SPOILER FÜR ALLES!
wer einschließlich Season 4 alles gesehen hat kann weiterlesen
Nachdem Azau in der Plauderecke den Mangel an Diskussionen hier beklagt hat, würde ich mich gerne etwas unterhalten. Über den Charakter des zehnten Doktor.
Genauer 2 Punkte:
Einmal die Charakterisierung des zehnten Doktors
und zum anderen Unbeständigkeit in dieser Charakterisierung
Meiner Meinung nach hat dessen Charakterisierung ganz schön gelitten. Zu einem Maß, dass man nicht mehr von irgendwelcher Charakterentwicklung reden kann, sondern einfach nur von inkonsistentem Schreiben.
Jeder Autor scheint ihn schreiben zu wollen, wie es ihm gerade passt, ohne Rücksicht auf Beständigkeit oder vorhergehende Episoden.
Als wir Nummer 10 kennen lernten, kam er mir vor, wie ein Baby (nichtmal negativ gemeint. Es passt: nachdem er in einen melancholischen Mann voller Schuldgefühle und Wut regeneriert war, sah er diesmal schon wieder etwas optimistischer in die Welt und wollte etwas mehr Spaß haben). Alles neu, alles muss angefasst, untersucht oder in den Mund gesteckt werden.
Unterschwellig gab’s dazu die dunkle Seite, die wir von Nummer neun kennen, mittlerweile vielleicht etwas resignierter: Die „mein Heimatplanet ist kaputt und mein Volk ist tot und alles um mich herum stirbt irgendwann und ich hab nur noch 3 Leben übrig und keinen Bock mehr auch noch die Bösewichte mit Samthandschuhen anzufassen – die No Second Chances/Look Me Up!“-seite.
(Und daneben noch die Emo-seite, die alle 3 Folgen mal in die Ferne starrt und „Rose“ wimmert. Aber das ist ein Thema für einen ganz anderen Thread. „Wie menschlich darf der Doktor“ sein?)
Dazwischen aufgerieben haben wir dann noch die fatalistische Ader des Doktors, die je nach Stimmung, ob grad manisch, wütend oder emo, sich in Selbstmord, Todeswunsch und simpler fehlender Selbstkontrolle zeigt.
Das klingt jetzt ziemlich reduzierend, aber leider hab ich das Gefühl, dass das die zwei (oder drei) Punkte sind, über die der zehnte Doktor zumindest seit Ende Staffel 2 ausnahmslos Charakterisiert wird. In Staffel 3 ist das noch besser, aber in Staffel 4 kommt der Doktor schon teilweise wie eine Karikatur seiner selbst rüber, so radikalisiert wird sich besonders auf einen dieser Punkte fokussiert.
Der fröhliche Doktor ist nicht mehr nur aufgeregt und etwas hibbelig über was neues, er ist geradezu manisch, als hätte er irgendwelche Pillen eingeworfen.
Dieses Problem, den Doktor gerade in der vierten Staffel nur noch über Extrema zu charakterisieren, dazu wurde der Grundstein eben durch unbeständiges, folgewidriges Schreiben schon in den vorigen Staffeln gelegt.
Ich hab das Gefühl, die Verantwortlichen wissen selbst nicht, wer der zehnte Doktor ist, außer dass er ziemlich laut, ziemlich schnell und ziemlich high ist.
Und das ist keine Charakterisierung mehr, dass ist schon eine Art Flanderization (oh tvtropes, ich weiß. Ich fang schon an wie Slowking. Aber genauso wirkt das nun mal auf mich. Homer Simpson war zu Beginn der Serie auch nur ein bisschen schusselig und vom Pech verfolgt. Mittlerweile ist er schon too dumb to live. Ned Flanders war zu Beginn der Serie nur ein bisschen religiös. Jetzt ist er fanatisch.) 10 war erst ein bisschen hibbelig. Jetzt ist er pausenlos aufgekratzt. Bei einer Sendung wie den Simpsons geht das noch, Satire halt. Die dürfen das.
Aber bei Doctor Who gerade den Charakter des Doktors so zu kannibalisieren find ich tödlich.
Das ist nicht mal was ich eigentlich schreiben wollte.
Das klingt nämlich jetzt alles viel schlimmer und extremer, als ich es wirklich empfinde. Noch ist 10 erträglich und sympathisch und geringfügig realistisch, keine Frage.
Aber der Trend ist da. Und ich finde es einfach schade, dass man Tennants Doktor so verheizt, indem man ihm keine konsequente Charakterisierung gönnt und stattdessen über wenige Merkmale und ein paar Floskeln.
