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    Zitat von Agent Scullie Beitrag anzeigen
    In der einfachsten Variante ist die Energiedichte von der Form

    V(phi) = lambda phi^4

    wobei lambda eine Konstante ist und phi die Feldstärke des Inflatonfeldes. Demnach liegt das Minimum bei phi=0, V=0.
    Wobei lambda aber ungleich Einsteins kosmologischer Konstante ist?

    Zitat von Agent Scullie Beitrag anzeigen
    Zu letzterem wäre da z.B. das erste Szenario der Inflation, das von Alan Guth 1981 entwickelt wurde. Danach fand die Inflation nach dem Urknall statt und dauerte im gesamten Universum nur 10^-35 Sekunden. Allerdings traten in diesem Szenario am Ende der Inflation starke Inhomogenitäten auf, die nicht mit der Beobachter zusammenpassen.
    Das bedeutet, dass die Inhomogenitäten in den Modellen nicht zu denen passen, die man beobachtet (Galaxienhaufen etc.)?

    Inwiefern benötigt man denn die Inflation innerhalb bzw. als Erweiterung der Urknalltheorie überhaupt?
    Ever danced with the devil in the pale moonlight?
    -- Thug --

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      Zitat von HiroP Beitrag anzeigen
      Wobei lambda aber ungleich Einsteins kosmologischer Konstante ist?
      ja, das ist eine vollkommen andere Größe.

      Zitat von HiroP Beitrag anzeigen
      Das bedeutet, dass die Inhomogenitäten in den Modellen nicht zu denen passen, die man beobachtet (Galaxienhaufen etc.)?
      die aus Guth's Szenario folgenden Inhmomogenitäten waren weitaus extremer. Guth's Modell basierte auf der SU(5)-Theorie, die eine einheitliche Beschreibung der starken nuklearen Wechselwirkung mit der elektroschwachen Wechselwirkung anstrebte. Demnach sollten sich beide Wechselwirkungen bei Temperaturen oberhalb von 10^25 K wie eine einzige verhalten und bei Unterschreiten dieser Temperatur durch eine Symmetriebrechung in zwei eigenständige Wechselwirkungen aufgespalten werden. Verantwortlich für die Symmetriebrechung sollte das Higgs-Feld sein, das in Guth's Szenario auch die Inflation auslöste.

      Oberhalb von 10^25 K sollte V(phi) ein Minimum bei phi=0 haben, selbst aber dort nicht null sein. Das Higgs-Feld sollte anfänglich dieses Minimum eingenommen haben. Als die Temperatur 10^25 K unterschritt, bildete sich ein zweites Minimum bei phi0 > 0, das mit weiter sinkender Temperatur tiefer als das bei phi=0 wurde. Das Feld war also bestrebt, in das Minimum bei phi0 zu wechseln (und dadurch die Symmetrie zu brechen), das gelang aber nicht sofort, da sich dazwischen ein Energiehügel, ein Maximum von V(phi), befand. Das Feld blieb daher zunächst im Zustand phi=0 (Unterkühlung), und gerade dadurch wurde die Inflation ausgelöst: die Energiedichte V(phi=0) bewirkte eine beschleunigte Expansion.

      Schließlich kam es dann aber doch zum Phasenübergang in den Zustand phi0 > 0, was - so Guth's Idee - die Inflation beenden sollte. Es zeigte sich jedoch, dass dieser Übergang nicht überall im Universum gleichzeitig stattgefunden hätte, sondern sich Blasen mit dem neuen Zustand phi0, d.h. mit gebrochener Symmetrie, gebildet hätten. Diese hätten dann, um das gesamte Universum in den neuen Zustand zu überführen, zusammenwachsen müssen. Jedoch hätten sich an den Stellen, wo zwei Blasen zusammenstießen, Domänenwände bilden müssen, die im heutigen Universum noch beobachtbar sein müssten, zudem hätten die Blasen nicht schnell genug wachsen können, um den alten Zustand vollständig zu verdrängen, wir müssten demnach heute noch Regionen mit ungebrochener Symmetrie sehen können.

