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Langsamkeit als Stilmittel

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    Langsamkeit als Stilmittel

    Ein kleiner Thread über das filmische Mittel der Langsamkeit. Ein Element welches viele neue Filme vermissen lassen. Ich erinnere mich mit schaudern an solch epileptische Filme wie etwa "Ein Quantum Trost" (auf DVD bei einem Freund gesehen, kann Bond nicht ausstehen) oder halt die aktuellen Trailer zu ST XI.

    Ich persönlich vermisse die Langsamkeit, welche besonders bei SF-Filmen gut rüberkommt und alles atmosphörisch dichter erscheinen lässt. Ich zähle zu den wenigen Trekkies die auch ST I sehr schätzen - unter anderem gerade wegen dieser Szenen. Andere Musterbeispiele sind der Klassiker "2001" und in neuerer Zeit der Film "Sunshine" (wenn auch nur in der ersten Hälfte).

    Wie seht ihr die Langsamkeit als Mittel eines Filmes?

    Positiv?

    Negativ?

    Gerät dieses Stilmittel immer mehr in Vergessenheit und wird von Schnittorgien ersetzt?
    "All dies könnte bloß eine aufwändige Simulation sein,
    die in einem kleinen Gerät auf jemandes Tisch läuft."
    (Jean-Luc Picard über das Wesen der Wirklichkeit)

    #2
    Zitat von EA-Loyalist Beitrag anzeigen
    Ich zähle zu den wenigen Trekkies die auch ST I sehr schätzen - unter anderem gerade wegen dieser Szenen. Andere Musterbeispiele sind der Klassiker "2001" und in neuerer Zeit der Film "Sunshine" (wenn auch nur in der ersten Hälfte). Wie seht ihr die Langsamkeit als Mittel eines Filmes?
    Geht mir ganz genauso, "2001", "Star Trek The Motion Picture" und "Shunshine" sind Filme, die mir sehr gut gefallen. Hektische Schnitte, Stroboskop-Action, das brauche ich nicht, damit mir ein Film gefällt. Bei ST I gibt es ja eine sehr lange Fahrt über die neue Enterprise, wo Kirk und Scott sich mit einem Shuttle recht viel Zeit lassen, und für mich ist dies durchaus einer der Höhepunkte des Films, auch wenn dabei eigentlich fast gar nichts passiert. Für mich kommt es dabei aber schon auch drauf an, ob ich etwas zum Nachdenken habe, oder auch Musik, denn nur in einem geräuschlosen Raum eine weiße Wand anstarren mag ich auch nicht.

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      #3
      Das kommt ganz auf den Film an und wie das ganze umgesetzt wird.
      Ein langsam inszenierter Film kann genau so gut oder genau so schlecht sein wie ein schnell inszenierter Film. Eine Art der Inszenierung komplett abzulehnen oder in die höchsten Töne zu loben ist IMO Unsinn.

      Die Geschwindigkeit des Films ist meiner Meinung nach auch nur eines von vielen Stilmitteln, die einen Film zu dem machen, was er ist. Manche Drehbuchvorlagen funktionieren auch einfach langsam oder schnell nicht. Das die "Langsamkeit als Stilmittel" immer mehr in Vergessenheit gerät, finde ich nicht. Jedes Genre hat halt immer eine Phase, in der es auf eine bestimmte Art und Weise inszeniert wird. Wird alles wiederkommen.
      "Steigen Sie in den Fichtenelch! - Steigen Sie ein!"

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        #4
        Zitat von EA-Loyalist Beitrag anzeigen
        Ein kleiner Thread über das filmische Mittel der Langsamkeit. Ein Element welches viele neue Filme vermissen lassen. Ich erinnere mich mit schaudern an solch epileptische Filme wie etwa "Ein Quantum Trost" (auf DVD bei einem Freund gesehen, kann Bond nicht ausstehen) oder halt die aktuellen Trailer zu ST XI.

