Was ist der Grund für die Existenz von Österreich da es ja auch Deutsche sind? Ich kann nicht verstehen warum sie dann in 2 verschiedenen Ländern leben.
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Was ist der Grund für die Existenz von Österreich
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Auf die jüngere Geschichte bezogen (Zeitraum bis vor ca. 100 Jahren):
Österreich war damals in der Doppelmonarchie des habsburgischen k.u.k Reiches (kaiserlich und königlichem), das kaiserliche Stammland derselben, der königliche Teil war das Gebiet des damaligen Ungarns (weit größer als Heute).
Sie bildeten mit dem Deutschen Reich den Zweibund und waren an der Auslösung des ersten Weltkrieges beteiligt; als Verlierermacht wurde die k.u.k. Monarchie zerschlagen und Österreich wurde unabhängig.
Es gab nach dem ersten Weltkrieg schon Bestrebungen Österreich mit Deutschland zu vereinen (es gab schonmal Versuche während der deutschen Einigung im 19. Jahrhundert, die scheiterten aber am Gegensatz Österreichs und Preußens), die Siegermächte liessen es aber nicht zu um Deutschland nicht zu stärken.
In der Zwischenkriegszeit zwischen 1. und 2. Weltkrieg kam ein gewisser Hitler 1933 an die Macht und vereinigte 1938 Deutschland und Österreich (was aber nicht 100% freiwillig war), nach dem zweiten Weltkrieg wurde Österreich wieder unabhängig und es gab meines Wissens auch keine ernsthaften Bestrebungen mehr Österreich mit Deutschland mehr zu vereinen, was die Siegermächte auch niemals zugelassen hätten.
Und inzwischen gibt aus kulturell schon ziemliche Gegensätze zwischen Österreichern und Deutschen."Denkt daran, wir sind nur dazu autorisiert Gewalt anzuwenden wenn die Erde bedroht ist"
"Und der Mond"
"Ja, und der Mond."
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Zitat von Darth Sidious Beitrag anzeigenWas ist der Grund für die Existenz von Österreich da es ja auch Deutsche sind? Ich kann nicht verstehen warum sie dann in 2 verschiedenen Ländern leben.
Warum es schon vorher Österreich gab? Da muss man logischerweise noch ein Stück zurück blicken.
Denn eigentlich gab es Deutschland sehr lange Zeit nicht. Ein wirkliches vereintes Deutschland gab es erst ab 1871 unter der Führung Preußens. Seit dem Mittelalter war Deutschland kein Land an und für sich, sondern nur eine Ansammlung an Fürstentürmern, in denen man großteils eine etwa gleich klingende Sprache hatte. Das ist ein Überbleibsel des Reiches von Karl des Großen gewesen, das auf der einen Seite des Rheins Frankreich bildete, während das Gebiet der Deutschen langsam zersplitterte.
Unter der Herrschaft Napoleons Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Gebiet dann in etwa zusammengefasst, was in Kombination mit der französischen Fremdherrschaft dazu führte, dass sich ein "starkes" Nationalbewusstsein ausbildete. Auf dem Wiener Kongress 1814 wurde zwar dafür gesorgt, dass Deutschland an die Verhältnisse vor Napoleon angeglichen wurde, aber der Nationalgedanke war immernoch da gewesen, trotz aller Repressalien in den nachfolgenden Jahren für jeden revolutionären Gedanken gab es - besonders ab den 1830er Jahren - eine starke derartige Bewegung, die auch die Deutsche Literatur nachwirkend beeinflusste (die sogenannte Biedermeier Zeit, recht bekannt dürfte hier Georg Büchner sein).
Dies führte dann schlussendlich mit anderen Faktoren zur Märzrevolution 1848 (die zwar kein richtiges Ergebnis hatte, aber immerhin hatten wir mal eine Revolution). In der Zeit zwischen 1814 und 1848 hatte Österreich eine relative starke Machtstellung und hatte auch ein gewisses Mitspracherecht, was die Angelegenheiten der "Deutschen" anging.
In der Paulskirchenversammlung 1848 wurde darüber diskutiert, wie das neue Deutschland aussehen soll: Entweder ein Zusammenschluss von den deutschen Ländern mit Österreich-Ungarn oder Preußen, wobei man sich schlussendlich für Preußen entschied (Kleindeutsche Lösung), was dann auch 1871 realisiert wurde. Eine Vereinigung von Österreich-Ungarn und Preußen war politisch nicht möglich.
Auch sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass Österreich lange Zeit die Donaumonarchie war, also ein gewaltiges Gebiet beherrschte (und sich damals noch treffender Weise Österreich-Ungarn nannte). Im Vorfeld des ersten Weltkrieges gab es jedoch starke innenpolitische Probleme, die dafür sorgten, dass es stark geschwächt war, da es viele unterschiedliche Volksgruppen gab, die jede ihre eigene Nation ausrufen wollte. Wie es zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg aussah, weiß ich nicht genau, aber zum Zeitpunkt des zweiten Weltkrieges war Österreich nur noch ein Schatten seiner alten Macht.
