Sinn und Unsinn der Raumfahrt

[Rarehero]

Wir diskutieren hier doch nicht wirklich, ob die Raumfahrt Geld Verschwendung ist, oder? Natürlich ist Raumfahrt sündhaft teuer, und natürlich kann man immer auf die Kinder in Afrika zeigen o.Ä. und sagen, dass das Geld dort besser angelegt wäre (das gilt auch für das Geld, dass jeder einzelne für Unterhaltungselektronik ausgibt, oder für den nächsten Türkei-Urlaub), aber verglichen mit anderen Geldgräbern, die wir uns leisten, ist die Raumfahrt nur ein kleines Hobby, für das wir nur ein Bruchteil unseres Taschengeldes ausgeben.

[irony]

Natürlich ist Raumfahrt sündhaft teuer, und natürlich kann man immer auf die Kinder in Afrika zeigen o.Ä. und sagen, dass das Geld dort besser angelegt wäre

Es müssen nicht unbedingt die Kinder in Afrika sein, aber vieles in der Diskussion erinnert mich daran, dass in unserer heutigen Spaßgesellschaft in manchen Familien das Kindergeld für Schnaps und Zigaretten für die Eltern ausgegeben wird.

[Liopleurodon]

Wir diskutieren hier doch nicht wirklich, ob die Raumfahrt Geld Verschwendung ist, oder? Natürlich ist Raumfahrt sündhaft teuer, und natürlich kann man immer auf die Kinder in Afrika zeigen o.Ä. und sagen, dass das Geld dort besser angelegt wäre (das gilt auch für das Geld, dass jeder einzelne für Unterhaltungselektronik ausgibt, oder für den nächsten Türkei-Urlaub), aber verglichen mit anderen Geldgräbern, die wir uns leisten, ist die Raumfahrt nur ein kleines Hobby, für das wir nur ein Bruchteil unseres Taschengeldes ausgeben.

Insbesondere, wenn man beispielsweise den bundesdeutschen Anteil an den ESA-Missionen vergleicht mit dem aktuellen Bundeshaushalt für Verteidigung, zur Schuldentilgung oder für die Euro-Garantien, dann sieht man, wohin die Milliarden wirklich fließen.

Über die ESA sind wir noch ziemlich günstig dabei, weil dort mehrere Länder drinhängen. Riesenetats wie ihn die NASA zeitweise hatte fallen da für uns gerechnet gar nicht erst an.


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EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :
Liopleurodon schrieb nach 55 Sekunden:

Es müssen nicht unbedingt die Kinder in Afrika sein, aber vieles in der Diskussion erinnert mich daran, dass in unserer heutigen Spaßgesellschaft in manchen Familien das Kindergeld für Schnaps und Zigaretten für die Eltern ausgegeben wird.

Und was hat das Fehlverhalten einzelner Leistungsbezieher mit der Raumfahrt zu tun?

[irony]

Und was hat das Fehlverhalten einzelner Leistungsbezieher mit der Raumfahrt zu tun?

Es ist dieselbe moralische Grundhaltung, die dahinter steckt. Manchen Leuten sind Steine auf dem Mars offenbar wichtiger als Kinder in Afrika oder was es sonst noch gibt, was wichtiger wäre. Das wird niemand offen zugeben, aber wahrscheinlich ist es so. Ausreden, mit denen man das Gewissen beruhigen kann, lassen sich ja genug finden.

[Liopleurodon]

Es ist dieselbe moralische Grundhaltung, die dahinter steckt. Manchen Leuten sind Steine auf dem Mars offenbar wichtiger als Kinder in Afrika oder was es sonst noch gibt, was wichtiger wäre. Das wird niemand offen zugeben, aber wahrscheinlich ist es so. Ausreden, mit denen man das Gewissen beruhigen kann, lassen sich ja genug finden.

