Formel 1 - Stammtisch 2013

[Thomas W. Riker]

Ich hätte mich ja noch mehr kaputtgelacht, wenn Hamilton wirklich gestanden hätte, die Boxencrew die Räder abgeschraubt hätte und dann gegangen wäre.
So fuhr er ja aus der Box raus und in die übernächste Box rein. Das hat nur wenige Sekunden gedauert. Heftiger wäre es auch gewesen, wenn er an seiner Box vorbei, in eine andere gefahren wäre. das hätte wirklich Zeit gekostet.

[Tibo]

Beide Rennställe haben hier ohne Not das Mittel der Teamorder eingesetzt, um ihre Autos ins Ziel zu bekommen und um zu verhindern, dass sich beide Fahrer eventuell abschießen. Das mag aus Teamsicht richtig sein, aber für mich kommt es bei der Formel 1 doch eher auf den einzelnen Fahrer und dessen Leistungen an als das Gesamtergebnis zweier Fahrer, auch wenn sie hier wie bei Vettel und Massa das Optimum rausholen.

Ohne Not ist schonmal falsch. Wie man bei Vettels Überholmanöver sieht können ohne Teamorder beide Autos rausfliegen. Haben die roten Bullen ja auch schon geschafft. Das kostet Geld und irgendwann vielleicht auf unteren Ebenen Arbeitsplätze. Ich finde die Order des Teams: Plätze halten Eigentum des Arbeitgebers schonen absolut richtig und sinnvoll. Ich würde als Teamchef auch so entscheiden. Wie fühlen sich wohl die Mechaniker wenn sie ihre Siegprämien nicht bekommen, weil Vettel nicht versteht, dass Formel 1 ein Teamsport ist?
Nächstes mal stellt sich ein Mitglied aus Team Vettel Herrn Webbers Auto in den Weg damit der schlechte Stoppzeiten hat und Vettel Platz zwei gegen eins tauschen kann. Wie sehen das die Teamorder-Gegner? Der will ja auch nur gewinnen und seine Siegprämie haben. Vielleicht braucht das Geld sogar dringender als Herr Vettel.

[Miles]

Ich find die Teamorder falsch.
Klar, aus Team Sicht vielleicht richtig aber wir reden hier nicht nur um eine Team Weltmeisterschaft sondern auch um eine Fahrermeisterschaft und ich will hier keine sehen die vom Team, am Boxenfunk, entschieden wird.
Die Fahrer, auch wenn sie aus dem selben Team kommen, sollen ruhig kämpfen und der bessere sollte siegen.

Und Webber soll nicht so rum heulen. Vettel hat schon öfter bewiesen das er auch seine Interessen in den Vordergrund stellt, also soll mir keiner sagen das das absolut überraschend kam. Außerdem hat er gesehen wie er kämpft, da stellt man nicht die Motorenleistung zurück und wundert sich dann.

[Tibo]

Ich find die Teamorder falsch.
Klar, aus Team Sicht vielleicht richtig aber wir reden hier nicht nur um eine Team Weltmeisterschaft sondern auch um eine Fahrermeisterschaft und ich will hier keine sehen die vom Team, am Boxenfunk, entschieden wird.
Die Fahrer, auch wenn sie aus dem selben Team kommen, sollen ruhig kämpfen und der bessere sollte siegen.

Und Webber soll nicht so rum heulen. Vettel hat schon öfter bewiesen das er auch seine Interessen in den Vordergrund stellt, also soll mir keiner sagen das das absolut überraschend kam. Außerdem hat er gesehen wie er kämpft, da stellt man nicht die Motorenleistung zurück und wundert sich dann.

Wenn ein normaler Arbeitnehmer das Material des Arbeitgebers so leichtfertig aufs Spiel setzt wird er gefeuert erst recht wenn er dabei Anweisungen des Chefs zu wider handelt. Hätte Vettel ein bisschen Anstand würde er zumindest dem Team von Webber die Prämien geben. Warum entschuldigt er sich wenn er die Punkte behält? Das alles ist verlogen. Soll er das doch mal so sagen wie du. Das ist ja inhaltlich nicht falsch. Aber dazu ist er zu feige.

