Stuttgart 21 - Wie sich Politik selbst demontiert -
SciFi-Forum
If this is your first visit, be sure to
check out the FAQ by clicking the
link above. You may have to register
before you can post: click the register link above to proceed. To start viewing messages,
select the forum that you want to visit from the selection below.
6,8 Milliarden : 2,4 Milliarden macht nach meiner Rechnung 2,83.
VOR Baubeginn, wohlgemerkt.
Ach so, ich war jetzt gerade auf 2,8 zu 5,8 Milliarden. Na ja, verglichen mit den ~650% Mehrkosten bei der Elbphiharmonie ist das immer noch fast mickrig. ;-P
Ach so, ich war jetzt gerade auf 2,8 zu 5,8 Milliarden. Na ja, verglichen mit den ~650% Mehrkosten bei der Elbphiharmonie ist das immer noch fast mickrig. ;-P
Ja, es sind immer Steigerungen möglich. Kürzlich habe ich mal recherchiert, was der Teil-Rückbau des Forschungsreaktors Jülich bisher so gekostet hat. Veranschlagt waren 20 Millionen, lt. Bundesregierung sind es jetzt mindestens 600 Millionen. Steigerung auf 3.000 Prozent.
. EDIT (autom. Beitragszusammenführung) : Chloe schrieb nach 31 Minuten und 35 Sekunden:
Die Lenkungskreissitzung am 21.1. wurde abgesagt. Die Bahn sieht sich außerstande, bis zu diesem Termin die geforderten Zahlen zur Kostenexplosion und Risiken zu liefern. Dies, obwohl schon am 12.12. die Meldungen über die Kostensteigerungen in die Presse kamen. Die Aufsichtsratsitzung der DB wurde, wie man hört, ebenfalls verschoben. Am 16.1. beschäftigt sich der Bundestag mit dem Projekt. Am 15.1. muss die Bahn zum Rapport in den Stuttgarter Gemeinderat. Thema: Zugentgleisungen und Statik des Bahnsteigdachs.
Bisher keine Zahlen von PWC, heißt es, eine Entscheidung des Aufsichtsrats frühestens im Februar zu erwarten. Man fragt sich, wie die DB dann zu ihren Zahlen kommt. Anscheinend wird beim "bestgerechneten Projekt" immer noch ziemlich freihändig mit Zahlen jongliert.
Hinter den Kulissen macht die Bundesregierung weiter Druck, dass der größte deutsche Staatskonzern, in dessen Kontrollgremium drei Regierungsvertreter sitzen, das teure Prestigevorhaben weiter verfolgt. Zu unangenehm wäre es für Kanzlerin Angela Merkel, wenn das Projekt, für das sie sich mehrfach auch persönlich stark gemacht hat, gerade jetzt abgeblasen würde – und ausgerechnet die grünen Gegner erneut triumphieren könnte.
So, wir verbrennen also weiterhin Milliarden, weil es der Frau Kanzlerin "unangenehm" ist, einen Fehler zuzugeben. Langsam kommt man sich vor wie unter der Herrschaft antiker Kaiser, Könige und Pharaonen. Turmbau zu Babel und sowas.
Ich wäre vorsichtig an Merkels Stelle. Das Projekt hat schon Mappus und Turner das Amt gekostet.
Als ob es für Merkel jemals ein Problem gewesen wäre eine Position mir nichts, dir nichts über Bord zu werfen, wenn das wahltaktisch gerade geboten ist.
Richtig schöne Schlagzeilen heute wieder. Laut Hofreiter gibt es interne Neuberechnungen der DB zur Kostenexplosion, die unter Verschluss gehalten werden.
Nach internen Hochrechnungen diverser Experten der Deutschen Bahn AG (DB) werde Stuttgart 21 noch teurer als bisher bekannt. Das sagte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Deutschen Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), der Stuttgarter Zeitung. „Fachleute des Staatskonzerns gehen inzwischen von Gesamtkosten von rund 11 Milliarden und einer Fertigstellung nicht vor 2025 aus“
... Die DB wies die Behauptung zurück.
