Zur Zeit wird ja wieder relativ viel über Rente und Altersarmut geredet. Die so genannte Riesterrente, bzw. das Kapitaldeckungsverfahren, kommt dabei aber kaum vor. Ich perönlich finde mittlerweile, dass die Riesterrente abgeschafft werden und wir wieder gänzlich zum Umlageverfahren zurückkehren sollten, und zwar aus den folgenden Gründen:
1. Das Kapitaldeckungsverfahren ist weder "demografiefester" noch "zukunftssicherer" als das Umlageverfahren
Das wichtigste Argument für die Riesterrente ist immer, dass das Umlageverfahren aufgrund des demografischen Wandels nicht mehr finanzierbar sei, weil auf einen Versicherten immer mehr Rentner kommen. Deswegen solle der Einzelne Zeit seines Berufslebens was auf die Hohe Kante legen, also einen Kapitalstock aufbauen, von dessen Verzinsung er dann lebt. Das bedeutet konkret, dass Generation X während ihrer Arbeitszeit ihre Ersparnisse einer Versicherungsgesellschaft gibt, welche damit z.B. Wohnimmobilien und Aktien kauft oder auch direkt Kredite vergibt. Die Verzinsung besteht dann eben aus Mieten, Dividenden und den gezahlten Kreditzinsen. Aber wer bezahlt diese? Doch offensichtlich die nachfolgende Generation Y, welche dann in Lohn und Brot steht, wenn Generation X in Rente ist.
Jedes Rentensystem beruht darauf, dass die heute arbeitende Bevölkerung die heute sich in Rente befindliche Bevölkerung "mit durchfüttert". Ob via Kapitalstock (Mieten, Dividenden, Kreditzinsen) oder via die Bruttolöhne (Versicherungsbeiträge) umverteilt wird, ist eine reine Stilfrage.
2. Der Einzelne wird nicht entlastet
Folgend aus dem ersten Argument heißt es ferner immer, die Rentenbeitragssätze müssten voll fett krass steigen, auf 13 Prozent oder so, damit die in Relation zu den Rentnern schrumpfende Erwerbsbevölkerung die Alten weiter mit durchfüttern kann. Dies sei total unzumutbar, weil die Leistungsträger der Gesellschaft unter 13 Prozent Rentenbeitragssatz zusammenbrechen würden. Deswegen sollte also der gesetzliche Beitragssatz bei 10 Prozent festgezurrt werden, und zusätzlich sollen die Arbeitnehmer 4 Prozent ihres Bruttoeinkommens privat sparen. Aha! Weil 13 Prozent Beitragssatz total unzumutbar sind, machen wir also 10 Prozent Beitragssatz plus 4 Prozent private Vorsorge. So, so. Wenn das mal keine Entlastung ist!
3. Die Sparquote steigt nicht
Ein makroökonomisches Argument lautet, durch die Riesterrente würden die Privathaushalte mehr sparen, wodurch mehr Kapital zur Verfügung steht, was zu mehr Investitionen führt. Mal davon abgesehen, dass die Investitionen die Ersparnis bestimmen und nicht umgekehrt, ist das auch noch empirisch zumindest zweifelhaft: – Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder VGR dL
Die Sparquote ist zwar seit 2001 gestiegen, davor jedoch in den 90er-Jahren deutlich gesunken. Sie ist heute noch niedriger als Anfang der 90er. Insgesamt ist nicht zu erkennen, dass die Einführung der Riesterrente im Jahre des Herrn 2002 einen großartigen Effekt gehabt hätte...
...was ja auch klar ist: Warum sollte ein Haushalt, der sowieso freiwillig 10 Prozent seines Einkommens spart, jetzt zusätzlich die 4 steuersubventionierten Prozent sparen, und nicht einfach weiterhin 10 Prozent sparen, davon jedoch einen Teil in steuersubventionierte Riesterersparnis umwidmen?
4. Die konkrete Umsetzung der Rieserrente ist Mist
Das hatten wir ja hier im Forum schonmal diskutiert. Offensichtlich ist es so, dass ein signifkanter Teil der Riesterverträge nicht zum Vorteil der Versicherten ist, sondern zum Vorteil der Versicherungsindustrie. Die Allianz AG bedankt sich ja bekanntermaßen bei den Bundestagsparteien (außer der Linken) jedes Jahr mit 60.001 Euro "Spende". Vom Finanzhai Maschmayer gar nicht zu reden.
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Ich bin kein grundsätzlicher Gegner kapitalgedeckter Rentenversicherungen. Ich sehe aber nicht, inwiefern diese in Deutschland volkswirtschaftlich besser sein sollen als das gute alte Umlageverfahren. Letztlich beruht ja auch dieses auf Kapitaldeckung, denn auch das Umlageverfahren ist darauf angewiesen, dass ordentlich investiert wird, also die Löhne steigen können. Dann kann auch der Beitragssatz steigen ohne dass der einzelne Arbeitnehmer real Lebensstandard einbüßen muss.
Allerdings sind das doch grundsätzlich eher Stilfragen oder weltanschauliche Gesichtspunkte (die alte Entscheidung zwischen Staat vs. Privat), die den wesentlichen Unterschied machen. Kombiniert mit der idiotischen Umsetzung der Riesterrente für mich aber ein klarer Grund, einfach beim Umlageverfahren zu bleiben.
