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Gläubig? - Ansichten zu Religionen

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    Ich hab lange hin und her überlegt, ob ich hier was schreiben will, teilweise wurde in diesem Thread doch viel gestritten.
    Interessant dabei finde ich aber, auch wenn vorher Angehörige verschiedener Religionen hier heftiger diskutiert haben, halten sie sofort zusammen, wenn Atheisten kommen und Kritik generell an dem Konzept Religion üben.


    Kurz zu mir: Meine Erziehung und Sozialisation innerhalb der Familie war hauptsächlich geprägt durch den Mahayana-Buddhismus und dem Shaktismus (eine Richtung des Hinduismus). Viele Leute in meiner Familie leben ihren Glauben sehr intensiv aus.
    In meinem Haushalt war und ist das aber eher zurückhaltend und weniger streng. Einige gemeinsame Grundlagen von Buddhismus und Hinduismus spielen eine Rolle und jeder hat (genauso wie ich) individuell dazu noch andere liebgewonnene Elemente, die er als wichtig empfindet und berücksichtigt.
    Ein paar eingeheiratete, einheimische Christen haben wir auch in der Familie, aber die sind das wohl eher nur „am Papier“ und machen mit Freude immer bei unseren Festen mit, bringen aber leider keine eigenen Ideen mit ein.


    Ich persönlich finde unsere Welt mit den vielen verschiedenen Religionen, Glaubensrichtungen und Kulturen sehr schön. Ich bin nicht der Meinung, dass speziell die Religion als alleiniger Grund für Kriege und schreckliche Gewalttaten verantwortlich ist, sondern dass hier sowieso immer andere menschliche Gefühle wie Machthunger, Gier, Rechthaberei, usw. verantwortlich waren/sind und die Religion auch mit genannt oder gar vorgeschoben wird als Motiv.

    Natürlich kenne ich die Welt und eben speziell meine Familienmitglieder nicht ohne Religion und ich finde vieles so schön und bereichernd, so dass ich mir viele Situationen ohne Religion nicht vorstellen könnte und man da doch irgendwas vermissen muss!
    Darum gefallen mir die Serien B5 und DS9 so sehr, hier gibt es auch Religionen und Glaubensrichtungen, bunte Feste und Rituale. Das hat mich zB. bei TNG sehr irritiert, die „kalte und sterile“ Umgebung (nur selten ein paar Klingonenrituale) ohne dieses „bunte und lebendige“ Gewusel, das ich so kenne und liebe aus meinem persönlichen Umfeld.

    Der Glaube hilft den Menschen meiner Meinung auch, sei es bei persönliche Krisen oder unbeeinflussbaren äußeren Ereignissen.
    Es gibt Erdteile, da haben die Menschen neben einem stärkeren familiäreren Zusammenhalt auch noch ihren Glauben und ihre Religionsgemeinschaft mit einem spirituellen Berater, aber in anderen Erdteilen braucht man immer häufiger Psychologen und Psychiater. Es zieht sich eine eigenartige Einsamkeit durch die Gesellschaft, es fehlt irgendwie etwa.
    Ist es nur Zufall, dass vor allem in den Wohlstands.- und Sozialstaatsgesellschaften und dabei vor allem in städtischen Regionen die Religion immer unwichtiger wird? Wird ohne ernsthafte Krisen die Unterstützung und Hilfe „von höheren göttlichen Instanzen“ nicht mehr benötigt? In einer Stadt, weiter weg von der Natur, gibt es da weniger Bewunderung und auch Demut vor der Schönheit dieser und weniger Einsicht und Dankbarkeit, woher die Grundlagen des Lebens kommen?

    Müssen Religionen und Naturwissenschaften unvereinbar sein? In meinen Augen nein!
    Bei mir haben die vielen Erzählungen über das spirituelle Geschehen auf der Welt, die ich als Kind so häufig von Verwandten hörte, die Neugierde zu den naturwissenschaftlichen Zusammenhängen wohl erst geschürt. Die Legenden, die ich hörte und mein Glaube, machten/machen mich nur noch viel mehr wissbegieriger auf die Naturwissenschaften, beides ergänzt sich eigentlich total gut.
    Gehe ich durch den Wald, lacht und freut sich mein Herz, wenn mir so die spirituellen und religiösen Erzählungen aus meiner Kindheit in Erinnerung kommen beim Anblick zB. eines Schmetterlings oder Baumes, aber gleichzeitig weiß ich auch viel vom „realen“ Hintergrund und kann sogar dieses Wissen nutzen.
    Zuletzt geändert von Lebreau; 24.10.2016, 12:48.

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      Zitat von Halman Beitrag anzeigen
      Wrightflyer,

      vielen Dank für Dein ausführliches Glaubensbekenntnis. Die Altkatholische Kirche kannte ich noch gar nicht - sehr interessant. Heißt das, dass Du die Alte Kirche (welche meines Wissens bis ca. 800 n. Chr. so bezeichnet wurde) anerkennst, oder würdest Du die "Trennlinie" früher setzen. Für mich haben die apostolischen Väter eine größere Bedeutung als die Kirchenväter.
      Die Altkatholiken haben sich nach dem Ersten Vatikanischen Konzil von der Römischen Linie abgespalten. Meines Wissens ist da auch die Grenze zu setzen, weil die Altkatholiken die "Unfehlbarkeit" des Papstes - und noch ein paar andere Dinge - nicht anerkennen wollten.
      Für meine Königin, die so reich wäre, wenn es sie nicht gäbe ;)
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      Der süßeste Mensch der Welt terra.planeten.ch

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        Zitat von Lebreau Beitrag anzeigen
        Ich persönlich finde unsere Welt mit den vielen verschiedenen Religionen, Glaubensrichtungen und Kulturen sehr schön. Ich bin nicht der Meinung, dass speziell die Religion als alleiniger Grund für Kriege und schreckliche Gewalttaten verantwortlich ist, sondern dass hier sowieso immer andere menschliche Gefühle wie Machthunger, Gier, Rechthaberei, usw. verantwortlich waren/sind und die Religion auch mit genannt oder gar vorgeschoben wird als Motiv.
        Religionen bilden normalerweise einen moralischen Kodex der das Zusammenleben erleichtert. Das ist erst einmal gut. Probleme gibt es erst, wenn sich 2 Moralvorstellungen/Glaubensansichten widersprechen. Wenn dann nocht Machthunger u.s.w. hinzukommen hast du ganz schnell religiöse Konflikte und Kriege.

