Geht die Ära der Science-Fiction zuende?

[Logan5]

Grade Earth 2 fand ich persönlich gradezu peinlich originell.
Da ziehen die weißen Siedler durch den Westen, der auch noch wie den Westen
der USA aussieht, setzten sich mit den moralisch überlegenen Indian---Aliens auseinander und buttern sie am Ende mit der Hilfe des Sheriffs unter ?

Welche Serie hast du denn gesehen?

Also die Terrianer auf eine Anlehnung an die nordamerikanischen Ureinwohner zu reduzieren, halte ich für eine mächtig verkürzte Sichtweise, geschweige denn, dass sie moralisch überlegen wären oder es irgendwelche Sheriffs gegeben hätte.

Mal ganz abgesehen davon, dass es da neben den Terrianern noch die Grendler und diverse ins Exil geschickte Strafgefangene gab und man sich vor dem Zugriff der Erdregierung verstecken musste, die am liebsten Devons Sohn seziert hätten um hinter das Geheimnis seiner Verbindung zu den Terrianern zu kommen.

Also für mich klingt das so als hätte man einfach den Trek nach Westen auf nen anderen Planeten verlegt.

Das stimmt aber nur teilweise. Ich will diverse Parallelen gar nicht abstreiten, aber die SF-Komponenete ist schon die dominantere. Vergleich mal "Earth 2" beispielsweise mit "Firefly". Das ist bei weitem westernlastiger.

Wie schon an andere Stelle geschrieben, scheinbar können sich die amerikanischen Autoren gar nichts anderes vorstellen als "Wir erobern die oder die erobern uns".

Es ging aber in "Earth 2" überhaupt nicht um Eroberung. Wieviel von der Serie hast du eigentlich gesehen?

Die Serie hat es innerhalb einer einzigen Staffel geschafft, mehr innovative, interessante und vielfältige Ideen zu entwickeln, als manche Konkurrenten in ihrer mehrjährigen Laufzeit. Vielleicht wirfst du mal einen Blick in diesen Episodeguide:

http://www.tvsi.de/mysteryserien/earth2

(Nicht von der teils falschen Reihenfolge der Episoden verwirren lassen. Letzte Folge ist "All about Eve")

Hier nochmal ein weniger Ausführlicher, aber mit Bildern .

http://www.marcoscoolworld.bplaced.net/marcoscoolworld1/earth2_guide.htm

Das ist keine SciFi sondern eigentlich nur Selbstbespiegelung.

Eigentlich erkennt man gute Geschichten gerade daran, dass man etwas von sich selbst und der Welt in der man lebt darin wiedererkennen kann. Von daher sehe ich in der "Selbstbespiegelung" erst einmal überhaupt nichts Negatives. Warum sollte sich denn eine amerikanische Serie nicht auch mit amerikanischer Geschichte und Gegenwart auseinandersetzen?

Darüber hinaus wurden aber durchaus auch globale Themen angesprochen - sowohl was Umweltprobleme, Politik und Gesellschaft, als auch Philosophie und Ethik angeht.

Sorry, aber die Darstellung der Serie als "Trek nach Westen" halte ich für ziemlich kurzsichtig.

Aber irgendwie sind doch alle Sci Fi Serien gleich, auf der Suche nach dem Unbekannten/Heimat/Ursprung.

Selbst wenn es keine anderen SF-Themen gäbe - was ist z.B. mit Dark Future, Cyberpunk, Zeitreise-Geschichten, Parallelwelten, Military SF, etc. ? - wäre das doch immerhin ein ziemlich weit gestecktes Feld, innerhalb dessen sich eine Menge unterschiedlicher Geschichten erzählen lassen. Da kann man wohl kaum davon sprechen, dass sie alle gleich wären, oder?

Versteh mich nicht falsch - ich bezweifle gar nicht, dass sich alle möglichen SF-Geschichten auf wenige gemeinsamen Nenner bringen lassen, die das Genre dann schließlich auch als solches ausweisen, aber die Unterschiede sind dann doch oft recht gravierend.

Vergleich z.B. mal folgende Filme/Serien miteinander:

Terminator
Der Omega-Mann
Battle Royale
2001 - Odyssee im Weltraum
Tarantula
Star Trek
Star Wars
Blade-Runner
Jhonny Mnemonic
Sky Captain and the World of Tomorrow
Starfire
Arena
Barbarella
Alien
Das Dorf der Verdammten
Forbidden Planet
Dark City
Zardoz
Firefly
Battlestar Galactica
Moontrap
Lifepod
Cocoon
Alien Nation
Krieg der Welten
Babylon 5
Es ist nicht leicht ein Gott zu sein
.....

