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Warum produziert das deutsche Fernsehn (fast) keine SF-Serien?

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    Mich schreckte das ganze Grundszenario ab. Was Bücherverbrennungen anrichten können, sieht man ja auch anhand der Geschichte.
    Wenn man sich die Vergangenheit anschaut, dann sieht man, dass es immer Inhaltsleere, Beliebigkeit und Oberflächlichkeit es schon immer gegeben hat und sie nur in diesem Maße zugenommen haben, wie die Produktion zugenommen haben. Unser Blick auf der Vergangenheit ist ja verfälschend, weil wir meistens nur das Gute aufbewahren, nicht den ganzen Schrott, den es immer schon gegeben hat. Und was ist oberflächlich, was beliebig und was inhaltsleer?

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      Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
      Mich schreckte das ganze Grundszenario ab.
      Welches Grundszenario? Auf welches SF-Universum beziehst du dich gerade?

      Star Trek? Lebenssonden? Worauf?
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      Even logic must give way to physics. / Sogar die Logik muss sich der Physik beugen. -- Captain Spock, 2293

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        Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
        Mich schreckte das ganze Grundszenario ab. Was Bücherverbrennungen anrichten können, sieht man ja auch anhand der Geschichte.
        Das Grundszenario umfasst wesentlich mehr, als nur die Verbrennung verbotener Bücher und das Gesellschaftsbild, das Bradbury bereits in den 1950ern entworfen hat, ist unserer heutigen Realität bereits erschreckend nah. Es ist ein Phänomen, dass gerade im Zuge immer größer werdender Freiheiten und Individualisierungschancen der Hang zu konformistischem Verhalten proportional ansteigt. Für eine Demokratie kann so eine Entwicklung ziemlich verhängnisvoll werden, weil gerade diese Staatsform davon lebt, dass sie sich in ständiger Bewegung und in permanenter Auseinandersetzung mit ihren eigenen Werten befindet. Stagnation bedeutet auf kurz oder lang ihr Ende.

        Die Geschichte lehrt uns nicht, "was Bücherverbrennungen anrichten können", sondern welche Faktoren dazu führen, dass Leute die Macht an sich reißen, die alles zerstören, was nicht ihren eingeschränkten, kleingeistigen Vorstellungen entspricht.

        Sich mit solchen Mechanismen auseinander zu setzen, kann beim besten Willen nichts schaden und wenn man das gleich noch auf so unterhaltsame und ästhetische Weise machen kann, indem man Ray Bradburys "Fahrenheit 451" liest und sich auf den Dialog mit den dortigen Thesen einlässt, umso besser. Für mich hat das jedenfalls nichts Abschreckendes, eher etwas Aufklärendes.

        Aber wenn man jede Art der Aufklärung gleich als Schlag mit dem Holzhammer empfindet, muss man sich später nicht wundern, wenn man von einer Lavine viel dickerer Holzklötze überrollt wird, weil man nicht ausreichend aufgeklärt war.

        Ich frage mich dabei immer wie viele von denen, die die Entwicklungstendenzen der Naziherrschaft in Deutschland in den 1930ern vorausgeahnt haben - und so schwer war das im Grunde nicht - vom Rest der Bevölkerung belächelt und nicht ernst genommen wurden, bis es zu spät war. Vielleicht hätte man während der Weimarer Zeit mehr auf Autoren wie Horvarth oder Kästner hören und die Augen vor dem Unheil öffnen sollen, das sich anbahnte, statt so zu tun, als wäre alles wie immer. Ich ziehe es jedenfalls vor, eine so gut prognostizierte Warnung wie die Bradburys oder auch die eines George Orwell ernst zu nehmen und mich damit auseinander zu setzen, statt mich von irgendwelchen imaginären Holzwerkzeugen abschrecken zu lassen.

        Aber wir schweifen wohl allmählich mächtig vom Thema ab. Worum ging es hier nochmal?

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          Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
          Das Grundszenario umfasst wesentlich mehr, als nur die Verbrennung verbotener Bücher und das Gesellschaftsbild, das Bradbury bereits in den 1950ern entworfen hat, ist unserer heutigen Realität bereits erschreckend nah. Es ist ein Phänomen, dass gerade im Zuge immer größer werdender Freiheiten und Individualisierungschancen der Hang zu konformistischem Verhalten proportional ansteigt. Für eine Demokratie kann so eine Entwicklung ziemlich verhängnisvoll werden, weil gerade diese Staatsform davon lebt, dass sie sich in ständiger Bewegung und in permanenter Auseinandersetzung mit ihren eigenen Werten befindet. Stagnation bedeutet auf kurz oder lang ihr Ende.

          Die Geschichte lehrt uns nicht, "was Bücherverbrennungen anrichten können", sondern welche Faktoren dazu führen, dass Leute die Macht an sich reißen, die alles zerstören, was nicht ihren eingeschränkten, kleingeistigen Vorstellungen entspricht.

          Sich mit solchen Mechanismen auseinander zu setzen, kann beim besten Willen nichts schaden und wenn man das gleich noch auf so unterhaltsame und ästhetische Weise machen kann, indem man Ray Bradburys "Fahrenheit 451" liest und sich auf den Dialog mit den dortigen Thesen einlässt, umso besser. Für mich hat das jedenfalls nichts Abschreckendes, eher etwas Aufklärendes.

          Aber wenn man jede Art der Aufklärung gleich als Schlag mit dem Holzhammer empfindet, muss man sich später nicht wundern, wenn man von einer Lavine viel dickerer Holzklötze überrollt wird, weil man nicht ausreichend aufgeklärt war.

          Ich frage mich dabei immer wie viele von denen, die die Entwicklungstendenzen der Naziherrschaft in Deutschland in den 1930ern vorausgeahnt haben - und so schwer war das im Grunde nicht - vom Rest der Bevölkerung belächelt und nicht ernst genommen wurden, bis es zu spät war. Vielleicht hätte man während der Weimarer Zeit mehr auf Autoren wie Horvarth oder Kästner hören und die Augen vor dem Unheil öffnen sollen, das sich anbahnte, statt so zu tun, als wäre alles wie immer. Ich ziehe es jedenfalls vor, eine so gut prognostizierte Warnung wie die Bradburys oder auch die eines George Orwell ernst zu nehmen und mich damit auseinander zu setzen, statt mich von irgendwelchen imaginären Holzwerkzeugen abschrecken zu lassen.

