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Machtkampf in der Ukraine

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    Die mangelnde intellektuelle Durchdringung, mit der ein großer Teil der zumindest deutschsprachigen Kulturzone die aktuelle Situation rund um die Ukraine und die Krim zu verstehen versucht, lässt sich trefflich an folgendem Beispiel aufführen:
    Analyse: Die Putin-Versteher - News Ausland: Europa - tagesanzeiger.ch schreibt einen kleinen Artikel darüber, warum derart viele Menschen im Westen Putins Vorgehen in Sachen Ukraine entweder irgendwie nachvollziehen können, oder es sogar ganz offen begrüßen.
    Über die inhaltliche Argumentation des Artikels lässt sich ja trefflich streiten.

    Aber was wirklich erhellend ist, ist dann folgender Kommentar:
    "Ich bin sicher nicht pro russisch, aber wenn man nicht sieht, wer hier der wahre Aggressor ist, ist man wirklich blind. Seit mehr als 10 Jahren muss Russland zusehen wie ihm seine Einflussgebiete strittig gemacht werden. Gleichzeitig wird aggresivste Propaganda betrieben. Man muss annehmen, das der Westen den Konflikt sucht um seine wirtschaftlichen Probleme in den Griff zu "kriegen". [Peter Fuchs, 10:51Uhr]

    Einflussgebiete.
    Der Durchschnittsdeutsche scheint ganz selbstverständlich davon auszugehen, dass Russland "Einflussgebiete" zustehen, über die es frei verfügen darf - namentlich Osteuropa und der Kaukasus, aka die ehemaligen Sowjetrepubliken. In vollkommen verquerer Logik wirft er dann gleichzeitig "dem Westen" vor, seinen eigenen Einflussbereich zu erweitern. Dass allerdings ein Unterschied besteht, ob man die Krim annektiert, oder Polen um Aufnahme in die NATO bittet, scheint schnell beiseite gewischt zu werden.
    Diese Betrachtung ist eine von vielen, die die derzeitige Jubelei über Putins hartes Vorgehen in der deutschen Öffentlichkeit erklären können.
    Auch in meinem eigenen Bekanntenkreis konnte ich schon hören: "Ich meine, ich finde das alles nicht so gut, was Russland da macht. Aber man muss ja auch verstehen, dass sich Russland vielleicht bedroht fühlt, durch das Heranrücken der NATO."
    Mein Hinweis, dass die NATO erst 2008 Georgien und der Ukraine aus Rücksicht auf Russland den Beitritt versagt hätte, und Russland nun ausgerechnet in jenen Staaten militärisch aktiv geworden ist, wurde mit erstaunter Überraschung quittiert.
    Selbst bei denjenigen, die nicht aus einer Ideologie heraus Putin momentan "verstehen", scheint also zumindest eklatante Ignoranz ein Problem darzustellen.

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      Das Auseinanderklaffen von öffentlicher Meinung und dem Tenor dt. Massenmedien ist schon interessant, wobei die Versuche Kritik an platten Hitler-Stalin-Imperator-Putin-Erzählungen auf patholgische Tendenzen in der Bevölkerung zu schieben (Selbsthaß, Russenangst etc.) weniger produktiv sind als der Versuch, die eigene Wahrnehmungsblase zu hinterfragen.

      Alarmistischen Kalte Krieg Phantasien zum Trotz stürmt der Sturm im Wasserglas: Die Krim (von der Bevölkerungsgröße vergleichbar mit Hamburg) wird Teil des Staates, zu dem sich ein Großteil ihrer Bevölkerung hingezogen fühlt; die Opferzahlen bewegen sich nahe 0; und obendrein wird in deutschen Politikshows doch tatsächlich mal wieder über Außenpolitik und nicht über Hartz 4 gesprochen. Oh, the humanity, oh, the humanity!!!
      I reject your reality and substitute my own! (Adam Savage)

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        Nur kurz, weil ich bei der Arbeit bin. Aber mir scheint das gar euphemisch anzuführen, dass man "den Russen" "ja e" Georgien und Ukraine quasi überlassen hätte - wenn man bedenkt was in den letzten 20 Jahren seit den 2+4 Gesprächen, also seitder Implosion der UdSSR, passiert ist. Die Ausweitung sowohl der EU als auch NATO hat nicht an der Grenze vor nunmehr über 20 Jahren halt gemacht.
        Die Grenzenlose Freiheit Einzelner Bedeutet Stets Die Begrenzung Der Freiheit Vieler!
        Willkommen in der DDR - Demokratischen Diktatur der Reichen

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          Zitat von KennerderEpisoden Beitrag anzeigen
          Alarmistischen Kalte Krieg Phantasien zum Trotz stürmt der Sturm im Wasserglas:
          Wie fehlgeleitet Relativismus ist, zeigt sich schon daran, dass ausgerechnet die beiden Staaten, die als einzige in die NATO wollten, aber von Seiten des Westens (insbesondere auf deutsches Bestreiben nicht) nicht durften, Ziel russischer Militärinterventionen geworden sind.
          Es ist redundant, es immer wieder zu sagen, ich weiß. Aber scheinbar herrscht wirklich ein Problem in der breiten Masse, mal die (auch historische) Faktenlage zu sichten und nicht "Hurra!" zu brüllen, weil unüberprüfbare 93% in der Krim für den Anschluss gestimmt haben und man sich wünscht, auf ähnliche Weise der eigenen westlichen Regierung, der EU und sowieo jedem, der einen auf den Keks geht, die Meinung sagen zu können.

