Können 6000 Menschen eine neue Zivilisation erschaffen? - SciFi-Forum

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Können 6000 Menschen eine neue Zivilisation erschaffen?

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    #61
    Zitat von Liopleurodon Beitrag anzeigen
    Aber wenn technisch versierte Leute dabei sind, die wissen, wie man Dinge baut, dann sieht das schon anders aus. Damit lässt sich was machen.
    Was heißt "technisch versiert", das ist ein ziemlicher Gummibegriff. Ich kenne eine Menge Ingenieure, einige davon sind tolle Konstrukteure, aber den wenigsten würde ich eine Bohrmaschine in die Hand drücken, und erst recht keine Säge. Ich bin selbst Maschinenbautechniker, aber wenn ich mit den Mitteln des 19. Jahrhundert eine Dampfmaschine bauen müsste, würde ich ziemlich alt aussehen. Fachleute die sich in den Methoden des frühen Metallbaus (ohne den Hightech-Maschinenpark) auskennen, sind heutzutage recht selten. Reparaturen an Eisenkonstruktionen des 19. Jahrhunderts, erledigen heute aus guten Grund Spezialfirmen.
    Ohne Zulieferindustrie und Werkzeuge, sind die meisten "technisch versierten" Leute von Heute ziemlich aufgeschmissen. Was solche Überlebenden brauchen, sind Schmiede, Zimmerer, Steinmetze, Bauern, etc. aus den Entwicklungsländern, die kennen die alten Methoden noch (aber auch nicht mehr allzu lange).
    Well, there's always the possibility that a trash can spontaneously formed around the letter, but Occam's Razor would suggest that someone threw it out.
    Dr. Sheldon Lee Cooper

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      #62
      Zitat von Liopleurodon Beitrag anzeigen
      Ich gehe mal davon aus, dass die Überlebenden nicht nur aus Bauern und Buschmännern bestünden. Aber selbst heutige Bauern sind technisch ziemlich versiert und improvisationsfähig, müssen sie doch oft genug ihre Maschinen selbst reparieren.
      )

      Ich möchte den Bauern sehen der einen heutigen Mähdrescher selbt reparieren kann. Ausserdem, mit was willst du diese Geräte betreiben? Wo willst du die Ersatzteile herbekommen? Das geht evtl gerade noch mit einem 50er Jahre Traktor, die modernen Dinger kannst du nicht selbst am Laufen halten. Aber selbst bei dem, wenn der Motor im Eimer ist ist Feierabend. Man müsste also auf Zugtiere zurückgreifen.

      In unserer Gesellschaft gibt es fast nichts mehr das man für Subsistenzwirtschaft wirklich brauchen könnte. Evtl könnten hier noch Biobauern weiterhelfen. Aber man muss davon ausgehen daß der grössere Teil der 6000 Leute in der Landwirtschaft/Holzwirtschaft arbeiten muss um Essen und Heizung zu gewährleisten. Wer hier sicher auch helfen kann sind Leute wie die Amischen in den USA.
      Aber du wirst vermutlich bei den 6000 feststellen daß sehr viele davon garnicht in der Lage sind in so einer Landwirtschaft zu arbeiten und die wollen auch essen.

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        #63
        Zitat von Bynaus Beitrag anzeigen
        Praktisch alles Wissen, das unsere Zivilisation angehäuft hat, würde verloren gehen bzw. müsste wiederentdeckt werden.
        Naja, ich denke es wäre ein leichtes, die Lehrbücher über technische Fähigkeiten und sonstige Künste aufzubewahren und zu konservieren. Man könnte anfangen, mit Buchdruck zu experimentieren und in der Zwischenzeit die Bücher abschreiben lassen.

        Auch zumindest einige mathematische Kenntnisse (und die müssen gar nicht gering sein, man hätte ja viel Zeit zum Einüben) könnte man leicht durch verbreiten im Volk konservieren. Und die Experten unter den 6000 Menschen bringen ihre besondere Kunst dann eben anderen Leuten bei.


        .
        EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

        DragoMuseveni schrieb nach 7 Minuten und 20 Sekunden:

        Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
        Was heißt "technisch versiert", das ist ein ziemlicher Gummibegriff.
        Du darfst ja nicht vergessen, dass diese Leute schon 2 Vorteile im Vergleich zu vergangenen Gesellschaften haben:
        1. Sie wissen das es geht, also in welche Richtung man forschen muss.
        2. Sie haben eine Ahnung davon, wie es geht. Zum Beispiel aus Zitronen eine notdürftige Batterie bauen, sie halten Blitze nicht für das Ereignis göttlichen Wirkens und haben schon Kenntnisse im mathematischen und technischen Denken, die die Menschheit erst in Jahrhunderten entwickeln musste.

