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Oberst Klein und die Medien

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    Zitat von ChrisArcher Beitrag anzeigen
    Es gibt doch sicherlich im Rahmen der Rekrutenausbildung eine Art Beruf(ung)sverständnis des Soldatenberufes. Was wird bei der BW hierzu erzählt?
    Oh ja, das Teil nennt sich „Innere Führung“ und wurde (zu meiner Zeit) meistens vom Kompaniechef unterrichtet. Zudem gibt es eine umfangreiche Zentrale Dienstvorschrift (ZDv 10/1), die sich mit den Grundsätzen und dem Leitbild des „Staatsbürgers in Uniform“ befasst. Inhaltich ist das alles ziemlich komplex und umfangreich, so dass es schwierig ist, es in wenigen Sätzen zusammenzufassen, zumal die Materie auch ziemlich trocken ist.

    Im Kern geht es darum, dem Soldaten zu verdeutlichen, dass er nicht nur ausgebildet wird, um eine Waffe abzufeuern, sondern dass der Soldatenberuf auch eine besondere Verantwortung für den Bestand der Bundesrepublik Deutschland beinhaltet. Der Soldat soll sich demnach als Teil des Gesamtkonstrukts betrachten und für die freiheitlich-demokratische Grundordnung eintreten (oder so ähnlich).

    Tja, und dann wird natürlich das Soldatengesetz (SG) rauf und runter geleiert (Befehl und Gehorsam, Pflicht zum treuen Dienen etc.); auch das wird schon in der Grundausbildung unterrichtet. Die fachspezifischen Ausbildungen erfolgen dann i.d.R. im Rahmen von Unteroffiziers- oder sonstigen weiterführenden Lehrgängen (so war es zumindest bei mir).
    „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
    (Albert Einstein)

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      Zitat von Wolf4310 Beitrag anzeigen
      An soetwas kann ich mich nicht erinnern, allerdings ist das bei mir schon 12 Jahre her und ich war nur Wehrpflichtiger. Es gab zwar auch theoretischen Unterricht, aber gerade bei Themen wie politischer Bildung etc., übt man als Rekrut eher mit offenen Augen zu schlafen bzw mit geschlossenem Mund zu gähnen als dem Untericht zu folgen
      Doch, durchaus. Am Anfang meiner Dienstzeit (1996) wurden "Innere Führung", "Wehrrecht" und "Wehrdisziplinarordnung" von den Ausbildern an das Ende der Grundausbildung geschoben. Also erfuhren wir oft im Nachgang, über welche Zustände wir uns eigentlich hätten beschweren können oder die "rechtlich bedenklich" waren.

      Keine 2 Jahre später, als ich selbst Ausbilder war, war es genau umgekehrt. Erst wurden die Rekruten über ihre Rechte belehrt, dann erst über ihre Pflichten wie "treues Dienen", "Pflicht zur Kameradschaft" usw.

      Zitat von Wolf4310 Beitrag anzeigen
      Das Berufsbild eines Soldaten hat sich nicht wirklich geändert, das von dir genannte Beispiel sind die "beliebten" Fachoffiziere, (in ihrem Fachgebiet gut, aber in der Truppenführung bzw auf dem Schlachtfeld kaum zu gebrauchen), die gibt es schon lange
      Wir reden hier gar nicht vom Schlachtfeld. Die Mängel beginnen bei der Ausbildung. Ich war einer der ersten deutschen Soldaten mit Kampfauftrag (Einmarsch in Bosnien). Meine Ausbildung ging über Monate hinweg, fast 4 Monate hat man uns über sämtliche Übungsplätze Deutschlands gejagt, nur wenige Wochenende waren mal "für die Familie" frei.
      2005 bin ich wieder in den Einsatz, nur hatte die Qualität der Ausbildung deutlich gelitten. 6 Wochen insgesamt um für den Einsatz fit gemacht zu werden. Ausbildung kostet halt Geld, und auch der Dienstherr sieht es (so vermute ich) inzwischen als "preiswerter" an einen Kameraden mit allen Ehren zu bestatten und der Familie einen Betrag X zu bezahlen, als ALLE vernünftig auszubilden.