        Ich persönlich vermisse die Langsamkeit, welche besonders bei SF-Filmen gut rüberkommt und alles atmosphörisch dichter erscheinen lässt.
        Hi,
        ich bin voll und ganz bei Dir. Ich will endlich wieder mehr Mut zur Langsamkeit. Besonders Weltraum-Science-Fiction-Filme brauchen Langsamkeit, um dem Zuschauer die Einzigartigkeit des Weltraums als besonderen Ort zu vermitteln: z.B. die großen Entfernungen zwischen den Reisezielen, die Schwerelosigkeit, die Trägheit von Raumschiffen und anderen Flugkörpern, die geringe Ereignisdichte im Weltraum usw.

        In der Langsamkeit liegt zugleich ein großes Potential für Spannung und Dynamik, denn jederzeit kann etwas passieren, was die Figuren (und den Zuschauer) aus ihrem "Winterschlaf" herausholt (z.B. ein Angriff durch ein fremdes Raumschiff), wodurch dann das Tempo der Geschichte enorm beschleunigt wird. Ein Film der kontinuierlich schnell ist, hat deshalb weniger Überraschungsmomente und ist weniger dynamisch. Dieses Wechselspiel von Langsamkeit und Dynamik wird übrigens sehr gut vermittelt in dem Film "Mission To Mars". Da gibt es – wenn ich mich richtig erinnere - eine recht langsame Passage, in welcher der Alltag der Raumfahrer gezeigt wird. Plötzlich wird das Raumschiff von kleinen Meteoriten getroffen und die Crew gerät in Not. Es folgt eine spannende und hochdramatische Sequenz. In einem Film mit konstant hoher Geschwindigkeit wäre die besondere Wirkung dieser Szene verpufft gewesen.
        Mein Profil bei Last-FM:
        http://www.last.fm/user/LARG0/

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          #5
          Oh ja, die Langsamkeit - Die vermisse ich in den letzten Jahren auch etwas.
          Eigentlich schade, dass heute so vieles mit blind aneinandergeknüpften Actionsequenzen vollgepackt ist.
          Was ja garnicht heisst, dass ich Action nicht gerne mag, Filme wie zB 'Indiana Jones' oder 'Lost in Space' schau ich mir grade wegen ihrer Flottheit recht gerne an.

          Trozdem find ich's endlos schön, wenn sich ein Film (oder auch eine Serie) vollste Zeit nimmt, um ihre ganze Stimmung und ein Gefühl für das Ambiente zu vermitteln .
          Grade diese Enterprise-Anflugszene die ja schon genannt wurde ist für mich eine der schönsten Star trek-Monente überhaupt, und ich klann mich noch gut erinnern, wie ich die als Kind immer mehrmals zurückspulen und nochmal ansehen musste XD.
          (Ich kann ehrlichgesdagt auch nur schwer verstehen wie manche Leute das zu lang finden - Andererseits kann ich auch nur schwer nachvollziehen dass es Leute gibt die '2001' öde finden, und das obwohl ich in RL von solchen umzingelt bin *hehe*)

          IMO erfährt man grade in ruhigen und langsamen Sequenzen sehrviel mehr Artmosphäre als in vielen anderen Filmen in denen es 20 mal knallt und am Ende der Knutscher des Tages folgt.

          Interessant finde ich auch grade den von Largo angesprochenen Mix in ein und dem Selben Film.
          Wobei mir pers. da aber nur wenige Beispiele einfallen in denen es IMO gelungen ist.
          Schöne Beispiele an ausgewohenen Action- und Ruhe- elementen sind IMO 'The Abyss' und 'Butterfly Effect' (Wobei sich bei zweiterem die Gemüter teilen ob das nun SF ist oder nicht ^^)
          Auch sehr gelungen in sieder speziellen Sparte ist 'Das schwarze Loch' ^^
          ...When you run with the Doctor it feels like it will never end, and how ever hard you try, you can't run forever. Everybody knows that everybody dies. And nobody knows it like the Doctor. But I do think that all the skies in all the worlds might just turn dark, if he ever accepts it.
          (River Song)

          Krayt-Riders | Praktische Tipps für Erstkontakt mit Aliens

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            #6
            Langsamkeit ist etwas, das mittlerweile offenbar völlig aus der Mode gekommen ist.

