Vorstellungen zur Fragestellung ausserirdischen Lebens in der Zeit vor der Raumfahr?

[Thomas W. Riker]

Ich schätze, Du gebrauchst 'Spekulation' in einem anderen Sinn als ich. Sie ist für mich eine Grundlage, um überhaupt eine Theorie zur Suche der empirischen Daten zu suchen. Vor dem 14./15. Jahrhundert sehe ich jedenfalls keine methodischen Fortschritte in der Wissenschaft.
Die Quellenlage im frühen Mittelalter (Merowinger/Karolinger) ist leider dünn. Die Ottonische und Salier-Zeit hat zumindest architektonisch und diplomatisch relevante Spuren hinterlassen.

[Dannyboy]

In der Wissenschaftsgeschichte ist das eine längst überholte Sichtweise. Das ist hier der falsche Thread und kein Seminar, also werde ich das nicht weiter ausführen.
Sicherlich muss man Hypothesen formulieren, um überhaupt empirisch tätig werden zu können. Aber es ist nicht das spekulative Element, das die Naturwissenschaft ausmacht, sondern der Schritt der darüber hinaus geht. Spekuliert wurde schon immer.

[DragoMuseveni]

Auch wenn es bereits einige Zeit her ist, möchte ich das Thema mal wieder zur Sprache bringen. Ich bin nämlich auf eine interessante Stelle in Leonhard Eulers "Briefe an eine deutsche Prinzessin" gestoßen:

"Jeder Fixstern scheint dazu bestimmt, eine gewisse Anzahl von dunklen Körpern zu beleuchten und zu erwärmen, welche unserer Erde ähnlich und ebenfalls bewohnt sind, und in der Nähe jener Fixsterne sich befinden, von uns aber ihrer ungeheuren Entfernung wegen nicht gesehen werden können."

(Hervorgehoben von mir.)
Hier die Stelle in Google Books: Briefe an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände der Physik ... - Leonhard Euler, Johann Heinrich Jacob Müller - Google Bücher

Es sieht also so aus als wäre die Annahme, das auch andere Himmelskörper bewohnt sind, früher schon sehr verbreitet gewesen. Zumindest Euler erwähnt das so selbstverständlich wie eine Tatsache, wie er sagt, dass die Fixsterne auch Sonnen sind, um die Planeten kreisen.

Demnach müssten zumindest die Intellektuellen mit der Ansicht, dass es auch andere Lebensformen gibt (geben kann), bereits länger vertraut gewesen sein. Umso erstaunlicher ist es, dass in manchen Science Fiction-Filmen oft der Eindruck erweckt wird, es würde die Allgemeinheit irgendwie schockieren, wenn Ausserirdisches Leben entdeckt würde.
Wann hat sich denn die Einstellung so verändert? Hat die beginnende Raumfahrt so einen Unterschied gemacht?

[Mondkalb]

Zur Ernüchterung haben wohl die Aufklärungsflüge der Planetensonden in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts beigetragen. Während man sich einst sogar noch intelligentes Leben auf dem Mond ausmalte, machten da bessere Teleskope klar, dass das wohl nicht wahrscheinlich ist.
In meiner Jugend wurde sehr viel über mögliches Leben auf Venus und Mars spekuliert, die Aufnahmen der Teleskope lieferten zumindest keine gegenteiligen Beweise und es gibt ja eine Atmosphäre. Die Mariner-Sonden zerschlugen dann diese Träume und man kann heute wohl nur noch einfaches Leben in tieferen Erdschichten auf dem Mars erhoffen oder vielleicht ein paar Fossilien aus besseren Zeiten.
Dafür haben die Voyager- und andere Sonden später den Blick erweitert und gezeigt, dass es auf den Monden der Gasplaneten trotz großer Entfernung zur Sonne flüssiges Wasser geben kann und dass dort möglicherweise Leben anzutriffen ist, wenn auch kein intelligentes.

Die Vorstellung, dass es irgendwo intelligente Wesen auf den Planeten anderer Sterne gibt, ist heute sicher nicht weniger verbreitet als in früheren Zeiten. Wir bekommen langsam solide Daten über die Häufigkeit von geeigneten Planeten im Universum oder zumindest in der Milchstraße, die eine realistischere Abschätzung der Wahrscheinlichkeiten vielleicht bald möglich machen.
In vergangenen Jahrhunderten, sogar noch im 20. Jahrhundert, herrschte da doch teilweise eine etwas naive Vorstellung, besonders was den Mars betrifft.