[Kelshan]

Ich fand ja Vettels Erklärung auch "gut": Er habe die Anweisung vom Team gehört, aber nicht absichtlich dagegen verstoßen sondern "es einfach verbockt". Ja ne, ist klar. Wie soll so etwas denn unabsichtlich passieren? Ist doch einfach Bullshit.

Richtig ist doch: Er wollte halt gewinnen und hat nicht eingesehen auf die Stallorder hin aufzugeben, also hat er sie ignoriert.

An Webbers stelle hätte ich dagegen gehalten bzw. würde das in Zukunft auch machen. Wenn er nicht mehr den Sprit und/oder die Reifen hat um erfolgreich vorn zu bleiben, und er daher herunterregeln muss, dann ist das Pech und er hat sich eben falsch oder schlechter eingeteilt und muss den Verfolger vorbei lassen. Das Einteilen gehört heutzutage zu den Aufgaben eines Fahrers.

Die Stallorder hatte natürlich wohl auch vor allem den Sinn ein Risiko möglichst auszuschließen, dass die beiden sich nicht evtl. noch herauskegeln. Aus Team-Sicht verständlich, denn denen ist egal wer erster und wer zweiter ist, so lange es sich in beiden Fällen um das eigene Auto handelt.

Zum Einen ist es aber eben nicht nur ein Team-Sport. Nach außen gesehen ist die Fahrer-WM wohl auch deutlich populärer als die Team-WM. Zum Anderen sind durch das unterschiedliche Leistungsniveau der Teams oftmals die Kämpfe unter den Teamkollegen fast noch am Interessantesten, und natürlich auch genau das, was der Zuschauer sehen will. Somit schadet mMn die Stallorder auch dem Ansehen des Sports.

Früher war die Stallorder eine Weile lang verboten, natürlich wurde das dann aber oft und gern umgangen und "heimlich" (und meist dennoch sehr offensichtlich) gemacht. Später war es Red Bull, die gesagt haben "Bei uns dürfen beide Fahrer jederzeit frei fahren", und in der Phase gab es dann wohl auch keine Stallorder so weit ich mich erinnere. Das fand ich eine super Einstellung, schade, dass diese immer mehr verloren geht, obwohl man ohnehin offenbar schon wieder das Top-Team überhaupt ist.

Finde ich deshalb gut was Vettel gemacht hat? Nein, er hat tatsächlich einen Bock geschossen, denn er hat seinen Teamkollegen schlicht hintergangen und ihm den Sieg gestohlen. Ob er an Webber heran oder gar an ihm vorbei gekommen wäre, wenn dieser sich nicht heruntergeregelt hätte ist natürlich fraglich.

Dennoch war das eben mal eine Einzelaktion. Die größere Kritik haben mMn die Teams verdient, die solche Order auf Sicherheit überhaupt ausgeben. Denn ich glaube kaum, dass jemand so etwas wirklich sehen will. Ich jedenfalls nicht.

[Thomas W. Riker]

In welcher anderen Sportart gäbe es das, dass jemand zu dem amtierenden Weltmeister sagen würde "jetzt mach mal langsam und einen anderen gewinnen"?
In jeder Sportart ist es normal, dass der Sportler besser sein will als der, der gerade vor ihm ist.
Zweikämpfe müssen möglich sein, aber hier beim Racing sollen sich Teamkameraden auch nicht abschießen. Einzige Regel: macht die 25 + 18 = 43 Punkte.