Der Kostenanteil der Raumfahrt an der Gesamtökonomie eines Staates - selbst der USA - ist aber deutlich geringer als der anderer großer Einzelposten. Alleine mit den Kosten für den Irakkrieg hätte man 10 mal eine ISS bauen und hochschicken können - selbst zu den alten Preisen. Das sind also die wirklichen Prioritäten der großen Politik. Der Aufwand für die Raumfahrt ist demgegenüber sehr gering.

Und ansonsten korrigiere ich Deine Ausage mal leicht: "Leben auf dem Mars". Denn darum geht es ganz zentral.

Und wenn Du schon mit Afrika argumentierst: Dafür sind in erster Linie die Afrikaner selbst verantwortlich. Warum wohl haben gerade die Länder Schwarzafrikas pro Kopf gerechnet mit die höchsten Rüstungsausgaben und die größten Verluste durch Korruption weltweit? Wer in Afrika etwas bewirken möchte, darf das Geld auf gar keinen Fall der örtlichen Regierung in die Hand geben, denn dort versickert es nur.

[xanrof]

Es ist dieselbe moralische Grundhaltung, die dahinter steckt. Manchen Leuten sind Steine auf dem Mars offenbar wichtiger als Kinder in Afrika oder was es sonst noch gibt, was wichtiger wäre. Das wird niemand offen zugeben, aber wahrscheinlich ist es so. Ausreden, mit denen man das Gewissen beruhigen kann, lassen sich ja genug finden.

Erzaehl das mal den Tausenden Technikern, Ingenieuren + Wissenschaftlern die in der Raumfahrttechnik arbeiten. Die haben auch Kinder.
Und komm jetzt bitte nicht mit "Die sollen sich halt was Neues suchen".

Es ist schon absolut richtig, an der Raumfahrt zu arbeiten. Die Menschheit braucht die Herausforderung, ansonsten wuerde sie noch auf den Baeumen sitzen.
(Brauch ich hier Ironie-Tags?)

[Liopleurodon]

Es ist schon absolut richtig, an der Raumfahrt zu arbeiten. Die Menschheit braucht die Herausforderung, ansonsten wuerde sie noch auf den Baeumen sitzen.
(Brauch ich hier Ironie-Tags?)

Und vor allem sollte man die vorhandene Technik auch nutzen, um damit Dinge zu erreichen.

Von Projekten, die wirklich keiner bezahlen kann, wird man schon Abstand nehmen und warten, bis bessere Lösungen verfügbar sind.

Pläne für bemannte Mars-Missionen gab es ja schon von Wernher von Braun. Nur nahm man davon erst einmal Abstand, weil der Krieg in Vietnam für die USA alles verfügbare Geld verschlang.

[irony]

Erzaehl das mal den Tausenden Technikern, Ingenieuren + Wissenschaftlern die in der Raumfahrttechnik arbeiten. Die haben auch Kinder.
Und komm jetzt bitte nicht mit "Die sollen sich halt was Neues suchen".

Es macht einen Unterschied, ob jemand in der Raumfahrt arbeitet, weil er nichts Anderes gefunden hat, oder ob jemand wirklich ein paar Steine oder (nicht vorhandene) Bakterien auf dem Mars so wichtig findet.

Letztlich ist auch die Raumfahrt vor einigen Jahrzehnten nur deshalb so aufgebläht worden, weil man hoffte, damit Kriege zu gewinnen. Nun wird krampfhaft versucht, für einen riesigen Apparat, der vom Kalten Krieg übrig geblieben ist, etwas zu finden, was die Milliardenausgaben rechtfertigt. Anscheinend reichen dafür bei vielen ein paar Bilder vom Mars. Traurig, aber wahr.

Es ist schon absolut richtig, an der Raumfahrt zu arbeiten. Die Menschheit braucht die Herausforderung, ansonsten wuerde sie noch auf den Baeumen sitzen.
(Brauch ich hier Ironie-Tags?)

