Wir sind uns gewohnt, diese Frage sofort mit "Ja" zu beantworten, denn wir haben ja alle Star Trek, Star Wars etc. gesehen - ein interstellarer Raumflug erscheint uns nicht eine Frage des "Ob", sondern vielmehr des "Wann" zu sein. Wir haben in den letzten 100 Jahren so viele Grenzen überschritten, was werden wir alles in 1000 Jahren vollbringen können? Soweit so gut. Doch betrachten wir das ganze mal genauer.
Jeder Multimillionär, der 50 Mio Dollar auf der Seite hat, kann einen interstellaren Flug begehen: alles, was es dazu braucht, ist eine Rakete, die ihn z.B. in einer ungemütlich kleinen Kapsel zum Jupiter bringt, worauf ihn dieser aus dem Sonnensystem heraus schleudert. So nach einigen 10'000 bis 100'000 Jahren könnte er dann, je nach Richtung, in der er sich von Jupiter wegschleudern lässt, bei den nächsten Sternen ankommen - als Mumie vermutlich.
Natürlich ist das nicht die Form von interstellarem Raumflug, die uns vorschebt - wir wollen das Ziel lebend erreichen! Was wir also brauchen, ist ein Unternehmen, das uns innert weniger Jahrzehnte die Entfernungen zwischen den Sternen überbrücken lässt. Dafür muss eine Geschwindigkeit erreicht werden, die im Bereich von vielleicht 20% der Lichtgeschwindigkeit liegt (dann dauert der Flug nach Alpha Centauri rund 21 Jahre, zum Sirius 40 Jahre und nach Tau Ceti oder Epsilon Eridani 60 Jahre). Für die ganze Zeit muss Nahrung und Wärme bereit gestellt werden - selbst wenn man die Besatzung in Tiefschlaf versetzt, braucht es eine bestimmte, gut regulierte Umgebung, damit die Besatzung ihr Ziel leben erreicht. Ausserdem wollen wir am Zielort natürlich Geräte haben, um Untersuchungen anzustellen, um Kolonien zu bauen, um das ganze Raumschiff wieder abzubremsen... Schliesslich braucht das Schiff noch eine massive Panzerung gegen die interstellare kosmische Strahlung, die extrem stark ist und vor der wir dank dem Magnetfeld der Sonne grösstenteils geschützt sind. Damit erreicht ein solches Raumschiff schnell eine Masse von einigen 10'000 Tonnen (zum Vergleich: Space Shuttle Orbiter ca. 100 Tonnen) - und das ist erst die Nutzlast...
Um so viel Masse auf 20% der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, braucht man (nach klassischer Mechanik, 10'000 Tonnen Nutzlast) bereits rund 2 * 10^22 Joule... (mal ganz unabhängig von der Antriebsmethode) Das ist nicht weniger als rund 50 mal den Energieverbrauch der gesammten Menschheit! (Zum Bremsen müsste dann nochmals dieselbe Energie aufgewendet werden, aber das lassen wir mal...) Dazu kommen die Energiekosten für die Fertigung und den Transport des Materials in den Orbit...
Woher sollen wir diese Energie nehmen? Die Menschheit produziert heute rund 80% ihrer Primärenergie aus fossilen Rohstoffen - diese gehen bald zur Neige. Kernfusion aus Deuterium oder Helium-3 wird benötigt werden, um die Menschheit vor dem Erfrieren und Verhungern zu retten - da wird nicht viel (schon gar nicht das 50fache des heutigen Weltverbrauchs) übrig bleiben, um interstellare Raumschiffe loszuschicken. Und selbst wenn die Menschheit die Kurve kriegen und dank Kernfusion eine zweite Blüte der Zivilisation möglich wird - wie lange müsste die Zivilisation exponentiell wachsen, bis der Aufwand, ein solches Monster-Raumschiff auszuschicken, im Vergleich zum Energieverbrauch der restlichen Menschheit vertretbar wäre? Ein Beispiel: Jede einzelne Apollomission verbrauchte etwa 1 * 10^12 Joule (10 Tonnen zur Mondoberfläche und wieder zurück, überschlagsmässig), nur ein 100-Millionstel des damaligen Weltenergieverbrauchs... - und diese Missionen galten als kühne und kostspielige Projekte... wenn der Weltenergieverbrauch also jedes Jahr um rund 1% anwachsen würde, wäre das gleiche Verhältnis erst in rund 2000 Jahren erreicht... Wohlgemerkt, das geht nur, wenn die Zivilisation stetig wächst, keine Rückschläge erleidet und sich immer wieder neue Energiequellen erschliessen kann...
