Gericht verurteilt Erdbebenforscher zu langen Haftstrafen - SciFi-Forum

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Gericht verurteilt Erdbebenforscher zu langen Haftstrafen

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    #16
    Zitat von Eye-Q Beitrag anzeigen
    Ich habe das nicht im Detail verfolgt, aber wurden sie nicht verurteilt WEIL sie nicht gewarnt hatten? Analog zu unterlassener Hilfe bei z.B. Unfällen...
    Jedoch verstehe ich das ganze eben nicht im Detail. Was soll man groß vor einem Beben tun? Man kann ja nicht ständig rufen und warnen wenn nichts ist.


    Da kam gestern im Radios eine Sendung. Es gab auch schon mal einen Fall wo versucht wurde Wissenschaftler haftbar zu machen weil die mit einem Fehlalarm wegen eines brodelnden Vulkans die Evakuierung einer Stadt ausgelöst haben.
    Zuletzt geändert von shootingstar; 23.10.2012, 22:12.

    Kommentar


      #17
      Zitat von kampfmaschine Beitrag anzeigen
      Dort haben sie dann erklärt, dass viele leichte Erdbeben doch was tolles sind weil sich so die Spannung im Boden abbauen kann und deshalb das Risiko eines großen Erdbebens besonders klein ist.
      Eine Serie von leichten Beben kann (!) Spannungen loesen, sie koennen aber auch auf weitere Beben hindeuten. Keinesfalls kann man darauf schliessen, dass zwingend Zustaende entspannt werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Fachleute DAS genau so gesagt haben!
      Aber selbst, wenn es so waere:

      Darum geht es nicht. Solche "Vorhersagen" sind Angaben von Wahrscheinlichkeiten. Das zu liefern, ist die Aufgabe der Wissenschafter, mehr nicht. Alle weiteren Massnahmen (Ausmass der Warnungen, Vorbereitungen fuer Schutzmaßnahmen, sind Aufgabe der Politiker.
      Ohne wenn und aber.
      @Drago: Es handelt sich ganz sicher nicht um einen "geologischen Kunstfehler", sondern um Fehlentscheidungen in der lokalen Politik.

      @kampfmaschine: Wurden denn etwa alle SIEBEN verurteilten Wissenschafter wegen eines Radioauftritts belangt? Das ist doch Nonsens!


      .
      EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

      xanrof schrieb nach 4 Minuten und 34 Sekunden:

      Zitat von shootingstar Beitrag anzeigen
      Da kam gestern im Radiosendung. Es gab auch schon mal einen Fall wo versucht wurde Wissenschaftler haftbar zu machen weil die mit einem Fehlalarm wegen eines brodelnden Vulkans die Evakuierung einer Stadt ausgelöst haben.
      Dieses Problem gibt es doch staendig!
      Ob in der Suedsee oder in Griechenland oder in Suedamerika, wo der jeweilige Tourismusminister abdreht, oder wie letztes Jahr auf Island, wo die Fluglinien um ihre Umsaetze fuerchten

      Daher ist es so wichtig, dass die Wissenschafter hier nicht in die Verantwortung genommen werden! Sie liefern nur die Daten.
      Zuletzt geändert von xanrof; 23.10.2012, 20:29. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!
      .

      Kommentar


        #18
        Gibt es eigentlich schon einen Fall, in welchem ein Wissenschaftler auf Grund einer vergleichbaren Situation wie derzeit in Italien verurteilt wurde, abgesehen vom aktuellen Fall? Weiß da einer etwas?

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          #19
          Von n-tv.de
          Im März meldete sich der Wissenschaftler Giampaolo Giuliani zu Wort: Aus dem Boden trete Radongas aus, ein Beben stehe bevor, die Menschen sollten ihre Häuser verlassen. Dann wurde er wegen Fehlalarms bei der Polizei gemeldet und musste seine Internetseite löschen, auf der er gewarnt hatte. Einige Bewohner der Region schliefen dennoch weiter in ihren Autos, um im Ernstfall schnell fliehen zu können.
          Am 31. März tagte die Expertenkommission, die Behörden zu den Risiken von Erdbeben, Vulkanausbrüchen, Chemieunfälle und anderen Katastrophen berät. Der Chef der Zivilschutzbehörde erklärte einem Lokalpolitiker am Telefon, das Ziel sei, "sofort jegliche Schwachköpfe zum Schweigen zu bringen, Behauptungen zu widerlegen, Sorgen zu beschwichtigen und so weiter". Das Gespräch wurde abgehört.
          Bernardino De Bernardinis, der als einziges Mitglied der damaligen Kommission kein Wissenschaftler ist, gab in der Presse Entwarnung: "Keine Gefahr", meldete er. Er riet der Bevölkerung, sich bei einem Glas Wein zu entspannen.
          SO kann ich mir das schon eher vorstellen! (Hervorhebung von mir)

          Am 6. April war dann das Beben...

