Gläubig? - Ansichten zu Religionen - SciFi-Forum

Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Gläubig? - Ansichten zu Religionen

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    @Uriel Ventris

    Religiöse Lehren sind eine komplexe Thematik. Bei den abrahamischen Schriftreligionen werden diese vereinfacht gesagt zum einen durch die religiösen Schriften und zum andern durch die theologischen Interpretationen vermittelt. Diese Deutungen ändern sich erfahrungsgemäß im Laufe der Jahrhunderte.

    Beim Christentum ist die schriftliche Basis natürlich die Bibel. Was endar anführte, sind im Wesendlichem theologische Deutungen, die man zwischen den Zeilen hineinlesen kann, aber schwerlich innertextlich anhand des Grundtextes belegbar sind.
    Bis auf wenige Ausnahmen wird nicht der religiöse Text selbst geändert, sondern die Interpretation.

    Kommentar


      Komisch, dass eine Institution, die angeblich im Vermögen der absoluten Wahrheit ist, Sachen falsch interpretiert.

      Aber ich bin ja nur ein Ketzer, was verstehe ich schon.

      Kommentar


        Zitat von Uriel Ventris Beitrag anzeigen
        Komisch, dass eine Institution, die angeblich im Vermögen der absoluten Wahrheit ist, Sachen falsch interpretiert.
        Um im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein, müsste man streng genommen göttliche Allwissenheit besitzen.

        Kommentar


          Zum Glück ist der Papst ja göttlicher Stellvertreter auf Erden und weiß es deshalb ja. Und wenn Gott beschließt, den Limbus abzuschaffen, weiß er es natürlich als erster.

          Kommentar


            Zitat von Uriel Ventris Beitrag anzeigen
            Zum Glück ist der Papst ja göttlicher Stellvertreter auf Erden und weiß es deshalb ja. Und wenn Gott beschließt, den Limbus abzuschaffen, weiß er es natürlich als erster.
            Im Grunde hat er damit Recht, da es nie mehr als eine theologische Spekulation aus dem Mittelalter war.

            Es war Augustinus von Hippo, welcher die Lehre vertrat, dass ungetaufte verstorbene Säuglinge in die Hölle kämen und diese Lehre wollte man im Mittelalter durch die Vorhölle (Limbus) abmildern.

            Paulus vertrat Mitte des 1. Jhd. übrigens folgende Ansicht:
            Zitat aus 1. Korinther 7:
            14 Denn der ungläubige Mann ist durch seine Frau geweiht (= geheiligt), und die ungläubige Frau ist durch den (gläubigen) Bruder geweiht (= geheiligt); sonst wären ja auch eure Kinder unrein, und sie sind doch in Wirklichkeit geweiht (= heilig).
            Übrigens werden in der Bibel nirgends Babies getauft. Paulus schrieb hier von ungetrauften Kindern, die bereits durch einen gläubigen Elternteil "geweiht" oder "geheiligt" wären. Da ist ein Limbus überflüssig.

            Natürlich ist mir bewusst, dass auch diese Lehre auf Kritik stoßen wird. Aber im Grunde ist es aus Sicht des Ungläubigen ja egal, da er eh nicht an die Taufe und die damit verbundene Hoffnung glaubt.

            Kommentar


              Zitat von Halman Beitrag anzeigen
              Bis auf wenige Ausnahmen wird nicht der religiöse Text selbst geändert, sondern die Interpretation.
              Wenn die Bibel erst interpretiert werden muss, sollte man sich lieber nicht an die menschlichen draus resultierenden Regeln halten.


              Zitat von Uriel Ventris Beitrag anzeigen
              Komisch, dass eine Institution, die angeblich im Vermögen der absoluten Wahrheit ist, Sachen falsch interpretiert.
              Interpretationen dürfen nie als Grundlage dienen. Wenn eine Religion dauernd ausgebessert oder angepasst werden muss, um vielleicht Gläubige zu halten oder zu unterdrücken, und Missverständnisse sogar zu Kriegen führen können, sollten Religionsgesellschaften entmachtet oder abgeschafft werden. Damit meine ich nicht den persönlichen Glauben.


