Transrapidstrecke in München

[McWire]

Magnetschwebetechnik bringt erst auf Strecken deutlich über 50 km einen Zeitvorteil gegenüber einem ICE oder TGV.
Zwar ist sie leiser und die Trassen sind noch etwas schmaler als bei der Schiene, die ja gegenüber Autobahnen und Wasserwegen 3-5 mal schmaler ist, jedoch sind die Baukosten und Unterhaltskosten wesentlich höher.

Damit sich ein Transrapid lohnt, müsste man eine lange Strecke mit hohem Fahrgastaufkommen haben, um die Investitationskosten hereinzuholen.
Selbst die DB scheut sich von sich aus davor, da sie genau weiß, dass die deutschen Ballungsräume viel zu dicht zusammenliegen, sodass der Unterschied zwischen Transrapid und ICE minimal ist und die höherne Kosten nicht gedeckt werden können.

Die Ausbaustrecke Hamburg-Berlin bringt eine Traumfahrzeit bei nur minimalen Kosten, der Transrapid hätte an dieser Stelle keinen ökonomischen Vorteil gebracht.

Strecken wie Paris-Barcelon oder Paris-Frankfurt würden sich als Transrapid rentieren, da man dort signifikante Fahrzeitvorteile gegenüber 320 km/h schnellen TGV/ICE hätte und somit mehr Leute anlocken könnte.

Spitzentechnologie alleine gibt nicht den Ausschlag, sondern die Summe von ökologischen und ökonomischen Vorteilen.

Wenn man es genau nimmt, lohnt sich in Deutschland nichtmal der 300 km/h schnelle ICE, da es keine Strecke zwischen 2 größeren Wirtschaftzentren gibt, die länger als 150 km ist und wo keine anderen Städte oder Wirtschaftszentren dazwischenliegen, die gerne einen Halt hätten.
Diese Hochgeschwindigkeitne verpuffen im deutschen Streckennetz.

Ein flächendeckendes IC-Netz mit vmax 230 km/h würde mehr Nutzen bringen, als ein ICE mit 300 km/h oder Transrapid mit 400 km/h.



.
EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :
McWire schrieb nach 1 Minute und 50 Sekunden:

Der Transrapid in China ist auf lange Sicht auch herausgeworfenes Geld, da die geplante Strecke viel zu kurz ist. Zwar fahren in China mehr Menschen mit, da dort die Bevölkerungsdichte an der Stelle größer ist als irgendwo in Deutschland, aber eine Rad-Schiene-Hochgeschwindigkeits-S-Bahn hätte es wohl auch getan, bei weniger Gesamtkosten.

[Gast]

Der Haken ist das nun mal keine Transrapid-Strecke in Deutschland gebaut werden wird. Heute nicht, morgen nicht und auch nicht in zehn Jahren. München war das letzte Projekt, die letzte Chance. Die ist vom Tisch, das wars. China freut sich.

Na ja.

Erstens dürfte es - wie ich oben bereits schrieb - fraglich sein, ob China wirklich soviel Freude an seinem Transrapid hat. Trotz all des "patriotischen" oder wie max es nennen würde "nationalistischen" Gewäsches, ist halt die liebe Knete letztlich das einzige, was zählt.

Zweitens, selbst wenn es so wäre, dass jetzt eine Menge chinesischer Geschäftsleute und Rechter sich einen ablacht über die blöden Deutschen, die's nicht schaffen, im eigenen Land ihren Transrapid zu bauen und sich doll an die Eier fassen, weil sie ihren Transrapid haben und wir nicht... na und? Wenn sie's glücklich macht, lassen wir ihnen die Freude. Wir haben eine Menge Geld gespart, das sonst sinnlos zum Fenster rausgeworfen worden wäre. Bayern freut sich.

Das sich solche Mammutprojekte rechnen ist doch noch viel unwahrscheinlicher als eine Kurzstrecke vom Bahnhof zum Flughafen.

Um eine wasserdichte Aussage zu treffen, müsste man handfeste Zahlen und Rechnungen haben.

Es ist aber doch nun so, dass der Transrapid ein Hochgeschwindigkeitszug ist und "Hochgeschwindigkeit" heißt für mich "rentabel auf langen Strecken". Was nützt es mir einen 450 km/h schnellen Zug zu haben, wenn der im Schnitt streckenbedingt eh nur 220 fahren kann?

Der Transrapid ist wenn dann eine Alternative zum Umweltkiller Flugzeug, aber nicht zum regionalen Bahnverkehr!

Ob jetzt da die Technik hundertzehnprozentig ausgenutzt wird - wen interessiert das bitte?

