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    #61
    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
    Willst du damit sagen, dass du die Lexx-Serie, die nach der Miniserie produziert wurde, nicht kennst? Die hatte immerhin 3 Staffeln und hat nicht weniger Spaß gemacht, als die Miniserie. Wenn du die wirklich nicht kennst, solltest du sie dir unbedingt ansehen.
    Nein, muß mir durchgerutscht sein - dir übrigens auch, denn es soll 4 Staffeln geben, wie ich mich kurz informiert hab Aber die Vierte war im Deutschen Raum anscheinend auch noch nicht zu sehen - überhaupt hat das Sendekonzept wohl auch zum "Durchrutschen" beigetragen. Senderwechsel und PayTV helfen mir da nämlich nicht weiter
    Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Foren-Autor aller Zeiten wurde heute von einem Bus auf der Datenautobahn überfahren.

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      #62
      Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
      Ich denke, du liest den von mir verfassten Abschnitt besser einfach nochmal etwas genauer durch. Dann dürften sich die meisten Fragen und Missverständnisse eigentlich erübrigen. Nimm es mir nicht übel, aber ich bin es in diesem Forum mittlerweile einfach leid, jeden meiner Beiträge 1000 mal zu erklären, weil manche User sie nur überfliegen und deshalb falsch verstehen. So etwas ist ziemlich zeitaufwendig und nervt auf Dauer. Wer mit mir diskutieren möchte, muss sich schon die Arbeit machen, meine Texte auch richtig zu lesen.
      Wie hast du es denn sonst gemeint? Massenkompatibilität komme nicht ohne Einsparung an Inhalt und Vielschichtigkeit aus?
      So groß ist "der untere Rand unserer Gesellschaft" nicht und ich kann mir vorstellen, dass dort auch Sendungen ankommen würden, die das Leben der mittleren Schichten und ihrer Probleme widerspiegeln, da sie sich erstens auch in diese Lage versetzen können und zweitens davon träumen auch einmal dieser Schicht anzugehören.

      Zitat von Logan5
      Und "wenigen" Leuten darf man getrost ruhigen Gewissens den größten Schwachsinn vorsetzen?
      So würde ich das nicht sagen, allerdings scheinen die Programmverantwortlichen das so zu sehen. Die Sendungen scheinen auch die entsprechende Quote zu haben.

      Zitat von Logan5
      Zum Einen besteht immer noch ein Unterschied dazwischen, ob man auch als Künstler auf seinen eigenen Gewinn zur Sicherung eines angenehmen Lebensunterhalts achtet, oder ob man vor lauter Raffgier zu gar keinen anderen Gedanken mehr fähig ist. Zum Anderen erwarte ich von einem Künstler, dass für ihn die Kunst als solche im Vordergrund steht, auch wenn er selbstverständlich sein Einkommen dabei nicht völlig vernachlässigen muss.

      Ein guter Autor muss eine Geschichte erzählen wollen, die ihm selbst am Herzen liegt, die etwas transportiert, was er ausdrücken möchte und wenn diese Geschichte genügend Leuten gefällt, darf sich der Autor anschließend gerne über seinen wohl verdienten Gewinn freuen.

      Ein Autor, der mir eine Geschichte erzählt, von der er sich einbildet, dass ich sie hören möchte, weil er sie aus einem 08/15-was-derzeit-beim-Publikum-gut-ankommen-müsste-Baukasten zusammengezimmert hat, damit er von möglichst vielen Leuten mehr Geld bekommt als er jemals ausgeben kann, ist er bestenfalls ein guter Geschäftsmann oder meinetwegen auch ein passabler Handwerker, aber ein guter Autor, geschweige denn ein ernst zu nehmender Künstler ist er dabei eben nicht.

      Für solchen Zirkus mögen sich große Massen für kurze Zeit begeistern lassen, aber einen langfristigen Wert sehe ich darin kaum. Das hat auch wenig damit zu tun, "höchste Ansprüche" (keine Ahnung, warum es immer nur Extreme geben darf...) zu erfüllen, sondern vielmehr damit, überhaupt irgendwelche Ansprüche zu stellen.

      Wie gesagt, die sogenannte "breite Masse" würde wahrscheinlich auch noch irgendwelchen C-Promis beim Butterbrote schmieren zugucken, wenn nichts Besseres geboten wird und irgendwann ist man an dieses Niveau so sehr gewöhnt, dass man selbst mit ohnehin schon unglaublich inhaltsleeren Doku-Soaps bereits überfordert wäre. Und dann komm den Leuten mal mit Science-Fiction - am Besten noch mit solcher, die es wagt, neue Wege zu beschreiten.
      Die großen Geschichtenerzähler der Vergangenheit waren offenbar auch sehr bliebt und haben dennoch zeitloses geschaffen. Das Bild vom selbstlosen Künstler, der etwas produziert das anfangs nur wenige verstehen und der erst später den Durchbruch schafft scheint mir etwas idealisiert. Natürlich mag es auch soetwas gegeben haben, aber eben auch das Gegenbeispiel eines Künstlers, der Geschichten erzählte um der Masse zu gefallen.


      .
      EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

      DragoMuseveni schrieb nach 12 Minuten und 33 Sekunden:

      Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
      Wenn sich eine Geschichte interessant angehört hat, hat man einen Pilotfilm in Auftrag gegeben und wenn der ausreichendes Zuschauerinteresse wecken konnte, ging man in Serie. Nur waren die erwarteten Zuschauerzahlen eben noch realistisch und nicht auf eine im Grunde nicht existente, breite Masse angesetzt.
      In den USA macht man das doch bis heute so, oder ist die Zahl an Pilotfilmen dort zurück gegangen?
      Ob man da wirklich weniger Zuschauerzahlen wollte und heute mit dem Programm mehr erreicht, da hab ich meine Zweifel, auch wenn der Gedanke vielleicht nahe zu liegen scheint.

      Um mal eine These einzuwerfen: Kann diese Verschlechterung des TV-Programmes nicht darauf zurückgehen, dass mehr deutsche Eigenproduktionen erschaffen werden, während früher mehr Sendungen aus den USA importiert wurden? Drüben ist der Markt wesentlich größer und auch Serien, die nur ein Nischenpublikum absprechen können sich über eine Basis an Fans freuen.
      Zuletzt geändert von DragoMuseveni; 05.06.2010, 15:37. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!
      "Unterdrücke nie mit Gewalt Überzeugungen, die du für verderblich hälst, sonst unterdrücken diese Überzeugungen dich. " - B. Russell, 10 Gebote eines Liberalen.

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        #63
        Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
        Nein, muß mir durchgerutscht sein - dir übrigens auch, denn es soll 4 Staffeln geben, wie ich mich kurz informiert hab Aber die Vierte war im Deutschen Raum anscheinend auch noch nicht zu sehen - überhaupt hat das Sendekonzept wohl auch zum "Durchrutschen" beigetragen. Senderwechsel und PayTV helfen mir da nämlich nicht weiter
        Nicht direkt durchgerutscht. Es ist eine Frage der Zählweise. Also, wenn man die aus vier 90-minütigen Filmen bestehende Miniserie als erste Staffel zählt, dann kommt man tatsächlich auf vier Staffeln. Die eigentliche 45-Minuten-Folgen-Serie, die nach der Miniserie kam, hat insgesamt nur drei Staffeln.

        Wie auch immer, wenn du die Miniserie mochtest, solltest du mal in die Folgeserie reingucken. Die DVDs sind derzeit auch gar nicht mal so teuer. Nur die letzte Staffel gibt es bei uns leider nicht. Je nach Englischkenntnissen ist auch YouTube eine gute Anlaufstelle für so etwas.


        Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
        Wie hast du es denn sonst gemeint? Massenkompatibilität komme nicht ohne Einsparung an Inhalt und Vielschichtigkeit aus?
        Jein.