              Zitat von Halman Beitrag anzeigen
              Es war Augustinus von Hippo, welcher die Lehre vertrat, dass ungetaufte verstorbene Säuglinge in die Hölle kämen und diese Lehre wollte man im Mittelalter durch die Vorhölle (Limbus) abmildern.
              Der erfundene Limbus diente also nur dazu, die Menschen frühzeitig an die Kirche zu binden.


              Paulus vertrat Mitte des 1. Jhd. übrigens folgende Ansicht:

              Übrigens werden in der Bibel nirgends Babies getauft. Paulus schrieb hier von ungetrauften Kindern, die bereits durch einen gläubigen Elternteil "geweiht" oder "geheiligt" wären. Da ist ein Limbus überflüssig.
              Kennt die Kirche ihre eigene Bibel nicht? Wo sind da Interpretationen nötig?
              "A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. " (Leonard Nimoy)

              Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen. (Seneca)

              Kommentar


                Zitat von Taanae Beitrag anzeigen
                Wenn die Bibel erst interpretiert werden muss, sollte man sich lieber nicht an die menschlichen draus resultierenden Regeln halten.



                Interpretationen dürfen nie als Grundlage dienen. Wenn eine Religion dauernd ausgebessert oder angepasst werden muss, um vielleicht Gläubige zu halten oder zu unterdrücken, und Missverständnisse sogar zu Kriegen führen können, sollten Religionsgesellschaften entmachtet oder abgeschafft werden. Damit meine ich nicht den persönlichen Glauben.
                Man kann nicht "nicht interpretieren".

                Kommentar


                  Zitat von endar Beitrag anzeigen
                  Wieviel Respekt der Gläubige erwarten darf, hängt auch an seinem eigenen Verhalten.
                  Das ist natürlich wahr.
                  Es gibt Gläubige, mit denen auch ich nicht klar komme und die sich meiner Meinung nach daneben benehmen. Da ist es dann verständlich, wenn man als REAKTION ebenfalls aggressiv reagiert.

                  Ich habe aber ein Problem damit, wenn wegen ein paar, die sich fehl verhalten, oder Fehlverhalten in der Geschichte zur Ausrede benutzt werden jeden präventiv in einen Topf zu werfen und als Rechtfertigung draufzuknüppeln. Wenn ich mir Halman als aktivsten Gläubigen in diesem Topic anschaue, hat er sich immer vorbildlich verhalten. Man hat hier ein Bild von einem Gläubigen vor Augen, der so in diesem Topic gar nicht anwesend ist, projiziert dieses Bild aber auf alle Gläubigen und setzt sie mit diesem Negativbild gleich.

                  Und ein Wissenschaftler muss sich in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit m.E. überhaupt nicht mit Religion auseinandersetzen müssen. Wir sind nicht mehr im Mittelalter. Und selbst wenn man annimmt es gäbe Gott und es könnten Wunder existieren. Für den Wissenschaftler wären das statistische Ausreißer, die sich nicht wiederholen. Er kann nur etwas über nicht einmalige Gesetzmäßigkeiten sagen. Hier besteht keine Schnittmenge.


                  @Uriel
                  Worin besteht der Unterschied?
                  Es ist ebenso eine Religion.
                  Und polytheistische Religionen sind keineswegs friedlicher oder nach westlichen Standards moralischer, siehe Hinduismus.

                  @Dannyboy

                  Der entscheidende Unterschied ist, dass diese Richtersprüche nur von Gott ausgehen. Der Christ hat gar kein Anrecht darauf sich zu Gott zu erheben und darüber Richter zu sein wer auf welcher Seite landet. Und wenn du glaubst, dass es keinen Gott gibt, dann gibt es auch diesen Richterspruch nicht. Dann braucht dich all das gar nicht zu jucken.
                  Die Vorstellung kann innerhalb streng christlicher Kreise, wo alle daran glauben, ungute Früchte haben. Für die Beziehung Gläubiger – Ungläubiger darf es eigentlich keine Konsequenz haben.
                  Denn ein Christ hat dich obwohl du Atheist bist nicht nur mit Respekt sondern eigentlich sogar mit Liebe zu behandeln. Und wenn dir einer respektlos kommt, dann kannst du ihm das und seine eigene Doppelmoral vor die Nase halten.
                  Wenn er damit kommt, dann kann man als Reaktion in Abwehrhaltung verfallen und auch ich verstehe es. Aber den zweiten Schritt vor dem ersten tun und weil man böse behandelt werden könnte, gleich von vorne herein mit Aggressivität losstürmen, das macht die eigene Ideologie nicht gerade friedfertiger oder moralisch erhabener als die Religion, die man kritisiert.