          Aber wir schweifen wohl allmählich mächtig vom Thema ab. Worum ging es hier nochmal?
          Jetzt muss ich leider mal völlig off-topic werden. Ich habe gestern auf WDR 5 ein Feature über die Entwicklung der amerikanischen Medien gehört. Die dortige Konzentration der Medienmacht sowohl im TV-Bereich als auch im Zeitungsbereich, die durch die Bush-Regierung noch erleichtert wurde, ist inzwischen beängstigend. Selbst ehemals international angesehene Zeitungen wie z. B. die New York Times verkommen mittlerweile zu Provinzblättern.
          Eigene Recherchen gibt es praktisch nicht mehr. Im TV-Bereich bestimmt der Schreihals-Stil der Fox-"News" die Richtung.
          So etwas wie die Enthüllung des Watergate-Skandals ist heute nicht mehr denkbar.
          Die Enthüllungen z. B. über Fehlverhalten der Amis in ihren Kriegen, geschieht heute fast nur noch durch Wikileaks.

          Natürlich werden dort keine Bücher verbrannt (außer gelegentlich ein Koran ), aber es geht nicht mehr um Information sondern nur noch um Profit und Manipulation.

          Wer's nachhören möchte, es lohnt sich: US- Journalisten im Glaubenskampf, 10:05: WDR 5 (18'09")

          In Deutschland kann man ähnliche Prozesse leider auch schon beobachten - Konzentration und Entlassungen im Zeitungsbereich und Schreihals-Fernsehen bei den Privaten.
          Zuletzt geändert von Mondkalb; 27.04.2011, 07:51.
          "Die Wahrheit ist so schockierend, die kann man niemandem mehr zumuten." (Erwin Pelzig)

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            Zitat von McWire Beitrag anzeigen
            Ich bin mal so wagemutig zu behaupten, dass durch die weltweiten Katastrophen und Auseinandersetzungen und die ständige Angst vor Terror die Menschen wieder dazu bewegen wird lieber perfekte zukünftige Gesellschaften zu sehen und damit einen virtuellen Gegenpol zur schlimmen Realität.

            Derzeit sind Dystopien in Mode, aber das wird nicht immer so bleiben.
            Einen Trend zu Dystopien sehe ich eigentlich nicht, nur eben auch keinen zu Utopien. Insgesamt wird vieles einfach etwas realistischer (oder scheinbar realistischer), was dann auch zum vermehrten Einsatz von Grautönen führt.

            Was ich mir als Basis für eine Miniserie vorstellen könnte ist, um mal in Deustchland zu bleiben, Schätzings Limit. Das Buch hat zwar seine Schwächen, das Setting und die grundsätzliche handlung geben IMHO aber einiges her und dadurch, dass alles in der relativ nahen Zukunft angesiedelt ist, bleibt es immer irgendwie greifbar.
            Zuletzt geändert von Gast; 27.04.2011, 10:00.

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              Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
              Das Grundszenario umfasst wesentlich mehr, als nur die Verbrennung verbotener Bücher und das Gesellschaftsbild, das Bradbury bereits in den 1950ern entworfen hat, ist unserer heutigen Realität bereits erschreckend nah. Es ist ein Phänomen, dass gerade im Zuge immer größer werdender Freiheiten und Individualisierungschancen der Hang zu konformistischem Verhalten proportional ansteigt. Für eine Demokratie kann so eine Entwicklung ziemlich verhängnisvoll werden, weil gerade diese Staatsform davon lebt, dass sie sich in ständiger Bewegung und in permanenter Auseinandersetzung mit ihren eigenen Werten befindet. Stagnation bedeutet auf kurz oder lang ihr Ende.

              Die Geschichte lehrt uns nicht, "was Bücherverbrennungen anrichten können", sondern welche Faktoren dazu führen, dass Leute die Macht an sich reißen, die alles zerstören, was nicht ihren eingeschränkten, kleingeistigen Vorstellungen entspricht.

              Mit solchen Mechanismen auseinander zu setzen, kann beim besten Willen nichts schaden und wenn man das gleich noch auf so unterhaltsame und ästhetische Weise machen kann, indem man Ray Bradburys "Fahrenheit 451" liest und sich auf den Dialog mit den dortigen Thesen einlässt, umso besser. Für mich hat das jedenfalls nichts Abschreckendes, eher etwas Aufklärendes.

              Aber wenn man jede Art der Aufklärung gleich als Schlag mit dem Holzhammer empfindet, muss man sich später nicht wundern, wenn man von einer Lavine viel dickerer Holzklötze überrollt wird, weil man nicht ausreichend aufgeklärt war.

              Ich frage mich dabei immer wie viele von denen, die die Entwicklungstendenzen der Naziherrschaft in Deutschland in den 1930ern vorausgeahnt haben - und so schwer war das im Grunde nicht - vom Rest der Bevölkerung belächelt und nicht ernst genommen wurden, bis es zu spät war. Vielleicht hätte man während der Weimarer Zeit mehr auf Autoren wie Horvarth oder Kästner hören und die Augen vor dem Unheil öffnen sollen, das sich anbahnte, statt so zu tun, als wäre alles wie immer. Ich ziehe es jedenfalls vor, eine so gut prognostizierte Warnung wie die Bradburys oder auch die eines George Orwell ernst zu nehmen und mich damit auseinander zu setzen, statt mich von irgendwelchen imaginären Holzwerkzeugen abschrecken zu lassen.

              Aber wir schweifen wohl allmählich mächtig vom Thema ab. Worum ging es hier nochmal?
              Nach Bush kam immerhin Obama, auch wenn Fox TV laut tönen mochte. Ich sehe keine zusätzliche konformistische Tendenz, die hat es nicht immer schon gegeben hat und die wird es immer geben. Wenn man das letzte Buch von Stefan Klein liest, wird dieses deutlich, oder den Artikel in der vorletzten Ausgabe von der Bild der Wissenschaft. Wahrscheinlich hat das konforme sogar evolutionsmäßig gesehen sogar Vorteile gehabt. Brauchen wir das konforme Verhalten nicht, um das Sprechen und Schreiben zu erlernen. Es bringt ja nicht, wenn wir alle eine eigene Sprache entwickeln, kommunizieren können wir dann nicht. Die Frage ist nur, wo eine gute Eigenschaft sich ins Negative schlägt.

              Die Weimarer Zeit ist zu komplex, als dass man das Thema mit dem Verweis, dass sie nur mehr Buch X und Y hätten lesen müssen, schon wäre das nicht passiert. Und das hat auch viel mit Emotionen zu tun.
              Zuletzt geändert von Apeiron; 27.04.2011, 15:26.

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                Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
                Einen Trend zu Dystopien sehe ich eigentlich nicht, nur eben auch keinen zu Utopien. Insgesamt wird vieles einfach etwas realistischer (oder scheinbar realistischer), was dann auch zum vermehrten Einsatz von Grautönen führt.
                Schau dir doch mal das Setting von SGU, nBSG, Firefly, Andromeda oder auch Space 2063 und Farscape an. Die meisten Szenarien sind doch eher dunkel angehaucht, wenig optimistisch, eher so etwas wie qualvoll, dunkel und kalt. Auf jeden Fall sehr militaristisch.

