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Sterben anspruchsvolle SciFi-Serien aus?

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    #76
    Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
    Neben der Organisation der Fernsehlandschaft mag auch eine Rolle spielen, dass die Briten ohne großen Synchronisationsaufwand in der Lage sind, ihre Serien auch auf dem US-Markt zu verkaufen, was ein leicht erreichbares zusätzliches Nachfragepotenzial bietet. Eine deutsche Produktion hat es da schon schwerer.
    Das Argument der Sprache kommt bei dieser Diskussion immer wieder gerne auf, obwohl es bei genauer Betrachtung eigentlich nicht haltbar ist.

    Haben die USA "Life on Mars" etwa eingekauft? Nein. Die Amis machen, was die Amis in solchen Fällen immer machen, wenn ihnen etwas Ausländisches gefällt - sie sichern sich die Rechte und verfilmen alles in Eigenregie nochmal. LoM war doch eine britische Serie. Die Amis haben sie einfach neu gedreht. "Doctor Who" oder "Red Dwarf" waren in GB große Erfolge. Hat das zu einem Verkauf über den großen Teich geführt? Hat es nicht. Zu britisch!

    Was in den USA - und nicht nur da - aber prima ankommt, sind japanische Horrorfilme und Animés. Sprechen die Amerikaner etwa zu großen Teilen japanisch? Ich wette es gibt mehr Amis, die über Deutschkenntnisse verfügen. Natürlich wird auch hier nicht eingekauft, sondern nachgemacht - aber so sind die Amis eben. Dabei ist die Ursprungssprache vollkommen gleichgültig. Auch mit französischen Filmen verfährt man in den USA gerne auf diese Weise.

    Was den europäischen Raum angeht muss man sich diesbezüglich sogar noch weniger Gedanken machen, denn in den meisten Ländern sind OmU-Ausstrahlungen Standard. Auch da juckt es niemanden, in welcher Sprache gefilmt wurde.

    Darüber hinaus besteht allerdings auch nach wie vor die Möglichkeit einfach in Englisch zu drehen, was früher - oft mit internationalem Cast - auch Gang und Gäbe war. Ich erinnere mich z.B. daran, dass sich die deutsche Abenteuerserie "Silas" (u.a. mit Patrick Bach und Dieter Krebs) in Großbritannien recht hoher Beliebtheit erfreut hat. Auch die deutschen Edgar Wallace-Filme haben sich damals ganz gut über den Teich verkaufen lassen. Für die Parodien darauf von Oliver Kalkofe wurden übrigens sogar diverse Synchronfassungen mitgeliefert, um die Filme auch im Ausland verkaufen zu können.

    Zusätzlich haben sich meines Wissens nach die Konzepte von "Schillerstraße" und "Schlag den Raab" recht erfolgreich ins Ausland verkauft.

    Zu guter Letzt muss erwähnt werden, dass es mit "Raumpatrouille" bereits in den 60ern möglich war, eine deutsche SF-Serie zu produzieren, die nicht die Einzige war. Es gab u.a. "Das blaue Palais", "Der Andrjäger" oder der Fassbinder-Klassiker "Welt am Draht". Erwähnenswert sind auch Co-Produktionen wie "Der Schatz im All" (u.a. mit Klaus Löwitsch), die Kinder-SF-Serie "Unterwegs nach Atlantis" oder - ebenfalls fürs Kinderprogramm produziert - "Timm Thaler" und "Patrick Packard" oder die vierteilige Jules Verne - Verfilmung "Matthias Sandorff". An der "Lexx" und an "Primeval" haben wir immerhin mitproduziert (wenn wohl auch vorwiegend als Geldgeber).

    Mir kann niemand erzählen, dass die Produktion einer deutschen SF-Serie an der Sprache scheitern würde oder gar an den Kosten, die sie verursachen würde, denn Großbritannien muss mit weitaus weniger Geld auskommen als wir und hat gleich mehrere SF- und Phantastik-Serien im Programm. Auch an kreativen Köpfen fehlt es in der Heimat von Perry Rhodan eigentlich nicht. Da braucht man wirklich nur mal zu diversen Heftromanen, Hörspielproduktionen oder auch etwas seriöseren Werken von Frank Schätzing, Andreas Eschbach oder Markus Hammerschmitt zu greifen. Da auch diese Sachen sich wohl ausreichend verkaufen, um den Autoren ihr Grundeinkommen zu sichern, gehe ich davon aus, dass es dafür in Deutschland sogar ein Publikum gibt.