      Linde's neue Inflation versuchte, diese extremen Inhomogenitäten dadurch zu vermeiden, dass der Phasenübergang von phi=0 zu phi0 etwas "sanfter" gestaltet wurde. Statt einem Maximum zwischen beiden Zuständen sollte V(phi) in der Umgebung von phi=0 einen sehr flachen Verlauf aufweisen, so dass sich das Feld nur sehr langsam von dem Zustand phi=0 wegbewegte ("slow roll-over"), langsam genug, dass während des ablaufenden Phasenübergangs die Inflation stattfinden konnte. Domänenwände gäbe es dann zwar immer noch, aber sie wären sehr viel weiter weg als in Guth's Modell, außerhalb der Grenzen des beobachtbaren Ausschnitts des Universums, da im Verlauf des Phasenüberganges die beschleunigte Expansion noch anhielt. Dafür tauchte nun das Problem auf, dass der benötigte flache Verlauf von V(phi) sehr speziel war, und es fragwürdig erschient, ob er überhaupt zu realisieren wäre.

      Deswegen entwickelte Linde schließlich die chaotische Inflation, deren Grundidee die ist, dass sich das Higgs-Feld zu Anfang gar nicht notwendigerweise in einem Minimum von V(phi) befunden haben muss. Linde untersuchte, was passiert, wenn man stattdessen einen zufälligen Anfangswert für phi annimmt, lediglich mit der Einschränkung, dass phi nicht so groß ist, dass V(phi) über der Planck-Dichte liegt. Es zeigte sich, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Inflation eintritt, und zwar schon bei Dichten nahe der Planck-Dichte, nicht erst dann wenn das Universum schon so weit expandiert ist dass die Temperatur auf die 10^25 K der SU(5)-Theorie gesunken ist. Da nicht angenommen werden muss, dass das Feld zu Anfang in einem Minimum ist, gibt es keine besonderen Anforderungen an den Verlauf von V(phi), ein Pluspunkt gegenüber der neuen Inflation.

      Die chaotische Inflation hatte in ihrer ersten Version noch die Eigenschaft, dass ihr ein Urknall vorangegangen sein musste. Durch die Einbeziehung von Quanteneffekten und deren Einfluss auf die Entwicklung des Feldes phi konnte Linde die chaotische Inflation dann aber zur ewigen Inflation weiterentwickeln.

      Zitat von HiroP Beitrag anzeigen
      Inwiefern benötigt man denn die Inflation innerhalb bzw. als Erweiterung der Urknalltheorie überhaupt?
      Da ist zum einen das Horizontproblem: wir können Regionen des Universums sehen, die, wenn man annimmt, dass die Expansion in der Vergangenheit stets verlangsamt war, zu keiner Zeit miteinander kausalen Kontakt gehabt haben können, trotzdem sehen sich alle Regionen des Universums sehr ähnlich.
      Dann das Homogenitätsproblem: man beobachtet zwar Inhomogenitäten wie Galaxien und Galaxienhaufen, diese sind aber vergleichsweise schwach. Es stellt sich die Frage warum die Materieverteilung nicht viel inhomogener ist.
      Dann noch das Flachheitsproblem: die Dichte des Universums liegt nahe an der kritischen Dichte, oberhalb derer es irgendwann wieder in sich zusammenfallen wird (abstoßende Effekte einmal außen vor gelassen). Die Dichte könnte aber genausogut viel größer oder viel kleiner sein. Flachheitsproblem wird das deswegen genannt, weil die Dichte die Raumgeometrie bestimmt. Je näher die Dichte an der kritischen liegt, desto geringer ist die großräumige Raumkrümmung.