Zusammengefasst gab also eigentlich nie einen richtigen Zeitpunkt für eine Vereinigung von Österreich und Deutschland."But who prays for Satan? Who in eighteen centuries, has had the common humanity to pray for the one sinner that needed it most, our one fellow and brother who most needed a friend yet had not a single one, the one sinner among us all who had the highest and clearest right to every Christian's daily and nightly prayers, for the plain and unassailable reason that his was the first and greatest need, he being among sinners the supremest?" - Mark Twain
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Die Vereinigung wurde von den Siegermächten auch nach dem ersten Weltkrieg verhindert, meiner Ansicht nach der einzige Zeitpunkt wo eine Vereinigung Österreichs mit Deutschland überhaupt funktioniert hätte."Denkt daran, wir sind nur dazu autorisiert Gewalt anzuwenden wenn die Erde bedroht ist"
"Und der Mond"
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Zitat von heavymetalisthelaw Beitrag anzeigenDie Vereinigung wurde von den Siegermächten auch nach dem ersten Weltkrieg verhindert, meiner Ansicht nach der einzige Zeitpunkt wo eine Vereinigung Österreichs mit Deutschland überhaupt funktioniert hätte.
Im November 1918 stimmte die österreichische Nationalversammlung zwar einstimmig für den Zusammenschluss mit Deutschland, nur leider durften sie dann nicht mehr. Die Politik der Kriegsgegner gegenüber Deutschland war damals die des "gebratenen Schweines", wo sich die Nachbarn jeweils möglichst große Stücke abschnitten. Ein Hinzufügen von Territorien war in dieser Politik nicht vorgesehen. Selbst "Volksabstimmungen" über die Zugehörigkeit wurden erpresst (Eupen-Malmedy), nachträglich neu definiert, weil das Ergebnis nicht passte (Oberschlesien), von vorneherein entlang von Sprachgrenzen durchgeführt, um ein möglichst schlechtes Abschneiden des Reiches zu erzielen (Nordschleswig, südliches Ostpreußen) oder gar nicht erst erlaubt (Elsass-Lothringen, Danzig, Posen, Westpreußen, Memelland, Sudetengebiete).
Ähnliches nach dem Zweiten WK, wo die vollständige Zerschlagung des Landes und die Vertreibung und Enteignung von 15 Millionen Deutschen oberste Priorität hatte.
Großmachtpolitik eben.
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EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :
Liopleurodon schrieb nach 10 Minuten und 40 Sekunden:
Zitat von heavymetalisthelaw Beitrag anzeigenUnd inzwischen gibt aus kulturell schon ziemliche Gegensätze zwischen Österreichern und Deutschen.Zuletzt geändert von Liopleurodon; 01.01.2013, 09:07. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!"En trollmand! Den har en trollmand!"
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In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand trotz des Gefühls Deutsche zu sein ein eigenes "Österreichbewußtsein".
Siehe dazu den Absatz zu den Habsburgischen Erblanden im folgenden link
Habsburgermonarchie ? WikipediaSlawa Ukrajini!
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Zitat von Liopleurodon Beitrag anzeigenNoch viel früher allerdings 1866/67, als die Österreicher sich endgültig aus den Plänen für ein großdeutsches Reich verabschiedeten, weil sie Ungarn nicht aufgeben wollten. Bismarck hätte gerne ein Land erschaffen, in dem alle Menschen mit deutscher Sprache in Mitteleuropa vereint worden wären. Die österreichischen Machthaber haben diese Pläne allerdings sabotiert.
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Gast
Zitat von heavymetalisthelaw Beitrag anzeigenUnd inzwischen gibt aus kulturell schon ziemliche Gegensätze zwischen Österreichern und Deutschen.
Insbesondere zwischen West- und Ostdeutschland dürfte es nach wie vor gravierende Divergenzen geben.
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Gut, die Teilung hat hat sehr starke Spuren hinterlassen und man muss sicherlich auch nach Regionen unterscheiden und wenn man tief genug sucht findet man Gegensätze in allen Staaten, in Österreich wäre das z.B. Tirol gegenüber dem Rest.
Meine Aussage war zu allgemein gehalten."Denkt daran, wir sind nur dazu autorisiert Gewalt anzuwenden wenn die Erde bedroht ist"
"Und der Mond"
"Ja, und der Mond."
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Vielleicht ist der Grund für die Existenz von Österreich auch einfach nur das sie keinen Bock haben zu Deutschland zu gehören...ich bin mir sicher bei einer Volksabstimmung gäbs ein 95% gegen einen Anschluss.
Und ich finde das gut so...
ich mag Österreich und ich fühle mich als Bayer kulturell eher Richtung Wien verbunden als Richtung Berlin.
Hätte sich bei der (Pre-)Reichsgründung damals nicht Preussen sondern Habsburg durchgesetzt...ich bin mir sicher...unseren Vorfahren wäre viel Leid erspart worden.Zuletzt geändert von monochrom; 01.01.2013, 14:35.
