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    Finanzkrise 2011

    Wir haben gerade eine sehr turbulente Woche hinter uns. Der DAX verlor an der Börse bis zu 10% an Wert, der Dow Jones hat ein Jahrestief erreicht und zahlreiche Anleger flüchten aus dem Yen. Die USA wurde so eben das erste mal in ihrer Geschichte von einer der 3 großen Ratingagenturen mit AA+ eingestuft. Dies 2 Wochen nach dem Euroschuldengipfel und wenige Tage, nachdem sich die USA auf eine Erhöhung des Schuldenlimits geeinigt hatte.

    Die Politik reagiert nervös, und vermittelt nicht den Eindruck, als hätte sie das Geschehen noch unter Kontrolle. Die EZB greift aus lauter Verzweiflung wieder zu der unsauberen Methode, Staatsanleihen von Schuldenstaaten aufzukaufen. Berlusconi hat mit Absprache von Merkel und Sarkozy den Eurogipfel im September vorgeschoben.

    Ökonomen zeichnen ebenfalls ein düsteres Bild. Viele Anzeichen stehen auf Vorkrisenniveau, und mit einer Insolvenz von Italien, immerhin die 3. größte Volkswirtschaft der Eurozone, wird auch mit 99%iger Wahrscheinlichkeit gerechnet.

    Ich frage mich also: stehen wir abermals vor dem Beginn einer neuen Finanzkrise, und wenn ja, wie wird sich diese abspielen, nachdem der Schuldenstand der EU seit 2007 um 50% zugenommen hat, und kein Spielraum mehr für neue Billionenpakete wie anno 2007 ist?
    Zuletzt geändert von Cotillion; 08.08.2011, 13:30.
    Die Herrschaftsverhältnisse ändern sich nie, lediglich die Methoden der Unterdrückung werden subtiler.

    #2
    Also ich glaube, dass das Gesamtausmaß des einfachen Threadtitels für uns alle noch nicht fassbar ist. Momentan haben und diskutieren wir nur Details in 2, 3 anderen Threads hier, aber ich denke, dass bald Leben hier rein kommt.
    Ich habe gerade nur die "Überblicksnachrichten" beim ORF gerade gesehen und ich muss sagen, dass ich mir schon irgendwie Sorgen mache. Dass in Israel "Sozialproteste" stattfinden, es in London rumort (und in Griechenland sowieso ein Dauerzustand ist) usw ist ein Indiz, dass das was mE vor 30 Jahren angefangen hat in eine ungewisse und eher nicht lustige Zukunft führen wird. Und weil ich es nicht ganz lassen kann auch hier das einzubringen: Was auch immer der ehemalige Ostblock damals auch war, rein von der Propaganda, welche seit 1917 geführt wurde, würde sie verkünden, dass das kapitalistische System an den Widersprüchen kriselt und dem Untergang geweiht ist. Halt nur später als sie selbst.
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      #3
      Ich würde die aktuelle Situation nicht allzu sehr überbewerten.
      Zum einen kennen wir die Tendenzen unserer Medien alles hochzuspielen und aufzublasen was los ist. Reißerei bringt nunmal die Auflage, nicht die Langeweile. Zudem gab es solche Zustände früher auch schon, nur dass man durch die globale Vernetzung heutzutage davon wesentlich mehr davon mitkriegt als früher. Heute zückt jeder halt sein Handy und nimmt den Spaß auf und stellts online wo es jeder sehen kann. Früher kam sowas halt selten über die Ländergrenzen hinaus raus.
      Ihr müsst uns nicht fürchten, es sei denn, Eure Herzen sind nicht rein. Ihr seid Abschaum, der Jagd auf Unschuldige macht.
      Ich verspreche Euch, Ihr könnt euch nicht ewig vor der leeren Dunkelheit verstecken.
      Denn wir werden Euch zur Strecke bringen, wie die räudigen Tiere die Ihr seid.
      und Euch in die tiefsten Abgründe der Hölle verbannen