      Die Inflation löst alle drei Probleme:
      Aufgrund der inflationären Expansion waren Gebiete, die heute weit voneinander entfernt sind, anfänglich sehr viel näher zusammen als im Urknall-Szenario ohne Inflation, deswegen hatten sie, bevor sie von der Inflation auseinandergetrieben wurden, genug Zeit für kausalen Kontakt -> Lösung des Horizontproblems.
      Etwaige Inhomogenitäten wurden durch die rasante inflationäre Expansion "geglättet", so dass nach Abschluss der Inflation nichts mehr von ihnen zu sehen war -> Lösung des Homogenitätsproblems.
      Während der Inflation steckt praktisch die gesamte Dichte in der Energiedichte des Inflatonfeldes. Da diese die Expansion bestimmt, ist sie automatisch immer gleich der kritischen Dichte. Da am Ende der Inflation die Energie des Inflatonfeldes in gewöhnliche Materie und Strahlung umgewandelt wird, ist deren Dichte dann auch nahe an der kritischen Dichte -> Lösung des Flachheitsproblems. Man kann es auch so sehen: ist das Universum anfangs stark hypersphärisch gekrümmt, ist es auch sehr klein. Durch die Inflation wird es stark vergrößert, dadurch wird die Krümmung geglättet.

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        Danke dir für die ausführliche Erklärung. Hat geholfen.

        Sind Guths und Lindes Inflatonfelder denn identisch und beide nehmen sozusagen nur eine unterschiedliche Stärke bzw. Energiedichte an, was zum Ende von Guths Inflation bei Urknall plus 10^-35 Sekunden führte?

        Äh, und was bedeutet eigentlich hypersphärisch?
        Ever danced with the devil in the pale moonlight?
        -- Thug --

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          Mittlerweile werden aber auch die Naturkonstanten in Frage gestellt, um die von Scullie erwähnten Probleme im Urknallmodell zu lösen. So ist die Annahme, dass die Lichtgeschwindigkeit unter den extremen Bedingungen des frühen Universums schlicht viel größer war als heute und erst mit der Expansion und jenseits eines kritischen Punktes ihren heutigen Wert annahm, ein zentraler Bestandteil der VSL-Theorien (für "Variable Speed Light", wobei es nicht darum geht, schneller als das Licht zu sein!). Man sollte nicht unerwähnt lassen, dass die Inflation nicht etwa die beste Antwort auf die Probleme der Urknallkosmologie ist sondern schlicht lange Zeit die einzige war. Ich selbst halte die Inflation für Flickschusterei an der Urknallkosmologie, aber wenn man die Inflation in Frage stellen will, sollte man meiner Meinung erst einmal ein besseres Modell vorlegen.

          An der Stelle eine Frage ein wenig abseits des Urknalls: Wäre die Lichtgeschwindigkeit variabel, müsste man dies an der Feinstrukturkonstante Alpha bzw. Veränderungen der Feinstrukturkonstante Alpha über lange Zeiträume ablesen können, was man ja auch getan hat, bisher ohne eindeutigen Befund, dass die VSL-Theorien korrekt sein könnten (einige Forscher wollen eine Veränderung beobachtet haben, andere Forscher widerlegen dies jedoch). Meine Frage ist nun, ob man der Wert der Feinstrukturkonstante Alpha überhaupt bis zum Urknall zurück verfolgen kann und ob die Feinstrukturkonstante Alpha überhaupt dienlich sein kann, um festzustellen, ob die Lichtgeschwindigkeit etwa zu dem Zeitpunkt, an dem die Inflation angenommen wird, einen anderen Wert hatte oder eben nicht.

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            Zitat von HiroP Beitrag anzeigen
            Sind Guths und Lindes Inflatonfelder denn identisch und beide nehmen sozusagen nur eine unterschiedliche Stärke bzw. Energiedichte an, was zum Ende von Guths Inflation bei Urknall plus 10^-35 Sekunden führte?
            ja, bei beiden Szenarien handelt sich zumindest in den ersten Versionen um das Higgs-Feld. Inzwischen gibt es auch inflationäre Modelle, wo andere Felder die Rolle des Inflatonfeldes übernehmen.

            Zitat von HiroP Beitrag anzeigen
            Äh, und was bedeutet eigentlich hypersphärisch?
            eine Hypersphäre ist das vierdimensionale Analogon zu einer Kugel. Der Raum ist hypersphärisch gekrümmt, wenn er sich global wie die 3D-Oberfläche einer solchen Hypersphäre verhält. Der Gesamtradius des Universums ist dann endlich und nimmt bei Expansion zu. Zu betonen ist, dass ein hypersphärisch gekrümmter Raum keiner tatsächlich vorhandenen 4D-Hyperkugel oder eines einbettenden 4D-Raumes bedarf. Die ART basiert auf die Riemannschen Geometrie, derzufolge gekrümmte Räume ohne höherdimensionale Einbettung auskommen.