        Zitat von Admiral Ahmose Beitrag anzeigen
        Ich denke hier wird die Überlebensfähigkeit des Menschen doch arg überschätzt.
        Ich denke, du unterschätzt die Überlebensfähigkeit des Menschen schon arg.

        Irgendwie hat der Mensch es mit einfachsten technischen Mitteln geschafft, fast überall auf diesen Planten zu überleben.
        Zuletzt geändert von DragoMuseveni; 30.07.2012, 09:48. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!
        "Unterdrücke nie mit Gewalt Überzeugungen, die du für verderblich hälst, sonst unterdrücken diese Überzeugungen dich. " - B. Russell, 10 Gebote eines Liberalen.

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          #64
          Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
          Naja, ich denke es wäre ein leichtes, die Lehrbücher über technische Fähigkeiten und sonstige Künste aufzubewahren und zu konservieren. Man könnte anfangen, mit Buchdruck zu experimentieren und in der Zwischenzeit die Bücher abschreiben lassen.
          Bei 6000 Überlebenden wird es keinen Buchdruck geben, zum schreiben braucht man Tinte, Pergament oder Papier, was wohl eher ein knappes Gut sein wird. Es wäre eine ziemliche Leistung, wenn sich die 6000 Personen nach 20 Jahren auf den Niveau, des frühen Mittelalters eingerichtet hätten. Das würde bedeuten das ein Großteil der Menschen in der Nahrungsproduktion arbeitet, Hightech sind dann der Schmied, Wagner, Zimmerer & Co. Bei so einer begrenzten Infrastruktur (Personell und Materiell) werden für den Buchdruck keine Ressourcen übrig sein.
          Will man dagegen eine Dampfmaschine bauen, nützt einen das ganze Wissen nichts, wenn der Zivilisation die materiellen Mittel dazu fehlen. Komplexe technische Leistungen, basieren auf der Kooperation von sehr vielen unterschiedlichen Produktionsprozessen. Diese setzen eine gewisse Mindestgröße voraus, für eine arbeitstaugliche Dampfmaschine muss man etwa das Niveau des frühen 18. Jahrhundert erreichen. Entsprechend groß muss dann auch die Zivilisation sein, nur so kann die Arbeitsteilung komplex genug sein, um alle notwendigen Industriezweige zu unterhalten, die für den Bau einer Dampfmaschine nötig sind.

          Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
          Auch zumindest einige mathematische Kenntnisse (und die müssen gar nicht gering sein, man hätte ja viel Zeit zum Einüben) könnte man leicht durch verbreiten im Volk konservieren. Und die Experten unter den 6000 Menschen bringen ihre besondere Kunst dann eben anderen Leuten bei.

          Du darfst ja nicht vergessen, dass diese Leute schon 2 Vorteile im Vergleich zu vergangenen Gesellschaften haben:
          1. Sie wissen das es geht, also in welche Richtung man forschen muss.
          2. Sie haben eine Ahnung davon, wie es geht. Zum Beispiel aus Zitronen eine notdürftige Batterie bauen, sie halten Blitze nicht für das Ereignis göttlichen Wirkens und haben schon Kenntnisse im mathematischen und technischen Denken, die die Menschheit erst in Jahrhunderten entwickeln musste.
          Ja eine grundlegende Bildung, Lesen, Schreiben, Rechnen, & Co, wäre sicher sehr nützlich. So etwas kann eine Gesellschaft stabilisieren, und die schlimmsten Auswüchse von Aberglauben und Religion verhüten helfen. Wichtig wäre nicht etwa das Wissen von heute zu konservieren, sondern die Grundlagen einer aufgeklärten Gesellschaft zu erhalten. Sind die richtigen sozialen und weltanschaulichen Grundlagen gegeben, wird eine Gesellschaft mit zunehmenden Handwerklichen Fähigkeiten, sich Wissen im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr schnell wieder selbst erarbeiten.
          Well, there's always the possibility that a trash can spontaneously formed around the letter, but Occam's Razor would suggest that someone threw it out.
          Dr. Sheldon Lee Cooper

