Warum produziert das deutsche Fernsehn (fast) keine SF-Serien? - SciFi-Forum

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Warum produziert das deutsche Fernsehn (fast) keine SF-Serien?

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    Sich nur auf den rein akademischen Standpunkt zurückzuziehen, was eine gute SF-Serie für Fans ist, negiert die rein Marktwirtschaftlichen Probleme von deren Bewältigung eine Realisierung abhängt.
    Ich denke, eine Serie muß einfach gut gemacht sein, und der Zwang, es allen recht zu machen, behindert das zumindest im Falle der SciFi doch eher.
    Egal ob Lindenstraße, Marienhof oder Musikantenstadl, das was die Serien tun sollen tun sie offenbar gut, die Gruppe die sie ansprechen sollen sprechen sie offenbar gut an.
    Also wäre letztlich nur die Frage, ob mit SciFi genug Leute angesprochen werden, oder wie Leandertaler schrieb, "ob die Programmgestaltung die Gebühren rechtfertigt".
    Und ich denke, ein kurzer Blick auf die Kinokracher und Fernsehserien der letzten 15 Jahre zeigt, daß dies ganz offenbar der Fall ist.

    Anders herum wage ich zu bezweifeln, dass es besonders viele Männer gibt, die sich leidenschaftlich für die Supernanny, Germanys Next Top Model Talk Talk Talk und ähnliche Sendugen interessieren. Auch bei Marienhof und Verbotene Liebe dürfte sich die Männerquote in Grenzen halten.
    Hier wäre der Kompromiss doch eigentlich sogar einleuchtend - man muß halt eine sinnvolle Mischung finden.
    Es gibt doch genug SciFi mit interessanten und sicher auch für Frauen ansprechenden weiblichen Charakteren. (nBSG, Andromeda, Firefly/Serenity z.B.)
    Wie gesagt, gut gemacht sollte es halt sein, dann könnte man vermutlich auch 30 Prozent (hat hier jemand Zahlen?) Frauenquote erreichen.


    Bliebe bloß die Frage nach den Kosten.
    Da bleibt mir gerade nur Polemik - wer das Geld hat um 54 Millionen Euro pro Jahr für die Übertragungsrechte der Champions League zu bezahlen, der hätte auch zumindest ein paar (zusätzliche) Millionen Euro pro Jahr, um die SciFi-Nische zu bedienen.
    54 Millionen Euro im Jahr, das könnte auch jedes Jahr ein Blockbuster aus deutscher Fertigung sein.
    Das sehen wohl auch deutsche Filmemacher so, wie ich gerade zufällig gesehen habe: Champions-League-Rechte: Warum die Kontrollinstanzen des ZDF versagen - Nachrichten Kultur - WELT ONLINE
    Erstaunlich, daß ich mit einem Artikel der Welt mal konform gehen muß, aber genau die dort beschriebenen Überlegungen drängen sich mir da auch auf.
    Im Artikel wird auch erwähnt, daß man mit einer Kürzung "des Etats für fiktionale Produktionen" rechnet; etwas das ich jetzt nicht einschätzen kann, ich kann nur annehmen, daß die Besorgnisträger diese Vermutung nicht ohne Grund anstellen.
    Das hieße dann also noch weniger potentielles Geld für SciFi, nur damit man die Übertragungsrechte für etwas hat, was dem Bürger so wie so kostenfrei zur Verfügung gestanden hätte, auf Sat 1 in diesem Fall.
    Absurd auch, daß das ZDF mit seinem Gebot nicht nur Sat 1 überboten hat, sondern um glatte 14 Millionen Euro, mehr als ein Drittel!, überboten hat, ohne ersichtlichen Grund, und damit also unnötige Kosten für den Gebührenzahler verursacht hat und die Messlatte für zukünftige Versteigerungen der Übertragungsrechte kräftig angehoben hat.
    Eigentlich seltsam, daß da die EU sich nicht einschaltet, denn wenn das keine Beeinflussung des Marktes ist, wie sie den öffentlich rechtlichen Sendern früher schon vorgeworfen wurde, dann weiß ich auch nicht...

    Phuh, egal, ich reg mich wieder ab. ;-)
    Nein ehrlich, eine gut gemachte SciFi-Serie kostet so um die 500.000 Euro aufwärts pro Folge. Das wäre eine Menge, aber verglichen mit den Summen, die sonst so versaubeudelt werden bei den ÖR doch wohl gerade noch zu stemmen.
    Nur mal hypothetisch - 54 Millionen Euro hätten in etwa gereicht, um die komplette Serie "Babylon 5" zu drehen. Die komplette Serie! Über hundert Folgen!
    Daß Babylon 5 über etwa 5 1/2 Jahre produziert wurde, bedeutet aber zusätzlich, daß diese 54 Millionen Euro nicht, wie bei der Champions League, pro Jahr zu berappen gewesen wären, sondern nur in etwa 10 Millionen pro Jahr hätte gezahlt werden müssen.
    Für das was jetzt die CL-Rechte kosten, hätte man also auch 5 fortlaufende Serien im Format von Babylon 5 produzieren können, mehr sogar noch, wenn man es wie die BBC bei "Primeval" gemacht hätte, und sich die Kosten mit Privatsendern geteilt hätte.
    Da wäre z.B. sowas drin wie "Erstausstrahlung der Folgen um 20.00 Uhr bei ProSieben, Wiederholung um 00.00 Uhr und Samstagnachmittags um drei im ZDF".

    Hach, ich hab mich doch noch nicht wieder ganz abgeregt...
    Aber ernsthaft, 10 Millionen pro Jahr aus dem gigantischen und bald noch drastisch steigenden Etat der ÖRs, das wäre doch wirklich nicht zuviel verlangt.
    10 Millionen pro Jahr für eine SciFi-Serie die mit großer Sicherheit über anderthalb Millionen Zuschauer pro Folge erreichen würde, und damit eine klaffende Nische füllen würde... 10 Millionen pra Jahr, das ist in etwa ein ACHTHUNDERSTEL des Gesamtetats, bald noch weniger.