[Enas Yorl]

Demnach müssten zumindest die Intellektuellen mit der Ansicht, dass es auch andere Lebensformen gibt (geben kann), bereits länger vertraut gewesen sein.

Zumindest als theoretisches Konzept, hat die Idee schon vor Euler in Europa kursiert. Schon Giordano Bruno glaubte nicht nur, dass das Weltall unendlich ist, sondern dass es auch unendlich viele Lebewesen auf anderen Planeten im Universum gibt. Cyrano de Bergerac berichtet in L'autre monde (Die andere Welt), von seiner angeblichen Fahrt zum Mond und zur Sonne und von seinen Erlebnissen und Gesprächen mit deren Bewohnern. Cyranos Hauptmotiv, war hier allerdings die versteckte gesellschaftspolitische Kritik, die er so offen nicht hätte äußern können.

Umso erstaunlicher ist es, dass in manchen Science Fiction-Filmen oft der Eindruck erweckt wird, es würde die Allgemeinheit irgendwie schockieren, wenn Ausserirdisches Leben entdeckt würde.
Wann hat sich denn die Einstellung so verändert? Hat die beginnende Raumfahrt so einen Unterschied gemacht?

Das beruht mehr auf einer modernen Legende, und den beliebten dramaturgischen Effekt den so etwas bietet. Orson Welles Hörspiel "Krieg der Welten" wird hier gern als Referenz zitiert, allerdings zeigt dieses ja auch keinen friedlichen Erstkontakt (eine Invasion gibt ja schließlich einen handfesten Grund zur Beunruhigung). Und die nachträglichen Berichte über die Massenpanik welche das Hörspiel ausgelöst haben soll, wurden von der damaligen Presse reißerisch auch ziemlich übertrieben.

[julian apostata]

Etwas seltsame Vorstellungen über etwaige Mondbewohner hatte man ja zu Münchhausens Zeit.

Hier einer der ersten deutschen Farbfilme überhaupt aus dem Jahre 1943.

Die Mondlandung gibt’s etwa ab 1h 33min


UFA: Münchhausen (1943 Full Version) - YouTube

Seinen physikalischen Sachverstand sollte man allerdings vor Betrachten des Filmes ablegen!

[Thomas W. Riker]

Ein faszinierendes Zeugnis über die Gedanken vor genau 50 Jahren ist seit heute käuflich erhätlich.
Der Jubiläumsausgabe 50 Jahre Sterne und Weltraum 4 / 2012 liegt die Erstausgabe als Reprint bei.
Auf den S. 9-12 ist ein Essay von Sebastian von Hoerner über "Telegraphie mit Lebewesen fremder Planeten".
Damals konnte das Radioteleskop Jodrell Bank (76m) Funksignale von Pioneer V aus damals unvorstellbaren 36 Miokm empfangen.
1959 wurde das "Projekt Ozma" gestartet und anstelle der "Drake-Gleichung" gab es die "Abschätzung von Su-Shu-Huang".

Zum Titel des Aufsatzes passt, dass die 70m-Radioantenne RT-70 aus der Ukraine am 9.10.2008 "A Message from Earth" zum 20,3 Lj entfernten Stern Gliese 581, besonders zum Exoplaneten Gliese 581e gesendet hat. Eine postwendende Antwort können die Jüngeren unter uns 2049 erwarten.

[Schlachti]

Im 19. Jahrhundert gab es auch Zeitungsenten, dass Leben auf dem Mond entdeckt worden sei.
http://de.wikipedia.org/wiki/Great_Moon_Hoax

[DragoMuseveni]

Etwas seltsame Vorstellungen über etwaige Mondbewohner hatte man ja zu Münchhausens Zeit.

In diesen Zusammenhang ist ein anderer, älterer Film vielleicht interessanter:
Die Reise zum Mond ? Wikipedia

Es kursierten wohl schon früher Geschichten über eine Reise zum Mond, auch wenn sie mit dem heutigen wissenschaftlichen Verständnis weniger zu tun hatten.