Zitat von Wolf4310
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Um es mal klarzustellen: das Gehabe von Politikern ist nichts anderes als die Reaktion auf das Verhalten der Bevölkerung. Der größte Teil der Bevölkerung ist eben so, dass sie nicht die ganze Zeit aufpassen, was "da oben" passiert, sondern eben nur vor den Wahlen. Und da wählt man den, der einem am wenigsten in die Eier getreten hatte, nicht der, der eventuell am besten wäre.
In der Folge wollen sich natürlich alle Politiker profilieren und machen Versprechungen, die sie vielleicht sogar halten wollen, aber nicht können. In dem Sinne schafft sich der Bürger die Ehrlosigkeit selbst, da kurzfristige, "ehrlose Versprechen" Erfolge bringen.
Die hier propagierte "Ehrlosigkeit" ist also nur eine Reaktion auf eine Bevölkerung, die nur auf kurzfristige Erfolge und populistisches Gehabe schaut. Beispiel Merkel: die Frau ist schlimm, wenn man es vernünftig betrachtet. Da die meisten Deutschen es aber geil finden, dass dem Bettelgriechen mal richtig der Arsch versohlt wird, und weiters auch nichts von Wirtschaft verstehen, um zu erkennen, dass die merkel'sche Austerität nicht anderes als Selbstmord ist, wird sie natürlich wiedergewählt. Weil sie gut ist? Nein, weil sie versteht, wie man mit der Bevölkerung spielt.
Wenn der mündige Bürger die Maßnahmen verstünde, die unbeliebte Politiker ergreifen (wie es Monti derzeit in Italien tun), wäre dem Land geholfen und der Politiker würde eben sehen, dass man die Leute nicht verarschen kann.
Diesem kann man mit Bildung nachhelfen, aber schlussendlich liegt es in der Eigenverantwortung eines jeden Bürgers, Interesse am politischen Geschehen zu zeigen und die Institutionen zu kontrollieren. Nicht umsonst ist ein Pfeiler der Demokratie "Partizipation". Und dazu gehört auch, sich ab und an mit Hintergrundinformationen zu beschäftigen: Artikel über Wirtschaft, Sicherheit, und Finanzen. Erst dann kann man wissen, wen man am besten wählen sollte.
In der Politik ist es wie sonst auch überall: man tut, was man tun muss, nicht, was man theoretisch sollte. Warum auch, wenn man auch noch belohnt wird? Deutschland ist in dieser Hinsicht nicht so weit über Italien erhoben, dass ihr euch sicher fühlen könntet. Bei euch geht der Betrug nur ein wenig ernsthafter vor sich.
Zitat von Amaranth
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Heute habe ich wieder einmal einen Artikel über die SPIEGEL-Affäre gelesen - wenn das Volk sich immer so einsetzen würde, hätten nach hinten gerichtete Politiker, die ein konservativstes Verständnis von Demokratie haben (Strauß und Adenauer) keine Chance mehr.,
Zitat von Amaranth
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Wenn wir als Beispiel Steuererhöhungen nehmen:
Der wirtschaftliche Hausverstand sagt mir: in Krisenzeiten Steuern senken, um die Wirtschaft anzukurbeln. In Boomzeiten Steuern erhöhen, um das Defizit der Krisenzeit auszubessern.
Dies ist aber in den meisten Ländern nicht durchsetzbar, und das, weil der Großteil der Bevölkerung diesen einfachen Sachverhalt nicht erkennt. Kaum geht es etwas besser her, müssen Steuersenkungen kommen. Kommen sie nicht, dann "Tschüss, Politiker". Und so reitet man sich in die Scheiße. Hier wird natürlich auch wieder den Politikern die Schuld gegeben.
Das gleiche gilt mit dem Sozialstaat, der an sich eine der größten Erfindungen der Menscheit ist, aber überstrapaziert sinnlos ist, weil er für zwei, drei Generationen perfekt funktioniert, die nachfolgenden dann aber die Scheiße ausbaden müssen.
Jetzt kann man natürlich argumentieren: ein echter Volksdiener würde die Steuern erhöhen und die Sozialausgaben begrenzen, auch wenn das Volk dagegen ist, und ein echter, ehrenhafter Abgeordneter würde dem zustimmen.
Das ist aber eine idealistische Vorstellung, und keiner von denen, die nach "Ehre" in der Politik schreien, würde das tun. Warum auch? Das Volk will es nicht, und deswegen politischen Selbstmord betreiben, wäre unnötig, besonders weil es nach der Abwahl und der Einsetzung eines volkshörigen Politikers eh passiert. Dann lieber sich vor dem Volk bücken und das ausnutzen, um andere "gute" Sachen zu vollbringen.
Unpopuläre Maßnahmen kann man sich nur erlauben, wenn man sowieso kein Bedürfnis hat, wiedergewählt zu werden (--> Monti), oder in einer intelligenten Gesellschaft, in der die Bürger die Wichtigkeit von schmerzhaften Entscheidungen auch in Boomzeiten erkennen. In der Krise auf die Politiker einschlagen, weil sie schlecht gewirtschaftet hätten? Bequem, aber nur Opium, um das eigene Versagen zu kaschieren. Ging es der Wirtschaft gut, hatte man kein Problem, den Staat zu melken, wie man will.
Abschließend möchte ich nicht den berühmten Spruch de Maistres "Jedes Volk hat die Politik, die es verdient" wiedergeben, aber zumindest die Abänderung "jedes Volk in einer Demokratie hat die Politik, die es verdient".
Ich bin Italiener, ich erkenne die bittere Wahrheit darin, glaubt mir.
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