    Denn wenn man mal mit einem derzeitigen Gebührenertrag von etwa 7,6 Milliarden Euro pro Jahr rechnet, und über den Daumen peilt, daß die geplante Haushaltsabgabe etwa 40 Millionen Haushalte in Deutschland betreffen würde mit grob 18 Euro pro Monat, dann wären wir da schon bei etwa 8,6 Milliarden Euro pro Jahr mit Haushaltsabgabe - zuzüglich der Abgaben auf Betriebsstätten.
    Das wären, bei etwa 3 Millionen Betrieben in Deutschland laut Wikipedia, dann nochmal über 600 Millionen Euro pro Jahr, womit wir auf insgesamt etwa 9,3 Milliarden Euro pro Jahr kämen, PLUS etwaige staatliche Zuschüsse.
    Das wäre dann also ein Plus von etwa 1,7 Milliarden Euro insgesamt.
    Wegfallen werden ab 2013 dann einige Werbeeinnahmen nämlich die ab 20 Uhr.
    Die derzeitigen Werbeeinnahmen aus Hörfunk, ARD und ZDF belaufen sich pro Jahr auf etwa 500 Millionen Euro (RTF-Datei), bei Wegfall der Werbung ab zwanzig Uhr rechnen wir einfach mal mit einem Einbruch um die Hälfte, also um 250 Millionen Euro pro Jahr.
    Ziehen wir das von den 1,7 Milliarden ab, die ab 2013 in etwa zusätzlich eingefahren werden, bleiben also noch in etwa anderthalb Milliarden übrig - pro Jahr, zusätzlich!
    Selbst wenn wir jetzt pessimistisch nochmal eine Milliarde davon abziehen würden, blieben noch 700 Millionen Bonus.

    Niemand kann mir weismachen, daß eine vernünftige "Grundversorgung" mit SciFi, Fantasy, Mystery und so nem Gedöns (gerne auch in Kooperation mit Privatsendern, da würden ja alle von profitieren) nicht möglich wäre.
    Es müsste nur eben halt gewollt werden.
    Statt dessen versumpft das Geld halt im Sumpf der ÖR-internen Selbstbedienungsmentalität.

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      Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
      Glaubst du TNG würde heute nochmal ein großer Erfolg? Ich nicht.
      Ein Wiederholungserfolg wird TNG sicher nicht mehr, aber ein Ersterfolg durchaus.

      In einem Szenario wo Star Trek in den 1980er und 1990er nicht fortgesetzt worden wäre, würde ich einer Serie wie TNG auch heute noch gute Erfolgschancen einräumen.

      Man kann diesen Erfolg aber eben nicht nochmal wiederholen, weil TNG eben genau das erzählt hat, was es erzählen wollte und man daraus keine großartigen neuen Ideen ziehen kann.
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        Zitat von McWire Beitrag anzeigen
        In einem Szenario wo Star Trek in den 1980er und 1990er nicht fortgesetzt worden wäre, würde ich einer Serie wie TNG auch heute noch gute Erfolgschancen einräumen.
        Unwahrscheinlich. In der Zwischenzeit haben so viele andere Serien so vieles Besser gemacht, dass TNG ein herber Rückschritt wäre und entsprechend abgestraft werden würde.

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          Zitat von Drakespawn Beitrag anzeigen
          Unwahrscheinlich. In der Zwischenzeit haben so viele andere Serien so vieles Besser gemacht, dass TNG ein herber Rückschritt wäre und entsprechend abgestraft werden würde.
          Ich sehe das nicht als Rückschritt, sondern als neues TV-Format.

          Ein 1-Episoden-1-Geschichte-Format hat es in diesen Form ja nur durch TOS/TNG gegeben. Die meisten anderen Serien hatten episodenübergreifende Handlungselemente.

          Von daher halte ich die Fortführung des TOS-Konzept für durchaus bereichernd.

          Zumal ich ja von der Prämisse ausgegangen bin, dass Star Trek nicht fortgesetzt worden wäre. Alleine der Hunger nach dem Franchise hätte wohl die Quoten durchaus im damaligen Bereich gebracht.

          Man darf ja nicht vergessen, dass TNG auch in den 1980er nicht unbedingt ein Quotenrenner war, aber die Quoten dafür recht konstant hoch waren.

          TNG würde heute genauso funktionieren wie damals, sofern es eben die Erstauflage wäre. Die CGI-Effekte wären heute auch ganz anderer als damals und es würde wohl auch recht anschauliche Raumschlachten geben.
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            Star Trek The Next Generation wäre wahrscheinlich auch erzähltechnisch vollkommen altmodisch. Heute würde man mehr Wert auf bessere Charaktere legen.

            Nicht nur 30 %, wahrscheinlich müssten es schon 40 % sein, bei der Lindenstraße sind es ja auch 40 % männliche Zuschauer. Was man nicht präsentieren dürfte, sind Machos und Einzelgänger.

            Und manche Mysteryfernsehserie versteckt das Erste wie bei "2012 das Jahr Null" am Vormittag im Kinderprogramm, obwohl dieses mit guter PR auch am Vorabend hätte laufen können. Kika hatte auch schon ein mal science-fiction-nahe Produktionen im Programm.

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              Zitat von McWire Beitrag anzeigen
              TNG würde heute genauso funktionieren wie damals, sofern es eben die Erstauflage wäre. Die CGI-Effekte wären heute auch ganz anderer als damals und es würde wohl auch recht anschauliche Raumschlachten geben.
              Apeiron hat's ja bereits gesagt. Das Problem sind nicht die CGI und Raumschlachten.

              Das Problem ist, dass manche Dialoge einfach... seltsam geschrieben wurden. Teilweise etwas dick aufgetragen. Da hatte man mit Patrick Stewart sicher auch Glück, der hat da die eine oder andere arg pathetische Stelle noch gerettet. Aber insbesondere einige Lobgesänge auf die ach-so-perfekte Menschheit wären definitiv ein Problem, mit dem ich heute nicht mehr leben wollen würde. Da ist vieles zu überzogen.