                Das ist ein Setting was ich persönlich nicht mag. Ich mag eher eine optimistische Zukunftssicht, mehr in Richtung Stargate SG-1 oder Star Trek TNG.

                Was ich vermisse ist eine Serie mit Aufbruchstimmung, mit Entdeckergeist.
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                Even logic must give way to physics. / Sogar die Logik muss sich der Physik beugen. -- Captain Spock, 2293

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                  Farscape mag zwar dunkel gewesen sein, aber doch nicht militärisch. Interessanterweise tauchen hier Eureka und Fringe nicht als Beispiele auf, eigentlich wären das auch Science Fiction Serien.

                  Kommentar


                    Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                    Farscape mag zwar dunkel gewesen sein, aber doch nicht militärisch. Interessanterweise tauchen hier Eureka und Fringe nicht als Beispiele auf, eigentlich wären das auch Science Fiction Serien.
                    Mir ging es um SF-Serien die im Weltraum spielen, also sogenannte "Space Opera". Ein Fan von Fringe und Eureka bin ich noch nicht geworden, auch wenn Eureka recht lustig gemacht ist und ich es ab und an gerne schaue.


                    @ Farscape

                    Die "Peacekeeper" (militärische Ordnungsmacht) haben aber einen wichtigen Teil der Story ausgemacht und immer war Kampf ein wichtiges Handlungselement. Nachdem ich mir auf Anixe ein paar Episoden angesehen habe, war mir die Serie nicht so sympathisch.
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                      Zitat von McWire Beitrag anzeigen
                      Schau dir doch mal das Setting von SGU, nBSG, Firefly, Andromeda oder auch Space 2063 und Farscape an. Die meisten Szenarien sind doch eher dunkel angehaucht, wenig optimistisch, eher so etwas wie qualvoll, dunkel und kalt. Auf jeden Fall sehr militaristisch.

                      Das ist ein Setting was ich persönlich nicht mag. Ich mag eher eine optimistische Zukunftssicht, mehr in Richtung Stargate SG-1 oder Star Trek TNG.

                      Was ich vermisse ist eine Serie mit Aufbruchstimmung, mit Entdeckergeist.
                      Das kommt wohl drauf an, ab wann man den Begriff Dystopie verwenden will, die meisten dieser Serien sind für mich eher keine.

                      nBSG ist für mich einfach nur der Versuch einer realistischeren Version der Originalserie. Insgesamt kann ich da jedenfalls eher keine Verkommene Gesellschaft oder irgendetwas in der Art erkennen und halte es sogar für wahrscheinlich, dass sich die heutige Menschheit nicht so schrecklich anders verhalten würde. Zählt man beschissene Situationen infolge von Katastrophen als Dystopien dann ja, aber sonst eher nicht.
                      Und in der dazugehörigen Stargate Kopie SGU gibt es ja noch nichtmal eine richtige Katastrophe. Die sind halt von zuhause abgeschnitten und haben bis zur Mitte der zweiten Staffel tendenziell schlechte Laune, aber sonst?

                      Firefly ist doch eigentlich eher ein lockere, oft lustige Serie und weder dunkel, noch kalt oder gar militaristisch. Sicherlich rutscht man da vor allem mit Serenity dann doch kräftig in die böse Regierung Schiene, aber vorher war es eigentlich nur ein Weltraum-Western.

                      Whedon sagte dazu folgendes:
                      'Mal's politics are very reactionary and 'Big government is bad' and 'Don't interfere with my life'. And sometimes he's wrong -- because sometimes the Alliance is America, this beautiful shining light of democracy. But sometimes the Alliance is America in Vietnam: we have a lot of petty politics, we are way out of our league and we have no right to control these people. And yet! Sometimes the Alliance is America in Nazi Germany. And Mal can't see that, because he was a Vietnamese.

                      nothing will change in the future: technology will advance, but we will still have the same political, moral, and ethical problems as today
                      An Andromeda kann ich mich jetzt nurnoch halb erinnern, aber das war nicht düster und der Versuch das Commonwealth wiederherzustellen, geht letztendlich doch schon in die Richtung von Star Trek.

                      Von Farscape habe ich nicht wirklich viel gesehen und kann schwer einschätzen, was da noch so alles kam, aber hier würde ich gefühlsmäßig zustimmen.

                      Space 2063 habe ich nie gesehen.

                      Zitat von McWire Beitrag anzeigen
                      @ Farscape

                      Die "Peacekeeper" (militärische Ordnungsmacht) haben aber einen wichtigen Teil der Story ausgemacht und immer war Kampf ein wichtiges Handlungselement. Nachdem ich mir auf Anixe ein paar Episoden angesehen habe, war mir die Serie nicht so sympathisch.
                      Häufiger Kampf macht aber noch keinen Militarismus (falls das gemeint war).
                      Zuletzt geändert von Gast; 27.04.2011, 17:43.

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                        Farscape hat eigentlich nur am Rande mit Militär zu tun, weil Crichton und seine Schiffskameraden eben von den Peacekeepern verfolgt werden. Das ist sozusagen die umgekehrte Föderationswelt, eine ähnliche Situation liegt auch in der älteren englischen Serie "Blake's 7" vor und in gewisser Weise auch bei Firefly.
                        Andromeda ist eigentlich das genaue Gegenteil, da versucht Dylan Hunt mit seiner gemischten Crew das Commonwealth wieder herzustellen, die Mannschaft ist aber von Dylan abgesehen nicht gerade von militärischer Disziplin beseelt .
                        "Die Wahrheit ist so schockierend, die kann man niemandem mehr zumuten." (Erwin Pelzig)

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                          Zitat von Mondkalb Beitrag anzeigen
                          In Deutschland kann man ähnliche Prozesse leider auch schon beobachten - Konzentration und Entlassungen im Zeitungsbereich und Schreihals-Fernsehen bei den Privaten.
                          Ich habe beim Lesen von Fahrenheit 451 an einigen Stellen wirklich schlucken müssen, so nah ist die dort geschilderte Gesellschaft an unserer derzeitigen Realität. Der besondere Clou ist bei Bradbury ja auch, dass zunehmende Schnelllebigkeit, Technik und sinnentleerte Unterhaltungsindustrie ganz von allein zu den geschilderten Entwicklungen führen, ohne dass es einer repressiven Regierung bedürfte. Die Bücherverbrennung wurde dort ja gewissermaßen nur deshalb eingeführt, dass die Feuerwehr trotz feuerfester Häuser dennoch eine Aufgabe hat. Das Interesse daran, sich mit sich selbst, der Welt und den Fragen, die uns umgeben zu befassen, war ja zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr vorhanden. Lesen wollte quasi sowieso kaum noch jemand.