                  Kommentar


                    Zitat von Halman Beitrag anzeigen
                    Beim Christentum ist die schriftliche Basis natürlich die Bibel. Was endar anführte, sind im Wesendlichem theologische Deutungen, die man zwischen den Zeilen hineinlesen kann, aber schwerlich innertextlich anhand des Grundtextes belegbar sind.
                    Bis auf wenige Ausnahmen wird nicht der religiöse Text selbst geändert, sondern die Interpretation.
                    Wobei das ja eigentlich nur der zweite Schritt ist, denn vorher wurde die Bibel ja schon zusammengestellt. Und wenn sich irgendwo weiße alte Männer im kleinen Kreis treffen und rein willkürlich entscheiden, welche Schriften, die teilweise womöglich nur Abschriften mündlicher Überlieferungen sind, als Grundlage einer Religion dienen sollen und welche nicht, dann kann das Ergebnis kaum den Anspruch erheben, eine (buchstabengetreue) Schilderung von Ereignissen zu sein. Man mag die transportierte Ideologie mögen oder nicht, aber für das Erlangen irgendeines definitiven Wissens ist das völlig unbrauchbar.


                    .
                    EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                    Leandertaler schrieb nach 6 Minuten und 12 Sekunden:

                    Zitat von newman Beitrag anzeigen
                    Der entscheidende Unterschied ist, dass diese Richtersprüche nur von Gott ausgehen. Der Christ hat gar kein Anrecht darauf sich zu Gott zu erheben und darüber Richter zu sein wer auf welcher Seite landet. Und wenn du glaubst, dass es keinen Gott gibt, dann gibt es auch diesen Richterspruch nicht. Dann braucht dich all das gar nicht zu jucken.
                    Die Vorstellung kann innerhalb streng christlicher Kreise, wo alle daran glauben, ungute Früchte haben. Für die Beziehung Gläubiger – Ungläubiger darf es eigentlich keine Konsequenz haben.
                    Denn ein Christ hat dich obwohl du Atheist bist nicht nur mit Respekt sondern eigentlich sogar mit Liebe zu behandeln. Und wenn dir einer respektlos kommt, dann kannst du ihm das und seine eigene Doppelmoral vor die Nase halten.
                    Wenn er damit kommt, dann kann man als Reaktion in Abwehrhaltung verfallen und auch ich verstehe es. Aber den zweiten Schritt vor dem ersten tun und weil man böse behandelt werden könnte, gleich von vorne herein mit Aggressivität losstürmen, das macht die eigene Ideologie nicht gerade friedfertiger oder moralisch erhabener als die Religion, die man kritisiert.
                    Aber sind die, die einen lieben, nicht die schlimmsten? Da wird man dann irgendwie von oben herab als bemitleidenswerter Depp behandelt, weil man die göttliche Wahrheit noch nicht erkannt hat und dann muss noch für die Seelen der Ungläubigen gebetet werden, damit sie nicht bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren müssen. Nene, dann lieber offene Feindseligkeit.
                    Zuletzt geändert von Leandertaler; 21.12.2012, 09:36. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!
                    I am altering the movie. Pray I don't alter it any further.

                    - George Lucas

                    Kommentar


                      Zitat von newman Beitrag anzeigen
                      Der entscheidende Unterschied ist, dass diese Richtersprüche nur von Gott ausgehen. Der Christ hat gar kein Anrecht darauf sich zu Gott zu erheben und darüber Richter zu sein wer auf welcher Seite landet. Und wenn du glaubst, dass es keinen Gott gibt, dann gibt es auch diesen Richterspruch nicht. Dann braucht dich all das gar nicht zu jucken.
                      Das ist doch der ganze Trick dabei. Der Christ ist nicht der Richter, er überbringt nur die Botschaft. Damit macht er sich selbst unangreifbar mit seinem pseudotranszendentalen Geschwätz.

                      Wie bringt man Leute dazu, etwas Böses zutun? Man überzeugt sie, dass es etwas Gutes ist.