Um Dieter Hildebrandt zu zitieren: "Das ist mehrfach dementiert, also ist es wahr". Es wäre schön, wenn der Stern seinen Maulwurf reaktivieren könnte und an die Unterlagen käme.
Weiter aus dem Artikel: Es gäbe Kostensteigerungen wegen Problemen bei den Tunnelbauten, der Entrauchung und der Evakuierung (kommt alles völlig überraschend). Entscheidung des Aufsichtsrats könne noch Monate dauern. Es bestünden ernsthafte Bedenken.
"Wir haben bis zum heutigen Tag als Projektpartner – außer einigen Powerpointpräsentationen – noch keine Informationen über die neue Kostensituation bei Stuttgart 21 bekommen. Wir wissen nicht mehr als das, was in der Zeitung steht. Ich frage mich ernsthaft, wie man im Dezember den Aufsichtsrat über Mehrkosten von 1,1 Milliarden Euro und weitere Projektrisiken in Höhe von 1,2 Milliarden Euro informieren kann, aber nach vier Wochen noch nicht in der Lage ist, aussagekräftige Unterlagen zur Verfügung zu stellen ... Ich möchte nicht, dass die Landesregierung in ein paar Jahren vor dem gleichen Desaster wie jetzt der Aufsichtsrat des Berliner Flughafens steht und uns vorgeworfen wird, dass wir nicht besser nachgefragt und realistische Zeitpläne und Kostenkalkulationen verlangt haben."
Vielleicht - siehe oben - steht ja in den Unterlagen was anderes drin, als öffentlich kommuniziert.
Und weitere Baumfällarbeiten sind bis auf Herbst verschoben, laut PM der DB. Angeblich, weil man mit Naturschützern über Juchtenkäferlarven diskutieren will (der Karneval ist schon voll im Gange, wie man sieht). Plausibler scheint mir, sie erwarten, dass sich bis dahin das Projekt erledigt hat.
Immerhin erklärt sich langsam, wo die 20.000 Arbeitsplätze herkommen sollen. Taxifahrer, Schneeräumdienst auf ungeschützten Bahnsteigen, Folienkleber, Bahnhofsdachflicker und -stabilisierer...
Die Bahn und Herr Schmiedel dementieren jetzt heftigst. Bisher hat sich praktisch alles, was derart heftig dementiert wurde, im Nachhinein als richtig erwiesen. Was den Schmiedel treibt, möchte ich langsam wirklich mal wissen.
Die Kommentare unter dem 11 Milliarden-Artikel sind zum Schießen.
Interessanter Fakt:
Mit 11 Mia. Euro ist das Projekt inzwischen teurer als der Gotthard Basistunnel mit 11.8 Mia. Schweizer Franken.
Wie kommt dieser Betrag zusammen?
Zu Beginn hiess es etwas von 2.6 Mia. Bei öffentlichen Projekten rechne ich als erfahrener Stimmbürger immer etwa 30% Kostenüberschreitung mit ein, aber eine Kostenüberschreitung um mehr als den Faktor 4??
Understanding the scope of the problem is the first step on the path to true panic.
Interessanter Fakt:
Mit 11 Mia. Euro ist das Projekt inzwischen teurer als der Gotthard Basistunnel mit 11.8 Mia. Schweizer Franken.
Wie kommt dieser Betrag zusammen?
Ca. 60 km Tunnelstrecke teils in schwierigstem Gestein (Gipskeuper, Dolinen, wasserführende Bodenschichten...), plus Bau von vier neuen unterirdischen Bahnhöfen bzw. S-Bahn-Haltestellen, der Hauptbahnhof und der geplante Ringtunnel im Bereich des größten Mineralwasseraufkommens Westeuropas. Das Grundwasser macht bei Bauprojekten unten im Kessel immer Probleme.
Zu Beginn hiess es etwas von 2.6 Mia. Bei öffentlichen Projekten rechne ich als erfahrener Stimmbürger immer etwa 30% Kostenüberschreitung mit ein, aber eine Kostenüberschreitung um mehr als den Faktor 4??