                          Besonders verblüffend fand ich die Schilderung des Zusammenlebens des Protagonisten mit seiner Frau. Beide haben sich im Grunde überhaupt nichts mehr zu sagen. Ständig hat sie einen Stöpsel im Ohr, über den sie Radio hört. Sie schläft sogar mit dem Ding ein. Auf drei ganzen Zimmerwänden läuft das Fernsehprogramm - den ganzen Tag lang. Ständig wird man von Werbung bombardiert. Man kommt überhaupt nicht mehr zum Denken. Die Bildschirmwände werden liebvoll als "Familie" bezeichnet. Irgendwann schluckt die Frau eine Überdosis Schlaftabletten und tut am nächsten Tag so, als wäre nichts gewesen. Sie streitet es einfach ab und verdrängt es.

                          Wenn man da mal Parallelen zieht, denkt man recht schnell an Jugendliche, die selbst bei Unterhaltungen mit Gleichaltrigen ständig einen Kopfhörer im Ohr haben. Kann man da überhaupt noch genügend Empathie aufbringen, wenn ein Klassenkamerad über seine Probleme mit seinen Eltern sprechen möchte aber sein Kumpel nebenher dem Arschfick-Song von Sido lauscht? Ich kenne mittlerweile so viele Leute, bei denen Tag und Nacht die Glotze läuft, obwohl die Sendungen gar nicht richtig angesehen werden. Sie ersetzt einfach nur echte Gesellschaft, ist Ersatzfamilie. Neulich hat mir jemand erzählt, dass er an der Arbeit gerne das Radio anstellt, damit er sich nicht so alleine in seiner Werkstatt fühlt und dass ihm dabei völlig egal ist, welcher Sender da läuft. Selbst HR4 (Volksmusik und Schlager) ist OK, weil man ja eigentlich sowieso nicht richtig hinhört.

                          Wir umgeben uns immer mehr mit Attraktionen und Hintergrundgeräuschen, aber wir verlernen allmählich, Inhalte zu verarbeiten, Gezeigtes in Frage zu stellen, eigene Gedanken zu entwickeln, die sich außerhalb der Einheitsnorm bewegen. Diese Entwicklung kann man seit Jahren beobachten. Und spricht man so etwas an, heißt es immer: "Man will ja auch einfach mal nur unterhalten werden" oder "Manchmal möchte man ja auch mal sein Gehirn abschalten" oder "Ach, das war doch alles schon immer so und wird ewig so bleiben". Und wann um alles in der Welt will MAN denn auch mal etwas Anderes?

                          Vielleicht will man sich ja auch ab und zu mal intelligent unterhalten lassen, ohne dabei sein Gehirn im Kühlschrank zu hinterlegen. Möglicherweise möchte man ja auch ab und zu mal etwas geboten bekommen, über dass es sich nachzudenken lohnt oder gar auszutauschen. Sendungen zum "mal abschalten" findet man derzeit in Massen. Das selbe gilt für Kinofilme, Unterhaltungsromane und Muzak im Radio. Die Dinge, für die man sein Gehirn eingeschaltet lassen darf und sogar soll, kann man dagegen mit der Lupe suchen.

                          Wir sind bald nur noch eine Kultur von Nachäffern und Wiederkäuern, die sich einbilden so unglaublich viel Spaß zu haben, dass wir kaum merken, wie uns die essentiellsten Wesenszüge des Menschseins abhanden kommen und wir in unserem Inneren immer leerer und leerer werden, bis alles, was wir noch können der traurige Umstand sein wird, dass wir rasseln, wenn man uns schüttelt.

                          Und was das Schreihals-TV angeht, wie schön wär es, wenn das nur bei den Privaten vorkäme. Gerade die Öffentlich-Rechtlichen legen nicht selten den selben Boulevardjournalismus an den Tag. Ich verfolge ja immer sehr gerne "Fernsehkritik-TV" und es ist erstaunlich, wie oft da gerade ARD und ZDF auffallen. Oder man denke an diese gefakte Nachricht von Jan Henrik Stahlberg über ein angebliches Selbstmordattentat in einer kalifornischen Kleinstadt im Jahr 2009, auf die sämtliche Zeitungen und TV-Sender hereingefallen sind, weil sie alle ihre Nachrichten aus einer einzigen Quelle beziehen. Was für ein Journalismus soll das sein?

                          Ich würde mir eine Science-Fiction-Serie wünschen, die genau diese Themen einmal gezielt auf den Tisch bringt und wieder ein Bewusstsein für solche Vorgänge schafft. So etwas konnte gerade die deutsche TV-SF einmal sehr gut, aber leider sind die Zeiten, wo hier Serien wie "Die Wächter" produziert und Serien wie "Die dreibeinigen Herrscher" ausgestrahlt wurden schon lange vorbei. So etwas Subversives traut man sich heute gar nicht mehr.


                          .
                          EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                          Logan5 schrieb nach 32 Minuten und 37 Sekunden:

                          Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                          Nach Bush kam immerhin Obama, auch wenn Fox TV laut tönen mochte.
                          Was soll das denn bitte für ein Argument sein?

                          Nach Bush kam Obama? Und das soll jetzt heißen, dass sich alles immer automatisch wieder einpendeln wird? Na das erzähl mal den Leuten in Afghanistan oder den unzähligen Opfern im Irakkrieg. Die können sich ja heute was dafür kaufen, dass danach immerhin Obama kam. Oder noch besser erzähl es mal der Generation, die den zweiten Weltkrieg erlebt hat. "War doch alles nicht so schlimm. Hat sich doch wieder gegeben. Nach Hitler kam schließlich Adenauer."

                          Es gehört zum Wesen der Demokratie, dass dieselbe im Grunde immer in Gefahr ist und deshalb auch immer wieder bewusst hinterfragt und geschützt werden muss. Auch wenn prinzipiell alle die gleichen Rechte haben, gibt es immer welche, die gleicher sein wollen als andere und denen bereitet man den Boden, wenn man nicht aufpasst. Aber das ist ja alles Holzhammergehaue, richtig?

                          Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                          Ich sehe keine zusätzliche konformistische Tendenz, die hat es nicht immer schon gegeben hat und die wird es immer geben.
                          Dass du diese Tendenz nicht siehst, ist eine Sache, aber zu behaupten, es gäbe niemals Veränderungen in Grad und Masse konformistischer Verhaltensweisen, ist einfach nicht korrekt. Läge in diesem Phänomen keine reale Gefahr, käme auch kaum jemand auf die Idee, Bücher darüber zu schreiben.