                      Kommentar


                        Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
                        Aber sind die, die einen lieben, nicht die schlimmsten? Da wird man dann irgendwie von oben herab als bemitleidenswerter Depp behandelt, weil man die göttliche Wahrheit noch nicht erkannt hat und dann muss noch für die Seelen der Ungläubigen gebetet werden, damit sie nicht bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren müssen. Nene, dann lieber offene Feindseligkeit.
                        seit wann gibt es offene Feindschaft, die dich nicht von oben herab sondern als gleichberechtigten sieht? Feindschaft setzt voraus,dass man sich über den anderen erhebt und sich selbst für wertvoller erachtet.

                        Etwas das z.B. der lutherischen Theologie widerspricht. Da sind ALLE gleichermaßen vor Gott verlorene Sünder. Der Gläubige ist NICHT besser als der Ungläubige. Die Rechtfertigung ist sola gratia ein alleiniger Gnadenakt und kein eigener Verdienst. Eine Theologie, die zumindest hier in Deutschland für Ideen Protestantismus prägend war.

                        Und mal ganz ehrlich. Wir werden tagtäglich von Werbung bombardiert. Aber die Christen und ihre Flyer undSprüche sind so schlimm, dass man sich lieber offene Feindschaft wünscht? Wenn man denen geduldig und freundlich erklärt, dass man das nicht glauben kann aber das mit Nächstenliebe gut findet, wird man denke ich keine Aggression als Reaktion erleben.

                        @Dannybos
                        Du hast eine vorgefertigte Meinung was der Gläubige zu tun hat. Dass Glaubensinhalte und daraus hervorgehende Taten sehr differenziert sein können (die Vielzahl an Konfessionen ist kein Zufall) willst du nicht sehen. Das macht dann auch jede Diskussion überflüssig.

                        Kommentar


                          Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
                          Aber sind die, die einen lieben, nicht die schlimmsten? Da wird man dann irgendwie von oben herab als bemitleidenswerter Depp behandelt, weil man die göttliche Wahrheit noch nicht erkannt hat und dann muss noch für die Seelen der Ungläubigen gebetet werden, damit sie nicht bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren müssen. Nene, dann lieber offene Feindseligkeit.
                          Wer einen wie einen Depp behandelt, liebt niemanden. Außerdem ist die "göttliche Wahrheit" eine Glaubensfrage und kaum für alle als Wahrheit zu erkennen. Die Hölle ist ein spinnertes Glaubenskonstrukt, in die sich leider einige verirren. Religiösbedingte Feindseligkeit ist bestimmt nicht wünschenswert, sondern die Akzeptanz einzelner auch religiöser Ideale, solange die Persönlichkeit anderer nicht eingeschränkt wird. Wenn ein Atheist zu feindselig wird, handelt er genauso überkritisch.


                          Zitat von Dannyboy Beitrag anzeigen
                          Wie bringt man Leute dazu, etwas Böses zutun? Man überzeugt sie, dass es etwas Gutes ist.
                          Das passiert doch in der Werbung und in der Politik ebenso. Sollen wir uns jetzt nur noch gegenseitig angreifen?
                          "A life is like a garden. Perfect moments can be had, but not preserved, except in memory. " (Leonard Nimoy)

                          Es ist nicht wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen. (Seneca)

                          Kommentar


                            Symbolsprache und Interpretation

                            Zitat von Taanae Beitrag anzeigen
                            Wenn die Bibel erst interpretiert werden muss, sollte man sich lieber nicht an die menschlichen draus resultierenden Regeln halten.
                            Zumindest sollte man sie hinterfragen. Ein unreflektierter Glaube ist ein blinder Glaube.

                            Zitat von Taanae Beitrag anzeigen
                            Interpretationen dürfen nie als Grundlage dienen. Wenn eine Religion dauernd ausgebessert oder angepasst werden muss, um vielleicht Gläubige zu halten oder zu unterdrücken, und Missverständnisse sogar zu Kriegen führen können, sollten Religionsgesellschaften entmachtet oder abgeschafft werden. Damit meine ich nicht den persönlichen Glauben.
                            Enthält dieser denn keine Interpretationen?