Einer der Kommentatoren unter dem 11 Mrd Artikel behauptet, er sei 25 Jahre an Bauprojekten der DB beteiligt gewesen und hält die 11 Mrd für völlig unrealistisch. 20 Mrd seien realistischer (cato, 11:52 Uhr). Das McKinsey-Gutachten besagte, die Kostenrisiken insbesondere für den Fildertunnel seien unkalkulierbar, selbst Schweizer Tunnelexperten wollten keine Prognose abgeben.
So langsam bekomme ich das Gefühl, die Bauunterlagen von Berlin, Stuttgart und München wurden mal zusammengetragen und dann wie in der Eulenspiegel-Geschichte mit den Schuhen vermischt und gingen dann an die falschen Bauunternehmen zurück ohne dass es gemerkt wurde.
Nicht nur Stuttgart 21 wird teurer, sondern auch die Neubaustrecke (NBS) Wendlingen–Ulm. Die Trasse über die Schwäbische Alb wird nach Informationen der Stuttgarter Zeitung mittlerweile von der Deutschen Bahn (DB) auf fast 3,3 Milliarden Euro veranschlagt. Das sind 369 Millionen Euro mehr als bisher geplant. Die Finanzierung dieser Mehrkosten ist unklar.
Offenbar hat die DB die Inflationsrate nicht berücksichtigt. Wenn irgendein normalsterblicher Planer so kalkulieren würde... Die NBS war nach meinem Kenntnisstand schon ohne weitere Mehrkosten nicht durchfinanziert.
Neben dem Zeitplan ist auch die Wirtschaftlichkeit umstritten. Der Nutzen-Kosten-Faktor lag schon bisher nur marginal über dem Mindestwert von 1,0. Um ihn überhaupt zu erreichen, hat die Bahn Fahrten „leichter Güterzüge“ unterstellt, die es nicht gibt. Und es gibt dafür auch keine Nachfrage. Für normale Güterzüge ist die Strecke zu steil.
Man erinnert sich an die Debatte um die "Phantomgüterzüge".
Für alle, die sich fragen, woher's kommt:
Als Bauherr kann der Konzern pauschal 18 Prozent als Planungskosten geltend machen. Er profitiert somit auch von Kostensteigerungen.
Die Bundesregierung geht auf Distanz zum Milliardenprojekt Stuttgart 21. Mit 34 hart formulierten Fragen fordert sie von der Deutschen Bahn (DB) Aufklärung über die jüngste Kostenexplosion. "Seit wann ist dem Vorstand bekannt, dass es zu deutlichen Kostensteigerungen kommt?"... Selbst ein Abbruch der Bauarbeiten ist aus Sicht der Staatssekretäre denkbar. Sie fordern die Bahn-Manager ausdrücklich zum Umdenken auf: "Hat die DB Alternativszenarien geprüft? Welche? Mit welchen Ergebnissen?", heißt es besorgt in ihrem Fragenkatalog. Schreckensszenarien der Bahn, wonach ein Projektende teurer als der Weiterbau wäre, wollen die Kontrolleure ebenfalls nicht länger unkritisch hinnehmen: "Wurden angenommene ,Ausstiegskosten' … extern überprüft?"
Aus der Langfassung (erscheint im morgigen Spiegel):
„Warum will die DB AG zusätzliche Eigenmittel in das Projekt investieren?“, wollen die Staatssekretäre wissen. „Aus welchen Gründen akzeptiert die DB AG, dass die anderen Projektpartner nicht in die Finanzierung der Mehrkosten einsteigen? Wie ist das mit der Sorgfaltspflicht des Vorstands vereinbar?“... Distanziert erkunden sie, welche Kosten sich „im Weiterführungsfall“ ergäben: „Ist die Gesamtfinanzierung gesichert?“
Tja, Fragen über Fragen... 135 Fragen haben die Aufsichtsräte insgesamt an die DB gestellt. Man darf gespannt sein, wie die Antworten ausfallen (sofern man die erfährt). Schweigen oder vorsätzliche Falschinformation des Aufsichtsrats würde bedeuten, dass der Bahnvorstand persönlich haftbar ist.
Kommentar