        Es besteht ein Unterschied dazwischen, was tatsächlich massenkompatibel ist und was auf vermeintliche Massenkompatibilität hin produziert wird. Wenn sich ein ehrlich gemeintes Kunstprodukt als massenkompatibel herausstellt, ist das durchaus in Ordnung und stellt auch kein automatisches Qualitätsmanko dar. Wenn aber bereits im Voraus versucht wird, nahezu risikofrei und nach Baukastenschema den kleinsten gemeinsamen Nenner möglichst vieler, wenn nicht gleich aller Zuschauer zu finden, kann der Schuss in Sachen Qualität und Substanz letztendlich nur nach hinten los gehen.

        Das leuchtet schon allein deshalb ein, weil die künstlerische Freiheit bei einem solchen Unternehmen doch massiv eingeschränkt ist, wenn die Priorität darin liegt, es allen Recht zu machen. Schließlich sind Menschen und ihre Interessen und Vorlieben eigentlich dermaßen individuell, dass man schon auf einem sehr schmalen Grat balancieren muss, um so viele einzufangen, dass man ernsthaft von einer "breiten Masse" sprechen kann.

        Im Fall diverser Doku-Soaps und ähnlicher Trashformate funktioniert das nach dem Schema, verschiedene Gesellschaftsschichten mit ein und der selben Sendung auf unterschiedliche Weise anzusprechen.

        Die Leute, die in solchen Shows regelmäßig vorgeführt werden, finden sich auch zu einem nicht unwesentlichen Teil in der Zuschauerschaft wieder und unterschätze mal nicht die Zahl derer, die bei uns zur sogenannten Unterschicht gehören (womit ich nicht alle Leute, die hier zugeordnet werden können, pauschal über einen Kamm scheren möchte, aber gewisse Tendenzen lassen sich eben auch nicht leugnen). Diese Zuschauer fühlen sich entweder in ihren eigenen Problemen repräsentiert oder erleben einen gewissen Katharsis-Effekt, weil sie selbst eben doch noch nicht ganz so schlimm dran sind, wie die "Vorzeigeassis" im Fernsehn.

        Aber auch die Mittelschicht hat ihren Spaß an solchen Sendungen, wenn auch aus völlig anderer Motivation - nämlich aus Häme, Schadenfreude und zur allgemeinen Belustigung über Leute, von denen man sich - egal wie schlecht es einem selbst gehen mag - wunderbar einfach abgrenzen kann.

        So etwas bezeichne ich als den "kleinsten gemeinsamen Nenner", den man für eine von vorn herein auf Massenkompatibilität hin produzierte Sendung finden kann und das lässt keine inhaltliche Qualität oder gar Vielschichtigkeit zu, wenn man die Gratwanderung zwischen Unter- und Überforderung der Zuschauer nicht aus dem Gleichgewicht bringen will. Der Traum vom Berühmt werden ist dann in den nicht zufällig so überpräsenten und beliebten Castingshows der zusätzliche Kitt, der die Zuschauer verschiederen sozialer Herkunft gemeinsam vor die Glotze lockt. Mit Kunst hat das nicht das Geringste mehr zu tun - es sei den mit der Kunst der Berechnung.

        Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
        So groß ist "der untere Rand unserer Gesellschaft" nicht und ich kann mir vorstellen, dass dort auch Sendungen ankommen würden, die das Leben der mittleren Schichten und ihrer Probleme widerspiegeln, da sie sich erstens auch in diese Lage versetzen können und zweitens davon träumen auch einmal dieser Schicht anzugehören.
        Dass solche Sendungen nicht ankommen würden, habe ich auch nie behauptet. Ich bin da mit dir sogar absolut einer Meinung, denn vor der Talkshow- und Reality-TV-Welle wurden genau solche Sendungen standardmäßig produziert und ebenso von allen Schichten rezipiert. Gerade das war - auch gemäß des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Öffentlich-Rechtlichen - der Chancengleichheit wesentlich zuträglicher, als der Schwachsinn, der heute auf die Leute losgelassen wird.

        Nur ist es eben so, dass die heutige Fernsehpolitik nicht riskiert, dass eine Sendung ihr Zielpublikum in irgend einer Weise überfordern könnte. Deshalb setzt man auf den "kleinsten gemeinsamen Nenner" auf Kosten der Substanz.

        Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
        Die großen Geschichtenerzähler der Vergangenheit waren offenbar auch sehr bliebt und haben dennoch zeitloses geschaffen.
        Das halte ich einerseits für eine recht gewagte These - nenn bitte mal ein paar Beispiele - wenn es um Massenkompatibilität im hier diskutierten Sinne geht und widerspricht andererseits nicht unbedingt meinen Ausführungen, solange die Massenkompatibilität nicht das primäre Ziel des Erzählers war.

        Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
        Das Bild vom selbstlosen Künstler, der etwas produziert das anfangs nur wenige verstehen und der erst später den Durchbruch schafft scheint mir etwas idealisiert.
        Es geht nicht darum, dass ein Künstler unbedingt etwas produzieren muss, was außer ihm kaum jemand versteht, sondern darum, dass ein Künstler in erster Linie sich selbst und seiner Kunst verpflichtet zu sein hat und erst dann erst seinem damit erworbenen Lebensunterhalt. Wäre es nicht so, hätten wir wohl niemals die Werke eines Edgar Allan Poe, H.P. Lovecraft, Friedrich Schiller, Charles Baudelaire, P.K. Dick uvm. zu lesen bekommen.

        Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
        Natürlich mag es auch soetwas gegeben haben, aber eben auch das Gegenbeispiel eines Künstlers, der Geschichten erzählte um der Masse zu gefallen.
        Was für eine künstlerische Motivation soll es denn sein, der Masse gefallen zu wollen? Natürlich möchte ein Künstler, dass das, was er zu erzählen hat, den Leuten auch gefällt, aber zunächst erzählt er erst einmal das, was ihm auf dem Herzen liegt und nicht das, was er glaubt der Menge erzählen zu müssen, damit sie zufrieden ist. Genau da liegt doch wohl der Unterschied zwischen Kunst und Kommerz.

        Übertragen auf SF-Serien, um mal wieder zum eigentlichen Thema zurückzukehren, bedeutet das, dass man bei Serie wie Stargate beispielsweise auf drei Gewinn versprechende Komponenten gesetzt hat.

        Zum Einen das Anknüpfen an einen populären Kinofilm, der auch außerhalb des reinen SF-Fankreises eine gewisse Anerkennung erfahren hat. Dann die nicht gerade versteckte Orientierung der Serie am in SF-Kreisen und sogar darüber hinaus beliebtesten Star Trek (einige Folgen aus der ersten Staffel waren fast 1:1 aus TOS-Plots - The Deadly Years, Errand of Mercy.. - zusammengesetzt). Und zu guter Letzt dürfte die Serie wohl als Recycling-Anstalt für altgediente Serienstars - Richard "MacGyver" Anderson, Corin "Parker Lewis" Nemec, der halbe Farscape-Cast etc.. - in die Geschichte eingehen.

        Die Stories sind - aber das ist natürlich nur meine rein subjektive Meinung und soll nicht als Provokation der Stargate-Fans gedacht sein - dabei allerdings oft nicht besonders originell und bieten eher Weniges, was man nicht schon anderswo zu sehen bekommen hätte. Von sozialkritischen oder gar philosophischen Untertönen mal ganz zu schweigen.

        Gegenbeispiel wäre eine Serie wie Lexx, die sich einen Dreck um Angepasstheit geschert hat und statt dessen jede Woche ungewöhnliche, witzige, nachdenkliche, innovative und immer unerwartete Geschichten erzählt hat und trotz ihrer geringeren Staffelzahl - überspitz ausgedrückt - mehr Ideen in einer einzigen Kameraeinstellung und mehr Inhalt in einer einzigen Dialogzeile hatte, als Stargate in 10 kompletten Staffeln.

        Natürlich hat jeder da andere künstlerische Ansprüche und manche Leute mögen es ja auch einfach - und das soll gar nicht abwertend gemeint sein - immer wieder Bekanntes und Vertrautes vorgesetzt zu bekommen. Mich reizt dagegen eher das Neue, Unbekannte, Außergewöhnliche und die einzige Serie neueren Datums (also nach 2001), die mich dahin gehend richtig in ihren Bann gezogen hat ist "Lost", weil ich so etwas bisher im TV noch nie gesehen hatte (auch wenn ich die letzte Staffel noch nicht kenne, die wohl nicht so gut angekommen ist).