              Ebenso die Sache mit den Einzelepisoden:

              Als ich TNG das erste Mal gesehen habe, kannte ich noch keine (oder kaum) Serien mit Staffelübergreifenden Handlungsbögen. Heute sähe (bzw. sieht) das anders aus. Ich frage mich einfach, wieso ich eine Serie weiter einschalten soll, wenn jede Folge einfach für sich steht. Man fiebert nicht richtig mit, sobald das Problem der Woche gelöst ist.
              Doctor Who hat es besser gemacht, vor allem in der fünften Staffel, weil neben den ganzen Einzelepisodenhandlungen immer auch der Staffelplot der "Cracks In Time" vorangetrieben wurde. Man sah immer wieder, dass da noch etwas kommt und fragte sich, was in der nächsten Episode wohl passieren würde.
              Umgekehrt bei dem ja ach-so-großartigen Charakterdrama SGU: Ich verfolge die Serie zwar mehr oder minder "aus Prinzip", aber ich habe kein echtes Interesse daran. Es gibt zwar zwischendurch immer wieder interessante Ansätze über die Einzelepisoden hinaus, aber das ist zu selten um wirklich dafür zu sorgen, dass man der nächsten Woche entgegenfiebert.

              Eine Serie wie TNG würde ich heute nicht mehr sehen wollen. Wenn man aber ein paar Sachen anpasst, die Staffeln in größere Handlungsbögen verpackt (zum Beispiel eine Raumregion, die Rätsel aufgibt) und diese Handlungsbögen dann in Einzelgeschichten einflechtet, dann sieht die Sache wieder ganz anders aus.

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                Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                Die von dier erwähnten Beispiele wie "Bin ich eine unethische Person", "assimilieren" oder "irrelevant" können doch auch ziemlich hölzern wirken. Für mich nicht unbedingt die optimale Lösung. Wenn ich ehrlich bin, finde ich einverleiben sogar besser, die schönere sprachliche Lösung.
                Es ging einfach nur darum, an Beispielen zu verdeutlichen, dass Star Trek - insbesondere TNG - ein gehobeneres Sprachniveau hatte und man die Serie mit einer "Es-allen-recht-machen-wollen - Mentalität" wohl nie an den Start gebracht hätte, denn der weniger gebildete Teil der Bevölkerung hätte ja abschalten und sich ausgeschlossen fühlen können.

                Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                Bei "Fahrenheit 451" schreckt mich etwas die Holzhammermethode ab. Bücher gut, Unterhaltung schlecht, so als man nicht auch in der Unterhaltung Zwischentöne liefern kann. Und Bücher müssen nicht unbedingt Menschen zu besseren Menschen machen.
                Da ist er mal wieder der sprichwörtliche Holzhammer mit dem heutzutage immer wieder gerne argumentiert wird, wenn ein literarisches Werk eindeutig Stellung zu einem Thema bezieht ohne um den heißen Brei herum zu schwatzen.

                Anais Nin hat einmal gesagt:"Wir sehen die Dinge nicht wie sie sind, sondern so, wie wir sind." Es tut mir leid, das hier so direkt sagen zu müssen, aber wer Bradburys Aussagen, die er in "Fahrenheit 451" trifft dermaßen oberflächlich verkürzt und verfälscht darstellt, der hat sie schlicht und ergreifend nicht verstanden und fühlt sich vielleicht nur deshalb mit dem Holzhammer geschlagen, weil er das Buch in der entsprechenden Holzhammermentalität gelesen hat.

                In keiner Weise geht es dem Autoren darum, dass Leser die besseren Menschen wären, alle Bücher automatisch supertoll wären oder gar Unterhaltung per se etwas Schlechtes darstellen würde. (Allerdings frage ich mich gerade, wieso ein Buch für dich scheinbar nicht unterhaltend ist.)
                Wogegen Bradbury sich tatsächlich ausspricht ist Konformismus, proportional ansteigende inhaltliche Reduktion und Kulturfeindlichkeit. Darüber hinaus beklagt er die gegenseitige Entfremdung der Menschen im Zuge der zunehmenden Technisierung und Virtualisierung. Das alles sind Themen, die sehr differenziert betrachtet werden und gerade in unserer Zeit aktueller nicht sein könnten.

                Abgesehen davon ging es aber eigentlich nicht darum, was jemand von diesem oder jenem Roman hält, sondern einfach nur darum, dass die SF grundsätzlich eher eine Literatur der Ideen und weniger eine Literatur ausführlicher Charakterzeichnungen ist, die den Aussageabsichten der SF sogar im Weg stehen könnten.

                Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                Natürlich ist "True Blood" sicherlich eine typische Frauenserie, aber sie wird Frauen nicht abschrecken. Meinetwegen kann man auch Weeds als Beispiel nehmen.
                Naja, zum Einen sind beides keine SF-Serien und nicht direkt darauf zugeschnitten, dass auch möglichst viele Frauen einschalten. Die Serie ist so, wie sie sein will und wer einschaltet, schaltet eben ein. Keiner hat vorher gesagt:"Oh, da müssen aber verstärkt Soap-Elemente drin sein, damit wir möglichst viele Frauen erreichen." Wobei ich mir im Übrigen vorstellen könnte, dass die eine oder andere Frau sich tatsächlich von der inflationären Darstellung nackter weiblicher Brüste in True Blood ein wenig abgeschreckt fühlen könnte, wobei Männer diesem Umstand gegebüber womöglich positiver eingestellt sind.

                Andererseits haben ja auch normale SF-Serien, bei denen sich im Voraus niemand im Speziellen um die potentielle Frauenquote geschert hat, ausreichenden Erfolg und werden teilweise tatsächlich sogar - ohne dass es geplant gewesen wäre - von Frauen eingeschaltet. Star Trek und Doctor Who wurden ja bereits genannt. Dort gibt es ausreichend weibliche Fans ohne, dass man sich ihnen gegenüber angebiedert hätte.