                          So ungern ich immer wieder die Verbrecherherrschaft der Nazis als Beispiel hervor krame, hatten wir es eben gerade gegen Ende der Weimarer Republik mit einem verstärkt auftretenden Konformismus und genauso einer gedankenlosen Spaßgesellschaft zu tun. Vor solchen Tendenzen die Augen zu verschließen halte ich für hochgradig gefährlich.


                          Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                          Wenn man das letzte Buch von Stefan Klein liest, wird dieses deutlich, oder den Artikel in der vorletzten Ausgabe von der Bild der Wissenschaft. Wahrscheinlich hat das konforme sogar evolutionsmäßig gesehen sogar Vorteile gehabt. Brauchen wir das konforme Verhalten nicht, um das Sprechen und Schreiben zu erlernen. Es bringt ja nicht, wenn wir alle eine eigene Sprache entwickeln, kommunizieren können wir dann nicht. Die Frage ist nur, wo eine gute Eigenschaft sich ins Negative schlägt.
                          Gruppenkonformes Verhalten ist nicht automatisch mit Konformismus gleichzusetzen. Ein Mensch in einer Gesellschaft bewegt sich immer im Spannungsfeld zwischen Konformität und Individualität. Sich konform zu verhalten kann durchaus sinnvoll sein. Konformismus löst das Spannungsfeld zugunsten automatisierter Gruppennachfolgerei auf. Das ist etwas gänzlich Anderes.


                          Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                          Die Weimarer Zeit ist zu komplex, als dass man das Thema mit dem Verweis, dass sie nur mehr Buch X und Y hätten lesen müssen, schon wäre das nicht passiert. Und das hat auch viel mit Emotionen zu tun.
                          Du verstehst dich aber wirklich auf das Verkürzen von Aussagen, oder?

                          Es geht hier nicht um das Thema Weimarer Zeit und auch nicht darum, dass man nur Bücher hätte lesen müssen, um die Naziherrschaft zu verhindern. Es geht darum, gesellschaftliche Entwicklungstendenzen wahrzunehmen und Leute, die vor bestimmten Tendenzen warnen ernst zu nehmen, statt sich mit dem Holzhammer geprügelt zu fühlen, wenn jemand sagt: "Ich befürchte, wir könnten uns in diese Richtung bewegen und denke, wir sollte uns solche Möglichkeiten bewusst machen, um ihnen aktiv entgegen wirken zu können."


                          .
                          EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                          Logan5 schrieb nach 7 Minuten und 39 Sekunden:

                          Zitat von McWire Beitrag anzeigen
                          Was ich vermisse ist eine Serie mit Aufbruchstimmung, mit Entdeckergeist.
                          Das geht mir ähnlich.
                          Vor allem vermisse ich SF-Geschichten mit Phantasie, die über das Bekannte hinaus gehen und ganz neue Sichtweisen auf die Welt ermöglichen. SF hat das Potential, Horizonte zu erweitern. Star Trek war meines Erachtens eine Serie, die dieses Potential bestens genutzt hat, ebenso Babylon 5, Earth 2 oder Lexx. Farscape hat mir auch gut gefallen und Blake's 7 sowieso. Überhaupt scheinen derzeit die Briten die Einzigen zu sein, die so etwas noch wirklich gut drauf haben. Doctor Who ist eine Serie mit Entdeckergeist. Von solchen Geschichten hätte ich gerne wieder mehr im TV. Auf so depressiv-pseudorealistische Sachen wie nBSG kann ich gut verzichten. Auf ein dämliches Baller-Star-Trek á la Abrams allerdings auch.
                          Zuletzt geändert von Logan5; 27.04.2011, 18:21. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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                            Was ist schlimm daran, einmal nur unterhalten zu werden. Dieses Bedürfnis gab es immer, wird es immer geben. Daran sehe ich nichts verwerfliches.
                            Natürlich muss man die anspruchsvollen Programme suchen, aber wer suchet, der findet. Es gab noch nie so eine Fülle am anspruchsvollem Programm im Fernsehen wie heute. Bei Serien zum Beispiel: Breaking Bad, Im Angesicht des Verbrechens, True Blood, Six feet under, Türkisch für Anfänger und und... Oder den Film Kehrtwende neulich am Mittwoch in der ARD. Und manchmal, was einstmals als das Primitivste überhaupt galt, stellt sich im Nachhinein als große Errungenschaft. Beispielsweise: Carl Barks Donald Duck-Geschichte.
                            (Was sie bei Wall-E mit den Menschen gemacht haben, fand ich auch eher Holzhammer, aber gerade das wurde gelobt. Nebenbei ist Wall-E ein großartiger Film, gerade wegen der bezaubernden Liebesgeschichte.)

                            Man sollte sich hüten, solche Beobachtungen zu verallgemeinern. Nicht jeder hört Sidos Arschfick-Song, für die meisten Jugendlichen gilt Gangstarap als assozial. Es gibt auch Jugendliche, die sich für Lieder von Green Day oder Pinks "Dear Mr President" erwärmen können. Und es auch ein Gerücht, dass früher mehr Menschen ihre eigene Meinung gebildet haben, die meisten liefen und laufen doch der Masse hinterher. Und wird eine Meinung dadurch schlechter, dass man sie nicht allein hat. Neulich gab es in der Neon Novemberausgabe letzten Jahres eine Liste mit Allgemeinplätzen, bei denen ich vieles zustimmen konnte, zwar nicht alles, manches fand ich eher beknackt.
                            Logan5, vieles liest sich so, als ob früher alles besser war.

                            Bei Afghanistan und Irak kann man sich streiten, ob man da wirklich hätte einmarschieren müssen, aber die Situation davor war auch nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig, Taliban und im Irak das Saddam Hussein.

                            Kommentar


                              Nur ein kurzer Zwischenruf ansonsten will ich in diese Diskussion nicht einsteigen und weiter stören:

                              Vielleicht will man sich ja auch ab und zu mal intelligent unterhalten lassen, ohne dabei sein Gehirn im Kühlschrank zu hinterlegen. Möglicherweise möchte man ja auch ab und zu mal etwas geboten bekommen, über dass es sich nachzudenken lohnt oder gar auszutauschen.
                              Natürlich sollte man sich intelligent unterhalten zu lassen. Aber nach einem langen Arbeitstag werde ich nicht mehr Kant lesen. Die Sorge um den Arbeitsplatz nebst der Sorge um diesen neben den Übrigen führt dazu, dass die Menschen nicht mehr gewillt sind und auch nicht mehr die nötige Kraft haben, sich am Abend mit hochgeistigen Dingen zu beschäftigen. Irgendwann sind die geistigen Kapazitäten erschöpft, wenn man den ganzen Tag im Büro mit zahlreichen Kunden telefoniert, Schreiben gefertigt, Besprechungstermine vorbereitet und abgehalten hat. Dessen ungeachtet haben viele Menschen das Wissen um die Qualität der Sendungen und sonstiger Medien und nehmen diese hin. Sie können sich nicht auch noch damit beschäftigen/herumärgern.