            .
            EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

            Agent Scullie schrieb nach 8 Minuten und 32 Sekunden:

            Zitat von Lukewarm Beitrag anzeigen
            Mittlerweile werden aber auch die Naturkonstanten in Frage gestellt, um die von Scullie erwähnten Probleme im Urknallmodell zu lösen. So ist die Annahme, dass die Lichtgeschwindigkeit unter den extremen Bedingungen des frühen Universums schlicht viel größer war als heute und erst mit der Expansion und jenseits eines kritischen Punktes ihren heutigen Wert annahm, ein zentraler Bestandteil der VSL-Theorien (für "Variable Speed Light",
            ich bezweifle, dass sonderlich viele ernstzunehmende Leute solche Theorien vertreten. Man muss auch bedenken, dass so etwas die Relativitätstheorie über Bord werfen würde, und für diese dann Ersatz erforderlich wäre.

            Zitat von Lukewarm Beitrag anzeigen
            Man sollte nicht unerwähnt lassen, dass die Inflation nicht etwa die beste Antwort auf die Probleme der Urknallkosmologie ist
            vor allem aber wäre es von Vorteil, wenn du die Begründung dafür, warum dem so sein soll, nicht unerwähnt lassen würdest.

            Zitat von Lukewarm Beitrag anzeigen
            sondern schlicht lange Zeit die einzige war. Ich selbst halte die Inflation für Flickschusterei an der Urknallkosmologie,
            ist das einfach nur so ein Bauchgefühl oder hast du eine Begründung dafür, warum du sie dafür hältst?

            Zitat von Lukewarm Beitrag anzeigen
            aber wenn man die Inflation in Frage stellen will, sollte man meiner Meinung erst einmal ein besseres Modell vorlegen.
            in der Tat.
            Zuletzt geändert von Agent Scullie; 15.05.2009, 18:49. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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              Zitat von Agent Scullie Beitrag anzeigen
              Die ART basiert auf die Riemannschen Geometrie, derzufolge gekrümmte Räume ohne höherdimensionale Einbettung auskommen.
              Ist dann die Hypersphäre Teil einer Quantenkosmologie oder findet sie in den gängigen kosmologischen Modellen, die im Einklang mit den RTn stehen, Anwendung?


              Zitat von Lukewarm Beitrag anzeigen
              Meine Frage ist nun, ob man der Wert der Feinstrukturkonstante Alpha überhaupt bis zum Urknall zurück verfolgen kann und ob die Feinstrukturkonstante Alpha überhaupt dienlich sein kann, um festzustellen, ob die Lichtgeschwindigkeit etwa zu dem Zeitpunkt, an dem die Inflation angenommen wird, einen anderen Wert hatte oder eben nicht.
              Ich denke nicht, denn man bestimmt die Feinstrukturkonstante durch Beobachtungen bei verschiedenen z. Und rückwärts gesehen endet jede Beobachtung spätestens 380000 Jahre nach dem Urknall.
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                OMG

                Was ihr hier schreibt ist für normalos nicht mehr zu verstehen, besonders die lange Erläuterung von scullie.

                Alle mathematischen berechnungen helfen einem nichts wenn man nichts greifbares hat, ist jedenfalls meine meinung.
                Ich warte daher gespannt auf das neue James Webb telescope, das nach neusten meldungen erstmal bis zum anbeginn der zeit zurückschauen sollen können.
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                  Zitat von Sedlik Beitrag anzeigen
                  OMG

                  Was ihr hier schreibt ist für normalos nicht mehr zu verstehen, besonders die lange Erläuterung von scullie.
                  Was erwartest du? Du bist in einem Thread über ein hoch komplexes physikalisches Thema gelandet.