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            #65
            Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
            Bei 6000 Überlebenden wird es keinen Buchdruck geben, zum schreiben braucht man Tinte, Pergament oder Papier, was wohl eher ein knappes Gut sein wird.
            Dass Arbeitsteilung und damit eine gewisse Bevölkerungsgröße für Zivilisation wichtig ist, das will ich nicht bestreiten.
            Aber ich denke, dass man manche Güter wie z. B. Papier in ausreichender Menge für einige Lehrbücher herstellen kann. Zumindest Papierherstellung dürfte wieder möglich sein. Und was Tinte angeht, so wird man bestimmt färbende Ersatzstoffe finden.

            Dampfmaschinen oder ähnliche Industrie wird vermutlich etwas länger auf sich warten lassen, aber Wind- oder Wassermühlen wären zumindest denkbar, auch wenn es auch das Großprojekt einer Generation sein würde.

            Zitat von Enas Yorl
            Ja eine grundlegende Bildung, Lesen, Schreiben, Rechnen, & Co, wäre sicher sehr nützlich. So etwas kann eine Gesellschaft stabilisieren, und die schlimmsten Auswüchse von Aberglauben und Religion verhüten helfen. Wichtig wäre nicht etwa das Wissen von heute zu konservieren, sondern die Grundlagen einer aufgeklärten Gesellschaft zu erhalten. Sind die richtigen sozialen und weltanschaulichen Grundlagen gegeben, wird eine Gesellschaft mit zunehmenden Handwerklichen Fähigkeiten, sich Wissen im Rahmen ihrer Möglichkeiten sehr schnell wieder selbst erarbeiten.
            Wieso sollte die "richtige Weltanschauung" wichtiger sein als konkretes Wissen? Auch unsere Gesellschaft hat den Aberglauben nicht ganz abgeschafft, im Gegenteil ist sogar wieder neuer entstanden.

            Mag sein, dass das für uns wichtige Wissen aus der Perspektive dieser neu entstehenden Gesellschaft erst mal gar nicht so wichtig sein wird oder dass sie unseren Informationen zunächst misstrauen. Aber man kann auch von einer neugestarteten Zivilisation nicht einfach erwarten, dass sie alles von ihren Vorgängern ohne Prüfung oder Kritik übernimmt.
            Irgendwo wird ja der Fehler gelegen haben, dass die Zivilisation schon einmal untergangen ist, werden sie sich denken. Wahrscheinlich wird in so einer Kultur Geschichte einen ganz anderen Stellenwert haben.
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              #66
              Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
              Aber ich denke, dass man manche Güter wie z. B. Papier in ausreichender Menge für einige Lehrbücher herstellen kann. Zumindest Papierherstellung dürfte wieder möglich sein. Und was Tinte angeht, so wird man bestimmt färbende Ersatzstoffe finden.
              Natürlich kann man auch auf diesen Niveau Papier herstellen, allerdings nicht aus Holz (dafür brauchst man eine Industrie), sondern hier wohl eher aus Flachs oder Hanf. Das ist eine recht mühsame Handarbeit, man muss den Rohstoff anbauen, ernten, die Fasern zerstampfen, kochen und wässern. Anschließend die einzelnen Lagen mit einem Sieb abschöpfen, trocknen, pressen und glätten. Wie viele Personen werden die 6000 die größtenteils Landwirtschaft betreiben, wohl dafür erübrigen können? Man braucht auch: Zimmerer, Wagner, Schmiede, Bäcker, Müller, Maurer, Steinmetze, Korbflechter, Weber, Schneider, Böttcher, Fischer, Jäger, Gerber, Kürschner, Schuhmacher, Kerzenzieher, Metzger, Seiler, Seifensieder, Töpfer (und da habe ich sicher noch einige vergessen), da wird die Papierproduktion äußerst bescheiden ausfallen.

              Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
              Wieso sollte die "richtige Weltanschauung" wichtiger sein als konkretes Wissen? Auch unsere Gesellschaft hat den Aberglauben nicht ganz abgeschafft, im Gegenteil ist sogar wieder neuer entstanden.
              Das ganze aufgezeichnete Wissen bringt einen nichts, wenn die Gesellschaft beschließt diese teuflische Hinterlassenschaft entweder zu vernichten oder für die nächsten tausend Jahre wegzusperren. Wenn Aberglauben und Religion die Regeln einer Gesellschaft bestimmen können, werden Wissen und kritisches Denken nicht mehr wohlgelitten sein. In so einer Gesellschaft tut man sich schwer Wissen anzuwenden, oder gar neues zu entdecken.

              Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
              Mag sein, dass das für uns wichtige Wissen aus der Perspektive dieser neu entstehenden Gesellschaft erst mal gar nicht so wichtig sein wird oder dass sie unseren Informationen zunächst misstrauen. Aber man kann auch von einer neugestarteten Zivilisation nicht einfach erwarten, dass sie alles von ihren Vorgängern ohne Prüfung oder Kritik übernimmt.
              Irgendwo wird ja der Fehler gelegen haben, dass die Zivilisation schon einmal untergangen ist, werden sie sich denken. Wahrscheinlich wird in so einer Kultur Geschichte einen ganz anderen Stellenwert haben.
              Wahrscheinlich werden diese Überlebenden, der alten Zivilisation und ihren Hinterlassenschaften die Schuld für ihre Misere geben. Was den Leuten die das teuflische Wissen der alten Zivilisation am liebsten vernichten würden, wohl eine starke Lobby verschaffen wird.
              Well, there's always the possibility that a trash can spontaneously formed around the letter, but Occam's Razor would suggest that someone threw it out.
              Dr. Sheldon Lee Cooper

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                #67
                Auch wieder eine Frage der Ausgangsstellung. Genau in dem Szenario des Ausgangspost:

                Zitat von Atahualpa Beitrag anzeigen
                Hoffe der Thread ist im richtigen Bereich.

                Inspiriert durch die Enterprise-Folge *Dämmerung* wo ja die Erde zerstört wurde und nur etwa 6000 Menschen überlebt haben stelle ich mir die Frage obs damit war mit der Menschheit oder ob auch die ausreichen würden um eine neue Zivilisation aufzubauen.

                Vor allem interessant für die mögliche zukünftige Besiedelung im Weltall.
                entfallen ein paar der im Moment diskutierten Probleme schon mal. In den Schiffsdatenbanken wird sicher einiges an "Wissen" gespeichert werden können, Werkzeuge und sonstige Technik auf hohem Niveau führt man auch noch mit, klar werden Rückschläge im Lebensstandard nicht vermeid bar sein. Aber mit dem Mittelalter würde ich nicht mehr rechnen.

                Anders wenn man jetzt ein Szenario von wahlloser Auslese nimmt die ausgesetzt wird oder wahllos 6000 Menschen die wie auch immer geartete Katastrophen auf der Erde überleben. Diese müssten sich dann auch erstmal zusammen finden.
                You should have known the price of evil -And it hurts to know that you belong here - No one to call, everybody to fear
                Your tragic fate is looking so clear - It's your fuckin' nightmare

                Now look at the world and see how the humans bleed, As I sit up here and wonder 'bout how you sold your mind, body and soul
                >>Hades Kriegsschiff ist gelandet<<

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                  #68
                  Zitat von Liopleurodon Beitrag anzeigen
                  ... Und nach einer globalen Katastrophe hätten die Menschen ja wohl erst einmal auch Ruinen und Schrott als Rohstoff- und Ersatzteilquellen zur Verfügung. So könnten sie zumindest die ersten Jahrzehnte überstehen, bis ein Minimum an Infrastruktur wieder steht. ...
                  Nach einer globalen Katastrophe wären die 6.000 Leutchen erst mal aufgeschmissen. Was soll ihnen denn die radioaktiv verseuchte Ruine eines Wolkenkratzers oder auch einer Autowerkstatt bringen? Nach so einer Katastrophe müssten sich die 6.000 Leute erstmal finden. Daran würde es wohl schon scheitern. Manche müssten hunderte oder tausende Kilometer zurücklegen und nicht jeder würde den Marsch überleben. Dazu kommen Krankheiten, die man nicht mehr ordentlich behandeln kann, Unfälle, Verbrechen, Naturkatastrophen, kalte Winter, heiße Sommer, durch die Katastrophe verseuchte Gebiete (chemisch, radioaktiv, usw).

                  Und wer baut denn die Infrastruktur wieder auf? Die Leute wollen Nahrung und ein Dach über dem Kopf. Wer hat denn da noch Zeit die Ruinen zu durchforsten oder gar die Städte wieder aufzubauen?