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Zitat von Liopleurodon Beitrag anzeigenNoch viel früher allerdings 1866/67, als die Österreicher sich endgültig aus den Plänen für ein großdeutsches Reich verabschiedeten, weil sie Ungarn nicht aufgeben wollten. Bismarck hätte gerne ein Land erschaffen, in dem alle Menschen mit deutscher Sprache in Mitteleuropa vereint worden wären. Die österreichischen Machthaber haben diese Pläne allerdings sabotiert.
Und auch Bismarck dürfte sich eine preußische Oberhoheit über Österreich kaum vorgestellt haben. Österreich war ihm dafür einfach eine Nummer zu groß. Deswegen hat er es ja auch abgelehnt, nach dem Sieg von Königgrätz in Wien einzumarschieren, was sich ja rein von der momentanen militärischen Lage durchaus angeboten hätte. Bismarck wusste, dass eine dauerhafte Besetzung Österreichs, etwa unter Absetzung/Vertreibung des österreichen Kaisers, die Kräfte Preußens überstiegen hätte. Daher war in Bismarcks Plänen von vorneherein klar, dass ein preußisch dominiertes Deutsches Reich nur unter Ausschluss Österreichs machbar war.
Kurz gesagt: der Grund für die Existenz Österreichs als eigenem Staat neben dem Deutschen Reich bzw. der BRD heißt Otto von Bismarck.
Zitat von Liopleurodon Beitrag anzeigenIm November 1918 stimmte die österreichische Nationalversammlung zwar einstimmig für den Zusammenschluss mit Deutschland, nur leider durften sie dann nicht mehr.
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Zitat von Agent Scullie Beitrag anzeigenDer Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 durch Hitler wurde ab 1945 von beiden Seiten dann auch nur noch als gewaltsame Annexion gesehen und nicht als Versuch der Wiedervereinigung.“Sag mir, wer dich lobt, und ich sage dir, worin dein Fehler besteht.” - Lenin
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Zitat von monochrom Beitrag anzeigenVielleicht ist der Grund für die Existenz von Österreich auch einfach nur das sie keinen Bock haben zu Deutschland zu gehören...ich bin mir sicher bei einer Volksabstimmung gäbs ein 95% gegen einen Anschluss.
Die Kausalität ist eher anders herum: weil die geschichtliche Entwicklung nun mal so ablief, dass sich ein eigenständiges Österreich herausbildete, und diese Situation seit Jahrzehnten zementiert ist, wären heutzutage bei einer hypothetischen Abstimmung 95% der Österreicher dagegen, an dieser Situation etwas zu ändern.
Zitat von monochrom Beitrag anzeigenUnd ich finde das gut so...
ich mag Österreich und ich fühle mich als Bayer kulturell eher Richtung Wien verbunden als Richtung Berlin.
Zitat von monochrom Beitrag anzeigenHätte sich bei der (Pre-)Reichsgründung damals nicht Preussen sondern Habsburg durchgesetzt...ich bin mir sicher...unseren Vorfahren wäre viel Leid erspart worden.
Vor allem aber stellt sich die Frage, ob der österreische Kaiser überhaupt ein Interesse daran gehabt hätte, ein deutsches Reich unter österreichischer Führung zu gründen. Hätte 1866 Österreich statt Preußen in Königgrätz gesiegt, dann wäre es wohl einfach beim Status quo geblieben: der Deutsche Bund hätte in seiner vorherigen Form weiterbestanden, allenfalls hätte Preußen ein paar Gebiete abtreten müssen und wäre zu Reparationen verpflichtet worden, und die Verwaltung über Schleswig-Holstein wäre allein an Österreich gefallen.
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Ein viel früherer Grund für die Eigenständigkeit Österreichs gegenüber dem deutschen Reich war, dass der Herzog/Erzherzog von Österreich ->in dieser Funktion<- nie dem Kurfürstenkollegium angehörte und damit nicht den deutschen König wählte.
Anders als Agent Scullie sehe ich die Bemühungen Bismarcks zur Gründung des zweiten deutschen Reiches als Reflex auf die Stärke des Habsburgerreiches. Ohne diesen Druck hätte es ein starkes Preussen, sowie weiter viele unabhängige deutsche Staaten gegeben.
Die Existenz Österreichs liegt damit in der eigenen Stärke, wenn man vom sogenannten Anschluß 1938 mal absieht.Slawa Ukrajini!
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Zitat von Amaranth Beitrag anzeigeneine starke derartige Bewegung, die auch die Deutsche Literatur nachwirkend beeinflusste (die sogenannte Biedermeier Zeit, recht bekannt dürfte hier Georg Büchner sein).
Zitat von monochrom Beitrag anzeigenHätte sich bei der (Pre-)Reichsgründung damals nicht Preussen sondern Habsburg durchgesetzt...ich bin mir sicher...unseren Vorfahren wäre viel Leid erspart worden.
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