            Das ist sicher auch einer der Gründe, warum man sich heute vor Remakes alter und teils noch gar nicht soo alter Filme kaum noch retten kann. Das alte Erzähltempo ist für heutige Sehgewohnheiten einfach zu ruhig und leider hat sich das Verhalten einer Mehrzahl von Zuschauern dahin gehend entwickelt, Interesse und Konzentration zu verlieren, wenn die Bilder auf der Leinwand oder dem Bildschirm nicht in ständiger Bewegung sind.

            In älteren Filmen kommt es eben durchaus vor, dass sich die Figuren des Films einfach nur unterhalten, etwas besprechen oder im Gespräch etwas herausfinden. Das passiert dann ganz klassisch im Schuss - Gegenschuss - Verfahren oder sogar mit stehender Kamera. In neueren Filmen sind dialoglastige Szenen nur dann noch vermittelbar, wenn sich die Kamera dabei ständig bewegt, Blickwinkel verändert, zwischen nahen und weiten Aufnahmen hin und her springt etc..

            Wirklich störend wirkt das jetzt nicht unbedingt auf mich - es sei denn man zoomt pausenlos hin und her wie etwa bei Boston Legal oder es wackelt dauernd wie bei BSG - denn es hat ja durchaus auch Vorteile. Was mich aber nervt ist eben, dass gute Filme plötzlich als veraltet oder gar langweilig bis schlecht gelten, nur weil sie weniger hyperaktiv daher kommen.

            Ich habe mit beiden Erzähltechniken kein Problem, aber ich bin eben auch mit älteren Sachen aufgewachsen, die einem ja seit einigen Jahren - zumindest vom Fernsehn - eher vorenthalten werden. Das ist alles eine Frage der Gewohnheit. In meiner Grundschulzeit waren Serien wie Western von Gestern oder die Klamottenkiste (alles aus den 20er - 40er Jahren) bei uns Kindern genauso angesehen, wie Rauchende Colts oder Raumschiff Enterprise (aus den 60ern) und wie Captain Future (aus den 70ern) oder eben damals ganz aktuell Robin of Sherwood aus den frühen 80ern. Setzt mal heute einem Grundschüler eine Serie vor, die älter als 10 Jahre ist und die Kids werden sich zu tode langweilen. Die einen nennen das eben Fortschritt, die anderen sprechen von kulturellem Verfall - je nach Standpunkt. Ratet mal welcher davon meiner ist?

            Aber Schnelllebigkeit ist doch generell ein Zeichen unserer Zeit, oder?

            Ich finde das immer wieder faszinierend, wenn ich mir im Kino einen Film ganz gemütlich bis zum Ende ansehe, während die meisten Leute bereits bei den ersten Buchstaben des Abspanns wie von der Tarantel gestochen aufspringen und aus dem Saal rennen, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Ich frage mich dann immer, was die samstags um 22 - 23 Uhr alle noch so wichtiges vor haben, dass sie nicht einmal mehr Zeit haben, einen Film in aller Ruhe ausklingen zu lassen, noch ein bisschen in den Soundtrack rein zu hören, das gerade Gesehene noch einmal Revue passieren und wirken zu lassen usw..

            Man könnte sich natürlich auch fragen, wie weit das noch gehen wird. Rennen die Leute demnächst schon aus dem Kino, sobald sie die Auflösung der Geschichte kennen, ohne den Epilog abzuwarten? Werden die Schnitte in Zukunft so rasant sein, dass ein ernsthaftes Risiko besteht, epileptische Anfälle zu bekommen? Und zu was für einer gnadenlos oberflächlichen Wahrnehmungsweise wird man dabei im Lauf der Zeit konditioniert werden? Wird das soweit gehen, dass wir irgendwann kritiklos alles schlucken und vor allem kaufen, womit man unsere Sinne bombardiert? Denn wer hat dann schon noch Zeit, wirklich lange nachzudenken??