          Und das ist das wirklich Besorgnis erregende:
          Das Ingv warnte in einer Mitteilung vor einer "weltweiten" Wirkung des L'Aquila-Urteils. Wissenschaftler müssten nun Angst haben, in der Öffentlichkeit über Naturkatastrophen zu sprechen. Künftig riskierten sie Gerichtsverfahren, wenn sie falschen Alarm auslösen oder keine ausreichende Warnung aussprechen.
          Besonders der letzte Satz. Perverser geht es eigentlich nicht mehr!

          Und zum Abschluss:
          "Das aus der Heimat von Galileo! Einige Dinge ändern sich nie."
          .

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            #20
            Meines Wissens nach waren diese 7 Wissenschaftler zumindest bei der Pressekonferenz dabei, als der Nichtwissenschafter die Aussage machte das "keine Gefahr" besteht.

            Wie dabei diese Pressekonferenz abgelaufen ist und ob dabei der Eindruch entstanden ist, dass diese Aussage in Absprache mit den Wissenschaftlern stattfand bzw. dass sie diese Aussage so auch unterstützen weiß ich nicht.

            Ob sie vielleicht sogar wussten das dies nur eine Beruhigungspille sein soll (und vielleicht nicht mal ihrer Meinung entspricht) weiß ich auch nicht.

            Zumindest kann ich mit diesen Randbedingungen ersteinmal verstehen das es eine juristische Untersuchung ab. Denn eventuell vielleicht haben sie wirklich bewusst oder fahrlässig dabei geholfen die Offentlichkeit mit einer Unwahrheit zu täuschen.

            Ich wollte eigentlich auch nur darauf hinweisen, das die Sache etwas komplizierter ist wie: ein paar Wissenschaftler machen nach damals aktuellen Wissenstand eine Aussage und die stellt sich, widererwartens, später leider als falsch raus - und dafür werden sie verurteilt.

            P.S. Ich bin mir auch darüber bewusst das sich Wissenschafter nun eventuell für seriöse Risikoeinschatzungen (wenn sie am Ende doch falsch waren) vor Gericht verantworten müssen weil dann irgendjemand denkt das dies eine politische Risikoeinschätzung war. Aber ein Gericht hat es auch nicht zu interessieren ob es mit seinen Urteil eventuell einen ungünstigen Präzedenzfall (hoffentlich richtig geschreiben) schaft.
            Zuletzt geändert von kampfmaschine; 24.10.2012, 13:22.

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              #21
              Zitat von xanrof Beitrag anzeigen
              Darum geht es nicht. Solche "Vorhersagen" sind Angaben von Wahrscheinlichkeiten. Das zu liefern, ist die Aufgabe der Wissenschafter, mehr nicht. Alle weiteren Massnahmen (Ausmass der Warnungen, Vorbereitungen fuer Schutzmaßnahmen, sind Aufgabe der Politiker.
              Die Wissenschaftler haben die Aufgabe, das Ausmaß der Gefahr so gut es geht darzustellen und zu warnen. In Übrigen kann ich mir nicht vorstellen, dass bei der Ausarbeitung von Gegenmaßnahmen und ähnlichen Wissenschaftler gar keine Rolle spielen.

              Zitat von xanrof
              @Drago: Es handelt sich ganz sicher nicht um einen "geologischen Kunstfehler", sondern um Fehlentscheidungen in der lokalen Politik.
              Woher bist du dir da so sicher? Außerdem gibt es durchaus einen Bereich, der in der Verantwortung der Wissenschaftler liegt und in dem sie auch, je nach rechtlicher Situation, haftbar gemacht werden können.