                Der geringe Output an SF-Serien im deutschen Gebührenfernsehn lässt sich jedenfalls nicht damit entschuldigen, dass das Genre zu wenige Frauen anspräche und erst einmal für sie maßgeschneidert werden müsste, um überhaupt lukrativ genug zu sein.

                Das öffentlich-rechtliche Fernsehn hat den Auftrag ein möglichst breites Spektrum an Interessengebieten zu bedienen und ist nicht direkt Quotengebunden. Wirft man einen Blick in das entsprechende Programm des 20. Jahrhunderts wird man schnell feststellen können, dass dies damals noch möglich war, wogegen es im 21. Jahrhundert offenbar nur noch in Ausnahmefällen und dann meist erst nach Mitternacht machbar zu sein scheint.

                Warum man übrigens keine Koproduktionen mit anderen Ländern oder privaten Sendern an den Start bringt, verstehe wer will, denn gerade solche Serien waren in der Vergangenheit absolute Straßenfeger. Ich kenne niemanden, der den "Seewolf" mit Raimund Harmstorff nicht gesehen hat oder nichts mehr von "Timm Thaler" weiß. Diese Adventsvierteiler und Weihnachtssechsteiler sind heute noch legendär.

                Finanziell und technisch wäre eine deutsche SF-Serie überhaupt kein Problem und an kreativen Köpfen mangelt es in Deutschland auch nicht. Nur dass die eben nicht in der phantasiebefreiten Zone Fernsehn arbeiten wollen.

                Zitat von Drakespawn Beitrag anzeigen
                Das Problem ist, dass manche Dialoge einfach... seltsam geschrieben wurden. Teilweise etwas dick aufgetragen. Da hatte man mit Patrick Stewart sicher auch Glück, der hat da die eine oder andere arg pathetische Stelle noch gerettet. Aber insbesondere einige Lobgesänge auf die ach-so-perfekte Menschheit wären definitiv ein Problem, mit dem ich heute nicht mehr leben wollen würde. Da ist vieles zu überzogen.
                Was Utopien nunmal so an sich haben.
                Die ach-so-perfekte Menschheit war nun einmal die Prämisse des ST-Universums. Schließlich ging es ja darum, zu zeigen, wie weit wir uns einmal entwickeln könnten, wenn wir unsere alten Fehler überwinden würden. Um so etwas geht es in Utopien. Wenn man das nicht mag, ist man natürlich bei anderen Geschichten besser aufgehoben.

                Ich sehe viel eher ein Problem darin, solche Ideale über Bord zu werfen und den Ist-Zustand als beständigen, unüberwindbaren Status Quo zu betrachten. Gerade diese geistige Eingeschränktheit auf die derzeitige Gegenwart ist der letzte Sargnagel der Science-Fiction, denn in diesem Genre geht es ja gerade darum, der Phantasie einen Raum zu bieten, der es ermöglicht, über das Etablierte hinaus zu blicken und die Welt aus neuen Winkeln zu beleuchten. Wer eine dermaßen desolate Meinung von der Welt hat, dass er ihr keine Besserung zutraut, braucht im Grunde keine Science-Fiction. SF ist eine Literatur für Träumer, Freigeister, Denker und Poeten und von denen gibt es auch heute noch genügend, um eine Serie wie TNG auch heute populär werden zu lassen. Am handlungsübergreifenden Plot soll es mal nicht scheitern.
                Zuletzt geändert von Logan5; 26.04.2011, 00:15. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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                  Zitat von Drakespawn Beitrag anzeigen
                  Aber insbesondere einige Lobgesänge auf die ach-so-perfekte Menschheit wären definitiv ein Problem, mit dem ich heute nicht mehr leben wollen würde. Da ist vieles zu überzogen.
                  Das ist ja der Spirit von Star Trek, dass Grundmotto, der Grundtenor.

                  Star Trek ist eine Utopie, bei der es um die perfekte menschliche Gesellschaft geht. Das wird sich auch mit der Zeit nicht ändern.

                  Und Star Trek hat in dieser Hinsicht auch keine direkte Konkurrenz, sodass sicherlich nach den heutigen Dystopie-Moden auch etliche Zuschauer wieder eine positive Zukunftssicht sehen wollen.

                  Zitat von Drakespawn Beitrag anzeigen
                  Ich frage mich einfach, wieso ich eine Serie weiter einschalten soll, wenn jede Folge einfach für sich steht. Man fiebert nicht richtig mit, sobald das Problem der Woche gelöst ist.
                  Das war ja der Grund, warum TNG so erfolgreich war. Man konnte mal ein paar Episoden auslassen und zwischendrinnen nach Lust und Laune wieder einschalten ohne etwas Wesentliches zu verpassen.

                  Episodenübergreifende Handlungen haben immer die Gefahr, dass ein Gelegenheitszuschauer schnell aus dem Tritt kommt und nach ein paar verpassten Episoden die Serie in den Wind schießt.

                  Bei TNG war das nie so und darum würde es auch heute wieder erfolgreich sein, wenn es das bisher noch nicht gegeben hätte.

                  Zitat von Drakespawn Beitrag anzeigen
                  Eine Serie wie TNG würde ich heute nicht mehr sehen wollen. Wenn man aber ein paar Sachen anpasst, die Staffeln in größere Handlungsbögen verpackt (zum Beispiel eine Raumregion, die Rätsel aufgibt) und diese Handlungsbögen dann in Einzelgeschichten einflechtet, dann sieht die Sache wieder ganz anders aus.
                  Das liegt aber nur daran, dass du dich persönlich um gewöhnt hast. Der 0815-Otto-Normal-Zuschauer hat damit m.E. deutlich weniger Probleme und die Vorteile des TNG-Formates liegen ja nun auf der Hand.