Jeden ökonomisch (und ökologisch) klar denkenden Menschen sollte das interessieren. Wenn jedes Jahr weiß Gott wie viele hunderttausend Euro Betriebskosten verpulvert werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nie eingespielt werden, nur damit der Herr Stoiber sich an die Eier fassen kann, was er jetzt doll in zehn Minuten vom Hbf zum Flughafen schweben kann, dann hat der Ottonormal-Steuerzahler da nunmal nix davon.

[Spocky]

Warum soll es peinlich sein wenn ein Prestigeobjekt teurer wird als geplant? Welches Großprojekt wurde das denn nicht? Diese Logik erschließt sich mir nicht.
Eher verdient Beckstein Lob das er das nötige Rückrat hat jetzt die Reißleine zu ziehen da offensichtlich weder Bund noch Industrie an dem Projekt wirklich interessiert sind.
So verschenkt Deutschland jetzt halt weiterhin seine Spitzentechnik an China ohne sie im eigenen Land zu nutzen. Das ist peinlich.

Es ist aber peinlich, dass die CSU wider besseres Wissen das Ganze so lange hinausgezögert hat. Dass Beckstein die Reißleine gerade jetzt zieht kommt nicht von ungefähr. Die Kommunalwahlen sind um, davor hätte man es auf keinen Fall tun können, das wäre der Supergau gewesen. Noch länger warten hätte bedeutet, dass man sich demnächst beim Bürgerentscheid in München die nächste blutige Nase geholt hätte.

Der Preis war jedem klar, den haben die Gegner schon seit Jahren genannt. Nene, das ist wirklich absolut Panne.

[Gast]

Noch länger warten hätte bedeutet, dass man sich demnächst beim Bürgerentscheid in München die nächste blutige Nase geholt hätte.

Wann sollte denn eigentlich gleich nochmal das Urteil zum Bürgerentscheid kommen? Der Fall dürfte ja vorm Gericht noch nicht vom Tisch sein, immerhin muss man ja trotzdem entscheiden, ob der Bürgerentscheid nun verfassungskonform gewesen wäre oder nicht.

Allzu weit scheint es mit dem Rückrat dann doch nicht her zu sein. Jetzt ist also die pöhse Industrie schuld: Gegenseitige Schuldzuweisungen nach Transrapid-Aus | tagesschau.de

Den Vogel abgeschossen hat für mich dieser Finanzexperte:

Die Industrie wollte offensichtlich kein Leuchtturmprojekt, sondern Kasse machen.

Für wie bescheuert hält der die Unternehmer eigentlich? Der glaubt doch nicht ernsthaft, dass ein klar dekender Ökonom Millionen in ein kommerziell vollkommen unretables Projekt pumpt.

Interessant finde ich übrigens Ramsauers Äußerungen: "Dem Ministerpräsidenten dürften die neuen Zahlen sehr gelegen gekommen sein. Anders ist die Hals-über-Kopf-Entscheidung nicht erklärbar." Auf gut Deutsch: "Der Becky hatte selber keinen Bock auf den Transrapid und hat nur noch auf eine gute Gelegenheit gewartet, das Projekt abzusägen."

[Hades]

Als Threadersteller meld' ich mich auch mal wieder zu Wort.

Freilich sehe auch ich ein, dass es für die Zeitersparniss ein verhältnissmäßig kostenintensives projekt gewesen wäre...

Aber wollen wir den den innerdeutschen Einsatz für immer ausschließen und hoffen, dass konventionelle Schinenfahrzeuge immer die bessere , weil billigere Alternative bleiben? Von mir aus, mögen sie jetzt noch bedeutend teurer zu bauen und zu warten sein, wrd dieses Verhältniss immer so bleiben?

In einer Zeit, wo selbst bei Brücken Bundesgelder in Milliardenbeträgen zum Fenster rausgeschmissen werden, weil sie entweder Verkehrstechnisch nicht nötig waren oder jetzt als Großbaustelle auf Eis liegen, was wäre diese Summe schon gewesen?

Mir egal wie kurz und unevektiv die Münchenstrecke gewesen wäre, es hätte den Schritt für weitere Deutsche/Europäische Projekte vereinfacht.

[Laserfrankie]

Witzigerweise geht ja nun wieder das altbekannte Spiel los: Die gleiche Presse und die gleichen Medien, die den Transrapid immer verdammt und als Science-Fiction-Projekt gegeißelt haben, das keiner braucht, fangen nun an, der Industrie und der Politik vorzuwerfen, dass sie es wieder mal nicht geschafft haben, eine deutsche Zukunftstechnologie angemessen in die Praxis umzusetzen.

Manchmal könnte man einfach nur kotzen bei soviel Doppelmoral und Scheinheiligkeit...

Gruß,

Frank