Zitat von Tibo
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Barcelona-Strafe: Endlich Grenzen für den Kinderhandel | ZEIT ONLINE
Ich zitiere:
"Manchester United verpflichtete kürzlich einen Fünfjährigen."
und
"Oft stecken ehrgeizige Eltern dahinter, die ihre Kinder auf eigens eingerichteten Homepages oder per selbst zusammengeschnittenen YouTube-Videos anbieten."
sowie
"Bis 2007 galt im deutschen Fußball ein Kodex unter den Bundesligisten, sich keine Spieler aus den Leistungszentren abzujagen. Etliche Vereine kündigten die Vereinbarung, weil der Konkurrenzdruck aus dem Ausland zu groß wurde. Seitdem wird wieder transferiert."
Das mit dem Fünfjährigen finde ich dramatisch. Die Eltern hatte ich selbst schon in die Verantwortung geschoben, und was in der Bundesliga abgeht, bestätigt meine Aussage, daß ein Problem durch mangelnde Einigkeit bei den Verbänden ist. Die wollen natürlich auf der einen Seite ihre Vereine erfolgreich dastehen sehen, und dazu gehört halt auch den anderen Vereinen das Jugend"material" wegzuschnappen. Wenn man dann innerhalb eines Landes ein Gentlemen Agreement pflegt, wird das halt nix, wenn die Verbände ausserhalb dieses Landes keine Strafen für derartiges Verhalten aussprechen. Wie gesagt: die NBA tut zB alles, um ihr "Stay in school"-Programm glaubwürdig zu vertreten - geht dann ein Jugendlicher von der Highschool ins Ausland, kann die NBA nichts mehr machen. Innerhalb des DFBs waren die Kinder und Jugendlichen für eine gewisse Zeit zu einem gewissen Anteil geschützt, aber wenn die ausländischen Verbände nicht mitziehen, hat man genauso in Deutschland keine Chance.
Der Artikel bezeichnet natürlich die Kinder als Verlierer, und übersieht dabei das Konzept Kapitalismus, auf dem sich unsere Gesellschaften gründen: Damit ein Messi als Jugendlicher Gewinner dasteht, müssen viele andere eben verlieren. Abgesehen davon finde ich es scheiße, die anderen pauschal als Verlierer hinzustellen - was haben die denn verloren? Eine Chance, mit einer Tätigkeit, die ihnen Spaß macht, Millionär zu werden? Nein, haben sie nicht: Wer es bei Barca nicht packt, kann immer noch gut genug für Hoffenheim oder Leverkusen sein. Wer es überhaupt soweit bringt, daß ein Scout der Bayern oder von Barca oder von Real auf ihn aufmerksam wird, ist gut - so gut, daß jeder von denen schon mal mehr Gewinner ist als die Masse der Normalbevölkerung.
Wir gehen einfach mit Scheitern schlecht um. Wie oben erwähnt - wer 0.1 oder 0.3 zu langsam ist auf 100m für Barca, findet bei vielen Bundesligisten immer noch ein Plätzchen. Wer einfach die Trennung von der Familie nicht ertragen kann, hat aus dem Kapitel auch was gelernt: nämlich wie wichtig ihm die Familie ist. Viele wirkliche Verlierer kapieren das erst in ihrer Mid-Life-Crisis, wenn sie feststellen, wie wenig Zeit ihnen der Scheiß-Job mit unbezahlten Überstunden für die Familie lässt - der Scheiß-Job, den man machen muß, um für genau diese Familie zu sorgen. Wer das früh im Leben weiß, kann sein Arbeitsleben ganz anders planen.
Aber unsere Gesellschaft sieht Scheitern als einfachen Makel und die scheiternden als beschädigte Ware. Und erwartet gleichzeitig, daß die große, unwahrscheinlice Millionenchance doch auf 990 von 1000 Bürgern mit gutem Ausgang wartet
Das alles einem Verein ankreiden zu wollen, finde ich doch übertrieben. Zumal ja - 5 Jahre! - deutlich schlimmere Haie im Becken schwimmen.
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