Wenn man so weitermacht verkommt er noch zum Witz.
Ich verlange nicht viel, nur, dass man dem Doktor seine Würde zurück gibt.
(Ich hab ne Vermutung dass dieser radikale Effekt mit dem hohen Anteil an Slapstick in Staffel 4 zusammenhängt. Vielleicht wird's also wieder bessser nachdem diese vorbei ist.
Gibt natürlich auch Gegenspeile wie Midnight. Leider schloss sich direkt daran, dass große bunte Finale an, aber es besteht Hoffnung.
Vielleicht bleibt Tennant ja noch eine Staffel nach den Specials und Moffat kann ihn retten …)
Mein Problem damit ist, dass jetzt jeder Autor sich seine Punkte rauspickt, die er am schönsten findet, wie sie halt grad in die Geschichte passen, ohne darauf Rücksicht zunehmen ob ein Autor in der ein oder anderen Hinsicht da schon was weiterentwickelt hat.
Um endlich mal Beispiele für inkonsistentes Schreiben zu geben:
Da hätten wir die Beziehung zu Martha in der dritten Staffel.
Da haben wir diese wünderschöne Aussprache-Szene in Gridlock, in der Martha beweist was in ihr steckt indem sie den Doktor mal eben zwingt auszuspucken was sein Problem ist.
Nach der in den nächsten Folgen der Doktor Martha wieder behandelt wie in the Shakespeare Code als wäre Gridlock nie passiert oder in ein Paradoxon gefallen.
Einfach ganz übel find ich auch den Kontrast von Family of Blood zu Journey’s End.
In Family of Blood sorgt er dafür, dass jeder von ihnen bis in alle Ewigkeit leidet, aber Davros, den er selbst schon mehrfach umbringen wollte, der immer wieder zurückkehrt um das Universum zu plagen, und der im Gegensatz zur Family of Blood einfach ein ganz anderes Kaliber Bösewicht ist, dem bietet er an ihn zu retten? Wenn er’s jetzt dem singenden Dalek angeboten hätte, okay, aber DAVROS? Selbst in seiner mildtätigsten Stunde, selbst nachdem sein Klon grad zum dritten oder vierten Mal die Daleks ausgerottet hat, und er sich überlegt, dass er Blon Slitheen vielleicht doch hätte gehen lassen sollen, ist das einfach falsch.
Das hat nicht mal mehr was mit Charakterentwicklung zu tun, nach dem Motto, durch Martha und Donna ist der Doktor mildtätiger geworden.
Das ist wie dieser bescheuerte Vergleich den sie gleich in Partners in Crime von Donna geben lassen, um zu zeigen, wie sehr sich der Doktor entwickelt hat: Der Doktor hat die Racnoss ersäuft aber die Adipose gehen lassen. Was sollte er sonst tun? Die Adipose Babies niederschießen, während sie zu ihren Eltern latschen? Aus welchem Grund?
Die Adipose an sich haben niemandem was getan oder verletzen wollen, die Spinnenbabies wollten Menschenfleisch. Zwei völlig unterschiedliche Situationen.
Es stimmt, dass unsere Companions ihre Spuren hinterlassen, aber so was ist Quatsch.
Um noch mal auf die Folgewidrigkeit von Family of Blood zurückzukommen:
Die an sich coole Szene der Bestrafung der Family kommt aus dem Nichts. Wenn sie zumindest in einer Folge zumindest ein bisschen angedeutet hätten, dass der Doktor vor seinen eigenen Reaktionen Angst hat und quasi andere vor sich schützen will ist das okay. Aber noch bevor die Family überhaupt jemanden umgebracht hat, fürchtet er offenbar, dass er ihnen gegenüber vollkommen ausrastet. Nachdem nichts zuvor darauf hingedeutet hat, dass seine jetzige Regeneration dazu fähig ist. Oh, er hat Spinnenbabies ersäuft, wie schlimm!
Nein, kein Vergleich zu dem, was er mit der Family macht.
Er ist im Herzen Pazifist, er will niemanden umbringen, wenn man ihn nicht zwingt. Das hätte mir gereicht.
Aber nicht diese nachgeschobene Erklärung, dass er vollkommen rachsüchtig eine bösartige raushängen lassen wird, wenn man ihn nervt. Das kam einfach aus dem nirgendwo.
Coole Szene, aber im Kontext der übrigen Serie einfach out of place.