    Der Grund ist eher die geringe Risikobereitschaft unserer Sender und die biedere, bornierte Haltung gegenüber phantastischen Stoffen. Es ist schon ein Witz, dass man diese dort für trivial hält, während man gleichzeitig unterirdischen Bockmist wie "Verbotene Liebe" oder diverse Rosamunde Pichler - Filmchen in Serie raushaut.

    Vielleicht steht SF aber auch doch zu sehr in Verbindung mit subversivem, kritischem Gedankengut und wer will im 21. Jahrhundert in Deutschland schon mündige Bürger haben? Diese Zeiten sind lange vorbei, seit wir nicht mehr schlauer als der Ostblock sein müssen und eine kritische co-produzierte Serie wie "Die Wächter" nach dem Roman von John Christopher (dem wir auch die Dreibeiner zu verdanken haben) wäre in unserer Zeit meiner Meinung nach undenkbar. So etwas wir ja nicht einmal mehr wiederholt.

    Möglicherweise ist es aber auch alles eine Frage der Kostenverteilung, denn die BBC muss nicht noch etliche Regionalprogramme mit durchfüttern, wie es bei uns unsinnigerweise der Fall ist. Ich frage mich allerdings schon, was man davon hat, dass ein und der selbe Film innerhalb eines Jahres in jedem dritten Programm dreimal gelaufen sein muss.

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      #77
      Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen

      Vielleicht steht SF aber auch doch zu sehr in Verbindung mit subversivem, kritischem Gedankengut und wer will im 21. Jahrhundert in Deutschland schon mündige Bürger haben? Diese Zeiten sind lange vorbei, seit wir nicht mehr schlauer als der Ostblock sein müssen und eine kritische co-produzierte Serie wie "Die Wächter" nach dem Roman von John Christopher (dem wir auch die Dreibeiner zu verdanken haben) wäre in unserer Zeit meiner Meinung nach undenkbar. So etwas wir ja nicht einmal mehr wiederholt.
      Könnte sich einer von euch vorstellen, dass heutzutage ein Film wie "2001, Odyssee im Weltraum" in die Kinos kommt, und dort einen ähnlichen Erfolg feiert wie Anno dazumals? Haben wir uns wirklich in den letzten 40 Jahren so sehr verändert?

      Wenn ich mit Bekannten über Fernsehen spreche, und ich meine Kritik dazu äußere, an Filmen wie Transformers und Star Trek, welche ich symptomatisch als die Verdummung unserer Gesellschaft sehe, kommt als Gegenargument lediglich: "Ich will doch nur unterhalten werden". Hat das Medium Film gar keinen höheren Anspruch mehr? Kann man Unterhaltung von Meinungsbildung trennen? Ich habe das Gefühl, keiner versteht mich wirklich, bzw keiner versteht die subtile Manipulation unserer Gesellschaft durch diese gewaltige Bilderflut. Dabei diskutiere ich mit aufgeklärten und ansonsten völlig rational argumentierenenden Menschen. Woher kommt diese Verblendung? Wie sieht das ganze in 20 Jahren aus? Etabliert sich, abseits dieser Hochglanzoptik ein neuer anspruchsvoller Markt, wie z.Bsp in den USA, die mit HBO und Showtime 2 der gegenwärtig besten Fernsehsender der Welt haben, oder schreitet diese Entwicklung, sofern sie nicht von selbst reguliert wird, unaufhörlich voran?
      Die Herrschaftsverhältnisse ändern sich nie, lediglich die Methoden der Unterdrückung werden subtiler.

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        #78
        Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
        Könnte sich einer von euch vorstellen, dass heutzutage ein Film wie "2001, Odyssee im Weltraum" in die Kinos kommt, und dort einen ähnlichen Erfolg feiert wie Anno dazumals? Haben wir uns wirklich in den letzten 40 Jahren so sehr verändert?
        Ja, heute ist im Scifi-Bereich fast nur noch Action-Krachbumm massentauglich.

        Filme wie "2001" oder "Star Trek - Der Film" würden heutzutage in Deutschland wahrscheinlich keine 100.000 Leute ins Kino bringen.

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          #79
          @Cotilion

          Versuch einer Antwort. Die Zeiten haben sich geändert, keine Frage. Ich glaube, dass heute die Menschen mit den immer größer werdenden Komplikationen in ihrem eigenen Leben, im Beruf und in den Familien, mit Existenz- und Zukunftssorgen und Perspektivlosigkeit bereits so gefordert oder überfordert sind, dass sie in ihrer Freizeit tatsächlich nur noch abschalten und unterhalten werden wollen, und sich nicht noch über weitere Probleme Gedanken machen wollen. Ich merke ja an mir selber, dass mir das teilweise so geht.