Wie seht ihr das? Alles dummes Zeug? Redet der Grüne schon wieder Blech? Übersehe ich irgendwas ganz wichtiges?
Discuss!
1. Das Kapitaldeckungsverfahren ist weder "demografiefester" noch "zukunftssicherer" als das Umlageverfahren
Das wichtigste Argument für die Riesterrente ist immer, dass das Umlageverfahren aufgrund des demografischen Wandels nicht mehr finanzierbar sei, weil auf einen Versicherten immer mehr Rentner kommen. Deswegen solle der Einzelne Zeit seines Berufslebens was auf die Hohe Kante legen, also einen Kapitalstock aufbauen, von dessen Verzinsung er dann lebt. Das bedeutet konkret, dass Generation X während ihrer Arbeitszeit ihre Ersparnisse einer Versicherungsgesellschaft gibt, welche damit z.B. Wohnimmobilien und Aktien kauft oder auch direkt Kredite vergibt. Die Verzinsung besteht dann eben aus Mieten, Dividenden und den gezahlten Kreditzinsen. Aber wer bezahlt diese? Doch offensichtlich die nachfolgende Generation Y, welche dann in Lohn und Brot steht, wenn Generation X in Rente ist.
Jedes Rentensystem beruht darauf, dass die heute arbeitende Bevölkerung die heute sich in Rente befindliche Bevölkerung "mit durchfüttert". Ob via Kapitalstock (Mieten, Dividenden, Kreditzinsen) oder via die Bruttolöhne (Versicherungsbeiträge) umverteilt wird, ist eine reine Stilfrage.
2. Der Einzelne wird nicht entlastet
Folgend aus dem ersten Argument heißt es ferner immer, die Rentenbeitragssätze müssten voll fett krass steigen, auf 13 Prozent oder so, damit die in Relation zu den Rentnern schrumpfende Erwerbsbevölkerung die Alten weiter mit durchfüttern kann. Dies sei total unzumutbar, weil die Leistungsträger der Gesellschaft unter 13 Prozent Rentenbeitragssatz zusammenbrechen würden. Deswegen sollte also der gesetzliche Beitragssatz bei 10 Prozent festgezurrt werden, und zusätzlich sollen die Arbeitnehmer 4 Prozent ihres Bruttoeinkommens privat sparen. Aha! Weil 13 Prozent Beitragssatz total unzumutbar sind, machen wir also 10 Prozent Beitragssatz plus 4 Prozent private Vorsorge. So, so. Wenn das mal keine Entlastung ist!
3. Die Sparquote steigt nicht
Ein makroökonomisches Argument lautet, durch die Riesterrente würden die Privathaushalte mehr sparen, wodurch mehr Kapital zur Verfügung steht, was zu mehr Investitionen führt. Mal davon abgesehen, dass die Investitionen die Ersparnis bestimmen und nicht umgekehrt, ist das auch noch empirisch zumindest zweifelhaft: – Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder VGR dL
Die Sparquote ist zwar seit 2001 gestiegen, davor jedoch in den 90er-Jahren deutlich gesunken. Sie ist heute noch niedriger als Anfang der 90er. Insgesamt ist nicht zu erkennen, dass die Einführung der Riesterrente im Jahre des Herrn 2002 einen großartigen Effekt gehabt hätte...
...was ja auch klar ist: Warum sollte ein Haushalt, der sowieso freiwillig 10 Prozent seines Einkommens spart, jetzt zusätzlich die 4 steuersubventionierten Prozent sparen, und nicht einfach weiterhin 10 Prozent sparen, davon jedoch einen Teil in steuersubventionierte Riesterersparnis umwidmen?
4. Die konkrete Umsetzung der Rieserrente ist Mist
Das hatten wir ja hier im Forum schonmal diskutiert. Offensichtlich ist es so, dass ein signifkanter Teil der Riesterverträge nicht zum Vorteil der Versicherten ist, sondern zum Vorteil der Versicherungsindustrie. Die Allianz AG bedankt sich ja bekanntermaßen bei den Bundestagsparteien (außer der Linken) jedes Jahr mit 60.001 Euro "Spende". Vom Finanzhai Maschmayer gar nicht zu reden.
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Ich bin kein grundsätzlicher Gegner kapitalgedeckter Rentenversicherungen. Ich sehe aber nicht, inwiefern diese in Deutschland volkswirtschaftlich besser sein sollen als das gute alte Umlageverfahren. Letztlich beruht ja auch dieses auf Kapitaldeckung, denn auch das Umlageverfahren ist darauf angewiesen, dass ordentlich investiert wird, also die Löhne steigen können. Dann kann auch der Beitragssatz steigen ohne dass der einzelne Arbeitnehmer real Lebensstandard einbüßen muss.
Allerdings sind das doch grundsätzlich eher Stilfragen oder weltanschauliche Gesichtspunkte (die alte Entscheidung zwischen Staat vs. Privat), die den wesentlichen Unterschied machen. Kombiniert mit der idiotischen Umsetzung der Riesterrente für mich aber ein klarer Grund, einfach beim Umlageverfahren zu bleiben.
Wie seht ihr das? Alles dummes Zeug? Redet der Grüne schon wieder Blech? Übersehe ich irgendwas ganz wichtiges?
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