                  Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen
                  ... Ich denke, du unterschätzt die Überlebensfähigkeit des Menschen schon arg.

                  Irgendwie hat der Mensch es mit einfachsten technischen Mitteln geschafft, fast überall auf diesen Planten zu überleben.
                  Der Mensch, also unsere Vorfahren, haben es eben nicht "irgendwie" geschafft. Es war ein langer und mühevoller Weg bis zur ersten Ackerbaukultur und von dort noch einmal ein sehr langer und ebenso mühevoller Weg bis zur Gegenwart.

                  Die erste Bauern waren auch keine unwissenden Städter, oder halt moderne Bauern, den man einen Spaten in die eine Hand und in die andere Hand eine Getreidepflanze drückte und sagte: "Nu mach mal."

                  Der Weg vom Jäger und Sammler zum Ackerbauern war ein langer, nicht immer geradliniger und nicht immer erfolgreicher Prozess. Die ersten Ackerbaukulturen entstanden über Jahrhunderte hinweg. Wenn Nomaden oder Halbnomaden sesshaft werden, dann bestehen Ackerbau und Jagd noch einige Zeit nebeneinander. Und selbst wenn der Prozess der Sesshaftwerdung abgeschlossen ist, dann erwirtschaftet diese Gesellschaft noch lange keinen Überschuss. Dazu kommt es erst viel später. Und erst dann können sich einige Menschen anderen Dingen widmen (Kunst, Wissenschaft, usw).

                  Die sesshaft werdenden Nomaden waren bereits sehr erfolgreiche Jäger und Tierzüchter die ihr Land bereits sehr gut kannten. Ihre zugegebenermaßen primitiven Werkzeuge waren erprobt. Nichts davon war neu als sie begannen sesshaft zu werden.

                  Nun unsere 6.000 Leutchen: Die haben keine Ahnung, haben keine Alternative wie die Nomaden (die jagten ja nebenbei) und müssen sich auf Gedeih und Verderb auf ihr rein theoretisches Wissen verlassen. Das soll gutgehen? Völlig unmöglich.
                  "Vittoria agli Assassini!"

                  - Caterina Sforza, Rom, 1503

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                    #69
                    Zitat von Admiral Ahmose Beitrag anzeigen
                    Nach einer globalen Katastrophe wären die 6.000 Leutchen erst mal aufgeschmissen. Was soll ihnen denn die radioaktiv verseuchte Ruine eines Wolkenkratzers oder auch einer Autowerkstatt bringen? Nach so einer Katastrophe müssten sich die 6.000 Leute erstmal finden. Daran würde es wohl schon scheitern. Manche müssten hunderte oder tausende Kilometer zurücklegen und nicht jeder würde den Marsch überleben. Dazu kommen Krankheiten, die man nicht mehr ordentlich behandeln kann, Unfälle, Verbrechen, Naturkatastrophen, kalte Winter, heiße Sommer, durch die Katastrophe verseuchte Gebiete (chemisch, radioaktiv, usw).
                    Das kommt halt darauf an, wie die Randbedingungen sind.
                    Nehmen wir eine Pandemie, ein Super-Virus, dass die Menschen dahinrafft. Um ein Gegenmittel zu erforschen werden alle immunen Menschen, die man findent, in ein großes Forschungszentrum gebracht. Leider sterben die ganzen Forscher (und alle anderen Menschen auch), bevor sie ein Heilmittel entwickeln konnten, und übrig bleiben die 6000 Immunen, alle an einem Fleck, und die Infrastruktur ist weitestgehend intakt.

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                      #70
                      In dem Fall haben die 6.000 Leute eine Infrastruktur zur Erforschung von Krankheiten. Sie brauchen aber eine Infrastruktur zum Ackerbau, zur Forstwirtschaft und allgemein zum Überleben. Genau das haben sie dann ja nicht.

                      Gerade bei deinem Beispiel müssten sie ja von Null anfangen. So ziemlich alles, was sie vorfinden ist nutzlos. Was sie brauchen sind Gehöfte, Saatgut, Nutztiere, Werkzeuge, usw. Sie brauchen keine Labore und Supercomputer, keine Kliniken und Fahrzeughallen.

                      Auch wenn der Laborkomplex in einer landwirtschaftlich genutzten Zone liegen würde, dann würde das kaum einen Unterschied ausmachen. Heute werden riesige Flächen mit Maschinen bearbeitet, Tierhaltung findet in ebenso riesigen Hallen statt. Auch damit könnten die Überlebenden nichts anfangen.