Zumal diese Düsternis in keiner weiteren Folge thematisiert wird. Wenn man damit jetzt weitergearbeitet hätte und das thematisiert hätte – Einzig Silence in the Library deutet an, was der Doktor in der Zukunft (die noch ewigweit entfernt sein könnte) doch für ein BMF ist – aber nein.
Da spricht niemand mehr drüber. Ist der Doktor halt mal gehässig, wenn es das Drehbuch verlangt, dass er heute mal mystisch und cool ist.
Dafür ist er dann wieder lieb zu seinem Besten Freund Davros.
Ähnliches Problem hab ich mit dem Ende von Fires of Pompeji. Ich hab’s ja im Episodenthread schon angedeutet aber ich finde es einfach inkonsequent, dass er diese Familie da rettet, weil Donna genügend rumheult.
Ich war traurig, sie da so dem Untergang geweiht hocken zu sehen, hab mir überlegt rettet er sie, rettet er sie nicht? Mir dann gesagt, nein. So ist der Doktor eingeführt worden. Manches könnte er ändern, soll und kann und darf er aber nicht. Sie müssen sterben.
(Nebenbei wäre das auch dramaturgisch sehr wirksam gewesen.)
Das ist die Bürde des Timelords.
Nicht so wie es 5 Minuten vorher im Vulkan gezeigt wurde: drücke ich jetzt den Knopf ist Pompeji futsch, mach ich es nicht ist die Erde futsch. Pompeji ist futsch ob jetzt der Knopp gedrückt wird oder nicht. Das war mieseste Effekthascherei, keine Entscheidung.
Was mich stört sind also neben der radikalisierten Art der Charakterisierung in der letzten Staffel, diese (merke: unbegründeten) Sprünge von zu mild zu manisch zu sorglos zu fatalistisch.
Was ich gern von euch hätte (falls ihr es geschafft hat, den ganzen Aufsatz durchzulesen) ist, mir zu zeigen, dass ich falsch liege.
Charakterisiert mir den zehnten Doktor. Aber – und das ist der Haken – zeigt mir erstens, dass da neben aller Slapstick noch Würde im Doktor steckt und gebt mir zweitens ein einheitliches Bild. Eins das in sich stimmig ist, in dem Davros eine zweite Chance verdient.
Sind da einfach keine Sprünge wo ich sie sehe? Übersehe ich hier Gründe?
Helft mir!
wer einschließlich Season 4 alles gesehen hat kann weiterlesen
Nachdem Azau in der Plauderecke den Mangel an Diskussionen hier beklagt hat, würde ich mich gerne etwas unterhalten. Über den Charakter des zehnten Doktor.
Genauer 2 Punkte:
Einmal die Charakterisierung des zehnten Doktors
und zum anderen Unbeständigkeit in dieser Charakterisierung
Meiner Meinung nach hat dessen Charakterisierung ganz schön gelitten. Zu einem Maß, dass man nicht mehr von irgendwelcher Charakterentwicklung reden kann, sondern einfach nur von inkonsistentem Schreiben.
Jeder Autor scheint ihn schreiben zu wollen, wie es ihm gerade passt, ohne Rücksicht auf Beständigkeit oder vorhergehende Episoden.
Als wir Nummer 10 kennen lernten, kam er mir vor, wie ein Baby (nichtmal negativ gemeint. Es passt: nachdem er in einen melancholischen Mann voller Schuldgefühle und Wut regeneriert war, sah er diesmal schon wieder etwas optimistischer in die Welt und wollte etwas mehr Spaß haben). Alles neu, alles muss angefasst, untersucht oder in den Mund gesteckt werden.
Unterschwellig gab’s dazu die dunkle Seite, die wir von Nummer neun kennen, mittlerweile vielleicht etwas resignierter: Die „mein Heimatplanet ist kaputt und mein Volk ist tot und alles um mich herum stirbt irgendwann und ich hab nur noch 3 Leben übrig und keinen Bock mehr auch noch die Bösewichte mit Samthandschuhen anzufassen – die No Second Chances/Look Me Up!“-seite.
(Und daneben noch die Emo-seite, die alle 3 Folgen mal in die Ferne starrt und „Rose“ wimmert. Aber das ist ein Thema für einen ganz anderen Thread. „Wie menschlich darf der Doktor“ sein?)
Dazwischen aufgerieben haben wir dann noch die fatalistische Ader des Doktors, die je nach Stimmung, ob grad manisch, wütend oder emo, sich in Selbstmord, Todeswunsch und simpler fehlender Selbstkontrolle zeigt.