        Ähnlich ging es mir mit der dritten Staffel von Torchwood. Das war intelligente Fernseh-SF, die mich in mehreren Bereichen angesprochen hat. Sowohl in Sachen Spannung, Charakterisierung, Dramatik und Humor, als auch was die Hintergründigkeit und Vieldeutigkeit der Geschichte angeht.

        Leider gibt es derzeit keine Space Opera, die mich in ähnlicher Weise ansprechen würde. Stargate und seine Ableger oder auch Andromeda sind mir schlichtweg zu flach und Battlestar Galactica ist mir wiederum zu düster und teilweise auch zu sehr Soap.


        Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
        In den USA macht man das doch bis heute so, oder ist die Zahl an Pilotfilmen dort zurück gegangen?
        Ob man da wirklich weniger Zuschauerzahlen wollte und heute mit dem Programm mehr erreicht, da hab ich meine Zweifel, auch wenn der Gedanke vielleicht nahe zu liegen scheint.

        Um mal eine These einzuwerfen: Kann diese Verschlechterung des TV-Programmes nicht darauf zurückgehen, dass mehr deutsche Eigenproduktionen erschaffen werden, während früher mehr Sendungen aus den USA importiert wurden? Drüben ist der Markt wesentlich größer und auch Serien, die nur ein Nischenpublikum absprechen können sich über eine Basis an Fans freuen.
        Ich denke, da spielt beides mit. SF hat heute mehr den Stempel eines Nischenproduktes als je zuvor, weshalb ja auch gerne astreine SF-Romane gerne einfach nur als "Thriller" publiziert werden oder man anstelle von SF die Bezeichnung Mystery wählt.

        Aber du hast schon recht. Im Großen und Ganzen trifft das mehr speziell auf Deutschland zu und es gibt tatsächlich einige gute Serien, die uns hier kaum erreichen. Trotzdem glaube ich, dass heute auch international mehr auf "die große Masse" geschielt wird, als es früher der Fall war. Die Quoten müssen schließlich immer besser werden, sonst lohnt es sich nicht. Quoten sind eben tatsächlich die kulturfeindlichste Erfindung des letzten Jahrhunderts. Ohne wären wir weitaus besser dran.
        Zuletzt geändert von Logan5; 05.06.2010, 22:02. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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          #64
          Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
          Jein.

          Es besteht ein Unterschied dazwischen, was tatsächlich massenkompatibel ist und was auf vermeintliche Massenkompatibilität hin produziert wird. Wenn sich ein ehrlich gemeintes Kunstprodukt als massenkompatibel herausstellt, ist das durchaus in Ordnung und stellt auch kein automatisches Qualitätsmanko dar. Wenn aber bereits im Voraus versucht wird, nahezu risikofrei und nach Baukastenschema den kleinsten gemeinsamen Nenner möglichst vieler, wenn nicht gleich aller Zuschauer zu finden, kann der Schuss in Sachen Qualität und Substanz letztendlich nur nach hinten los gehen.
          Dem kann ich mich anschliessen.

          Zitat von Logan5
          Die Leute, die in solchen Shows regelmäßig vorgeführt werden, finden sich auch zu einem nicht unwesentlichen Teil in der Zuschauerschaft wieder und unterschätze mal nicht die Zahl derer, die bei uns zur sogenannten Unterschicht gehören (womit ich nicht alle Leute, die hier zugeordnet werden können, pauschal über einen Kamm scheren möchte, aber gewisse Tendenzen lassen sich eben auch nicht leugnen). Diese Zuschauer fühlen sich entweder in ihren eigenen Problemen repräsentiert oder erleben einen gewissen Katharsis-Effekt, weil sie selbst eben doch noch nicht ganz so schlimm dran sind, wie die "Vorzeigeassis" im Fernsehn.
          Vielleicht sollten wir uns darauf einigen, was hier unter "Unterschicht" zu verstehen sein soll, ich würde sagen, dass diese höchstens 10-20% der Bevölkerung ausmachen kann, eher weniger. So tragisch diese Zahl ist, überschätzen sollte man sie nicht. Ausserdem werden diese Leute nicht die bevorzugten Zielgruppen der Werbekunden sein.
          Dieser Katharsis-Effekt (der Ausdruck scheint mir das Phänomen nicht ganz zu treffen) scheint mir schon eher eine Erklärung als dass viele Leute sich von diesen Sendungen widergespiegelt sehen. Man sieht sich diese Sendungen an und sagt sich dann vielleicht "auch wenn ich sozial absteigen sollte, so werde ich nicht die persönlichen Probleme haben, wie die Leute da in der Sendung".

          Zitat von Logan5
          Dass solche Sendungen nicht ankommen würden, habe ich auch nie behauptet. Ich bin da mit dir sogar absolut einer Meinung, denn vor der Talkshow- und Reality-TV-Welle wurden genau solche Sendungen standardmäßig produziert und ebenso von allen Schichten rezipiert. Gerade das war - auch gemäß des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Öffentlich-Rechtlichen - der Chancengleichheit wesentlich zuträglicher, als der Schwachsinn, der heute auf die Leute losgelassen wird.

          Nur ist es eben so, dass die heutige Fernsehpolitik nicht riskiert, dass eine Sendung ihr Zielpublikum in irgend einer Weise überfordern könnte. Deshalb setzt man auf den "kleinsten gemeinsamen Nenner" auf Kosten der Substanz.
          Man könnte die neue Welle von Reality-Shows auch auf den neuerlichen Autorenstreik zurückführen...

          Zitat von Logan5
          Das halte ich einerseits für eine recht gewagte These - nenn bitte mal ein paar Beispiele - wenn es um Massenkompatibilität im hier diskutierten Sinne geht und widerspricht andererseits nicht unbedingt meinen Ausführungen, solange die Massenkompatibilität nicht das primäre Ziel des Erzählers war.
          Also ist die Motivation des Autors das Kriterium dafür, ob ein Werk den Anspruch erheben kann, Kunst zu sein oder nur Unterhaltung und keine Dinge, die im Werk begründet liegen?

          Abgesehen davon: Goethes Werther soll ganz beliebt gewesen sein, später wurde er ja zum "lebenden Klassiker", ebenso Hölderlins Hyperion. Diese Beliebtheit hat die Autoren bestärkt, weiterzumachen.

          Zitat von Logan5
          Die Stories sind - aber das ist natürlich nur meine rein subjektive Meinung und soll nicht als Provokation der Stargate-Fans gedacht sein - dabei allerdings oft nicht besonders originell und bieten eher Weniges, was man nicht schon anderswo zu sehen bekommen hätte. Von sozialkritischen oder gar philosophischen Untertönen mal ganz zu schweigen.
          Das mit ohne philosophische oder sozialkritische Untertöne stimmt manchmal schon, auch wenn ich die Aussage so nicht unbedingt stehen lassen würde.

          Zitat von Logan5
          Gegenbeispiel wäre eine Serie wie Lexx, die sich einen Dreck um Angepasstheit geschert hat und statt dessen jede Woche ungewöhnliche, witzige, nachdenkliche, innovative und immer unerwartete Geschichten erzählt hat und trotz ihrer geringeren Staffelzahl - überspitz ausgedrückt - mehr Ideen in einer einzigen Kameraeinstellung und mehr Inhalt in einer einzigen Dialogzeile hatte, als Stargate in 10 kompletten Staffeln.
          Da sind wir wohl einer Meinung, eine gute TV-Landschaft muss auch neues probieren. Nur scheint es mir so, dass die Deutsche TV-Landschaft ohnehin schon lange nicht mehr viele Neuerungen erschafft. Stattdessen werden höchstens welche aus den USA übernommen.