                  Ich für meinen Teil schaue auch nach 20 Jahren gerne wieder TNG... habe erst neulich wieder paar Episoden auf Tele5 angeschaut. Ich kann mich mit dieser Serie identifizieren und finde sie eine gute Abwechslung zu den anderen eher dystopischen SF-Serien, die mir langsam auf die Nerven gehen, da sie ein emotional herunter ziehen.

                  Star Trek ist besser als jede Psychotherapie


                  .
                  EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                  McWire schrieb nach 3 Minuten und 10 Sekunden:

                  Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                  Ich sehe viel eher ein Problem darin, solche Ideale über Bord zu werfen und den Ist-Zustand als beständigen, unüberwindbaren Status Quo zu betrachten. Gerade diese geistige Eingeschränktheit auf die derzeitige Gegenwart ist der letzte Sargnagel der Science-Fiction, denn in diesem Genre geht es ja gerade darum, der Phantasie einen Raum zu bieten, der es ermöglicht, über das Etablierte hinaus zu blicken und die Welt aus neuen Winkeln zu beleuchten. Wer eine dermaßen desolate Meinung von der Welt hat, dass er ihr keine Besserung zutraut, braucht im Grunde keine Science-Fiction. SF ist eine Literatur für Träumer, Freigeister, Denker und Poeten und von denen gibt es auch heute noch genügend, um eine Serie wie TNG auch heute populär werden zu lassen. Am handlungsübergreifenden Plot soll es mal nicht scheitern.
                  Ich glaube diese Aussage bringt alles Wichtige auf den Punkt.. dem schließe ich mich voll und ganz an.

                  Der Grundgedanke der SF, sich über den IST-Zustand hinaus zu begeben, ist in modernen SF-Serien verloren gegangen.

                  SGU zeigt ja, wie weit man mit Reality-Soap im Weltraum kommt.... nämlich gar nicht weit.
                  Zuletzt geändert von McWire; 26.04.2011, 01:30. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!
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                    Zitat von McWire Beitrag anzeigen
                    Ein Wiederholungserfolg wird TNG sicher nicht mehr, aber ein Ersterfolg durchaus.

                    In einem Szenario wo Star Trek in den 1980er und 1990er nicht fortgesetzt worden wäre, würde ich einer Serie wie TNG auch heute noch gute Erfolgschancen einräumen.

                    Man kann diesen Erfolg aber eben nicht nochmal wiederholen, weil TNG eben genau das erzählt hat, was es erzählen wollte und man daraus keine großartigen neuen Ideen ziehen kann.
                    Star Trek wurde aber fortgesetzt und in dieser Umgebung muss eine neue Serie funktionieren. Und ich würde auch nicht sagen, dass TNG heute nicht mehr erfolgreich sein könnte, weil alles schon erzählt ist, sondern eher weil das Konzept einfach überholt ist.

                    Das war ja der Grund, warum TNG so erfolgreich war. Man konnte mal ein paar Episoden auslassen und zwischendrinnen nach Lust und Laune wieder einschalten ohne etwas Wesentliches zu verpassen.

                    Episodenübergreifende Handlungen haben immer die Gefahr, dass ein Gelegenheitszuschauer schnell aus dem Tritt kommt und nach ein paar verpassten Episoden die Serie in den Wind schießt.

                    Bei TNG war das nie so und darum würde es auch heute wieder erfolgreich sein, wenn es das bisher noch nicht gegeben hätte.
                    TNG war sicher nicht nur erfolgreich, weil die Serie aus Einzelfolgen besteht. Das war bei allen anderen Serien zu dieser Zeit ja genauso und damit kein Unterscheidungsmerkmal. TNG bot für die damalige Zeit aber einfach TV auf hohem Niveau und mit dem ganzen Raumschiff-Thema auch etwas, dass es so schon eine Weile nicht mehr in vergleichbarer Form gegeben hatte.
                    Und auch wenn ich TNG heute immernoch ganz gerne sehe, liegt das zum Teil sicher auch daran, dass ich die Serie eben schon als Kind gesehen habe und damals bereits mochte. Würde man mir die Serie heute neu vorsetzen, wäre ich wohl direkt in der ersten Staffel ausgestiegen.
                    Ich sehe übrigens auch nicht ein, warum ich nochmal mit einer Einzelfolgen-Serie anfangen sollte. Wenn es in Richtung Comedy geht, ist das OK, aber nicht in einer ernsten Serie. Und ich glaube auch nicht, dass sich das besonders viele Leute wieder wünschen.

                    Und was das Thema Sar Trek Übermensch angeht, da gibt es IMHO durchaus verschiedene Ausprägungen. TOS ist da beispielsweise bei weitem nicht so extrem wie TNG und DS9 dann auch nicht mehr.

                    SGU zeigt ja, wie weit man mit Reality-Soap im Weltraum kommt.... nämlich gar nicht weit.
                    Was aber wohl eher daran liegt, dass SGU einfach kriminell schlecht ist und nicht daran, dass Soap-Elemente vorhanden sind. Die beiden Vorbilder BSG und Lost hatten ja nicht weniger Charakterszenen und kamen sowohl bei den Kritikern als auch den Zuschauern besser an.

                    Um nochmal auf das Frauen-TV Thema zurückzukommen. Ich habe da ein paar Zahlen gefunden: Next-level TV ratings and scheduling analysis at SpottedRatings.com Und was soll man sagen? Es gibt beinahe nurnoch Frauenserien!
                    I am altering the movie. Pray I don't alter it any further.

                    - George Lucas

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                      Der Seewolf wurde doch in letzter Zeit mehrmals verfilmt, sowohl vom ZDF als auch von Pro Sieben. Die Quoten waren leider nicht so gut. Also, so etwas gibt es immer wieder mal. Ich habe den Seewolf in keiner Version gesehen. Timm Thaler, glaube ich auch nicht. Das lief alles vor meiner Zeit.