                            Zitat von Taanae Beitrag anzeigen
                            Der erfundene Limbus diente also nur dazu, die Menschen frühzeitig an die Kirche zu binden.
                            Da mag was drann sein. Aber ich glaube schon, dass die Vorstellung von der Verdammnis der Säuglinge, die vor ihrer Taufe starben (damals war die Kindessterblichkeit deutlich höher als heute) viele als ungerecht empfanden und daher die Frage nach deren Los aufwarf. Daher wurde der Limbus zur Abmilderung hinzugefügt.
                            Hier geht es im Grunde über Interpretationen hinaus, indem die textlich überlieferte Glaubensgrundlage (Bibel) durch theologische Zusätze ausgeschmückt wurde.

                            Anders verhält es sich mit der von newman angeführten Rechtfertigungslehre, gem. alle Menschen ganz und total Sünder vor Gott sind und der Mensch demzufolge unfähig sei, von sich aus zu Gott zu kommen. Nur Gott hat nach protestantisch-lutherischer Vorstellung die Möglichkeit, sich dem Menschen zuzuwenden und dies tat er durch Jesus Christus. Luther interpretierte die Bibel so, dass Werkgerechtigkeit nicht zu Gott führen kann, sondern nur Glaube allein (wobei er das Wort "allein" zur Bekräftigung seiner Übersetzung in Römer 3:28 hinzufügte).

                            Um dies zu verdeutlichen, stelle ich mal die Wiedgabe von Luther der grundtexttreuen Elberfelder Bibel gegenüber:
                            28 So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. (Luther)
                            28 Denn wir urteilen, dass der Mensch durch Glauben gerechtfertigt wird, ohne Gesetzeswerke. (rev. Elberfelder Bibel)

                            Zitat von Taanae Beitrag anzeigen
                            Kennt die Kirche ihre eigene Bibel nicht? Wo sind da Interpretationen nötig?
                            Oh, ich denke, dass sie sie sogar sehr gut kennt - besser als ich, möchte ich meinen. Theologen sind aufgrund ihrer Bildung in der Lage, den biblischen Grundtext zu lesen.
                            Aber sie sind eben keine neutralen Gelehrten, sondern auch Vertreter ihrer Kirche und damit der kirchlichen Theologie.


                            Zitat von Dannyboy Beitrag anzeigen
                            Man kann nicht "nicht interpretieren".
                            Da ist sicher was drann.


                            Zitat von newman Beitrag anzeigen
                            Das ist natürlich wahr.
                            Es gibt Gläubige, mit denen auch ich nicht klar komme und die sich meiner Meinung nach daneben benehmen. Da ist es dann verständlich, wenn man als REAKTION ebenfalls aggressiv reagiert.
                            In der Tat sind manche Christen auffällig aggressiv und reden dennoch von Liebe. Dass dies auf Nichtchristen nicht besonders überzeugend wirkt, leuchtet auch vielen gemäßigten Christen ein, die durch diese auffällige Aggressivität einiger mit im Verruf gebracht werden.

                            Zitat von newman Beitrag anzeigen
                            Wenn ich mir Halman als aktivsten Gläubigen in diesem Topic anschaue, hat er sich immer vorbildlich verhalten.
                            Vielen Dank für das Lob, newman.

                            Zitat von newman Beitrag anzeigen
                            Und ein Wissenschaftler muss sich in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit m.E. überhaupt nicht mit Religion auseinandersetzen müssen. Wir sind nicht mehr im Mittelalter. Und selbst wenn man annimmt es gäbe Gott und es könnten Wunder existieren. Für den Wissenschaftler wären das statistische Ausreißer, die sich nicht wiederholen. Er kann nur etwas über nicht einmalige Gesetzmäßigkeiten sagen. Hier besteht keine Schnittmenge.


                            Auch Deinen weiteren Ausführung stimme ich aus vollstem Herzen zu.


                            Zitat von Leandertaler Beitrag anzeigen
                            Wobei das ja eigentlich nur der zweite Schritt ist, denn vorher wurde die Bibel ja schon zusammengestellt. Und wenn sich irgendwo weiße alte Männer im kleinen Kreis treffen und rein willkürlich entscheiden, welche Schriften, die teilweise womöglich nur Abschriften mündlicher Überlieferungen sind, als Grundlage einer Religion dienen sollen und welche nicht, dann kann das Ergebnis kaum den Anspruch erheben, eine (buchstabengetreue) Schilderung von Ereignissen zu sein. Man mag die transportierte Ideologie mögen oder nicht, aber für das Erlangen irgendeines definitiven Wissens ist das völlig unbrauchbar.
                            Nun, dies ist ein weites Themenfeld, welches im Grunde zwei Thematiken enthält:
                            • die Kanonisierung der Bibel
                            • der biblische Text


                            Die Kanonisierung der Bibel erfolgte imho keineswegs rein willkürlich. So gab es gute Gründe, die gnostischen Schriften nicht in den Bibelkanon des NT aufzunehmen.