        Das kann sich bis ins Absurde steigern, wie man bei den heutigen Islamisten sehen kann. Es mag ja Stellen im Koran geben die ihr Handeln rechtfertigen, aber damit dürften sie praktisch den gesamten restlichen Koran ignorieren. Anders kann ich mir die mehrheitliche Ablegnung der Islamisten durch die muslimische Welt nicht erklären.

        Religionen können aber auch ganz direkt einen Kriegsgrund liefern. Wenn 2 Religionen behaupten nur sie beten den einzig wahren Gott an, dann kann das nicht funktionieren. Irgendwann wird dann ein religiöser Machtmensch kommen um diese Tatsache gegenüber den Anderen durchzusetzen.
        Natürlich kann man auch ohne Religion Kriege führen. Religion ohne Menschen ist hingegen harmlos.

        Zitat von Lebreau Beitrag anzeigen
        Natürlich kenne ich die Welt und eben speziell meine Familienmitglieder nicht ohne Religion und ich finde vieles so schön und bereichernd, so dass ich mir viele Situationen ohne Religion nicht vorstellen könnte und man da doch irgendwas vermissen muss!
        Darum gefallen mir die Serien B5 und DS9 so sehr, hier gibt es auch Religionen und Glaubensrichtungen, bunte Feste und Rituale. Das hat mich zB. bei TNG sehr irritiert, die „kalte und sterile“ Umgebung (nur selten ein paar Klingonenrituale) ohne dieses „bunte und lebendige“ Gewusel, das ich so kenne und liebe aus meinem persönlichen Umfeld.
        Aufgrund der langen Herrschaft der Kommunisten in Brandenburg bin ich in einer atheistischen Gesellschaft aufgewachsen. Wir haben auch Kirchen und die sehen wirklich schön aus, aber bei einem Gottesdienst war ich noch nie. Für meine Familie war Religion nie ein persönliches Thema und uns taten unsere Mitschüler leid, die in der Grundschule am freiwilligen Religionsunterricht teilnehmen mussten.
        Bunte Feiern gab es bei uns zwar eher selten, aber es gibt bestimmt auch religiöse Familien, die nur selten feiern. Ist halt überall anders.

        Die Folge mit den Religionen bei B5 ist übrigens eine meiner Lieblingsfolgen. Vom Atheisten bis zum Voodoopriester alles vorhanden. Und ich sehe keinen Grund warum wir diese Vielfalt einschränken sollten, solange alle friedlich zusammenleben und niemand in den Religionen ausgenutzt wird (ich sage nur Scientology).

        Zitat von Lebreau Beitrag anzeigen
        Der Glaube hilft den Menschen meiner Meinung auch, sei es bei persönliche Krisen oder unbeeinflussbaren äußeren Ereignissen.
        Es gibt Erdteile, da haben die Menschen neben einem stärkeren familiäreren Zusammenhalt auch noch ihren Glauben und ihre Religionsgemeinschaft mit einem spirituellen Berater, aber in anderen Erdteilen braucht man immer häufiger Psychologen und Psychiater. Es zieht sich eine eigenartige Einsamkeit durch die Gesellschaft, es fehlt irgendwie etwa.
        Ist es nur Zufall, dass vor allem in den Wohlstands.- und Sozialstaatsgesellschaften und dabei vor allem in städtischen Regionen die Religion immer unwichtiger wird? Wird ohne ernsthafte Krisen die Unterstützung und Hilfe „von höheren göttlichen Instanzen“ nicht mehr benötigt? In einer Stadt, weiter weg von der Natur, gibt es da weniger Bewunderung und auch Demut vor der Schönheit dieser und weniger Einsicht und Dankbarkeit, woher die Grundlagen des Lebens kommen?
        Das tut er, keine Frage. In Serien wird immer wieder gezeigt wie Verbrecher ein neues Leben angefangen haben nachdem sie zu einer Religion gefunden haben. Religionen liefern eben ein moralisches Gerüst, dass manche Menschen brauchen, weil sie sonst, z.B. durch Familie oder Gesellschaft, keines haben.
        Das Problem mit der modernen Gesellschaft ist, dass man seinen Nachbarn nur selten kennt. Jeder lebt in seiner eigenen Wohnung und fertig. Gesellschaftliche Treffen wie in den Religionen gibt es nur selten. Der Glaube an die Religionen nimmt durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse auch immer stärker ab. Warum soll man auch noch an einen Donnergott glauben, wenn doch jedes Kind weiß, dass Blitze durch Ladungstrennung in Gewitterwolken entsteht? Wozu braucht man noch Götter, wenn man längst in einer Welt lebt die von wissenschaftlicher Technik geprägt ist?

        Wobei besonders in Deutschland die Städter ihre grünen Inseln in der Stadt zu schätzen wissen. Es ist also weniger das Fehlen von Demut gegenüber der Natur, es ist mehr das nicht brauchen eines übersinnlichen Wesens.