[Ace Azzameen]

Mal eine ganz blöde Frage: Gab es eigentlich damals auch so einen riesigen Aufschrei, als sich Webber nicht an die Stallorder gehalten hat und Vettel 2011 in Silverstone angriff?
Das hier ist doch jetzt so ziemlich die selbe Nummer (mit dem Unterschied, dass Vettel dabei mehr Erfolg hatte, als Webber damals), also braucht sich gerade Webber doch nicht darüber aufregen, dass die Stallorder ihn hier nicht schützen konnte.

[Tibo]

In welcher anderen Sportart gäbe es das, dass jemand zu dem amtierenden Weltmeister sagen würde "jetzt mach mal langsam und einen anderen gewinnen"?

Riis ist auch als amtierender Toursieger für Ullirch gefahren (gut da war er schon ohne Chance auf den Gesamtsieg aber er hat es gemacht.) Natürlich wäre auch Ullrich bei einer Massenankunft als Weltmeister für Zabel Lokomotive gefahren. Das ist im Rennsport Gang und Gäbe. Auch Schumi ist schon für Irvine gefahren.

[Leandertaler]

Gibt es da bei RedBull eigentlich irgendwelche Regelungen bezüglich der Teamorder? Denn aus der Sicht des Teams wäre es eigentlich natürlich besser gewesen Vettel durch zu winken. Die Punkte für das Team wären die gleichen gewesen, ein Risiko hätte ebenfalls nicht bestanden und jeder weiß doch, dass am Ende der Saison Vettel um die WM fahren wird und dann möglicherweise jeden Punkt braucht.

[Tibo]

Gibt es da bei RedBull eigentlich irgendwelche Regelungen bezüglich der Teamorder? Denn aus der Sicht des Teams wäre es eigentlich natürlich besser gewesen Vettel durch zu winken. Die Punkte für das Team wären die gleichen gewesen, ein Risiko hätte ebenfalls nicht bestanden und jeder weiß doch, dass am Ende der Saison Vettel um die WM fahren wird und dann möglicherweise jeden Punkt braucht.

Woher weiß man, dass Vettel sich beim nächsten Grand Prix nicht ein Bein bricht und monatelang ausfällt?

[Leandertaler]

Woher weiß man, dass Vettel sich beim nächsten Grand Prix nicht ein Bein bricht und monatelang ausfällt?

Man weiß es natürlich nicht, aber die Wahrscheinlichkeit einen Titel zu verlieren, weil man nicht früh genug Teamordern ausgibt, ist idR sehr viel größer als die Wahrscheinlichkeit einen Titel zu verlieren, weil man dabei auf den falschen Fahrer gesetzt hat.

[Tibo]

Man weiß es natürlich nicht, aber die Wahrscheinlichkeit einen Titel zu verlieren, weil man nicht früh genug Teamordern ausgibt, ist idR sehr viel größer als die Wahrscheinlichkeit einen Titel zu verlieren, weil man dabei auf den falschen Fahrer gesetzt hat.

Dass stimmt natürlich. Allerdings ist der falsche Fahrer sícher eher der, der nicht auf die Anweisungen der Box hört.

[Leandertaler]

Grundsätzlich bin ich zwar auch dafür in solchen Fragen Disziplin zu erzwingen, der richtige Fahrer ist am Schluss aber eben der, der Ergebnisse liefert.

[Spooky Mulder]

Der "falsche" Fahrer ist sicher nicht der, der dreimal in Folge Weltmeister geworden ist und mit 25 Jahren bereits 25 Siege und 38 Pole Positions auf dem Konto hat.

[Thomas W. Riker]

Eben. Die Teamorder war Murks.
Ziel 1 sollte der Sieg sein, Ziel 2 die maximale Punktzahl, hier also 25+18=43, Ziel 3 die Titelverteidigung der Fahrer-WM, Ziel 4 die der Team-WM. Wenn die Titelverteidigung der Fahrer-WM geglückt ist, dann kann man dafür sorgen, dass der 2. Fahrer ein möglichst gute Position in der Fahrer-WM bekommt und so dessen Loyalität belohnen.