          Edit: Editiert, weil verlesen.
          Zuletzt geändert von Seether; 20.03.2014, 14:25.

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            Zitat von Eye-Q Beitrag anzeigen
            Nur kurz, weil ich bei der Arbeit bin. Aber mir scheint das gar euphemisch anzuführen, dass man "den Russen" "ja e" Georgien und Ukraine quasi überlassen hätte - wenn man bedenkt was in den letzten 20 Jahren seit den 2+4 Gesprächen, also seitder Implosion der UdSSR, passiert ist. Die Ausweitung sowohl der EU als auch NATO hat nicht an der Grenze vor nunmehr über 20 Jahren halt gemacht.
            Und das ist so auch absolut in Ordnung. Russland hat keinen Anspruch auf ehemalige Einflussgebiete (genausowenig wie der Westen) und auch keinen Anspruch auf die ewige Neutralität dieser Staaten. Was die NATO, als ehemals speziell gegen Russland gerichtetes Bündnis, angeht, kann man über solche Überlegungen vielleicht noch sprechen, aber keinesfalls was die EU angeht. Auch nicht mit einer EU, die zunehmend ebenfalls ein Verteidigungsbündnis ist.
            Wenn sich diese Staaten nach westen orientieren wollen, dann ist das ihr gutes Recht und wenn das den Russen nicht gefällt, dann haben sie eben Pech gehabt. Das mag dann Konsequenzen haben, weshalb man vor der Aufnahme bestimmter Länder zurückschreckt, aber irgend eine Form von berechtigtem Anspruch haben die Russen ganz sicher nicht.
            if in doubt, throw the first punch

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              Da werden jetzt aber schon 2 Sachen vermischt.
              Wenn sich Staaten einer Union bzw. Bündnis anschliessen wollen, ist das natürlich ihre Sache. Da möchte ich auch gar nicht entgegensprechen. Aber sowohl bei der UA als auch Georgien ging es nicht um die bzw eine EU-Erweiterung, oder? Gerade im Falle der UA, ging es beim Assoziationsabkommen ja nicht (also wenn dann langfristig) um einen Beitritt - *edit: jedoch um eine Trennung zu Russland!*
              Dennoch hat Russland, als Hevorhebung: Nachfolgestatt der SU, sowohl der Wiedervereinigung Deutschlands zugestimmt, sich nicht bei Österreichs Beitritt zur EU nicht quergestellt (da gabs meiner Erinnerung nach "Vorbehalte" wegen dem "Wiederanschluss-Klausel" an Deutschland), hat auch bei der EU und Nato-Osterweiterung (mehr oder weniger) stillgehalten und in Zentralasien geht's halt mehr oder weniger munter weiter. Ich weiss nicht was damals für all das Russland an "Garantien" gegeben wurden (*edit: angeblich wurden RU welche gegeben*), aber viele dürften das nicht gewesen sein und wenn dann hat man halt ausgelotet wie weit man gehen kann...
              Im Grunde können sie dann im wahrsten Sinne des Wortes tatsächlich nur an ihrer eigenen Grenze die Grenze jeglicher Erweiterungen ziehen...
              Klar, kann man jeglichem Staat lakonisch sagen "Pech gehabt, die Leute/Staaten wollten es halt so". Ich habe halt nur Zweifel, ob das so einfach abgehakt ist.
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                Dennoch hat Russland, als Hevorhebung: Nachfolgestatt der SU, sowohl der Wiedervereinigung Deutschlands zugestimmt
                -------------
                Das ist vollkommen falsch, die SU hat versucht was sie nur konnte damit deutschland sich für die Wiedervereinigung als *neutral* erklären muss ala Schweiz, als das nicht ging woltlen sie unbedingt das zumindest die ehmalige DDR aus der Nato ausgenommen bleibt, sprich die innerdeutsche Grenze *unsichtbar* für die Nato bestehen bleibt.

                Nur weil sie schneller zerfallen sind als die Verhandlungen gingen gaben sie sich am ende mit dem erlass der Schulden und massivsten Krediten zufrieden (von wegen freundschaftlich dafür^^ gekauft trifft es besser).
                Richtig ist das England und Frankreich strikt dagegen waren aber da die USA dafür konnten sie nix machen.

                Und warum wohl wollen alle ehmaligen Sowjetrepubliken so schnell wie möglich der einzigen Organisation beitreten die sie vor Russland beschützen kann.