        Zitat von Lebreau Beitrag anzeigen
        Müssen Religionen und Naturwissenschaften unvereinbar sein? In meinen Augen nein!
        Bei mir haben die vielen Erzählungen über das spirituelle Geschehen auf der Welt, die ich als Kind so häufig von Verwandten hörte, die Neugierde zu den naturwissenschaftlichen Zusammenhängen wohl erst geschürt. Die Legenden, die ich hörte und mein Glaube, machten/machen mich nur noch viel mehr wissbegieriger auf die Naturwissenschaften, beides ergänzt sich eigentlich total gut.
        Gehe ich durch den Wald, lacht und freut sich mein Herz, wenn mir so die spirituellen und religiösen Erzählungen aus meiner Kindheit in Erinnerung kommen beim Anblick zB. eines Schmetterlings oder Baumes, aber gleichzeitig weiß ich auch viel vom „realen“ Hintergrund und kann sogar dieses Wissen nutzen.
        „Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind.“ Albert Einstein
        Ich finde das trifft es ziemlich gut.

        Ich bin überzeugter Atheist. Ich glaube fest daran, dass es keinen Gott gibt. Ich habe aber auch kein Problem damit, wenn jemand an einen oder mehrere Götter glaubt, solange sie mich mit ihrem Glauben nicht belästigen (und ich empfinde das in die Luft sprengen für Gott oder wen auch immer als Belästigung).
        Ich brauche keine Religion um an etwas zu glauben. Ich glaube an die Wissenschaft, wie Janeway und meine Mutter übrigens auch. Ich glaube daran, dass die Wissenschaft die Geheimnisse des Universums lüften kann und vielleicht noch mehr. Aber das Universum ist rund 13,7 Mrd Jahre alt und hatte viel Zeit sich richtig schwere Geheimnisse auszudenken, also lasst der Wissenschaft wenigstens noch ein paar tausend Jahre Zeit sie zu lüften, OK?
        Außerdem glaube ich an die Natur. Geht stark in Richtung Gaianismus. Ob das nun daran liegt, dass wir jede Menge Wälder in Brandenburg haben, weiß ich nicht. Mir ist die Natur jedenfalls sehr wichtig.

        Das führt am Ende sogar zu der absurden Tatsache, dass ich als Atheist deutlich gläubiger bin als meine christlichen Kommilitonen hier in Niedersachsen.

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          Zitat von pollux83 Beitrag anzeigen
          Religion ohne Menschen ist hingegen harmlos
          Und was soll das dann sein? Sowas wie eine Suppe die niemand auslöffelt?

          Kommentar


            Zitat von pollux83 Beitrag anzeigen

            Religionen können aber auch ganz direkt einen Kriegsgrund liefern. Wenn 2 Religionen behaupten nur sie beten den einzig wahren Gott an, dann kann das nicht funktionieren. Irgendwann wird dann ein religiöser Machtmensch kommen um diese Tatsache gegenüber den Anderen durchzusetzen.
            Natürlich kann man auch ohne Religion Kriege führen. Religion ohne Menschen ist hingegen harmlos.
            Daran ist aber nicht die Religion „schuld“, sondern der Drang von Menschen, dass sie unbedingt Recht haben müssen mit ihrer Meinung! Diese Rechthaberei gibt es bei vielen Themen, nicht nur bei Religionen.


            Zitat von pollux83 Beitrag anzeigen
            Aufgrund der langen Herrschaft der Kommunisten in Brandenburg bin ich in einer atheistischen Gesellschaft aufgewachsen. Wir haben auch Kirchen und die sehen wirklich schön aus, aber bei einem Gottesdienst war ich noch nie. Für meine Familie war Religion nie ein persönliches Thema und uns taten unsere Mitschüler leid, die in der Grundschule am freiwilligen Religionsunterricht teilnehmen mussten.
            Bunte Feiern gab es bei uns zwar eher selten, aber es gibt bestimmt auch religiöse Familien, die nur selten feiern. Ist halt überall anders.


            Also Mitschüler, die freiwillig am Religionsunterricht teilnehmen „mussten“?
            Wurden die von den Eltern gezwungen oder warum hattet ihr mit denen Mitgefühl?
            Einige Male war ich auch beim Religionsunterricht der anderen Kinder dabei, von deren Glaubensrichtungen halt. Ich selbst hatte keinen und hatte zu der Zeit frei. Manchmal war ich aber neugierig oder ich wollte/konnte nur in dieser Klasse bleiben in der Freistunde.


            In der Schule (außer die Schule ist speziell von einer Glaubensgemeinschaft eröffnet worden) finde ich Religionsunterricht in der aktuellen Form aber völlig nutzlos und eine Zeitverschwendung. Da werden die Kinder schon getrennt und diese Trennung wird auch unbewusst verinnerlicht. Da wäre es doch sinnvoller, dass man eine gemeinsame Basis der verschiedenen Religionen (gültig und geeignet für diese Region und Gesellschaft) findet und rein informativ die Unterschiede in den Religionen und Kulturen lehrt.
            Beten und ähnliches sollen die Kinder aber bitte mit ihren Eltern, mit Freunden, in der Glaubensgemeinschaft, usw. wichtig dabei, dass sie das in ihrer Freizeit machen und keine Zeit in der Schule drauf geht!

