Zitat von Karl Ranseier
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Ich habe mich schon ein paar mal selbst dabei ertappt, dass ich überrascht reagiert habe, dass in meiner Vorstellung offenbar nicht verankert gewesen ist, dass eben auch Frauen beispielsweise einen bestimmten Beruf ausüben. In der Regel trat das bei Berufsfeldern mit denen ich selbst nichts oder nur sehr wenig von mitbekomme. Der Grund für diese unterbewusste Verhalten kann ich natürlich nicht ausschließlich auf sprachliche Prägung zurückführen, aber mir wird dadurch bewusst, dass Sprache eben die Richtung vorgeben kann, wie ich über gewisse Dinge denke. Sprache prägt meine Vorstellung von Dingen und das Geschlecht spielt in der Sprache eine große Rolle. Und wir leben in einer Gesellschaft, in der das Geschlecht offenbar eine große Rolle bei der Kategorisierung unseres Alltags und unserer Identitätsbildung spielt. Das mag jetzt Küchenpsychologie sein, aber für mich persönlich ist das immer wieder eine Bestätigung dafür, dass diese Schreibweisen ihre Berechtigungen haben und in vielen Fällen sinnvoll sind um eben die eigenen eingefahrenen Vorstellungen zu durchbrechen und sich diese selbst ins Bewusstsein zu rufen.
Um zu verdeutlichen was ich meine: Stell es dir als Gedankenexperiment vor. Du machst dir einfach bewusst, welches Bild dir von einer x-beliebigen Berufsgruppe in den Kopf schießt, wenn du die entsprechende Bezeichnung nach alter Form oder nach neuer Form (bsp. mit *innen) liest. Besteht die Gruppe dann nur aus Männern oder nur aus Frauen oder sind Männer und Frauen gleichzeitig mit dabei? Vielleicht überrascht das Ergebnis ja.
Zu deinem Bürger Beispiel: Ich bin wie gesagt kein Linguist. In dem Fall der Bürger/Kinder geht es ja eher um das Alter einer Person. Das Alter wird meiner Einschätzung nach doch generell eher selten in der Sprache sichtbar gemacht und wenn dann hat dieses Wort primär nur die Funktion eben das Alter genau einzugrenzen. Das hat daher mit der Sichtbarmachung des Geschlechts in der Sprache nicht viel zu tun. Sie ist aber in diesem Fall auch nicht wichtig, weil der Begriff "Bürger" überhaupt keinen Hinweis auf das Alter enthält. Sollte das Alter wichtig für eine Aussage sein, dann muss im weiteren Satzverlauf eingeschränkt werden, welcher Altersbereich gemeint ist und welcher nicht. Es kann aber nicht das Ziel sein das Ultimative Wort zu erfinden, welches jetzt jede Kategorisierung abdeckt die irgendwie möglich ist.
Da wir aber leider irgendwann in unserer Geschichte beschlossen haben, dass das Geschlecht doch eine "wunderbarer" Faktor ist um Menschen von wichtigen gesellschaftsfähigen Dingen auszuschließen ist es doch kein Wunder, wenn jetzt zu Recht versucht wird, eben diese Entwicklung sprachlich rückgängig zu machen.
Das es da auch Verirrungen gibt, oder irrsinnige Vorschläge von Idioten gibt ist doch völlig normal. Wer sich aber nur darauf einschießt, der drückt sich eigentlich nur um die Debatte. Da halte ich vieles auch für Schwachsinn, aber genauso die Argumentionen, welche sich immer nur auf solche Beispiele stürzen und sich eigentlich gar nicht weiter damit beschäftigen, weil man sie einfach nur benutzt um die Gegenseite zu diskreditieren und das Argument des Gegners lächerlich zu machen.
@ Tibo: Warum versteifst du dich in der Diskussion eigentlich so sehr auf Artikel und Wortendungen? Wenn du dich nicht gleichzeitig mit der gesellschaftlichen Funktion der Wörter beschäftigst, dann bringt das doch nichts. Die Menschen in meiner Umgebung, die sich intensiv damit auseinandersetzen, argumentieren jedenfalls nicht für die Abschaffung jeglicher männlicher und weiblicher Formen in der Sprache. Noch interessiert es die, ob "Schwester" am Ende ein "er" hat oder nicht.
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