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        #4
        Jo mei. Bei mir ists gerade umgekehrt, ich tendiere dasselbe zu sagen/schreiben wie du, aber dieses Mal mache ich mir sehr wohl Gedanken. Und bin sogar der Meinung, dass die Medien nur gezielte Nachrichten senden... Was letztendlich bedeutet, dass das wahre Ausmaß gar nicht abzusehen ist.
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          #5
          Ich frage mich also: stehen wir abermals vor dem Beginn einer neuen Finanzkrise, und wenn ja, wie wird sich diese abspielen, nachdem der Schuldenstand der EU seit 2007 um 50% zugenommen hat, und kein Spielraum mehr für neue Billionenpakete wie anno 2007 ist?
          In Expertenkreisen ist die alte Finanzkrise niemals zu Ende gegangen, und global gesehen stimmt dies sicherlich auch. Wir haben die Krise in Deutschland lediglich glimpflicher überstanden als viele andere Nationen und konnten relativ schnell wieder wachsen. Ob dies nun anders wird? Ob Deutschland noch einmal relativ glimpflich davon kommen oder dieses Mal bis in Mark getroffen wird? Droht die Rezession? Laut der FAZ nicht:

          Zitat von FAZ
          Doch in dem Satz steckt schon die gute Nachricht inmitten der schlechten: Zwar erwarten viele Experten, dass Deutschland nicht so weiterwächst wie in den vergangenen Quartalen. Dass es aber in einer Rezession versinkt, diese Gefahr sieht kaum einer – dafür ist die Schuldenkrise in Deutschland zu klein. „Die Wirtschaft in Deutschland wird nicht schrumpfen“, sagt der Wirtschaftsweise Lars Feld. „Ich gehe davon aus, dass sich die Konjunktur normalisiert, die deutsche Wirtschaft also zu moderaten Wachstumsraten zurückgeht.“
          Ob das so stimmt und was das Alles eigentlich konkret bedeutet, dass muss ich auch erst einmal heraus finden und verstehen. Bis dahin hoffe ich, dass wir nicht in Weltuntergangsstimmung verfallen und nicht das Ende aller Tage herbei prophezeien werden.

          Ich würde die aktuelle Situation nicht allzu sehr überbewerten.
          Zum einen kennen wir die Tendenzen unserer Medien alles hochzuspielen und aufzublasen was los ist.
          Das ist wohl wahr. Vor einigen Tagen titelten Stern, Spiegel & Co. aufgeregt von guten Jobdaten, für einen Moment war die Welt rosarot, einen Tag später ist wieder alles am Ende. Die Wahrheit liegt wohl wie immer irgendwo in der Mitte. Die Lage ist ernst, sehr ernst, aber wir müssen noch nicht darüber nachdenken, wie wir wohl nach dem Kapitalismus leben werden.

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            #6
            Zustimmen würde ich, wenn man endlich dazu übergehen würde die Binnenwirtschaft auf stärkere Füße zu stellen und die "Wirtschaft" (eigentlich sollte hier das Wort Politik stehen, aber für mich sind Wirtschaft und Politik mittlerweile ein mehr oder weniger untrennbarer Filz geworden) nicht alles versuchen würde alles in den Export zu stecken und der Binnenwirtschaft das Wasser abzugraben indem Löhne gesenkt und alles möglich gekürzt und abgebaut wird.
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              #7
              Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
              Ökonomen zeichnen ebenfalls ein düsteres Bild. Viele Anzeichen stehen auf Vorkrisenniveau, und mit einer Insolvenz von Italien, immerhin die 3. größte Volkswirtschaft der Eurozone, wird auch mit 99%iger Wahrscheinlichkeit gerechnet.
              Von wem kommt bitte diese Wahrscheinlichkeit?
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              ~ Hélder Câmara

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                #8
                Also ein etwas mulmiges Gefühl vor dem was morgen Montag den 8.7.2011 an den Börsen abgeht hab ich schon................. ein Crash wie Ende 2008 wär für mich nicht lustig