            Zitat von pollux83 Beitrag anzeigen
            Die Folge mit den Religionen bei B5 ist übrigens eine meiner Lieblingsfolgen. Vom Atheisten bis zum Voodoopriester alles vorhanden. Und ich sehe keinen Grund warum wir diese Vielfalt einschränken sollten, solange alle friedlich zusammenleben und niemand in den Religionen ausgenutzt wird (ich sage nur Scientology).
            Ja, diese Folge gefällt mir auch sehr, sogar am meisten von allen Folgen, die offener das Thema Religion und Glauben mit beinhalten. Die Folge mit dem Seelenjäger finde ich aber immer sehr gruslig und beunruhigend.


            Zitat von pollux83 Beitrag anzeigen
            Ich glaube daran, dass die Wissenschaft die Geheimnisse des Universums lüften kann und vielleicht noch mehr. Aber das Universum ist rund 13,7 Mrd Jahre alt und hatte viel Zeit sich richtig schwere Geheimnisse auszudenken, also lasst der Wissenschaft wenigstens noch ein paar tausend Jahre Zeit sie zu lüften, OK?


            Ja, ich glaube auch, dass man mit der Wissenschaft das Universum erklären kann.
            Aber wenn ich vorher einen spirituellen Begriff für etwas im Zuge meines Glaubens schon kenne und danach ein wissenschaftlicher Begriff dazu kommt, bleib ich halt für mich privat noch immer bei meinem liebgewonnen Begriff. Und meine (spirituellen) Vorstellungen über das Funktionieren gewisser Bereiche des Universums überdenke und ändere ich dann, wenn es so weit ist.
            Die Wissenschaft kann meine Vorstellungen gerne durch Fakten und Wissen ergänzen und von Fall zu Fall auch ersetzen, hat sich bisher noch nie widersprochen.

            Zitat von pollux83 Beitrag anzeigen
            Außerdem glaube ich an die Natur. Geht stark in Richtung Gaianismus. Ob das nun daran liegt, dass wir jede Menge Wälder in Brandenburg haben, weiß ich nicht. Mir ist die Natur jedenfalls sehr wichtig.

            Das führt am Ende sogar zu der absurden Tatsache, dass ich als Atheist deutlich gläubiger bin als meine christlichen Kommilitonen hier in Niedersachsen.
            Das klingt doch sehr schön und ist meiner Meinung nach die wichtigste Basis, die ich persönlich brauche, um mich mit Menschen eng zu befreunden – die Verbundenheit zur Natur. Da ist der „Überbau“ der Religion nicht so wichtig und viele Unterschiede sind für mich da auch überhaupt kein Problem. Egal, wie die Göttinnen heißen oder ob da der Mensch an einen Gott glaubt oder ob er nur eine bestimmte Philosophie und Lehre befolgen will oder wie der deswegen angezogen ist, usw.

            Der Glaube in meiner Familie ist sehr synkretisch. Wie ich ja schon oben geschrieben habe, eben eine Mischung einer Richtung des Buddhismus und Hinduismus. Diese Strömungen sind selbst aber auch schon synkretisch und es gibt davon je nach Herkunftsregion meiner Verwandten sehr verschiedene Interpretationen und praktisches Ausleben. Eine Art Naturglaube, wie deinen Gaianismus, und zudem Animismus ist da auch dabei.


            Die verbindenden Basiselemente unseres Glaubens wurden von/für den in Österreich lebenden Teil der Familie hier wieder neu gemischt und interpretiert von den 3 „rang“höchsten Leuten meiner Familie und das wird auch immer wieder mal neu diskutiert.
            Das ist alles wohl für außenstehende Menschen, die auch dieses „Religionsgewusel“ nicht so kennen, kompliziert und es ist viel zu viel, um es hier genau zu erklären!

            Das wäre vielleicht bei den Religionen und auch Philosophien und Ideologien sehr gut, öfters die alten Texte zu hinterfragen und neu interpretieren und zeitnahe Lehren daraus zu ziehen.
            Meiner Meinung nach brauchen Fragen der Gegenwart nicht die Antworten der Vergangenheit! Eine Gemeinschaft hat in einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort ihre eigenen Fragen (Probleme), darum braucht sie eigene Antworten (Lösungen) und keinen blinden Gehorsam gegenüber den Ideen von Menschen aus lang vergangenen Zeiten und auch fernen Orten.

            Das machen heutzutage die Leute eh auch, aber leider merkt man da eher nur die negativen Auswüchse dieser Neuinterpretation (religiöser) Schriften und Selektion gewisser Passagen daraus. Und dabei auch nicht zu vergessen, will ein Mensch ein bestimmtes Ziel erreichen, eine gewisse Moral oder Idee verbreiten, schafft er es auch, irgendwelche Schriften in diese Richtung hin zu interpretieren und das dann auch glaubhaft zu erklären.

            Zuletzt geändert von Lebreau; 26.10.2016, 12:54.

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              Zitat von Lebreau Beitrag anzeigen

              Daran ist aber nicht die Religion „schuld“, sondern der Drang von Menschen, dass sie unbedingt Recht haben müssen mit ihrer Meinung! Diese Rechthaberei gibt es bei vielen Themen, nicht nur bei Religionen.
              Das kommt ganz auf die Religion und ihre Regeln an. Wenn in einer Religion in den Geboten/Regeln/Schriften drin steht, oder sich direkt daraus ableiten lässt, das andere Götter/Religionen ausser der eigenen oder Ungläubige/Nichtgläubige Menschen weniger bis nichts zählen, diese also nicht als gleichberechtigt angesehen werden, welche friedlich woanders ihr Ding machen dürfen, dann ists schon die Schuld dieser Religion, und weniger der Menschen, die dann regeltreu sich ans Gebot halten.