                              Wir sind bald nur noch eine Kultur von Nachäffern und Wiederkäuern, die sich einbilden so unglaublich viel Spaß zu haben, dass wir kaum merken, wie uns die essentiellsten Wesenszüge des Menschseins abhanden kommen und wir in unserem Inneren immer leerer und leerer werden, bis alles, was wir noch können der traurige Umstand sein wird, dass wir rasseln, wenn man uns schüttelt.
                              Dem kann ich nicht zustimmen. Ich gehe davon aus, dass Du hier eine falsche Wahrnehmung hast.
                              Wozu imitieren? Ich verneige mich vor Individualität. (Clint Eastwood)

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                                Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                                Was ist schlimm daran, einmal nur unterhalten zu werden. Dieses Bedürfnis gab es immer, wird es immer geben. Daran sehe ich nichts verwerfliches.
                                Dazu nur mal ein paar Überlegungen:

                                An Unterhaltung ist ganz und gar nichts Verwerfliches. Im Gegenteil, sie ist unmittelbar mit der Kultur einer Gesellschaft verbunden. Nimmt man an, die Unterhaltungsvorlieben einer Gesellschaft wäre ein Spiegelbild derselben, stellt sich die Frage: Was ließe sich über unsere derzeitige Gesellschaft sagen, wenn man bedenkt, dass es im Leitmedium Fernsehn von voyeuristischen Sendungen wimmelt, in denen Menschen bloß gestellt, abgewertet, vorgeführt und gedemütigt werden, die diesen ganzen Zirkus auch noch freiwillig mitmachen, um einmal in die Kamera grinsen zu dürfen?

                                Das Bedürfnis nach Unterhaltung ist so alt wie die Menschheit selbst. Da hast du vollkommen recht. Und natürlich finden verschiedene Leute unterschiedliche Dinge unterhaltsam. Im Circus Maximus des antiken Rom galt es als irre unterhaltsam, zuzugucken, wie Menschen nach erbittertem Todeskampf von wilden Tieren gefressen wurden oder sich Gladiatoren zum Vergnüngen der Zuschauer gegenseitig umbrachten. Ich stelle mir gerade vor, wie ein Römer einem anderen Römer erzählt:"Ich finde unsere Unterhaltungskultur total dekadent und verabscheue den Zirkus." und darauf die Antwort bekommt:"Was ist denn gegen ein bisschen Unterhaltung einzuwenden? Das hat es doch immer schon gegeben."

                                Wir leben in einer sehr wirtschaftlich denkenden Gesellschaft. Man hat im Lauf der Zeit herausgefunden, dass egal wie dämlich und einfallslos eine Sendung ist, es immer Leute gibt, die sich auch das noch angucken würden. Die wirtschaftlich logische Reaktion darauf ist, mit so geringen Mitteln wie möglich soviel billigen Ramsch wie machbar zu produzieren, bei maximalem Gewinn. Die soziale Konsequenz daraus ist aber eine Gesellschaft, die mit immer hirnloseren Angeboten allmählich in die intellektuelle Steinzeit zurück gesendet wird. Aber was kümmerts Großverdiener? Wenn Vampire gerade angesagt sind, dann will jeder ein Stück vom Kuchen. Also einfach alle Zutaten in einen Topf, umrühren, fertig. Star Trek war dem Publikum zu kopflastig? Weg mit diesem Ballast. Lassen wir es krachen und die Kassen klingeln. Dieser eine Sender hat eine Castingshow, in der es vorwiegend um Selektion, Häme und die Freude am Scheitern Anderer geht? Das können wir unterbieten. Wir machen uns gern über geplatzte Träume lustig, damit sich der Zuschauer daran aufgeilen kann, wie so ein Möchtegern-Talent in Grund und Boden beschimpft und beleidigt wird. Wen juckt die Ethik, wenn der Mammon ruft und wen schert die Kunst, wenn der Zuschauer nur Attraktionen will?

                                Wenn es ein "nur unterhalten" gibt, schließt das ja gewissermaßen auch die Existenz eines "mehr als nur unterhaltens" ein. Was genau ist dieses "mehr" und was ist daran so überfordernd, dass man sich davor flüchtend auf eine "nur"-Position zurückziehen möchte?

                                Gibt es einen Zusammenhang oder einen Unterschied zwischen Unterhaltung und Kunst und welchem Zweck dient Kunst überhaupt? Für wen ist sie da und warum entsteht sie eigentlich? Muss künstlerisch Anspruchsvolles automatisch langweilig sein und deshalb strikt von der "reinen" Unterhaltung getrennt werden? Und darf diese "reine" Unterhaltung im Umkehrschluss nichts Künstlerisches mehr enthalten, um "rein" zu bleiben?

                                Und welchen Einfluss haben Kunst und Unterhaltung auf das Denken der Menschen? Was bewirkt die Kombination von Bild und Sprache im Bezug auf den Wirklichkeitsbegriff des Rezipienten? Was ist wirkmächtiger - das Bild oder die Sprache? Und wie steht es mit der Wiederholung diverser Botschaften? Wie leicht fällt es einem Rezipienten sich einer in Bild und Sprache verpackten, ständig wiederholten Botschaft zu entziehen und spielt es dabei eine Rolle, ob er diesen Prozess bewusst wahrnimmt oder ihn unbewusst passieren lässt?

                                Was ist also so schlimm daran, sich einmal nur unterhalten zu lassen? Gar nichts. Auch nicht, wenn es zwei- oder dreimal ist. Es fragt sich nur, wer sich auf welche Weise wieoft wovon unterhalten lässt und wieviel ihm dabei bewusst ist oder nicht. Die manipulative Macht der Medien ist ja allseits bekannt. Vielleicht ist "reine" Unterhaltung sogar die einzige Art der Unterhaltung, die nicht manipulativ ist, weil sie ja nur dem alleinigen Selbstzweck dient. Aber vielleicht ist bei entsprechendem Dauerkonsum auch gerade diese Art der Unterhaltung die Gefährlichste, weil einem auf Dauer jeglicher Anspruch flöten geht und man anfängt, alles unreflektiert so hinzunehmen, wie es eben ist und wie man glaubt, dass es schon immer gewesen wäre.