          Früher war das Leben vielleicht nicht leichter, aber es war unkomplizierter. MIt "früher" meine ich jetzt die 60er bis Anfang 90er. Es herrschte nicht dieser Druck, diese Unüberschaubarkeit, und diese Perspektivlosigkeit. Entsprechend hatten die Leute noch eher die Muße und Energie, sich mit tiefsinnigeren und problematisierenden Stoffen auseinanderzusetzen. Nur meine 2 cents.

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            #80
            Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
            @Cotilion

            Versuch einer Antwort. Die Zeiten haben sich geändert, keine Frage. Ich glaube, dass heute die Menschen mit den immer größer werdenden Komplikationen in ihrem eigenen Leben, im Beruf und in den Familien, mit Existenz- und Zukunftssorgen und Perspektivlosigkeit bereits so gefordert oder überfordert sind, dass sie in ihrer Freizeit tatsächlich nur noch abschalten und unterhalten werden wollen, und sich nicht noch über weitere Probleme Gedanken machen wollen. Ich merke ja an mir selber, dass mir das teilweise so geht.

            Früher war das Leben vielleicht nicht leichter, aber es war unkomplizierter. MIt "früher" meine ich jetzt die 60er bis Anfang 90er. Es herrschte nicht dieser Druck, diese Unüberschaubarkeit, und diese Perspektivlosigkeit. Entsprechend hatten die Leute noch eher die Muße und Energie, sich mit tiefsinnigeren und problematisierenden Stoffen auseinanderzusetzen. Nur meine 2 cents.
            Ich bin eben der Meinung, dass Fernsehen nie bloß Unterhaltung sein kann, sondern selbst bei offensichtlich dummen Filmen wie Armageddon Bilder und Botschaften vermittelt werden, die dann der Konsument unterbewusst in seine Weltanschauung integriert. Dagegen kann man sich kaum wehren, selbst wenn man weiß, dass dieser Film natürlich nur ein 08/15 Blockbuster, ohne Anspruch auf Realismus ist. Fernsehen vermag selbst den größten Rationalisten auf unterschwelligste Weise zu manipulieren. Und da das Fernsehen mittlerweile einen bedeuten Stellenwert der Informationsvermittlung einnimmt, gibt es unzählige Menschen, die glauben ein aufgeklärtes Weltbild zu haben, obwohl sie im Grunde nur ein Produkt der Medien sind, ohne dies überhaupt zu erahnen.
            Das individuelle Weltbild wiederum, entscheidet darüber wen ich wähle, welche Produkte ich kaufe und beeinflusst so die ganze Welt und erschafft deswegen wiederum die Probleme, von denen man eigentlich flüchten will. Es ist eine paradoxe Haltung, aber da dieser Zusammenhang nicht so offensichtlich ist, sind sich die einzelnen Akteuer einfach nicht bewusst, welchen Schaden sie damit anrichten.
            Die Herrschaftsverhältnisse ändern sich nie, lediglich die Methoden der Unterdrückung werden subtiler.

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              #81
              Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
              Der letzte größere dieser Filme war "Stirb Langsam 4.0" - und da möchte SciFi vielleicht auch gar nicht gegen antreten müssen.
              Man muss aber schon sagen, dass diese Filme auch oft nicht technisch Korrekt sind. Es fragt sich auch, wie der eher "nüchterne" Vorgang, in ein Netzwerk einzudringen, mit Action und Dramatik dargestellt werden will.

              Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
              Ich finde Folgenden Auszug sehr interessant und äußerst scharf beobachtet:
              Aber für eine Signatur dürfte er zu lang sein.
              "Unterdrücke nie mit Gewalt Überzeugungen, die du für verderblich hälst, sonst unterdrücken diese Überzeugungen dich. " - B. Russell, 10 Gebote eines Liberalen.

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                #82
                Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
                Man muss aber schon sagen, dass diese Filme auch oft nicht technisch Korrekt sind. Es fragt sich auch, wie der eher "nüchterne" Vorgang, in ein Netzwerk einzudringen, mit Action und Dramatik dargestellt werden will.



                Aber für eine Signatur dürfte er zu lang sein.
                Leider gibt es so wenig KURZE Zitate, die einen gewissen Zusammenhang treffend auf den Punkt bringen . Aber ich werd mir wohl trotzdem etwas anderes suchen.
                Die Herrschaftsverhältnisse ändern sich nie, lediglich die Methoden der Unterdrückung werden subtiler.

