Zitat von DefiantXYX
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Falls du dir die Mühe gemacht hättest und weiter oben in die anderen Listen gesehen hättest, wäre dir vielleicht aufgefallen, daß sich ausser Federer höchstens noch Nadal (vom Erfolg her - ich hasse seine Art, Tennis zu spielen) in so einer Top 10 bewegt - von den aktuellen Spielern. Denn wenn lauter komplette Spieler auf der Tour sind, hebt sich niemand mehr ab.
Die Medienpräsenz ist eine weiterer Faktor bei solchen persönlichen Einschätzungen. Björn Borg fehlt auf meiner Liste, da ich ihn nur während seines - völlig misslungenen - Comeback-Versuchs Anfang der 90er mal spielen gesehen hab. Er hatte sich leider kurz bevor Tennis für mich zur Fernsehsportart wurde von der Tour zurückgezogen. Niemand hier hat Rod Laver genannt, der immerhin 11 Titel bei Grand Slam Turnieren gewonnen hat, 6 weitere Male im Finale stand und dabei ausserdem 2 Mal den Grand Slam, also alle 4 Turniere in einem Jahr gewann. Er war sportlich sicherlich ein ganz großer seiner Zeit, aber da war es noch nicht die Medienzeit. Nach Borgs Vorarbeit haben Connors, McEnroe, Lendl und Co Tennis zu einer wunderbaren Fernsehsportart gemacht. Dann kam mit perfektem Timing Boris Becker dazu, und der Boom/Hype startete in Deutschland voll durch. Stich, Steeb usw kamen nach und rückten in Deutschalnd in den Blickpunkt, die amerikanische Nachfolgegeneration von Connor und McEnroe, namentlich Sampras, Agassi und Courier hielten das Interesse hoch, dazu die Davis-Cup Rivalität, die von den Schweden (Wilander, Edberg, Nyström....) noch zum großen und den Franzosen (Leconte, Noah, Forget....) in einem kleineren Teil (immerhin, die Amis haben sie einmal geschlagen ) weiter angeheizt wurden. Das war medienwirksames, gut inszeniertes Tennis, das waren Quoten-Schlager. Um den Boom zu vervollständigen, waren auf der Damentour mit Graf, Navratilova, Sabatini, Chris Evert und später Monica Seles ebenfalls passende Persönlichkeiten mit sportlichem Erfolg unterwegs. Tennis war groß! Und spektakulär, und zwar wegen Serve und Volley. Spektakuläre Punkte werden am Netz gespielt oder in der Rückwärtsbewegung vom Netz wieder weg.
Dann änderte sich in ATP wie WTA die Tour, echte "Typen" wurden Mangelware, die Scheizer kamen auf und Martina Hingis wurde mit Koks in der Blutprobe erwischt. Immer mehr von den "kompletten Spielern" machte den Sport weniger publikumswirksam, und das Resultat kennen wir ja: Tennis gibt's jetzt im Spartenfernsehen, und zwar im freien Spartenfernsehen. Wär's über Pay-TV verschwunden, wär's ja wenigstens noch erfolgreich. Und der Grund?
Ich kann nicht für alle sprechen, aber ich seh mir leiber an, wie Becker am Netz zum 7. Mal den Volley versiebt und beim Seitenwechsel auf der Bank vor sich hinflucht als einen Nadal, der bei einem gefühlt 2.000 Bälle dauerndem Ballwechsel an der Grundlinie klebt.
Die Jungs, die jetzt dran sind, und die Gruppe davor, haben die Tour runtergewirtschaftet im Marktwert. Und der hat eine entscheidenden Anteil daran, wie solche "Bestenlisten" gesehen werden. Ist in anderen Sportarten ähnlich, fällt zB im Fußball nicht so auf, weil der Zeitraum des hohen Medienmarkwertes bei Fußball einfach größer ist. Aber wenn man mal hinsieht - wer würde denn heute in seiner Bestenliste im Fußball Just Fontaine oder Edmund Conen nennen? Die beiden waren einfach vor der "goldenen" Zeit, und die Spieler heute auf der Tour sind nach der goldenen Zeot. Wenn sie wirklich groß und nicht einfach "nur" sehr gut in ihrem Sport wären, würden sie daran auch wieder was ändern
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