                  Wenn du eine Einführung möchtest, ist ganz einfach hier der deutsche Wikipedia-Artikel mit weiterführenden Links und Literatur.
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                    Zitat von Agent Scullie Beitrag anzeigen
                    ich bezweifle, dass sonderlich viele ernstzunehmende Leute solche Theorien vertreten. Man muss auch bedenken, dass so etwas die Relativitätstheorie über Bord werfen würde, und für diese dann Ersatz erforderlich wäre.
                    Lee Smolin, Richard Feynmann, John Barrow, John Moffat, Andy Albrecht und natürlich Joao Magueijo, der diese Theorie gemeinsam mit Albrecht entwickelte, um nur einige zu nennen, die derartigen Theorien gegenüber aufgeschlossen sind und untersuchen oder gar vertreten. Im Übrigen gibt es VSL-Theorien, die mit Einstein möglichst schonend umgehen und ihn nicht über Bord werfen. Diese Theorien sind es meines Wissens auch, die ernsthaft diskutiert werden. Bitte frage mich jetzt nicht nach Details, wie Lorentz-invariante VSL-Theorien aussehen. Mangels physikalischen Verständnissen kann ich mich nur auf populärwissenschaftlichen Boden einigermaßen sicher bewegen und ich müsste mich auch erst wieder VSL-Theorie einlesen.

                    Im Übrigen wollte ich auch nur zum Ausdruck bringen, dass die Inflation nach wie vor nur eine Theorie ist, die mittlerweile heftig diskutiert wird und Konkurrenz in Form Theorien, die die Naturkonstanten in Frage stellen, erhalten hat. Ich will die Inflation auch nicht grundsätzlich in Frage stellen und den Vorwurf, die Inflation sei Flickschusterei, kann man wahrscheinlich auch für jede andere Theorie einwerfen, die einen "Zaubertrick" in das blutjunge Universum hinein postuliert, um die Probleme des Urknallmodells zu lösen und von dem man heute nichts mehr sieht.


                    vor allem aber wäre es von Vorteil, wenn du die Begründung dafür, warum dem so sein soll, nicht unerwähnt lassen würdest.
                    Ich hätte "nicht zwingend die beste Antwort" schreiben sollen, dann hätte es wohl gepasst. Damit wollte ich nur sagen, dass lange Zeit niemanden etwas besseres als die Inflation eingefallen ist. Deswegen muss die Inflation nicht falsch sein aber auch nicht richtig. Hoffen wir also darauf, dass wir irgendwann einen Beleg für die Inflation oder für eine anderen Theorien, die es mittlerweile in die Mainstream-Wissenschaft geschafft haben, finden. Wir schicken zur Zeit einige Instrumente ins All, von denen man sich derartige Belege erhofft.

                    P.S.: Das einzige Buch, das mir zur VSL-Theorie einfällt, ist Joao Magueijos populärwissenschaftliches Buch "Schneller als die Lichtgeschwindigkeit" (saublöder Titel denn eigentlich geht es nicht darum, schneller als das Licht zu sein), dass sich wie ein ernsthaftes Buch ist und nicht wie esoterischer Unsinn liest. Ich würde selber gerne mehr über die Theorie lesen, aber außer den in der Variable speed of light - Wikipedia, the free encyclopedia verlinkten Quellen sind mir keine weiteren Bücher o.Ä. bekannt.
                    Zuletzt geändert von Lukewarm; 15.05.2009, 21:47.

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                      Zitat von HiroP Beitrag anzeigen
                      Ist dann die Hypersphäre Teil einer Quantenkosmologie oder findet sie in den gängigen kosmologischen Modellen, die im Einklang mit den RTn stehen, Anwendung?
                      die Hypersphäre findet nirgendwo Anwendung, nur die hypersphärische Krümmung.

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                        Zitat von Agent Scullie Beitrag anzeigen
                        die Hypersphäre findet nirgendwo Anwendung, nur die hypersphärische Krümmung.
                        Und die besagt im Prinzip, dass das Universum von jedem Punkt in ihm aus betrachtet gleich aussieht?
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                          Zitat von Lukewarm Beitrag anzeigen
                          Lee Smolin, Richard Feynmann, John Barrow, John Moffat, Andy Albrecht und natürlich Joao Magueijo, der diese Theorie gemeinsam mit Albrecht entwickelte, um nur einige zu nennen, die derartigen Theorien gegenüber aufgeschlossen sind und untersuchen oder gar vertreten.
                          von den Leuten in dieser Liste sind mir nur Lee Smolin und Richard Feynman ein Begriff.