          Zitat von Logan5
          Ich denke, da spielt beides mit. SF hat heute mehr den Stempel eines Nischenproduktes als je zuvor, weshalb ja auch gerne astreine SF-Romane gerne einfach nur als "Thriller" publiziert werden oder man anstelle von SF die Bezeichnung Mystery wählt.

          Aber du hast schon recht. Im Großen und Ganzen trifft das mehr speziell auf Deutschland zu und es gibt tatsächlich einige gute Serien, die uns hier kaum erreichen. Trotzdem glaube ich, dass heute auch international mehr auf "die große Masse" geschielt wird, als es früher der Fall war. Die Quoten müssen schließlich immer besser werden, sonst lohnt es sich nicht. Quoten sind eben tatsächlich die kulturfeindlichste Erfindung des letzten Jahrhunderts. Ohne wären wir weitaus besser dran.
          Der Zeitgeist ist nicht besonders gut für Scifi, liegt auch daran, dass moderne Technik Einzug in immer mehr Lebensbereiche findet und viele Leute daher bereits desillusioniert sind. Der Zeitgeist ist also gegen Scifi, die Leute erfahren am eigenen Leib, was neue Technologien bedeuten und wollen es daher nicht mehr in Serienform aufgearbeitet sehen.
          "Unterdrücke nie mit Gewalt Überzeugungen, die du für verderblich hälst, sonst unterdrücken diese Überzeugungen dich. " - B. Russell, 10 Gebote eines Liberalen.

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            #65
            Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
            Der Zeitgeist ist nicht besonders gut für Scifi, liegt auch daran, dass moderne Technik Einzug in immer mehr Lebensbereiche findet und viele Leute daher bereits desillusioniert sind. Der Zeitgeist ist also gegen Scifi, die Leute erfahren am eigenen Leib, was neue Technologien bedeuten und wollen es daher nicht mehr in Serienform aufgearbeitet sehen.
            Das sind interessante Gedanken. Ich glaube, vor 40-50 Jahren bot Science Fiction eine Fluchtmöglichkeit aus der Realität in eine durch den Einsatz von Technik schönere und bessere Zukunft.

            Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Leute in den 60er Jahren Star Trek gesehen und einen Hauch Optimismus gespürt haben, dass Technik Fortschritt bedeutet und ein angenehmes Leben bringt.
            Hier und da gab es auch ein paar Warnungen.

            Heute ist eher eine Ernüchterung eingekehrt. Es braucht auch keine Science-Fiction mehr, die vor den negativen Folgen von Technik warnt, der Blick in die Tageszeitung genügt.

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              #66
              Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
              Also ist die Motivation des Autors das Kriterium dafür, ob ein Werk den Anspruch erheben kann, Kunst zu sein oder nur Unterhaltung und keine Dinge, die im Werk begründet liegen?

              Abgesehen davon: Goethes Werther soll ganz beliebt gewesen sein, später wurde er ja zum "lebenden Klassiker", ebenso Hölderlins Hyperion. Diese Beliebtheit hat die Autoren bestärkt, weiterzumachen.
              Hätte Goethe seinen Werther damals mit vorausschauendem Blick auf möglichst große Massenkompatibilität geschrieben, hätte sein Protagonist am Ende vom Suizid abgesehen und sich in frommer Religiosität seinem Schicksal ergeben, um das christliche Lager nicht gegen sich aufzubringen.

              Statt dessen hat er einen Roman geschrieben, der stark polarisiert hat und genau deshalb noch heute zu den Klassikern zählt. Andernfalls wäre er längst in Vergessenheit geraten. Genau das ist der Punkt. Kunst beugt sich keinem Diktat, schon gar nicht dem der breiten Masse. Kunst unterwirft sich keinem Zeitgeist - sie gestaltet ihn mit, indem sie neue Impulse gibt. Das geht aber nicht, wenn man sich nach Baukastenschema an dem orientiert, was den vermeintlich höchsten Profit bringt. Reines Profitdenken und Kunst schließen sich meiner Meinung nach gegenseitig aus.

              Dass heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass ein talentloser Künstler seiner künstlerischen Ambitionen wegen höher zu bewerten wäre - siehe Ed Wood. Allerdings bezweifle ich, dass Kunst nach Schablone noch wirklich verdient, sich Kunst zu nennen.

              Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
              Das mit ohne philosophische oder sozialkritische Untertöne stimmt manchmal schon, auch wenn ich die Aussage so nicht unbedingt stehen lassen würde.
              Natürlich habe ich da einiges polemisch zugespitzt, aber letztendlich ist Stargate mir für meinen ganz persönlichen Geschmack bereits zu kommerziell ausgerichtet, weil es mir wenig Neues zu bieten hat. Statt dessen wird stets darauf geachtet, das Publikum nie zu überfordern oder gar mit gewagten Aussagen zu polarisieren. Alles bleibt stets an der Oberfläche und dreht sich mit seinem immergleichen Militärpathos, bunten Bilder und schablonenhaften Figuren permanent im Kreis. Und was in diesem Sinne für die Einen eine hübsche Karussellfahrt ist, verursacht bei Anderen eben nur Übelkeit.

              Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
              Da sind wir wohl einer Meinung, eine gute TV-Landschaft muss auch neues probieren. Nur scheint es mir so, dass die Deutsche TV-Landschaft ohnehin schon lange nicht mehr viele Neuerungen erschafft. Stattdessen werden höchstens welche aus den USA übernommen.
              Die deutsche TV-Landschaft ist an Phantasielosigkeit, Stagnation und Abwechslungsarmut ohnehin kaum zu übertreffen. In Sachen Eigenproduktionen geht selten etwas über seichte Komödien, schlechte Soaps oder biedere Krimis hinaus. Andere Genre kommen bei uns ja gar nicht mehr vor. Und das Publikum - also die breite Masse - scheint den Ausspruch:"Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht" geradezu erfunden zu haben.

              Wenn man sich mal anguckt, wie hoch diese unseeligen Quoten bei irgendwelchen Reality-Formaten sind, während intelligente, innovative, phantasievolle Serien wie Doctor Who, Jeckyll oder Life on Mars gnadenlos untergegangen sind oder dass eine Erfolgsserie wie Lost bei uns auf Kabel1 gelandet ist, weil kaum noch jemand einschaltet, ist das in meinen Augen ein ziemliches Armutszeugnis und Anzeichen dafür, dass wir von dem ganzen Doku-Quark mittlerweile schon so anspruchslos gesendet worden sind, dass wir mit allem, was einen IQ über der Körpertemperatur erfordert, bereits überfordert sind.

              Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
              Der Zeitgeist ist nicht besonders gut für Scifi, liegt auch daran, dass moderne Technik Einzug in immer mehr Lebensbereiche findet und viele Leute daher bereits desillusioniert sind. Der Zeitgeist ist also gegen Scifi, die Leute erfahren am eigenen Leib, was neue Technologien bedeuten und wollen es daher nicht mehr in Serienform aufgearbeitet sehen.
              Da ist schon was dran, nur bin ich eben der Meinung, dass wir in einem Zeitalter, in dem virtuelle Welten der Realität bereits den Rang ablaufen und Überwachung, Manipulation, Stagnation und Dekadenz stets in greifbarer Nähe sind, die Science-Fiction, die sich solcher Themen annimmt und vor bestimmten Entwicklungen warnt, nötiger haben als jemals zuvor.

              Dazu müsste man aber endlich mal die ausgelatschten Pfade verlassen und sich nicht nur dem Zeitgeist anpassen, sondern ihn auch mal kritisch hinterfragen oder sich einfach mal darüber hinweg setzen. Aber genau dieses kritische Denken kommt uns im Sumpf des Trash-TVs mehr und mehr abhanden. Die offensichtlichsten Fragen werden einfach nicht mehr gestellt - auch nicht in der Science-Fiction. Da liegt das Problem in meinen Augen.

              Gerade die Gefahren und Möglichkeiten moderner Kommunikationstechnologie müssten von der SF aufgegriffen und verarbeitet werden und gerade das Schweigen, dass aus dieser Ecke kommt, macht mich diesbezüglich immer wieder misstrauisch.