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              #7
              Also zunächst mal: Für mich hat der "neue" Bond nichts mit Bond zu tun (wie wohl das JJ Star Trek nichts mit star trek zu tun haben wird^^) daher würde ich das nicht verallgemeinern.

              Seis drum.
              Ich prersönlich bin ein Grosser Fan von STI gerade wegen besagter langsamkeit, bei 2001 wars aber imo zuviel des guten.

              Die hektik in den heutigen filmen ist mir wirklich zuwieder. Es gibt filme in denen das Funktioniert und mal ganz nett ist aber auf dauer... macht das keinen spass und verursacht nur kopfschmerzen.
              Ich bin wie ein Hund, der Autos nachjagt! Ich wüsste gar nicht, was ich tun würde, wenn ich mal eins erwische...

              http://www.youtube.com/watch?v=R9JRm3iQQak

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                #8
                Es gibt also noch Leute die das Mittel kennen und schätzen - schön.

                Interessant ist, dass parallel zu dem Erzähltempo (Extrembeispiel: "Cranc") auch die Anzahl der Schnitte enorm ansteigt (Extrembeispiel: "Domino"). Das Bild als Gesamtkomposition wird damit zunichte gemacht.

                Dabei kann es sehr interessant sein sogar auf die Schnitte fast völlig zu verzichten - wie im genialen "Children of Men".

                Das Augenmerk aktueller Filme aus dem Großraum der USA fällt auch immer mehr auf die Effekte als auf die Schauspieler. Ich kann die zahllosen austauschbaren amerikanischen Jungschauspieler kaum noch auseinander halten, allein Jake Gyllenhaal blieb bei mir hängen.
                "All dies könnte bloß eine aufwändige Simulation sein,
                die in einem kleinen Gerät auf jemandes Tisch läuft."
                (Jean-Luc Picard über das Wesen der Wirklichkeit)

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                  #9
                  Ich denke, man sollte differenzieren zwischen schnellem Erzähltempo und schnellen Schnitten/Bewegungen der Kamera etc... Beides wird heutzutage immer schneller. Und beides muss nicht unbedingt gut, allerdings auch nicht schlecht sein. "Quantum of Solace" ist natürlich ein Negativbeispiel (selten einen Film gesehen, der so zu Tode geschnippselt wurde ), doch z.B. The Dark Knight zeigt sehr schön auf, dass Schnelligkeit auch seine positiven Aspekte hat, wenn es der Story denn dient.

                  Genauso gibt es bei langsamen Filmen Positiv- und Negativbeispiele: "Spiel mir das Lied vom Tod" ist einer der genialsten Western aller Zeiten, wohl auch vor allem wegen eben diesem Stilmittel. "2001" habe ich noch nicht gesehen, kenne aber viele, die davon begeistert sind. Doch mal ganz ehrlich: Wer von uns hat denn bei STI nach 20 Minuten Flug in die Wolke nicht schon allmählich die Schnauze voll gehabt?

                  Ich persönlich bevorzuge weder das eine noch das andere. Letztlich kommt es eben nur darauf an, wie man am besten der Story dient und deren Intention hervorheben kann.

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                    #10
                    Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                    In älteren Filmen kommt es eben durchaus vor, dass sich die Figuren des Films einfach nur unterhalten, etwas besprechen oder im Gespräch etwas herausfinden. Das passiert dann ganz klassisch im Schuss - Gegenschuss - Verfahren oder sogar mit stehender Kamera.
                    richtig bis zum Limit ausgekostet ist das ja bei "The Man from Earth"(nur ein paar Leute die reden und damit Atmosphäre en mas)

                    wobei ich auch zugeben muss das wen die Hektik ins überdreht komische abdriftet("Crank", The Transporter") ich diese Komik auch äußerst unterhaltsam finde
                    I can see a world with no war and no hate.