                      Fernsehen ist dann kein Kulturgut? Natürlich nicht alles, aber es gibt doch auch Perlen. Wollen wir mal ehrlich sein, auch im Buchbereich gibt es viel Schrott. Natürlich sind Bücher auch unterhaltend, manchmal nur unterhaltend.
                      Immer das Alte für das Bessere haltend, anstatt die Vorteile jedes Mediums erkennen und sich darüber freuen.
                      Wie gesagt, bei "Fahrenheit 451" schreckt mich die Holzhammermethode ab, auch wenn Konformismus das Thema sein mag. Die Welt ist grau, voller Zwischentöne.

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                        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
                        Star Trek wurde aber fortgesetzt und in dieser Umgebung muss eine neue Serie funktionieren. Und ich würde auch nicht sagen, dass TNG heute nicht mehr erfolgreich sein könnte, weil alles schon erzählt ist, sondern eher weil das Konzept einfach überholt ist.
                        Das Konzept von TNG ist zeitlos, sofern es nicht schon durch andere Franchise bedient worden ist.

                        Eine TNG-Serie mit ähnlich geringer Konkurrenz wie damals wäre auch heute noch ähnlich erfolgreich. Immer vorausgesetzt es ist erstmalig.

                        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
                        Und auch wenn ich TNG heute immernoch ganz gerne sehe, liegt das zum Teil sicher auch daran, dass ich die Serie eben schon als Kind gesehen habe und damals bereits mochte. Würde man mir die Serie heute neu vorsetzen, wäre ich wohl direkt in der ersten Staffel ausgestiegen.
                        Da geht es mir persönlich anders. Ich würde so ein Serienformat jederzeit wieder gucken.


                        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
                        Ich sehe übrigens auch nicht ein, warum ich nochmal mit einer Einzelfolgen-Serie anfangen sollte.
                        Weils ein Kontrast zum episodenübergreifenden Handlungsrahmen darstellt und Kontraste Zielgruppen gut bedienen, die sich mal Abwechslung wünschen.

                        Wie ich schon sagte... hat man erstmal 2-3 Episoden verpasst (ist mir bei SGU 2, weil ich 6 Wochen keinen Fernseher hatte) so gegangen, ist man ganz schnell aus dem Tritt und die Motivation weiter zu gucken schwindet gegen Null.

                        Bei TNG hat man dieses Problem nicht, da schaut man einfach nahtlos weiter und gut ist.

                        Bei TNG kann man in späteren Staffeln auch noch die Quereinsteigern rechnen, was es damals ja durchaus gegeben hat.

                        d.h. wenn nach Staffel 2 Zuschauer abspringen, weil sie das Format nicht mehr mögen oder die Qualität nicht so rosig war, kann es durchaus sein, dass in Staffel 3 und 4 neue Zuschauer hinzu kommen, weil sich die Qualität deutlich gebessert hat.

                        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
                        Und was das Thema Sar Trek Übermensch angeht, da gibt es IMHO durchaus verschiedene Ausprägungen. TOS ist da beispielsweise bei weitem nicht so extrem wie TNG und DS9 dann auch nicht mehr.
                        Aber das Grundgerüst ist in allen ST-Serien vorhanden. Bei ENT kommt es ja auch zum Tragen, aber eben als zukünftige Wunschvorstellung und Endziel für die gesellschaftliche Entwicklung.

                        VOY war ja wieder ähnlich optimistisch wie TNG. Bei DS9 hat es halt nicht so ganz gepasst, aber das Gutmenschentum hat trotzdem immer mal wieder eine Rolle gespielt.

                        Star Trek ohne quasikommunistische Gesellschaft und Überfluss an materiellen Gütern und technologischem Wissen würde m.E. gar nicht gut funktionieren.
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                          Zitat von McWire Beitrag anzeigen
                          Das Konzept von TNG ist zeitlos, sofern es nicht schon durch andere Franchise bedient worden ist.
                          Die Inhalte sind teilweise sicherlich zeitlos, die Inszenierung ist es jedoch nicht.

                          Eine TNG-Serie mit ähnlich geringer Konkurrenz wie damals wäre auch heute noch ähnlich erfolgreich. Immer vorausgesetzt es ist erstmalig.
                          Die Konkurrenz ist heute insgesamt aber deutlich stärker und Raumschiff-SciFi gab es in den letzten Jahren auch einige, sodass man nichtmal mehr einen Exoten-Bonus hat. Und populär ist das Franchise sowieso schon lange nicht mehr oder höchstens noch der JJA Film.

                          Weils ein Kontrast zum episodenübergreifenden Handlungsrahmen darstellt und Kontraste Zielgruppen gut bedienen, die sich mal Abwechslung wünschen.
                          Mit Staffelübergriefenden Handlungsbögen, die dann z.B. 13 Folgen beanspruchen, ist Abwechslung durchaus möglich. Aber selbst wenn man nur auf Zwei- und Dreiteiler setzt, wie in ENT zuletzt, erwarte ich doch, dass man die Charaktere nebenbei weiterentwickelt.

                          Wie ich schon sagte... hat man erstmal 2-3 Episoden verpasst (ist mir bei SGU 2, weil ich 6 Wochen keinen Fernseher hatte) so gegangen, ist man ganz schnell aus dem Tritt und die Motivation weiter zu gucken schwindet gegen Null.
                          Das würde ich jetzt mal auf die allgemeine Qualität von SGU schieben. Und verpasst hast du eigentlich sowieso nichts, da eigentlich nie was passiert, auch wenn die aktuellste Folge einen Zweiteiler beendet. Für gewöhnlich habe ich nach spätestens 3 Tagen sowieso vergessen, was bei SGU passiert ist und gucke es nurnoch, weil ich das Franchise mal mochte und mein Bruder mitguckt. Eigentlich interessiert mich die Serie aber nicht im geringsten.

                          Bei TNG hat man dieses Problem nicht, da schaut man einfach nahtlos weiter und gut ist.
                          Oder auch nicht, weil man ja eh nichts verpasst

                          Bei TNG kann man in späteren Staffeln auch noch die Quereinsteigern rechnen, was es damals ja durchaus gegeben hat.