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                #67
                Zitat von transportermalfunction Beitrag anzeigen
                Heute ist eher eine Ernüchterung eingekehrt. Es braucht auch keine Science-Fiction mehr, die vor den negativen Folgen von Technik warnt, der Blick in die Tageszeitung genügt.
                Ganz so schlimm ist es wahrscheinlich noch nicht.

                Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                Hätte Goethe seinen Werther damals mit vorausschauendem Blick auf möglichst große Massenkompatibilität geschrieben, hätte sein Protagonist am Ende vom Suizid abgesehen und sich in frommer Religiosität seinem Schicksal ergeben, um das christliche Lager nicht gegen sich aufzubringen.
                Skandale zu erzeugen ist auch eine Methode um das Publikum an zuziehen. Jeder spricht dann darüber, die meisten vielleicht empört, aber einige sehen dann ins Buch, schon um mitreden zu können. Wäre das Buch kein Skandal, ja, dann wäre es heute unbekannt.

                Zitat von Logan5
                Dass heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass ein talentloser Künstler seiner künstlerischen Ambitionen wegen höher zu bewerten wäre - siehe Ed Wood. Allerdings bezweifle ich, dass Kunst nach Schablone noch wirklich verdient, sich Kunst zu nennen.
                Vielleicht waren Autoren hier ein schlechtes Beispiel. Zumindest im Theater und Oper wird man schon darauf geachtet haben, dass man seine Zuschauer findet. Ein Stück das keiner sieht wird dann auch nicht aufgeführt, genauso natürlich ein Buch das keiner liest, nur liegt da das Risiko mehr beim Verleger.

                Zitat von Logan5
                Natürlich habe ich da einiges polemisch zugespitzt, aber letztendlich ist Stargate mir für meinen ganz persönlichen Geschmack bereits zu kommerziell ausgerichtet, weil es mir wenig Neues zu bieten hat. Statt dessen wird stets darauf geachtet, das Publikum nie zu überfordern oder gar mit gewagten Aussagen zu polarisieren.
                Das stimmt schon, moralische Dilemma wird man in SG vergeblich suchen, auch werden die Handlungen der Figuren nur sehr selten problematisiert, Teal'c wäre dafür ein gutes Beispiel: Bevor er zu SG1 kam hatte er die Goa'uld gedient, weil er keinen Ausweg gesehen hat. Dann tauchte SG1 auf und er lief einfach zu ihnen über, obwohl er damit seine Familie den Druck der Goa'uld-loyalen Jaffa ausetzte. Später (eigentlich fast sofort) hat er sich die Freundschaft und Loyalität seiner SG1-Freunde verdient. Dabei hätte diese Story sehr viel Potential: Wie geht das SG1-Kommando mit dem Überläufern um, woher wissen sie, ob er nun für sie arbeitet? Wann holt ihn seine Vergangenheit ein und muss er sich dafür rechtfertigen? Was hat ihn dazu bewogen, sich SG1 anzuschliessen?
                Man darf nicht vergessen, dass Teal'c als Primus von Apophis tief im Goa'uld-Herrschaftssystem etabliert war.

                Da gibt es eigentlich viele Beispiele für Dilemma, die nie angesprochen wurden, oder in einer Folge geklärt wurden. In den späteren Staffeln fehlt dies ganz.

                Zitat von Logan5
                Wenn man sich mal anguckt, wie hoch diese unseeligen Quoten bei irgendwelchen Reality-Formaten sind, während intelligente, innovative, phantasievolle Serien wie Doctor Who, Jeckyll oder Life on Mars gnadenlos untergegangen sind oder dass eine Erfolgsserie wie Lost bei uns auf Kabel1 gelandet ist, weil kaum noch jemand einschaltet, ist das in meinen Augen ein ziemliches Armutszeugnis und Anzeichen dafür, dass wir von dem ganzen Doku-Quark mittlerweile schon so anspruchslos gesendet worden sind, dass wir mit allem, was einen IQ über der Körpertemperatur erfordert, bereits überfordert sind.
                Also ich habe irgendwie meine Zweifel, dass man Intelligenz und Kritikvermögen der Leute wirklich so leicht manipulieren kann. Ich sehe das Problem ja auch, allerdings liegt es an der mangelnden Risikobereitschaft der Macher. Stattdessen werden lieber Patentrezepte weiterverfolgt/aus den USA übernommen.

                Zitat von Logan5
                Gerade die Gefahren und Möglichkeiten moderner Kommunikationstechnologie müssten von der SF aufgegriffen und verarbeitet werden und gerade das Schweigen, dass aus dieser Ecke kommt, macht mich diesbezüglich immer wieder misstrauisch.
                Die sollte denn aber nicht zu polemisch dargestellt werden.
                "Unterdrücke nie mit Gewalt Überzeugungen, die du für verderblich hälst, sonst unterdrücken diese Überzeugungen dich. " - B. Russell, 10 Gebote eines Liberalen.

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                  #68
                  Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                  ....Gerade die Gefahren und Möglichkeiten moderner Kommunikationstechnologie müssten von der SF aufgegriffen und verarbeitet werden und gerade das Schweigen, dass aus dieser Ecke kommt, macht mich diesbezüglich immer wieder misstrauisch.
                  Diesen Punkt nehmen doch schon seit "Das Netz" Jetztzeit-Thriller für sich in Anspruch. Das Thema ist aktuell und wird von den Studios daher lieber über die aktuelle Angst (und das Spielen mit der selben) vermarktet, statt einen SciFi-Staat oder etwas fortgeschrittene Technologie und die sich daraus ergebenden, weiteren Möglichkeiten auszuarbeiten. Mir fallen aber direkt eine handvoll Filme ein, die sich seit den 90ern mit dem Thema "Hackerangriff auf die Identität einer Person" oder einen Angriff auf die auf eben diesen neuen Technologien basierenden Kommunikations- und Infrastrukturen befasst haben - ob als Aufhänger oder technisch ausgefeilt wäre da erstmal egal. Der letzte größere dieser Filme war "Stirb Langsam 4.0" - und da möchte SciFi vielleicht auch gar nicht gegen antreten müssen.
                  Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Foren-Autor aller Zeiten wurde heute von einem Bus auf der Datenautobahn überfahren.

                  "Ich mag meine Familie kochen und meinen Hund" - Sei kein Psycho. Verwende Satzzeichen!

                  Star Wars 7? 8? Spin-Offs? Leute, das Haftmittel für meine Dritten macht bessere Filme!

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                    #69
                    Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
                    Skandale zu erzeugen ist auch eine Methode um das Publikum an zuziehen. Jeder spricht dann darüber, die meisten vielleicht empört, aber einige sehen dann ins Buch, schon um mitreden zu können. Wäre das Buch kein Skandal, ja, dann wäre es heute unbekannt.
                    Ach komm, natürlich war sich Goethe dessen bewusst, dass er da ein Tabuthema auf den Tisch bringt, über das man sprechen würde, aber er hat diesen Roman nicht aus Berechnung geschrieben, um allerbeste Verkaufszahlen zu schreiben, sondern weil ihm das Thema wirklich wichtig war und er die Leute dazu anregen wollte, darüber nachzudenken. Deshalb ist das Buch ein Klassiker und nicht des Skandals wegen, den es damals heraufbeschworen hat.

                    Wirklich kreative Menschen verspüren nun einmal den Drang, sich selbst mitzuteilen und das tut man nicht aus reinem Gewinnstreben, sondern für die Sache an sich. Wenn eine solche Motivation heute nicht mehr begriffen wird, wundert es mich gar nicht mehr, warum grenzdebiler Mist, wie der neue Star Trek - Film von der Mehrheit in höchsten Tönen gelobt wird und eine 08/15 - Serie wie Stargate dermaßen langlebig sein kann.

                    Echte Kunst und kommerzielle Vorausberechnung sind in meinen Augen einfach zwei Größen, die einander kategorisch ausschließen. Das Eine würde dem Anderen grundsätzlich im Weg stehen.