                      Was sie brauchen sind kleine, funktionierende Bauernhöfe und genau die gibts ja nicht mehr. Oder nur noch vereinzelt über das ganze Land verstreut, was dann auch nix nutzt.

                      "Vittoria agli Assassini!"

                      - Caterina Sforza, Rom, 1503

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                        #71
                        Wenn das Szenario inmitten einer zerstörten Zivilisation stattfindet, kann man sich höchstens noch mit dem, was man findet, weiterbringen: Nahrungsmittelkonserven, Wohnungen, Bücher über das Barbarenleben, eventuell Kraftstoff, Infrastruktur, nützliche Maschinen.

                        Wenn diese Dinge da sind, kann mithilfe einer gut organisierten Führung einiges bewerkstelligt werden, besonders, wenn man in Zonen lebt, wo der Winter nicht all zu hart wird.

                        Idealerweise sind sie dann sogar gegen die gebräuchlichen Krankheiten geimpft und können die Impfungen auffrischen.

                        Da sehe ich keine Probleme.


                        Bei einem Neuanfang würde vermutlich die Hälfte verrecken, bevor sich etwas ergibt.

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                          #72
                          Glücklicherweise gibt es ja noch einige "rückständige Kulturen" auf der Welt.

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                            #73
                            Zitat von Admiral Ahmose Beitrag anzeigen
                            Der Mensch, also unsere Vorfahren, haben es eben nicht "irgendwie" geschafft. Es war ein langer und mühevoller Weg bis zur ersten Ackerbaukultur und von dort noch einmal ein sehr langer und ebenso mühevoller Weg bis zur Gegenwart.
                            Naja, ob der Weg wirklich so lang und mühevoll war. Es ist durchaus plausibel, dass die erste Domestizierung oder die ersten Formen von Ackerbau eher zufällig entstanden sind oder aus anderen als ökonomisch-rationalen Gründen.
                            Zum Beispiel weil die frühen Bauern beobachtet haben, dass (beispielsweise) Weinpflanzen dort wachsen, wo man vorher seine Körner ausspuckt. Vielleicht war es auch teil eines religiösen Rituals, in dem man den Samen der Pflanze symbolisch der Erde wiedergeben wollte.

                            Wir können nur spekulieren, was genau die Menschen dazu trieb mit den Ackerbau anzufangen, aber wir können davon ausgehen, dass sie das nicht gemacht haben, um eine auf Ackerbau aufbauende Zivilisation zu begründen. Das wäre wahrscheinlich außerhalb ihrer "Planungsmöglichkeiten" gewesen. Sowas wie geschichtliche Aufzeichnungen gab es ja nicht und deshalb konnten sie im Zweifelsfall nicht mal beurteilen, ob sich ihre Gesellschaft im Laufe der Generationen wesentlich geändert hat. Man konnte also auch Unterschiede im Lebensstandard höchstens durch Vergleiche mit Berichten der unmittelbaren Vorfahren ausmachen oder durch alte Überlieferungen. Vielleicht ist es denn Bauern der Neolithischen Revolution kaum aufgefallen, dass sie etwas an ihrer Lebensweise grundlegend geändert haben, weil sich der Prozess so allmählich abgespielt hat.

                            Unsere 6000 Menschen dagegen würde prinzipiell wissen, wozu man die Landwirtschaft einsetzen kann und deshalb die Entwicklung mehr fördern.

                            Zitat von Admiral Ahmose
                            Der Weg vom Jäger und Sammler zum Ackerbauern war ein langer, nicht immer geradliniger und nicht immer erfolgreicher Prozess. Die ersten Ackerbaukulturen entstanden über Jahrhunderte hinweg.
                            Das ist natürlich richtig, aber heute lägen grundsätzlich schon sehr viele Informationen über Pflanzenzucht und Landwirtschaftstechniken vor, auf die man aufbauen kann.
                            Unsere Kulturpflanzen verschwinden ja nicht spontan.

                            Zitat von Admiral Ahmose
                            Und selbst wenn der Prozess der Sesshaftwerdung abgeschlossen ist, dann erwirtschaftet diese Gesellschaft noch lange keinen Überschuss.
                            Das wissen wir nicht.
                            Aber zumindest mit heutigen Mitteln dürfte ein Überschuss recht schnell zustande kommen.

