alles so gelungen ist, ist dann eine andere Frage. Der SWR hat ja auch eine Science Fiction like Geschichte ausgestrahlt.
                        (Und du willst mir bitte nicht erzählen, dass die Western alle deutsche Produktionen waren. Das waren sie nie, so wie die meisten Science Fiction Serien.)

                        Und nebenbei sind die Krimis, Dramas und Comedys in den USA die meist produzierten Formate, vor 20/ 30 Jahren sah es nicht anders, Familienserien, Krimiserien und Comedyserien gehörten schon von Anfang an zu den Lieblingen.
                        Und auch deine Behauptung mit den Kopien möchte ich widerlegen. Zeigte die ARD die Sportschau, musste das ZDF das aktuelle Sportstudio. Zeigte die ARD mit EWG eine Quizshow, zeigte das ZDF Der große Preis. Zeigte das ZDF die Schwarzwaldklinik, prompt musste die ARD Praxis Bülowbogen aufmachen. Möglicherweise fiel es nicht so auf, weil das Fernsehen noch jung und es nicht so viel Konkurrenz gab, aber Kopien hat es immer schon gegeben. Das Westernbeispiel hast du selbst gegeben.

                        Und ich kann dich auch trösten, die meisten Kopien sind schnell wieder weg. Und die Zeit der Coachingberater ist auch bald vorbei. Super Nanny und der Schuldnerberater leiden unter Quotenschwäche. Dafür kam Doctors Diary, wahrscheinlich gibt es demnächst mehr selbstproduzierte Serien.
                        Und wie gesagt, auch wenn du es nicht magst, hat der Musikantenstadl immer noch 5 Millionen Zuschauer, auch wenn du und ich es nicht sehen. Und mal ehrlich, die Volksmusikformate wurden eigentlich reduziert. Und lassen wir den Senioren die Freude.

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                          Der Titel des Threads war "Warum PRODUZIERT das deutsche Fernsehen (fast) keine SF-Serien?", nicht "Warum strahlt es keine aus?".
                          Unter den von dir aufgeführten Serien sehe ich gleich zwei BBC-Produktionen, aber nur eine Serie aus deutscher Produktion, welche dazu noch als Jugendserie konzipiert ist bzw. geführt wird.
                          Niemand will den Rentnern ihr Musikanten-Stadl wegnehmen, ich finde es durchaus in Ordnung, nein, gut sogar, wenn es auch sowas im Fernsehen gibt, einfach weil es ja auch Leute gibt, die es gucken wollen.
                          Man soll dann bitte entsprechend denen, die gerne mal vernünftige deutsche SciFi sehen wollen würden, doch bitte auch ihre SciFi lassen.

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                            Aber das war doch bis auf wenige Ausnahmen schon immer so.

                            Wahrscheinlich würde ich eine Science-Fiction-Serie gern schauen, die mehr Crossover ist. Und manche Idee wäre heute aus gewissen Gründen noch zu teuer, weil man die Entwicklung Computeranimation abwarten will.

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                              Aber das war doch bis auf wenige Ausnahmen schon immer so.
                              Ach Gott, was soll ich dazu noch sagen, hat ja Logan 5 schon gerade getan...
                              Ist deine Antwort auf die Ausgangsfrage dieses Threads also "Weil´s schon immer so war."?
                              Ich weiß ja nicht, das wirkt auf mich zumindest wie keine sehr produktive Antwort...

                              Und manche Idee wäre heute aus gewissen Gründen noch zu teuer, weil man die Entwicklung Computeranimation abwarten will.
                              Ja, ich bin sicher, der bisher unbekannte George Lukas oder James Cameron des deutschen Science Fiction Filmes wartet seit Jahrzehnten darauf, sein großes Konzept endlich umsetzen zu können... ;-)

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                                Nein, ich wollte nicht sagen, dass man keine deutsche Science-Fiction-Serie produzieren soll.
                                Ich wollte nur gegen die generelle Abwertung anderer Formate etwas sagen, und dass alles schlechter geworden ist.

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