                    And I can see us attacking that world, because they would never expect it.

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                      #11
                      Zitat von 1 von 1 Beitrag anzeigen
                      richtig bis zum Limit ausgekostet ist das ja bei "The Man from Earth"(nur ein paar Leute die reden und damit Atmosphäre en mas)

                      wobei ich auch zugeben muss das wen die Hektik ins überdreht komische abdriftet("Crank", The Transporter") ich diese Komik auch äußerst unterhaltsam finde
                      So sehe ich das auch, ich mag beides.
                      Ich fand auch die Hektischen Bourne-Filme gut.
                      Aber ich würde nicht auf das langsame verzichten wollen. Ist es nicht vielfalt die das leben interessant macht?
                      Nur langsame filme würden mir auf die dauer auf die nerven gehen.
                      Nur schnelle Filme (wie im moment) GEHEN mir auf die nerven.
                      Ich bin wie ein Hund, der Autos nachjagt! Ich wüsste gar nicht, was ich tun würde, wenn ich mal eins erwische...

                      http://www.youtube.com/watch?v=R9JRm3iQQak

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                        #12
                        Klasse gemacht ist dieser Stilmittelwechsel bei "Heat". Ein Film wie man ihn selten sieht. Langsame, beobachtende Szenen wechseln mit perfekten gefilmten Schießereien. Die Balance zu finden ist, wie so oft, der Knackpunkt.
                        "All dies könnte bloß eine aufwändige Simulation sein,
                        die in einem kleinen Gerät auf jemandes Tisch läuft."
                        (Jean-Luc Picard über das Wesen der Wirklichkeit)

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                          #13
                          Zitat von DarthRevan Beitrag anzeigen
                          Nur langsame filme würden mir auf die dauer auf die nerven gehen.
                          Nur schnelle Filme (wie im moment) GEHEN mir auf die nerven.
                          Wahre Worte! ^^

                          Hier ist es wie überall - das schwierige ist das Mass zu finden.
                          Gedankenlos bunte Bilder aneinanderkleben machte einen Film ebensowenig spannend, wie seelenloses Dahinvegetieren einen Film episch macht.

                          Ich frag mich wann das momentan populäre schnellebige Dahinhetzen im Film in ein scheintotes Standbild umschwenkt ehe wir wieder auf 'normalem' Niveau mit einem Bisschen von allem angelangt sind
                          ...When you run with the Doctor it feels like it will never end, and how ever hard you try, you can't run forever. Everybody knows that everybody dies. And nobody knows it like the Doctor. But I do think that all the skies in all the worlds might just turn dark, if he ever accepts it.
                          (River Song)

                          Krayt-Riders | Praktische Tipps für Erstkontakt mit Aliens

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                            #14
                            M. Night Shyamalan hat in seinen Meisterwerken THE SIXTH SENSE und UNBREAKABLE auch auf langsames Erzähltempo und wenig Schnitte gesetzt, und ich weiss noch, wie begeistert ich davon war. Die Eröffnungssequenz von UNBREAKABLE, etwa, wo Bruce Willis im Zug sitzt. Wir sehen fast fünf Minuten nur entweder Bruce in seinem Sitz zurücklehnen und mit der Frau sprechen, das Kind, das ihn ansieht, und Bruce mit dem Kopf am Fenster gelehnt. Und das war kein bisschen langweilig, im Gegenteil.
                            Naja, nach THE VILLAGE habe ich keinen Shyamalan-Film mehr gesehen, habe allerdings fast nur noch negatives gehört. Die Geschichten sollen irgendwie immer abstruser geworden sein. Aber dieses langsame Erzähltempo hatte er auf jeden Fall drauf wie sonst kaum einer. Wenn dies immer noch der Fall ist, vielleicht sollte er sich für die Drehbücher einfach begabte Autoren zur Hilfe holen und sich auf's Inszenieren konzentrieren?!