              Natürlich kann man Regeln und Schriften immer in die eine oder andere Richtung interpretieren, aber ich fürchte, in so einem Punkt ist die Tendenz doch recht stark vorgegeben und nicht grade für eine friedliche Koexistenz mit anderen Religionen oder Ungläubigen/Nichtgläubigen hilfreich.
              Jede Geschichte hat vier Seiten: Deine Seite, Ihre Seite, die Wahrheit und das, was wirklich geschehen ist.

              Welten brechen auseinander, Formationen nicht.

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                Zitat von Lebreau Beitrag anzeigen
                Also Mitschüler, die freiwillig am Religionsunterricht teilnehmen „mussten“?
                Wurden die von den Eltern gezwungen oder warum hattet ihr mit denen Mitgefühl?
                Einige Male war ich auch beim Religionsunterricht der anderen Kinder dabei, von deren Glaubensrichtungen halt. Ich selbst hatte keinen und hatte zu der Zeit frei. Manchmal war ich aber neugierig oder ich wollte/konnte nur in dieser Klasse bleiben in der Freistunde.
                Wenn man in der 3. Klasse oder so ist, dann möchte man lieber auf dem Hof im Sand spielen oder eben Fußball, anstatt an einem freiwilligen Unterricht teilzunehmen, weil die Eltern es so wollen. In dem Alter liegen die Prioritäten noch wo anders. Ob einige den Unterricht mochten weiß ich nicht, aber ich erinnere mich an die Gesichter derjenigen, die den Unterricht definitiv nicht mochten.
                Zitat von Lebreau Beitrag anzeigen
                [FONT=Arial, sans-serif][SIZE=12px]In der Schule (außer die Schule ist speziell von einer Glaubensgemeinschaft eröffnet worden) finde ich Religionsunterricht in der aktuellen Form aber völlig nutzlos und eine Zeitverschwendung. Da werden die Kinder schon getrennt und diese Trennung wird auch unbewusst verinnerlicht. Da wäre es doch sinnvoller, dass man eine gemeinsame Basis der verschiedenen Religionen (gültig und geeignet für diese Region und Gesellschaft) findet und rein informativ die Unterschiede in den Religionen und Kulturen lehrt.
                Beten und ähnliches sollen die Kinder aber bitte mit ihren Eltern, mit Freunden, in der Glaubensgemeinschaft, usw. wichtig dabei, dass sie das in ihrer Freizeit machen und keine Zeit in der Schule drauf geht!
                In Brandenburg gibt es auf dem Gymnasium LER (Lebensgestaltung Ethik Religion). Da wurden z.B. am Anfang die 5 Weltreligionen kurz vorgestellt und (viel) später haben wir an einem "Wandertag" auch deren Gotteshäuser besucht. War alles eher wie eine Überblicksveranstaltung aber trotzdem interessant. Wann besucht man sonst einen buddhistischen Tempel?

                Ein intensiveres Eingehen aus die einzelnen Religionen und deren Sekten (das Wort hat international eine leicht andere Bedeutung als im Deutschen) hätte ich mir schon gewünscht, denn Religionen bieten viele Interessante Dinge.
                Einerseits natürlich den Glauben an sich und was dazu gehört. Von Ritualen bis Feste, u.s.w.
                Interessant sind aber auch die Geschichten der Religionen und wie diese sich im Laufe der Zeit verändert haben. Die Bibel ist im Grunde ein Geschichtenbuch und viele Ereignisse lassen sich auf tatsächliche Begebenheiten zurückführen (wie die Geschichten der Gebrüder Grimm im übrigen auch). Das Alte Testament ist stark vom sumerischen Götterglauben inspiriert. Und der Apfel war wohl zuerst eine Dattel.
                Viele Wissenschafter versuchen heute die teils sehr metaphorischen Texte zu verstehen und es zeigt sich immer wieder, dass das keine Hirngespinste waren die da in dem Buch stehen.
                Aber auch die Geschichte der Religionen. Z.B. welche Texte in die Bibel übernommen wurden und welche nicht. Soetwas ist wichtig wenn man eine Religion verstehen will.
                Zitat von Lebreau Beitrag anzeigen
                Das wäre vielleicht bei den Religionen und auch Philosophien und Ideologien sehr gut, öfters die alten Texte zu hinterfragen und neu interpretieren und zeitnahe Lehren daraus zu ziehen.
                Meiner Meinung nach brauchen Fragen der Gegenwart nicht die Antworten der Vergangenheit! Eine Gemeinschaft hat in einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort ihre eigenen Fragen (Probleme), darum braucht sie eigene Antworten (Lösungen) und keinen blinden Gehorsam gegenüber den Ideen von Menschen aus lang vergangenen Zeiten und auch fernen Orten.

                Das machen heutzutage die Leute eh auch, aber leider merkt man da eher nur die negativen Auswüchse dieser Neuinterpretation (religiöser) Schriften und Selektion gewisser Passagen daraus. Und dabei auch nicht zu vergessen, will ein Mensch ein bestimmtes Ziel erreichen, eine gewisse Moral oder Idee verbreiten, schafft er es auch, irgendwelche Schriften in diese Richtung hin zu interpretieren und das dann auch glaubhaft zu erklären.
                Treffen sich die hohen jüdischen Geistlichen nicht regelmäßig um über ihre Texte zu diskutieren und sie gegebenenfalls neu zu interpretieren?

                Die christliche Kirche (ich weiß dass ich stark verallgemeinere) interpretiert ihre Texte doch auch mit der Zeit neu. Und auch wenn die Schweiz dagegen wie ein F1 Wagen aussieht, sie reformiert sich.

                Was du ansprichst wurde im Kalifat von Cordoba praktiziert. Hier diskutierten Juden, Christen und Muslime aktiv miteinender. Man könnte diese Zeit auch ein Goldenes Zeitalter des religiösen Austausches nennen. Um so trauriger ist es, dass vieles davon anschließend von christlichen und muslimischen Fundamentalisten zerstört wurde.