                                Muss man etwas Verwerfliches in "purer" Unterhaltung sehen? Nein!
                                Schadet es, ab und zu einen kritischen Blick auf sie zu werfen und ihre Selbstverständlichkeit zu hinterfragen? Genauso wenig!

                                Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                                Und manchmal, was einstmals als das Primitivste überhaupt galt, stellt sich im Nachhinein als große Errungenschaft. Beispielsweise: Carl Barks Donald Duck-Geschichte.
                                Ich habe Comics noch nie als primitiv betrachtet und Carl Barks ist bei Weitem nicht der einzige Comickünstler, dem Anerkennung gebührt. Aber wenn man die Donald Duck - Geschichten genau betrachtet, wird man auch feststellen, dass sie keinesfalls sinnentleert, handlungsbefreit und eindimensional sind.

                                Das Geplärre aus dem TV (jedenfalls ein mächtig großer Prozentsatz davon), das sich ewig wiederholende, immer nichtssagender werdende Gedudel aus dem Radio, das so teuer wie aussagefreie Actionkino unserer Zeit und diverse Auswüchse epigonalen Literaturschaffens sind es aber sehr wohl - eindimensional. Sie funktionieren auf keiner weiteren Ebene, als an ihrer Oberfläche und wenn sie doch unterschwellige Botschaften mit sich führen - ob beabsichtigt oder nicht - dann sind diese meist stockkonservativ und reaktionär.

                                Dieser zäh fließende, alles Interessante bedeckende Einheitsbrei verklebt ganz langsam aber unaufhaltsam die Wahrnehmung und das kreative Denken in unserer Gesellschaft. Wie viele Leute glauben bereits heute, die Welt wäre immer schon genauso gewesen, wie sie heute ist und sie wäre unabänderlich? In einer Gesellschaft, die solches Denken hervorbringt, ist bald kein Platz mehr für Denker, Poeten, Visionäre, Erfinder, Freigeister, Künstler etc.. Die echten Talente werden von den künstlichen Supertalenten in die Gosse gespült.

                                Daran sehe ich durchaus etwas Verwerfliches und das Fortschreiten einer solchen Entwicklung würde ich in der Tat für schlimm halten. Dass solche Tendenzen derzeit verstärkt vorhanden sind, heißt ja noch lange nicht, dass es auch genauso kommen muss und diese Entwicklung nicht wieder umkehrbar wäre, aber dafür muss man sich die Prozesse eben bewusst machen und die Gefahren kennen. Im englischen Sprachraum würde man sagen: "Know your enemy."

                                Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                                Man sollte sich hüten, solche Beobachtungen zu verallgemeinern. Nicht jeder hört Sidos Arschfick-Song, für die meisten Jugendlichen gilt Gangstarap als assozial. Es gibt auch Jugendliche, die sich für Lieder von Green Day oder Pinks "Dear Mr President" erwärmen können.
                                Ich habe gar nicht verallgemeinert, sondern Beispiele genannt, an denen besagte Tendenzen ablesbar sind. Polemische Formulierungen sind nicht immer haargenau wörtlich zu verstehen.

                                Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                                Und es auch ein Gerücht, dass früher mehr Menschen ihre eigene Meinung gebildet haben, die meisten liefen und laufen doch der Masse hinterher. Und wird eine Meinung dadurch schlechter, dass man sie nicht allein hat.
                                Ich mag es ehrlich gesagt gar nicht, wenn mir jemand versucht eine Aussage unterzuschieben, die ich so nie getroffen habe. Allerdings ändert sich die Meinung der Masse wie ein Fähnchen im Wind und es gibt immer einige Wenige, die diese Meinung beeinflussen oder sogar künstlich erzeugen, die eine Meinung vorantreiben oder ihr entgegenwirken. Massenmeinungen sind lenkbar.

                                Im Idealfall bestehen mehrere Meinungen nebeneinander, die in ständiger Bewegung sind und sich gegenseitig in der Waage halten. Im 21. Jahrundert haben allerdings die Medien ein Meinungsbildungsmonopol, das das Gleichgewicht der Kräfte in Gefahr bringt. Solange ich das hier noch ungestraft schreiben und du es unzensiert lesen kannst, ist noch alles in Ordnung, aber manchmal kann schon ein winzig kleines Übergewicht auf einer Seite dazu führen, dass man plötzlich seiner Freiheit beraubt wird. Und eben dieser Gefahr sollte man sich stets bewusst sein. Die "Weimarer" waren das nicht. Wir sollten aus der Geschichte lernen und entsprechend wachsam bleiben.

                                Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                                Logan5, vieles liest sich so, als ob früher alles besser war.
                                Apeiron, vieles liest sich so, als ob heute alles besser wäre.
                                Ist es das denn?

                                Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                                Bei Afghanistan und Irak kann man sich streiten, ob man da wirklich hätte einmarschieren müssen, aber die Situation davor war auch nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig, Taliban und im Irak das Saddam Hussein.
                                Nur weil Taliban und Hussein sicher keine Glanzlichter menschlicher Ethik darstellen, heißt das noch lange nicht, dass die USA aus reinem Eigennutz das Recht hatten, sich in deren Angelegenheiten einzumischen und teils zivile Ziele zu attakieren. Vielleicht hätte man Hussein in den 1980ern auch nicht erst subventionieren sollen, als man noch den Iran im Visir hatte. Es geht bei all diesen Kriegen vorwiegend um wirtschaftliche Interessen - insbesondere um Öl. Die USA sind nicht die rettenden Superhelden, die die armen Iraker befreien wollten.

                                Zitat von Mehani Beitrag anzeigen
                                Natürlich sollte man sich intelligent unterhalten zu lassen. Aber nach einem langen Arbeitstag werde ich nicht mehr Kant lesen. Die Sorge um den Arbeitsplatz nebst der Sorge um diesen neben den Übrigen führt dazu, dass die Menschen nicht mehr gewillt sind und auch nicht mehr die nötige Kraft haben, sich am Abend mit hochgeistigen Dingen zu beschäftigen. Irgendwann sind die geistigen Kapazitäten erschöpft, wenn man den ganzen Tag im Büro mit zahlreichen Kunden telefoniert, Schreiben gefertigt, Besprechungstermine vorbereitet und abgehalten hat. Dessen ungeachtet haben viele Menschen das Wissen um die Qualität der Sendungen und sonstiger Medien und nehmen diese hin. Sie können sich nicht auch noch damit beschäftigen/herumärgern.
                                Du bringst da eigentlich genau auf den Punkt, worüber ich hier die ganze Zeit schreibe. Sicher gibt es gute Entschuldigungen dafür, sich nach einem langen Arbeitstag, neben weiteren alltäglichen Problemen und Pflichten, nicht mehr großartig zusätzlich mit geistigen Dingen zu befassen.

