Zitat von pollux83
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Natürlich war Assad ein Diktator. Er war 2000, als sein Vater verstarb, die große Hoffnung, weil er große Reformen versprach. Sein Blick richtete sich immer gen Westen. Assad hat von 1994-2000 als Augenarzt in London gearbeitet. Politik war anscheinend nie seine Priorität, weil sein plötzlich verstorbener Bruder übernehmen sollte. Von der großen Hoffnung ist am Ende nicht viel geblieben, weil man es ihm auch schwer gemacht hat. Obwohl Syrien den Amerikanern nach 9/11 sofort seine Unterstützung im Kampf gegen al-Kaida angeboten hat, wurde in Washington beschlossen, Assad zu stürzen. Welches Interesse konnten die Amerikaner selbst daran haben? Mir fällt nichts ein. Dieses Interesse konnte nur ein Land in der Nachbarschaft. Alle Regime Change-Kriege im Nahen Osten haben mit diesem Land zu tun. Allein die Beschaffenheit von Ländern wie Syrien macht ihre Destabilisierung möglich. Syrien ist, wie die meisten Staaten des Nahen Ostens, eine Schöpfung der Briten und Franzosen. Sie haben miteinander inkompatible Stämme, Ethnien und Sekten in einen Topf geworfen, weil sich ein solches Land von außen viel leichter kontrollieren lässt. Im Inneren selbst ist ein solches Land allerdings fast unregierbar. Nur ein "wohlmeinender Diktator" konnte dort für relativen Frieden und Ordnung sorgen. Sobald diese eiserne Hand nachlässt, gehen sich alle gegenseitig an die Gurgel, wie man jetzt beobachten kann und dasselbe auch im Irak beobachten konnte. In unseren Medien, und von unseren Regierungen, wird eine Schar dschihadistischer Terrorbanden, bestehend aus Anhängern der al-Kaida und des IS, in demokratische Reformer uminterpretiert. Soviel zur wertegeleiteten Außenpolitik des Westens. Als dann Israel und die Türkei wie Aasgeier über Syrien hergefallen sind und die Israelis innerhalb von 48 Stunden hunderte von Angriffen geflogen sind, hat man darüber entweder geschwiegen oder es als etwas völlig normales dargestellt.
Syrien ist als Staat gestorben. Die Syrer, die den Kollaps ihrer Heimat bejubelt haben, haben der welt gezeigt, dass sie keine Nation sind oder jemals waren. Sie sind eine sektiererische Stammesgesellschaft. Da der böse Diktator jetzt nun weg ist, können die in Deutschland und Österreich lebenden Jubelsyrer endlich in ihre Heimat zurückkehren. Es ist eine Sache, gegen ein unterdrückerisches Regime zu kämpfen, eine andere, sich zum nützlichen Idioten ausländischer Kräfte zu machen und sein Land in einen sektiererischen Bürgerkrieg zu stürzen. Auch in Gaza scheint man den Sturz Assads willkommen zu heißen, obwohl gerade Assad einen enormen Beitrag für den Kampf der Palästinenser geleistet hat. Ohne die Unterstützung Syriens wird es niemals ein Palästina geben. Die Hamas hat ihr wahres Gesicht gezeigt, indem ihr die Ziele der sogenannten Muslimbrüder, mit dem neoosmanisch agierenden Erdogan als aktuell mächtigsten Vertreter, wichtiger als die Befreiuung Palästinas ist. Besatzung ist offensichtlich relativ. Wäre Gaza von den Neo-Osmanen besetzt, würde das die sunnitischen Islamisten der Hamas plötzlich nicht mehr als Besatzung ansehen.
Die meisten Menschen im Westen wissen leider nicht, wie diese Leute dort ticken. Wir projizieren unsere Vorstellungen von Gesellschaft, Nation und Solidarität auf eine Welt, die auf völlig anderen Prinzipien aufgebaut ist. Dort befindet man sich kulturell immer noch im Mittelalter und jede Einmischung von Außen hat die Situation nur verschlimmert. Der arabische Nationalismus war ein Modernisierungsprojekt (Assad war ein Vertreter dieser Strömung), der kläglich gescheitert ist, auch weil der Westen islamistische Terrorgruppen und Aufständische gefördert, in einer endlosen Kombinationen mit Sanktionen und sonstigen Destabilisierungsmethoden. Es kann ja nicht sein, dass man diese fanatischen Halsabschneider einem säkularen Diktator vorzieht. Eine an Demokratie und Menschenrechten orientierte Außenpolitik würde mit dem kleinsten Übel beginnen, um auf etwas Besseres hinarbeiten zu können. So funktionieren eine langfristig angelegte Strategie und Diplomatie. Stattdessen werden Monster herangezüchtet, die uns schließlich selbst heimsuchen werden. Hauptsache Israels Hegemoniebestrebungen werden unterstützt oder der Bau einer aus Katar verlaufenden Pipeline. Hinter allem steckt natürlich immer das große Geld. Follow the money. Dieses Denken ist sehr kurzfristig und führt nur von Krise zur Krise, bis es letztendlich zum großen Knall kommt.
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