                            Ferner sollte man den biblischen Text nicht mit moderner Historie verwechseln, da darin vieles in metaphorischer Symbolsprache vermittelt wird.

                            An dieser Stelle möchte ich einen guten Freund von mir zitieren, der sich auf diesem Gebiet sehr viel besser auskennt und sich auch besser auszudrücken wusste (da es viel Text ist, habe ich einige Passagen fett hervorgehoben):
                            Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                            Ich finde symbolisches Denken, wie es in theologischen Vorstellungswelten vorkommt sehr interessant, weil es sich insofern vom rein rational-begrifflichen Denken unterscheidet, dass es einem ermöglicht, über Dinge nachzudenken und zu sprechen, die in einem übersprachlichen Bereich liegen und damit schwer konkretisierbar sind.

                            Es besteht allerdings auch immer noch ein Unterschied zwischen institutionalisierter Religion und freier Religiosität. Aber auch innerhalb der verschiedenen Kirchen gibt es unterschiedliche Auffassungen. Selbst bei den Geistlichen ist nicht einer wie der andere. Theologie ist ein sehr umfangreiches und komplexes Feld und ich finde es verkürzt, dabei vorurteilsbehaftete Pauschalurteile zu fällen.



                            Das ist ein stark vereinfachtes Bild von Religion, denn es geht dabei ja keineswegs lediglich darum, schwer verständliche Dinge zu erklären, sondern vielmehr um die Rolle des Menschen in dieser Welt. Wer sich die Frage, nach dem Sinn unserer Existenz mit dem Glauben an einen oder mehrere Götter beantwortet, kommt nicht um die weiterführende Frage herum, zu welchem Zweck das höhere Wesen den Menschen geschaffen haben mag und wie dieser sich, sozusagen gottgefällig, in der Welt zu verhalten hätte.

                            Religiöse Schriften versuchen, darauf Antworten zu finden und diese fallen oft sehr unterschiedlich aus, haben aber auch Gemeinsamkeiten. Was offenbar den meisten Religionen zu Grunde liegt, ist der Gedanke, dass sich der Mensch der Schöpfung, insbesondere seinen Mitmenschen gegenüber, verantwortlich und verpflichtet fühlen soll. In der vergleichenden Religionswissenschaft lassen sich beispielsweise ettliche Ähnlichkeiten im religiösen Denken unterschiedlichster Kulturen feststellen und dabei geht es selten um physikalische Gesetzmäßigkeiten, sondern um ganz konkrete Verhaltensideale, die sich ebenso im philosophischen Humanismus finden.



                            ... Es geht nicht darum, dass der Mensch der Antike in allem etwas "Mystisches" gesehen hätte, sondern dass sein Weltbild mythologisch geprägt ist. Für ihn ist der Glaube an höhere Mächte Realität und wenn er über sie und seine Rolle in einem solchen Weltbild spricht, redet er in Symbolen. Das Besondere an einem Symbol ist, dass es zwar etwas Greifbares bezeichnet, aber gleichzeitig weit darüber hinaus weist, ohne die Bindung an das Greifbare zu verlieren.

                            Wenn also beispielsweise im Alten Testament die Rede davon ist, dass Moses in der Wüste eine Begegnung mit einem brennenden Dornbusch hat, aus dem die Stimme Gottes spricht, darf man nicht davon ausgehen, dass der antike Rezipient dies für bare Realität im modernen Sinne gehalten hat. Daran und auch an faktenorientierter Geschichtsaufzeichnung, wie wir es heute betreiben, hatte er wenig Interesse. Der brennende Busch ist für ihn Symbol - beispielsweise für das "Feuer" dass der Glaube in Mose geweckt hat, zurück zu kehren und sein Volk zu befreien - nicht Historie oder tatsächlich wörtlich zu Nehmendes.

                            [...]