Ja, eigentlich schon, weil es so klingt, als ob die Menschheit sich ohne Raumfahrt nicht weiterentwickeln könnte. Es gibt noch genügend andere Herausforderungen. Wer weiß, welche Fortschritte die Menschheit bereits gemacht hätte, wenn das Geld und die Intelligenz in sinnvollere Bereiche investiert worden wären.

[picard2893]

Ich würde wenn es darauf ankommt mein Geld auch lieber in die Raumfahrt stecken als auch nur einen Cent nach Afrika, denn meistens geht das Geld in die falschen Hände, und wenn nicht, werden die Transporte von Rebellentruppen überfallen und man finanziert am Ende die Gegenseite und mal ganz davon abgesehen. Was zur Hölle treiben die Afrikaner in Gebieten, wo der Mensch absolut nichts verloren hat. Wo es nichts zu essen und zu trinken gibt. Das wäre so, als würden ein paar tausend Leute auf den Mond fliehen und dann die Welt anbetteln: Bitte Leute, gibt uns etwas Sauerstoff, und wenn ihr schon mal unterwegs seid auch gleich noch Lebensmittel, Kleidung, Schulen, Internet usw... Da fragt man sich dann auch "äh gehts noch?!" Ebenso Leute, die jedes Jahr aufs Neue ihre Häuser aufbauen, weil sie in Katastrophengebieten leben und deren Häuser regelmäßig zerstört werden. Da Geld zu investieren ist noch bescheuerter als es zum Dekorieren von Wänden zu benutzen.

[Liopleurodon]

Es macht einen Unterschied, ob jemand in der Raumfahrt arbeitet, weil er nichts Anderes gefunden hat,

Die Raumfahrtindustrie ist allerdings kein Bereich für Leute, die "nichts Anderes gefunden haben", sondern für gefragte Spezialisten, die sich ihren Arbeitsort aussuchen können.

oder ob jemand wirklich ein paar Steine oder (nicht vorhandene) Bakterien auf dem Mars so wichtig findet.

Es ist die Faszination einer neuen Welt. Und zu den Bakterien: Weiß man's?

Letztlich ist auch die Raumfahrt vor einigen Jahrzehnten nur deshalb so aufgebläht worden, weil man hoffte, damit Kriege zu gewinnen. Nun wird krampfhaft versucht, für einen riesigen Apparat, der vom Kalten Krieg übrig geblieben ist, etwas zu finden, was die Milliardenausgaben rechtfertigt. Anscheinend reichen dafür bei vielen ein paar Bilder vom Mars. Traurig, aber wahr.

Nein, das ist schon zielgerichteter. Natürlich versuchen die daran beteiligten Firmen, ihren eigenen Absatzmarkt zu sichern, aber das macht jede Firma. Auch der Waffenfabrikant, der Vertreter nach Afrika schickt.

Übrigens kann man aus den Bildern - und den restlichen Daten der Sonden - schon eine ganze Menge an Informationen gewinnen. Aber das geht eben nur, wenn man ein kleines Labor auf Rädern auch vor Ort hin schickt.

Noch schnell ein kleiner Kostenvergleich:

Marssonde Curiosity --> 2,5 Milliarden Dollar (einschließlich Peripheriekosten wie Start und Steuerungspersonal)
Flugzeugträger USS Ronald Reagan --> 6 Milliarden Dollar
Bundesdeutscher Anteil an den Griechenlandgarantien --> weit über 100 Milliarden Euro!!

[irony]

Ich würde wenn es darauf ankommt mein Geld auch lieber in die Raumfahrt stecken als auch nur einen Cent nach Afrika, denn meistens geht das Geld in die falschen Hände, und wenn nicht, werden die Transporte von Rebellentruppen überfallen und man finanziert am Ende die Gegenseite und mal ganz davon abgesehen.

"Afrika" ist mehr symbolisch zu verstehen, denn dass das für "Afrika" gespendete Geld tatsächlich dort ankommt, wo es sinnvoll gebraucht wird, ist ein ernstes Problem.