                    Wäre es Goethe in seinem Werther allein um möglichst hohe finanzielle Gewinne gegangen, wäre der Roman nicht halb so künstlerisch ausgefeilt und intensiv, wie er sich darstellt und weswegen er auch heute noch gelesen wird. Hätte er nur einen Skandal gewollt, der größeren Verkaufszahlen wegen, hätte er ein wesentlich greifbareres und aktuelleres Thema gewählt und seine Kritik wäre weitaus oberflächlicher ausgefallen. Es hätte zu dieser Zeit sogar ausgereicht, etwas Pornographisches zu schreiben oder einfach nur irgend eine Gotteslästerung zu begehen. Warum sich einem so sensiblen wie speziellen Thema wie Suizid - und das Werben um Verständnis für eine solche Handlung - widmen, der zu dieser Zeit für alle selbstverständlich als Todsünde galt und dementsprechend verteufelt wurde?


                    Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
                    Vielleicht waren Autoren hier ein schlechtes Beispiel. Zumindest im Theater und Oper wird man schon darauf geachtet haben, dass man seine Zuschauer findet. Ein Stück das keiner sieht wird dann auch nicht aufgeführt, genauso natürlich ein Buch das keiner liest, nur liegt da das Risiko mehr beim Verleger.
                    Da benennst du aber auch schon den Unterschied. Wer sich um Verkaufszahlen und Zuschauerzuspruch kümmern muss, das sind die Theaterintendanten oder Verleger - nicht die Künstler selbst.

                    Es geht hier auch gar nicht um Sachen, die gar kein Mensch sehen will, sondern um Interessen von Minderheiten, zu denen aber jedes Individuum der breiten Masse irgendwann einmal zählt. Es geht auch darum, dass die Programmverantwortlichen und deren Werbekunden schlicht und einfach den Hals nicht voll genug bekommen.

                    Nehmen wir mal das Beispiel der Kabel1-Ausstrahlung von "Life on Mars", wo man Ewigkeiten darauf warten musste, dass die zweite Staffel überhaupt noch ausgestrahlt wurde (auf die Nachfolgeserie "Ashes to Ashes" braucht man gar nicht mehr zu hoffen). Warum war das so? Weil nur ca. eine Million Leute das sehen wollten.

                    Fällt dir das etwas auf? Eine M-I-L-L-I-O-N (!!!) Zuschauer sind also eine Minderheit, deretwegen es sich nicht lohnt, eine Sendung weiter auszustrahlen?? Weil es nicht ausreicht einer ganzen Million Menschen per Werbung suggerieren zu können, sie müssten Sachen kaufen, die keiner braucht, muss eine gute Serie abgesetzt werden, denn schließlich kann man mit DSDS 30 bis 40 mal soviele Leute erreichen, die - bei diesem Senderformat - vermutlich auch noch wesentlich unkritischer sind, als solche, die eine Serie verfolgen, die ein gewisses eigenständiges Nachdenken erfordert.

                    Und wenn Autoren sich nach solchen Prämissen zu richten haben, willst du mir ernsthaft weiß machen, dass darunter die Qualität nicht leiden würde und man allen Ernstes noch von Kunst sprechen könnte?

                    Ich kritisiere gar nicht, dass beliebteren Stoffen ein gewisser Vorrang vor Minderheiteninteressen gegeben wird, sondern vielmehr die Dimensionen, die hier auf die Begriffe Mehrheit und Minderheit angewendet werden. Und es stört mich, dass Serien mittlerweile gezielt mit der Vorbedingung produziert werden, dass sie dermaßen massentauglich sein müssen, dass selbst der dümmste Hinterweltler, der selbst in der Sonderschule noch den Spitznamen "Doofmann" hatte versteht, worum es da geht. Wieviel Tiefenqualität soll da noch übrig bleiben?

                    Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
                    Also ich habe irgendwie meine Zweifel, dass man Intelligenz und Kritikvermögen der Leute wirklich so leicht manipulieren kann.
                    Der menschliche Herdentrieb, seine Anpassung an sein Umfeld und eine gewisse Affinität, an alten Gewohnheiten festzuhalten, wie dämlich sie auch sein mögen (z.B. ohne jeden rational erklärbaren Grund Samstag morgens um 8 Uhr aufzustehen, um seinen Bürgersteig zu kehren oder jedes Jahr zwischen Sommer- und Winterzeit zu wechseln), sind Größen, die man keinesfalls unterschätzen darf.

                    Warum sind in Kriegszeiten wohl so viele Propagandafilme gedreht worden? Weil Kritikvermögen und Intelligenz davon völlig unbeeinflusst bleiben? Man ist sich der suggestiven und manipulativen Wirkungsmöglichkeiten des Mediums Film schon sehr lange bewusst.

                    Bilder und Worte - besonders in Kombination - sind in ihrer Wirkung weit mächtiger, als uns oftmals bewusst ist. In einem Zeitalter, in dem gerade die audiovisuelle Kommunikation schon fast wichtiger geworden ist, als die reale zwischenmenschliche Interaktion, ist die Gefahr, getäuscht und manipuliert zu werden größer denn je.

                    Wie schnell schenkt man irgendwelchen Nachrichtenbildern Glauben ohne sie lange zu hinterfragen? Das Hinterfragen kostet in unserer Multitasking-Gesellschaft mittlerweile doch viel zu viel Zeit. Die Technik entwickelt sich so schnell, dass wir selbst kaum noch hinterher kommen. Es wird immer mehr zur selben Zeit von einem verlangt. Die Welt ist globalisiert und wird damit für den Einzelnen immer undurchschaubarer in ihrer Komplexität. Mediale Bilder bieten uns eine gewisse Ordnung an, der einfach kritiklos zu vertrauen die größte Versuchung unserer Zeit darstellt.

                    Diese Macht zu unterschätzen halte ich für einen gravierenden Fehler. Gerade das Fernsehn erzieht uns seit ende der 90er doch geradezu systematisch zu unmündigen Ja-Sagern. Tendenziöse Berichterstattungen sind doch mittlerweile an der Tagesordnung und werden immer seltener durchschaut.

                    Das Sprachniveau der Tagesschau musste vor ein paar Jahren gesenkt werden, weil die Zuschauer gar nicht mehr nachvollziehen konnten, wovon dort die Rede sei. Woher kommt das wohl? Wie erklärst du dir, dass - besonders in Deutschland - phantasievolle, sozialkritische oder einfach nur nachdenkliche Serien im TV immer seltener den Zuspruch der Zuschauer finden, obwohl sie mitte der 90er noch ziemlich beliebt waren, aber die inhaltsleeren Reality-Formate wie Pilze aus dem Boden schießen und von allen gefeiert werden?

                    Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
                    Ich sehe das Problem ja auch, allerdings liegt es an der mangelnden Risikobereitschaft der Macher. Stattdessen werden lieber Patentrezepte weiterverfolgt/aus den USA übernommen.
                    Ich mag hier vielleicht wirklich ein bisschen weit ausholen, aber selbst wenn die Wahrheit nur irgendwo dazwischen liegt, sind die Gefahren medialer Manipulation immer noch groß genug, sie nicht einfach ignorieren zu dürfen.

                    Für eine interessante Frage halte ich in diesem Zusammenhang auch die, warum nur die dämlichen Formate bei uns kopiert werden, während man sich den etwas anspruchsvolleren Sachen nicht einmal nähert. Ich meine, in Großbritannien sind Serien wie Doctor Who, Life on Mars oder diverse Klassikerverfilmungen echte Quotenrenner.

                    Warum traut sich dann bei uns niemand an so etwas heran. Wo wir es gerade von Goethe hatten - der würde sich doch für diverse Miniserien nicht weniger anbieten, wie bei den Briten Charles Dickens oder Jane Austin, oder? Von deutscher SF mal ganz zu schweigen (von sporadisch auftretenden, meist mitternächtlichen Ausnahmen in Form von seltenen Fernsehfilmen und Miniserien abgesehen).

                    Zugegeben, die Betrachtung ist z.T. ein bisschen einseitig, denn hier und da gibt es ja durchaus mal den einen oder anderen Lichtblick, aber gewisse Tendenzen sind durchaus zu erkennen und wehe, wenn sie tatsächlich irgendwann jemand entsprechend zu nutzen weiß...