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                  Zitat von pollux83 Beitrag anzeigen
                  Das Alte Testament ist stark vom sumerischen Götterglauben inspiriert. Und der Apfel war wohl zuerst eine Dattel.
                  An der Stelle einen kleinen Einwurf: In der Bibel ist in keiner mir bekannten deutschen Übersetzung von "Apfel" die Rede. Dort steht in 1. Mose 3 "Frucht".
                  Der "Volksglaube", es war ein Apfel, kommt von bildlichen Darstellungen, wo dann westliche Künstler Apfel malten ...

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                    Zitat von pollux83 Beitrag anzeigen
                    Die christliche Kirche (ich weiß dass ich stark verallgemeinere) interpretiert ihre Texte doch auch mit der Zeit neu.
                    Ja...... gefühlt so etwa 1mal alle 1000 Jahre.
                    Die Rückständigkeit meiner katholischen Glaubenshüter geht mir aldiweil mächtig auf den Keks.
                    Na, immerhin gibts ja jetzt mit dem neuen obersten Bischof in Rom bisschen mehr Betrieb(auch wenn er doch paar arg komische Ansichten hat!).

                    >ACHTUNG, freilaufender "Linker Gutmensch"! VORSICHT BISSIG!<

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                      Zitat von riepichiep Beitrag anzeigen

                      An der Stelle einen kleinen Einwurf: In der Bibel ist in keiner mir bekannten deutschen Übersetzung von "Apfel" die Rede. Dort steht in 1. Mose 3 "Frucht".
                      Der "Volksglaube", es war ein Apfel, kommt von bildlichen Darstellungen, wo dann westliche Künstler Apfel malten ...
                      Hat man da nicht einfach das "mali" aus " lignum sapientiae boni et mali" (Baum der Erkenntnis von Gut und Böse) falsch übersetzt (absichtlich oder aus Versehen) und daraus Apfel statt Böse gemacht. Malum heißt ja beides.

                      Kommentar


                        Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
                        Hat man da nicht einfach das "mali" aus " lignum sapientiae boni et mali" (Baum der Erkenntnis von Gut und Böse) falsch übersetzt (absichtlich oder aus Versehen) und daraus Apfel statt Böse gemacht. Malum heißt ja beides.
                        Theoretisch möglich, allerdings kenne ich zu der Theorie keine Quelle. Reichst du die noch nach oder war das ein Gedankenspiel?

                        Möglicherweise hat auch auf Grundlage dieses Gleichklangs ein Künstler sich ein entsprechendes Wortspiel in einem Bild erlaubt.

                        ---------------------------------

                        Fakt ist: In den heutigen gebräuchlichen deutschen Übersetzungen steht Frucht, allerdings gehen die ja auch nicht mehr (allein) auf die Vulgata zurück. Ob es mal deutschsprachige Übersetzungen GAB, wo in 1. Mose 3 statt "Frucht" "Apfel" stand, entzieht sich meinter Kenntnis ...
                        Zuletzt geändert von Gast; 28.10.2016, 06:00.

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                          lat. malus steht für Apfel/ Apfelbäume (Prunus malus)
                          lat. malus für schlecht), mali ist einfach nur der Genitiv.

                          Wofür eine Gärtnerausbildung doch gut sein kann.

                          War halt wohl einfach ein Übersetzungsfehler. Evtl. fand man Apfel halt schöner als Frucht. Und in Europa läuft doch jedem das Wasser im Munde zusammen, wenn man an Äpfel denkt. Somit konnte man direkt eine emotionale/psychologische Brücke bauen.

                          Aus einer jungen Frau wurd ja auch eine Jungfrau gemacht^^
                          >ACHTUNG, freilaufender "Linker Gutmensch"! VORSICHT BISSIG!<

                          Kommentar


                            Zitat von Thomas W. Riker Beitrag anzeigen
                            Man darf nicht vergessen, dass sich mindestens seit dem 19. Jhdt. Menschen in den islamischen Kerngebieten zunehmend durch die westliche Zivilisation abgehängt und ausgenutzt fühlen.
                            Eigentlich länger. Die Krise des Islam begann mit dem anfänglichen Zerfall und letztendlichen Untergang des Islamischen Reiches. Danach ist es nie wieder gelungen, etwas Vergleichbares aufzubauen.

                            In der mittelalterlichen islamischen Zivilisation gab es vier große Kalifate, von denen Bagdad und Cordoba die Bedeutsamsten waren. Beides waren große und glänzende Städte, kulturelle Zentren, zu denen die Leute aufblickten. Den Menschen ging es gut, Literatur, Poesie und Wissenschaft erblühten.

                            Der erste Schlag gegen diese Zivilisation war die Zerstörung von Cordoba um 1030. Dies wurde als ein großer Verlust empfunden. Was man in der islamischen Welt jedoch lange Zeit nicht verwunden hat, war die Tatsache, dass es die eigenen Leute waren, die Cordoba niedergebrannt hatten. Cordoba ging in einer Revolte der Berber gegen ihre arabischen Herren unter. Danach gewannen in Al-Andalus religiöse Extremisten die Oberhand. Sie zerstörten das soziale Gleichgewicht, welches das Kalifat einst am Leben gehalten und seinen Wohlstand ermöglicht hatte. Schließlich zerfiel Al-Andalus in mehrere kleine Sultanate, welche die christlichen Heere eines nach dem anderen aufrollen oder kaufen konnten. Der Sultan von Granada übergab seine Stadt als letzter Sultan schließlich den Kastiliern, weil sie ihn dafür bezahlt hatten.