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                  #83
                  Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
                  Ich bin eben der Meinung, dass Fernsehen nie bloß Unterhaltung sein kann, sondern selbst bei offensichtlich dummen Filmen wie Armageddon Bilder und Botschaften vermittelt werden, die dann der Konsument unterbewusst in seine Weltanschauung integriert. Dagegen kann man sich kaum wehren, selbst wenn man weiß, dass dieser Film natürlich nur ein 08/15 Blockbuster, ohne Anspruch auf Realismus ist. Fernsehen vermag selbst den größten Rationalisten auf unterschwelligste Weise zu manipulieren. Und da das Fernsehen mittlerweile einen bedeuten Stellenwert der Informationsvermittlung einnimmt, gibt es unzählige Menschen, die glauben ein aufgeklärtes Weltbild zu haben, obwohl sie im Grunde nur ein Produkt der Medien sind, ohne dies überhaupt zu erahnen.
                  Das individuelle Weltbild wiederum, entscheidet darüber wen ich wähle, welche Produkte ich kaufe und beeinflusst so die ganze Welt und erschafft deswegen wiederum die Probleme, von denen man eigentlich flüchten will. Es ist eine paradoxe Haltung, aber da dieser Zusammenhang nicht so offensichtlich ist, sind sich die einzelnen Akteuer einfach nicht bewusst, welchen Schaden sie damit anrichten.
                  Ich stimme dir da ja völlig zu, und ich wollte damit auch um Himmels Willen nicht sagen, dass ich das gut finde.

                  Ich meine nur, ich kann verstehen, wie es dazu kommt. Je älter jemand ist, desto stärker wird einem der Unterschied bewusst, wieviel auslaugender auf der geistigen Ebene das Leben heute im Vergleich zu früher ist. Ich bin Anfang 40 und habe die späten 70er und die 80er noch halbwegs gut in Erinnerung. Das Leben war viel unkomplizierter. Und wenn ich mit älteren Leuten rede, über 50 oder gar Rentnern, die bestätigen mir nur verstärkt diesen Eindruck.

                  Dass das ein Teufelskreis ist, und die Probleme nur noch schlimmer werden, wenn man sich ausklinkt, damit hast du ja völlig recht.

                  Ob und wie lange das so weitergehen wird? Keine Ahnung. Ich dachte schonmal so vor 5, 7 Jahren, jetzt kehrt sich das alles etwas um. Aber das war wohl nichts. Für mich ist da derzeit kein Ende in Sicht.

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                    #84
                    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                    Das Sprachniveau der Tagesschau musste vor ein paar Jahren gesenkt werden, weil die Zuschauer gar nicht mehr nachvollziehen konnten, wovon dort die Rede sei. Woher kommt das wohl? Wie erklärst du dir, dass - besonders in Deutschland - phantasievolle, sozialkritische oder einfach nur nachdenkliche Serien im TV immer seltener den Zuspruch der Zuschauer finden, obwohl sie mitte der 90er noch ziemlich beliebt waren, aber die inhaltsleeren Reality-Formate wie Pilze aus dem Boden schießen und von allen gefeiert werden?
                    Das Sprachniveau in den 50ziger Jahren war ja auch höher als dann später. Das hängt vielleicht mit dem Einfluss des Englischen zusammen, dort hat man auch von den eher sperrigen Sätzen Abstand genommen zugunsten von kurzen.

                    Ich würde sagen: Der verstärkte Einfluss des Privatfernsehens, die Konkurrenz zu den neuen Medien usw., haben bestimmt ihr Übrigens dazu beigetraten, dass das Fernsehen heute anders funktioniert als in den 90zigern.

                    Zitat von Logan5
                    Warum traut sich dann bei uns niemand an so etwas heran. Wo wir es gerade von Goethe hatten - der würde sich doch für diverse Miniserien nicht weniger anbieten, wie bei den Briten Charles Dickens oder Jane Austin, oder? Von deutscher SF mal ganz zu schweigen (von sporadisch auftretenden, meist mitternächtlichen Ausnahmen in Form von seltenen Fernsehfilmen und Miniserien abgesehen).
                    Es gab ja immerhin eine Buddenbrooksverfilmung, so schlimm ist es also noch nicht.

