Zitat von Keymaster
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Der Roman beschreibt, etwas weniger Actionorientiert und anders, als diverse Filmadaptionen, die Situation einer Gruppe von Raumfahrern, die auf einem fremden Planeten stranden, auf dem hochentwickelte Primaten die dominierende Lebensform darstellen, die zwar technisch gesehen durchaus auf einem modernen Stand sind, sich diesen aber lediglich durch sprichwörtliches "Nachäffen" erarbeitet haben. Alle ihre Errungenschaften sind kein Zeugnis echter Intelligenz oder gar einer "Hochkultur." Im Lauf der Zeit passt sich die gestrandete Gruppe intelligenter Raumfahrer - unter ihnen ein Professor - immer mehr den Lebensbedingungen auf dem neuen Planeten an, da ihnen aus der Notwendigkeit und dem Bedürfnis des Menschen zu sozialer Zugehörigkeit - mit anderen Worten wegen des Herdentriebes - keine andere Wahl bleibt. Höhere kognitve Funktionen werden nicht mehr benötigt, verkümmern, bilden sich zurück und am Ende gleicht man sich, aus mangel an einem anregenderen Umfeld, dem Niveau der Affen an.
Uns wird seit Ende der 90er-Jahre im Fernsehn kaum noch besseres geboten, als eine Flut an billig produzierten Reality-Shows, Soaps, Kochsendungen und diversem anderem billig produzierten Mist, der nicht mehr im Geringsten irgend eine Form von Tiefgang transportiert und nur auf oberflächliche Unterhaltung auf niedrigstem Niveau setzt.
Dem "Fan" anspruchsvollerer Unterhaltung, der meist auch zugleich Sammler ist und damit Sendungen, die ihn ansprechen immer greifbar vor Augen hat, mag diese Entwicklung auffallen und einige stören sich daran, während andere eben komplett auf DVD's oder Pay-TV und Internet umsteigen. Der überwiegene Rest der Zuschauer, der einfach nur unterhalten werden will und keine größeren Leidenschaften daran knüpft, wählt sein Programm einfach weiterhin aus dem Angebot aus, das ihm das Fernsehn liefert.
Mit der Zeit gewöhnt man sich dann einfach an die einseitige Berieselung und nach einer Weile ist man soweit, dass man Dinge, die aus dem so eng gesteckten Rahmen herausfallen, gar nicht mehr ohne ein gewisses Maß an Anstrengung aufnehmen kann und deshalb eher ablehnt.
Wenn ich die ganze Woche über vorwiegend Sendungen wie die Gerichts- und Talkshows, Daily Soaps, Kochen mit Kerner und Meltzer, Big Brother, Dschungelcamp, Schiffe versenken XXL, Ultimative Chartshow oder die Supernanny und den Schuldenberater gesehen habe und mir dann eine SF-Serie vorgesetzt wird, die von mir erwartet, dass ich mich in ein zukünftiges, phantastisches Setting hineindenke - also einer der heutigen Realität wenig ähnlichen Geschichte folgen soll - und dann auch noch politische, soziale Anspielungen, satirische Elemente oder auch einfach nur etwas hintersinnigeren Humor, als ihn die "Schillerstraße" liefert, verstehen muss oder gar einen tieferen Sinn des Ganze interpretieren soll, bin ich plötzlich, der fehlenden Übung und Anregung wegen, gnadenlos überfordert.
Diese Wahrnehmungs- und Handlungsareale werden bei 90% dessen, was ich an Programm gewohnt bin, nicht beansprucht und wie bei den Raumfahrern auf dem Planeten der Affen, bilden sie sich, zumindest in der Erwartungshaltung auf das Fernsehprogramm kontinuierlich zurück oder brauchen entprechend mehr Übung, um wieder aktiv zu werden.
Bei Sendungen wie DSDS oder Germany's Next Top Model oder dem perfekten Dinner, sind weder meine eigene Phantasie, noch meine Kritikfähigkeit, noch mein kognitives Erleben in irgend einer Weise angesprochen oder gar gefordert. Die meisten SF-Serien erwarten aber im Grunde genau das und ein auf Trash-TV programmiertes Gehirn reagiert auf diese Forderung zunächst einmal mit Ablehnung.
Bis in die Spätneunziger hinein waren die Zuschauer an ein abwechslungsreicheres Programm gewöhnt und haben es in genau der selben Weise hingenommen. Bouille beschreibt in seinem Roman ja auch sehr schön, dass nicht einmal der Professor sich dagegen wehren kann, sich in die Affenherde einzugliedern. Wer in den 90ern vielleicht durchaus noch gerne "Alien Nation" oder "Akte X" geguckt hat, sieht sich heute unter Umständen genauso gerne "Popstars" oder "Schlag den Raab" an.
Die Sender glauben allerdings, der Publikumsresonanz wegen, sie würden genau das senden, was die Leute wollen, obwohl sie sie in Wirklichkeit einfach nur daran gewöhnt haben, sich auch noch den allergrößten Schwachsinn anzusehen.
Diese These mag vielleicht nicht bis ins Detail ausgereift sein und auch nicht auf jeden zutreffen, schon gar nicht auf Leute, die sich einfach nur gerne regelmäßig "Verbotene Liebe" ansehen, weil sie es eben spaßig finden oder "Die dreisten Drei" tatsächlich lustig finden, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass ein großer Teil des hier diskutierten Problems mit besagtem Phänomen des Hangs zum "Nach-Äffen" und diversen Begleiterscheinungen zusammen hängt.
Gerade deshalb wäre es meiner Ansicht nach wichtig, den Sendern zu signalisieren, dass es doch noch Leute gibt, die gerne wieder etwas anderes sehen wollen und wenn sich dieses Andere dann über einen längeren Zeitraum etablieren könnte - was eigentlich nur bei den ÖR's möglich wäre - hätte das möglicherweise letztendlich einen positiven Effekt auf die gesamte deutsche Fernsehlandschaft, die sich dann eventuell aus ihrer selbst gegrabenen Grube befreien und endlich wieder etwas mehr Vielfalt entwickeln würde.
Auch hinsichtlich der aktuellen Bildungsdebatten könnte es nicht schaden, ein Massenmedium wie das Fernsehn, dem schließlich ein immenser Einfluss auf Kinder- und Jugendliche zugesprochen wird, in niveuvollerer Weise zu nutzen, als es derzeit der Fall ist.
Zitat von conanboy
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