[irony]

Natürlich gibt es noch massenhaft gute unverfilmte Science-Fiction. Aber die "Ära der Science-Fiction" ist zu Ende. Neulich war ich wieder mal in Buchläden usw. stöbern, und überall stand alles bis zum Brechen voll mit Fantasy. Die wenige noch vorhandene SF war in die Fantasy einsortiert und von den entsprechend angepassten Titelbildern her äußerlich auch kaum von den Fantasybüchern zu unterscheiden.

Zu Earth 2: Mir gefiel die Serie recht gut. Die Aliens erinnerten mich auch weniger an nordamerikanische als vielmehr an australische Ureinwohner, besonders hinsichtlich der dargestellten Mystik.

[Alexandermerow]

"Irgendwie verschwindet immer mehr der Phantasie und Entdeckergeist in der Science-Fiction immer mehr."

Sehe ich ähnlich, aber was willst du bei einem Fernsehprogramm mit zunehmend Talk Shows, "Mädchengang", "Hartz4-Alkoholikerparade" und Gerichtsshows erwarten? Offenbar betreiben die Sender gezielte Volksverdummung mit immer schlechterem und asozialerem TV-Programm. Für große Science-Fiction-Visionen ist da scheinbar kein Platz mehr - wie für vieles andere auch (z.B. Kultur)

[Assanur]

nun ja die ganze reality scheiße die unser Privatfernsehen prägt ist halt auch billig zu produzieren...kostet quasi nix im vergleich zu scifi serien die in der regel doch eher teuer sind...

[Mondkalb]

Zu Earth 2: Mir gefiel die Serie recht gut. Die Aliens erinnerten mich auch weniger an nordamerikanische als vielmehr an australische Ureinwohner, besonders hinsichtlich der dargestellten Mystik.

Das ist mir auch aufgefallen, da sind einige Parallelen zu sehen, z. B. die Traumwelt.

[Kelshan]

Aber die "Ära der Science-Fiction" ist zu Ende. Neulich war ich wieder mal in Buchläden usw. stöbern, und überall stand alles bis zum Brechen voll mit Fantasy. Die wenige noch vorhandene SF war in die Fantasy einsortiert und von den entsprechend angepassten Titelbildern her äußerlich auch kaum von den Fantasybüchern zu unterscheiden.

Und weil Fantasy seit einigen Jahren einen Aufschwung erlebt, ist die SciFi gleich dem Untergang geweiht? Bei uns in den hiesigen Buchläden ist es schon so, dass der Fantasy ungleich mehr Platz gegeben wird. Das Verhältnis liegt hier - wenn man die ganzen Auslagetische einbezieht - etwa bei 2:1 bis 3:1.

Das verwundert mich auch nicht, wenn man bedenkt wie viele Elfen, Orken und sonst für Herr der Ringsche Fantasy nach dem Erfolg der Filme aus dem Boden sprießte, und das gleiche spielt sich dank Twilight jetzt noch einmal im Bereich Romance Fantasy ab.

Bei SciFi gab es eben schon lange nichts mehr, was die Massen so gefesselt und inspiriert hätte, z.B. ein Kaliber wie "Star Wars" (wobei das ja auch schon wieder in Richtung Fantasy geht). Das heißt aber nicht, dass es dabei bleibt, sondern ist eben nur der aktuelle Trend. Fantasy ist "in" - insbesondere in der Bücherwelt. SciFi dagegen hat im Moment einfach kein Zugpferd.

Mag sein, dass damit eine Ära des SciFi zu Ende gegangen ist, aber das war mit Sicherheit nicht die Letzte.

[Alexandermerow]

SPOILERMag sein, dass damit eine Ära des SciFi zu Ende gegangen ist, aber das war mit Sicherheit nicht die Letzte

Dem kann man sich anschließen. Zukunftsvisionen wird es immer geben, außer die intelligenten Menschen sterben komplett aus...

[HanSolo]

SPOILERMag sein, dass damit eine Ära des SciFi zu Ende gegangen ist, aber das war mit Sicherheit nicht die Letzte

Dem kann man sich anschließen. Zukunftsvisionen wird es immer geben, außer die intelligenten Menschen sterben komplett aus...

Warum sollen SF-Fans intelligenter als Nicht-SF-Fans sein? Hättest du geschrieben "technikbegeisterte Menschen" hätte ich den Satz wohl unterschrieben.