                Hätten die Nato 2008 Uk und Georgien aufgenommen hätten wir die heutigen probleme nicht und die beziehungen zu Russland wären dann schlechter geworden? really? schlechter als jetzt?^^

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                  Nach ersten, mit Vorsicht zu genießenden Meldungen haben "Russen" zwei, vielleicht sogar drei Kriegsschiffe im ukrainischen Militärhafen auf der Krim geentert, unter Einsatz von Drohung mit Waffengewalt.
                  Aber ja, vermutlich sind auch das nur wieder Selbstverteidigungsstreitkräfte, über die Putin keine Kontrolle hat, und überhaupt, die Schiffe gehören doch sowieso zur Krim, und nicht zum Flottenbestand der ukrainischen Marine. Ach, und zu suchen haben die da natürlich auch nix. Da spielt es auch keine Rolle, dass ihnen seit Beginn der Krise durch russische Schiffe die Ein - oder Ausfahrt im eigenen Hafen verwehrt wird.

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                    Gut die Krim gehört jetzt Russland da kann man nichts mehr machen aber ich habe Angst, dass das Putin nicht genug ist und er weitereinmarschiert in Polen, Finnland, Bulgarien, Rumänien usw. . Da habe ich Angst. Hitler hat ja am Anfang auch friedlich anfangen sich die Nachbarländer zu holen wie z.B. Österreich. Was dann passiert ist wissen wir alle.
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                      Zitat von Knörf Beitrag anzeigen
                      Gut die Krim gehört jetzt Russland da kann man nichts mehr machen aber ich habe Angst, dass das Putin nicht genug ist und er weitereinmarschiert in Polen, Finnland, Bulgarien, Rumänien usw. . Da habe ich Angst. Hitler hat ja am Anfang auch friedlich anfangen sich die Nachbarländer zu holen wie z.B. Österreich. Was dann passiert ist wissen wir alle.
                      Kann ich mir nicht vorstellen. Das wäre eine Kriegserklärung an die EU und somit an die gesammte NATO. Da stünde Russland von vorneherein ziemlich schlecht da, da sie von Feinden umzingelt wären. Die Türkei und die EU sind direkt an Russlands Grenzen mit massiver Unterstützung Kanadas und der USA...das wäre ein Himmelsfahrtkommando, selbst für ein riesiges Reich wie Russland. Wenn Putin nicht vorhat die Welt mit Kernwaffen zum Teufel zu jagen, dann ist das Einmaschieren in Osteuropäische Länder einfach nur Dummsinn. Der Mann will Macht und keinen Weltbrand in Gang setzen.

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                        Zitat von Knörf Beitrag anzeigen
                        Hitler hat ja am Anfang auch friedlich anfangen sich die Nachbarländer zu holen wie z.B. Österreich. Was dann passiert ist wissen wir alle.
                        Hitler war ja auch Österreicher. Putin ist aber Russe, da kann er nicht mit "Heim ins Reich" kommen
                        Für meine Königin, die so reich wäre, wenn es sie nicht gäbe ;)
                        endars Katze sagt: “nur geradeaus” Rover Over
                        Klickt für Bananen!
                        Der süßeste Mensch der Welt terra.planeten.ch

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                          Mittlerweile haben die russischen Truppen so gut wie alle ukrainischen Kriegsschiffe beschlagnahmt, darunter auch das einzige ukrainische U-Boot:


                          Quelle: Krim-Krise: Russland verkündet komplette militärische Kontrolle - SPIEGEL ONLINE

                          Wenn die deutsche Regierung der Ukraine weiterhin so großzügig hilft, dann werden die Ukrainer doch hoffentlich bei deutschen Firmen neue Schiffe bestellen.
                          "En trollmand! Den har en trollmand!"

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                            Ein prominentes Mitglied der jüdischen Gemeinde in der Ukraine sieht wenig konkrete Gefahr in der rechtsnationalen Svoboda-Partei bzw. in rechtsextremen Kräften in der Ukraine generell: Wissenschaftler über Rechte in Ukraine: ?Das Potenzial ist da? - taz.de

                            Kann man eigentlich gut für dich selbst sprechen lassen. Eigentlich.

                            Aber weil nunmal auch die TAZ gut für eine reißerische Überschrift ist, macht sie einen Halbsatz aus dem Artikel ("Das Potential ist da") zum Aufhänger des ganzen Interviews, während der inhaltliche Tenor ein ganz anderer ist.
                            Zuletzt geändert von Seether; 22.03.2014, 15:57.

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                              Wenn sie keinen großen Einfluss haben, verstehe ich nicht warum man sie bei der Übergangsregierung mit ins Boot geholt hat.

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                                Kannst du nicht einfach mal akzeptieren, dass ein jüdisches Gemeindemitglied in der Ukraine der Meinung ist, es bestünde in absehbarer Zeit kein "Bedrohungsszenario" durch Rechte, insbesondere gegenüber Juden?
                                Muss man jetzt lang und breit darüber rätseln, warum man eine Partei mit 10% der Stimmen im Gesamtteil des Landes und zum Teil 40% Zustimmung in EU-nahen Westen drei von über zwanzig Ministerposten des Landes gibt? Kann man nicht einfach glücklich darüber sein, dass sich Juden mal nicht akkut bedroht fühlen brauchen, nur, weil eine im Westen als rechtsradikal eingestufte Partei drei Regierungsposten erhalten hat?
                                Zuletzt geändert von Seether; 22.03.2014, 16:40.

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