              Zitat von xanrof Beitrag anzeigen
              Und das ist das wirklich Besorgnis erregende:
              Besonders der letzte Satz. Perverser geht es eigentlich nicht mehr!
              Naja, andere Berufsgruppen, wie z. B. Ärzte, müssen sich auch unter Umständen dafür rechtfertigen, wenn sie (Kunst-)Fehler machen. Wieso sollte das die Geologen mehr abschrecken als diese Gruppen?
              Natürlich kann man solche Vorhersagen immer nur mit einer bestimmten Irrtumswahrscheinlichkeit machen, aber bedeutet das gleich, dass es auf diesen Gebiet keine Fahrlässigkeit geben kann?
              "Unterdrücke nie mit Gewalt Überzeugungen, die du für verderblich hälst, sonst unterdrücken diese Überzeugungen dich. " - B. Russell, 10 Gebote eines Liberalen.

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                #22
                Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
                @Drago: Es handelt sich ganz sicher nicht um einen "geologischen Kunstfehler", ...
                Woher bist du dir da so sicher? Außerdem gibt es durchaus einen Bereich, der in der Verantwortung der Wissenschaftler liegt und in dem sie auch, je nach rechtlicher Situation, haftbar gemacht werden können.
                Die Datengrundlage fuer die Beurteilung der Lage wurde inzwischen mehrfach ueberprueft. Dabei wurde bestaetigt, dass sich in den Seismogrammen keine Hinweise fuer ein schweres Beben fanden. Auch aufgrund dieser Ueberpruefungen wurde letztlich die Petition gegen die Anklageerhebung verfasst, die international von 5000 Wissenschaftern unterschrieben wurde.

                Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
                Naja, andere Berufsgruppen, wie z. B. Ärzte, müssen sich auch unter Umständen dafür rechtfertigen, wenn sie (Kunst-)Fehler machen. Wieso sollte das die Geologen mehr abschrecken als diese Gruppen?
                Man kann eine Interpretation von statistischen Daten sicherlich nicht mit einer medizinischen Fehlentscheidung oder einem handwerklichen Operationsfehler vergleichen. Bei Aerzten ist der Katalog der Massnahmen und deren Durchfuehrung bzw die Art der Behandlung klar vorgegeben. Demzufolge laesst sich recht genau definieren, wo der Behandlungsfehler lag.
                Meines Wissen gibt es bei seltenen Krankheiten sogar Anweisungen fuer den Fall, dass die "richtige" Art der Behandlung nicht feststeht. (Aber in dem Punkt lass ich mich gern korrigieren, falls ich falsch liegen sollte)
                .

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                  #23
                  Die Wissenschaftler haben die Aufgabe, das Ausmaß der Gefahr so gut es geht darzustellen und zu warnen. In Übrigen kann ich mir nicht vorstellen, dass bei der Ausarbeitung von Gegenmaßnahmen und ähnlichen Wissenschaftler gar keine Rolle spielen.
                  Das ist den Berichten zu Folge geschehen. Diese Wissenschafter können ein Erdbeben nicht exakt vorhersagen, sondern nur Wahrscheinlichkeiten für ein derartiges Ereignis angeben.

                  Ein Beispiel hierzu:

                  Nehmen wir einmal an, dass die Experten die Erdbebenwahrscheinlichkeit mit 1:1000000 angeben. Dann heißt das nicht, dass definitiv kein Erdbeben eintritt, sondern nur, dass dies extrem unwahrscheinlich ist. Wie ich oben schon einmal geschrieben habe, kann diese "1" vor dem Doppelpunkt eintreten. Das ist dann aber auch nicht die Schuld der Wissenschaftler.

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                    #24
                    Nach 2 Jahren den Thread wieder rausgekramt, weil es was Neues gibt:

                    Nach einer Verurteilung in erster Instanz zu jeweils 6 Jahren Haft wurden die Wissenschafter nun in zweiter Instanz freigesprochen. Allerdings ist das neue Urteil noch nicht rechtskräftig und ein Anwalt der Nebenkläger kündigte bereits an, gegen das Urteil vorgehen zu wollen.
                    Menschen im italienischen L`Aquila sollen "entsetzt" auf das Urteil reagiert haben.

                    Fünf Jahre nach Erdbeben von L'Aquila: Gericht spricht Seismologen frei | tagesschau.de

                    Zum Glück reagierten sehr viel mehr Menschen und Wissenschafter weltweit ebenfalls entsetzt - aber auf das erste Urteil!



                    Zitat von xanrof Beitrag anzeigen
                    Letztlich kann man nur hoffen, dass eine hoehere Instanz intelligentere Richter aufweist.
                    Die Hoffnung stirbt zuletzt...
                    .

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