                                Aber als Science-Fiction-Fan müsstest du ja eigentlich daran gewöhnt sein, diese Entwicklung mal ein paar Jahre in die Zukunft zu projizieren und zu überlegen, wohin es unsere Gesellschaft wohl auf Dauer führen wird, wenn man immer weniger Zeit hat, sich mit geistig Ansprechendem zu beschäftigen und die Energie nur noch dafür ausreicht, sich Tag für Tag in schöner Regelmäßigkeit dem geistigen Brechdurchfall der Massenmedien hinzugeben.

                                Und glaubst du, dass das auf Dauer ohne Einfluss auf den Zuschauer bleibt? Ich nicht!

                                Jede Woche Supernanny, Frauentausch, Schuldenberater, Castingshows mit Pöbel- und Zickenkrieggarantie, Daily-Soaps, Gerichtsshows, Stars die irgendwo rausgeholt werden müssen, Rankingshows, schlecht recherchierte Nachrichten, Sensations- und Betroffenheitsjournalismus, stumpfsinnige Actionexplosionsattraktionsfilme und hirnerweichendes Dauergedudel - mit anderen Worten jede Woche mehrer Stunden hohles, nichtssagendes Geschwätz um des Plapperns willen, können nicht mehr damit ausgeglichen werden, dass man sich im Urlaub am Strand mal den guten Kant zu Gemüte führt. Dessen Schreibstil ist ohnehin dermaßen kompliziert und anstrengend, dass man ihn bei diesen Rezeptionsgewohnheiten früher oder später schlicht und einfach nicht mehr verstehen wird.

                                Wenn man aber statt zur Fernbedienung vielleicht nicht gleich zu Kant, sondern einfach mal zu einem Lem, Poe, Böll, Horvath, Bradbury, Asimov, Benni, Wilde, Hemmingway, Schiller, Hoffmann, Dick oder Orwell greift, wird man eventuell ganz erstaunt feststellen, dass die geistige Beschäftigung hier so unterhaltsam verpackt ist, dass sie gar nicht weh tut.

                                Es würde aber auch schon reichen, statt dem perfekten Dinner eine Folge Star Trek anzusehen und sich mal ein wenig näher mit dem Inhalt zu befassen. Es wäre sogar genug, wenn man sich einen trashigen Monsterfilm ansieht, der es einfach nur schafft, die eigene Phantasie anzuregen.

                                Wieso muss man denn immer gleich zu höherer Philosophie greifen? Gibt es nicht 1000 bereicherndere Geschichten als diesen immer gleichen "Bösewicht will Erde platt machen und muss aufgehalten werden - Quatsch" nach Schema F ?

                                Mal ehrlich, ich arbeite auch den ganzen Tag, muss ziemlich viel organisieren, vorbereiten, kreative Ideen entwickeln, nachbereiten und mich dauernd auf irgend etwas konzentrieren. Oft sitze ich bis Mitternacht an meiner Arbeit und stehe morgens um 6 Uhr wieder auf. Trotzdem habe ich an meine Unterhaltung einen gewissen Mindestanspruch und hatte noch nie das Bedürfnis, beim Fernsehn, Musik hören oder im Kino mein Gehirn abzuschalten.

                                Wenn ich mich auf keine Inhalte einlassen kann, weil mein Tag zu anstrengend war, gehe ich spazieren, treffe mich mit Freunden und Bekannten, unterhalte mich mit meiner Frau, um wieder auf andere Gedanken zu kommen oder, wenn ich richtig kaputt bin, lege ich mich halt ins Bett und schlafe. Ich käme aber nie auf die Idee, mir in diesem Zustand dann eben sinnlosen Schwachsinn und saudummes Geplärre anzutun, nur damit ich irgend eine Geräuschkulisse habe oder damit ich nicht ins Grübeln gerate.

                                Die drei letzten Romane, die ich gelesen habe, waren "Planet der Affen", "Jugend ohne Gott" und "Fahrenheit 451". Das sind alles Denkstoffe. Ich denke gerne. Ich habe auf dem Weg zur Arbeit gelesen und auf dem Rückweg. Ich habe abends vorm Schlafengehen gelesen und am Wochenende, wenn ich im Zug zu meiner Frau gefahren bin. Oh und auf der Toilette nicht zu vergessen . Keiner schreibt einem vor wieviel oder wie schnell man lesen muss. Und wenn in einem Kapitel ein interessanter Gedanke aufkommt, klappe ich das Buch schonmal zu und mache mir meine eigenen Gedanken darüber. Wenn man will, findet man Zeit für diese Beschäftigung.

                                Die letzten Filme, die ich gesehen habe waren "Große Freiheit Nr.7", eine Folge der Serie "Xena - Warrior Princess" und zwei Episoden der "Muppet Show". Alle drei sprechen mich in ihrer gesamten Ästhetik an, sind phantasievoll und anregend. Dort gibt es überall mehrere Schichten und Wahrnehmungsebenen. Das macht mir Spaß. Die "reine" inhaltsfreie, epigonale Unterhaltung kann mir das nicht bieten.

                                Ein Mario Barth, der alte Witze über Alltäglichkeiten reißt, die ich in meinem Freundeskreis schon besser gehört habe, reißt mich nicht vom Hocker. Kreative, witzige Einfälle bei den Muppets, die zudem noch phantasievoll gestaltet sind, sehr wohl. Die Supernanny lässt mir als Pädagoge die Haare zu Berge stehen. Da denke ich lieber mit Xena und Gabrielle über das Leben und seine Herausforderungen nach, genieße den ironischen Grundton, das gute Schauspiel und den Wortwitz, sowie die toll choreografierten Martial Arts - Szenen. Das Schicksal eines DSDS-Kandidaten, ob er nun eine Runde weiter ist oder nicht, ist mir komplett gleichgültig, aber das Schicksal von Hannes Kröger reißt mich mit, weil ich mich mit ihm identifizieren kann und in seiner Geschichte etwas von mir selbst erkennen kann, was dazu führt, dass ich auch gleich ein wenig Selbstreflexion betreibe. Das gibt mir kein Pseudosuperstar.

                                Auch das geht bei mir nach einem Arbeitstag. Warum auch nicht?

                                Zitat von Mehani Beitrag anzeigen
                                Dem kann ich nicht zustimmen. Ich gehe davon aus, dass Du hier eine falsche Wahrnehmung hast.
                                Ist klar, weil du die richtige Wahrnehmung schon für dich gepachtet hast.
                                Zuletzt geändert von Logan5; 27.04.2011, 23:45.

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