Das Raumfahrt-Geld müsste auch nicht nach Afrika gehen. Für mich wäre es schon sinnvoll, wenn man es für die Erforschung und den Erhalt der Ozeane ausgeben würde.

Ich bin auch nicht strikt gegen Raumfahrt, aber ich verstehe es einfach nicht, warum wir unbedingt jetzt Steine auf den Mars unter die Lupe nehmen müssen, so als ob es überhaupt nichts Wichtigeres gäbe. Und ich bin mir sicher, dass viele andere Forschungsprogramme bedeutend weniger Geld bekommen als die Marsmissionen. Eine bemannte Marsmission in den nächsten 20 Jahren wäre finanziell ein Supergau. Dann lieber das Geld in die Ozeanforschung.

[Liopleurodon]

Das Raumfahrt-Geld müsste auch nicht nach Afrika gehen. Für mich wäre es schon sinnvoll, wenn man es für die Erforschung und den Erhalt der Ozeane ausgeben würde.

Die einen interessiert dies, die anderen jenes. In einer pluralistischen Gesellschaft bekommen aber alle ihren Teil aus dem großen Topf. Konkurrenz um die Gelder gibt es ja auch. Der Erfolg ist dann eben das Ergebnis der eigenen Überzeugungsarbeit.

[irony]

Die einen interessiert dies, die anderen jenes. In einer pluralistischen Gesellschaft bekommen aber alle ihren Teil aus dem großen Topf. Konkurrenz um die Gelder gibt es ja auch. Der Erfolg ist dann eben das Ergebnis der eigenen Überzeugungsarbeit.

Dass die Raumfahrt überproportional viel Geld bekommt hat, auch viel damit zu tun, dass sie eng mit der Rüstung verbunden war und immer noch ist. Und dass so viele Leute beim Anblick von ein paar Steinen auf dem Mars in Verzückung geraten, das lässt mich schon etwas am Verstand der Leute zweifeln.

[Amaranth]

Dass die Raumfahrt überproportional viel Geld bekommt hat, auch viel damit zu tun, dass sie eng mit der Rüstung verbunden war und immer noch ist. Und dass so viele Leute beim Anblick von ein paar Steinen auf dem Mars in Verzückung geraten, das lässt mich schon etwas am Verstand der Leute zweifeln.

Es geht beim Mars aber um mehr als nur um ein paar Steine, und bevor du das nicht verstehen willst, ist diese Diskussion (so zumindest meine Beobachtung) hinfällig, weil du immer wieder auf dieses Möchtegern-Totschlagargument zurückfällst.

[Mondkalb]

Die Raumfahrt bekommt hauptsächlich in den USA, der Sowjetunion und vielleicht noch als Prestigeobjekt in China und Indien relativ viel Geld.
In Europa sieht das schon ganz anders aus. Mit dem gleichen Argument könnte man auch fragen, warum man soundsoviele Milliarden für Teleskope aufwendet.
Die Diskussion führt zu nichts.

Es wurde zurecht darauf hingewiesen, dass es Konkurrenz zwischen verschiedenen Forschungszweigen gibt und das Geld entsprechen verteilt wird.
Natürlich hat gerade in den genannten Staaten der Militärsektor einen großen Einfluss und auch Interesse an Raumfahrprojekten.
Trotzdem resultieren daraus ja auch Vorteile für die Zivilgesellschaft, z. B. in Form von Telekommunikations- und TV-Satelliten, GPS-Systemen, Wettersatelliten und Forschungssatelliten, die die Umwelt und die Geologie der Erde erforschen.

Insgesamt und verglichen mit den Militärausgaben sind die Aufwendungen für zivile Raumfahrt aber immer noch sehr klein.

Und Ozeanforschung gibt es ja außerdem auch noch (und gerade von vielen kleinen Staaten, die ein individuelles Interesse daran haben).