                    Edit:
                    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                    Echte Kunst und kommerzielle Vorausberechnung sind in meinen Augen einfach zwei Größen, die einander kategorisch ausschließen. Das Eine würde dem Anderen grundsätzlich im Weg stehen.
                    [...]
                    Da benennst du aber auch schon den Unterschied. Wer sich um Verkaufszahlen und Zuschauerzuspruch kümmern muss, das sind die Theaterintendanten oder Verleger - nicht die Künstler selbst.
                    Der Künstler muss es aber auch an den Verleger/Intendanten verkaufen können. Ich denke, die Dinge schliessen sich nicht aus. Sicher produziert der Künstler sein Werk nicht nur wegen materieller Dinge, aber dass er es ausschliesslich aus ideellen Gründen tut halte ich auch für unrealistisch.
                    "Unterdrücke nie mit Gewalt Überzeugungen, die du für verderblich hälst, sonst unterdrücken diese Überzeugungen dich. " - B. Russell, 10 Gebote eines Liberalen.

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                      #85
                      Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
                      Ich bin eben der Meinung, dass Fernsehen nie bloß Unterhaltung sein kann, sondern selbst bei offensichtlich dummen Filmen wie Armageddon Bilder und Botschaften vermittelt werden, die dann der Konsument unterbewusst in seine Weltanschauung integriert. Dagegen kann man sich kaum wehren, selbst wenn man weiß, dass dieser Film natürlich nur ein 08/15 Blockbuster, ohne Anspruch auf Realismus ist. Fernsehen vermag selbst den größten Rationalisten auf unterschwelligste Weise zu manipulieren. Und da das Fernsehen mittlerweile einen bedeuten Stellenwert der Informationsvermittlung einnimmt, gibt es unzählige Menschen, die glauben ein aufgeklärtes Weltbild zu haben, obwohl sie im Grunde nur ein Produkt der Medien sind, ohne dies überhaupt zu erahnen.
                      Das individuelle Weltbild wiederum, entscheidet darüber wen ich wähle, welche Produkte ich kaufe und beeinflusst so die ganze Welt und erschafft deswegen wiederum die Probleme, von denen man eigentlich flüchten will. Es ist eine paradoxe Haltung, aber da dieser Zusammenhang nicht so offensichtlich ist, sind sich die einzelnen Akteuer einfach nicht bewusst, welchen Schaden sie damit anrichten.
                      Wenn das so wäre, warum würden sich dann neue Parteien gründen? Gucken die 8%-10% Gesamtwähler irgendwelcher "sonstigen" kein Fernsehen? Schauen die Wähler der Linken einen bestimmten, subversiven Spartensender? Würde die BP ihre Verluste mit entsprechend platzierter Berichterstattung wieder auffangen und die Protestler in Deutschland zurück an die Zapfsäulen von Aral (BP's Gesicht in Deutschland) treiben können?

                      Oder ist der nichtbefallene Teil der Bevölkerung schlicht und einfach schon anders "manipuliert", nämlich durch den eigenen Wahnsinn und damit vorher schon keine Rationalisten mehr?

                      Ich finde die Sichtweise zu vereinfacht. Ja, die Medien können (und wollen wohl auch) manipulierend wirken, jedoch ist der Schlüssel zu allen Menschen noch nicht gefunden. Was nicht heißt, daß die Masse nicht doch schon erreicht wurde.
                      Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Foren-Autor aller Zeiten wurde heute von einem Bus auf der Datenautobahn überfahren.

                      "Ich mag meine Familie kochen und meinen Hund" - Sei kein Psycho. Verwende Satzzeichen!

                      Star Wars 7? 8? Spin-Offs? Leute, das Haftmittel für meine Dritten macht bessere Filme!

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                        #86
                        Was ist anspruchsvolle Sci Fi? Was zählt nicht darunter?

                        Hier wurde angesprochen, warum es immer Krieg/Konflikt sein muss. Warum nicht? Kommt drauf an, wie es eingesetzt wird und um was es in der Serie geht.

                        Bei V gabs Konflikte und Krieg, was sehr gut passte. Feindliche Leguane wollen die Menschen verhappern und das H2O klauen.

                        Bei BSG gabs Konflikte und Krieg, was sehr gut passte. Zylonen wollten die Menschheit ausrotten, die sich halt auch gegenseitig nicht so richtig grün waren.

                        Bei B5 gab es Konflikte und Krieg, was sehr gut passte. Krieg gegen die Shadows, gegen die Clark-Erde...

                        Bei Star Trek gab es Konflikte und Krieg, was teilweise sehr gut passte: Borg, Dominion, Xindi.

                        Hier wird Sliders als Mist bezeichnet und Robocop als gute Alternative. Ich hätte es eher umgekehrt gesehen, weil Sliders (zumindest die ersten 3 Staffeln) echt klasse war. Die Erde in verschiedenen Versionen mit verschiedenen Art und Weisen.

