Zitat von Niven
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Ich wachte in meinem Zimmer auf und fand, das sie eine Prothese auf meinen Beinstumpf verpflanzt hatten, eine mit Gelenken versehene Struktur aus glänzendem Metall, die sich für mein ungeübtes Auge genau wie ein Skelett von Bein und Fuß ausnahmen. Es sah ziemlich scheußlich aus, wie es da in einem durchsichtigen Sack mit Flüssigkeit lag, aus dem Kabel zu einer Maschine am Fußende des Bettes führten.
...
"Wie fühlen Sie sich, Sir?"
"Ich weiß nicht. Es schmerzt ein wenig."
"Das wird noch mehr schmerzen, verlassen Sie sich darauf. Warten Sie, bis die Nerven zu wachsen beginnen."
"Nerven?"
"Klar. Wie wollen Sie ein Bein ohne Nerven haben? Es würde wie ein totes Gewicht an Ihnen hängen."
"Nerven...wie richtige Nerven? Sie meinen, ich kann einfach denken >beweg dich< und das Ding bewegt sich?"
"Natürlich können Sie das."
"Hätte nie gedacht, daß man Prothesen so würde vervollkommnen können."
"Prothe- was?"
"Sie wissen doch, künstliche. . ."
"Ach ja, Sie meinen wie in Büchern. Hölzerne Beine, Haken und dergleichen."
Wie hatte dieser Mann es je zum Assistenzarzt bringen können? "Ja, Prothesen. Wie dieses Ding an meinem Beinstumpf."
"Sehen Sie, Sir...Sie sind lange fortgewesen. Das wird ein Bein, genau wie das andere, bloß kann es nicht brechen."
"Wird das auch mit Armen gemacht?"
"Selbstverständlich. Auch mit Lebern, Nieren, Mägen, was Sie sich denken können. Mit Herzen und Lungen ist es noch nicht so weit, da muß mechanischer Ersatz verwendet werden."
...
Was der Mann über die Schmerzen gesagt hatte, war nicht übertrieben. Und es war nicht nur das neue Bein, obwohl es brannte wie siedendes Öl. Um die Gewebeneubildung anzuregen, wurden wachstumstimulierende Mittel injiziert, die verschiedentlich zu unerwünschten Wucherungen führten, an einem halben Dutzend Stellen brach Krebs aus und mußte separat behandelt werden, was wieder mit Schmerzen verbunden war. Ich fühlte mich erschöpft und ausgezehrt, aber es war dennoch faszinierend, das Bein wachsen zu sehen. Weiße Fäden wurden zu Adern und Nervensträngen, die zuerst ein wenig schlaff durcheinanderhingen, aber mehr und mehr ihren funktionsgerechten Verlauf nahmen, als die Muskulatur um den Metallknochen wuchs.
...
Ich hatte seit einer Woche Haut am Bein, bevor sie es aus der Umhüllung befreiten und die Maschine davonrollten. Es war häßlich wie der Klumpfuß des Teufels, haarlos und leichenhaft weiß, steif wie eine Eisenstange. Aber es ließ sich immerhin gebrauchen. Ich konnte aufstehen und steifbeinig dahinschlurfen.
Man verlegte mich in die Orthopädie zum, wie es hieß, >Bewegungs- und Koordinationstraining< - ein hochgestochener Name für langsame Folter. Sie schnallen einen in eine Maschine, die das alte und das neue Bein gleichzeitig biegt. Das neue widersetzt sich.
aus
Joe Haldeman
Der ewige Krieg(The Forever War)
1974
...
"Wie fühlen Sie sich, Sir?"
"Ich weiß nicht. Es schmerzt ein wenig."
"Das wird noch mehr schmerzen, verlassen Sie sich darauf. Warten Sie, bis die Nerven zu wachsen beginnen."
"Nerven?"
"Klar. Wie wollen Sie ein Bein ohne Nerven haben? Es würde wie ein totes Gewicht an Ihnen hängen."
"Nerven...wie richtige Nerven? Sie meinen, ich kann einfach denken >beweg dich< und das Ding bewegt sich?"
"Natürlich können Sie das."
"Hätte nie gedacht, daß man Prothesen so würde vervollkommnen können."
"Prothe- was?"
"Sie wissen doch, künstliche. . ."
"Ach ja, Sie meinen wie in Büchern. Hölzerne Beine, Haken und dergleichen."
Wie hatte dieser Mann es je zum Assistenzarzt bringen können? "Ja, Prothesen. Wie dieses Ding an meinem Beinstumpf."
"Sehen Sie, Sir...Sie sind lange fortgewesen. Das wird ein Bein, genau wie das andere, bloß kann es nicht brechen."
"Wird das auch mit Armen gemacht?"
"Selbstverständlich. Auch mit Lebern, Nieren, Mägen, was Sie sich denken können. Mit Herzen und Lungen ist es noch nicht so weit, da muß mechanischer Ersatz verwendet werden."
...
Was der Mann über die Schmerzen gesagt hatte, war nicht übertrieben. Und es war nicht nur das neue Bein, obwohl es brannte wie siedendes Öl. Um die Gewebeneubildung anzuregen, wurden wachstumstimulierende Mittel injiziert, die verschiedentlich zu unerwünschten Wucherungen führten, an einem halben Dutzend Stellen brach Krebs aus und mußte separat behandelt werden, was wieder mit Schmerzen verbunden war. Ich fühlte mich erschöpft und ausgezehrt, aber es war dennoch faszinierend, das Bein wachsen zu sehen. Weiße Fäden wurden zu Adern und Nervensträngen, die zuerst ein wenig schlaff durcheinanderhingen, aber mehr und mehr ihren funktionsgerechten Verlauf nahmen, als die Muskulatur um den Metallknochen wuchs.
...
Ich hatte seit einer Woche Haut am Bein, bevor sie es aus der Umhüllung befreiten und die Maschine davonrollten. Es war häßlich wie der Klumpfuß des Teufels, haarlos und leichenhaft weiß, steif wie eine Eisenstange. Aber es ließ sich immerhin gebrauchen. Ich konnte aufstehen und steifbeinig dahinschlurfen.
Man verlegte mich in die Orthopädie zum, wie es hieß, >Bewegungs- und Koordinationstraining< - ein hochgestochener Name für langsame Folter. Sie schnallen einen in eine Maschine, die das alte und das neue Bein gleichzeitig biegt. Das neue widersetzt sich.
aus
Joe Haldeman
Der ewige Krieg(The Forever War)
1974
Aktuelle Gedankenspiele der schießenden Zunft aus Übersee zu obigem Verletztendrama um US-Kriegsrückkehrer: Der Wundenheiler - SPIEGEL ONLINE .
Kommentar