                          d.h. wenn nach Staffel 2 Zuschauer abspringen, weil sie das Format nicht mehr mögen oder die Qualität nicht so rosig war, kann es durchaus sein, dass in Staffel 3 und 4 neue Zuschauer hinzu kommen, weil sich die Qualität deutlich gebessert hat.
                          Das gibt es auch bei Serien mit durchgehendem Handlungsbogen. Beispiel: Sons of Anarchy (gute Serie übrigens), Staffel 3 hatte mehr als doppelt soviele Zuschauer wie Staffel 1.

                          Aber das Grundgerüst ist in allen ST-Serien vorhanden. Bei ENT kommt es ja auch zum Tragen, aber eben als zukünftige Wunschvorstellung und Endziel für die gesellschaftliche Entwicklung.

                          VOY war ja wieder ähnlich optimistisch wie TNG. Bei DS9 hat es halt nicht so ganz gepasst, aber das Gutmenschentum hat trotzdem immer mal wieder eine Rolle gespielt.

                          Star Trek ohne quasikommunistische Gesellschaft und Überfluss an materiellen Gütern und technologischem Wissen würde m.E. gar nicht gut funktionieren.
                          Grundsätzlich habe ich damit ja auch garkein Problem, in TNG fand ich es stellenweise aber übertrieben und unglaubwürdig.
                          I am altering the movie. Pray I don't alter it any further.

                          - George Lucas

                          Kommentar


                            Zitat von McWire Beitrag anzeigen
                            Star Trek ist eine Utopie, bei der es um die perfekte menschliche Gesellschaft geht. Das wird sich auch mit der Zeit nicht ändern.

                            Und Star Trek hat in dieser Hinsicht auch keine direkte Konkurrenz, sodass sicherlich nach den heutigen Dystopie-Moden auch etliche Zuschauer wieder eine positive Zukunftssicht sehen wollen.
                            ST, als heile Welt Utopie der SF. Nein, Danke! Bei TOS konnte man das noch deutlich differenzieren, Spook als kühler Logiker, Kirk als wagemutiger Pragmatiker, und Pille der mahnend die Frage nach der Moral stellte.
                            Den Unsinn mit der perfekten menschlichen Gesellschaft, hat man bei TNG angefangen. Picard & Co, wurden darin zu unwirklichen Abziehbilder eines Ideals, die sich noch nicht einmal in einer privaten Pokerrunde gehen ließen. Aus diesen Ideal wurde dann schnell überhöhter Kitsch, bei den das Bild der perfekten Gesellschaft, jeder halbwegs glaubwürdigen Weiterentwicklung der Protagonisten im Wege stand.
                            Es gibt offenbar Menschen denen so etwas reicht, mein Anspruch an das erzählerische Niveau von Geschichten, hat diesen Kitsch vor langer Zeit hinter sich gelassen.
                            Well, there's always the possibility that a trash can spontaneously formed around the letter, but Occam's Razor would suggest that someone threw it out.
                            Dr. Sheldon Lee Cooper

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                              Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                              Der Seewolf wurde doch in letzter Zeit mehrmals verfilmt, sowohl vom ZDF als auch von Pro Sieben. Die Quoten waren leider nicht so gut. Also, so etwas gibt es immer wieder mal. Ich habe den Seewolf in keiner Version gesehen. Timm Thaler, glaube ich auch nicht. Das lief alles vor meiner Zeit.
                              Immer mal wieder ist genau das Problem. In den 70ern und 80ern gab es das jedes Jahr in bester Qualität, mehrteilig, mit internationaler Besetzung. Jedes Jahr. Und das waren nur die Weihnachtsserien und Adventsvierteiler. Daneben gab es ja auch noch andere Produktionen, die sich sehen lassen konnten.

                              Zitat von Apeiron Beitrag anzeigen
                              Fernsehen ist dann kein Kulturgut? Natürlich nicht alles, aber es gibt doch auch Perlen. Wollen wir mal ehrlich sein, auch im Buchbereich gibt es viel Schrott. Natürlich sind Bücher auch unterhaltend, manchmal nur unterhaltend.
                              Immer das Alte für das Bessere haltend, anstatt die Vorteile jedes Mediums erkennen und sich darüber freuen.
                              Wie gesagt, bei "Fahrenheit 451" schreckt mich die Holzhammermethode ab, auch wenn Konformismus das Thema sein mag. Die Welt ist grau, voller Zwischentöne.
                              Und wenn du diese Zwischentöne in Bradburys Roman auch wahrgenommen hättest, wäre dir aufgefallen, dass er längst nicht so schwarz-weiß daher kommt, wie du hier unterstellst, geschweige denn, dass er mit einem Holzhammer arbeiten würde.

                              Ich habe das Buch leider gerade heute morgen einer guten Freundin ausgeliehen, sonst könnte ich dir hier direkt die Passage zitieren, in der sich auch differenziert über die unterschiedliche Qualität einzelner Bücher und das durchaus vorhandene Qualitätspotential virtueller Unterhaltungsmedien ausgelassen wird. Du findest die Passage auf jeden Fall im zweiten Kapitel des Romans und zwar im Dialog zwischen Montag und dem alten Lehrer, den er im Park getroffen hatte.

                              Der Roman kritisiert die Tendenz zu kultureller Inhaltsleere, Beliebigkeit, Oberflächlichkeit und Belanglosigkeit, sowie die Entwicklung der Menschen sich immer weniger mit Fragen von Belang intensiv auseinander zu setzen.

                              Bücher sind nun einmal Jahrhunderte lang DAS Symbol für Bildung und Kultur gewesen. Fernsehn und Kino sind dagegen sehr junge Medien und erst recht war das 1953 der Fall, als das Buch veröffentlicht wurde. Aus diesem Grund wählt Bradbury eben die Verbrennung von Büchern und nicht von Filmen oder Zeitschriften oder Hörspielen etc.. Die Bücherverbrennung dient als Symbol für den kulturfeindlichen Konformismus, den Bradbury anprangert. Gerade die Verbrennung von Büchern verbindet man zudem mit den Machenschaften der Nazis, was die Symbolwirkung noch verstärkt.