                            Zitat von Admiral Ahmose
                            Dazu kommt es erst viel später. Und erst dann können sich einige Menschen anderen Dingen widmen (Kunst, Wissenschaft, usw).
                            Das ist falsch, wie altsteinzeitliche Höhlenmalereien oder die ältesten Mythen beweisen. Auch die Namen der meisten Sternzeichen sollen noch aus dieser Epoche stammen.

                            Auch in heutigen nicht-sesshaften Gesellschaften beobachten wir, dass es Personen(gruppen) gibt, die "müssigen" Tätigkeiten nachgehen, wie Medizinmänner und ähnliche. Man kann natürlich Beobachtungen dieser Gesellschaften nicht notwendigerweise auf die aus der Zeit vor der Neolithischen Revolution verallgemeinern, da viele heutige Nomaden in Gegenden leben, in denen sich Landwirtschaft nicht besonders anbietet und sie oft auch domestizierte Tiere halten.

                            Außerdem hatten die Leute damals nach der Jagt oder nach dem Sammeln von Früchten wahrscheinlich viel mehr Freizeit als wir heute und somit mehr Gelegenheit, sich hobbymäßig den Erzählen von Mythen oder ähnlichen zu widmen.

                            Zitat von Admiral Ahmose
                            Die sesshaft werdenden Nomaden waren bereits sehr erfolgreiche Jäger und Tierzüchter die ihr Land bereits sehr gut kannten. Ihre zugegebenermaßen primitiven Werkzeuge waren erprobt.
                            Mit den Viehzüchtern wäre ich mir vielleicht nicht so sicher. Es gibt sogar Hinweise auf einen frühgeschichtlichen Gegensatz zwischen Viehzüchtern und Ackerbauern.
                            Viehzucht bedingte, dass man mit seinen Herden oft die Wohngegend wechseln musste, damit sie etwas frisches zu fressen haben. Der Ackerbau dagegen erzwang die Sesshaftigkeit und machte wahrscheinlich auch erste Aufteilungen des Landes notwendig.

                            Zitat von Admiral Ahmose
                            Nun unsere 6.000 Leutchen: Die haben keine Ahnung, haben keine Alternative wie die Nomaden (die jagten ja nebenbei) und müssen sich auf Gedeih und Verderb auf ihr rein theoretisches Wissen verlassen. Das soll gutgehen? Völlig unmöglich.
                            Das mit den mangelnden Alternativen wäre wirklich ein Problem. In dem Fall müssten sie sich auf irgendwelche Vorräte verlassen.

                            Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
                            Natürlich kann man auch auf diesen Niveau Papier herstellen, allerdings nicht aus Holz (dafür brauchst man eine Industrie), sondern hier wohl eher aus Flachs oder Hanf. Das ist eine recht mühsame Handarbeit, man muss den Rohstoff anbauen, ernten, die Fasern zerstampfen, kochen und wässern. Anschließend die einzelnen Lagen mit einem Sieb abschöpfen, trocknen, pressen und glätten. Wie viele Personen werden die 6000 die größtenteils Landwirtschaft betreiben, wohl dafür erübrigen können?
                            Auch im Mittelalter haben die Bauern noch Zeit für Spinnen oder Fronarbeit gefunden. Außerhalb der Sä- und Erntezeiten werden die Bauern sich wohl der Aufrechterhaltung ihrer Infrastruktur gewidmet haben und danach hatten sie Freizeit. Diese "Freizeit" hat in Übrigen bei den Ägyptern sogar zum Bau von Pyramiden gereicht.

                            Bei den alten Römern soll es üblich gewesen sein, dass die Leute ihr Brot selbst machen.

                            Zitat von Enas Yorl
                            Das ganze aufgezeichnete Wissen bringt einen nichts, wenn die Gesellschaft beschließt diese teuflische Hinterlassenschaft entweder zu vernichten oder für die nächsten tausend Jahre wegzusperren. Wenn Aberglauben und Religion die Regeln einer Gesellschaft bestimmen können, werden Wissen und kritisches Denken nicht mehr wohlgelitten sein. In so einer Gesellschaft tut man sich schwer Wissen anzuwenden, oder gar neues zu entdecken.
                            Ich denke, dass ist so nicht richtig. Der Neolithischen Revolution zum Beispiel wird auch kein "Zeitalter der Aufklärung" vorangegangen sein, in dem die Leute ihren Aberglauben ablegten.

