Zitat von Chloe
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Haben die USA "Life on Mars" etwa eingekauft? Nein. Die Amis machen, was die Amis in solchen Fällen immer machen, wenn ihnen etwas Ausländisches gefällt - sie sichern sich die Rechte und verfilmen alles in Eigenregie nochmal. LoM war doch eine britische Serie. Die Amis haben sie einfach neu gedreht. "Doctor Who" oder "Red Dwarf" waren in GB große Erfolge. Hat das zu einem Verkauf über den großen Teich geführt? Hat es nicht. Zu britisch!
Was in den USA - und nicht nur da - aber prima ankommt, sind japanische Horrorfilme und Animés. Sprechen die Amerikaner etwa zu großen Teilen japanisch? Ich wette es gibt mehr Amis, die über Deutschkenntnisse verfügen. Natürlich wird auch hier nicht eingekauft, sondern nachgemacht - aber so sind die Amis eben. Dabei ist die Ursprungssprache vollkommen gleichgültig. Auch mit französischen Filmen verfährt man in den USA gerne auf diese Weise.
Was den europäischen Raum angeht muss man sich diesbezüglich sogar noch weniger Gedanken machen, denn in den meisten Ländern sind OmU-Ausstrahlungen Standard. Auch da juckt es niemanden, in welcher Sprache gefilmt wurde.
Darüber hinaus besteht allerdings auch nach wie vor die Möglichkeit einfach in Englisch zu drehen, was früher - oft mit internationalem Cast - auch Gang und Gäbe war. Ich erinnere mich z.B. daran, dass sich die deutsche Abenteuerserie "Silas" (u.a. mit Patrick Bach und Dieter Krebs) in Großbritannien recht hoher Beliebtheit erfreut hat. Auch die deutschen Edgar Wallace-Filme haben sich damals ganz gut über den Teich verkaufen lassen. Für die Parodien darauf von Oliver Kalkofe wurden übrigens sogar diverse Synchronfassungen mitgeliefert, um die Filme auch im Ausland verkaufen zu können.
Zusätzlich haben sich meines Wissens nach die Konzepte von "Schillerstraße" und "Schlag den Raab" recht erfolgreich ins Ausland verkauft.
Zu guter Letzt muss erwähnt werden, dass es mit "Raumpatrouille" bereits in den 60ern möglich war, eine deutsche SF-Serie zu produzieren, die nicht die Einzige war. Es gab u.a. "Das blaue Palais", "Der Andrjäger" oder der Fassbinder-Klassiker "Welt am Draht". Erwähnenswert sind auch Co-Produktionen wie "Der Schatz im All" (u.a. mit Klaus Löwitsch), die Kinder-SF-Serie "Unterwegs nach Atlantis" oder - ebenfalls fürs Kinderprogramm produziert - "Timm Thaler" und "Patrick Packard" oder die vierteilige Jules Verne - Verfilmung "Matthias Sandorff". An der "Lexx" und an "Primeval" haben wir immerhin mitproduziert (wenn wohl auch vorwiegend als Geldgeber).
Mir kann niemand erzählen, dass die Produktion einer deutschen SF-Serie an der Sprache scheitern würde oder gar an den Kosten, die sie verursachen würde, denn Großbritannien muss mit weitaus weniger Geld auskommen als wir und hat gleich mehrere SF- und Phantastik-Serien im Programm. Auch an kreativen Köpfen fehlt es in der Heimat von Perry Rhodan eigentlich nicht. Da braucht man wirklich nur mal zu diversen Heftromanen, Hörspielproduktionen oder auch etwas seriöseren Werken von Frank Schätzing, Andreas Eschbach oder Markus Hammerschmitt zu greifen. Da auch diese Sachen sich wohl ausreichend verkaufen, um den Autoren ihr Grundeinkommen zu sichern, gehe ich davon aus, dass es dafür in Deutschland sogar ein Publikum gibt.
Der Grund ist eher die geringe Risikobereitschaft unserer Sender und die biedere, bornierte Haltung gegenüber phantastischen Stoffen. Es ist schon ein Witz, dass man diese dort für trivial hält, während man gleichzeitig unterirdischen Bockmist wie "Verbotene Liebe" oder diverse Rosamunde Pichler - Filmchen in Serie raushaut.
Vielleicht steht SF aber auch doch zu sehr in Verbindung mit subversivem, kritischem Gedankengut und wer will im 21. Jahrhundert in Deutschland schon mündige Bürger haben? Diese Zeiten sind lange vorbei, seit wir nicht mehr schlauer als der Ostblock sein müssen und eine kritische co-produzierte Serie wie "Die Wächter" nach dem Roman von John Christopher (dem wir auch die Dreibeiner zu verdanken haben) wäre in unserer Zeit meiner Meinung nach undenkbar. So etwas wir ja nicht einmal mehr wiederholt.
Möglicherweise ist es aber auch alles eine Frage der Kostenverteilung, denn die BBC muss nicht noch etliche Regionalprogramme mit durchfüttern, wie es bei uns unsinnigerweise der Fall ist. Ich frage mich allerdings schon, was man davon hat, dass ein und der selbe Film innerhalb eines Jahres in jedem dritten Programm dreimal gelaufen sein muss.
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