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                  #9
                  Also ich mache das nicht so an gewissen Terminen fest, sondern der Tendenz.
                  Und die Krise 2008 haben "wir" doch so gut wie gar nicht mitbekommen (zumindest in Österreich und mit "wir" meine ich jetzt privat/subjektiv in Freundes- und Bekanntenkreis; denn zu lesen war überall von "der Krise", aber wir kannten niemanden den das so wirklich getroffen hat). Aber da die Chance nach der "Krise" etwas zu ändern nicht ergriffen wurde, wurde das tatsächliche Problem der Krise nur überspielt bzw. untertaucht und deswegen glaube ich jetzt schon, dass es nun schon zu einem Druckabfluss kommen kann.
                  Die Grenzenlose Freiheit Einzelner Bedeutet Stets Die Begrenzung Der Freiheit Vieler!
                  Willkommen in der DDR - Demokratischen Diktatur der Reichen

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                    #10
                    Zitat von Kid Beitrag anzeigen
                    Von wem kommt bitte diese Wahrscheinlichkeit?
                    Zahlungsunfähigkeit Italiens wahrscheinlich

                    Dort steht, dass Italien nur dann nicht zahlungsunfähig wird, wenn die Wirtschaft stark wächst, was man aber so gut wie ausschließen kann, wenn man sich die vergangenen Quartale ansieht.
                    Die Herrschaftsverhältnisse ändern sich nie, lediglich die Methoden der Unterdrückung werden subtiler.

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                      #11
                      Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
                      Zahlungsunfähigkeit Italiens wahrscheinlich

                      Dort steht, dass Italien nur dann nicht zahlungsunfähig wird, wenn die Wirtschaft stark wächst, was man aber so gut wie ausschließen kann, wenn man sich die vergangenen Quartale ansieht.
                      Japan ist bei 200% Staatsverschuldung und nicht pleite, wieso sollte es Italien werden wenn sie bis 2017 bei 150% angekommen sind?

                      Italien hat auch schon ein Sparpaket beschlossen, weitere könnten ja noch folgen wenn sich die Lage nicht bessert.
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                        #12
                        Zitat von Kid Beitrag anzeigen
                        Japan ist bei 200% Staatsverschuldung und nicht pleite, wieso sollte es Italien werden wenn sie bis 2017 bei 150% angekommen sind?

                        Italien hat auch schon ein Sparpaket beschlossen, weitere könnten ja noch folgen wenn sich die Lage nicht bessert.
                        Nach dieser Logik dürfte Griechenland das wie noch kein 2. Land auf dieser Welt innerhalb kürzester Zeit Milliarden eingespart hat und eine Verschuldung von "lediglich" 140% des BIPs auch net pleite gehen.

                        Aber sei es drum: hier 2 Unterschiede zwischen Japan und Italien:

                        1.: die Sparquote der privaten Haushalte in Japan ist nach wie vor sehr hoch, auch wenn die Tendenz negativ ist. Sprich, die Banken dort haben nachwievor genügend Geld zur Verfügung, dass sie zu adequaten Zinsen der Privatwirtschaft zur Verfügung stellen können, da die Japaner selbst anscheinend noch genügend Vertrauen in ihre Währung haben.

                        2.: Deswegen war es in Japan auch möglich ein Kreditsystem aufzubauen, welches nicht von fremden/ausländischen Investoren abhängig ist. Soll heißen: der größte Gläubiger von Japan ist Japan bzw die japanischen Banken/Haushalte.

                        Darum war es dort lange Zeit möglich, die Schulden massivst auszubauen, ohne dass es zu einem Vertrauensverlust bzw große Risikoaufschläge kam. Aber auch dort brennt der Hut, der Spielraum war/ist lediglich größer als in anderen Ländern dieser Welt.
                        Die Herrschaftsverhältnisse ändern sich nie, lediglich die Methoden der Unterdrückung werden subtiler.