                            Der letzte Schlag gegen das Islamische Reich war die Zerstörung von Bagdad 1258, wahrscheinlich eines der grausamsten Ereignisse der mittelalterlichen Geschichte. Die frühen Kalifen hatten das einstige Dorf Bagdad planmäßig zu einer glänzenden Metropole ausgebaut. Gemessen an der Zahl der Einwohner war Badgad zeitweise nach Nanking in China die zweitgrößte Stadt der Welt. Der Glanz Bagdads ist legendär, nicht zuletzt aus den Erzählungen aus "1001 Nacht". Wenn man sich selbst verwirklichen, am Puls der Zeit bleiben oder das Neueste aus dem Bereich der Wissenschaften lernen wollte, dann war Bagdad der Ort, an den man ging.

                            Der Untergang dieser blühenden Stadt ist sehr eng mit der Person des letzten Kalifen und den Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten verbunden. Der Überlieferung zufolge soll der Kalif einst die Schiiten beleidigt haben, indem er das Gedicht eines beliebten schiitischen Poeten in den Fluss warf. Der Großwesir, selber Schiit, hegte daraufhin Rachegedanken gegen seinen Herrscher. Im Herbst 1257 mehrten sich die Berichte, nach denen ein Heer der Mongolen auf die Stadt vorrückte. In der arabischen Überlieferung ist es so dargestellt, dass der Wesir den Kalifen verraten hat, indem er ihm wichtige Informationen vorenthielt. Der Großwesir soll seinem Herrn den Eindruck vermittelt haben, die Situation sei unter Kontrolle, es gebe keinen Anlass zur Sorge, man brauche keine Verstärkung und überhaupt habe doch schon der Vater des Kalifen eine (viel kleinere) mongolische Einheit zurückgeschlagen. Was der Wesir seinem Kalifen verschwieg war die Tatsache, dass das größte mongolische Heer aller Zeiten auf die Stadt vorrückte. Angeblich soll jeder zehnte waffenfähige Mann im gesamten Mongolischen Reich für diesen einen Feldzug eingezogen worden sein.

                            Angeführt wurde die mongolische Streitmacht von Hülegü Khan, einem Enkel Dschingis Khans. In guter mongolischer Tradition soll er dem Kalifen im Vorfeld eine Botschaft übermittelt haben: "Unterwerft euch uns und ihr werdet leben. Kämpft ihr jedoch gegen uns, dann werden wir euch vernichten."

                            Der Kalif ignorierte diese Warnungen. Als die Mongolen das Umfeld Bagdads erreichten, schickte er seine Kavallerie aus, um sie aufzuhalten. Doch die Mongolen waren schlau und zerstörten die Deiche an wichtigen Stellen. Die besten Leute des Kalifen ertranken in den Fluten und die Kavallerie war ausgelöscht. Ab diesem Zeitpunkt war Bagdad verloren. Die Mongolen umstellten die Stadt und nach nur einwöchiger Schlacht ergab sich Bagdad. Als die Mongolen in die Stadt einzogen, errichteten sie ein Blutbad unter den Bewohnern. Chronisten schreiben, das die Wasser des Tigris eine Woche lang schwarz und rot gewesen seien - schwarz von der Tinte der Bücher, die man hineingeworfen und rot vom Blut der Gelehrten, die man am Ufer getötet hatte.

                            Der Hofstaat des Kalifen, Menschen, denen er vertraute und die ihm ans Herz gewachsen waren, wurde vor seinen Augen getötet. Für den Kalifen selber hatten die Mongolen sich jedoch etwas Besonderes ausgedacht. In der islamischen Überlieferung heißt es, es werde ein Erdbeben geben, sollte das Blut des Kalifen die Erde berühren. Von zwei Szenarien wird berichtet. Im ersten Fall wurde der Kalif in einem Raum eingeschlossen,in dem es außer seinen Goldschätzen nichts gab, verbunden mit der Aufforderung, zu sehen, "ob er Gold essen könne". Im zweiten Fall, den ich für den Wahrscheinlicheren halte, weil er besser zu den Mongolen passt, wurde der Kalif in einen Teppich gewickelt und von Pferden zu Tode getrampelt. Auch hier hat das Blut des Kalifen nicht die Erde berührt.

                            Von der Familie des Kalifen sollen nur ein Sohn und eine Tochter das Massaker überlebt haben. Die Spur des Sohnes verliert sich in Georgien, die Tochter wurde ins Mongolische Reich verheiratet. Ein Bruder konnte sich noch nach Ägypten retten, fiel jedoch bei einem missglückten Gegenschlag gegen die Mongolen. Die Dynastie der Kalifen, die ihre Autorität aus ihrer Abstammung von der Familie des Propheten bezog, war erloschen. Es war niemand mehr am Leben.

                            Bagdad wurde in der Folge noch zweimal zerstört, letzmalig im 16. Jahrhundert von den Osmanen. Die einstmals zweitgrößte Stadt der Welt zählte um 1800 nur noch 80.000 Einwohner. Den Moslems gelang es nicht mehr, diesen Verlust auszugleichen und etwas Vergleichbares aufzubauen.


                            Zitat von Thomas W. Riker Beitrag anzeigen
                            Das auch nur annähernd fair auszugleichen dürfte ein Aufgabe bis ins 22. Jhdt. sein, besonders wenn die fossilen Ressourcen in einigen islamisch geprägten Staaten zur Neige gehen.
                            Ich denke nicht, dass wir als Europäer da irgendetwas auszugleichen hätten. Die Moslems sollen das selbst schaffen.