                        Hier wird Space Rangers als Mist angesehen, obwohl es nur 6 Folgen gab und zumindest einige davon auch ernsthafte Themen (Verbrecherplanet, das mit dem Flüchtlingsschiff) hatten und gute Charazeichnungen (Folge 6) hatten.

                        Es gibt Sci Fi Serien, die einem gefallen und welche, die man nicht mag. Ich persönlich konnte nix mit Robocop und Earth 2 anfangen, fand aber Sachen wie Space: Above and Beyond, Space Rangers... geil.

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                          #87
                          Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
                          Könnte sich einer von euch vorstellen, dass heutzutage ein Film wie "2001, Odyssee im Weltraum" in die Kinos kommt, und dort einen ähnlichen Erfolg feiert wie Anno dazumals? Haben wir uns wirklich in den letzten 40 Jahren so sehr verändert?
                          Für mich ist das auch ein Phänomen. Generell waren die 60er, 70er und zu Teilen auch noch die 80er unglaublich progressive Jahrzehnte - ganz besonders hinsichtlich Kunst und Kultur. Der damalige Zeitgeist war offenbar ein gänzlich anderer als heute.

                          Ein möglicher Erklärungsansatz, der auch deutlich veranschaulicht, wie groß die Macht der Medien tatsächlich ist, liegt im Kalten Krieg begründet.

                          Spätestens seit dem Sputnik-Schock war die gesamte westliche Welt im Aufruhr und befürchtete, dass die Russen wissenschaftlich schon wesentlich weiter wären. Plötzlich galt es, mehr in Bildung zu investieren und das zeigte sich auch im TV und im Kino. So war beispielsweise die allseits beliebte Sesamstraße als Bildungsprogramm für Vorschulkinder ein direktes Resultat dieser Entwicklung.

                          Das Interesse an wissenschaftlichem Fortschritt, politischer Entwicklung und mündiger Entfaltung von Individualität war damals immens hoch und wurde durch die Medien gezielt gefördert. Überall wurde versucht, alte Strukturen aufzubrechen. So bedrohlich der Streit der Ideologien auch war, so anregend war für die Entwicklung von Kultur, Engagiertheit der Bürger und politischem Bewusstsein.

                          Nach Tschernobyl - und bei uns ganz besonders nach Auflösung der DDR - war eine Abgrenzung durch wissenschaftliche und kulturelle Überlegenheit gegenüber den kommunistisch geprägten Ländern nicht mehr notwendig. Es ist doch erstaunlich, dass das Absinken des allgemeinen Niveaus in Kino und Fernsehn in den 90ern seinen Anfang nahm, oder? Genau zu der Zeit, als der Ostblock an Macht verloren hatte und sich eine globalisierte Weltwirtschaft zu etablieren begann, die weit über das hinaus ging, was einmal mit der EWG anfing.

                          Plötzlich war der mündige Bürger nicht mehr gefragt und mittlerweile ist er sogar vollkommen unerwünscht. Jetzt, wo der Kapitalismus sich nicht mehr verstellen muss, um der Öffentlichkeit ein freundlicheres Gesicht zu zeigen, als der "böse" Kommunismus, von dem es sich deutlich abzugrenzen galt, wird er durch nichts mehr in Zaum gehalten und kann endlich als das Monster wüten, das schon immer in ihm geschlummert hat. Dummerweise steht ihm immer noch zu viel Demokratie im Weg, aber durch geschickten Medieneinsatz lässt sich die Mündigkeit des Bürgers durchaus in Grenzen halten.

                          Soviel zu meiner persönlichen, kleinen Verschwörungstheorie.

                          Mittlerweile hat man die Leute im TV und auch über andere Medien mit dem trivialsten und hirnlosesten Trash dermaßen überschüttet, dass heute als normal gilt, worüber ich mich noch in den 90ern mit meinen Freunden lustig gemacht habe. Damals war auch Kalkofes Mattscheibe noch richtig witzig, weil die Sendungen, über die Oliver Kalkofe damals hergefallen ist, da noch nicht die Norm waren. Heute sind sie das leider.

                          Diese unfassbare Doofheit und Inhaltsleere ist so allgegenwärtig geworden, dass sie von den meisten Leuten schon gar nicht mehr als solche wahrgenommen wird. Auf Dauer gewöhnt man sich eben an alles und dann lehnt man automatisch ab, was über das Gewohnte hinaus geht, es sei denn solche Normabweichungen würden sich mit der Zeit häufen, bis sie wieder selbst die Bezugsgröße darstellen.

