Raumpiraterie

[McWire]

Hierbei ist aber auch wieder die Art der Fracht entscheidend. High-Tech wird wohl ebenso stoßempfindlich sein wie lebende Fracht.

Des Weiteren ist ist es schlicht eine Frage der Technik ob Andruckabsorber im Spiel sind oder nicht.

Ich denke, dass es letztlich schlicht auf den Skrupel der Piraten ankommt. Gehen sie über Leichen oder nicht. Wenn sie es tun werden sie sehr schnell sehr lästig verfolgt werden. Tun sie es nicht, dann werden auch die Verfolger nicht so hartnäckig sein, denn Fracht und Material kann man ersetzten, Leben an sich nicht.

Deshalb denke ich, dass langfristig eine Strategie mit Besatzung besser ist.

Ein unbemannter Frachter kann bei wenig empfindlicher Fracht durchaus mit mehreren hundert g beschleunigen. Das kann das Piratenschiff ohne Trägheitsdämpfer nicht. Auch würde aufgrund des Cosinus-Satzes eine kleine Winkeländerung des Frachters nach einiger Zeit eine beachtliche Kursverschiebung bewirken.

Wenn der Frachter z.B. mit 9000 km/s fliegt und 10 Minuten (600 Sekunden) lang die Flugbahn um nur 1° ändert, hätte er nach dieser Zeit eine seitliche Abweichung von der ursprünglichen Flugbahn von: c = Wurzel[2*(9000 km/s * 600 s)²*(1-cos(1°))] = 94246,6 km

d.h. nach 10 Minuten weicht die Flugbahn schon um 1/4 der Entfernung Erde-Mond ab. Nach einer halben Stunde ist das dann schon fast die Entfernung Erde-Mond.

Mag vielleicht nicht viel klingen, aber die Piraten müssen diese Kursänderung ja erstmal mitbekommen und darauf reagieren. Und eine Flugbahnänderung um 1° macht sich dann doch erst relativ spät bemerkbar, es sei denn man hat gute Sensoren.
Es kommt also hier vor allem auf Seiten des Frachters auf den Antrieb an und auf Seiten der Piraten auf die Sensorenkapazität.

BTW: Ich stimme hier übrigens Enas Yorl zu.. wir sollten bei der Betrachtung der technischen Probleme doch zunächst nur von Flügen im Sonnensystem ausgehen und Scifi-Technologien aus Star Trek & Co. weg lassen, da es ja um realistische Piraterie geht, welche in vielleicht 200 Jahren aktuell werden könnte.
Im zweiten Teil können wir ja dann Parallelargumentation mit Scifi-Technologien wie TDF oder Warpantrieb machen.

[HMS Fearless]

Szenario: Man platziert auf einer Route eine Anzahl von Minen (welche sich in einer Radarabweisenden und Lichtabsorbierenden Hülle befinden, und auf das dortige Niveau abgekühlt sind).

Sorry, funktioniert nicht.
Ein Körper, der Strahlung absorbiert heizt sich auf.
Abkühlen nutzt nichts, da du die Wärme immer noch aus dem Objekt raus schaffen musst. Interne Wärmetauscher sind lediglich für ein paar Stunden brauchbar.

Erster Grundsatz von realistischer Raumkriegsführung:
"There ain't no stealth in space."

Und selbst wenn, auch wenn du die Rute des Frachters kennst, muss dein Minenfeld immer noch ziemlich gross sein.
Vermutlich gross genug um so eine Taktik wirtschaftlich zu machen.
Weiter ist ein Peilsender unnötig. Du kannst den Frachter wahrscheinlich aus grösserer Entfernung mit Infrarotteleskopen beobachen, als der Peilsender deiner Mine zu orten wäre.

[Karl Ranseier]

....Bei komplexeren Sachen wie elektronische Bauteilen, Maschinen, militärisches Gerät usw. würden die Piraten durch die Zerstörung des Frachters auch die Fracht derart beschädigen, dass sie nutzlos wird....

Das kommt drauf an, wie die Fracht verpackt ist. Da ist dann weniger SciFi als logistisches und wirtschaftliches Denken gefragt. Es gibt schon heute schwimmfähige Verpackungssysteme, die Bergung von eigentlich verlorener Ladung erleichtert. Sobald Frachtversicherungen "bergungsfreundliche" Verpackungssystem vorschreiben, werden die sicher auch entwickelt - je nachdem, welchen Wert die Ladung darstellt, wie teuer der Einsatz eines solchen Verpackungssystems wäre und was technisch möglich wäre (da kommt dann erst wieder SciFi zum Einsatz). Man kann aber recht sicher davon ausgehen, daß so lange Handel auf kapitalistischer Basis geführt wird, auch Versicherungen existieren - die dann im Verlustfall die gestohlene Ware von den Piraten zurückkaufen würden, wenn sie dabei finanziell besser wegkommen.

Auch wenn die Beute an eine Versicherung zurückverkauft wird, sollte man bei Weltraumpiraterie lieber den Vergleich zu den karibischen Piraten im 17ten und 18ten Jahrhundert suchen als bei den modernen Piraten vor Somalia. Weltraumpiraten hätten bestimmt wenig sichere "Häfen" (wie zB Tortuga im 17ten Jahrhundert) und wären aus logistischen Gründen auf die intakte Übernahme ihrer Ziele angewiesen: Proviant (wenn bemannte Frachter) und Treíbstoff würden auf jeden Fall miterbeutet, um das "Unternehmen" möglichst schnell in die Gewinnzone zu befördern und eine möglichst lange Operationszeit ohne an bestimmten Orten auftauchen zu müssen (den sicheren Häfen) zu erreichen. Aus dieser Sicht wären wohl Liner (also Passagierschiffe) immer wieder Ziel von Piratenüberfällen, und sei's nur um Treibstoff und Proviant aufzufüllen. Diesen Aspekt können die Somalis beim Räubern vor der eigenen sicheren Küste außer Acht lassen.

Insgesamt gibt es im SciFi Franchises, die Piraterie als lohnenswert darstellen und das auch können, weil die Technik dort sich derart weit von "irdischem Physikverständnis" gelöst hat, daß viele Probleme in diesen Franchises einfach nicht existent sind. Wenn es um Straftaten im Weltraumhandel geht, bin ich mir allerdings sicher, daß sich Schmuggel weit vor der Piraterie etablieren würde.