                            Es ist auch nicht richtig, dass Aberglaube und Religion der Entwicklung und Verbreitung von Wissen immer entgegen gewirkt haben. In alten Gesellschaften werden die Priester wohl die gesellschaftliche Gruppe gewesen sein, die sich über ihre Umwelt Gedanken gemacht und Informationen gespeichert und (möglicherweise mystisch verklärt) weitergegeben haben. Auch die mathematische Forschung der Pythagoräer war eingebettet in einen mehr "mystischen" Zusammenhang.
                            Noch Kepler war ein Astrologe und Newton hat sich nach heutigen Maßstäben auch mit Esoterik beschäftigt. Darwin studierte Theologie und es gibt noch viele andere Beispiele.

                            In Übrigen halte ich es für falsch, die mystische Darstellung von Erkenntnissen generell abwertend zu betrachten. Grade wenn es nicht gelingt, Bücher mit Faktenwissen aufzubewahren ist es vielleicht notwendig, unsere heutigen Erkenntnisse so zu verpacken. Es ist bekannt, dass es Menschen leichter fällt sich Informationen zu merken, wenn sie sie emotional berühren und/oder sie sich stark auf sie konzentrieren müssen. Sollten sie assoziativ oder sogar überraschend sind, hilft das auch um sie sich zu merken. Wenn man also eine Information möglichst lange mündlich weitergeben will, dann ist es wohl gut, sie in eine möglichst aufregende und faszinierende Geschichte zu verpacken.
                            Eine bestimmte Metrik hilft sicherlich auch dabei, dass nicht bestimmte Aspekte verloren gehen.
                            Das geht sogar soweit, dass viele alte Mythen uns heute wie Merkhilfen für astronomische (oder astrologische ) Zusammenhänge erscheinen.

                            Zitat von Enas Yorl
                            Wahrscheinlich werden diese Überlebenden, der alten Zivilisation und ihren Hinterlassenschaften die Schuld für ihre Misere geben. Was den Leuten die das teuflische Wissen der alten Zivilisation am liebsten vernichten würden, wohl eine starke Lobby verschaffen wird.
                            Das Risiko besteht. Aber dagegen kann man wohl nichts machen.
                            Es wird aber jedenfalls schwerer sein, Geheimbibliotheken zu zerstören oder Wissen, dass in alte Geschichten verpackt ist zu vergessen als eine "kritische und wissenschaftliche Denkhaltung" abzulegen.

                            Zitat von Dannyboy Beitrag anzeigen
                            Glücklicherweise gibt es ja noch einige "rückständige Kulturen" auf der Welt.
                            Naja, aber diese Kulturen haben sich oft auf ihre jeweiligen Lebensumstände spezialisiert und werden wohl nicht Ausgangspunkt für einen Wiederaufbau der Zivilisation.
                            "Unterdrücke nie mit Gewalt Überzeugungen, die du für verderblich hälst, sonst unterdrücken diese Überzeugungen dich. " - B. Russell, 10 Gebote eines Liberalen.

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                              #74
                              Zitat von Admiral Ahmose Beitrag anzeigen
                              Auch wenn der Laborkomplex in einer landwirtschaftlich genutzten Zone liegen würde, dann würde das kaum einen Unterschied ausmachen.
                              Im günstigsten Fall haben die 6000 Überlebenden ein Kernkraftwerk, das mit den eingelagerten Vorräten über Jahrzehnte Strom liefert, und eine fortgeschrittene Biotechnologie, die eine Art Phytoplankton als Nahrung liefert, eine Art Soylent Green, das in dem Sonnenlicht ausgesetzten Tanks produziert wird und in der Nahrungskette keinen Umweg mehr geht, also direkt vom Menschen verbraucht wird. Dieses Phytoplankton müsste gentechnisch so verändert sein, dass es alle ernährungsphysiologischen Bedingungen erfülllt. Theoretisch ist das möglich.

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                                #75
                                Zitat von DragoMuseveni Beitrag anzeigen

                                Naja, aber diese Kulturen haben sich oft auf ihre jeweiligen Lebensumstände spezialisiert und werden wohl nicht Ausgangspunkt für einen Wiederaufbau der Zivilisation.
                                Doch, werden sie. Sobald Land frei ist, werden sie sich ausbreiten.

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