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                          #13
                          Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
                          Ich frage mich also: stehen wir abermals vor dem Beginn einer neuen Finanzkrise, und wenn ja, wie wird sich diese abspielen, nachdem der Schuldenstand der EU seit 2007 um 50% zugenommen hat, und kein Spielraum mehr für neue Billionenpakete wie anno 2007 ist?
                          Wir stehen nicht vor dem Beginn einer neuen Krise. Das ist immer noch die alte. Es zeigt sich eben, dass das Herumdoktern an Symptomen und das Abbrennen von Strohfeuern nicht reicht, um eine Krise zu überwinden.

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                            #14
                            Zitat von Pyromancer Beitrag anzeigen
                            Wir stehen nicht vor dem Beginn einer neuen Krise. Das ist immer noch die alte. Es zeigt sich eben, dass das Herumdoktern an Symptomen und das Abbrennen von Strohfeuern nicht reicht, um eine Krise zu überwinden.
                            Wir befinden uns noch in der alten Finanzkrise, das ist wahr. Trotzdem war die Tendenz bis vergangene Woche positiv, und bis auf vereinzelte Krisenländer hielt man einen Rückfall in die Rezession für unrealistisch. Was ich meinte war, ob wir uns kurz vor einer Situation wie der um 2007 befinden, indem es tatsächlich wieder einen massiven Vertrauensverlust in den Finanzmärkten gibt, der dazu führt, dass die Wirtschaft stagniert oder schrumpft und unsere Regierungen gezwungen sind, wie eben die deutsche bzw die österreichische anno 2007 sich massivst neu zu verschulden um die Konjunktur anzukurbeln.

                            Edit: was mich noch interessieren würde: du schreibst "an den Symptomen rumdoktern" womit ich dir recht gebe. Ich frage mich: hättest du nach dem Beginn der Finanzkrise das Sagen gehabt, wie wärst du vorgegangen?
                            Die Herrschaftsverhältnisse ändern sich nie, lediglich die Methoden der Unterdrückung werden subtiler.

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                              #15
                              Zitat von Cotillion Beitrag anzeigen
                              Nach dieser Logik dürfte Griechenland das wie noch kein 2. Land auf dieser Welt innerhalb kürzester Zeit Milliarden eingespart hat und eine Verschuldung von "lediglich" 140% des BIPs auch net pleite gehen.

                              Aber sei es drum: hier 2 Unterschiede zwischen Japan und Italien:

                              1.: die Sparquote der privaten Haushalte in Japan ist nach wie vor sehr hoch, auch wenn die Tendenz negativ ist. Sprich, die Banken dort haben nachwievor genügend Geld zur Verfügung, dass sie zu adequaten Zinsen der Privatwirtschaft zur Verfügung stellen können, da die Japaner selbst anscheinend noch genügend Vertrauen in ihre Währung haben.

                              2.: Deswegen war es in Japan auch möglich ein Kreditsystem aufzubauen, welches nicht von fremden/ausländischen Investoren abhängig ist. Soll heißen: der größte Gläubiger von Japan ist Japan bzw die japanischen Banken/Haushalte.

                              Darum war es dort lange Zeit möglich, die Schulden massivst auszubauen, ohne dass es zu einem Vertrauensverlust bzw große Risikoaufschläge kam. Aber auch dort brennt der Hut, der Spielraum war/ist lediglich größer als in anderen Ländern dieser Welt.
                              Italien ist nicht Griechenland. Auch Italien hat eine positive Sparquote und auch in Italien ist der Hauptschuldner italienische Anleger.

                              Italien hat im Gegensatz zu Griechenland auch eine breit aufgestellte Wirtschaft iklusive Industrie.

                              Wenn man mit 120% Staatsverschuldung bereits pleite ist, dann wären man über 200% egal bei welchem Background ebenfalls pleite.
                              Es geht um das Vertrauen, und ich sehe nicht was Italien getan haben soll, nicht so vertrauenswürdig zu sein wie andere Länder. Von ein paar Berlusconi-Aussagen mal abgesehen.
                              Im Gegenteil, sie beschließen Sparpakete um ihre Glaubwürdigkeit zu stärken.
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