                          Wie auch immer, hätte man es damals gewagt, einem von Filmen wie "Planet der Affen", "Forbidden Planet" oder "2001 - Odyssee im Weltraum" verwöhnten Publikum einen solchen, schwachsinnigen Trash wie "Star Trek 2009" vorzusetzen, hätte es in der gesamten Fachpresse solche Verrisse gehagelt, dass J.J. Abrams danach nie wieder hinter eine Kamera getreten wäre - es sei denn als Kabelträger!

                          Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
                          Ich habe das Gefühl, keiner versteht mich wirklich, bzw keiner versteht die subtile Manipulation unserer Gesellschaft durch diese gewaltige Bilderflut. Dabei diskutiere ich mit aufgeklärten und ansonsten völlig rational argumentierenenden Menschen. Woher kommt diese Verblendung? Wie sieht das ganze in 20 Jahren aus? Etabliert sich, abseits dieser Hochglanzoptik ein neuer anspruchsvoller Markt, wie z.Bsp in den USA, die mit HBO und Showtime 2 der gegenwärtig besten Fernsehsender der Welt haben, oder schreitet diese Entwicklung, sofern sie nicht von selbst reguliert wird, unaufhörlich voran?
                          Auf die Entwicklung der nächsten Jahrzehnte bin ich auch sehr gespannt. Vor allem denke ich, dass sich gerade über das Internet eine Subkultur bildet, die vom Verdummungsfernsehn immer weniger erreicht wird und gegen die Verblödungsmaschinerie angeht. Viva La Resistance!


                          Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                          @Cotilion

                          Versuch einer Antwort. Die Zeiten haben sich geändert, keine Frage. Ich glaube, dass heute die Menschen mit den immer größer werdenden Komplikationen in ihrem eigenen Leben, im Beruf und in den Familien, mit Existenz- und Zukunftssorgen und Perspektivlosigkeit bereits so gefordert oder überfordert sind, dass sie in ihrer Freizeit tatsächlich nur noch abschalten und unterhalten werden wollen, und sich nicht noch über weitere Probleme Gedanken machen wollen. Ich merke ja an mir selber, dass mir das teilweise so geht.

                          Früher war das Leben vielleicht nicht leichter, aber es war unkomplizierter. MIt "früher" meine ich jetzt die 60er bis Anfang 90er. Es herrschte nicht dieser Druck, diese Unüberschaubarkeit, und diese Perspektivlosigkeit. Entsprechend hatten die Leute noch eher die Muße und Energie, sich mit tiefsinnigeren und problematisierenden Stoffen auseinanderzusetzen. Nur meine 2 cents.
                          Diese Entwicklung ist natürlich nicht von Hand zu weisen und bis zu einem gewissen Grad auch irgendwo nachvollziehbar, aber würde eine solche, schleichende Resignation - denn etwas anderes ist es letztendlich nicht - konsequent weiter gedacht nicht das Ende aller Demokratie bedeuten?
                          Zuletzt geändert von Logan5; 06.06.2010, 23:38. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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                            #88
                            Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                            Diese Entwicklung ist natürlich nicht von Hand zu weisen und bis zu einem gewissen Grad auch irgendwo nachvollziehbar, aber würde eine solche, schleichende Resignation - denn etwas anderes ist es letztendlich nicht - konsequent weiter gedacht nicht das Ende aller Demokratie bedeuten?
                            Nunja, das ist jetzt natürlich sehr off topic, aber diese Gefahr sehe ich durchaus. Noch dazu, wenn man es mit der Frustration über den Zustand der Parteienlandschaft zusammen betrachtet. Das kommt ja auch noch hinzu. Vielen Leuten, mit denen ich gesprochen habe, ist es ja schon mittlerweile fast egal, ob die Partei CDU, SPD oder FDP oder Grüne heißt, oder wie das Wahlprogramm im Detail aussieht. Man ist ja schon zufrieden, wenn sie nur imstande sind, überhaupt etwas auf die Reihe zu kriegen und nicht in internen Querelen und Skandalen jegliche Handlungsfähigkeit ersticken. Das hat auch nichts mehr mit der eigentlichen Idee von Demokratie zu tun, wenn das zu den Kriterien wird, nach denen ich wähle.

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                              #89
                              Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
                              Das Sprachniveau in den 50ziger Jahren war ja auch höher als dann später.
                              Das hängt vielleicht mit dem Einfluss des Englischen zusammen, dort hat man auch von den eher sperrigen Sätzen Abstand genommen zugunsten von kurzen.
                              Das ist eine sehr interessante und irgendwie auch lustige Behauptung, zu der mir beim besten Willen keine passende Antwort einfallen will, obwohl ich das Gefühl habe unbedingt etwas dazu sagen zu müssen.