                              Das Ganze als simples "Gute Bücher vs. böses Fernsehn" - Szenario mit Holzhammerwirkung zu betrachten verkürzt die Aussagen dieses Romans dermaßen, dass es schon fast weh tut. Möglicherweise hast du ja nur die Verfilmung gesehen, die in einigen Dingen von der Vorlage abweicht. Der Roman ist jedenfalls längst nichts so simplifizierend, wie du behauptest. Wäre es Bradbury darum gegangen, hätte er wohl kaum selbst an etlichen TV-Produktionen mitgewirkt.

                              Worum es eigentlich geht, ist die Art und Weise, in der man sich mit Inhalten beschäftigt. Der Autor lässt den alten Lehrer, der sozusagen Montags Mentor wird, wichtige Punkte des Literaturschaffens erklären. Er spricht dabei von "Rang" und "Muße".

                              Er referiert darauf, dass ein Werk - und dabei ist es egal ob Buch, Film oder bildende Kunst - in der Lage sein sollte, etwas von Relevanz mitzuteilen, die Fragen des Lebens aufzugreifen, das Leben plastisch darzustellen. Manche Bücher streifen diese Aufgabe nur. Einigen gelingt es überhaupt nicht und die sind Futter für die Schmeißfliegen. So oder so ähnlich drückt er es aus. Das meint er mit Rang.

                              Bei der Muße geht es ihm darum, sich mit den rezipierten Inhalten auseinander zu setzen, sich Zeit zu nehmen, sie zu überdenken. Dies geht bei Büchern oft leichter, weil sie sich zwischendurch zuklappen lassen. Deshalb lässt sich einer These in einem Buch viel besser widersprechen, als einer Behauptung im TV, wo eins aufs andere Folgt und einem kaum Zeit zum Überdenken bleibt. (Videorekorder gab es übrigens zur Entstehungszeit des Buches noch nicht.)

                              Solltest du wirklich nur den Film kennen, kann ich dir nur raten tatsächlich mal das Buch zu lesen, bevor du etwas vom Holzhammer erzählst.




                              Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
                              ST, als heile Welt Utopie der SF. Nein, Danke! Bei TOS konnte man das noch deutlich differenzieren, Spook als kühler Logiker, Kirk als wagemutiger Pragmatiker, und Pille der mahnend die Frage nach der Moral stellte.
                              Den Unsinn mit der perfekten menschlichen Gesellschaft, hat man bei TNG angefangen.
                              Das stimmt nicht. Schlicht und ergreifend.

                              Sicher hat man das Ganze in TNG konsequenter durchgezogen und es wurden einige Dinge verstärkt, aber man hat nichts dazu erfunden, was nicht bereits im Original vorhanden gewesen wäre. Auch die TOS-Föderation hatte ein idealisiertes Menschenbild und Spock erzählt uns in "Space Seed", das gegen Ende des 21. Jahrhunderts auf der Erde die letzten großen Kriege stattgefunden hätten. Kirk erzählt in Star Trek IV auch so einiges über die utopische Föderation - dass es keine Armut mehr gibt, dass es nicht einmal mehr Geld gibt etc..

                              Und um es gleich vorweg zu nehmen, ich habe Star Trek zum ersten Mal gesehen, lange bevor die Next Generation an den Start ging und in TNG immer eine logisch konsequente Weiterführung der zuvor bereits vorhandenen Tendenzen betrachtet. Ich deute hier also keinesfalls rückwirkend.
                              Zuletzt geändert von Logan5; 26.04.2011, 20:19. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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                                Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
                                Den Unsinn mit der perfekten menschlichen Gesellschaft, hat man bei TNG angefangen. Picard & Co, wurden darin zu unwirklichen Abziehbilder eines Ideals, die sich noch nicht einmal in einer privaten Pokerrunde gehen ließen. Aus diesen Ideal wurde dann schnell überhöhter Kitsch, bei den das Bild der perfekten Gesellschaft, jeder halbwegs glaubwürdigen Weiterentwicklung der Protagonisten im Wege stand.
                                Es gibt offenbar Menschen denen so etwas reicht, mein Anspruch an das erzählerische Niveau von Geschichten, hat diesen Kitsch vor langer Zeit hinter sich gelassen.
                                Ich bin mal so wagemutig zu behaupten, dass durch die weltweiten Katastrophen und Auseinandersetzungen und die ständige Angst vor Terror die Menschen wieder dazu bewegen wird lieber perfekte zukünftige Gesellschaften zu sehen und damit einen virtuellen Gegenpol zur schlimmen Realität.

                                Derzeit sind Dystopien in Mode, aber das wird nicht immer so bleiben.

                                TNG ist sicherlich ein Extrem innerhalb von Star Trek und der SF insgesamt, aber wie logan5 schon bemerkt hat, war TOS im Grunde schon nicht viel anders in der Grundaussage. Bei DS9 wurde das Bild dann relativiert und VOY hat eine moderate Fortsetzung von TNG gebracht, was das Bild der Föderation angeht.

                                ENT spielt zeitlich vor Gründung der Föderation und damit in einer Zwischenphase, wo unsere Gesellschaft sich in die TOS-Gesellschaft transformiert hat. Das war von allen Serien wohl die realistischte Darstellung der zukünftigen Menschheit.

                                Ich würde mir wünschen, wenn man in Deutschland eine Serie produzieren würde, die vom Zeitrahmen wie ENT ist und eine ähnliche Entwicklung zeigt, vielleicht ein wenig mehr auf die Realität gemünzt.

                                Ich lese gerade "Lebenssonden" von McCollum und dieses SF-Universum kann beispielsweise durchaus als Vorlage für eine Serie dienen.
                                Zuletzt geändert von McWire; 26.04.2011, 21:35. Grund: TOS -> TNG
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