                          Nehmen wir zuerst Feynman. Laut deinem Wiki-Link beschränkt sich sein Beitrag zu dieser Thematik auf virtuelle Photonen, darauf, dass der Feynman-Propagator für raumartige Abstände nicht verschwindet, was man versucht sein könnte, als überlichtschnelle Bewegung der virtuellen Photonen zu deuten. Eine solche Deutung wäre aber vollkommen unsinnig, da es gar nicht sinnvoll ist, sich ein virtuelles Teilchen überhaupt als bewegtes Objekt vorzustellen. Virtuelle Teilchen sind das Resultat eines mathematischen Tricks (der Verwendung des Wechselwirkungsbildes) in der Störungsrechnung, eine sehr viel passendere Anschauung ist die eines klassischen Feldes.

                          Z.B. ist das elektrische Feld einer schnell bewegten Ladung, sofern die Bewegung gleichförmig ist, nicht retardiert, obwohl sich Änderungen im EM-Feld nur mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Der Grund ist, dass das Feld nicht nur von der retardierten Position, sondern auch von der retardierten Geschwindigkeit abhängt, und bei gleichförmiger Bewegung beide Beiträge sich so addieren, dass das Feld zur aktuellen statt zur retardierten Position zeigt. Meiner Ansicht nach ist das Verhalten des Propagators auf raumartigen Abständen ein damit verwandter Effekt: wechselwirken zwei Ladungen über ihre Felder, ist, weil das Feld jeder Einzelladung nicht retardiert ist, auch die Wechselwirkung nicht retardiert.

                          Unabhängig davon stellen Feynman's Überlegungen nicht in Frage, dass die bekannte Lichtgeschwindigkeit die größtmögliche Signalausbreitungsgeschwindigkeit ist. Insbesondere geht aus ihnen nicht hervor, dass im frühen Universum höhere Geschwindigkeiten zugelassen gewesen wären.

                          Kommen wir zu Lee Smolin. Smolin ist Vertreter der Loop-Quantengravitation. In der kann aufgrund der diskreten Struktur der Raumzeit die Lichtgeschwindigkeit schwanken. Allerdings schwankt sie um einen Mittelwert, der gerade mit der bekannten Lichtgeschwindigkeit zusammenfällt, insbesondere geht aus der LQG nicht hervor, dass die Lichtgeschwindigkeit im frühen Universum sehr viel höher war als heute.

                          Feynman und Smolin scheiden also schonmal aus.


                          .
                          EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                          Agent Scullie schrieb nach 2 Minuten und 31 Sekunden:

                          Zitat von HiroP Beitrag anzeigen
                          Und die besagt im Prinzip, dass das Universum von jedem Punkt in ihm aus betrachtet gleich aussieht?
                          nein, die ist eine von drei Möglichkeiten, dieses Prinzip zu realisieren. Die anderen beiden sind das flache Universum (der Raum ist global betrachtet ungekrümmt) und das offene, mit hypersattelförmiger Krümmung.
                          Zuletzt geändert von Agent Scullie; 15.05.2009, 22:01. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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                            Zitat von HiroP Beitrag anzeigen
                            Was erwartest du? Du bist in einem Thread über ein hoch komplexes physikalisches Thema gelandet.

                            Wenn du eine Einführung möchtest, ist ganz einfach hier der deutsche Wikipedia-Artikel mit weiterführenden Links und Literatur.
                            Eine Diskussion wo jeder mitreden kann und nicht nur die "Physikstudenten".

                            Wenn ihr alle so schön schreiben könnt, dann erklärt mal wo die ganze dunkle Materie hin ist die nach dem Big Bang 1:1 mit der normalen materie existiert hat.
                            4 MORE YEARS - WE CAN DO IT

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                              Zitat von Sedlik Beitrag anzeigen
                              Eine Diskussion wo jeder mitreden kann und nicht nur die "Physikstudenten".