                            Das ist allerdings genauso wenig ursprünglicher Sinn und Zweck von Religion, wie es Intention der Wissenschaft wäre, dass aufgrund ihrer Erkenntnisse neue Waffensysteme entwickelt oder der gewissenlose Raubbau an unserem Planeten voran getrieben würden. Dennoch gibt es beides.

                            So gesehen kann man allenfalls bestimmte Erscheinungsformen von Religion als Realitätsflucht bezeichnen, nicht aber Religion als Ganzes, denn eigentlich geht es in der Religion ja gerade um Realitätsaneignung und -mitbestimmung. Ich habe nicht den Eindruck, dass Personen wie Mutter Theresa oder Mahatma Ghandi in irgend einer Weise vor der Realität geflohen sind. Im Gegenteil. Diese Personen haben sich weitaus intensiver in der Realität bewegt und sie konkret mitgestaltet, als so mancher von uns es tut und das aus ihrem Glauben heraus.
                            Zitat von Logan5 Beitrag anzeigen
                            Religiöse Antworten auf Sinnfragen, die eigene Rolle als endliches Wesen in einem unendlichen Universum und den Wunsch diese Endlichkeit als aufgehoben erfahren zu wollen, sind keinesfalls so eindeutig und starr vorgegeben, wie es zunächst den Anschein hat. Vor allem sind sie eins nicht, nämlich allgemeingültig.

                            Religion ist trotz aller sichtbaren Gemeinschaftlichkeit immer eine sehr persönliche, subjektive Sache. Zumindest bei den Gläubigen, die sich wirklich ernsthaft mit ihrer Religion auseinandersetzen und ihr nicht lediglich aus Tradition oder Denkfaulheit folgen (ich bestreite ja gar nicht, dass es das auch gibt). Jeder von ihnen macht seine eigenen Erfahrungen im Leben, die er religiös deutet. In den biblischen Schriften findet er einerseits Analogien zu seinen Erfahrungen, aber eben auch Symbole innerhalb derer sich religiöse Erlebnisse in Worte fassen lassen. Schriften und Eigenerfahrung verbinden sich gewissermaßen. Theologen sprechen dabei von Korrelation.

                            Deshalb sind religiöse Antworten keinesfalls starr vorgegebene Antworten, sondern gerade ihres wenig greifbaren Objektes wegen symbolisch und mythisch verpackt und damit individuell ausfüllbar.

                            Zitat von newman Beitrag anzeigen
                            @Dannybos
                            Du hast eine vorgefertigte Meinung was der Gläubige zu tun hat. Dass Glaubensinhalte und daraus hervorgehende Taten sehr differenziert sein können (die Vielzahl an Konfessionen ist kein Zufall) willst du nicht sehen. Das macht dann auch jede Diskussion überflüssig.

                            Kommentar


                              Warum gibt es keine Geister von Tieren?

                              Wenn Menschen anderen Menschen erzählen, sie hätten einen Geist gesehen, ist es eigentlich immer ein Mensch bzw. man geht von einem Menschen aus. Es wird aber nie von Geistern von Tieren gesprochen und damit meine ich alle Tiere. Nicht nur die Freunde des Menschen wie der Hund oder die Katze, sondern auch Nutztiere wie Schweine, Kühe, Hühner oder Tiere wovon jeder Angst hat wie z.B. Schlangen oder Spinnen.

                              Warum sieht die niemand? Haben Tiere etwa keine Seele, obwohl sie genauso Lebewesen wie wir sind? Das ist auch der Grund warum ich persönlich nicht an Geister glaube, sondern eher an die Wiedergeburt oder dass wir immer wieder als selbe Lebensform geboren werden und alles wiederholt in einer Endlosschleife leben (das würde auch Dejavus und Zukunftsvisionen in Träumen erklären). Was denkt ihr darüber?
                              ████████████████ ████████████████
                              ████████████████ ████████████████
                              ████████████████ ████████████████

                              Kommentar


                                Zitat von Uriel Ventris
                                Weil es keine Geister gibt.
                                Prinzipiell.
                                Zumindest wissen wir nicht, ob es irgendwelche Geister gibt - weder tierische noch menschliche.
                                Davon einmal abgesehen gibt es tierische Geister in den Erzählungen und Religionen von unzähligen Kulturen.
                                Coming soon...
                                Your reality was declared a blasphemy against the Spheres of Heaven.
                                For we are the Concordat of the First Dawn.
                                And with our verdict, your destruction is begun.

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X