Das klingt jetzt ziemlich reduzierend, aber leider hab ich das Gefühl, dass das die zwei (oder drei) Punkte sind, über die der zehnte Doktor zumindest seit Ende Staffel 2 ausnahmslos Charakterisiert wird. In Staffel 3 ist das noch besser, aber in Staffel 4 kommt der Doktor schon teilweise wie eine Karikatur seiner selbst rüber, so radikalisiert wird sich besonders auf einen dieser Punkte fokussiert.
Der fröhliche Doktor ist nicht mehr nur aufgeregt und etwas hibbelig über was neues, er ist geradezu manisch, als hätte er irgendwelche Pillen eingeworfen.
Dieses Problem, den Doktor gerade in der vierten Staffel nur noch über Extrema zu charakterisieren, dazu wurde der Grundstein eben durch unbeständiges, folgewidriges Schreiben schon in den vorigen Staffeln gelegt.
Ich hab das Gefühl, die Verantwortlichen wissen selbst nicht, wer der zehnte Doktor ist, außer dass er ziemlich laut, ziemlich schnell und ziemlich high ist.
Und das ist keine Charakterisierung mehr, dass ist schon eine Art Flanderization (oh tvtropes, ich weiß. Ich fang schon an wie Slowking. Aber genauso wirkt das nun mal auf mich. Homer Simpson war zu Beginn der Serie auch nur ein bisschen schusselig und vom Pech verfolgt. Mittlerweile ist er schon too dumb to live. Ned Flanders war zu Beginn der Serie nur ein bisschen religiös. Jetzt ist er fanatisch.) 10 war erst ein bisschen hibbelig. Jetzt ist er pausenlos aufgekratzt. Bei einer Sendung wie den Simpsons geht das noch, Satire halt. Die dürfen das.
Aber bei Doctor Who gerade den Charakter des Doktors so zu kannibalisieren find ich tödlich.
Das ist nicht mal was ich eigentlich schreiben wollte.
Das klingt nämlich jetzt alles viel schlimmer und extremer, als ich es wirklich empfinde. Noch ist 10 erträglich und sympathisch und geringfügig realistisch, keine Frage.
Aber der Trend ist da. Und ich finde es einfach schade, dass man Tennants Doktor so verheizt, indem man ihm keine konsequente Charakterisierung gönnt und stattdessen über wenige Merkmale und ein paar Floskeln.
Wenn man so weitermacht verkommt er noch zum Witz.
Ich verlange nicht viel, nur, dass man dem Doktor seine Würde zurück gibt.
(Ich hab ne Vermutung dass dieser radikale Effekt mit dem hohen Anteil an Slapstick in Staffel 4 zusammenhängt. Vielleicht wird's also wieder bessser nachdem diese vorbei ist.
Gibt natürlich auch Gegenspeile wie Midnight. Leider schloss sich direkt daran, dass große bunte Finale an, aber es besteht Hoffnung.
Vielleicht bleibt Tennant ja noch eine Staffel nach den Specials und Moffat kann ihn retten …)
Mein Problem damit ist, dass jetzt jeder Autor sich seine Punkte rauspickt, die er am schönsten findet, wie sie halt grad in die Geschichte passen, ohne darauf Rücksicht zunehmen ob ein Autor in der ein oder anderen Hinsicht da schon was weiterentwickelt hat.
Um endlich mal Beispiele für inkonsistentes Schreiben zu geben:
Da hätten wir die Beziehung zu Martha in der dritten Staffel.
Da haben wir diese wünderschöne Aussprache-Szene in Gridlock, in der Martha beweist was in ihr steckt indem sie den Doktor mal eben zwingt auszuspucken was sein Problem ist.
Nach der in den nächsten Folgen der Doktor Martha wieder behandelt wie in the Shakespeare Code als wäre Gridlock nie passiert oder in ein Paradoxon gefallen.
Einfach ganz übel find ich auch den Kontrast von Family of Blood zu Journey’s End.
In Family of Blood sorgt er dafür, dass jeder von ihnen bis in alle Ewigkeit leidet, aber Davros, den er selbst schon mehrfach umbringen wollte, der immer wieder zurückkehrt um das Universum zu plagen, und der im Gegensatz zur Family of Blood einfach ein ganz anderes Kaliber Bösewicht ist, dem bietet er an ihn zu retten? Wenn er’s jetzt dem singenden Dalek angeboten hätte, okay, aber DAVROS? Selbst in seiner mildtätigsten Stunde, selbst nachdem sein Klon grad zum dritten oder vierten Mal die Daleks ausgerottet hat, und er sich überlegt, dass er Blon Slitheen vielleicht doch hätte gehen lassen sollen, ist das einfach falsch.