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                            Ein paar Hintergrundinformationen zum Kalifat von Cordoba, Al-Andalus und Hülegü Khan:

                            Auf YouTube findest du die angesagtesten Videos und Tracks. Außerdem kannst du eigene Inhalte hochladen und mit Freunden oder gleich der ganzen Welt teilen.

                            Zuletzt geändert von Liopleurodon; 31.10.2016, 08:26.
                            "En trollmand! Den har en trollmand!"

                            Kommentar


                              Zitat von pollux83 Beitrag anzeigen
                              Ein intensiveres Eingehen aus die einzelnen Religionen und deren Sekten (das Wort hat international eine leicht andere Bedeutung als im Deutschen) hätte ich mir schon gewünscht, denn Religionen bieten viele Interessante Dinge.
                              Einerseits natürlich den Glauben an sich und was dazu gehört. Von Ritualen bis Feste, u.s.w.
                              Interessant sind aber auch die Geschichten der Religionen und wie diese sich im Laufe der Zeit verändert haben. Die Bibel ist im Grunde ein Geschichtenbuch und viele Ereignisse lassen sich auf tatsächliche Begebenheiten zurückführen (wie die Geschichten der Gebrüder Grimm im übrigen auch). Das Alte Testament ist stark vom sumerischen Götterglauben inspiriert. Und der Apfel war wohl zuerst eine Dattel.
                              Viele Wissenschafter versuchen heute die teils sehr metaphorischen Texte zu verstehen und es zeigt sich immer wieder, dass das keine Hirngespinste waren die da in dem Buch stehen.
                              Aber auch die Geschichte der Religionen. Z.B. welche Texte in die Bibel übernommen wurden und welche nicht. Soetwas ist wichtig wenn man eine Religion verstehen will.
                              Ich hab dich ja "weiter oben" gefragt "was Glaube sein soll, ohne die Menschen". Das war kein plumper Einzeiler, das war eine ernst gemeinte Frage.
                              Man kann den Glaube nicht in einer Art Reagenzglas betrachten bzw. nur unter "Laborbedingungen". In einer geschützten Umgebung können alle "Geschichten" auch "interessant" sein.
                              Die Menchen sind allerdings vielschichtig und die meisten haben nebenbei noch ihr Leben zu bewältigen. Das Leben ist etwas das prägt. Ob dabei "interressante Geschichten" helfen können,......das hängt von jedem einzelnen ab.

                              Nach meiner Erfahrung sind - genau aus dem Grund - Religion und Glaube zwei komplett verschiedene Dinge.
                              Man kann beides durch religiöse Riten zu einer Art "Glaubenspraxis" vereinen, sofern sie Praktiken mit dem Glauben der jeweiligen Einzelperson kombatibel sind. Aber der Ursprung, woran jemand letztlich wirklich glaubt, liegt nur sehr selten in der Relitionsausübung.
                              Für eine Pfarrestochter, die ich persönlich gekannt habe, waren all die Dinge, die man z.B. für einen Gottesdienst vorbereitet und auch der Gottesdienst selber, eher sowas wie ein "Familiending". Es war einfach sebstverständlich, dass die ganze Familie an der Gestaltung eines Gottesdienstes mitgewirkt hat. Woran sie dann aber letztlich geglaubt hat, stand auf einem ganz anderen Blatt. Sie hatte über "Gott" und den "Glauben" nicht sehr viel andere Ansichten als die anderen Kinder auch.
                              Was sie aber gelernt hat war, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass es für andere zumindest einen ernsten "Inhalt" hat, sonntags in die Kriche zu gehen. Ihre Familie war sozusagen "der Hüter der Tradition(en)", diese "Inhalte zur Verfügung zu stellen", mit der entsprechenden Ernsthaftigkeit. Ob diese Inhalte dann dazu führten, dass die Kirchgänger "stärker an Gott glaubten" etc., das war überhaupt nicht die Triebfeder. Weder von ihrem Vater (dem Pfarrer) noch von ihrer Mutter. Es war im Prinzip "nur" ein Job, der eine gewisse Disziplin und Aufopferung erforderte. Allerdings wurden diese "Opfer" auch gut entlohnt.
                              Da gibt es andere, die regelmäßig ihr Leben für ein oder mehrere andere Leben riskieren, die bekommen nicht mal ein Dankeschön dafür......

                              Soviel also zu dem Job der "Religionsausübung", egal ob als Schäfer (Pfarrer) oder als Schaf (Kirchgänger).

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                                Dann möchte ich dir hiermit auf deine Frage Antworten.
                                Zitat: Religion ohne Menschen ist hingegen harmlos.
                                Zitat von Doctor_H_Morgan Beitrag anzeigen
                                Und was soll das dann sein? Sowas wie eine Suppe die niemand auslöffelt?
                                Nein, dass ist eher wie "Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin."
                                Der Satz war auch nicht völlig ernst gemeint. Eine Religion ohne Anhänger ist wie ein Gedanke dem keiner folgt. Genau so gut könnte sie gar nicht existieren.

                                Dass Glaube und Religion 2 verschiedene Dinge sind weiß ich als Atheist sehr gut. Und ich bin der Meinung, dass jeder Mensch an etwas glaubt (glauben sollte). Wer an nichts glaubt, der glaubt schnell nur noch an sich selbst oder an das Geld, und das ist traurig.

                                Aber was macht eine Religion überhaupt aus? Da streiten sich selbst die Wissenschaftler, siehe Konfuzianismus. Ist ein Personenkult wie in Nordkorea oder unter Stalin schon eine Religion? Die von den Aufpassern so gut motivierten Leute glauben bei Nachfrage bestimmt ganz fest an ihren Anführer.

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