Ich sehe ich nicht mal, wo ein Arbeiter weniger intelligent als ein Student sein soll (und das schreibe ich als selbst Student der Wirtschaftspädagogik). Wenn jemand ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, sehr geschickt ist und gut praktisch denken kann (etwas was SEHR VIELEN Studenten fehlt) ist er sicherlich nicht weniger intelligent als jemand, der auf der Uni "gut Sachen auswendig lernt" (was der Großteil der sogenannten "intelligenten Menschen" leider nur noch tut, selbstständig kritisches Denken findet man dort oftmals selten - selbst oder vielleicht gerade bei den geisteswissenschaftlichen Studien).

Auf alle Fälle kenne ich genügend "intelligente Menschen" die SF nicht anspricht und einige "Eierköpfe" die die totalen Fans davon sind.

[irony]

Warum sollen SF-Fans intelligenter als Nicht-SF-Fans sein?

Das hat er doch gar nicht gesagt. Was er gesagt hat, ist, wenn es keine intelligenten Menschen mehr gibt (egal ob Arbeiter oder Studenten), gibt es auch keine Zukunftsvisionen mehr. So rum ist das auch durchaus richtig.

[HanSolo]

Dank dem ersten Satz von Kelshans Posting kann man schon schließen, dass mit "Zukunftsvisionen" Sciencefiction gemeint ist. Und hier sehe ich eben keinen kausalen Zusammenhang zwischen SF-Fan und Intelligenz.

[irony]

Dank dem ersten Satz von Kelshans Posting kann man schon schließen, dass mit "Zukunftsvisionen" Sciencefiction gemeint ist. Und hier sehe ich eben keinen kausalen Zusammenhang zwischen SF-Fan und Intelligenz.

Vielleicht ist es auch einfach ein Logikproblem. In der Mathematik gibt es logische Zusammenhänge wie "aus A folgt B". Oben wird meiner Meinung nach folgendes gesagt:

A = es gibt keine intelligenten Menschen mehr
B = es gibt keine Zukunftsvisionen mehr
Aus A folgt B.

Das hat mit SF-Fans überhaupt nichts zu tun. Die Voraussetzung für Zukunftsvisionen ist nicht SF-Fan zu sein, sondern Intelligenz. Das ist die Aussage.

[Kelshan]

Wobei die Voraussetzung für gute SciFi wiederum die Zukunftsvisionen sind. Also Intelligenz => Zukunftsvisionen => SciFi. Wohlgemerkt gilt das auch wenn, dann nur in diese Richtung. Wobei imo Zukunftsvisionen gar nichts mit Intelligenz zu tun haben, bzw. Intelligenz auch erst genauer zu definieren wäre. Die letztliche Qualität der Zukunftsvisionen - gerade in Punkto Realismus - vielleicht schon.

Aber man kann auch unnötig über jeden Unsinn diskutieren. Kernaussage von HanSolo ist doch nur, dass es immer SciFi geben wird, so lange es zumindest irgendwen gibt, der sich diese SciFi ausdenkt. Das ist doch wirklich einfach zu verstehen und sicherlich auch richtig. An dem Wort Intelligenz muss man sich hier doch nun wirklich nicht aufhalten.

[Apeiron]

Das kommt halt darauf an, wie hoch der Anteil an Sci-Fi ist. Alien ist z.B. ganz klar ein Horrorfilm. Scrubs ist auch mehr eine Comedy, als eine Arztserie, auch wenn sich diese Serie mit den Problemen von Ärzten beschäftigt, steht der Humor doch im Vordergrund. Lost würde ich auch nicht als Sci-Fi bezeichnen, schließlich ist vieles ungeklärt, mysteriös und die Serie lebt halt auch davon.

Das eine schließt ja nicht zwingend das andere aus. Warum kann eine Ärzteserie nicht lustig sein, ein Science-Fiction-Film nicht auch Horror.

[McWire]

Das eine schließt ja nicht zwingend das andere aus. Warum kann eine Ärzteserie nicht lustig sein, ein Science-Fiction-Film nicht auch Horror.

Weil es dann ein Horrorfilm wäre?

[Drakespawn]

Weil es dann ein Horrorfilm wäre?

Sci-Fi ist mehr ein Setting als ein eigenes Genre. Es gibt durchaus auch Horror-Sci-Fi. Die Alien-Reihe wäre das bekannteste Beispiel. Die Resident-Evil-Verfilmungen sind ziemlich nahe an der Grenze, aber ich würde sie ebenfalls als Sci-Fi einordnen.