                              Wenn ihr alle so schön schreiben könnt, dann erklärt mal wo die ganze dunkle Materie hin ist die nach dem Big Bang 1:1 mit der normalen materie existiert hat.
                              deine zweite Forderung passt mit der ersten nicht so wirklich zusammen. Ich will ihr trotzdem mal nachkommen:
                              was du offensichtlich meinst, ist nicht Dunkle Materie, sondern Antimaterie. Dass heutzutage keine nennenswerte Mengen Antimaterie mehr im Universum zu beobachten sind, bedeutet, dass sich im frühen Universum geringfügig mehr Materie als Antimaterie gebildet haben muss. Warum dies passierte, ist im Rahmen des Standardmodells der Teilchenphysik nicht verständlich, da dort eine strikte Symmetrie zwischen Materie und Antimaterie herrscht. In letzten 30 Jahren wurden mehrere über das Standardmodell hinausgehende Theorien aufgestellt, die diese Frage zu beantworten versuchten. Eine der ersten war die SU(5)-Theorie, die die starke und die elektroschwache Wechselwirkung vereinigte. In dieser zeigte sich tatsächlich eine Asymmetrie im Verhalten von Materie und Antimaterie, genauer gesagt erlaubte sie Änderungen in der Baryonenzahl (Baryonen haben eine positive Baryonenzahl, Antibaryonen eine negative, bei Symmetrie zwischen Materie und Antimaterie ist die Baryonenzahl konstant). Das aber führte zugleich zur Vorhersage des Protonenzerfalls. Und nachdem dieser nicht nachgewiesen werden konnte, wird die SU(5)-Theorie heute kaum noch diskutiert. Inzwischen wurden eine Reihe anderer Theorien entwickelt, die allgemein unter dem Begriff Baryogenese zusammengefasst werden. Es hat sich aber noch keine von denen als allgemeine Lehrmeinung durchgesetzt. Mehr zum Thema siehe unter:

                              Baryogenese ? Wikipedia

                              baryogenese - Google-Suche

                              Kommentar


                                @Agent Scullie
                                Ich werde an der Stelle nicht weiter darauf eingehen, weil dies hier eine Diskussion zum Urknall sein soll und keine zu Alternativen zur Inflation oder Theorien, die als Alternative zur Inflation begonnen haben und mittlerweile darüber hinaus gewachsen sind, auch wenn dies mit dem Urknall zusammen hängt. Nur soviel: Die genannten Personen haben mal mehr, mal weniger intensiv an verschiedenen Ausprägungen und Interpretationen der VSL-Theorien mitgewirkt und mit Magueijo, der die Theorie quasi neu begründet hat - Moffat hatte schon lange vor ihm eine ähnliche Theorie vorgeschlagen, konnte sie aber nicht gegen die Widerstände in der Wissenschaft durchsetzen (Einstein selber hat übrigens auch in Erwägung gezogen, dass die Lichtgeschwindigkeit keine Konstante sein muss) - zusammen gearbeitet. Lee Smolins aufgrund der diskreten Raumstruktur schwankende Lichtgeschwindigkeit kam meines Wissens nach sogar in Zusammenarbeit mit Magueijo zu Stande. Und Feynmann hat meines Wissens nach auch mehr zu Magueijo's Arbeit beigetragen als das, was im Wikipedia-Artikel verlinkt. Aber ich lese das alles nochmal nach, was nicht lange dauern sollte, da ich kaum mehr vorliegen habe als Mageuijo's semi-biografisches Buch zur Entstehung und Etablierung der Theorie, und starte dann eine Diskussion hier im Forum. Noch soviel vorweg: Es ist wirklich kein esoterischer Unsinn o.Ä. sondern schlicht eine Idee, die nach allen Regeln der Wissenschaft entwickelt wurde und sich natürlich als absolut falsch erweisen kann (aber man muss ja versuchen, denn sonst würden vielleicht heute noch an den Äther glauben).

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