                              Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
                              Ich würde sagen: Der verstärkte Einfluss des Privatfernsehens, die Konkurrenz zu den neuen Medien usw., haben bestimmt ihr Übrigens dazu beigetraten, dass das Fernsehen heute anders funktioniert als in den 90zigern.
                              Naja, das Privatfernsehn gibt es in Deutschland seit mitte der 1980er-Jahre und gerade die Privaten waren es doch, die den SF-Boom der 90er voll und ganz auszunutzen wussten, während das ZDF sich nach vier Staffeln von STTNG verabschieden musste, weil man dort offenbar nichts Vernünftiges damit anzufangen wusste.

                              In gewisser Hinsicht waren die Privaten zu Anfang sogar ein regelrechter Segen, weil dort endlich all die Sendungen ausgestrahlt wurden, die den Öffis aus ihrer manchmal ganz schön bornierten Haltung heraus nicht gut genug oder eben zu teuer waren oder auch einfach nur zu phantastisch waren. Darüber hinaus bekam man dank der Privaten zum ersten Mal in der deutschen TV-Geschichte "Star Trek" in der richtigen Reihenfolge geboten und dazu sogar noch - von "Patterns of Force" natürlich abgesehen - vollständig.

                              Erst in den 90ern ging es allmählich los mit Talk-Shows und der Reality-Doku-Soap-Mist ging eigentlich erst zu Anfang der 2000er mit der ersten Big Brother - Staffel los (übrigens bereits ein Titel der einem zu Denken geben sollte). Grundlegend haben wir diesen ganzen Billig-TV-Quatsch den Amis, genauer gesagt einem Autorenstreik Ende der 80er zu verdanken. Dadurch ist man überhaupt erst darauf gekommen, dass der Zuschauer sich jeden noch so trashigen Unsinn ansieht, wenn es nur genug davon gibt, dass er es als Norm akzeptiert.

                              Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
                              Der Künstler muss es aber auch an den Verleger/Intendanten verkaufen können. Ich denke, die Dinge schliessen sich nicht aus. Sicher produziert der Künstler sein Werk nicht nur wegen materieller Dinge, aber dass er es ausschliesslich aus ideellen Gründen tut halte ich auch für unrealistisch.
                              Sicher kann ein Künstler nur dann Kunst schaffen, wenn er auch einigermaßen von seiner Kunst leben kann. Dass bedeutet aber nicht, dass er sich dafür an die größtmögliche Masse anbiedern muss. Ein schönes Beispiel ist die Band "System of a Down", deren Musik von einem Gros der Produzenten als Unvermarktbar abgelehnt wurde. Haben die Jungs deshalb angefangen langweilig-seichten Radio - R'n'B zu spielen? Nein. Sie haben sich ihr Publikum live erspielt, bis man ihnen einen Plattenvertrag angeboten hat, weil man plötzlich gesehen hat, dass sie eben doch vermarktbar sind - und wie! Kunst bahnt sich immer ihren Weg und an ihr zu scheitern ist Berufsrisiko. Zu glauben, einen bestimmten Publikumszuspruch forcieren zu können, indem man statt auf eigene Inspiration und Kreativität auf die vermeintlichen Wünsche der Masse hört, halte ich für den falschen Weg und ein Künstler, der etwas auf sich hält, wird ihn auch nicht beschreiten.

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                                #90
                                Weg von der Politik zurück zum eigentlichen Thema.

                                Wieso muss man bei Sci-Fi die Masse mit einbeziehen?

                                Nun ich denke ich hab einen Grund dafür:

                                Die Effekte.

                                Wenn man mal heutige Serien mit den alten Vergleicht ist da ein massivber Sprung.

                                Nehmen wir TOS. Ein Modellraumschiff das in groben Animationen durchs Bild fliegt, Planeten und andere Schiffe sind auch recht simpel gehalten. Vieles Spielt sich nur vor (aus heutiger Sicht) schlechten Kulissen ab.

                                Die Heutigen Produktionen sind da ungleich komplexer. Zum einen gibt es jetzt in vielen Bereichen Hologramme, sprich D Animationen die direkt in die Scen eingebunden werden müssen. Auch alle Raumschiffe und Planeten müssen digital vorhanden sein damit man mehr dynamik einbauen kann bei FLügen und Raumkämpfen. Und alles muss natürlich realistischer sein.

                                Und sowas kostet eben viel mehr als früher. Und dieses Geld braucht man nunmal und muss es sich über massentauglichkeit wieder reinholen.
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