Viel einfacher - und damit auch viel wahrscheinlicher - wäre es doch, ein kleines, tennsiballgrosses Raumschiff zu bauen, ein Bremstriebwerk daran zu pappen, im Raumschiff eine menschenähnliche künstliche Intelligenz und einige Millionen Nanobots zu verstauen und in mit geringstem Energieaufwand das Ding auf 90% der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. In kürzester Zeit könnte die Sonde ein benachbartes System erreichen, abbremsen und mit Hilfe der Nanobots mit dem Bau einer multiversatilen Fabrik beginnen. Diese könnte dann Raumsonden, Telekommunikationsanlagen und vieles mehr bauen. Das ferne Sonnensystem könnte erkundet werden, ohne jemals einen Menschen aus Fleisch und Blut hinschicken zu müssen. Natürlich, da steckt nichts heroisches drin - aber wer, ausser ein paar Träumern, will nach tausenden von Jahren, in denen die galaktische Nachbarschaft von Maschinen bis aufs gründlichste Untersucht wurde, noch einen MENSCHEN dorthin schicken?
Vielleicht wäre es etwas anderes, wenn es dort einen bewohnbaren Planeten gäbe, eine Welt, auf der die Menschen ohne grosse Anpassungen leben könnten - aber das Universum ausserhalb der Erde ist extrem feindlich, und es ist äusserst schwierig und energieaufwändig, menschliche Kolonien über längere Zeit zu erhalten. Selbst "Terraforming" bringt einen nicht wirklich weiter - denn ein Planet ist nicht zufällig in dem Zustand, in dem er sich befindet: er befindet sich aus thermodynamischen Gründen auf dem niedrigsten möglichen Energieniveau: holt man ihn da raus, braucht es eine ständige Anstrengung, um ihn vor dem Zurückfallen in die stabilen Bedingungen abzuhalten.
Die Erde ist und bleibt der einzige Planet weit und breit im Weltall, auf dem die Menschheit dauerhaft und ohne Einschränkungen leben kann. Deshalb meine These:
Grossangelegte interstellare Raumreisen von Menschen wird es nie geben. Stattdessen werden Maschinen und künstliche Intelligenzen die Galaxis für uns erforschen und kolonisieren und dabei ihre eigenen Kulturen entwickeln. Die Erde wird auf viele Jahrtausende hinaus die einzige wahre Heimat der Menschheit bleiben - aus Mangel an einer anderen und aus dem simplen Fakt, dass es sich nirgends so gut lebt wie hier.
Tja, dann lass ich euch mal von der Leine...
Jeder Multimillionär, der 50 Mio Dollar auf der Seite hat, kann einen interstellaren Flug begehen: alles, was es dazu braucht, ist eine Rakete, die ihn z.B. in einer ungemütlich kleinen Kapsel zum Jupiter bringt, worauf ihn dieser aus dem Sonnensystem heraus schleudert. So nach einigen 10'000 bis 100'000 Jahren könnte er dann, je nach Richtung, in der er sich von Jupiter wegschleudern lässt, bei den nächsten Sternen ankommen - als Mumie vermutlich.
Natürlich ist das nicht die Form von interstellarem Raumflug, die uns vorschebt - wir wollen das Ziel lebend erreichen! Was wir also brauchen, ist ein Unternehmen, das uns innert weniger Jahrzehnte die Entfernungen zwischen den Sternen überbrücken lässt. Dafür muss eine Geschwindigkeit erreicht werden, die im Bereich von vielleicht 20% der Lichtgeschwindigkeit liegt (dann dauert der Flug nach Alpha Centauri rund 21 Jahre, zum Sirius 40 Jahre und nach Tau Ceti oder Epsilon Eridani 60 Jahre). Für die ganze Zeit muss Nahrung und Wärme bereit gestellt werden - selbst wenn man die Besatzung in Tiefschlaf versetzt, braucht es eine bestimmte, gut regulierte Umgebung, damit die Besatzung ihr Ziel leben erreicht. Ausserdem wollen wir am Zielort natürlich Geräte haben, um Untersuchungen anzustellen, um Kolonien zu bauen, um das ganze Raumschiff wieder abzubremsen... Schliesslich braucht das Schiff noch eine massive Panzerung gegen die interstellare kosmische Strahlung, die extrem stark ist und vor der wir dank dem Magnetfeld der Sonne grösstenteils geschützt sind. Damit erreicht ein solches Raumschiff schnell eine Masse von einigen 10'000 Tonnen (zum Vergleich: Space Shuttle Orbiter ca. 100 Tonnen) - und das ist erst die Nutzlast...