                            Wie wohl die meisten hier kann ich beiden Stilmitteln etwas abgewinnen, denn letztendlich ist das Erzähltempo nichts anderes: Ein Stilmittel. Stilmittel sind immer dazu da, die Geschichte zu unterstützen. Wenn es die Geschichte unterstützt, sollte schnelleres Tempo eingesetzt werden, in anderen Fällen ist ein langsameres Tempo angebracht (siehe oben). Schnelles Tempo und viele Schnitte vermitteln ja einfach ein Gefühl von Dynamik. Aber eines weiss ich noch aus meinen Lehrbüchern zum Schreiben von Comics: Wenn auf jeder Seite eine Explosion erfolgt, wirkt das ermüdend und entzieht der einzelnen Explosion das Besondere. Im Film wäre da wohl Peter Jacksons KING KONG das richtige Beispiel. Im Kino, am Stück auf der großen Leinwand und mit Beschallung von allen Seiten hat der Film einfach nur angestrengt, nach der x-ten Dinosaurier-Jagd hatte ich mir jedenfalls das Filmende förmlich herbeigesehnt. Als der Film vor einigen Monaten im TV lief, auf dem Fernsehschirm in angenehmer Lautstärke und mit Werbe-/Verschnaufpausen hat mir der Film schon deutlich besser gefallen. Wenn ein Film aber Werbepausen braucht, um Spaß zu machen, dann läuft irgendwie was falsch.
                            Mit der Langsamkeit gibt es freilich auch Negativbeispiele. VOM WINDE VERWEHT mag für viele ein wunderbarer Film sein, aber mMn hatte man hier episches Erzählen mit langsamem Erzählen verwechselt. Kann aber freilich auch sein, dass mir das Thema einfach am Allerwertesten vorbeiging.
                            Waldorf: "Say, this Thread ain't half bad."
                            Stalter: "Nope, it's all bad."

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                              #15
                              "The Village" hat mir auch sehr gut gefallen und der Film bezieht einen Großteil dessen, was ihn ausmacht, aus eben dieser langsameren Erzählweise, die es möglich macht, ganz in die Stimmung der Geschichte einzutauchen. Ein zu schnelles Erzähltempo wäre hier wirklich nicht angebracht gewesen.

                              Jacksons Version von "King Kong" ist dagegen für mich generell ein Beispiel für modernes Überfrachtungskino. Diesem Film tut die epische Länge alles andere als gut, weil sie von Anfang an unnötig und aufgeblasen wirkt. Dass auf Skull Island hinter jedem Baum ein Dinosaurier steht, zerstört dann auch noch jegliche Mystik, die den Riesenaffen einmal umgeben hat.

                              Gestern abend habe ich mir mal wieder "Die Spur des Falken" mit Humphrey Bogart angesehen und dabei fest gestellt, dass der mit unglaublich wenigen Schnitten und Kamerabewegungen auskommt. Die Geschichte entwickelt sich vorwiegend aus den Dialogen heraus. Trotzdem finde ich den Streifen ungeheuer spannend und absolut sehenswert. So etwas kann ich mir im modernen Kino nur noch schwer vorstellen.

                              Ein anderes, schönes Beispiel für langsame Inszenierung sind die Gothic - Horrorfilme der 60er-Jahre. Roger Corman, Mario Bava und einige Hammer-Regiesseure, wie Terence Fisher sind regelrechte Künstler, bei denen jedes einzlene Bild eine eigene Komposition darstellt. Wenn man diese Dinge in die eigene Wahrnehmung mit einbezieht, wird einem bei dem langsamen Stil auch nicht langweilig, sondern man nimmt diese besondere Atmosphäre in sich auf und vergisst dabei alles andere. So muss Kino in meinen Augen sein.

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