                    Gerade so etwas ließe sich in einer SF-Serie prima thematisieren und wäre vielleicht sogar ein wichtiger Beitrag zur derzeitigen Fernsehkultur. Vor allem würde es die Leute dazu anregen, wieder mehr über solche Dinge nachzudenken und etwas kritischer mit der Flut an Bildern umzugehen, die uns täglich überschwemmt.

                    Die Serie "Max Headroom" aus den späten 80ern hatte da sehr interessante Ansätze und auch die "Robocop" - Serie der 90er war da sehr ambitioniert. Auch William Shatners "TekWar" - Serie hatte entsprechende Tendenzen. Ich denke, gerade die Fernseh-SF sollte sich mehr in diese Richtung bewegen, wenn sie wieder wirklich etwas zu sagen haben will und nicht nur bunte Bilder und hübsche Explosionen zeigen möchte. Für so etwas gibt es 3D-Kinos oder gleich das Zirkuszelt!

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                      #70
                      Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                      Für eine interessante Frage halte ich in diesem Zusammenhang auch die, warum nur die dämlichen Formate bei uns kopiert werden, während man sich den etwas anspruchsvolleren Sachen nicht einmal nähert. Ich meine, in Großbritannien sind Serien wie Doctor Who, Life on Mars oder diverse Klassikerverfilmungen echte Quotenrenner.

                      Warum traut sich dann bei uns niemand an so etwas heran.
                      Das ist tatsächlich eine interessante Frage. Könnte das vielleicht daran liegen, dass mit der BBC in Großbritannien eine große, einheitliche staatliche Einrichtung existiert, während hier in Deutschland die Senderlandschaft sehr viel zersplitterter ist und es deshalb bei den einzelnen am Budget und zusammen an der Kooperationsbereitschaft scheitert, ein ambitioniertes Projekt auf die Beine zu stellen?

                      Die einzig andere Erklärung wäre ja, dass man die deutschen Zuschauer für zu blöd hält.

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                        #71
                        Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
                        Diesen Punkt nehmen doch schon seit "Das Netz" Jetztzeit-Thriller für sich in Anspruch. Das Thema ist aktuell und wird von den Studios daher lieber über die aktuelle Angst (und das Spielen mit der selben) vermarktet, statt einen SciFi-Staat oder etwas fortgeschrittene Technologie und die sich daraus ergebenden, weiteren Möglichkeiten auszuarbeiten. Mir fallen aber direkt eine handvoll Filme ein, die sich seit den 90ern mit dem Thema "Hackerangriff auf die Identität einer Person" oder einen Angriff auf die auf eben diesen neuen Technologien basierenden Kommunikations- und Infrastrukturen befasst haben - ob als Aufhänger oder technisch ausgefeilt wäre da erstmal egal. Der letzte größere dieser Filme war "Stirb Langsam 4.0" - und da möchte SciFi vielleicht auch gar nicht gegen antreten müssen.
                        In den 90ern gab es noch einige ambitionierte Filme, die in diese Richtung gingen und es ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel, warum die SF diese nicht weiter verfolgt hat und sich statt dessen in den letzten Jahren nur noch selbst wiederholt.

                        Dies gilt leider generell für den gesamten phantastischen Sektor. Da hagelt es Remakes, Sequels, Prequels, Reboots und Re-Imaginings aus allen Wolken. Ständig versucht man an irgendwelche Franchises anzuknüpfen, von denen man sich viel Geld verspricht. Man greift immer wieder auf bereits bekanntes, vertrautes Material zurück, inszeniert es mit modernen Effekten und weniger Subtext neu und bewegt sich keinen Milimeter weiter. In den 90ern war da noch Progression zu erkennen. Heute eher das Gegenteil.

                        Ich hätte mir gewünscht, dass der SF-Film (und damit auch die TV-Serien) neue Impulse wie die oft zu Unrecht gescholtene Gibson-Verfilmung "Jhonny Mnemonic", den großartigen Film "Nirvana" mit Christopher Lambert, die brilliante "Tek" - Serie, "Max Headroom" , Cronenbergs "Existenz" oder durchaus auch Filme wie "Das Netz" oder den B-Movie "Brainscan" mit Edward Furlong aufnehmen und weiter entwickeln würde. Nur plötzlich kam da kaum noch Neues. Statt dessen nur noch Rückgriffe auf Altbekanntes. Man dreht sich im Kreis und ich frage mich wieso.

                        Wenn man sich mal überlegt, wieviel aktuelles Zeitgeschehen die Kino- und Fernseh-SF seit den 50ern kommentiert hat, wievielen Ängsten und Hoffnungen sie Ausdruck gegeben und wievielen technischen Entwicklungen sie im Lauf der Zeit Rechnung getragen hat, finde ich die spärlichen und darüber hinaus unglaublich nichtssagenden SF-Produkte unserer Zeit geradezu peinlich. Meilensteine des SF-Films und solide, inhaltsstarke SF-Filme wie "Alarm im Weltall", "Tarantula", "Gefahr aus dem All", "Planet der Affen", "2001 - Odyssee im Weltraum", "Zardoz", "Welt am Draht", "Soilent Green", "Der Omega-Mann" oder "Star Trek VI", "Der Android", "Lautlos im Weltraum", "Alien", "Blade-Runner", "Alphaville", "Screamers", "Contact", "Invasion of the Body Snatchers", "The Faculty", "Alien Nation", "Die Klapperschlange", "Free Jack", "12 Monkeys", "Gattaca" etc.. muss man - mit ihrer Sozialkritik und Vieldeutigkeit - doch heute geradezu mit der Lupe suchen. Woher kommt das?


                        Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                        Das ist tatsächlich eine interessante Frage. Könnte das vielleicht daran liegen, dass mit der BBC in Großbritannien eine große, einheitliche staatliche Einrichtung existiert, während hier in Deutschland die Senderlandschaft sehr viel zersplitterter ist und es deshalb bei den einzelnen am Budget und zusammen an der Kooperationsbereitschaft scheitert, ein ambitioniertes Projekt auf die Beine zu stellen?

                        Die einzig andere Erklärung wäre ja, dass man die deutschen Zuschauer für zu blöd hält.
                        Ich befürchte, es ist beides zu gleichen Teilen .
                        Traurig, aber wahr.

                        Zumindest bezweifle ich, dass man Zuschauer, denen man die ganze Nacht über diverse Call-In-Shows präsentiert - bei denen man nichts gewinnen, aber viel Geld verlieren kann - für irgend etwas anderes hält, als für blöd (und das z.T. erschreckenderweise auch noch zu Recht, denn sonst würde da ja nie jemand anrufen und die müssten den Laden dicht machen, oder?).

                        Auf der anderen Seite stimmt es natürlich auch, dass das britische TV wesentlich besser organisiert ist, als unseres und seinen Bildungsauftrag auch ernst nimmt. Bei uns sind ARD und ZDF ja teilweise von den Privaten in Sachen Schwachsinn kaum zu unterscheiden. Ich sehe zumindest zwischen Marienhof und Unter Uns keinen großen Unterschied und Sturm der Liebe und Rote Rosen ist für mich der selbe Schwachsinn wie Verliebt in Berlin. Von "In aller Freundschaft" und ähnlichem Mist fange ich mal lieber gar nicht erst an.
                        Zuletzt geändert von Logan5; 06.06.2010, 14:31. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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                          #72
                          Zu eurer Diskussion passt meines Erachtens wunderbar folgender Artikel aus der "Zeit", der diesen komplexen Mechanismus: Medien - Zuseher und die gegenseitige Wechselwirkung treffend beschreibt. Kommentare und Debatten | Community | ZEIT ONLINE

                          Ich finde Folgenden Auszug sehr interessant und äußerst scharf beobachtet:

                          Wer also über Sprachkatastrophik klagt, über den umfassenden Hang zum Kurzen, Knackigen und Marktschreierischen (...), aber auch zum Eitlen, Anbiedernden und Marktgerechten, zum insgesamt Gedankenlosen und Kritikfeindlichen, der darf zu der Einsicht gelangen, dass das alles schon sehr in der Ordnung sei, wo schon alles nur mehr "Reklame" (Adorno/Horkheimer) ist und nicht auf Erkenntnis noch Geist zielt, sondern auf Affekt und bunten Lärm setzt, auf "bunte Assoziation und glücklichen Unsinn": Der Konsument "soll keiner eigenen Gedanken bedürfen: das Produkt zeichnet jede Reaktion vor: nicht durch seinen sachlichen Zusammenhang - dieser zerfällt, soweit er Denken beansprucht - sondern durch Signale. Jede logische Verbindung, die geistigen Atem voraussetzt, wird peinlich vermieden" (dies.), sag ich ja.
                          Zuletzt geändert von Cotillion; 06.06.2010, 15:59.
                          Die Herrschaftsverhältnisse ändern sich nie, lediglich die Methoden der Unterdrückung werden subtiler.