Um so viel Masse auf 20% der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, braucht man (nach klassischer Mechanik, 10'000 Tonnen Nutzlast) bereits rund 2 * 10^22 Joule... (mal ganz unabhängig von der Antriebsmethode) Das ist nicht weniger als rund 50 mal den Energieverbrauch der gesammten Menschheit! (Zum Bremsen müsste dann nochmals dieselbe Energie aufgewendet werden, aber das lassen wir mal...) Dazu kommen die Energiekosten für die Fertigung und den Transport des Materials in den Orbit...
Woher sollen wir diese Energie nehmen? Die Menschheit produziert heute rund 80% ihrer Primärenergie aus fossilen Rohstoffen - diese gehen bald zur Neige. Kernfusion aus Deuterium oder Helium-3 wird benötigt werden, um die Menschheit vor dem Erfrieren und Verhungern zu retten - da wird nicht viel (schon gar nicht das 50fache des heutigen Weltverbrauchs) übrig bleiben, um interstellare Raumschiffe loszuschicken. Und selbst wenn die Menschheit die Kurve kriegen und dank Kernfusion eine zweite Blüte der Zivilisation möglich wird - wie lange müsste die Zivilisation exponentiell wachsen, bis der Aufwand, ein solches Monster-Raumschiff auszuschicken, im Vergleich zum Energieverbrauch der restlichen Menschheit vertretbar wäre? Ein Beispiel: Jede einzelne Apollomission verbrauchte etwa 1 * 10^12 Joule (10 Tonnen zur Mondoberfläche und wieder zurück, überschlagsmässig), nur ein 100-Millionstel des damaligen Weltenergieverbrauchs... - und diese Missionen galten als kühne und kostspielige Projekte... wenn der Weltenergieverbrauch also jedes Jahr um rund 1% anwachsen würde, wäre das gleiche Verhältnis erst in rund 2000 Jahren erreicht... Wohlgemerkt, das geht nur, wenn die Zivilisation stetig wächst, keine Rückschläge erleidet und sich immer wieder neue Energiequellen erschliessen kann...
Viel einfacher - und damit auch viel wahrscheinlicher - wäre es doch, ein kleines, tennsiballgrosses Raumschiff zu bauen, ein Bremstriebwerk daran zu pappen, im Raumschiff eine menschenähnliche künstliche Intelligenz und einige Millionen Nanobots zu verstauen und in mit geringstem Energieaufwand das Ding auf 90% der Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. In kürzester Zeit könnte die Sonde ein benachbartes System erreichen, abbremsen und mit Hilfe der Nanobots mit dem Bau einer multiversatilen Fabrik beginnen. Diese könnte dann Raumsonden, Telekommunikationsanlagen und vieles mehr bauen. Das ferne Sonnensystem könnte erkundet werden, ohne jemals einen Menschen aus Fleisch und Blut hinschicken zu müssen. Natürlich, da steckt nichts heroisches drin - aber wer, ausser ein paar Träumern, will nach tausenden von Jahren, in denen die galaktische Nachbarschaft von Maschinen bis aufs gründlichste Untersucht wurde, noch einen MENSCHEN dorthin schicken?
Vielleicht wäre es etwas anderes, wenn es dort einen bewohnbaren Planeten gäbe, eine Welt, auf der die Menschen ohne grosse Anpassungen leben könnten - aber das Universum ausserhalb der Erde ist extrem feindlich, und es ist äusserst schwierig und energieaufwändig, menschliche Kolonien über längere Zeit zu erhalten. Selbst "Terraforming" bringt einen nicht wirklich weiter - denn ein Planet ist nicht zufällig in dem Zustand, in dem er sich befindet: er befindet sich aus thermodynamischen Gründen auf dem niedrigsten möglichen Energieniveau: holt man ihn da raus, braucht es eine ständige Anstrengung, um ihn vor dem Zurückfallen in die stabilen Bedingungen abzuhalten.
Die Erde ist und bleibt der einzige Planet weit und breit im Weltall, auf dem die Menschheit dauerhaft und ohne Einschränkungen leben kann. Deshalb meine These:
Grossangelegte interstellare Raumreisen von Menschen wird es nie geben. Stattdessen werden Maschinen und künstliche Intelligenzen die Galaxis für uns erforschen und kolonisieren und dabei ihre eigenen Kulturen entwickeln. Die Erde wird auf viele Jahrtausende hinaus die einzige wahre Heimat der Menschheit bleiben - aus Mangel an einer anderen und aus dem simplen Fakt, dass es sich nirgends so gut lebt wie hier.
Tja, dann lass ich euch mal von der Leine...
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