      Was nun die Fachdiener betrifft: ein Oberleutnent oder Major aufgrund zivilberuflicher Eignung darf ein Gefechtsschießen leiten. Der Feldwebeldienstgrad, der seit 15 Jahren Soldat ist und seinen Beruf von der Pike auf gelernt hat, der darf es nicht. Nicht einmal mehr als ausgebildeter Schießlehrer. Aber, wenn ich das richtig mitbekommen habe, dann soll oder ist das inzwischen auch geändert worden oder steht zumindest zur Disposition.
      Gregory DeLouise
      kommandierender Offizier der USS HORUS, NCC-90810
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      "Everybody is a genius. But if you judge a fish by its ability to climb a tree, it will live its whole life believing that it is stupid." - Albert Einstein

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        Bei KFOR waren es schon nur noch 2 Monate Vorausbildung, bei mir sogar nur 2 Wochen da dem 1. Kontingent Leute gefehlt haben. Besonders toll wenn man die ganzen Impfungen anstatt über 2 Monate in 2 Wochen reingedrückt bekommt

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          Zitat von Wolf4310 Beitrag anzeigen
          Bei KFOR waren es schon nur noch 2 Monate Vorausbildung, bei mir sogar nur 2 Wochen da dem 1. Kontingent Leute gefehlt haben. Besonders toll wenn man die ganzen Impfungen anstatt über 2 Monate in 2 Wochen reingedrückt bekommt
          Beim 1. SFOR war es nicht viel besser: langes San-Gebäude auf dem Übungsplatz-Lager, vorne in einer Reihe rein, aus jeder Tür (4 Stück auf jeder Seite) kam eine Spritze geflogen und auf der anderen Seite wieder raus.

          Aber, das muss ich schon sagen, wenigstens die Ausbildung war fundiert. Ich bin danach nie wieder so gründlich und penibel ausgebildet worden. Ausser vielleicht noch bein Uffz-Lehrgang.
          Gregory DeLouise
          kommandierender Offizier der USS HORUS, NCC-90810
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            Die 2 Monate waren weniger wegen der Menge der Impfungen (bei mir sollten es jedenfalls mehr als 4 sein), sondern weil es z.T. mehrstufige Impfungen waren.
            Aber die Ausbildung war wirklich gut, obwohl es nur 2Wochen waren und es quasi kein Dienstschluss oder Wochenende gab (Sonntags war schon 20.00 schluss und nicht erst um 22.00).
            Ironischerweise war die Vorausbildung gefährlicher als der Einsatz, 2 Leute wären beinahe überfahren worden.

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              Ironischerweise war die Vorausbildung gefährlicher als der Einsatz, 2 Leute wären beinahe überfahren worden.
              Das ist schon extrem! Aber ich habe schon oft gehört, dass im Training sehr viel härtere Bedingungen gestellt werden als im realen Einsatz. Ist das wirklich so, oder ist das nur eine urbane Legende?

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                Zitat von ChrisArcher Beitrag anzeigen
                Das ist schon extrem! Aber ich habe schon oft gehört, dass im Training sehr viel härtere Bedingungen gestellt werden als im realen Einsatz. Ist das wirklich so, oder ist das nur eine urbane Legende?
                Der wesentliche Unterschied besteht halt darin, dass eine Übung eben „nur“ eine Übung ist. Die körperlichen Strapazen können aber durchaus höher sein als die im Einsatz. Im tatsächlichen Einsatz kommt allerdings die teilweise enorme psychische Belastung hinzu, die oftmals unerträglicher empfunden wird als die härteste körperliche Anstrengung.
                „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. Aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
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                  Was ich mich in dem Zusammenhang frage, ist folgendes:

                  Bzgl. Oberst Kleins Tanklaster-Bombardement wird vielfach gesagt, dass man hierbei berücksichtigen müsse, dass Klein eine relativ zügige Entscheidung fällen musste, dass dies sogar bei nahezu allen Einsätzen der ein Probem ist. Mein Bruder, der leitender Rettungssanitäter ist, hat mir das auch mal gesagt. In den Medien wiederum wird dies jedoch vielfach als Universalausrede abgestempelt. Woher weiß jemand wie ich nun, in welchem Fall dies nur als Ausrede verwendet wird und in welchem Fall das wirklich zu berücksichtigen ist? Kann man das überhaupt sinnvoll entscheiden?