Das hat nicht mal mehr was mit Charakterentwicklung zu tun, nach dem Motto, durch Martha und Donna ist der Doktor mildtätiger geworden.
Das ist wie dieser bescheuerte Vergleich den sie gleich in Partners in Crime von Donna geben lassen, um zu zeigen, wie sehr sich der Doktor entwickelt hat: Der Doktor hat die Racnoss ersäuft aber die Adipose gehen lassen. Was sollte er sonst tun? Die Adipose Babies niederschießen, während sie zu ihren Eltern latschen? Aus welchem Grund?
Die Adipose an sich haben niemandem was getan oder verletzen wollen, die Spinnenbabies wollten Menschenfleisch. Zwei völlig unterschiedliche Situationen.
Es stimmt, dass unsere Companions ihre Spuren hinterlassen, aber so was ist Quatsch.
Um noch mal auf die Folgewidrigkeit von Family of Blood zurückzukommen:
Die an sich coole Szene der Bestrafung der Family kommt aus dem Nichts. Wenn sie zumindest in einer Folge zumindest ein bisschen angedeutet hätten, dass der Doktor vor seinen eigenen Reaktionen Angst hat und quasi andere vor sich schützen will ist das okay. Aber noch bevor die Family überhaupt jemanden umgebracht hat, fürchtet er offenbar, dass er ihnen gegenüber vollkommen ausrastet. Nachdem nichts zuvor darauf hingedeutet hat, dass seine jetzige Regeneration dazu fähig ist. Oh, er hat Spinnenbabies ersäuft, wie schlimm!
Nein, kein Vergleich zu dem, was er mit der Family macht.
Er ist im Herzen Pazifist, er will niemanden umbringen, wenn man ihn nicht zwingt. Das hätte mir gereicht.
Aber nicht diese nachgeschobene Erklärung, dass er vollkommen rachsüchtig eine bösartige raushängen lassen wird, wenn man ihn nervt. Das kam einfach aus dem nirgendwo.
Coole Szene, aber im Kontext der übrigen Serie einfach out of place.
Zumal diese Düsternis in keiner weiteren Folge thematisiert wird. Wenn man damit jetzt weitergearbeitet hätte und das thematisiert hätte – Einzig Silence in the Library deutet an, was der Doktor in der Zukunft (die noch ewigweit entfernt sein könnte) doch für ein BMF ist – aber nein.
Da spricht niemand mehr drüber. Ist der Doktor halt mal gehässig, wenn es das Drehbuch verlangt, dass er heute mal mystisch und cool ist.
Dafür ist er dann wieder lieb zu seinem Besten Freund Davros.
Ähnliches Problem hab ich mit dem Ende von Fires of Pompeji. Ich hab’s ja im Episodenthread schon angedeutet aber ich finde es einfach inkonsequent, dass er diese Familie da rettet, weil Donna genügend rumheult.
Ich war traurig, sie da so dem Untergang geweiht hocken zu sehen, hab mir überlegt rettet er sie, rettet er sie nicht? Mir dann gesagt, nein. So ist der Doktor eingeführt worden. Manches könnte er ändern, soll und kann und darf er aber nicht. Sie müssen sterben.
(Nebenbei wäre das auch dramaturgisch sehr wirksam gewesen.)
Das ist die Bürde des Timelords.
Nicht so wie es 5 Minuten vorher im Vulkan gezeigt wurde: drücke ich jetzt den Knopf ist Pompeji futsch, mach ich es nicht ist die Erde futsch. Pompeji ist futsch ob jetzt der Knopp gedrückt wird oder nicht. Das war mieseste Effekthascherei, keine Entscheidung.
Was mich stört sind also neben der radikalisierten Art der Charakterisierung in der letzten Staffel, diese (merke: unbegründeten) Sprünge von zu mild zu manisch zu sorglos zu fatalistisch.
Was ich gern von euch hätte (falls ihr es geschafft hat, den ganzen Aufsatz durchzulesen) ist, mir zu zeigen, dass ich falsch liege.
Charakterisiert mir den zehnten Doktor. Aber – und das ist der Haken – zeigt mir erstens, dass da neben aller Slapstick noch Würde im Doktor steckt und gebt mir zweitens ein einheitliches Bild. Eins das in sich stimmig ist, in dem Davros eine zweite Chance verdient.
Sind da einfach keine Sprünge wo ich sie sehe? Übersehe ich hier Gründe?
Helft mir!
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