                          Kommentar


                            #73
                            @Cotillion

                            Interessanter Artikel, vielen Dank!

                            @Logan5

                            Zuschauer, die sich nachts Call Shows reinziehen, gibts doch in Großbritannien sicher anteilsmäßig auch nicht weniger als in Deutschland. Trotzdem bringen die Briten es fertig, anspruchsvollere Serien zu produzieren als wir. Neben der Organisation der Fernsehlandschaft mag auch eine Rolle spielen, dass die Briten ohne großen Synchronisationsaufwand in der Lage sind, ihre Serien auch auf dem US-Markt zu verkaufen, was ein leicht erreichbares zusätzliches Nachfragepotenzial bietet. Eine deutsche Produktion hat es da schon schwerer.

                            Dennoch glaube ich, dass sich ARD und ZDF sowie auch die Dritten einfach zu sehr weichspülen lassen. Denn Arte und 3Sat bringen es ja auch fertig, anspruchsvolle Programme zu produzieren und zu senden, die sicher auch nicht immer grad billig sind. Natürlich ist Science Fiction tendenziell ein teures Genre. Aber Filme wie Duncan Jones Moon zeigen ja andererseits, dass auch da durchaus ohne Unsummen geht.

                            Ich befürchte eher, dass Science Fiction, vor allem in TV-Serienform, immer noch zusehr in der Camp- und Trash-Ecke gesehen wird, als dass sich ein Sender wie Arte darauf einlassen will. Es wird immer noch zusehr als "Kinderkram" betrachtet. Ich kann da nur hoffen, dass der Erfolg von nBSG bei den Kritikern (ja, ich weiß, du magst sie nicht ) in der Hinsicht vielleicht was bewegt.

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                              #74
                              Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
                              Zu eurer Diskussion passt meines Erachtens wunderbar folgender Artikel aus der "Zeit", der diesen komplexen Mechanismus: Medien - Zuseher und die gegenseitige Wechselwirkung treffend beschreibt. Kommentare und Debatten | Community | ZEIT ONLINE

                              Ich finde Folgenden Auszug sehr interessant und äußerst scharf beobachtet:
                              Ein wirklich großartiger und treffender Artikel, der so Einiges gezielt auf den Punkt bringt, was in unserer Gesellschaft gerade schief läuft. Als angehender Lehrer ist mir der Pygmalion-Effekt natürlich ein Begriff und diese Lehrer - Schüler - Studie bringt da wirklich ein Phänomen zu Tage, dessen Mechanismus im Artikel schön erläutert wird.

                              Ja, genauso läuft das. Unterforderung fördert Falschverstehen, während leichte Überforderung stimulierend wirken kann. Eigentlich ein ganz einfaches Prinzip.

                              Leider haben wir es heute teilweise tatsächlich mit einer nicht geringen Masse von unbelehrbaren "Falschverstehern" und "Bullshittern" zu tun, die sich niemals mehr zum Nachdenken anregen lassen wollen, da sie glauben, bereits alles zu wissen, was relevant wäre. Um es mit Houseman zu sagen:"Was soll ich tun oder schreiben gegen das Herabsinken der Nacht?"

                              Wenn ich alleine an meine ersten Begegnungen mit Science-Fiction denke, fällt mir immer wieder auf, dass es anfänglich gerade das "Nichtverstehen" bei gleichzeitiger Faszination für das Phantastisch-Ästhetische war, weshalb ich mich in dieses Genre verliebt habe. Ich wollte dahinter kommen, was das alles zu bedeuten hatte. Das ging von der phantasievollen Verfremdung über die technischen Beschreibungen bis hin zum sozialkritischen Unterbau und besonderer Sprachverwendung.

                              Gerade Star Trek und STTNG haben mich u.a. wegen des für Fernsehverhältnisse ziemlich hohen Sprachniveaus der Figuren fasziniert und ich habe am Anfang nicht immer jedes einzelne Fremd- oder Fachwort verstanden, das da verwendet wurde. Aber ich wollte es verstehen und dabei hat sich mein Sprachschatz und mein Horizont um Einiges erweitert. Ähnlich verhält es sich ja in vielen Ländern, die im Fernsehn nicht den deutschen Luxus der Synchronisation betreiben, sondern auf Originale mit Untertiteln setzen. Die Englischkenntnisse skandinavischer Kinder sind teilweise bereits immens, noch bevor sie zum ersten Mal eine Schule betreten.

                              Was aber will man lernen von Sendungen wie DSDS, Germany's Next Top Model, Frauentausch, Bauer sucht Frau oder gar Big Brother? Wie viele Kinder und Jugendliche wachsen mit einem dermaßen grenzdebilen Bockmist auf? Wenn man bedenkt wieviel Bildungs- und Anregungspotential da einfach verschenkt wird. Statt dessen wird man von klein an zu Unmündigkeit, Konformität und kritiklosem Konsumdenken erzogen, wo kaum noch Freiräume für eigenständiges Denken bleiben. Das schafft uns eines Tages die perfekte Gesellschaft wirtschaftlicher Globalisierung und entspricht meiner Meinung nach genau dem Bürgerwunschbild neoliberaler Politiker - und welcher Politiker, der etwas zu sagen hätte, ist das heutzutage nicht?

                              Hierfür ein Bewusstsein zu schaffen wäre eigentlich oberste Priorität des Genres, das seit jeher vor den Gefahren falsch genutzter Technologie gewarnt hat. Leider tut sich da immer noch viel zu wenig. Statt dessen ist das Genre zum Kinderzirkus verkommen, was sich in Blockbustern wie Transformers, Alien vs. Predator, I Am Legend und wie sie alle heißen deutlich spiegelt und ausgerechnet ein Film, der sich unverfroren Star Trek nennt (einst das Flaggschiff intelligenter TV-Unterhaltung), ist der dümmste von allen.

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                                #75
                                Das mit der Zwangsversorgung mit Synchronisation müsste wirklich mal aufhören. Wenigstens könnte man doch den Zuschauern die Wahl lassen. So ein Kostenfaktor kann das doch nicht sein, die Originaltonspur zu erhalten. Im Pay TV gehts doch auch.

                                Mal ein ganz anderer Gedanke - was die britischen Shows auch von anderen unterscheidet, ist ein anderes Serienformat. Kürzere Staffeln und vermehrt Miniserien. Dies könnte auch die Produktion inhaltlich anspruchsvollerer Serien fördern. Denn es reduziert das finanzielle Risiko und schafft für die Produzenten mehr Planungssicherheit. Ein Hauptmanko der derzeitigen Serienlandschaft sehe ich darin, dass keiner weiß, wie viele Staffeln eine Show bekommt, und deshalb nur für eine, maximal zwei Staffeln plant. Läuft die Serie besser als erwartet, wird auf Teufel komm raus Handlung "drangepappt". Deshalb gehen viele Serien nach zwei, drei Staffeln qualitativ den Bach runter.

                                Mit kürzeren Formaten und einer garantierten Episodenzahl könnte man auch mal riskantere, weil anspruchsvollere Projekte wagen.

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