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                    Zitat von ChrisArcher Beitrag anzeigen
                    Woher weiß jemand wie ich nun, in welchem Fall dies nur als Ausrede verwendet wird und in welchem Fall das wirklich zu berücksichtigen ist?
                    Indem man in Alternativen denkt.
                    Also nicht nur aus das achten, das ist, sondern auch auf jenes, das bei einer alternativen Vorgehensweise gewesen wäre.
                    Konkret: Wie hoch wäre der Schaden bei einem abwartenden/weniger zügigen Entscheidungsverhalten gewesen?

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                      Wie hoch wäre der Schaden bei einem abwartenden/weniger zügigen Entscheidungsverhalten gewesen?
                      Tatsächlich ist es diese Überlegung, welche mich zu der Überzeugung gebracht hat, dass Oberst klein richtig gehandelt hat. Aber was mich auch in den Medien immer wieder wundert, ist, dass sehr viele Journalisten sich diese Frage anscheinend nicht gestellt haben bzw. dies keine Rolle für sie spielt. Deshalb frage ich mich oft, ob es noch andere Aspekte gibt, die ich evtl. nicht bedacht habe.

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                        Zitat von ChrisArcher Beitrag anzeigen
                        Tatsächlich ist es diese Überlegung, welche mich zu der Überzeugung gebracht hat, dass Oberst klein richtig gehandelt hat. Aber was mich auch in den Medien immer wieder wundert, ist, dass sehr viele Journalisten sich diese Frage anscheinend nicht gestellt haben bzw. dies keine Rolle für sie spielt. Deshalb frage ich mich oft, ob es noch andere Aspekte gibt, die ich evtl. nicht bedacht habe.
                        Die Größe des von Klein befohlenen Schaden und eines etwaigen verhinderten Schadens gegeneinander aufzuwiegen ist nicht zielführend wenn man wissen will ob er richtig handelte. Hier gilt es zu gucken hat er sich an die Regeln des Einsatzes gehalten, hat er das heißt es: Mund abwischen und Orden dranhängen!
                        Edit: An den Oberst, nicht an den Mund!

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                          Zitat von ChrisArcher Beitrag anzeigen
                          Das ist schon extrem! Aber ich habe schon oft gehört, dass im Training sehr viel härtere Bedingungen gestellt werden als im realen Einsatz. Ist das wirklich so, oder ist das nur eine urbane Legende?
                          Das ist nicht nur eine Legende. Bei den vorbereitenden Ausbildungen wird zum Einen versucht einen Soldaten auf jede nur erdenkliche Art eines Vorkommnisses vorzubereiten. Natürlich ist es eine Übung und es gibt klare Grenzen, sei es bei der "Geiselnahme durch irreguläre Kräfte" (sehr anstrengend, gerade psychisch - jedoch unter ständiger Überwachung von Psychologen), den "Riot Control"-Szenarien (auch hier hält man die Auszubildenden massiv unter psychischem und körperlichem Druck während der Ausbildung) oder auch den Gefechtsszenarien. Hier komt eine Vielzahl an Eindrücken in kurzer Zeit und geballt auf den Soldaten zu. Man könnte von einer Art "Reizüberflutung" reden - welche natürlich zu einer gewissen Erschöpfung und Unaufmerksamkeit führen kann. Alleine deshalb sehe ich es als kontraproduktiv die Ausbildungsdauer immer weiter zu kürzen.

                          Im "scharfen" Einsatz an sich muss nicht jede dieser Situationen vorkommen, manchem Soldaten geschieht während eines Einsatzes nicht einmal etwas, was auch nur entfernt an die Ausbildung erinnert. Dafür gibt es eben hier keine Grenzen. Während in der Vorausbildung Kamerad X mit Schminke und Kunstblut vorbereitet wird als Minenopfer oder Verwundeter, so ist es im Einsatz eben kein Kunstblut mehr, und der Kamerad verstirbt vielleicht in deinen Armen oder beim Versuch ihn am Leben zu erhalten. Auch kann kein Übungsszenario den Geruch der Realität wiedergeben... - es fehlt also komplett an einem Sinneseindruck in der Ausbildung. Und dieser ist auch icht nachstellbar...
                          Gregory DeLouise
                          kommandierender Offizier der USS HORUS, NCC-90810
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